“Er bezahlt wieviel?“
Elfleda stand nur mit offenem Mund zwischen ihren Cousinen, die ihr grade brühwarm die neuesten Informationen zukommen ließen. Das konnte nicht stimmen, was Elke da gerade erzählt hatte. Für den Preis, den Lando für sie geboten hatte, hätte er das halbe Dorf kaufen können, wenn nicht das ganze. Allein die zwei Barren Eisen hatten in etwa den Wert eines kompletten Hofes, und obendrauf gab er auch noch vier Pferde, dazu noch jede Menge Keramik, sogar Glaswaren, Stoff und angeblich sogar einen Silberkelch. Das war ein Schatz! Für sie! Sie wäre damit die Frau, für die der höchste Muntschatz seit Jahren ausgehandelt wurde. Achwas, Jahre, Generationen! Wie konnte ihr Vater Lando nur so hochtreiben?
“Das passt gar nicht zu Vater, dass er so verhandelt. Sonst lässt er lieber Rodewini selber verhandeln.“ Ob es ihm nicht recht war, dass sie heiratete, und er deshalb den Preis so hoch getrieben hatte?
“Oh, hat er wohl auch gar nicht, aber Lando hat das wohl von sich aus gleich geboten. Smilla war vorhin total durch den Wind und hat es erzählt. Na, Elfi, was sagst du?“
Elfleda war erstmal ziemlich perplex. Entweder war ihr zu werdender Ehemann wirklich verdammt reich, oder er war ein Schwachkopf, der sein Vermögen verschwendete. Sie wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte, also schüttelte sie nur verwirrt den Kopf.
“Aber jetzt müssen wir dich erstmal herrichten für die Verlobung! Der soll ja sehen, was er an dir hat, da kannst du nicht in diesen Sachen hingehen.“
“Och neeeeein, bitte. Ich mag meine Sachen. Ich will mich nicht ausstaffieren und aufplustern wie ein Spatz im Winter.“
Aber ihre Cousinen kannten keine Gnade. Also wurde sie umgezogen, aus ihren zwar durchaus für Stammesverhältnisse gehobenen Kleidungsstücken in die richtigen Vorzeigekleider. Sie trug ein langes, fast weißes Kleid mit umgenähtem, verzierten Saum, das an den Schultern von zwei schönen Goldfibeln zusammengehalten wurde. Das Kleid fiel bis fast auf den Boden, nur die Spitzen ihrer Schuhe schauten heraus. Darüber kam der Mantel aus rotem Pelz, Fuchs am Rücken, aber an den Schultern Eichhörnchen. Es war ein teurer Übermantel, weil er aus mehreren Teilen vernäht war, ohne dass man es aber so direkt sah. Er war schwerer als ihr vorheriger Wollmantel, aber auch wärmer. Darüber hinaus bestanden ihre Cousinen auf schmuck, auch wenn Elfleda sich damit fast schon unwohl fühlte. Sie wollte sich nicht so ausstaffieren, trug sie so ja schon ihre halbe Aussteuer mit sich herum. Aber Elke und vor allem Emma hatten kein Erbarmen, und so trug sie den silbernen Halsreif, der rote Pelz wurde von der silbernen Fibel gehalten, und auch an den Armen trug sie je einen schmalen Reif. Elfleda war das fast ein wenig viel, aber ihre Cousinen meinten, es sehe großartig aus, wie es sich einer Edlen aus der Sippe des Rodewini eben geziemt.
Nachdem sie also hergerichtet war, was bestimmt einige Zeit gedauert hatte, und auch ihre Cousinen sich ein bisschen in Schale geworfen hatten, gingen sie wieder nach draußen zu dem großen Platz. Elfleda schaute, ob sie Lando irgendwo sehen konnte. Sie hätte wirklich gerne noch ein wenig mit ihm gesprochen, ihn noch ein wenig zu seiner Familie gefragt. Er hatte gemeint, seine Sippe umfasse nicht einmal zwanzig Leute. Hatte er denn dann Geschwister? Tanten, Onkel? Würden sie sich freuen, wenn er heiratete? Wussten sie bereits davon? Elfleda hätte sich gerne ein wenig vorbereitet, immerhin wäre sie bald Teil dieser kleinen Sippe, wenn ihre Munt von ihrem Vater auf Lando überging.
Aber sie konnte ihn nirgends sehen, nur ihren Onkel Rodewini und ihren Vater. Also gesellte sie sich zu den beiden Männern, die sie strahlend begrüßten. Auch wenn ihr Vater ein wenig aussah, als würde er gleich in eine Schlacht ziehen, denn sein Gesicht hatte so einen angespannten Zug um die Augen. Es war nur ein Hauch, aber sie kannte ihn ja schon ihr Leben lang und wusste es, wenn ihm etwas zu schaffen machte. Aber sie sprach ihn nicht darauf an, denn auch da kannte sie ihren Vater gut genug. Er würde ihr doch nichts sagen, ein Mann jammerte auch nicht.
“Wo ist denn der Gode? Und die Amisvarier?“ Elfleda wollte, dass dies bald offiziell war. Am liebsten hätte sie gleich geheiratet, wenn die Tradition nicht ein wenig Wartezeit eingerichtet hätte.