Verdammt, ihr Kopf erweckte langsam den Eindruck, als würde er unter einem massiven Felsbrocken zusammengepresst. Unwillkürlich festigte sich ihr Griff um die eigenen Oberarme, damit sie nur nicht in Versuchung geführt wurde, sich über die Stirn oder den Hinterkopf zu streichen oder sonstwie ihre Problematik öffentlich zu machen. Andererseits mussten ihre Haare, ehemals in einer schlichten, aber nett gestalteten Frisur arrangiert, mittlerweile aussehen, als hätte man den Boden mit ihnen ausgekehrt, insofern hätte es ihr als Frau durchaus zugestanden, an ihrem Haupte zu zupfen und zu ordnen. Aber aus würdetechnischen Gründen wollte sie gerade nicht noch explizit auf ihr Geschlecht hinweisen. Abgesehen vielleicht von der Notwendigkeit, ihren Peplos ein wenig mehr in die Ausgangslage zurückzubringen und eine der Fibeln neu zu befestigen. Egal, auch das hatte Zeit. Schließlich war sie noch weit davon entfernt, halb nackt herumzuspringen. Doch jene dämlichen griechischen Gewänder eigneten sich schlicht überhaupt nicht für diese Art der 'Freizeitaktivität'. Wenigstens trug sie derzeit keinen Chiton. Den hätte es inzwischen garantiert in seine zartbesaiteten Einzelteile zerlegt.
Ihr eigener, immer noch adrenalingetränkter Herzschlag hämmerte ihr widerlich in den Schläfen und so wäre die ruckartige Bewegung eines Stoßes von ihrem gegenwärtigen Sitzmöbel aus mehreren Gründen recht unleidlich geworden. Aber, weswegen auch immer genau, Achilleos machte keine Anstalten, sie von sich zu entfernen. Entspräche das nicht irgendeiner seiner östlichen Philosophien? Erschiene er durch eine solche Tat noch biestiger, als er es ohnehin schon tat? Was auch immer die Ursache sein mochte, Alsunas Kopf war ihm dankbar.
Zudem gab es da noch die Sache mit seinen übermäßig widerstandsfähigen Bauchmuskeln zu klären und dafür besaß sie augenblicklich die beste Ausgangssituation.
Vor einer präziseren Analyse dieses Geheimnisses drangen allerdings seine Äußerungen zu ihr, bei denen sie nicht genau wusste, ob sie lachen oder fluchen sollte. Er hatte verloren, das war das Problem. Herrje, eine Tragödie, die Welt brach zusammen und verkroch sich heulend hinter der Sonne! Ein schlechter Verlierer war er also auch noch. Sah lieber Blut und Leichen um sich herum liegen, als eine Fr... einen Sieger auf sich sitzen! Sein kompletter Kampf für 'das Gute und Gerechte' war letztendlich also doch nur Selbstbeweihräucherung. Schließlich hatte er hier gerade nicht gegen seinen mächtigen Erzfeind verloren und ihr fiele spontan auch niemand ein, dem sie brühheiss von ihrem Sieg würde erzählen können. Ebenso wenig sähe er sie gleich durch die Straßen Alexandrias laufen, um seinem Mythos mit einem gezielten Kick den Garaus zu machen. Bei den schwarzen Klauen der Harpyien, dieses Ego!
Unterstützt von einem genervten Seufzer verdrehte Alsuna die Augen gen inzwischen fast nachtschwarze Decke, obgleich diese Geste ihrem Kopfschmerz überhaupt nicht gefiel.
"Ha! Glaubst du allen Ernstes, ich würde dir jetzt noch danken, nachdem du mir mal eben geflüstert hast, dass du mich am Liebsten umbringen willst? Hallo?! Mein Dank ist ein äußerst scheues Tierchen, das flieht, wenn es dich mit deinem Schwert ausholen sieht! Zudem war das im Rahmen deiner östlichen Regelwelt garantiert gar keine wirkliche Niederlage, weil meine 'Techniken' nichts als ein paar vulgäre, dreckige Finten und Tricks sind, wie man sie in jeder dunklen Gasse hier findet, jedoch mit Sicherheit nicht auf irgendeinem 'ehrenvollen' Schlachtfeld! Und dass du auf mein Aussehen und meine Berührungen hereingefallen bist ist nur natürlich und vollkommen menschlich!"
Schließlich und endlich war sie der Sieger, und Sieger durften nach dem Kampf mit ihren Taten und ihrem Können prahlen, bis niemand mehr zuhören wollte. Ihre 'tröstenden' Worte stellten im Übrigen auch nichts als ein paar schlecht verhüllte, verbale Nachschläge dar, denn sollten ehrwürdig überlieferte Stile nicht dem niederen Bauerngekloppe haushoch überlegen sein?
Während sie sich in einer durchaus das Prädikat 'überheblich' verdienenden Geste mit den Fingern durch ihr kupferfarbenes Haar fuhr, fiel ihr Blick erneut auf seinen halbwegs von den Armen verdeckten Brustbereich, wodurch sie wiederum auf das bislang ungelöste Mysterium zurückfand. Wenig behutsam ließ die Germanin ihre Fingerknöchel auf den Stoff seiner Kleidung klopfen und fand dort einen Widerstand, welcher dem an seinem Bauch überaus ähnlich war. Ihre Augen weiteten sich langsam.
"Trägst du da etwa... eine Rüstung drunter?" Auch ihre Fingerspitzen drückten nun darauf, erst auf die Brust, dann auch auf die Seiten. Tatsache, es musste sich entweder um eine Rüstung oder eine sehr üble Hautkrankheit handeln.
"Du hast noch den Vorteil einer Rüstung und ich habe dich trotzdem...?" Alsunas Verblüffung begann sich langsam zu einem erst zögerlichen Lächeln zu wandeln, dann presste sie die Lippen aufeinander. Doch auch die kurz danach noch zu Hilfe genommene Hand vermochte nicht zu verbergen, dass ihre Schultern erbebten, bis sie endlich zu kichern und schließlich kaum noch verborgen zu lachen anfing. Äußerst schadenfroh und nicht weniger schmerzhaft.
"Scheiße... tut das weh... auauauau..." Nichtsdestotrotz musste sie einfach weiter lachen, mit Tränen in den Augen, auch wenn er ihr nun garantiert das Genick brach.