"Phra-A-tes.", wiederholte Phraates geduldig, als er sah, wie schwer sich die Germanin mit seinem Namen tat. "Ich aus Parthien bin.", fuegte er erklaerend hinzu.
Es war schon durchaus erstaeunlich. Phraates Erklaerungen war nicht nur verworren und eigenartig gewesen, sie entbehrten jedem Funken von Verstaendlichkeit, welchen man sich vernuenftigerweise erwarten konnte. Seine unbeholfene Lautmalerei und vertrackte Grammatik, welche der lateinischen Sprache die selbe Syntax aufzwang wie der parthischen Sprache, halfen da nicht sehr viel. Und trotzdem... die Sklavin verstand in etwa, was Phraates gemeint hatte.
Und es schien nicht gut anzukommen. Peinlich, peinlich, abermals peinlich. Phraates waere am liebsten im Boden verschwunden. Ahura Mazda, lasse mich verschwinden, nichts wie weg von hier!
Doch der grosse Gott hoerte seine inneren Gebete nicht. Stattdessen daemmerte es ihm, dass er nicht nicht nur sich selbst, sondern auch Caelyn in eine unmoegliche Position hineinmanoevriert hatte. Er konnte nicht die Gallierin hier hineinziehen, er wuerde alles auf seine Kappe nehmen. Er wollte nicht, dass man ihm nachsagte, dass er kein echter Gentleman waere. "Nein, nicht gesagt hat!", beschwichtigte er. "Angedeut... nein, auch nicht angedeutet! Ich so gedeutet habe. Dabei sie nicht einmal wirklich etwas gesagt hat! Ich es missverstanden habe, ganz sicher. Nein, sie gar nicht etwas gesagt hat, ich nur es geglaubt habe!" Soweit seine von Herzen gut gemeinten, aber aller Voraussicht nach nicht sehr wirkungsvollen Versuche, Caelyn in Schutz zu nehmen.
Siv hatte sein Gerede fuer eine gute Denkpause genutzt und sich von ihrem Erstaunen geloest. Nun kam die Gegenfrage. Ach, ach, wie ungnaedig! Ihm tat es schon weh genug, so etwas zu fragen, doch es war der Befehl von Celerina.
"Ich weiss, ich weiss!", meinte er deshalb nur und nickte. "Nicht mich geht es an." Aber jetzt wusste er, dass er bei der Richtigen war. Er schuldete Caelyn noch etwas, trotz des Umstandes, dass sie ihn nicht ganz ernst genommen hatte.
"Aber ich frage, weil Befehl es von Herrin ist." Aus seiner veraechtlichen Betonung des Wortes Herrin konnte man deutlich hoeren, wie wenig er davon hielt, unter dem Joch einer Roemerin sein zu muessen. "Sie mir gesagt hat, dass es eine Sklavin aus das Norden gibt. Ich sie fragen muss, was Corvinus... mag." Er zuckte mit den Schultern und blickte noch betrubsamer als ueblich drein. "Ich nicht wissen will. Aber Herrin. Was ich sagen soll, wenn sie mich fragt?" Er liess den Kopf haengen. "Es mir Leid tut... sehr Leid..."
Beiträge von Phraates
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Charis antwortete ihm auf seine Frage. Doch er merkte, dass sie etwas anderes beschaeftigte. Gedanken, welche denen von Phraates gar nicht so unaehnlich waren. Ein Wortfetzen erregte dennoch seine Aufmerksamkeit. Reichlich zu essen? Das klang gut. "Reichlich zu essen.", wiederholte er, sich jenes Satzkonstrukt gut einpraegend.
Doch die wahren Gedankengaenge von Charis kamen nun zum Vorschein, als sie ploetzlich stehenblieb und Phraates ansprach, mit einem etwas herben Tonfall.
Die Muehlen eines fuer Roemer unbegreiflichen staendischen, feudalistischen Denkens begannen in Phraates parthischem Kopf zu mahlen. Wie, was? Vermutete sie, dass er einer von jenen war? Er war ein Azadan, ein Mann von noblen Blut, und niemals wurde bei seiner Erziehung ausgelassen, dass er stets nach untadeligen Motiven handeln musste. Und nun kam eine Makedonierin daher und stellte dies in Frage.
Obwohl, wenn er so richtig nachdachte, Maedchen waren einfach seltsam. Das muesste die Erklaerung dafuer sein, dass Charis so dachte. "Nein.", machte er deshalb nur, mit einem leicht verwirrten Unterton. "Es passiert." Er hob langsam seine Haende hoch und blickte darauf, als ob er sie zum ersten mal in seinem Leben sehen wuerde. Er war ein integrer Mann... und er wollte Charis davon ueberzeugen. Aber wie?
Er sah wieder zu Charis hin. "Es passiert. Ich nicht es absicht... ig... lich... mache.", versichterte er ihr. Er konnte sich durchaus bessere Arten und Weisen vorstellen, eine Frau zu beeindrucken, als tollpatschig durch die Gegend zu stolpern, sich staendig zu verletzen und Dinge unabsichtlich kaputt zu machen. Um ehrlich zu sein, wenn er eine Frau waere, dann wuerde ihn an Mann, der immer nur Pech hatte, sehr auf die Nerven gehen. "Es ist Fluch... von Goetter. Ich weiss nicht wieso." Seine Schultern sackten hinunter, und in seinen Augen sass der destillierte Ausdruck von allem Schmerz, welcher seine Heimat, der Nahe Osten, schon erlitten hatte und noch erleiden wuerde.
Und er hatte wirklich gedacht, Charis hatte noch etwas fuer ihn uebrig. Ein Irrtum, wie der veraergerte und genervte Blick verdeutlichte. "Ich... nicht es packe.", gab er schliesslich zu, ein entschuldigender Unterton war in seiner Stimme. "Zuviel fuer mich. Sklavenschaft... zuviel ist." Seine Schultern sackten noch weiter nach unten. Wenn das noch einige Male passierte, wuerden sie unweigerlich bald den Boden beruehren. -
Hallo miteinander,
ich habe ein paar Fragen zur Namensgebung der Parther:
Wie funktionierte sie? Gab es Familiennamen? Oder benutzte man Vaternamen, wie man es heute noch in Arabien tut? Gab es dabei Unterschiede zwischen den Buergern des parthischen Reiches (z.B. zwischen Adeligen und dem Rest)?Danke im Voraus!
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Zitat
Original von Siv
Als Phraates mit seinem Wortschwall zu Ende war und tief einatmete, um Luft fuer den naechsten zu erhalten, bemerkte er, dass die Germanin relativ perplex dreinschaute, und darum verschonte er sie erstmals und liess sie ausreden. "Siehw.", kopierte er ihre Aussprache. Ob dies besser klang als vorher, konnte er nicht abschaetzen. Nun, er hatte Caelyns Namen gleich richtig aussprechen koennen, also wuerde ihm jener Name auch noch gelingen, obwohl er einigermassen schwierig war. Nun ja, seiner war das auch, das musste er zugeben.
Er wiederholte sein "Salve.", als sie es sagte, wohl wissend, dass dies nicht mehr noetig war. Doch er wollte sich nicht Unhoeflichkeit nachsagen lassen.
"Corvinus ist dein Herr, gut. Was ich wollte fragen, ist das.", meinte er mit einer weit ausholenden Handbewegung, die wohl als uebertriebene Gestik zu deuten war. "Corvinus treibt es! Aber wie? Wie treibt es er?", meinte er. Durch seine Augen schimmerte eine leichte Verzweiflung durch. Er musste das fragen, war das eine undankbare Aufgabe! Er wuerde sich vielleicht eine Ohrfeige bei Siv holen, aber er musste es tun, fuer seine Herrin, auch wenn er jene Tatsache verabscheute.
"Caelyn mir hat gesagt, du weisst, wie mag er es in Bett. Nicht psch-psch!", ahmte er das Plaetschern enach, welches der Harnlass allgemein erzeugte. "Sondern treiben!" Seine Worte klangen zwar mysterioes, aber trotzdem auf eine ganz eigentuemliche Weise eindeutig, zumindest, was ihn anging. Er haette egrne eine eindeutige Geste dazu gemacht, doch fuehlte er, dass dies vor einer Dame nicht angemessen war. "Nicht mit er selbst, sondern mit Frau!", erklaerte er noch schnell, um diesbezuegliche Fragen aus dem Weg zu raeumen.
Nachdem er seine umstaendlichen und seltsamen Schilderungen bei Siv deponiert hatte, schwieg er beschaemt und blickte zu Boden. -
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Original von Caelyn
Phraates blickte die Keltin kurz stuf an, dann laechelte auch er. Wenn es nicht boese gemeint war, kein prthischer Adeliger, egal wie erniedrigt, geknechtet, seiner Titel beraubt er war, konnte es leiden, wenn er ausgleacht wurde. Doch auch Phraates fand die Situation so komisch, dass er schliesslich mit der Gallierin mitlachte. "Nicht ist Problem, Caelyn.", meinte er also nur einsichtig. "Man auf dich lachen wuerde, wenn gehst du nach Parthien." Er musste kurz daran denken, wie geschockt die Leute waeren, wuerde eine Frau mit so heller Haut durch die Bazare Ktesiphons rennen. Die Leute wuerden schauen. Und dies sogar noch mehr in Aspadana, wo viel weniger Fremde hinkamen.
"Siff. Das ist das Blonde. Ich werde fragen sie.", meinte er bestimmt und laechelte wiederum, als er sah, wie sehr es sie bedrueckte, dass Chimerion frei war, un sie nicht. Er zuckte die Achseln. "Frei wirst du sein irgendwann. Wenn du wirklich willst es, dann moeglich. Aber Geduld man braucht. Vale."
Mit diesen Worten verliess er sie, ihr noch einmal einen Blick zuwerfend, mit einem freundlichen Laecheln auf den Lippen.
Er ging direkt zu jener Frau hin, auf welche Caelyn gedeutet hatte. Er musste einige Leute ein bisschen zur Seite schubsen, doch er liess laestige Hindernisse wie Roemer nicht seinen Weg zu einer wertvollen Informationsquelle versperren.
Schliesslich stand er vor ihr. Sie schaute wirklich so aus, wie Celerina es gesagt hatte. Blond und nordlaendisch. Sie musste es einfach sein. "Salve. Du musst sein Siff." Das F am Ende liess er scharf durch seine Lippen pfeifen. "Du gehoerst zu Corvinus? Meine Name ist Phraates. Ich komme von Flavia Celerina.", verriet er der Germanin. "Ich dich fragen muss etwas." Er lief kurz rot an, war doch jene Frage ein bisschen peinlich. Es tat ihm echt Leid, dass er die Blonde damit belaestigen musste, aber Befehl war Befehl. Er wuerde den Befehl seiner Herrin so ernst nehmen wie den Befehl seines Hauptmannes - Ahura Mazda sei der Seele des guten Mannes, welcher an seiner Seite gefallen war, gnaedig! -
Nein, der Kleine verstand nichts. Es verwunderte Phraates nicht. Er brummte nur, als sich der Kleine desinteressiert abwandte und mit irgendeinem Schmarren, welcher ihm gehoerte, zu spielen anfing. Phraates Augen erfassten das Glump gar nicht, er war viel zu sehr beschaeftigt mit seinem Ruecken. Auch dass der Kleine seine Nase erforschte, liess er ueber sich ergehen, widerstandslos und zu angegriffen von seinen Rueckenproblemen, als dass er noch etwas dagegen tun konnte oder wollte.
Doch als die Frau kam, welche ihm so aufopfernd half, schien es irgendwie, als kaemen seine Lebensgeister zurueck. Oh ja, sie massierte gut, und es war ein angenehmes Gefuel. Er erinnerte sich kurz an jene Massagen, welche er sich zuhause, in Aspadana, und in Ktesiphon, jener praechtigen Hauptstadt des parthischen Reiches, gegoennt hatte. Es erinnerte ihn daran. Zwar waren nicht jene feine Handgriffe, welche nur orientalische Frauen, die ihr Leben mit der Kunst das Massierens verbracht hatten, involviert, doch die Frau machte eine gute Arbeit.
Sie leistete seinen Anweisungen Folge und konzentrierte sich auf eine Stelle. Wie das schmerzte, es war unmoeglich, es in Worte auszudruecken. Noch niemals hatte Phraates so etwas Schreckliches erlebt. Nun gut, wenn man seine Verwundung am Bauch ausser acht liess.
In seiner Wirbelsaeule knackste es ganz leise. Es gab ein ganz feines, unendlich leises Geraeusch, welches sich ein bisschen wie ein Schluerfen anhoerte.
Phraates riss seine Augen auf, als fuer eine Sekunde eine Explosion an Schmerz kam, welche er seinem aergsten Feind nicht wuenschen wuerde.
Der Nervstrang, welcher sich durch die Wirbelsaeule zog, hatte sich verklemmt zwischen zwei Knochen, welche nun aber Bridhe eingerenkt hatte. Der Schmerz verebbte fast genauso schnell, wie er gekommen war.
"Ja, vieles besser!", rief Phraates mit einem Entzuecken in seiner Stimme aus. "Vieles besser!" Ja, der Schmerz schien von Sekunde zu Sekunde besser zu werden. Er frsagte sich, wie Bridhe das gemacht hatte. -
"Lustig?", echote Phraates die Worte der Gallierin. Nun, er nahm an, dass das nett gemeint war. Doch das Laecheln, mit welchem er schon seinen verbluefften Gesichtsausdruck ersetzen wollte, wurde durch ihre Frage zunichte gemacht. "Handtuch?", fragte er, ein bisschen entsetzt. "Das ist Turban! Das ist traditionelles Hut in meines Land!", gab er zum Besten, nicht ohne ein wenig beleidigt dreinzuschauen.
Sein gekraenkter Gesichtsausdruck wurde nur noch staerker, als sie begann, wieder zu Lachen. Diesesmal spuerte er, dass sie ihn auslachte. "Ein anderer Mensch.", sagte er langsm, sich selbst korrigierend und Caelyn einen mahnenden Blick gebend.
Sie mochte ihn zwar auf die Schippe nehmen, aber wenigstens hatte sie nuetzliche Informationen. "Wie? Nuwalla und... Siff?", fragte er unglaeubig. Was fuer seltsame Namen die Germanen hatten. Besonders der letzte klang eindeutig ein bisschen... versifft. Doch vielleicht war sie die gesuchte Person, sie war auch blond und kam aus dem Norden.
"Dann ich werde sehen, ob sie weiss etwas.", meinte Phraates. Man konnte ihm noch immer ansehen, dass er es nicht gerade geschaetzt hatte, dass man ihn die ganze Zeit ausgelacht hatte, was er aber jetzt eben gerade gmerkt hatte. "Natuerlich man kann nicht einfach abhauen. Man braucht dazu...", er ueberlegte kurz. "Ein Karte. Ein Pferd. Und ein Schwert." Haette er jene drei Utensilien, haette er sich schon laengst verkruemelt. Doch so leicht war das leider nicht. -
Als Bridhe die schmerzende Stelle ertastet hatte, rief sie ihm zu, er sollte hier bleiben und warten. Nun ja, er wuerde das sicherlich machen. Eine Alternative hatte er nicht, wie sollte er denn aufstehen? Er war von seinen Scherzen ja fast schon paralysiert. Er machte nur ein schwaches "Ja" und hoerte zu, wie die Laute, die ihre Schritte machten, immer leiser wurden, als sie sich entfernte.
Phraates seufzte und drehte seinen Kopf herum. Als er dies berwerkstelligt hatte (unter einigem an Schmerzen, welche er heunterschluckte), bemerkte er den kleinen Jungen, der ihn verwundert anstarrte.
Phraates laechlete ihn an, zumindest versuchte er das. Vermutlich war das Resultat nur wieder einmal eine amuesante Grimasse.
"Ja, so ist es, Buerschelchen.", machte er leise, dabei seine Muttersprache benutzend. "Du hast eine gute Mama, das sag ich dir. Viel besser, wie es meine gewesen war." Wieso redete er ueberhaupt, der Kleine wurde keinen Ton verstehen. Aber er war schon ein putziger Kleiner. Vielleicht haette er auch einmal so einen Sohn gehabt. Nicht so hellhaeutig vielleicht. Wenn man ihn lassen haette... wenn man ihn doch nur lassen haette.
Er seufzte wieder und versuchte wieder ein Laecheln zustande zu bringen. "Sieh gut zu. So leidet ein echter Mann. So etwas wirst du selten zu sehen bekommen.", meinte er zu Diarmuid und redete sich so selbst fast etwas wie eine Vorbildfunktion ein... wobei man zugeben musste, das es schon fuerwahr trefflichere Vorbilder gegeben hatte als den vom Unglueck verfolgten parthischen Mannes, der frueher Kataphrakt aus adeligem Hause und jetzt roemischer Sklave war.
Da! Wieder Fussschritte. Es musste Bridhe sein. Und das stimmte auch. Er liess sich bereitwillig das Olivenoel ueber den Ruecken schmieren. Er war durchaus bereit, an ihr Versprechen, dass alles besser kommen wuerde, zu glauben.
Anschliessend kam das Massieren. Ah, das tat gut! Er spuerte regelrecht, wie die geschickten Haende der Keltin den Schmerz zuerst daran hinderten, sich zu vergroessern, und danach zurueckdraengte. Sie massierte sehr grossraeumig. Phraates kannte sich ueberhaupt nicht mit der Massierkunst aus, liess es aber bereitwillig uber sich ergehen.
Da, ploetzlich! Er spuerte etwas. Sie war ueber den Wirbel gestreift, von welchem er glaubte, dass sein ganzer Schmerz ausging. "Ja!", rief er aus als Antwort zu Bridhes zeitgleich gestellter Frage. "Hier! Hier druecke!" -
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Original von Caelyn
Etwas fassungslos blickte Phraates Caelyn an, als diese sich einen Ast lachte. Wieso denn das? Er hatte doch nur ehrliche, ganzlich akzeptable Antworten gegeben. Schliesslich fuhr sie das Lachen herunter, und Phraates blickte die Gallierin verunsichert an. "Es ist wegen meine Aussprache?", fragte er mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Immer nur Hohn und Spott, dabei hatte er doch im Rekordtempo halbwegs vernuenftiges Latein gelernt. Grausam war die Welt, und brutal.
Dennoch, trotz seiner Unsicherheit, ging er auf die Ansage der Gallierin ein. "Aeh, ja, ich soll fragen anderes Mensch?", fragte er. "Wen denn?" Ueberraschenderwiese war jener Halbsatz grammatikalisch einwandfrei. Sein Blick schweifte zu jener Stelle, zu der Caelyn gerade geschaut hatte, und er sah dort eine andere blonde Sklavin stehen. Vielleicht war sie diejenige, die Phraates ausquetschen sollte?
Er sah jedoch, wie Caelyns Laecheln... nun gut, Lachen... erstarb, als er ihr von Chimerion erzaehlte. Missgoennte sie ihm etwa die Flucht?
"Ja, er ist abgehauen!", kopierte er ihre Wortwahl. "Einfach so. Das gibt es." Er nickte ernst.
Noch ernster wurde er, als er sah, wie sehr es Caelyn mitnahm, dass ein anderer Sklave frei war, waehrend sie in Gefangenschaft war. Was sollte er tun? Er wollte die Gallierin troesten, weil sie ihm wirklich sympathisch erschien, doch kannte er sie noch zuwenig gut, um wirklich etwas bewirken zu koennen. So dachte er.
Er liess seine Schultern nach unten sacken. "Ja...", meinte er und schaute traurig drein. "Ich auch waere gern frei wie Chimerion. Aber Zeit ist noch nicht gekommen. Doch sie wird kommen.", meinte er und laechelte wieder. -
Es war zu erwarten gewesen, dass Celerina nicht begeistert war von seiner Antwort. Doch immerhin schickte sie nun Charis los, um Phraates zu zeigen, wo die Waschutensilien aufbewahrt wurden.
Schade, dass er nicht um das Aufwischen herumgekommen war! Es waere ihm sehr bequem gewesen, haette die Herrin es einfach vergessen.
Zusammen mit Charis verliess er den Raum, bnachdem sie ihn angewiesen hatte, ihr zu folgen.
Draussen angekommen, meinte er zu Charis: "Entschuldigung fuer Umstaende." Er seufzte ganz leise. Frueher waere ihm so etwas nie passiert. Doch die Gefangenschaft, die Sklaverei hatten ihn komplett aus der Bahn geworfen. Jetzt war er zu einem Tollpatsch degeneriert. Und dabei wollte er doch immer nur das beste!
Er wischte sich mit der Linken ueber die Stirn. Jetzt war er endlich allein mit ihr zusammen, und gerade jetzt waren ihm die Worte, die er fuer eine solche Gelegenheit zusammengebastelt hatte, entfallen.
Er trabte also gedakenverloren hinter Charis her, bis ihm dann shcliesslich etwas einfiel. "Charis?", machte er in einem fragenden Tonfall. "Ich frage mich, wie es wird bei Aureliern. Du warst schon dort, wie ist es dort?" Er wollte durchaus wissen, wie seine neue Heimat aussehen wuerde. Hoffentlich waren die Betten besser als die hier in der Villa Flavia. Vielleicht gab es da ja auch ein Bad, dessen Heizung nicht staendig ausfiel. Oder einen helleren Speisesaal fuer die Sklaven. Unglaublich, wie sehr sein Anspruch gesunken war. Er war ja als Sklave schon froh ueber jeden Krumen Brot, den er bekam. -
Phraates blieb vorm Stand stehen und blickte ihn mit einem vertraeumten Laecheln an. Es war, als ob er zu Hause waere. Endlich. Tief sog er den Duft der so vertrauten Gewuerze durch seine Nase ein. Es war wirklich so, es war kein Wunschtraum. Nun ja, in einem Wunschtraum wuerde er nicht nur einen Gewuerzstand vor sich sehen, sondern ganz Aspadana, und nicht die Wiesen von Mittelitalien, sondern die Steppen Oberpersiens. Es musste die Wirklichkeit sein. kaum zu glauben.
Er wurde abrupt aus seinen Traeumen gerissen, als ihn Charis von hinten ansprach. Sie wirkte erbost und scholt ihn.
Wie? Phraates blickte Charis an wie ein Dackel, der von seinem Herrn zu Unrecht ausgeschimpft wurde. Langsam realisierte er, was Charis dachte. Sie hatte wirklich gedacht, er wollte ausbuexen! Dabei ahtte er doch nur der Spur der gewuerze folgen wollen, er hatte sie nicht verlieren wollen.
Er blickte Charis an. "Ich habe versprochen, dass ich nicht renne weg.", meinte er mit fester Stimme. "Und ich habe versprochen, dass ich finde Gewurzstand. Da.", meinte er und deutete mit einer ausserordentlich uebertriebenen und grossartigen Geste auf den Stand, fast so, als ob es die Residenz eines Satrapen oder gar des Grosskoenigs war.
Er blickte erwartungsvoll auf Charis, da bemrkte er die unguten Blicke, die auf ihn lasteten. Der Rothaarige hatte die Absicht gehabt, ihm nachzurennen, doch hatte er es aufgegeben, als er realisierte, dass sich Diebe an seinem Gemuese zu schaffen machten. Er rannte zurueck und verscheuchte die Strolche, um sein verbliebenes, nicht von parthischen Fuessen zerdruecktes Gemuese zu beschuetzen.
Phraates hatte er aber dadurch im Gewuehl verloren. Jener war in einer schnurgeraden Linie zum Gewuerzstand gelaufen. Er haette die Geruchsspur verloren, haette er Abkuerzungen genommen und es langsam angegangen. Wenn du etwas hast, dann halte es fest und lasse es nicht mehr los! Nicht einmal Geruchsspuren.
Hinten sah er auch schon Diomedes heranzotteln. "Diomedes!", rief Phraates dem Dicken zu, in der Hoffnung, jener koennte es etwas jovialer sehen. "Ich habe gefunden das Stand!"
Er konnte es kaum erwarten, in den Stand hineinzukommen. Er wollte wieder mit einem Landsmann oder einer Landsmaennin reden, er wollte wissen, wie es um seine Heimat stand, er wollte wieder in seiner Muttersprache reden.
Wenn man ihn doch nur liess!EDIT: Feinheiten ausgebessert.
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Ja, es tat richtig schoen weh, als Phraates die Tortur erleiden musste, die das Ausziehen der Tunika fuer ihn darstellte. Der Schafswollstoff scheuerte unangenehm ueber seinen Ruecken, und als er seine Arme hochhob, um der Frau das Ausziehen zu erleichtern, durchzuckte wieder ein Schmerz Phraates' Ruecken. Das tat weh. Es war gar nicht mehr zum aushalten. Phraates biss sich in die Unterlippe, um ein Schmerzensgestoehne zu unterdruecken. Am liebsten haette er einfach nur noch geschrien. Doch das war nicht fuer ihn drinnen, nicht als Mann, und schon gar nicht als Angehoeriger des Kataphraktenkorps.
Es war klar, dass die Hibernierin keine Narbe sah. Kein echter Mann sollte eine Narbe am Ruecken tragen. Es zeugte von Feigheit und der Mentalitaet, vom Feind wegzulauen. Haette Bridhe ihn jedoch umgedreht, haette sie durchaus eine gewaltige Narbe gesehen, die sich quer ueber den Bauch zog. Damals hatte sie ihm fast das Leben gekostet. Nur knapp hatte jener Schwerthieb seinen Magen verfehlt. Die Schmerzen damals waren seltsamerweise gar nicht so schrecklich gewesen. Erst spaeter konnte er immer wieder ein Aufzucken in seiner Bauchgegend bemerken, welches von der Narbe ruehrte.
Er fuehlte die Haende der Frau auf seinem Koerper. Unter anderen Umstaenden waere das eine durchaus wohlige Beruehrung gewesen. Doch nun war so etwas unmoeglich. Sie tastete sich vorsichtig an seinem Kreuz hinunter. Bei seinen Lendenwirbeln angekommen, stiess er ein Grunzen aus, als sie eine der Wirbeln beruehrte. Das musste es sein.
"Hier! Hier!", machte er hastig, darum bemueht, sich so wenig wie moeglich von seinen Schmerzen anmerken zu lassen. Ob dies wirklich gelang? Es war zu bezweifeln. Er selbst waere vor Schmerzen am liebsten die Waende hinaufgeklettert, haette ihm sein koerperlicher Zustand dies erlaubt.
"Es ist hier.", knirschte er hervor. "Dieses Knochen." Er meinte natuerlich den Wirbel, doch das Wort kannte er noch nicht. "Druecke. Druecke fest." Er wusste, dass dies ein Nervproblem war. Der Nerv musste eingezwickt sein. Er hatte so etwas schon einmal gehabt, als kleiner Bub. Seine Mutter hatte ihn kuriert, indem sie ihm einfach die Stelle, an der es wehtat, so lange massierte, bis der Nerv sich wieder eingerenkt hatte. Er erinnerte sich, es war an der selben Stelle wie damals. Himmel hilf! -
Zitat
Original von Caelyn
Es war durchaus nicht so, dass alle Parther schraeg drauf waren. Doch Phraates bildete da die Ausnahme. Obwohl er staendig von sich behauptete, dass der Krieg, die Kriegsgefangenschaft und die Sklaverei ihn dazu gerbacht hatten, so zu sein, stimmte das nicht ganz. Doch jene Erlebnisse hatten jene Eigenschaft durchaus akzentuiert.
Doch als Phraates nun seinen guten Willen bewies und der Gallierin tatsaechlich abnahm, was sie ihm da erzaehlte, fing sie unvermutet zu lachen an. Phraates lachte hoeflich mit, doch in seinem Gesicht zeichnete sich eine gewisse Verwunderung ab. Wieso lachte die Frau? Er hatte doch nichts getan!
"Wieso soll man nicht machen in Bett? Ihr Frauen, ihr habt Fantasien!", echauffierte er sich. "Natuerlich man macht in Bett! Immer, wenn ich gemacht habe es, ich es gemacht in Bett.", meinte er selbstsicher. "Und ja, es war heiss.", bestaetigte er mit einem verschwoererischen Blick zu Caelyn hin. Ach, Ava! Wenn sie bloss hier waere.
Er atmete tief ein und blickte die Frau wieder an mit jenem hoeflichen Laecheln, welches er sein Leben lang geuebt hatte, und welches eine hervorragende Maske fuer all seine Gefuehle darstellte. "Aeh... weisst du noch von anderes Sachen, wie treibt Corvinus es gerne?" Das "Treiben" hatte er gerade von Caelyn aufgeschnappt, und er war jetzt durchaus unter dem Eindruck, dass dies ein absolut gaengiger und anstaendiger Begriff fuer Geschlechtsverkehr war.
"Chimerion? Er ist... gerannt weg. Nach Thrakien.", gab er preis. "Ist weg. Ist jetzt... frei." Etwas glaenzte in seinen Augen auf, als er daran dachte. "Nie mehr wird zurueckkommen er. Fort! Weggerannt." Er laechelte leicht. Was fuer ein Mordskerl. Hoffentlich wuerde er seine Heimat wieder sehen. -
Nun grinste ihn die Frau unvermittelt an! Phraates war leicht konfus, doch liess sich nichts anmerken und laechelte hoeflich zurueck. Immerhin schien sie ihm nicht feindlich eingestellt zu sein.
Die Gallierin schien seinen Namen nicht mitbekommen zu haben. Er laechelte servil und wiederholte ihn. "Phra-a-tes.", sagte er langsam, jede der drei Silben seines Namens deutlich betonend.
Ihren namen bekam er mit, doch die Art, auf die er ihn aussprach, war einigermassen hanebuechen, sosehr er sich anstrengte. "Kai-lin... Keilin?", meinte er mit fragender Stimme. War das ein weiblicher Keil? Wer wusste, was sich die Gallier alles dachten, wenn sie ihren Toechtern Namen geben.
Caelyn schien relativ amuesiert zu sein ueber die zugegebenermassen gestelzten hoefischen Manieren von Phraates, wlecher in einem Umfeld aufgewachsen war, in dem es strengstens verpoent war, Frauen schlecht zu behandeln (ausser, man war mit ihnen verheiratet). Er erfuhr nun immerhin, dass es auch andere nordische Sklaven gab. haette er sich denken koennen. jetzt konnte er alle aurelischen Sklaven durchklappern und sich dabei zur absoluten Witzfigur machen. Na prima. Danke, Herrin, dachte er sich und schnaubte durch die Nase aus. Das koennte noch ein langer Tag werden. Wenn es wenigstens nicht Leute waeren, mit denen er noch lange zusammenleben muesste, wie es bei den aurelischen Sklaven der Fall war...
Durch seine Frage schien sie anfangs etwas, aber nur ganz leicht,e rstaunt zu sein, dann legte sie ihm dar, wo Corvinus seine Reproduktionsaktivitaeten erledigte. "Nicht in Bett?", fragte Phraates unglaeubig nach. "Aber... jedes Mann macht in das Bett!", stellte er im Brustton der Uebrzeugung fest, ohne zu wissen, was fuer ein drastischer Unterschied so ein einziger falscher Artikel darstellen koennte. "Nicht zu tun das ist krank! Wo macht er denn dann? In Plumpsklo?", fragte er nach, ganz entsetzt von der Vorstellung. "Oder... auf das Boden?" Seine Augen wurden gross.
Dennoch schaffte er es, ihre Frage zu beantworten. "Chimerion, das... nein... der Thraker? Ist weg. Gegangen. Fort." Er ueberlegte kurz und meinte dann: "Er hat die Muecke gemacht... nein... die Fliege!" Er grinste stolz darauf, dass er das im Gedaechtnis behalten hat koennen. "Ich bin Ersatz fuer Chimerion." Er seuftze und zuckte die Achseln. -
Zitat
Original von Caelyn
Als er auf die Frau zutrat, blickte ihn jene verwundert an, sie schien noch nie ein parthisches Gewand gesehen zu haben. Und als er ihr seine Fragen stellte, fielen ihre Antworten recht... seltsam aus. Wieso war sie so? Er hatte ihr doch nichts getan?
Auf jeden Fall war er mit seiner Vermutung richtig gelegen. Sie gehoerte den Aureliern. Und sie war aus dem Norden. Aha, aus Gallien. Er hatte schon vage von diesem Land gehoert. Der Name Haeduer sagte ihm nichts, und den Namen des grossen gallischen Helden hatten die Roemer ihm natuerlich verschwiegen.
"Aeh... ja.", meinte er verduzt auf das gallische Fragenbombardement hin. "Mein Name ist Phraates. Ich bin aus Parthien.", meinte er stolz und reckte sienen Kopf ganz leise in die Hoehe. "Und Sklave jetzt. Von die Flavierin." Sein Kopf senkte sich und nahm einen traurigen Blick an, der jedoch in Sekundenschnelle verschwand. "Gut, du also bist von Aureliern. Was ist dein Name?", wollte er wissen, wuerde er doch in Zukunft bei den Aureliern leben. "Ich dich muss fragen etwas. Mir tut es Leid, dass ich nicht habe gewusst, woher du stammst. Ich weiss Unterschied zwischen Kelten und Germanen... aber meine Herrin nicht." Phraates sagte diese Worte so vorsichtig wie meoglich. Er linste zu Celerina und Corvinus, die abseits standen, bereit, sich zu vermaehlen. Dann wandte er sich wieder an die Frau, zuckte mit den Achseln und laechelte. "Ich habe Auftrag, und ich wurde gesagt, ich soll suchen nordische Frau, die gehoert zu Aureliern." Es musste nicht unbedingt sie sein, doch er konnte es nur rausfinden, indem er sie fragte. "Ich dich muss fragen ueber Corvinus." Wieder sein unglueckliches Gesicht. "Mir tut leid, aber Auftrag von Celerina... aeh... was mag...", er schluckte, konnte er sie das wirklich fragen "was..." Er raeusperte sich. "Ich muss fragen, was mag Corvinus in Bett. Wenn... aeh... er macht... ffft, ffft, ffft.", machte er in Ermangelung eines anstaendigen Wortes. "Mit Frau. Nicht mit sich selbst.", fuegte er noch schnell erklaerend hinzu, wissend, das er so praezise wie moeglichst sein sollte. Wobei er das selber eben nicht gerade gewesen war. -
Komischerweise schien dem Kleinen Phraates' missgluecktes Laecheln zu gefallen, und es schien ihm nicht zu taugen, dass Phraates den Kopf abwandte. Doch immerhin gab es an den Rueckenschmerzen eine gute Sache - er hatte jemanden zum lachen gebracht. Irgendwie kam ihm dieser Umstand vage vertraut vor. Nicht der Umstand, dass er gut mit Kindern umgehen konnte, sondern, dass sein kontinuierliches Unglueck stest fuer allgemeine Erheiterung sorgte. Wenn er zurueckdachte, an einige Situationen, die er im Kriegsgefangenenlager erlebt hatte... als Soldat, als freier Mann, waere ihm das niemals passiert. Seine Pechstraehne hatte mit der Kriegsgefangenschaft begonnen. Hatten die Goetter seiner Heimat beschlossen, ihn zu verlassen? War er fuer nciht wuerdig befunden worden? Dies wuerde viel erklaeren. Doch er wollte nicht, dass es so war. Nein, es war nur eine voruebergehende Periode in seinem Leben. Danach wuerde alles wieder besser werden. Oder so.
Wenigstens war das Lachen des Kleinen nicht schadenfreudig, sondern strahlte echte Wonne ueber Phraates aus. Er musste doch schmunzeln, obwohl ihm ueberhaupt nicht danach war, und jener kurze Gemuetszustand trug auch zu seinem (begrenzten) Enthusiasmus bei, als Bridhe ihm vorschlug, sich in ihr Bett zu begeben. Nicht fuer Sachen, welche man mit Rueckenschmerzen nicht machen konnte, sondern fuer eine gute Massage. Phraates kannte Massagen aus seiner Heimat, sie haben immer gut geholfen. Ob Bridhe das konnte? Hoffentlich.
Dass sie ihm versicherte, dass keine Daemonen im Spiel waren, beruhigte ihn. Er atmete aus und entkrampfte sich ein bisschen. "Keine Daemonen... das ist gut...", meinte er leise. In so einem Zustand war einem alles wurscht, da glaubte Phraates alles, was man ihm verzapfte, ob der irrationalen Annahme, dadurch koennte der Schmerz etwas besser werden. Nicht, dass Phraates nicht auch sonst ein kleines bisschen leichtglaeubig war.
Nein, Bridhe sah das ganz richtig. Phraates war nicht nach Glucksen zumute. Ausser, man zog in Betracht, dass man vor Schmerzen glucksen koennte, was aber wenig Sinn machen wuerde und somit mit einiger Sicherheit ausgeschlossen werden kann.
Nun kam etwas, was ihn etwas erstaunte. Sie zog ihn aus! Zumindest wollte sie das. Phraates ueberlegte. Entweder leidest du noch weiter an Rueckenschmerzen... oder du wirst von einer huebschen Frau ausgezogen. Die Wahl war einfach. Er nickte hektisch, was wieder eine Welle des Schmerzes durch seinen Ruecken jagte. Er biss die Zaehne zusammen und liess die Prozedur ueber sich ergehen. Hoffentlich half es etwas... hoffentlich... -
Viele Jahre spaeter wuerde man einen Sport erfinden, den man einen gallischen Namen geben wuerde, Parcour. Doch niemand wuerde sich daran erinnern koenne, dass dies schon einmal erfunden worden war, von einem Parther namens Phraates in Rom im fruehen 2. Jahrhundert.
Phraates streckte die Nase heraus, da, er konnte es schon wieder riechen! Er winkte Charis und Diomedes heran, sie sollten ihm folgen.
Dann rannte er los. Bloss nicht den Duft aus den Augen verlieren! Immer weiter. Nie schlapp machen. Vorsicht, ein Esel mit Gepaeck! Phraates eilte um ihn herum und schaffte es dabei, den Geruch nicht aus den Augen zu lassen.
Vor ihm teilte sich die Menschenmenge, und ein Stand blockierte Phraates direkten Weg.
Jener eilte auf den Stand zu. Der Verkaeufer dahinter, ein dicker Mann mit rotem Haar, grinste schon, dachte er doch, Kundschaft kaeme. Weit gefehlt. Phraates sprang auf den Stand hinauf, huepfte ueber das Gemuese, welches der entgeisterte Mann anbot, sprang zu Boden und eilte weiter. Nicht den Geruch verlieren! Nicht abhalten lassen vom wuetenden Aufschrei des Mannes hinter ihm. Immer weiter. Hoppla, er war in eine Frau gestolpert, die ihm ebenfalls irgendeiner Schweinerei zeihte.
Doch hinter jener Frau, die er natuerlich ausser acht liess, kam ein Stand zum Vorschein. Er sah nicht so aus wie ein roemischer Stand, sondern wie ein parthischer. Intensiv konnte man den Geruch der Gewuerze vernehmen. Er war angekommen. -
Aaah, peinlich, peinlich! So eine peinliche Situation. Er traute sich Charis gar nicht anzuschauen. Was kam er auch immer nur mit seinen altklugen Ansagen daher, die dann immer wieder von hinten losgingen! Dabei war er doch gar nicht berechnend, er war doch einfach ein Bursche, der... ja, gut, sprechen wir es aus, vielleicht ein kleines bisschen, ganz marginal, verknallt war. Nicht, dass Phraates nein gesagt haette zu ein bisschen... ach was. Der geneigte Leser wird sich denken koennen, was in Phraates' Kopf vorging. Aber trotzdem! Es war alles ganz anders, und dann auch wieder nicht! Phraates bemerkte, dass er sich mit seinen Gedanken hoffnungslos verheddert hatte, und konzentrierte sich auf das, was Celerina sagte.
Nicht gut ankommen taten bei ihm die Worte seiner Herrin. Er blickte sie wieder an mit einem traurigen Blick. "Ach.", seufzte er und nickte. "Ich bin gleich wieder hier. Mit Waschdings.", umschrieb er elegant den Wischmopp. "Aber ich nicht weiss wo ist.", musste er zugeben und blickte auf den Boden, an dem sich die Fussstapfen seiner verdreckten Schuhe abzeichneten. "Jemand mir wird zeigen. Ich bin gleich da wieder.", meinte er entschlossen und schickte sich an, zu gehen, um so etwas zu holen. -
Phraates war ein Freund von beinharter Logik. Alles auf dieser Welt konnte man erklaeren. Und alles hatte eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Dass er immer wieder zum wiederholten Male ins Fettnaepfchen tappte, war zwar nicht so wahrscheinlich, verglich man es mit anderen Leuten seines Alters, aber es war moeglich.
Auf jeden Fall konnte Phraates nun erleben, wie sich das haar der Keltin chamaeleonartig ihrer Haarfarbe anpasste. Sie war komplett aus der Fassung gebracht worden. Das hatte Phraates nicht wollen. Wieso tat sie das? Er war doch nur beinhart logisch gewesen! Frauen waren vielleicht seltsam. "Ou-en.", machte er leise nach den Worten der Frau, was zwar angesichts ihrer Schimpftirade etwas extrem deppert klang, aber die Phonetik des Namens besser widerspiegelte.
Und Phraates hatte die Zeichen gesehen. Da hatte er doch tatsaechlich gedacht, mit einer freundschaftlichen Beruehrung konnte er Fiona beruhigen. Weit gefehlt. Er zog seine Haende zurueck, als ob er heisses Eisen angefasst haette. Und nun kam das Donnerwetter. Phraates verzichtete darauf, Konter zu geben, eine Frau bruellte man nicht an. Ausser, man war mit ihr verheiratet, dann ging es natuerlich, aber das war eh selbstredend.
Er zuckte nur die Schultern. "Dann du gehe nach Hause, auf Zinninseln. Und sei bereit zu sein enttaeuscht.", meinte er ruhig, als sie geendet hatte.
Doch als er Ava erwaehnte, beruhigte sich Fiona mit einer unglaubigen Schnelle. Ja, sie entschuldigte sich sogar? Wofuer? Dass sie ihn angeschrien hatte? Dass er nicht mehr heimkehren wuerde?
Er entgegnete zunaechst nichts, weder auf ihre Entschuldigung, noch auf ihre Ansage, dass sie gehen wuerde. Bedruecktheit breitete sich am Tisch aus.
Schlussendlich sagte er doch noch etwas. "Fiona... es tut mir Leid. Ich nicht haette sagen sollen.", meinte er leise. Dann fuegte er hinzu: "Ou-en. Sicher gutes Mann." Und dann hielt er, endlich, die Klappe. -
"Pompompom, popopopompompom...", machte Phraates vor sich hin, als die Sklavenschaft von Celerina zusammen mit ihr in den Hafen einzog. Sie waren spaet, doch dies machte Phraates nichts aus. Er war in guter Laune. Den ganzen Weg lang hatte er mit Diomedes Scherze getrieben (und dabei auch sein Latein ein bisschen verbessert). Nun waren sie hier, am Hafen.
Man machte einen Mordsaufwand, als die Braut eintraf, doch Phraates hatte anderes vor, als sich im Ruhm seiner Herrin zu sonnen. Er blickte sich verhalten um. Ah, wie fein das war, wenn man sich herumdrehen konnte, ohne das die Schafswolle am Koerper zu kratzen begann. Nicht, dass Phraates nackt war, im Gegenteil. Er trug parthische Baumwollkleidung, die so bequem war, dass es eine Freude war. Er trug ein langes, gruenes Gewand und einen maechtigen weissen Turban. Es war die Kleidung eines parthischen Adeligen und somit seinem Stand innerhalb Parthiens angemessen... im Gegensatz zu dem Stand, den er in Rom inne hatte.
Aus den Augenwinkeln sah er Celerina aus der Saenfte steigen und mit ihrem Kerle herumturteln. Corvinus hiess der, noch ein roemischer Patrizier.
Doch Phraates hatte nicht die Absicht, sich besonders lange die beiden anzuschauen, er hatte einen Auftrag bekommen, einen, den er zwar nicht fuer sehr gewichtig hielt, aber den er erfuellen musste. Immerhin gab ihm das das Gefuehl, etwas nuetzliches tun zu koennen, statt hier nur herumstehen zu muessen und zu glotzen wie eine Oelstatue, um dekorativ die Landschaft zu zieren und als Staubfaenger zu dienen.
Er blickte sich um. Roemer, Roemer, da! Ein paar Sklaven. Er blickte herum und erspaehte tatsaechlich eine Sklavin mit langem blonden Haar. Das musste jener Nordlaenderin sein, von der Celerina gesprochen hatte.
Er seufzte auf und ging zu der hin, von der er noch nicht wusste, dass sie Caelyn hiess. Hoffentlich war dies die Richtige, er wollte sich nicht blamieren.
Immerhin liess es sich im parthischen Gewand wuerdevoll schreiten, da konnte jede Toga einpacken.
Er kam vor der Blonden zu stehen und raeusperte sich. "Aeh, salve. Bist du der, nein, die Sklavin von die Aurelier? Die ist Keltin oder Germanin?", fragte er Caelyn mit einem moeglichst wuerdevollen Tonfall.