Widerlich!! Schlamm und Erde hatten sich in meinen Mund verirrt und ich lag der Länge nach im Dreck. Eben noch hatte ich den Fuß des Soldaten fest in meinen Griff und schon plumpste der Mann schwer auf mich, was mir ein schrilles Schmerzfiepen entlockte. Erschrocken hatte ich den Soldaten sofort wieder los gelassen und versuchte Luft zu holen, was mir nicht sonderlich gut gelang. Dunkelheit, Kampfgeräusche und die eisige Kälte des Bodens umfing mich und ich war für einige Sekunden völlig gelähmt von der Angst, denn ich wollte weder sterben und sonderlich mutig war ich nun mal nicht. Aber während ich da noch im Schlamm lag passierte alles um mich in wahnwitziger Geschwindigkeit und noch während ich heftig hustete und nach Atem schöpfte hörte ich das Röcheln unseres gedungenen Mordbübel und im nächsten Augenblick plumpste sein Körper direkt neben mir auf den Boden. Seine aufgerissenen Augen starrten mir direkt ins Gesicht und eine kleine Spur von Blut floss aus seinem Mund, vermengte sich mit seinem schaumigen Speichel und bildete kleine rote Blasen. Schockiert und gleichzeitig fasziniert betrachtete ich ihn aus nächster Nähe und sah wie sich seine Augen trübten. Natürlich war das nicht der erste Tote, den ich zu Gesicht bekam aber hier war es doch so viel unmittelbarer und ich hatte noch nie einen Mann so sterben sehen und das nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Gut es erschütterte mich schon ein bisserl und ich musste kräftig schlucken, aber die Gefahr schien damit gebannt zu sein. Sicherheitshalber blieb ich noch einige Sekunden im Matsch liegen ehe ich mich ganz vorsichtig hochrappelte und mich umsah.
Einige Wolken zogen davon und zwischen dem Riss erschien sanft das weiße Mondlicht so als ob Luna bei dem Töten nicht hatte zusehen wollen aber jetzt wieder zufrieden schien, dass das Scharmützel vorbei war. Die Amazone kniete und der rettende Soldat stand ja fast gleich neben mir und im schwachen Licht konnte ich sein Schwert feucht glänzen sehen. Es tropfte von der Schwertspitze und es war sicherlich das Blut des gemeinen Verbrechers. Ich war gehörig beeindruckt von dem Mut und der Tapferkeit, die der Mann gezeigt hat für uns beide denn das war in Rom und zu unserer Zeit wirklich nicht selbstverständlich!! Und selbst wenn die Nacht viel verbarg und wenig offenbarte schien es mir doch, dass der Soldat außerdem ziemlich gut aussah. Mit all diesen Erkenntnissen kam ich dann doch endlich wieder auf meine eigenen Füße und schlagartig wurde mir bewusst, dass ich wie ein Schlammmonster aussehen musste. Erde in meinen Haaren, Matsch im Gesicht und Schlamm über und über an meinem dünnen Kleid, das sich jetzt unvorteilhaft in Falten an meinen Körper presste. Na toll!! Der erste Eindruck zählte bekanntermaßen und der war vergeigt, denn ich würde von dem attraktiven Soldaten wohl immer nur als die hysterische, weinende, panische, dumme, mit Schlamm besudelte dumme Göre gelten. Verlegen kaute ich auf meiner Unterlippe und versuchte dabei meine schlammigen Haare nervös zu ordnen. Die Amazone beachtete ich augenblicklich nicht sondern grübelte darüber nach was ich denn als Dank an Decimus Serapio richten konnte. Aber ich war viel zu verschämt und verlegen wegen all der braunen Masse an mir und darum schwieg ich. Auch als die Amazone sich mühsam auf die Beine kämpfte, ihre zerzausten und ebenso erdigen Haare zur Seite wischte und den Soldaten weit weniger schwärmend anschaute. Wie gut dass ich keinen Spiegel hatte, denn dann hätte ich mich wegen meines dämlichen Mädchen-Glotz-Vergötter- Ausdrucks wahrscheinlich selbst geohrfeigt.
»Danke!!« Wie widerwillig das von der Amazone kam als sie sich mit der Hand über den Schnitt fuhr und dabei misstrauisch auf Decimus Serapio schaute. Dabei hatte er uns gerettet und gehörte eindeutig zu der Soldatenmarke Held!! Undankbares Weib!! Aber vielleicht hatte die Kämpferin etwas auf dem Kerbholz und fürchtete unsere Freunde und Helfer der Stadt. »D'nk'e sr!!« Unverständlich war das Fiepsen aus meinem Mund und ich presste mir schnell die Hand davor. Leise versuchte ich mich zu räuspern um den Frosch aus meiner Kehle zu vertreiben. Die Amazone verschränkte die Arme vor ihrer Brust und schien wohl darauf zu warten was der Centurio jetzt mit uns vor hatte. Ich war immer noch damit beschäftigt mir den Schlamm mit meinen nicht weniger dreckigen Fingern aus den Haaren zu bürsten. »Ihr habt uns gerettet!!« Das brachte ich nach einigem Probieren mit meiner verräterischen Kehle zu Wege. Toll!! Das war wirklich nicht sonderlich brillant und eloquent aber ich konnte immer noch vor Scham im Boden versinken. Verlegen trat ich von einem Bein auf das andere.