Beiträge von Penthesilea

    En-áíbón so würde es meine Mutter wohl ausdrücken was man alles in der Nacht erfahren konnte. Die Nacht verriet viel über ein Land denn welche Tiere zu hören waren und wie der Wind und die Bäume klangen wenn man die Augen schloss und jedes Licht vertrieb sprachen ihre ganz eigenen Geschichten. Auch in Ägypten war es nicht anders gewesen. Ich schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche und sie klangen so ganz anders als rund um Arsinoë wo ich mein Kindheit verbrachte. Auch die Gerüche waren fremdartig obwohl ich doch schon so lange in Rom lebte und Italien gewöhnt war aber die Stadt war immer etwas anderes als das grüne und liebliche Land außerhalb. Es raschelte in den Ästen der Bäume und sicherlich beherrschte die Jagd den Wald um uns. Eine Eule die eine Maus schlug nachdem sie sich aus ihrem Bau im Erdreich heraus wagte und Fledermäuse die meisterlich fliegend nach ihrer Beute in der Dunkelheit suchten.


    Ich öffnete die Augen als ich die Antwort von Catubodus hörte und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Die Antwort gefiel mir denn sie war nicht so abgedroschen zu dem was man sonst bei solchen Fragen zu hören bekam. Ich sah zu ihm hinüber und betrachtete ihn mit etwas mehr Interesse. »Ein Rabe??« Ich lachte leise über die Antwort. Ich hatte mal gehört dass die Römer den Raben und auch die Krähe genauso für ihre Vogelorakel nutzen aber ich hatte mich nie übermässig mit dem Glauben der Römer beschäftigt. »Über mich gibt es nicht viel zu berichten. Ich bin eine Sklavin seitdem ich dreizehn bin, seit meinem fünfzehnten Lebensjahr wurde ich zur Gladiatrix ausgebildet und seit vier Jahren bin ich in Rom und habe meine Zeit in der Schule Ludus Magnus rum gebracht.« Somit hatte ich die Eckdaten meines Lebens verraten auch wenn ich viele Nuancen, Details und Schattierungen verschwieg. »Hast du schon einen Plan wie du die Sklaven einfangen möchtest?«

    Mein Herz schlug schneller denn es war eine süße und köstliche Gefahr die von diesem kleinen Ausflug aus ging. Süß und köstlich weil ich die anregende Gesellschaft von Semiramis genießen durfte und gefährlich in diesem verbotenem Raum. Das heiße Wasser füllt den Raum schnell mit seinem Dunst und ich sah nur einen Schemen hinter den weißen Schwaden. Die Kacheln unter meinen Füßen waren bereits warm und fühlten sich angenehm an der Haut an als ich leise und wie ein Katze durch die Dampfschwaden ging. Meine Füße rollten sachte über den Boden ab und ich spähte dort hin wo ich das Geräusch eben vernommen hatte. Ich zeigte immer noch das verschmitzte und laszive Lächeln als sich vor mir die andere Sklavin im Wasserdampf zeigte. Ich blieb noch nicht mal eine Armlänge vor ihr stehen und betrachtete sie ausgiebig. »Schönes Wildkätzchen!!« Ich streckte die Hand aus und berührte zart ihre Wange und fuhr mit meinen Fingerspitzen unter ihr Kinn. Ich erwartete fast dass sich die schöne Sklavin in Luft auflöste und mich der Dampf nur täuschen wollte doch sie war aus Fleisch und Blut. Mein Daumen berührte sie an den Lippen und fuhr die Konturen entlang und ich betrachtete sie einfach.


    Ich beugte mich nach unten und legte meine Lippen auf ihren Mund und küsste sie sanft aber nicht so forsch wie noch im Garten. Jetzt war auch die Zeit gekommen genießen zu dürfen, es eilte nicht und wir hatten den ganzen Abend. Unverwandt sah ich ihr in die Augen und löste mich einige Zentimeter von ihrem Gesicht. »Komm süße Katze, lass uns baden gehen.« Ich richtete mich auf, drehte mich um und ging auf die Stufen zu die in das Badebecken führten. Ich streckte mich wie eine Löwin die einen anstrengenden Tag hinter sich brachte und nun ihre wohlverdiente Ruhe nach der Jagd genoss. Mein Körper trug einige Narben die ich in den letzten Jahren bei den Kämpfen gewonnen hatte und mein Leben damit bewahrte. Ich war keine der Gladiatorinnen die übertrieben muskulös waren und doch sah man meinem Körper sicherlich auch die Jahre des Trainings an selbst wenn ich meine Natur gegebenen Rundungen nicht verloren hatte.


    Das Wasser war angenehm und mein Fuß tauchte tief hinein und ohne Zaudern trat ich bis zu den Waden und dann bis zu meinen Oberschenkeln hinein. Immer noch sprudelte das Wasser aus dem Loch in der Wand und füllte das Becken weiter aber ich konnte bereits bis zu meiner Taille in das Wasser tauchen. Das heiße Wasser prickelte über meine Haut und es fühlte sich paradoxerweise wie ein kalter Schauder an ehe es wieder warm wurde an meinem Körper und den Schweiß des Tages von mir ab wusch. Ich drehte mich im Wasser und betrachtete Semiramis forschend und intensiv damit mir nichts von ihr entging. Lebe jeden Tag als ob es dein letzter wäre!! Das war etwas was ich in den letzten vier Jahren wirklich gelernt hatte denn man konnte nie wissen wann man als Gladiator über den Jordan trat.

    Natürlich hatte ich in der Gerüchteküche des Hauses von der Flucht der Sklaven vernommen. In diesen Tagen sprachen die Sklaven kaum von etwas anderem und manche wirkten dabei spöttisch und hämisch, andere wiederum neidisch und sehnsüchtig. Die einen glaubten dass die Sklaven bald am Kreuz endeten und manche bewunderten ihren Mut die Freiheit zu jagen und dabei selbst verfolgt zu werden. Ich kannte keinen der Sklaven wirklich und meinte den einen oder anderen höchstens vom sehen her zu kennen aber ganz sicher war ich mir dabei auch nicht. In den letzten Wochen waren einfach zu viele Namen und neue Gesichter auf mich eingestürzt. Es überraschte mich jedoch nicht dass ich mit bei der Suche helfen sollte und ich musterte eher neugierig den Mann der uns dahin gehend anleiten sollte. Ich mochte Männer mit heller Haut und hellen Haaren es war nur schade dass er nicht die Größe der Nordmänner geerbt hatte. Mein Name bekam in seinem Mund eine ganz eigene Note und es missfiel mir nicht denn es klang dadurch eigen. Meine Mundwinkel zuckten und ich nickte ihm zu wobei ich mich bemühte einigermaßen meinen Gesichtsausdruck neutral wirken zu lassen.


    Folgsam lief ich hinter Aristides her und blieb neben ihm stehen wobei mir sein Blick nicht entging. Da konnte ich wohl froh sein dass nicht er mein Herr war sondern Flavius Gracchus!! Ich bemühte mich erneut nicht mein Gesicht zu verziehen. »Aber natürlich Dominus, ich werde ihn genau im Auge behalten und dafür Sorge tragen dass er seine Aufgabe erledigt und nicht mit deinem Geld abhaut.« Wäre ja noch schöner denn ich hatte es gar nicht gerne wenn so eine stolze Summe unnütz den Bach herunter floss während es doch besser investiert werden konnte!! Nämlich in meinen Geldbeutel für meine Freiheit!! Ob ich auch eine Belohnung erhielt wenn die Sklaven gefasst wurden? Ich wollte gerade den Mund aufmachen um unverschämt und dreist die Frage zu stellen doch Flavius Aristides schenkte seine Aufmerksamkeit bereits dem Sklavenjäger. Ich klappte meinen Mund wieder zu und folgte brav zurück.

    Das Feuer raunte seine Geschichten von brennendem Holz, die Zweige des Waldes wisperten über den Wind der Nacht und die Nachttiere krochen wie kleine Spuckdämonen aus ihren Löchern. Ich blickte in das orange Licht des Feuers und es ließ die Dunkelheit um uns herum noch dunkler wirken. Einige Brotkrumen fielen auf die Decke und ein Stück von dem geräucherten Fleisch wanderte in meinen Mund. Während ich bedächtig auf dem Fleisch herum kaute sah ich von der Seite auf den Anführer unserer kleinen Unternehmung. Ein Galater war er also? Ich konnte damit nicht viel verbinden und entsann mich nur an einen älteren Gladiator der in der gleichen Schule arbeitete und uns in den ersten Jahren unterrichtete bis er schließlich an der Schwindsucht übel krepierte. Er hatte einen Abend mal von seiner Heimat erzählt und es sollte wohl irgendwo dort liegen wo auch Troja einst erbaut wurde. Oder war es ein gutes Stück Östlich davon? Ich erinnerte mich nicht genau und nur noch lebhaft an den melancholischen Ausdruck auf dem Gesicht des Gladiator. Und der Söldner erinnerte mich an den alten Mann. Natürlich war er jünger und mitten in der Blüte seines Lebens und Manneskraft aber doch war da das Mitschwingen von Fernweh was ich meinte zu hören.


    Die Wunde an meiner Schulter begann zu jucken denn der Kampf war erst wenige Wochen her. Ich rieb oberhalb der Wunde an dem Stoff meiner Tunika und schob dabei die Lederrüstung zur Seite die ich vorne gelockert hatte für das Rasten. Ich grinste in mich hinein denn wenn ich eines Tages meine Freiheit bekam würde ich bestimmt nicht das Hausmütterchen werden und am Webrahmen enden. Nein ganz bestimmt nicht!! Eher würde ich meine Erfahrung ähnlich nutzen. »Das ist natürlich ein Argument!!« Mein Messer schnitt durch den Schinken und teilte ein weiteres Stück Fleisch ab. Die wirklich unbekannte Variabel in diesem Fluchtmelodram war der Söldner. Auch wenn er die Schranktüren zu seinem Leben kurz geöffnet hatte und ihr einen Blick erlaubte war ich mir nicht sicher was davon Berechnung und was Ehrlichkeit war. Solchen Männern wie Catubodus war alles zu zu trauen. »Dann gibt es nichts in deiner Heimat was dich lockt. Aber wie steht es hier in Rom? Oder bist du einer der Männer aus der Sorte einsamer Wolf?« Meine Zähne blitzten zwischen meinen Lippen her vor als ich leicht spöttisch lächelte.

    Ich war mir nicht wirklich sicher wer von den Sklaven nicht einfach log. Vielleicht beneideten einige von den Sklaven auch die Flüchtlinge und wünschten sich, sie hätten die Initiative übernommen. Aber wer mochte es schon gejagt zu werden? Dies schreckte dann doch genug von den Männern ab wie ich zumindest glaubte. Schon ritten wir in einem strengen Tempo weiter die Straße entlang und in die Richtung wo wir die Sklaven vermuteten. Die ersten Stunden genoss ich einfach nur den Ritt auf dem Pferd das nicht zu der lahmen Sorte gehörte. Die Landschaft war mir ein bisschen zu grün und an manchen Stellen dann doch zu morastig aber alles in allem hatten wir Glück und mussten nicht durch strömenden Regen reiten. Die Menschen vergaß ich sofort nachdem wir sie befragten aber ein Mann blieb mir in Erinnerung haften. Es war ein kleiner Bauersmann. So klein gewachsen wie viele Menschen in dieser Gegend und dann vom Alter noch gekrümmt wie eine Krüppelkiefer vom Wind in den Bergen. Sein Gesicht war schrumpelig, seine Haut von der Sonne stark gebräunt und seine Augen funkelten listig. Er erinnerte mich an die Geschichten die mir Jesper aus seiner Heimat erzählte. Die Zwerge die von hässlicher und kleiner Gestalt sein sollten. Und dieser Mann schien ein Zwerg zu sein der sich nach Italien verirrte.


    Die Entscheidung im freien zu kampieren störte mich überhaupt nicht und es gefiel mir sogar. Die Mücken waren noch nicht aus ihrem Schlaf gekrochen und auch die anderen Krabbeltiere dieses Landes scheuten sich noch vor der Jahreszeit. Ich schwang mich von meinem Pferd und band es an eine Buche fest, deren Stamm etwas dicker aussah und somit das Pferd daran hindern würde zu fliehen wie es die anderen Sklaven taten. Sorgfältig kümmerte ich mich um das Tier. Ich nahm den Sattel vom Rücken, wischte das Fell mit einem Lappen und etwas trockenem Gras sauber und gab ihm etwas Hafer das wir mit uns führten. Mit zwei Eimern bewaffnet holte ich von dem klaren frischen Wasser und gab es auch noch zwei anderen Pferden mit zu trinken. All das tat ich bevor ich mich um meine eigenen Dinge kümmerte aber die Tiere gingen eben vor.


    Irgendwann später prasselte dann das Feuer und die Dunkelheit hatte sich ausgebreitet. Ich hatte mich auf die Pferdedecke gesetzt und und die Lederrüstung etwas gelockert aber nicht ganz ausgezogen. Ich sah gebannt in die Flammen und lauschte dem Knistern des brennenden Holzes. Meine Hände suchten in der Satteltasche nach meinem Beutel in dem ich mir etwas Brot und Schinken gepackt hatte. Ich holte beides hervor und zückte meinen Dolch. Die Frage von unserem Anführer dieser Jagd überraschte mich und ich schwieg dadurch etwas länger. Das Licht streifte mein Gesicht als ich es anhob und ihn ansah. »Warum sollte ich fliehen?? Ich könnte es bedeutend schlechter haben so wie meine Schwestern. Ich habe ein Dach über meinem Kopf, ich kann das tun was mir am nächsten liegt und ich muss mich weder in einem Lupanar noch als Waschmagd verkaufen. Und irgendwann werde ich genug Sesterzen zusammen haben um mir meine Freiheit zu kaufen! Was erwartet da schon diese Sklaven?? Wenn sie Glück haben werden sie nur ihr Leben lang gejagt oder glauben immer auf der Flucht sein zu müssen!! Wenn sie Pech haben dann landen sie am Kreuz was wohl sehr wahrscheinlich ist. Ich bin nicht so dumm so eine aussichtslose Sache zu beginnen!!« Ich hoffte dass ich in Zukunft noch weiter sparen konnte denn mit den lukrativen Gladiatorenkämpfen war es jetzt vorbei. Ich schnitt mit dem Dolch in das Brot und teilte mir einen Brocken davon ab. »Und was ist mit dir? Du kommst doch auch nicht von hier!! Warum bietest du den Römern deine Dienste an?«

    Ich war nicht leicht aus dem Konzept zu bringen und schon viel gewöhnt und eine Sklavin hatte mir früher mal an den Kopf geworfen dass ich arrogant und selbstherrlich wäre. Gut es stimmte durchaus und eitel war ich zudem auch. Darum irritierte mich die Reaktion des Centurio gehörig!! Selbst wenn meine dunkle Hautfarbe einigen Männern nicht gefiel so war ich es doch gewöhnt dass sie auf einige körperliche Reize an sprangen wie ein lechzender und verhungernder Hund. Aus dem Grund hatte ich mir meine Meinung gebildet dass die meisten Männer simpel waren wenn es solche Dinge betraf und mich kaum noch überraschen konnten. Der Mann konnte es!! Seine Hände tanzten seltsam vor mir herum und ich sah deutlich die Entgeisterung in seinem Gesicht. Oder war er sogar angewidert?? Sicher konnte ich das nicht behaupten nur dass ich damit eindeutig nicht die Wirkung erzielte die ich beabsichtigte. Oder?? Schockiert hatte ich ihn und somit war es doch nicht ganz in die Hose gegangen. Ich zog die Tunika wieder über die Schulter und den Stoff vorne nicht sehr eilig zusammen denn ich gehörte nicht zu der schamhaften Sorte Frau. »Wie du meinst Centurio!!« Ich strich mir einige schlammige Strähnen in den Nacken nicht ohne den Centurio zu betrachten. Ich schüttelte schließlich den Kopf und schob ihn in die Schublade schüchterner Mann was seine Reaktion erklären würde.


    *Bin ich ich und du nicht ich oder ich du? Deirdre again*


    Schlagartig war jede Sympathie und Dankbarkeit für die Amazone verschwunden als sie sich beinahe an den Hals des Centurio warf. Pah!! Dieses Luder!! Dass es die pure Eifersucht war gestand ich mir zwar dann doch ein aber ich schob es gleich weg. Die Amazone war wirklich nicht anständig aber kein bisschen!! Ich verzog mein entgeistertes Gesicht und sah betont angewidert zur Seite als ob ich eine Aussätzige vor mir hätte. Ja es war übertrieben und hätte ich die Abweisung bei Decimus Serapio gesehen dann wäre wohl meine Laune schlagartig besser. Außerdem war ich durchaus auf die Amazone in einer anderen Weise neidisch und das waren einige Vorzüge die sie aufwies. Ich selbst hatte eine Hühnchenbrust und fand das schon seit Jahren ganz schrecklich. Mein Boss bestätigte das auch liebend gern und meinte dass ich deswegen noch keinen Mann abgekommen hatte. Ich schlang meine Arme ganz fest um meinen zitternden Körper und sah von den Männern und der einzigen Frau neben mir weg. Mir wäre es auch nicht aufgefallen wenn sich weitere dieser Halunken zu uns geschlichen hätten denn ich war damit beschäftigt ein Sauertopf zu sein. Ich brütete vor mich hin und merkte die Wendung im Geschehen erst als sich ein warmer Stoff um mich legte was mich aus meinem Selbstmitleid heraus riss. Ich fingerte nach dem Stoff und lächelte verlegen. »Danke schön!!« Es war ein Hauchen das über meine Lippen kam und ich war mir nicht sicher ob der Centurio es überhaupt hörte denn der Wind frischte wieder auf und ich war sehr froh über den Mantel, den ich fester um mich zog. Schweigend und schüchtern zu dem jungen Centurio spähend folgte ich den Anweisungen und würdigte die Gladiatorin mit keiner weiteren Aufmerksamkeit. Sie war in meiner Gunst ganz eindeutig tief in den Keller gesunken!!


    Ich war müde, ich war erschöpft und völlig erledigt von den vielen Ereignissen dieses Tages. Erst all die Offenbarungen, dann auch noch die Suche nach dem Grab und anschließen die Gefahr um Leib und Leben!! So viel hatte ich noch nie am Stück in meinem Leben erlebt und ich hoffte dass es auch nie wieder passieren würde. Die Straßen um mich herum bemerkte ich nicht, aber auch nicht wie lange wir liefen und genauso wenig dass die Amazone den Weg bestimmte. Irgendwann erkannte ich jedoch das Viertel in dem ich lebte und zuerst den Bäcker bei dem ich mein Brot holte, den verlassenen Stand der alten Blumenfrau die erst am nächsten Tag hier stehen würde und ihre Narzissen und Glockenblumen anbieten würde. Ich blieb müde stehen und deutete auf eine Insula einige Häuser weiter. »Da wohne ich!!« Die Stimme der Amazone ertönte. »Genau da wohnen wir!!« Jetzt würde es wohl passieren. Der Centurio würde nicken und mich vielleicht noch bis zur Tür bringen, dann würde er sich artig verabschieden und ich würde ihn nie wieder sehen und er mich schon bei der nächsten Straßenabbiegung vergessen haben. So war das nun mal, denn ich fiel den Männern nicht wirklich auf außer den ekelhaften Typen. »Danke!!« Das hatte er bestimmt nicht gehört denn ich konnte meine eigene Stimme kaum vernehmen. »Eine Frage Centurio wenn du es mir gestattest??« Ich sah erbost zu der Amazone als sie zu Serapio sprach. Wehe sie biederte sich wieder an!! »Ist es nicht für deine Frau einsam so nachts alleine??« Hörte ich Belustigung in der Stimme der Amazone? Was bezweckte sie mit der Frage?? Ich war etwas verwirrt und blinzelte immer noch von meiner Schüchternheit ganz gefangen. Durften Soldaten heiraten?? Oder wollte mir die Amazone damit einen Eimer mit kalten Wasser über den Kopf schütten??

    Die Hitze stieg in mir auf und dieses Mal kam es nicht von den Übungen im Garten. Es kribbelte mir erregend über die Haut wo mich die schöne Katze aus dem Osten berührte und gab Lust auf mehr. Sehr viel mehr!! Denn die Syrerkatze war keine stille Maus sondern machte ihrem Wesen alle Ehre und übernahm sogar schon jetzt Initiative. Ihre Finger entbrannten eine brennende und erregende Spur als sie mich an meinem Oberschenkel berührten und ich schnurrte selbst wohlig wie eine Katze. Meine Zungenspitze fuhr über meine Lippen um den Geschmack der schönen Sklavin zu kosten aber ich musste nicht lange warten um erneut eine Kostprobe von ihr zu bekommen. Meine Hand legte sich auf ihren schlanken Nacken und fuhr unter die weichen Haare während ich ihre Lippen auskostete und ihre Leidenschaft lodernd erwiderte. Atemlos löste ich mich wiederum von ihr. »Und du bist voller Überraschungen Süße!! Dann lass uns baden schöne Flammenblume!!«


    Irgendwo zwischen den Sträuchern raschelte es doch es musste der Wind sein, denn als ich dort hin sah konnte ich nur Zweige und frisch ergrünendes Laub erkennen. Ich griff sanft nach der Hand der Syrerin und zog sie mit zum Haus. Es war sehr still in den Fluren und die Gänge wirkten wie ausgestorben. Mir sollte das recht sein denn ich würde mich gehörig ärgern wenn dieser strahlende Fisch mir im letzten Moment doch von der Angel springen würde und ich einen weiteren langweiligen Tag erleben würde. Und die schöne Sklavin versprach wirklich Kurzweile und was für welche!! Vor der Tür des Luxusbad ließ ich die Hand von Semiramis los und spähte durch den leeren Gang. Nein es war niemand zu sehen und ich zwinkerte der Syrerin verschwörerisch zu. »Du kannst schon mal rein gehen und ich kümmere mich dass wir auch heißes Wasser bekommen!!«


    Solche Bäder waren überall gleich und so fand ich schnell den Raum der die Anlage enthielt um das Wasser zu erhitzen. Ich entzündete ein Feuer und einigen Holzscheiten und legte sie in die Vertiefung damit das Wasser schön erhitzt wurde. Zufrieden betrachtete ich die Flammen auf dem Holz und verließ den Raum still und heimlich um endlich zu dem Herzstück zu kommen. Langsam öffnete ich die Tür und schlüpfte hinein und sah mich nach Semiramis um. Aus einem Loch in der Wand sprudelte schon das Wasser in das Becken und ich betrachtete das Mosaik das dort zu sehen war. Die Syrerin hatte ich in dem Halbdunkel noch nicht entdeckt. Während das warme Wasser leise plätscherte streckte ich mich wohlig und darauf hoffend dass ich die Sklavin nicht doch noch vertrieben hatte.


    Ich griff nach dem Band das meine Haare zusammen hielt und löste es. Der strenge Knoten meiner Haare löste sich und schwarze Locken fielen über meinen Rücken. Das warme Wasser würde sicherlich meine Muskeln lockern und den Schweiß von meiner Haut waschen. Auch die Bänder an meiner Tunika lockerte ich und zog den Stoff zur Seite damit er von meiner Schulter herunter glitt und sanf liebkosend über meine Haut streichend auf den Boden fiel. Ich fühlte die Luft an meiner Haut und empfand es als sehr angenehm die Tunika los zu sein. Ich meinte ein Geräusch zu hören und sah lächelnd dort hin.

    Der Dreck der Strasse, der Schweiß vieler Tage und die Spuren der Anstrengung zeichneten sich auf meiner Haut und meinem Körper ab. Auch meine Kleidung war durchdrungen von dem scharfen Ritt, den wir hinter uns brachten um den Vorsprung der Sklaven wieder aufholen zu können. Es war anstrengend gewesen und sehr ermüdend aber die Entbehrung und das Fordern meines Körpers war ich gewöhnt und zudem niemals ein Wort der Klage über meine Lippen kommen zu lassen. Gerade als Frau durfte ich diese Schwäche nicht zeigen um als das was ich auch war akzeptiert zu werden. Und man sah außer den Rändern unter meinen Augen mir nicht an dass ich müde und erschöpft war und nichts lieber täte als einen Krug mit kühlen Wein zu leeren. Auch mein Pferd schien müde zu sein denn es ließ seinen Kopf tiefer hängen als wir die Stadttore von Ravenna durch querten und uns durch die Menge an Menschen wühlten die an diesem Tag auf den Strassen unterwegs waren. Das Fell war von Schweiß durchdrungen und an den Flanken war es sogar schaumig nachdem wir Stunde um Stunde über die Strassen in diese Stadt geprescht waren. Eine schwarze Strähne kitzelte mir im Gesicht und ich strich sie fahrig zurück zu den anderen während ich mich umsah. Ich kannte die Sklaven nicht und höchstens von der ferne, darum wusste ich nicht ob ich sie im Gros der Menschen erkennen würde aber es waren noch andere Sklaven dabei die die Flüchtigen kannten.


    Meine Augen verschmälerten sich als ich in südwestlicher Richtung sah wo die Sonne ihre Strahlen in meine Pupillen richtete. In meinen Gedanken überlegte ich was ich täte wenn ich fliehen wollte. Aber ich hätte eine Menge Dinge anders getan im Vorfeld und es war wenig wahrscheinlich dass die Sklaven jetzt so denken würden wie ich. Ich lenkte mein Pferd hinter Catubodus und spähte über die vielen Menschenköpfe.

    Als die Häuser der Stadt hinter mir lagen atmete ich befreit auf denn es war seit Wochen das erste Mal dass ich nicht nur die Villa, sondern auch die Stadt verlassen durfte. Die Aufregung dieser Jagd und die Abwechslung von dem normalen Alltag in dem Haus der Flavier war natürlich ein weiterer Bonus für diese kleine Sklavenhetzjagd. Solidarisch zu den Sklaven fühlte ich mich nicht, denn ich kannte sie nicht und irgendwie erschien mir ihre Fluchtdurchführung reichlich mangelhaft organisiert zu sein. Die Ehefrau entführen, Spuren zu ihrem Reiseziel hinterlassen und ähnliche Schnitzer erwürgten alle Triebe von sklavischer Kollegialität die in mir erwachen könnte. Ich atmete die frische Luft vor den Stadtmauern tief ein und streckte meinen Arm aus als wir an einigen Bäumen vorbei ritten, denn einer von ihnen war ein Feigenbaum. Ich riss eine lila-blaue Feige von den trockenen Zweigen herunter und drehte sie zwischen meinen Fingern. Natürlich ahnte ich nicht dass schon bei Cicero der Baum erwähnt wurde, denn ich konnte nicht lesen. Und wozu auch?? Aber von dem Baum auf dem Forum Romanum wusste ich natürlich, denn er stellte das Schicksal von Rom dar. Ich drückte die Feige zwischen meinen Fingern und warf sie gleich in einen hohen Bogen in das Gras am Wegesrand denn die Frucht war schon hart und ausgedörrt von dem Winter.


    Unter meinen Schenkeln spürte ich die Bewegungen des Pferdes und ich roch immer noch intensiv den Geruch nach dem Tier. Ich war zwar pragmatisch für die Reise gekleidet und trug eine braune und schlichte Tunika, aber ich war auch gerüstet. Eine Lederrüstung zierte meinen Oberkörper die mein Herr für mich anfertigen ließ. Bevor er aufbrach hatte ich sie noch von seinem Speichellecker erhalten der mich mit einem glasig-kalten und abfälligen Ausdruck ansah. Ich selbst hätte eine andere und noch praktischere Rüstung gewählt aber als Sklavin eines Patriziers konnte ich wohl nicht in einer alten und speckigen Lederrüstung herum laufen. Dunkelbraun und mit einigen Nieten beschlagen war der Ledertorso und meine Oberarme waren weiterhin frei, denn ich brauchte die Bewegungsfreiheit und meine Schnelligkeit war schon immer mein größter Vorteil im Kampf. Seitdem wir die Stadttore hinter uns gelassen hatten durften wir auch unsere Waffen aus den Decken hervor holen, um wenigstens dem Anstand in der Stadt genüge getan zu haben. Ich hatte einen Speer und mein Kurzschwert samt einem kleinen Schild bei mir, wobei ich den Speer in einer Hand hielt, die Waffe unter dem Sattel und über der Satteldecke verstaute und den Schild dort fest band.


    Mit jedem Meter den wir hinter uns brachten hob sich meine Laune und meine Freude auf die Jagd nach den Sklaven. Ich hoffte natürlich dass sie es uns nicht ganz so einfach machen würden und es mich amüsierte. Immer mal wieder spähte ich auf den Rücken des Kelten dessen Namen ich nur am Rande aufgeschnappt hatte. Ein Söldner anscheinend aber dennoch wusste ich sonst rein gar nichts über ihn und ob er für die Arbeit taugte, aber die Flavier hatten sich bestimmt etwas dabei gedacht. Ich zog an den Zügeln meines Pferdes und brachte es zum stehen, wobei ich den Worten lauschte. Ich schnaubte amüsiert denn die Aussicht auf eine Flucht und das das ganze Leben lang war nicht sonderlich berauschend. Nein ich wollte nicht fliehen!! Ich würde mir das Geld ansparen und meine Freiheit erkaufen um hoch erhobenen Hauptes davon gehen zu dürfen und vielleicht in meine Heimat zurück. Die Augen unseres erkorenen Anführers hatten etwas von Stahl als sie sich auf mich richteten und ich konnte wenig in ihm deuten. Trotzdem lächelte ich und zuckte mit meinen Schultern. »Ich will bestimmt nicht fliehen. Das endet nur am Kreuz.« Ich hatte es zwei Mal in der Gladiatorenschule in Ägypten erlebt als ich noch jung war und nachdem mich mein Vater dort hin verkauft hatte. Damals war ich noch keine Gladiatorin und arbeitete als einer der ganz niedrigen Sklavinnen dort. Aber ich hatte nie vergessen wie qualvoll der Tod am Kreuz war und ich würde lieber den schnellen Tod durch ein Schwert wählen als das langsame Siechen in der glühenden Hitze.

    Komm spiel mit mir!



    Immerhin jagte ich sie nicht gleich davon, was ein fröhliches und begehrliches Frohlocken in mir weckte. Sie wich mir aber auch nicht aus oder entfernte sich als ich mich so nahe an sie stellte. Mein Oberarm berührte ganz leicht ihre Haut und diese Leichtigkeit der Berührung zauberte eine Gänsehaut auf meinen Arm. Ich verharrte auch ganz nahe an ihrem Gesicht als ich ihren warmen Atem auf meiner Haut spürte und als sie mir die Worte zu hauchte, zudem atmete ich einen dezenten Geruch ein der die orientalische Exotik der schönen Sklavin noch verstärkte. Das kleine Feuer in mir wuchs und wurde mit jeder Sekunde hitziger und mein sich beruhigender Atem begann wieder etwas schneller über meine eigenen Lippen zu streichen. Semiramis wirkte wie eine geschmeidige und schöne Perserkatze, denn sie besaß die Freude am Spiel, wunderschöne große Augen und gleichzeitig doch die Gefahr jederzeit fauchend davon zu springen. Ich lächelte vergnügt denn die meisten Frauen wie auch Männer langweilten mich und reizten mich gar nicht zu einem solchen Spiel. Und dabei spielte ich dieses Geplänkel mit großer Freude und wann immer sich eine gute Gelegenheit bot, denn schließlich war das Leben zu kurz um es mit Langeweile zu verschwenden.


    Das Zwitschern der Vögel wurde nur Beiwerk und auch sonst hatten wir noch unsere Ruhe in dem Gartenstück. Scheinbar erfreuten sich die anderen Sklaven an dem schönen Wetter und der Tatsache dass die Herrschaft an dem Tag ausgeflogen waren. »Ich kann mir eine Menge vorstellen Süsse!« Ich schnurrte selbst wie eine Katze. »Ich würde gerne dein Seufzen hören wenn meine Lippen deine Haut berühren... ...« Die wenigen Zentimeter zwischen unseren beiden Gesichtern wurden immer schmaler und dann berührte ich ihre Lippen sanft und legte meinen Mund auf ihren. Erst nur zart und sanft, kitzelnd und lockend und dann legte ich meine Lippen fester auf ihren Mund und ließ sanft meine Zunge in ihren Mund wandern. Ich liebte es zu küssen. Gut zu küssen war eine Kunst und die meisten Männer waren nie über die Lehrlingsfertigkeiten hinaus gekommen. Eigentlich gaben sich fast alle Männer die ich kannte zu anfangs keine Mühe dabei. Dabei war ein guter Kuss der Auftakt zu wundervollem Lustwandeln und konnte mir die Beine weg reißen wenn er gut war. Auch Jesper hatte ich darin erziehen müssen aber er war ein Naturtalent gewesen was wohl ein Grund ist, warum ich ihm verfiel.


    Lustbetont erforschte ich jedoch dieses fremde Terrain mit meiner Zunge, spielte und küsste sie voller Leidenschaft und es war als ob ich als Verdurstende in der Wüste endlich eine süße und erfrischende Quelle nach vielen trockenen Wochen gefunden hatte. Ich berührte ihre Tunika mit meinen Fingerspitzen und wanderte hinunter bis zu der Grenze zwischen nackter Haut und Stoff, um den Stoff ein wenig nach oben zu schieben und leicht über die Innenseite ihres Oberschenkels entlang zu fahren. Das Feuer in mir loderte schon wie ein Lagerfeuer und würde sicherlich leicht weiter angefeuert werden wenn sich mir noch mehr bot. Aber für den Moment löste ich mich von den süßen Lippen der Syrerin. »Das würde mir einfallen und auch andere Dinge die ich dir lieber zeigen möchte. Möchtest du deinen freien Frühlingsabend mit solchen Beschäftigungen verbringen? Die Herrschaften sind ausgeflogen und wir könnten uns in ihr Luxusbad schleichen oder vielleicht in eines ihrer Zimmer.« Ich trieb es vielleicht auf die Spitze heute aber ich liebte nicht nur die Leidenschaft sondern auch das Abenteuer dabei.

    Spiel mit dem Feuer?



    Der Boden unter meinen Füßen war immer noch warm vom Sonnenschein und die krümlige Erde zwischen den Grashalmen kitzelte über meine Fußsohlen. In meiner Heimat war ich oft ohne Schuhe unterwegs, weil wir uns diese nicht immer leisten konnten. Und dort musst man sich vor Skorpionen und Schlangen in acht nehmen, aber wenn man damit aufwuchs dann lernte man mit den Gefahren umzugehen. Mein Atem begann sich langsam zu beruhigen und meine Brust hob und senkte sich schon deutlich langsamer als noch vor einigen Sekunden. Ich stützte mich auf den Stock ab und meine Zähne blitzten zwischen meinen Lippen hervor. Die Sklavin war ganz schön kess und nicht so leicht einzuschüchtern wie so manche Exemplare von Sklaven die sich in dieser Villa aufhielten, was mir natürlich gut gefiel. Ich mochte die Sorte von schüchternen Mädchen nicht deren Stimmen wie die einer kleinen Maus klangen. »Angst? Aber nicht doch, denn das wäre doch schade Herzchen!!« Ich streckte mich ein wenig und machte eine langsame und wenig bedrohliche Bewegung auf die andere Sklavin zu. Der Stock blieb im Erdreich gebohrt und ich hielt ihn lässig mit einer Hand fest. Es trennten uns nur wenige Zentimeter in diesen Sekunden.


    Ich war mehr die Gesellschaft von Männern gewöhnt. Ich hatte mit ihnen getrunken, gelacht, gekämpft und all ihre schlechten, wie auch guten Seiten intensiv kennen gelernt. Männer, die mehr simpel in ihrer Art waren und das hatte auch auf mich abgefärbt. Ich ließ meine Augen demonstrativ an ihrem Körper herab und wieder hoch wandern. »Wäre doch schade, wo ich mir doch viel besseres vorstelle was du empfinden könntest. Und es wäre schade wenn deine Lippen das Seufzen der Panik und nicht ein viel angenehmeres Stöhnen von sich geben würden!!« Ich übersprang gerne all die lästigen und doch sittlichen Umgangsformen. Wozu sich damit aufhalten, sich erst vor zustellen, die Namen auszutauschen und höfliche und belanglose Floskeln von sich zu geben wenn man doch gleich zu dem interessanten Part einer Begegnung kommen konnte? Und ich muss zugeben, dass ich etwas brünstig war, denn die letzten Wochen waren wirklich mau gewesen. Jesper war inzwischen bestimmt in Ägypten und dank der Wunden und meiner neuen Situation war in der letzten Zeit nichts gelaufen, zudem konnte man die meisten Sklaven in der Villa getrost vergessen. Der Frühling stand jedoch wieder vor der Tür und das ließ mich natürlich nicht kalt. Ich wäre ja schön blöd so ein Früchtchen wieder laufen zu lassen!!


    Lasziv reckte ich mich, eine Bewegung mit der ich schon manche herum bekommen habe und nicht nur Männer die freilich viel zu leicht zu ködern waren und für mich somit keine Herausforderung. Ich leckte mir über meine Lippe und ließ die andere Frau nicht aus den Augen und meine Stimme wurde noch ein wenig dunkler und schnurrender mit den folgende Frage. »Meinst du nicht auch Süße??« Vielleicht bekam sie ja jetzt doch Angst, was zwar nicht unbedingt von mir beabsichtigt war, aber egal was passierte es würde mich mit Sicherheit amüsieren. Vielleicht aber auch überraschen... ... ?

    Heute hatte die Sonne warm geschienen und endlich hatte die angenehmere Zeit des Jahres in Rom begonnen. Es war auch wirklich Zeit!! Was ich an dieser Stadt nicht mochte war das Wetter. Im Winter war es zu kalt und im Sommer schwül und drückend. Dann vermisste ich die trockene und würzige Luft meiner Heimat in der ich die Kindheit und meine Jugend verbracht habe. Dort wo ich meine Unschuld und meine Freiheit verlor. Dank eines Freundes meines Vaters und meines Vaters der mich verkaufte. An den Ersten dachte ich gerne zurück, an meinen Vater weniger. Purpur, violett, orange und korallrot spiegelte an diesem Abend der Himmel das ganze Spektrum wunderschöner Farben wieder. Um mich herum zwitscherten die Vögel und die Bienen summten außerdem lag der Geruch nach frisch erblühten Knospen in der Luft. Mein Atem ging stoßweise und schwer, denn ich trainierte schon seit einer Stunde. Anfangs noch vorsichtig doch mit der Zeit wagemutiger obwohl meine Wunde an der Schulter immer noch schmerzte. Auf meiner Karamellhaut schimmerte eine dünne Schweißschicht und meine langen schwarzen Locken hatte ich fest nach hinten gebunden, damit sie mich nicht störten. Ich trug eine einfache braune Tunika die ich meinen Wünsche entsprechend verändert hatte, denn sie war ihren Ärmeln beraubt und hatte an der Seite bis zum Oberschenkel einen Schlitz.


    Unter meinen nackten Füßen spürte ich die weichen Grashalme des Gartenteils, in dem ich mir einen Platz suchte für meine Übungsstunden. Auch eine Gladiatorin durfte nicht einrosten und meine Fähigkeiten waren mein Kapital. Wenn ich diese nicht schärfte und das jeden Tag, dann würde ich am Ende noch als Waschmagd irgendwo enden. Und mein Ziel war doch meine Freiheit wieder zu kaufen und dann nach Ägypten zu fahren!! Und das nicht nur, weil ich meine Heimat vermisste. Vertraut spürte ich den dicken Eichenstab in meinen Händen den ich mir heute ausgeborgt hatte. Er wog schwer und unhandlicher als der Speer mit dem ich trainiert war. Aber er genügte um wieder die Muskeln einzuspielen. Konzentriert bewegte ich den Stock durch die Luft, zerschnitt die einzelnen Hauchschichten mit meinen Stößen. Immer wieder drehte ich mich und probierte die alten und bekannten Attacken durch, um meinen Körper keine Ruhe zu gönnen und jeden Muskel in ihm zu spüren. Welch herrliches Gefühl!! Ich liebte es zu kämpfen und gerade nach einer Pause von vielen Wochen war es eine große Freude.


    IAAAH!! IAAAH!! Der Schrei hallte von weit oben zu mir hinunter. Ich hob meinen Kopf und meine schwarzen und zusammen gebundenen Locken strichen kitzelnd über meinen Nacken. Über mir kreiste ein Raubvogel und ich meinte dass es nur ein Falke sein konnte. Ich konnte sogar das rot-braune Gefieder erkennen und die Schwanzfedern, die wie ein Fächer ausgebreitet waren. Ich leckte mir über die trockenen Lippen und spürte den Salzgeschmack meines eigenen Schweißes. Es war mehr ein Instinkt und die Wachsamkeit die ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet hatte, sodass ich herum fuhr und meinen Stock hob. Einige Zentimeter vor dem Gesicht einer anderen Frau verharrte ich mit dem Stock. Wenn ich kämpfte dann waren meine Instinkte manchmal über vorsichtig aber es hatte mir schon oft das Leben gerettet. Meine Brust hob und senkte sich immer noch rasch. Doch ich war in der Bewegung erstarrt und machte für einige Sekunden keine Anstalt den Stock sinken zu lassen. Ich erkannte die Frau vor mir wieder, denn sie war auch eine Sklavin der Flavier. »Gefährlich sich so einer Gladiatorin zu nähern Süße!!« Die Konzentration der Übung verschwand und das vordere Stockende wanderte auf den Boden herunter. Ich grinste mittlerweile und betrachtete die andere Frau von oben bis unten prüfend. Nicht schlecht was ich da sah!!

    Zwei Tauben gurrten auf dem roten Dach des Stalls über mir. Ich saß auf einem Holzblock und kaute gelangweilt auf einem Strohalm herum. Es fiel mir nicht im Traum ein dem Knecht hinter mir zu helfen der den Stall ausmistete, obwohl er mir immer wieder wie Wurfdolche böse Blicke in den Rücken schickte. Vielleicht hätte mir die Arbeit sogar gut getan denn ich langweilte mich ganz schrecklich. Schon seit vier Wochen war ich in dieser Villa und hatte merken müssen dass sie meine Arbeit eigentlich kaum brauchten. Die Familie meines Herrn Flavius Gracchus ging selten in die Stadt und brauchte deswegen in den eigenen vier Wänden natürlich keine Leibwächterin. Ich war aber das tägliche harte Training in der Gladiatorenschule gewöhnt. Aufstehen bei Morgengrauen, einige Stunden gegen die Strohpuppen kämpfen, die Muskeln stählern und am Nachmittag dann gegeneinander Übungskämpfe mit Holzwaffen führen. Und genauso vermisste ich die Abende unter meinen Kameraden und Freunden wenn wir aus der Schule durften und uns von den alten Preisgeldern einen billigen Fusel leisteten. Die Villa hatte ich nur einmal ganz kurz verlassen dürfen und mit den Sklaven war hier reichlich wenig anzufangen. Gut am Anfang hätte ich mich kaum entfernen können denn ich musste immer noch die Wunden des letzten Gladiatorenkampfs ausheilen lassen. Ich spürte die Wunde an der Schulter immer noch.


    Ich schloss meine Augen und ließ die warmen Sonnenstrahlen auf meine Karamellhaut scheinen. Endlich kam der Frühling nach Rom und das Frieren in den bescheidenen Unterkünften der Sklaven würde hoffentlich bald ein Ende haben. Ein Schatten trat zwischen mich und die liebkosende Sonne. Ich öffnete blinzelnd die Augen und spähte zu dem Mann hoch. »Dominus Aristides erwartet dich im Atrium.«
    »So? Warum?«
    »Woher soll ich das wissen?? Du solltest dich aber beeilen!!« Ich warf den Strohhalm auf den Boden und erhob mich geschmeidig. Ich beachtete den Sklaven nicht mehr und lief in die Villa. Inzwischen konnte ich mich auch einigermaßen in dem Anwesen zurecht finden und so gelangte ich in die große und pompöse Eingangshalle der Patrizier. Meine Augen streiften die Flavierin die ich nur aus weiter Ferne gesehen hatte. Und wenn man den Gerüchten unter den Sklaven Glauben schenken durfte dann war das auch gut so. Den Flavier hatte ich seit dem er mich aus der Schule geholt hatte auch nicht mehr gesprochen. Und der dritte war mir völlig unbekannt. Abschätzig musterte ich ihn. »Dominus?« Ich neigte respektvoll meinen Kopf und strich anschließend meine langen und schwarzen Locken zurück. Sie fielen über die lange und weinrote Tunika, die ich von einem Verwalter erhielt. Sie ging mir bis zu den Knien, doch ich hatte sie an der Seite bis zur Mitte des Oberschenkels aufgeschlitzt um mehr Beinfreiheit zu haben. Dazu trug ich dunkelbraune Ledersandalen die über meine trainierten Waden gebunden waren.

    Befriedigt sah ich mir den Toten an, denn der Mistkerl hatte den kläglichen Tod bestimmt verdient. Es war nicht der erste tote Mann, den ich in meinem Leben sah und wohl noch erblicken würde schließlich war ich eine Gladiatorin und der Kampf und das Ringen um Tod und Leben war mein Beruf. Der kalte Wind der Nacht strich über meine schlammige und nasse Haut und unter all dem Dreck richteten sich die Haare auf meiner Haut auf. Ich fröstelte aber ich unterdrückte den Drang mir an den Armen entlang zu streichen oder sie um mich zu schlingen wie es die Kleine gerade in ihrem dünnen und nassen Kleid tat. Der zynische Zug während meines dürftigen Lächelns entging mir selbst durchaus. Ein Centurio auch noch? Ich mochte Soldaten nicht, ich hatte eine Aversion gegen die Stadtwachen und mied jeden Gerüsteten der die Initialen SPQR irgendwo eingeritzt hatte. Es war ein Naturinstinkt in mir was vielleicht noch von meiner Mutter stammte aber auch meinen Vater aus Ägypten, der einige Male an die Fäuste der römischen Soldaten geraten war. Wer da die Überhand hatte war natürlich klar!! Und es hatte immer den Stolz meines Vaters verletzt und wie!! Aber das wäre nicht einzig der Grund denn mein Vater und ich schieden nicht gerade in gegenseitigem Einvernehmen, wie ein Jurist es so schön sagen würde. Ich richtete mich ganz auf und war froh nicht so zierlich und klein wie die Keltin zu sein, denn meine Größe hatte mir schon immer ein Gefühl der Sicherheit gegeben. Ich lächelte breiter und meine weißen Zähne blitzten zwischen meinen vollen Lippen hervor. Eine Waffe die bei manchen Männern genauso verheerend war wie mein Dolch und das in verschiedener Hinsicht. »Ich heiße Isis und das ist Camilla.« Die Lüge glitt leicht und ohne einen verdächtigen Unterton über meine Lippen und ich sah dass die angebliche Camilla ihren Mund öffnete um zu protestieren. Ich sah sie scharf an was ihren Protest verstummen ließ ehe er geäußert wurde.


    Meine Wunde wollte er sehen? Bei der Erwähnung kehrte der Schmerz an meine Flanke zurück und wo mich der dreckige und doch scharfe Dolch getroffen hatte. Keine schöne Schramme war das an meiner Tunika und natürlich in meinem Fleisch doch ich hatte schon üblere Wunden erhalten und ich konnte den Schmerz noch ertragen. Einige Narben auf meiner dunklen Haut verrieten auch meine Vorgeschichte, doch es war dunkel und ich trug viele unter meiner Kleidung. »Meine Wunde?? Die ist nicht so schlimm!!« Ich wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit erwecken, doch dann biss ein ganz bestimmter Floh zu. Der Floh der mich manchmal an sprang wenn sich die Gelegenheit bot unverschämt zu sein und ich konnte nicht widerstehen. »Aber wenn du sie wirklich sehen willst - bitte!!« Meine Lippen teilten sich zu einem weiteren Grinsen während meine Finger nach den Bändern griffen die vorne meine Tunika zusammen hielten. Langsam und mit größtem Vergnügen knüpfte ich die Bänder auf denn gelegentlich mochte ich es die Männer aus der Fassung zu bringen. Raschelnd löste sich die Tunika von meiner dunklen Schulter und ich zog den Stoff beiseite womit er einen sehr guten Blick auf die Wunde unter meiner linken Brust hatte, aber auch eine ebenso gute Aussicht auf meine Oberweite. Ich trat eine Armlänge auf Decimus Serapio zu und beließ das Grinsen auf meinem Gesicht. »Es ist nicht tief aber du kannst dich gern davon selbst überzeugen Centurio!!« Nicht viel Distanz trennte uns und ich ließ meine Stimme schnurren wie bei einer Katze, wobei ich immer noch still in mich hinein lachen musste besonders als ich das dämlich glotzende Gesicht von der Kleinen sah.

    Widerlich!! Schlamm und Erde hatten sich in meinen Mund verirrt und ich lag der Länge nach im Dreck. Eben noch hatte ich den Fuß des Soldaten fest in meinen Griff und schon plumpste der Mann schwer auf mich, was mir ein schrilles Schmerzfiepen entlockte. Erschrocken hatte ich den Soldaten sofort wieder los gelassen und versuchte Luft zu holen, was mir nicht sonderlich gut gelang. Dunkelheit, Kampfgeräusche und die eisige Kälte des Bodens umfing mich und ich war für einige Sekunden völlig gelähmt von der Angst, denn ich wollte weder sterben und sonderlich mutig war ich nun mal nicht. Aber während ich da noch im Schlamm lag passierte alles um mich in wahnwitziger Geschwindigkeit und noch während ich heftig hustete und nach Atem schöpfte hörte ich das Röcheln unseres gedungenen Mordbübel und im nächsten Augenblick plumpste sein Körper direkt neben mir auf den Boden. Seine aufgerissenen Augen starrten mir direkt ins Gesicht und eine kleine Spur von Blut floss aus seinem Mund, vermengte sich mit seinem schaumigen Speichel und bildete kleine rote Blasen. Schockiert und gleichzeitig fasziniert betrachtete ich ihn aus nächster Nähe und sah wie sich seine Augen trübten. Natürlich war das nicht der erste Tote, den ich zu Gesicht bekam aber hier war es doch so viel unmittelbarer und ich hatte noch nie einen Mann so sterben sehen und das nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Gut es erschütterte mich schon ein bisserl und ich musste kräftig schlucken, aber die Gefahr schien damit gebannt zu sein. Sicherheitshalber blieb ich noch einige Sekunden im Matsch liegen ehe ich mich ganz vorsichtig hochrappelte und mich umsah.


    Einige Wolken zogen davon und zwischen dem Riss erschien sanft das weiße Mondlicht so als ob Luna bei dem Töten nicht hatte zusehen wollen aber jetzt wieder zufrieden schien, dass das Scharmützel vorbei war. Die Amazone kniete und der rettende Soldat stand ja fast gleich neben mir und im schwachen Licht konnte ich sein Schwert feucht glänzen sehen. Es tropfte von der Schwertspitze und es war sicherlich das Blut des gemeinen Verbrechers. Ich war gehörig beeindruckt von dem Mut und der Tapferkeit, die der Mann gezeigt hat für uns beide denn das war in Rom und zu unserer Zeit wirklich nicht selbstverständlich!! Und selbst wenn die Nacht viel verbarg und wenig offenbarte schien es mir doch, dass der Soldat außerdem ziemlich gut aussah. Mit all diesen Erkenntnissen kam ich dann doch endlich wieder auf meine eigenen Füße und schlagartig wurde mir bewusst, dass ich wie ein Schlammmonster aussehen musste. Erde in meinen Haaren, Matsch im Gesicht und Schlamm über und über an meinem dünnen Kleid, das sich jetzt unvorteilhaft in Falten an meinen Körper presste. Na toll!! Der erste Eindruck zählte bekanntermaßen und der war vergeigt, denn ich würde von dem attraktiven Soldaten wohl immer nur als die hysterische, weinende, panische, dumme, mit Schlamm besudelte dumme Göre gelten. Verlegen kaute ich auf meiner Unterlippe und versuchte dabei meine schlammigen Haare nervös zu ordnen. Die Amazone beachtete ich augenblicklich nicht sondern grübelte darüber nach was ich denn als Dank an Decimus Serapio richten konnte. Aber ich war viel zu verschämt und verlegen wegen all der braunen Masse an mir und darum schwieg ich. Auch als die Amazone sich mühsam auf die Beine kämpfte, ihre zerzausten und ebenso erdigen Haare zur Seite wischte und den Soldaten weit weniger schwärmend anschaute. Wie gut dass ich keinen Spiegel hatte, denn dann hätte ich mich wegen meines dämlichen Mädchen-Glotz-Vergötter- Ausdrucks wahrscheinlich selbst geohrfeigt.


    »Danke!!« Wie widerwillig das von der Amazone kam als sie sich mit der Hand über den Schnitt fuhr und dabei misstrauisch auf Decimus Serapio schaute. Dabei hatte er uns gerettet und gehörte eindeutig zu der Soldatenmarke Held!! Undankbares Weib!! Aber vielleicht hatte die Kämpferin etwas auf dem Kerbholz und fürchtete unsere Freunde und Helfer der Stadt. »D'nk'e sr!!« Unverständlich war das Fiepsen aus meinem Mund und ich presste mir schnell die Hand davor. Leise versuchte ich mich zu räuspern um den Frosch aus meiner Kehle zu vertreiben. Die Amazone verschränkte die Arme vor ihrer Brust und schien wohl darauf zu warten was der Centurio jetzt mit uns vor hatte. Ich war immer noch damit beschäftigt mir den Schlamm mit meinen nicht weniger dreckigen Fingern aus den Haaren zu bürsten. »Ihr habt uns gerettet!!« Das brachte ich nach einigem Probieren mit meiner verräterischen Kehle zu Wege. Toll!! Das war wirklich nicht sonderlich brillant und eloquent aber ich konnte immer noch vor Scham im Boden versinken. Verlegen trat ich von einem Bein auf das andere.

    Ich bin geschmeidig wie ein Schilfrohr, ich bin schnell wie der Wind, ich bin wendig wie eine Gazelle und ich bin bin stark wie eine Löwin. Schön wäre es, doch manchmal erinnerte ich mich an die Worte aus der Heimat meines Vaters die ich in jungen Jahren erhaschte und ich wünschte mir dass es so wäre. Ich stöhnte als der Dolch über meine Haut fuhr und dort einen blutigen Schnitt hinter ließ. Die Fesseln schnitten mir in die Handgelenke doch ich versuchte weiterhin mich von ihnen zu befreien, dabei trat und schlug ich so gut ich konnte mit meinem Kopf, Füßen und dem Rest meines Körpers nach dem Meuchelmörder. Wir wälzten uns im Schlamm und ich bekam auch von dem Schmant in meinen Mund den ich würgend und spuckend wieder los werden wollte doch ein Schlag in meinen Magen verhinderte es und ich schluckte sogar von der Erde. Ob die Kleine fliehen konnte wusste ich nicht denn ich war zu sehr mit dem Kampf beschäftigt und damit dem scharfen Dolch auszuweichen der mich immer wieder aufspießen wollte. So bemerkte ich auch von dem Zusammenprall der Kleinen mit dem Soldaten reichlich wenig und auch nicht dass sie wie von einer Peitsche getroffen den tüchtigen Soldaten wieder los ließ, aber sich nicht aus dem Matsch erheben konnte. Der Schmerz zog sich in meinem Bauch heftig zusammen und wäre nicht die Ausbildung der letzten Jahre gewesen, ich hätte mich nur noch stöhnend auf dem Boden gewälzt, doch so schnellte ich mit dem Kopf vor und verpaßte dem Kerl eine gehörige Kopfnuss sodass das Blut aus seiner Nase plätscherte. Für einige Sekunden hatte ich Luft in der er sich mit der Hand über die Nase wischte und wütend den Dolch hob, um mich wohl endgültig zu erledigen.


    Ich vernahm laut und deutlich die Worte Cohortes Urbanae und nutzte die Irritation mit der der Kopf des Kerls herum schnellte, um meinen Fuß nach oben zu stoßen und ihm einen ordentlichen Tritt in sein Gemächt zu verpassen. Japsend klappte der Kerl zusammen und bohrte seine Faust in die schwarze Grabeserde unter denen die Knochen und Körper vieler hundert Menschen von Würmern und Maden zerfressen wurden und sich irgendwann auflösen würden. Obwohl meinem Gegner schon die Tränen in die Augen schoßen und er mühsam noch Luft in seine Lunge bekam sondierte er schnell die Lage und schien mehr zu sehen als ich, denn er wankte und kam ächzend auf seine Beine. Irgendwie verzogen Männer doch alle gleich eine Grimasse wenn man ihre empfindlichste Stelle traf und ich spürte einen kleinen Triumph. Gehetzt und fahrig wankte er einen Meter, ließ dann den Dolch fallen und begann los zu rennen, aber in die falsche Richtung!! Scheinbar hatte er die Verstärkung ausgemacht und hoffte sein Heil von der Stadt weg und zu dem toten Baum hin zu finden, denn seine Sinne mussten ihn schon so sehr täuschen dass er nicht mehr ausmachen konnte woher die Stimme gekommen war. Hart prallte der Mann auf den Centurio Decimus Serapio und riss erschrocken die Augen auf, nicht ohne noch schnell zu reagieren und seine Faust nach vorne zu stossen, wobei er blindlings zu schlug ... ...

    Vier Jahre war die Gladiatorschule mein Heim und meine Wohnstätte, in der ich lebte, liebte, lachte, litt und kämpfte. Als ich vor vier Jahren das Tor durchquerte und mich Brutus mit seinen höhnischen Worten empfing war mir nicht klar gewesen dass mir dieser Ort ans Herz wachsen könnte und ich sogar hier glücklich wurde. Aber dem war so und ich hatte hier einige gute Freunde gefunden auf die ich mich verlassen konnte denn wir hatten teilweise Seite an Seite um unser Leben gekämpft. Außerdem hatte ich hier meinen Jesper kennen gelernt, der jetzt in weiter Fremde war und dieser Ort war mit seinem Verlassen ein Stück trostloser. Vielleicht war es gut der Schule meinen Rücken zu zeigen und einen neuen Abschnitt anzufangen? Unschlüssig sah ich dem Römer hinter her und blieb erst einmal stehen um mich zu sammeln dann griff ich nach einem groben Sack den ich unter meinem Lager verstaut hatte. Viel besaß ich nicht das ich einpacken musste aber es waren einige Dinge die mich an meine Kindheit, aber auch mein Leben als Sklavin erinnerten. Ich drehte den Anhänger aus Elfenbein zwischen meinen Fingern und legte ihn in den Sack. Er war eine letzte Erinnerung an meine Mutter und ich hielt ihn seit meiner Kindheit in Ehren. Eine Holztafel wanderte ebenso in mein Säckel wie einige Kleidungsstücke, eine Kette aus roten Korallen und einige Papierfetzen und noch ein paar andere Erinnerungsstücke. Der Sack war jedoch immer noch nicht voll und ich sah recht bedrückt auf das was Zeuge meines Lebens war. Es war nicht gerade viel!!


    » Du verlässt uns?? « Ich drehte mich um und erkannte den alten Anno wieder der mich seit meinen ersten Tagen unter seine Fittiche genommen hatte. Der alte Mann kämpfte kaum noch in der Arena und trainierte mehr die jungen Gladiatoren doch er war zur Legende geworden in seiner aktiven Zeit und mir sehr ans Herz gewachsen. »Ja!!« Anno verzog das Gesicht und kratzte sich an seinem zausigen und grauen Bart. »Erst Jesper und dann du!! Wir verlieren einige Leute in letzter Zeit.« Er musterte mich und ich wusste was er dachte, denn das zwischen mir und Jesper war unter uns ein offenes Geheimnis. Ich zuckte jedoch mit der Schulter denn ich konnte mir die Sentimentalität jetzt nicht erlauben gerade weil ich die Schule zu verlassen hatte. »Ich bin nicht aus der Welt, alter Mann, und eigentlich kaum von hier entfernt, denn der Patrizier dem ich gehöre wohnt in Rom.« Das Miesepeter-Gesicht des älteren Gladiators hatte ich erwartet denn er mochte es nicht wenn ich ihn alter Mann nannte und es behagte ihm nicht schon so viele weiße Haare in seinem Bart und Haar zu haben. Ich lächelte versöhnlich und seine eben noch missmutigen Züge glätteten sich wieder. Ich hasste Abschiede und wusste dass es bei Anno nicht anders war, darum lächelte ich nur und ging an ihm vorbei.


    Es war doch erstaunlich wie schnell es sich in der Schule herum sprach wenn einer von uns gehen musste und so sah ich immer wieder meine Mitkämpfer und – gladiatoren. Einige verabschiedeten sich von mir und manche anderen sahen mich neidisch, voll Abneigung oder apathisch an. In vier Jahren machte man sich nicht nur Freunde an diesem Ort und ich nahm es mit Stoizismus hin. Natürlich ließ es sich auch Brutus nicht nehmen sich dem Spalierlauf anzuschließen und er trat am Ende der Baracken auf mich zu. »Tust du mir einen Gefallen?« Das waren ja ganz neue Töne von dem Schinder und ich musste reichlich skeptisch ausgesehen haben, denn Brutus seufzte resigniert. Ich zuckte dann doch mit meiner Schulter und wartete was er denn von mir wollte, obwohl ich es mir schon denken konnte. »Siehst du nach ihr?«
    »Ja wenn ich kann!!«
    Mann!! Warum hatte ich das gesagt? Die Göre ging mir doch reichlich auf den Geist aber gesagt war gesagt. »Ich erwarte dass du dein Training fort setzt!!« Er konnte es nicht lassen!! Ich streckte ihm schnell die Zunge raus und lief eilig davon, wobei mir der Gedanke kam dass ich vielleicht nicht so unverschämt sein sollte. Wer wusste schon ob ich nicht bald wieder hier landen würde? Aber ich hatte ja jetzt etwas gegen Brutus in der Hand, weswegen ich fidel pfeifend zum Tor lief. Meinen Sack hatte ich mir über die Schulter geworfen und nun war ich bereit in mein neues Heim zu ziehen ... ...

    Endlich konnte ich den Flavier genau anschauen da mich die Sonne von draußen nicht mehr blendete und er weiter in den Raum gekommen war. Ich brauchte nicht lange für mein Urteil, musste ihn nur ein paar Sekunden anschauen und ich sah gleich, dass er zu der Sorte gemütlicher Römer gehörte. Die Kleidung des Manns verbarg seine untersetzte Statur nicht und auch sonst wirkte er mehr aufgedunsen. Schade eigentlich, denn der Mann hätte mehr hergeben können wenn er sich nicht so gehen lassen würde. Wahrscheinlich würde er meine Musterung als unverschämt erachten aber ich wollte auch wissen mit wem ich es zu tun bekam. Klasse!! Das Preisgeld erhielt ich also doch und ich durfte es wohl behalten, was eine Neugikeit war bei der ich wie ein Honigkuchenpferd strahlte. Meine Zähne blitzten hell auf und ich war einige Sekunden richtig froh und überlegte schon was ich mit dem Geld machen könnte. Sparen? Natürlich nicht obwohl es vernünftiger wäre da ich meine Freiheit erkaufen und zu Jesper reisen könnte!! Mir würde schon etwas einfallen womit ich das Geld verbraten könnte sobald ich mal etwas Zeit dafür hatte.


    In Gedanken war ich noch ganz bei all den schimmernden und leuchtenden Münzen die ich hemmungslos unter die Menschen bringen würde und die Worte rauschten an mir vorbei bis ich das Wort Leibwächterin aufschnappte. Na toll!! Hoffentlich musste ich nicht den Bodyguard einer verwöhnten und verkorksten Tochter meines Flavier-Herrn spielen und mit der ich sogar noch einkaufen gehen musste. Lea? Steht mir das Kleid? Lea wie findest Du den Klunker? Toll ich konnte mir schöneres vorstellen statt als blöder Dackel hinter so einer Patrzier-Tocher her zu laufen die von liebestollen Römern angefallen wird. Aber es war auch meine Chance endlich dem ewigen kämpfen zu entkommen und der Todesangst zu entfliehen die ich manchmal aus zu fechten hatte wie beim letzten Kampf und der mich fast mein Leben gekostet hatte. Ich leckte mir über die trockene Unterlippe und biss grübelnd auf ihr herum. Ohnmächtig war ich natürlich auch nicht geworden denn nur zarte Mädchen wurden ohnmächtig und ich war bewusstlos geworden, aber auf die sprachliche Feinheiten wollte ich den Mann nicht hinweisen. »Ich bin als Gladiatorin ausgebildet und ich kann kämpfen also warum sollte ich nicht auch als Leibwächterin taugen?« Das war vielleicht doch zu forsch? »Dominus!« Ich liess meine Zähne aufblitzen um den schnoddrigen Tonfall zu verbergen.

    Nicht vergessen und dann endlich abgeholt?


    Ich hatte immer noch Fieber und die Wunde schmerzte gewaltig obwohl wieder einige Tage in meinem Leben auf recht trostlose Weise vergingen. Ich trauerte brütend Jesper nach der schon lange auf hoher See war und es war bittere Ironie dass der Mann in die Heimat meines Vaters segelte und ich hier in der Fremde blieb. Warum hätten wir nicht beide verkauft werden können an diesen Ritter?? Die letzten Tage hatte ich mit dieser Traurigkeit verbracht und mich kaum aus meiner Zelle bewegt aber immer wenn ich aufstand schwankte der Boden und die Welt drehte sich um mich herum. Deswegen hatte ich die meiste Zeit liegend auf dem harten Lager verbracht aber ich war dieses ausharren bis man gesund war auch wirklich gewöhnt. Als sich mehrere Leute meiner Zelle näherten reagierte ich nicht denn es kam ständig vor dass jemand an meiner Tür vorbei ging. Doch als die Tür sich öffnete und ein langer Schatten in den Raum fiel richtete ich mich langsam auf meine Ellbogen auf und spähte zum Eingang. Da war ja der Schuhablecker von Brutus der an unserem Lanista hing wie die Fliegen am Kuhdung!! Verächtlich wandte ich mich ab bis ich den zweiten Mann sah. Nanu?? Wer war denn das? Es war auch seine Stimme die ich zuerst hörte und die doch recht tief war aber sonst gab es mir kaum Hinweise über die Identität meines Besuchers, doch er verriet es mir dann schnell. Ein Flavier?? War dann der Zeitpunkt heran gerückt?


    Dann war ich nur verblüfft!! Was sagte der Typ? Puella? Mädchen?? Das war ja die Höhe!! Ich war ja in meinem Leben schon mit vielen Begriffen betitelt worden. Luder und Miststück waren noch die harmlosen darunter aber mich ein Mädchen zu nennen kippte mich fast aus den Sandalen. Wie gut dass ich keine Schuhe trug. Ich quälte mich von dem harten Grund hoch und richtete mich zu meiner ganzen Grösse auf, wobei ich mich reckte und streckte und jede doch sehr weibliche Rundung zeigte die kaum ein Mädchen aufweisen würde. Sofort drehte es sich vor meinen Augen und ich spürte ein böses Kribbeln in meinen Zehen. Hoffentlich kippte ich nicht um!! »Mein Name ist Penthesilea Dominus!! Meine Mutter stammt aus dem Süden von Afrika und mein Vater aus Ägypten! Geboren wurde ich im Süden von Ägypten!!« Meine Altstimme war nun wirklich nicht von einem Mädchen und der schnurrende Timbre vermittelte keine Unschuld und Jugend, obwohl ich die zwanzig kaum überschritten hatte. Dummerweise hatte ich schon seit Tagen nicht mehr gebadet und meine Haare hingen in langen Strähnen über meine nackten Schultern und einen sonderlich guten Eindruck würde ich damit nicht schinden können, aber ich bemühte mich trotzdem.

    Der Geruch von Gerstenbrei kroch die Wände meiner Nase entlang und bis zu meinen Riechzellen und ich schwebte in die Welt der Wachen zurück und weg von den verwirrenden und erschreckenden Fieberträumen. Meine Zunge fühlte sich an als ob ich ein Stück totes Tier in meinem Mund hielt und sie schmeckte nicht weniger faulig und ekelhaft. Jeder Knochen in meinem Körper beschwerte sich über den vergangenen Kampf aber ich lebte noch. Im Tod sollte man keinen Schmerz mehr spüren und ich wurde mit dem Zeichen des Lebens großzügig belohnt. Ein Tuch strich sanft über meine Stirn und tupfte mir den Schweiß weg der sich dort reichlich sammelte und ich öffnete langsam meine Augen. Über mir schwebte ein bekanntes Gesicht, sah besorgt auf mich herunter und betupfte mir vorsichtig die Wangen. Manchmal tat es einfach gut jemanden zu haben der sich dafür interessierte ob man krepierte oder sich am Leben fest hielt und in diesem Fall freute ich mich auch. Ich lächelte matt, blinzelte die schwarzen Punkte vor meinem Gesichtsfeld weg und hob meine Hand um Jesper sanft an der Wange zu berühren. Meine Hand zitterte und fühlte sich schwer wie ein Betonklotz an. »Na mein Süßer!!« Meine Stimme hörte sich ganz gehörig brüchig an und ich erkannte sie selbst kaum wieder. Jesper sah reichlich besorgt aus und irgendwie auch schwermütig was mich schon verwunderte denn er hatte mich schon oft genug verletzt gesehen und ich ihn.


    »Hallo du! Dieses Mal hat es ganz schön lange gedauert bis du zu uns zurück gefunden hast!!« Lange? Ich sah mich um und hätte nicht gestaunt wenn ich noch die Rufe der Zuschauer über mir hören würde denn eben hatte ich doch noch mit dem Gladiator gerungen!! Aber ich lag in meiner Zelle in der Gladiatorschule die ich bis letzte Woche noch mit einer anderen geteilt hatte die jedoch ihren Wunden erlegen war. Aber auch so war der Raum reichlich schäbig und winzig und nur mit einem Loch als Fenster ausgestattet. Als ich meine Schulter bewegte spürte ich die Wunde sofort und stöhnte leise, aber immerhin war ich noch am leben. Ich zog Jesper den Lappen weg als er mir wieder die Stirn trocknen wollte. »Wie lange war ich weg?«
    »Zwei Tage!!«
    Was waren schon zwei Tage mit all den Jahren die ich noch vor mir haben könnte? Aber ich hatte immer noch den Eindruck dass etwas nicht stimmte. »Was ist denn los??«
    »Ich wurde verkauft und dein neuer Besitzer will dich auch abholen.«
    »Verkauft? An wen?« Ich hatte irgendwie noch gehofft dass wir beide weiter leben konnten wie die letzten drei Jahre aber Fortuna zeigte mir ihre Zunge, denn sie schenkte mir und wollte mir dafür auch nehmen. »Ein Ritter aus Ägypten der sich die letzten Spiele anschaute als ich mit Zurgon gekämpft habe.«
    »Ägypten?« Ich hatte inzwischen erfahren wer mein neuer Besitzer war und der würde sich nie nach Ägypten verirren. »Ja!!«


    Mann!! Ich hätte nicht geahnt wie sehr mir das nahe ging, denn bisher hatte ich immer so getan als ob es mit Jesper eine flüchtige Affäre wäre. Doch nun krampfte es alles in mir zusammen und ich hatte das Gefühl als ob mein Herz sich zu einem steinharten Klumpen verwandelte in das ein Foltermeister seine Messer stach. Ich schluckte die bittere Galle die mir aufstieg herunter und blinzelte einige Tränen weg. Wäre ja noch schöner dass ich anfing zu flennen und das auch noch wegen eines Manns!! »Wann musst du weg?«
    »Heute abend!!« Wir schwiegen beide und brüteten über die Trennung die wohl das ganze Leben sein würde. »Ich werde dich vermissen!!« Ehe Jesper weiter sprechen konnte legte ich ihm meinen Finger auf den Mund. »Tst Süßer!! Mach es nicht schwerer!! Es war doch immer klar dass es eines Tages so kommen wird!!« So ein Mist aber auch!! Ich merkte dass ich doch weit mehr für ihn empfand als ich immer geglaubt hatte und ich wollte es wirklich sagen aber ich konnte es nicht. Ich brachte es nicht über meine Lippen, denn ich war nun mal so nicht gestrickt. Ich streckte die Arme aus damit er zu mir kam und wir uns umschlangen obwohl es meine Schmerzen verschlimmerte und auch trotz seiner Vorsicht. Ich fing erst an lautlos zu weinen als er schon lange fort war und die Nacht sich in meine Zelle verirrt hatte. Die Tränen flossen mir über die Wangen während ich mit dem Rücken auf meinem harten Lager lag und ich starrte zur fleckigen Decke hoch.