Weich war der Gang meines Pferdes als ich mit dem Flavierzuchtier die Strasse hoch ritt und immer näher an Ravenna heran das das mutmaßliche Ziel der Sklaven für ihre Flucht war. Ich genoss immer noch die Reise durch die Wälder und entlang der großen Plantagen an denen die Bäume aufgereiht waren die in wenigen Wochen schon blühen und in wenigen Monaten die ersten Früchte tragen würden. Wie viel härter war doch hier das Leben eines Sklaven der zwar genauso wie wir mit dem Hahnenschrei aufstand aber dafür erst weit nach dem Untergang der Sonne sich müde und von der Arbeit geplagt auf sein dürftiges Strohlager oder auf den harten und kargen Boden werfen durfte. Ich ritt weiter vor den anderen Sklaven und konnte ihre mürrischen Gesichter in meinem Rücken spüren. Keiner von den Männern war begesteitert davon dass ich heute die Rolle des Führenden besass und das von Catubodus anvertraut bekam. Denn ich war weniger lang in der Villa als jeder der Männer und ganz besonders war ich eine Frau!! Zwei Tatsachen die den Männern bei meiner heutigen Rolle gar nicht gefielen. Aber ich kümmerte mich wenig um ihre Unzufriedenheit und es war mir auch egal was sich jeder still und stumm bei sich dachte so lange sie das taten was auch notwendig war.
Ein alter und von Moos über wachsener Stein tauchte am Wegrand auf. Ich zügelte mein Pferd und lenkte es in die Richtung. Mit der Fußspitze kratzte ich das grüne Zeug vom grauen und herunter gekommenen Stein. Meine Lippen formten die Zahl der Meilen, die noch vor uns lagen bis wir die Hafenstadt an der Ostküste von Italien erreichen würden. Eine Axt ertönte irgendwo in unserer Nähe und ich sah auf. Ein Mann mit weißen Haaren und einem Gesicht das schon viele Sommer erlebt hatte und von tausend Falten durchzogen war zerteilte mit seiner Axt einen altersschwachen Baum. Wahrscheinlich um Feuerholz aus ihm zu machen. Ich nickte einem der bulligen Sklaven zu der auch irgendwo aus dem Norden her kam. »Geh und frag nach den Sklaven!!«
»Mach das doch selbst!!« Da war es schon!! Natürlich konnten die Sklaven es nicht hin nehmen dass ich ihnen etwas auftrug und ich seufzte still in mich hinein. Ich schwang meinen Körper vom Pferd herunter und landete mit meinen weichen und vorzüglich neuen Stiefeln auf dem harten Boden. Gleichmütig lief ich um mein Pferd herum und scheinbar in Richtung des alten Manns. Doch als ich an dem Pferd des aufsässigen Sklavens vorbei kam, packte ich blitzschnell seinen Fuß, verdrehte ihn für ihn schmerzhaft und gab ihm einen kräftigen Stoss der ihn von dem Tier herunter warf. Der Kerl grunzte überrascht auf und landete unsanft auf der anderen Seite. Gerade als er sich aufrappelte war ich schon über ihm und gab ihm einen wuchtigen Tritt in die Nieren die ihn vor Schmerz zusammen krümmen ließ. »Ich habe hier und heute das sagen und wenn du nicht am Kreuz enden möchtest oder deine Gedärme um meinen Dolch gewickelte sehen willst dann solltest du besser auf mich hören!! «
Er keuchte etwas. Was er sagte hatte ich jedoch nicht verstehen können. »Was hast du gesagt??«
»Ist... ... ist schon gut ... ...«
Verächtlich wollte ich mich zu dem alten Mann umdrehen um die Informationen zu bekommen doch plötzlich packte der Sklave meinen Unterschenkel und riss mich selbst brutal zu Boden. Ich schlug mit dem Rücken auf und spürte einige spitze Steine über meine Haut fahren was sofort zu brennen begann. Der andere Sklave hatte mich jetzt eindeutig überrumpelt und war schon über mir um mir mit der Faust anscheinend ins Gesicht schlagen zu wollen. Schnell drehte ich meinen Kopf zur seite und doch spürte ich wie die Faust mich noch an der Schläfe traf und der Eisenring den er an seiner rechten Hand trug mir dort die Haut auf schürfte. Noch ehe er noch mal ausholen konnte musste ich sein massives Gewicht von mir herunter bekommen. Ich zog mein Bein an und vollführte das was ich in vielen Jahren in der Gladiatorenschule gelernt hatte um mich aus so einer Situation zu bringen. Mir nicht zu schade auch gegen seine empfindlichste Stelle mit dem Bein zu treten, eine schnelle Bewegung zu machen und mit Schwung mich herum zu rollen schaffte ich es den Sklaven von mir herunter zu stossen. Da Schnelligkeit schon immer meine beste Waffe war nutzte ich diese und zog genaus schnell meinen Dolch als sich der Sklave noch auf rappeln wollte. Schon sah er sich der Spitze meines Dolches gegen über, die vor seinen Augen tanzte. »Ich stech dich ab wenn du dich jetzt bewegst!!« Wenn mein Dolch durch sein Auge drang dann war der Mann so gut wie tot und ich glaubte dass er das auch wusste. Erstarrt sah er auf die Metallspitze die keinen Zentimeter vor ihm schwebte. »Willst du noch eine Runde oder sparen wir uns das??«
»Nein... ... ist gut!!«
Unwillig kam das über seine Lippen und ich sah ihn genau und prüfend an, aber schließlich ließ ich ab von ihm ohne ihn jedoch dieses Mal aus den Augen zu verlieren. Erst als er sich erhob und auf sein Pferd zu ging, um sich in den Sattel zu erheben sah ich wieder zu dem alten Mann. Doch der war weg!! Mist aber auch!
»Wir reiten weiter!!« Was blieb uns auch anderes übrig? Also schwang ich mich auch wieder auf mein Pferd und trabte los. Die Sklaven folgten mir zwar immer noch unwillig und mürrisch aber sie taten zumindest jetzt nichts mehr. Meine Schläfe pochte jedoch schmerzhaft und ich wischte mit etwas Blut von der Schürfwunde weg. Wenn wir in Rom waren würde das wohl noch weiteren Ärger geben und ich würde mich in der Villa vor den Männern in acht nehmen müssen. So näherten wir uns auch dem vereinbarten Treffpunkt mit Catubodus.