Es war ein leidenschaftliches Liebesspiel. Sie war völlig ausgehungert und er hatte sein Ziel erreicht und wollte seinen Triumph natürlich auskosten. Für Zweifel oder andere Pläne war kein Platz, nur die Lust beherrschte die beiden Körper, wie willenlose Marionetten. Aber so ganz ohne Spuren würde dieser Moment nicht vorbeigehen, denn ihre Finger hinterließen rote lange Male auf seiner Haut, als sich ihr Körper der befreienden Extase hingab. Sie unterdrückte einen lustvollen Aufschrei und als er dann von ihr abließ, keuchte sie auf. Es war eine Befreiung gewesen, körperlich wie geistig. Leicht rutschte sie auf die Stufen des Beckens herab und rang nach Atem und einen ruhigeren Puls.
Während ihr Körper abkühlte kam nun wieder ihr Verstand zurück. Er meldete sich erst einmal nur ganz leise zurück, ehe ihr Schlagartig bewusst wurde, dass das Ganze nicht hätte so ablaufen sollen. Sie suchte nach Reue, doch fand sie diese nicht wirklich, nur ein bedauern darüber, dass sie sich hatte übertölpeln lassen und dass sich wohl so etwas nie wieder wiederholen würde. In Zukunft würde sie nicht nur standhafter sein müssen, sondern reichlich auf der Hut in seiner Gegenwart. Denn es würde nicht immer möglich sein, ihm aus dem Weg zu gehen, nicht wenn sie für seinen Vater arbeitete.
Etwas gedankenverloren griff sie nach einer Strähne, der Zopf hatte sich vollständig aufgelöst. Dieser Anblick brachte ihre pragmatische Ader nun völlig zu Vorschein und ernüchterte sie soweit, dass sie wieder klare Gedanken fassen konnte. Es war definitiv ein Fehler gewesen, sich auf ihn einzulassen. Einen Fehler den sie zwar nicht bereute, aber nicht zu wiederholen dachte. Schon fast ruckartig erhob sie sich und erklomm recht flink die Stufen.
„Das hätten wir nicht tun sollen!“ sagte sie leicht gereizt, mehr zu sich, als zu ihm. „Das fängt ja gut ein, nicht mal einen Tag arbeite ich hier, schon lande ich mit dem ersten besten Mann im Bett!“ sie drehte sich auf der Stelle um, ein Handtuch bedeckte nur ungenügend ihre Nacktheit."Naja, oder vielmehr im Bad!" verbeserte sie sich. Mit leicht gerunzelter Stirn fixierte sie ihn und schüttelte den Kopf. „Aber naja, das war es wert!“ sie klang fast genauso wie ein Mann, der sich gerade mit einer Lupa vergnügt hatte und nun bezahlen musste. „Du hast mir einen recht…. nun ja, sagen wir, vergnüglichen Einstand verschafft!“ meinte sie mit einem leicht überheblichen Lächeln. Kurz musterte sie ihn, als hätte sie einen Zuchthengst vor sich. Wieder drehte sie sich um und griff nun nach ihrer Tunika und den bronzenen Broschen. Schneller als ihm wohl lieb war, verhüllte sie ihren Körper wieder. Mit einer fließenden Bewegung fasste sie ihre Haare im Nacken zusammen. „Ich werde mich nun Stammbäumen und einer Familienchronik widmen…“ fast konnte man meinen, es wäre nichts zwischen ihnen geschehen, denn ihr Ton war kühl und geschäftsmäßig, dass sie sich aber über sich selbst ärgerte zeigte sie nicht. Schon gar nicht, dass ihr dieses kleine Stelldichein gut getan hatte. Noch einmal musterte sie ihn kurz. Fast könnte sie noch ein zweites Mal schwach werden bei diesem Anblick.
„Ich denke es enttäuscht dich nicht allzu sehr, wenn wir diesen Fehler nicht wiederholen! Das schadet nur meinem Ruf!“ meinte sie. Sie zeigte erneut ein süffisantes Grinsen. „Deinem dürfte dieses kleine Abenteuer wohl gut zu pass kommen. Nicht wahr?“ zwinkerte sie. „Aber es würde dennoch für uns Beide das Beste, wenn das unter uns bleibt. Ich glaube kaum, das dein Vater darüber erfreut wäre!“ kicherte sie. Vermutlich das Gegenteil würde der Fall sein, Livianus würde sie rausschmeißen und seinem Sohn die Hölle heiß machen. Sie warf ihm einen letzten kritischen Blick zu, ehe sie die Tür öffnete.
„Vale, Flavus!“ meinte sie zum Abschied. „Und lass dich in Zukunft nicht ganz so von deinen Trieben lenken… das macht dich … vorhersehbar und man kann dann wunderbar mit dir spielen!“ sagte sie leicht zynisch, schenkte ihm ein Lächeln und ließ den jungen Decimer dann einfach allein. Wohl nicht ganz das verhalten was er wohl sonst von seinen Eroberungen gewöhnt war. Aber zumindest war ihr ihr Abgang geklückt. So hatte sich wohl noch keine Frau nach seinem Liebesspiel ihm gegenüber verhalten.