Beiträge von Aulus Flavius Piso

    "Die Praetorianer koennen mir eine Arbeitsstelle vermitteln?", fragte Piso unglaeubig nach. Diese Leute mussten ja unglaublich viel Macht in Rom haben. Nun, ihr Obmann war ja einer der maechtigsten Leute des Imperiums, soviel er gehoert hatte.
    "Die Finanzverwaltung oder die Kanzlei. Das waere also inmitten der kaiserlichen Verwaltung. Da muss ich mich wohl direkt an diverse Prokuratoren wenden, statt an den Consul?", fragte er nach. "Und gut, dann danke ich dir. Ich werde mich dann auch noch ueber diese Arbeitsstelen informieren. Eh klar." Er versuchte, seine Nervoesitaet davor, ein komplett neues Leben zu beginnen, herunterzuspielen.
    Auf jeden Fall schienen die Moeglichkeiten, die Rom bot, ausserordentlich spannend zu sein. Er bereute ueberhaupt nicht, dass er hierher gekommen war, im gegenteil, er bereute seinen langen Aufenhalt in Ravenna. Naechstens wurde er dreissig, und er hatte noch immer nichts erreicht! Dies sollte sich aendern. Er wuerde in die kaiserliche Administration kommen und dort ordentlich aufmischen. Ha, das sollte doch klappen.
    Hoffentlich einmal. Aber Piso, der sich selbst als Optimist sah, wollte die Moeglichkeit des Scheiterns psychisch so weit wie moeglich von sich entfernt halten.

    Auf ihre Frage entgegnete Piso gar nichts mehr, sondern zuckte nur noch die Achseln.
    Er blickte sie genau an. Es schien, als sie nichts mehr entgegnete, dass er der Sieger war. Doch dies befriedigte ihn nicht.
    Im Gegenteil. Irgendwie war er traurig darueber. Er konnte nicht genau sagen, wieso, aber irgendwie... kam er sich auf einmal mies vor. Er wusste nicht, wieso. Er musste sich an eine Gelegnheit erinnern, als er sich schon einmal blamiert hatte. Und obwohl dies jetzt nicht geschehen war, war es irgendwie so, dass er sich nicht anders fuehlte. Nochmals blickte er seine neue Sklavin an, und er musste feststellen, dass er Mitleid mit ihr hatte. jetzt, wo sie sich nicht mehr wehrte, erstarb in ihm das Verlangen, sie besiegen zu wollen, und machte dem Gefuehl, sich inkorrekt verhalten zu haben, Platz. Es war zwar notwenig gewesen, die Sklavin in ihre Schranken zu weisen, aber trotzdem war er nicht stolz darauf. So ein Sieg war schon eine recht unruehmliche Sache, wenn an einem um so viel laengerem Hebel sass wie ein Sklavenhalter gegenueber einer Sklavin.
    Tief seufzte er und brach ein weiteres Stueck vom Brot ab. Er blickte auf den Rest vom Brot. Es war ungefaehr ein Drittel. Ein Drittel hatte er schon Cassivellaunus gegeben (der seinen Part jetzt genuesslich und vor allem geraeuschvoll verspeiste), und ein Drittel lag schon ins einem Magen.
    Sein Blick schweifte zu Semiramis. Sie sah aus wie das verkoeperte Elend. Was fuer ein Unmensch musste ein Mann sein, in dem solch ein betrueblicher Anblick keinen... wie sollte man es ausdruecken? Beschuetzerinstinkt? Vielleicht war das das richtige Wort... ausloesen wuerde. Wieder seufzte er. Er sollte jetzt eigentlich, wo er sein Ziel doch schon erreicht hatte, nicht nachgeben. Ach was, als ob er jetzt auf einmal zum Kontrollfreak mutieren wuerde.
    Behutsam wog er jenes verbliebene Drittel vom Brot ab. Es war immer noch eine ganz gute Portion. Kurz zoegerte er. Dann reichte er es an Semiramis. "Hier.", meinte er in einer aussergewoehnlich neutralen Stimmlage.
    "Bitte. Komm mit. Und die Fessel werde ich dir auch abnehmen, wenn ich dein Wort habe, dass du nicht wegrennst.", versicherte er ihr.

    Mit Gleichmut nahm Piso ihre aeusserst unfreundliche Ansage zur Kenntnis. "Dann ist es ja ausgezeichnet, dass wir in diesem Punkt ubereinstimmen.", freute er sich. Ja, seiner neuen Sklavin schienen die Argumente auszugehen. Da wuerde es auch nichts nuetzen, wenn Semiramis ihn nun deutlich unter der Guertellinie attackierte.
    "Du wirst mich aber schon bald kennenlernen.", meinte er freundlich, doch die Doppeldeutigkeit dieses Satzes gerade eben war allzu offensichtlich. "Und ausserdem kommt es bei den Frauen nicht auf Quantitaet, sondern auf Qualitaet an. Ich denke nicht, dass das bei euch Frauen in Bezug auf Maennern unterschiedlich ist."
    Bei ihrem naechsten Satz lachte er kurz auf. "Durchaus nicht! Ich habe dir das nie geglaubt. Die Toechter eines parthischen Koenigsgeschlechtes werden zu Anstand und zu Manieren erzogen. Bei dir ist dies wohl nicht der Fall.", meinte er.
    Auf bei ihrer naechsten Ansage grinste er. "Du hast mich missverstanden. Nicht der Sklavenhandel missfaellt mir, sondern der Deal, den du gerade vorgeschlagen hast.", drueckte er sich nun klarer aus. "Und ja, du hast da absolut Recht. Ist doch schoen, du hast endlich erkannt, dass ich dich gekauft habe und somit dein Herr bin.", verdrehte er ihr die Worte im Mund. "Und wenn du nicht alleine von Geschichtenerzaehlen und Tanzen leben kannst, haettest du auch vom Weben leben koennen. Oder vom Gerben. Und ausserdem gibt es fuer Frauen noch diverse Einkommenszweige, die fuer uns Maenner verschlossen sind.", stellte er sachlich fest.
    Als sie sagte, dass sie sich nicht von der Stelle ruehren wuerde, machte er mit der Hand eine einladende Bewegung. "Bitte. Dann bleiben wir hier. Hier ist es eh so schoen, und ich habe auch Zeit. Cassivellaunus! Du hast doch noch das Brot, oder?" Der Britannier nickte. "Gut. Dann mal her damit." Cassivellaunus haendigte ihm das Brot aus. Piso riss ein Stueck davon ab und gab es seinem Sklaven, damit beide was zu Essen hatten. "Hmm...", murmelte er, als er hineinbiss. Das Brot war dick mit Butter bestrichen und genau das Richtige fuer Zwischendurch. "Semiramis, weisst du, wie gut das Brot ist? ich haette dir ja was angeboten, aber aus deinem Verhalten kann man schliessen, dass du nichts willst.", meinte er mit einem einnehmenden Laecheln.

    Piso sah seiner Kette nach, als diese in Adaes Tasche verschwand. Ade, du Manifestation keltischer Aesthetik! Wie schade. Es war nicht so, dass Piso engstirnig war. Im gegenteil, er mochte durchaus auslaendische Produkte. Nur in Sachen Musik war er so ueberaus empfindlich.
    Er laechelte leicht, als der Nubier weiterhin versuchte, ihn aufzumuntern. "Tja. es scheint wirklich so, dass Aoide einfach nicht zu schlagen ist.", musste er eingestehen. "Den Preis fuer diese Erkenntnis habe ich ja schon bezahlt." Und zwar in zweierlei Art und Weise, in jenem Bewurf, und dann mit der Kette.
    Seine Schultern sackten bei jenem Eingestaendnis noch weiter nach unten, und dazu kam noch der Schlag auf die Schulter, den ihm der Nubier gab. Fast waere er komplett auf den Boden gerutscht.Er entschloss sich endlich zu etwas. Er stand auf. Aechzend bewegte er sich auf seine Beine. Nun muesste sich der Nubier nicht mehr zu ihm runterbeugen.
    "Wenn ihr das wirklich macht, dann... dann muss ich euch danken. Danke.", stiess er hervor, hustete nochmals (war das denn noch etwas Ei?) und setzte sich auf einen Stuhl, der in der Naehe herumstand.


    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Cassivellaunus hatte mittlerweile den Ort des Geschehens verlassen. Er war aus dem Wagen gestolpert und drueben, bei der Theke, sah er sie schon. Er wusste, dass sein herr in der naechsten Zeit mit sich selber beschaeftigt war, also war noch etwas Zeit, um die Frau aufzusuchen. hinten sah er sie, in einer einsamen Ecke.
    Ungeschickt stolperte er auf sie zu. "Herrin...", sagte er zu ihr, als er sie erreicht hatte. "Ich wollte dir nur sagen... ich habe deinen Gesang einfach wunderschoen gefunden, auch wenn mein Herr das nicht so gefunden hat. Wirklich, er ist sonst nie so. Eigentlich ist er ein guter Mensch, aber... wirklich schwierig. Manchmal halt.", meinte er zu ihr.

    Piso konnte die Verwunderung Gracchus' ob der Eigenarten der Aelier gut nachvollziehen. Er wusste, dass nicht alle Aelier so waren. und er hatte eine hohe Meinung vom Consul. Gerade deshalb war es fuer ihn so schwer, diesen Konflikt zu verstehen. Er selbst hatte nichts mit diversen Unannehmlichkeiten, die die Aelier erlitten hatten, zu tun gehabt.
    "Vielleicht hast du recht, Vetter. Traurig waer's aber.", konstatierte er.
    "Danke fuer den Rat." Er dachte kurz nach. Zu Quarto gehen und sich direkt bewerben? War das nicht schon etwas unverfroren? Doch ein Posten in der Stadtverwaltung war fuer ihn nicht wirklich meoglich. Er kannte Rom zu wenig gut. Die Provinz an sich kannte er aber ausgezeichnet, und er wollte auch eine Arbeitsstelle in der Provinzverwaltung. Es war deprimierend. Doch es fuehrte kein Weg am Consul vorbei. Er wollte es versuchen. Selbst wenn es zum Scheitern verurteilt war. Doch niemand sollte ihm nachsagen koennen, er hatte die Hose... die Tunika vollgehabt.
    Ein undeutbares Laecheln spielte auf Gracchus' Lippen. Piso konnte es nicht entschluesseln. Doch es klang relativ gut, was Gracchus sagte. Nicht allzu steinig... Das war gut.
    "Welchen Posten wird mir der Consul geben? Vermutlich wird er es geniessen, einen patrizischen Scriba unter sich zu haben. Noch dazu einen Flavier." Er seufzte auf. "Aber wenn dies der einzige Weg ist, dann soll es so sein."

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    Cassivellaunus bemerkte Fionas Emotionen. Er hatte aber keine Ahnung, was er darauf erwidern sollte. Sie sah nicht so aus, als ob sie ihm noch mehr ausbreiten wollte. Deshalb nickte er ihr also nur kurz zu in einer Bewegung, die wohl als einfuehlsam gemeint zu verstehen war.
    Er schrak aus seiner Erzaehlung aus, als Fiona ihn unterbrach. "Was? Du kennst sie also?" Unglaublich, wie klein die Welt war. Man lief staendig Leuten ueber den Weg, die sich gegenseitig kannten.
    "Gut, ich erzaehle ja. Nur mit der Ruhe.
    Wir brachen am Morgengrauen aus Pompaelo in das Gebirge auf. Eine Gruppe von drei Leuten, zwei Maenner, eine Frau. Wir gingen ueber diverse Gebiete mit einer sehr seltsamen, aber auch schoenen Landschaft. Aintzane war wirklich froh. Sie war auch eine ziemlich gute Fuehrerin, die den Weg gut kannte, obwohl sie hier seit mehr als 15 Jahren nicht mehr gegangen war. Sie erzaehlte mir, wie sehr sie sich schon darauf freute, in ihr Dorf zurueckzukehren. Pasadaia hiess das Kaff. Angeblich war sie davon rechtmaessig die Fuerstin. Sie sagte, sie wuerde dort mit Geld ueberschuettet werden, dies wuerde sie dann investieren und damit auch ein paar Freunde in der Sklavenschaft in Rom freikaufen. Und sie hat mir im geheimen gesagt, dass sie gar nicht freigelassen war, sondern gefluechtet. Ihre Herrin war in Tarraco unerwartet an einem Fieber gestorben, und sie hatte sich daraufhin, in der selben Nacht selber eine Freilassungsurkunde geschrieben, mit der Unterschrift ihrer ehemaligen Herrin unterschrieben, sie auf ein paar Tage vor ihrem Tod datiert und war damit abgehauen."
    Er grinste, wie er es damals schon ob ihres schlauen Tricks getan hatte.
    "Auf jeden Fall kamen wir bald an einen Huegel an, von dem aus man ein Dorf auf einem andern Huegel sehen konnte. Pasadaia. Sah eher aus wie eine Festung wie ein Dorf. Sehr hohe Palisaden. Man konnte sehen, dass die Dorfbevoelkerung in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen mit den Roemern gemacht hatte. Aintzane brach in Traenen aus, als sie ihr Heimatdorf sah. Es war ja ihre alte Heimat. Sie war sehr geruehrt davon, dass man das Anwesen ihrer Familie wieder aufgebaut hatte. Ich hatte ja Zweifel... mir kam an dem Ort was unheimlich und falsch vor. Vielleicht wegen der Geister, die von jenem Massaker, von den mir Aintzane erzaehlt hatte, und die noch immer keine Ruhe gefunden haben. Auf jeden Fall, hier trennten sich unsere Wege, und wir waren zufrieden, dass wir uns als echte Kavaliere getaetigt haben." Er grinste stolz, doch dann legte sich ein Schatten ueber sein Gesicht.
    "Wir gingen weiter. Nach Flaviobriga. Dort blieben wir einige Tage. Und dort...", er unterbrach sich.
    "Willst du wirklich wissen, wie es weiterging? Selbst mir bereitet die Angelegenheit schlaflose Naechte. Vielleicht dir, weil du ihre Freundin warst, noch vielmehr."

    Piso sass noch immer am Boden herum, wie einen Boxer, den man ohnmaechtig geschlagen hatte. Er hatte sich an die Wand angelehnt und blickte noch immer ins Leere. Er vernahm Aoides Gesang gar nicht mehr.
    Ploetzlich schrak er auf. Wer war das? Es war der Nubier, der ihn angrinste und die Hand reichte. Piso schuettelte den Kopf, ganz langsam und traurig. "Haette ich mich gut geschlagen, haette mir niemand Eier an den Kopf geworfen. Es ist einfach so, dass mein Musikgeschmack mit niemanden uebereinstimmen will. Es ist einfach so." Er blickte vom Nubier weg, zum Parkettboden. Er hatte vor der Auffuehrung seine Toga ausgezogen, was gut war, denn nun war diese wenigstens nicht verschmiert. Er zog den Kragen seiner Tunika leicht runter und riss sich die Kette herunter. Nochmals betrachtete er sie. Dann drueckte er sie wortlos dem Nubier in die Hand.
    "Ich bin nicht wuetend.", versicherte Piso ihm und blickte ihn mit einem Blick an, der irgendwie muede aussah. "Wem sollte ich wuetend sein? Ich habe es versaut. Damit muss man leben." Piso versuchte, das ganze von sich wegzuschieben, was ihm aber ueberhaupt nicht gelingen wollte. Er hatte jetzt die bisher ueberzeugenste Manifestation der Unpopularitaet seiner Lieder erlebt. "Aber trotzdem... danke fuer den Trost.", meinte er.
    Bei Adaes letzten Worten blickte er verwundert auf. "Euer Gast? Ich wuesste nicht, wie ich das verdient haette!", meinte er erstaunt.
    War es wirklich Selbsterkenntnis, das ihn durchzog? Dass er vielleicht doch nicht der beste Musiker seiner Zeit ist? Irgendwie koennte man dies logisch von der Reaktion der Menge herleiten.
    Er blickte wieder zu Boden, die Depression war ihm ins Gesicht geschrieben.

    Erstaunt blickte Piso zu Aoide auf. Er konnte verstehen, dass sie sauer war, aber so boese! Das gab es ja nicht.
    Am liebsten waere er jetzt hochgefahren und haette zurueckgebruellt, aber er tat es nicht, er blickte sie nur unglaeubig an, als sie ihn ausschimpfte. Er? kein talent? Er wollte etwas entgegnen.
    Doch dann schien etwas in ihm aufzukommen.
    Was war das?
    Hmm, so ein Gefuehl hatte er noch nie gehabt, wie sollte man das benennen? Piso dachte kurz nach, bis ihm das passendste Wort einfiel. Selbstzweifel.
    War er vielleicht doch nicht so gut, wie er es sich immer gedacht hatte? Das waere ja nicht moeglich. Oder doch. Er blickte zu Cassivellaunus, der ihm einen Blick zuwarf, den Piso nicht zu entschluesseln vermochte. Half denn jetzt niemand mehr zu ihm?
    Das letzte, was ihm Aoide sagte, versetzte seinem Herz einen Stoss. Was? Er selber aufputzen? Wieso? Er wuerde einfach etwas Geld hergeben. Und damit wuerde es gut sein. Cassivellaunus wuerde er das sicher nicht amchen lassen. Er wollte ihn davon abhalten. Er wuerde in Zukunft mehr auf ihn hoeren.
    Anschliessend redete auch die mit den komischen Augen auf ihn ein. Er hoerte ihr zu, ohne eine Reaktion. Er war der Meinung, dass sich die unterworfenen Voelker nach den Roemern zu richten hatten. Nicht umgekehrt.
    Nach ihrer Rede blieb er einfach sitzen und blinzelte zur Decke hin.


    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Cassivellaunus wischte sich Ueberreste von den Eiern vom Aermel. Normalerweise war er ein ganz ruhiger, geduldiger Mensch. Doch manchmal koennte er seinem Herrn was antun.
    Er blickte auf Aoide und freute sich schon auf die naechste Darbietung. Frueher hatte er auch gerne gesungen. Sicher nicht so schoen wie Aoide, aber auf jeden Fall um Klassen besser als sein Herr.
    Er blickte zur Decke hin, dorthin, wo sein Herr hinblickte, und fing an, vor sich hinzusummen. Es war ein Lied, welches seine Mutter ihm immer vorgesungen hatte, um ihn zum Einschlafen zu bringen.

    Seine Kopfschmerzen schienen nicht besser, sondern im Gegenteil immer schlechter zu werden. Dies lag wohl in nicht allzu geringem Ausmass an dem stechenden Blick, mit dem Aoide ihn fixierte.
    Dankbar nahm er den Becher an und trank daraus so hastig, als ob es um sein Leben ginge. "D...danke.", wuergte er hervor. Der schlechte Geschmack war nun ein bisschen besser.
    Er hoerte sich ihre Vorwuerfe an, und seine Kopfschmerzen verstaerkten sich nur noch mehr. "Kann ich nicht sagen, dass es nicht mein Geschmack war?", fragte er am Ende. "Ueber Geschmaecker kann man sich nicht streiten. Es schaut nun so aus, als ob dein Musikgeschmack beim Poebel mehr Anklang findet als meiner."
    Aechzend versuchte er aufzukommen, doch die wiederkehrenden Kopfschmerzen pressten ihn auf den Boden zurueck wie eine Urgewalt.
    "Was mir Leid tut, ist, dass eure Buehne wegen mir so verschmiert ist. Waere ich nicht aufgetreten, haettet ihr eure Ruhe gehabt. Ich haette wissen muessen, das mein Musikgeschmack... nicht ganz den Zahn der Zeit trifft. Ich wollte meinen Landsleuten beweisen, was echtes roemisches Liedesgut hergeben kann... nun ja, das scheint mir nicht recht gelungen zu sein."
    Er wischte sich ein paar Ueberbleibsel von Ei von seiner Tunika. "Es geht nicht darum, ob du Roemerin bist oder nicht. Es geht mir um die Traditionen und Werte Roms im Allgemeinen." Er hatte keine schlechten Intentionen gehabt. Er wollte nur Rom vor dem Untergang bewahren.
    "Und noch etwas... meine rueden Worte. Ich war nicht sehr hoeflich. Ich muss mich dafuer entschuldigen. Ich habe es nicht so gemeint.", fuegte er noch kleinlaut hinzu.

    Alles war verschwommen. Was war das? Wer war das? Ach ja. Cassivellaunus. War er zuhause? Was sagte er? Welche Buehne?
    Langsam kehrte sein Gedaechtnis zurueck. Genau, da war doch was gewesen. Oder doch nicht? Hm, vielleicht doch. Was war mit der Lyra? Da war doch eine gerade gewesen!
    Uiuiui, wie sein Schaedel wehtat! Das war gar nicht gut. Er griff mit seinen Haenden an den Schaedel. Er versuchte es zumindest.
    Dieses noble Unternehmen, das vielleicht doch nicht in die Geschichtsanalen eingehen wird, wurde jaeh vom einem Schwall von Wasser unterbrochen. Es war eises kalt. Piso fuhr mit einem quaekenden Laut, der entfernt an seinen Gesang grade eben erinnerte, auf.
    Tief atmete er ein und aus und blickte an sich hinunter. Er war nass. Und er stank noch immer, wenn auch nicht mehr so arg wie nach dem Beschuss.
    "Ich haette es wissen muessen... Poebel...", murmelte er ganz leise vor sich hin, als ihn jemand ansprach. Es war Aoide.
    Nochmals hustete er und barchte, den Goettern sei es gedankt, den letzten Rest von Ei wieder heraus.
    "Danke... es geht.", meinte er und rieb sich am Kopf. "Alles ist so verschwommen. Irgendwas ist passiert... was war es?" Er blickte komplett konfus drein. "Da war doch etwas..." Er schuettelte verwirrt den Kopf. "So eine Kacke..."
    Die Kopfschmerzen waren noch immer noch vorueber. Er konnte ja kaum klar denken. Was war passiert? Da war was mit einer Lyra. Und dann... Eier. So viele Eier.
    Er blickte kurz herum und blickte auf die Buehne. Sie war komplett verschmiert mit verfaultem Essen. "Ich haette es wissen muessen...", wiederholte er. "Es tut mir Leid...", fuegte er zerknirscht hinzu.

    Piso schritt in die Postannahmestelle.
    Er legte dort einen Brief hin.



    An
    Caius Aelius Archias
    Habitatio Aeliana
    Alexandria
    Provincia Alexandria et Aegyptus


    Lieber Archias!


    Ich frage mich, wie lange es schon her ist, dass wir nichts mehr voneinander gehoert haben. 3 oder 4 Jahre? Ich weiss es auch nicht mehr. Ich weiss sogar nicht mehr, ob du dich noch an mich erinnern kannst, Piso, den seltsamen Flavier. Der, mit dem du immer in unserer gemeinsamen Zeit in Ravenna zusammengehaengt bist. Wir waren als Kinder die besten Freunde, doch dann sind wir unterschiedliche Wege gegangen.
    Ich hoffe, du hast mich nicht vergessen, denn ich persoenlich habe das nicht. Wie koennte ich auch, bei all jenen Abenteuern, die wir erlebt haben. Erinnerst du dich, als wir mit 7 Jahren den Weinkeller meines Vaters pluenderten? Wir wir damals die Wette abgeschlossen haben, dass jener, der innerhalb eines Monats die meisten Maedchen abschleppen kann, vom anderen haben kann, was er will? Du hast gewonnen, aber ich bin mit dem Abschied meiner persischen Muenze noch halbwegs guenstig davongekommen.
    Ehrlich, ich war komplett ueberrascht, als ich erfahren habe, wo du jetzt wohnst. Aegypten! Das war ja jener Platz, in dem so viele von den Abenteuern, die wir gemeinsam ersponnen haben, stattfanden, der Inbegriff des Exotischen. Es ist schoen zu erfahren, dass du jetzt dort wohnst. Vor 4 Jahren bin ich auch dort gewesen, ein wunderschoenes Land.
    Du bist vielleicht erstaunt, dass ich nicht von Ravenna aus schreibe, oder von irgendeinem anderem Ort auf der Welt, sondern von Rom aus. Hier wohne ich jetzt, ich wollte nicht mehr meine Zeit in Ravenna in Gesellschaft meines - wie du weisst, sehr eigenen - Vaters totschlagen.
    Ich habe auch gehoert, du bist jetzt Praefectus Vehiculorum. Es muss ein sehr aufregender und verantwortlicher Posten sein! Leider habe ich noch nichts in der Richtung erreicht, aber auch will bald eine Karriere anstreben.
    Es wuerde mich freuen, wenn du wieder nach Rom zurueckkommen wirst. Ich habe so gewisse Geruechte gehoert, dass du das bald machen wirst. Es wuerde mich unheimlich freuen, wenn du das machen wuerdest, und wir uns treffen koennten, um auf die guten alten Zeiten anzustossen.


    Alles Gute,
    dein Freund
    Aulus Flavius Piso


    Sim-Off:

    Hier muss wohl die Familienwertkarte den Lueckenbuesser spielen.

    Piso ueberlegte, was sollte er schreiben? Er fing einfach an, irgendetwas wuerde ihm einfallen.


    Lieber Archias!


    Ich frage mich, wie lange es schon her ist, dass wir nichts mehr voneinander gehoert haben. 3 oder 4 Jahre? Ich weiss es auch nicht mehr. Ich weiss sogar nicht mehr, ob du dich noch an mich erinnern kannst, Piso, den seltsamen Flavier. Der, mit dem du immer in unserer gemeinsamen Zeit in Ravenna zusammengehaengt bist. Wir waren als Kinder die besten Freunde, doch dann sind wir unterschiedliche Wege gegangen.
    Ich hoffe, du hast mich nicht vergessen, denn ich persoenlich habe das nicht. Wie koennte ich auch, bei all jenen Abenteuern, die wir erlebt haben. Erinnerst du dich, als wir mit 7 Jahren den Weinkeller meines Vaters pluenderten? Wir wir damals die Wette abgeschlossen haben, dass jener, der innerhalb eines Monats die meisten Maedchen abschleppen kann, vom anderen haben kann, was er will? Du hast gewonnen, aber ich bin mit dem Abschied meiner persischen Muenze noch halbwegs guenstig davongekommen.
    Ehrlich, ich war komplett ueberrascht, als ich erfahren habe, wo du jetzt wohnst. Aegypten! Das war ja jener Platz, in dem so viele von den Abenteuern, die wir gemeinsam ersponnen haben, stattfanden, der Inbegriff des Exotischen. Es ist schoen zu erfahren, dass du jetzt dort wohnst. Vor 4 Jahren bin ich auch dort gewesen, ein wunderschoenes Land.
    Du bist vielleicht erstaunt, dass ich nicht von Ravenna aus schreibe, oder von irgendeinem anderem Ort auf der Welt, sondern von Rom aus. Hier wohne ich jetzt, ich wollte nicht mehr meine Zeit in Ravenna in Gesellschaft meines - wie du weisst, sehr eigenen - Vaters totschlagen.
    Ich habe auch gehoert, du bist jetzt Praefectus Vehiculorum. Es muss ein sehr aufregender und verantwortlicher Posten sein! Leider habe ich noch nichts in der Richtung erreicht, aber auch will bald eine Karriere anstreben.
    Es wuerde mich freuen, wenn du wieder nach Rom zurueckkommen wirst. Ich habe so gewisse Geruechte gehoert, dass du das bald machen wirst. Es wuerde mich unheimlich freuen, wenn du das machen wuerdest, und wir uns treffen koennten, um auf die guten alten Zeiten anzustossen.
    Alles Gute,
    dein Freund
    Aulus Flavius Piso

    Nachdem der Gesang aufgehoert und der Nubier das Publikum um eine Abstimmung gebeten hatte, konnte Piso es sich nicht verkneifen, vorzutreten.
    "Roemer! Wir leben in gefaehrlichen Zeiten! Barbaren drohen uns zu ueberschwemmen, und unsere Kultur versinkt in Dekadenz, die von Auslaendern hierher gebracht wurde! Nun ist die Stunde, in der wir beweisen koennen, was echter roemischer Patriotismus bedeutet! Wir muessen zusammen..."
    Hier brach seine improvisierte Rede ab, und dies aus sehr gutem Grund.
    Der Grund flog vor Piso herum. In einer fehlerlos berechneten Flugbahn steuerte er auf Piso zu. Dann schlug er auf seiner Brust ein. Es war ein fauler Apfel.
    Und ein fauler Apfel kommt selten allein. Gebannt, starr blickte Piso auf den Regen von Geschossen, die auf ihn zuflogen, wie ein Pfeilhagel auf einen Soldaten.
    Eier, Obst und sogar morsche Holzstuecke.
    Krachend schlugen dieses Geschosse auf Piso und seine Umwelt ein. Bevor er zuruecktreten konnte oder von Cassivellaunus nach hinten gezerrt werden konnte, war er schon eingedeckt mit stinkenden Erzeugnissen der Natur. Von diesen ganzen Geschossen getroffen, stolperte Piso zurueck, ganz gemaess den brutalen Gesetzen der Physik, doch er fiel nicht um.
    Er schnappte nach Luft, weil ihn einige unreife Aepfel zur selben Zeit am Zwerchfell getroffen hatten. Doch genau in diesem Moment kam ein Ei auf ihn zugeflogen, abgefeurt von jenem Seesoldaten weiter hinten.
    Es landete genau in seinem offenen Mund und zersprang dort.
    Piso wuergte und spuckte aus, was darin resultierte, dass er fuer einen Moment unkonzentriert war und das Holzstueck, dass ein erboster Haendler auf ihn schmiss, nicht sah.
    Es landete auf seinem Kopf. Es gab ein ungesundes Geraeusch und Piso ging zu Boden, wie auch das Holzstueck, dass neben ihm auf das Parkett fiel.
    Nur gut, dass Cassivellaunus schnell handelte, sonst haette das ganze noch viel uebler enden koennen. Er packte seinen Herrn am Kragen und zerrte ihn weg, hinter einen Verbau. Dabei wurde auch der arme, komplett unschuldige Sklave mit der seltsamen Nase von einigen faulen Eiern getroffen.
    Als Cassivellaunus fertig war, schien es, als ob Piso wieder zu sich kaeme. Er schlug die Augen auf und sah das vertraute Gesicht seines Sklaven vor sich. Er sah nur noch Sterne.
    Dann drehte er sich zur Seite und suchte die Reste des Eis auszuspucken, ein Versuch, der von Hustenkraempfen unterbrochen war.
    Cassivellaunus blickte ihn streng an, wie eine Amme einen Burschen, der etwas ausgefressen hatte. "Jetzt siehst du, was deine ach so tollen Roemer mit dir getan haben." Er war nicht sehr zufrieden damit, was sein Herr getan hatte, doch auch auf die unnoetig brutale Menge war er erbost.

    Die Syrerin schien bemerkenswert unempfaenglich fuer die subtile Aesthetik von Maerkten und Zahlen zu sein. Stattdessen kreischte sie ihn weiter an.
    Piso laechelte nur vergnuegt. Er wusste ganz genau, wer am laengeren Hebel sass. Doch er wollte die Sklavin nicht mit brutaler Gewalt behandeln, sondern ueebrzeugen, dass es so besser war, fuer alle Beteiligten. Bis auf Semiramis vielleicht, aber eine Vorstellung des aristotelischen Weltbildes war es ja, dass der Einzelne zum Wohle der Gemeinschaft zurueckstecken muesste. Und dass es natuerlich sei, dass Sklaven und Herren unterschiedlich an Rechten waren.
    "Ich denke nicht, dass du eine von denen bist.", meinte er ernst und aufrichtig. "Ehrlich, solche Intentionen habe ich ncht. Glaubst du, ich waere ein Vergewaltiger? Denkst du nicht, dass die Frauen freiwillig mit mir ins Bett gehen?" Nun ja. Freiwillig, nachdem man ihnen ein paar Denare zugesteckt hatte. Aber das liess er beiseite.
    "Es tut mir Leid, dass du mit diesem Stuemper, diesem Versager von Grosskoenig verwandt bist.", bedauerte er sie. "Ich frage mich, hast du schon mal was gehoert von FLAVIUS Vespasianus? Oder Titus FLAVIUS? Oder FLAVIUS Domitianus?", zaehlte er die flavischen Kaiser auf. "Alles Flavier. Wie ich." Stolz grinste er.
    "Und ja. Wie du erkannt hast, gefaellt mir dieses geschaeft ganz und gar nicht. Und jetzt, da du dich als Kriminelle entpuppt hast, denkst du nicht auch, dass du die gerechte Strafe erleidest? Und weisst du was? Vielleicht lasse ich dich irgendwann einmal frei, wenn ich gemerkt habe, dass du diese Neigungen nicht mehr besitzt.", belehrte er sie.
    "Es ist schoen, dass ich deine Garantie habe, und ich will dir mal glauben. Trotzdem mache ich das nicht. Basta.", schloss er und blickte gekraenkt, dass man ihm ein so unmoralisches Angebot gemacht hatte. "Ich denke, dass du aufgeregt bist, im Sinne von erbost, agitiert, aufgewuehlt. Jeder Sklave ist das nach so einer Versteigerung. Es wird alles gut. Aber nur, wenn du mitkommst.", meinte er.

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Er blickte ernst drein, als ihm Fiona ihre Geschichte erzaehlte. "Diese Elenden.", meinte leise und schuettelte den Kopf. "Dafuer sollen sie schmoren in ihrem Nachleben. Niemals wird man ihnen den Eintritt nach Annwn gewaehren.", prophezeite er. "Es ist ja... absolut schrecklich. Ich bin froh, dass ich so etwas nie habe erleben koennen. Allerdings habe ich auch nie die Freiheit erlebt. Du schon. So hat alles seine Vor- und Nachteile."
    Er hoerte Fiona zu. "Ah, du kanntest auch eine von denen! Ich habe viele Basken kennengelernt. Nette Leute. Und was dort geschehen ist... nun ja, ich habe dir ja gesagt, wann ich begonnen habe, meinem Grossvater zu glauben, dass Boudicca so zufrieden in ihrem Tod ausgesehen hat wie noch nie... weisst du was? ich hole einfach ein bisschen aus, damit das ganze auch Sinn macht. Wir beide, ich und Piso, waren in Pompaelo und planten, ueber die Berge nach Flaviobriga zu gehen. Aber wir hatten niemanden, der uns durch die Berge fuehren wuerde.
    Doch unser Wirt wusste Rat. Er sagte, in seinem Wirtshaus lebe schon seit einer Woche eine Freigelassene, die zurueck in ihr Dorf wollte, aber niemanden fand, der mit ihr dorthin gehen wuerde. Also stellte er sie uns vor. Ich weiss nicht, das wird wohl nicht die Baskin sein, die du gekannt hast. Du bist ja in der Casa Flavia, und sie war bei den Claudiern. Sie war eine wirklich grosse Frau, mit so langen wuscheligen schwarzen Haaren."
    Er machte wellenfoermige Bewegungen an den Seiten seines Kopfes herunter. "Vielleicht kennst du sie ja doch, sie war auch in Rom gewesen. Wie hiess sie jetzt nochmals? Was ganz komisches. Einzahn oder so... Nein, Aintzane, genau."

    Aesthetik! Schoengeistigkeit! Pure Schoenheit. Natuerlich haette er damit nie Aoides Gesang beschrieben. Nein, dies dachte er bei seinem eigenen Gesang. Das Publikum bruellte nach Pisos Gesang, und er selbst verstand nicht, dass das kein Beifall war, sondern pures Entsetzen und Hass. Und er dachte wirklich, die Leute lachten vor lauter Freude ueber seinen Gesang.
    Er verbeugte sich noch ein paar Male zum Publkum und trat dann zurueck, um Aoide Platz zu machen.
    Er blickte schnell auf die fahrenden Leute, die ihn unlustig anschauten. Eh klar. Er hatte jetzt ihr Geschaeft verdorben. Niemand wuerde von ihnen jetzt noch was wissen wollen. Er grinste selbstgefaellig und blickte zu der sogenannten Muse hin, als sie zu singen begann.
    Wieder so ein Gesaeusel. Piso seufzte leise vor sich hin. Wann war das wohl endlich zu Ende? Immerhin war es nicht so schlimm wie das letzte Lied, aber die Sprache war trotzdem noch immer schauderhaft.
    Er blickte unruhig herum. Wieso standen die Leute da herum wie die Oelgoetzen und schauten das Maedchen an? Eine klare Sache, sie waren viel mehr an ihren Rundungen interessiert als an ihrem Gesang.
    In jenem unwahrscheinlichem Fall, dass er verlieren sollte, wuerde das natuerlich nur dran liegen, weil er nicht die geschlechtseigenen Charakteristiken von Frauen hatte.
    Ploetzlich fuehlte er sich angesprochen. Es war Cassivellaunus, der zu ihm geschlichen war. "Herr! Lass uns verschwinden. Schnell. Es ist die letzte Chance." Piso blickte seinen Sklaven erstaunt an. "Was? Nein. Verzieh dich. Spaeter wieder, ja?" Cassivellaunus blickte nochmal herum, nickte und verschwand dann, dem Nubier einen verzweifelnden Blick zuwerfend.

    Sim-Off:

    Ist eine Verballhornung der steirischen Landeshymne. Nicht schlagen... ich bin selber halber Steirer. ;)


    Piso wurde also nun der Vortritt gelassen. Eine Lyra wurde ihm in die Hand gedrueckt (von der mit dem Silberblick grade eben).
    Das Publikum setzte wohl hohe Erwartungen in ihn. Und Piso tat das auch.
    Er hoerte der Ansage des Nubiers an. Ja, sie war in Ordnung, sie wurde ihm gerecht.
    Ein Preis? Nun, das musste wohl das mit der Wette sein.
    Piso holte also tief Luft. Er hob die Lyra hoch und schritt Richtung Publikum. Vor dem Rand des Podestes blieb er stehen.
    Kurz tupfte er die Saiten der Lyra an. Sie waren gut gestimmt. Es konnte also losgehen.
    Er wusste schon, welches Lied er singen wuerde. Ein Lied, welches patriotisch war, welches den Nationalismus der Leute wecken wuerde, die die Fremden dann wegbuhen wuerden.
    Er fing also an. Er beruehrte die Saiten sanft, und Laute, die Piso sehr gefielen, entflohen ihr.
    Nochmals holte er tief Luft, raeusperte sich und fing an.


    "Von der Adria an, wo der Walfisch haust,
    bis zum Mittelmeer an Ostias Strand.
    Und vom Alpland an, das die Etsch durchbraust,
    bis zum Meerenge beim Sizilianerland.
    Dieses schoene Land ist der Roemer Land,
    ist mein liebes teures Heimatland.
    Dieses schoene Land ist der Roemer Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaand!
    Ist mein liebes teures Heimatland.


    Wo Oliven sind und der Rebstock blueht
    und der Bauer froh sein Leben wagt,
    wo Senat sich an Gesetzen abmueht,
    und das Appeninengebirg' hinaufragt.
    Dieses schoene Land ist der Roemer Land,
    ist mein liebes teures Heimatland.
    Dieses schoene Land ist der Roemer Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaand!
    Ist mein liebes teures Heimatland.


    Wo die Kohlenglut und des Hammers Kraft
    fuer die Legionaere die Ruestungen zeugt.
    Wo am Po und Tiber sind voll mit Saft
    Baeume die kein Sturm jemals gebeugt.
    Dieses schoene Land ist der Roemer Land,
    ist mein liebes teures Heimatland.
    Dieses schoene Land ist der Roemer Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaand!
    Ist mein liebes teures Heimatland."


    Er verneigte sich, in Erwartung einer Sturmflut von Applaus.


    Weiter unten kruemmte sich Cassivellaunus vor Agonie. Sein herr hatte sich mit diesem groehlenden, abstossenden Gequaeke selber untertroffen, was er nicht mehr fuer moeglich gefunden hatte.

    Piso wurde von Cassivellaunus angestossen und landete ein bisschen unelegant auf dem Parkett. Er rappelte sich auf und hoerte dem Schwarzen zu. Kurz dachte er nach. Es gab keine Art und Weise, wie er da verlieren koennte. Ausser, seine Zuseher waeren Banausen. Doch das so viele Roemer waren, hoffte er das nicht.
    "Gut.", meinte er schlisslich und zog seine Toga runter. Drunter kam eine goldene Kette, so wie sie die Haeuptlinge der Briganten in Britannien trugen, zum Vorschein. "Das ist mein Einsatz. Ich hoffe, das stellt dich zufrieden." Er blickte auf sie. Er hatte sie gern, und sie war einiges wert. Hoffentlich waren die Zuseher keine Banausen. Geben es die Goetter.
    Er blickte zu Aoide nochmals hin. Ja, irgendwie gefiel sie ihm. Er hatte Mitleid mit ihr, wieso hatten die Goetter mit einer so geringen Begabung bestraft? Wie das wohl war, wenn man kein Talent zum Singen hatte, fragte sich Piso innerlich, ausser acht lassend, dass er dies sehr, sehr gut wusste.
    "Also. Wer singt jetzt zuerst? Deine Muse da oder ich?", fragte er. Er redete ganz ruhig, obwohl seine Stimme vor Ironie troff.
    Weiter unten stand Cassivellaunus, der Piso gerade auf die Buehne geholfen hatte und es schon bereute. Er haette ihn runterziehen sollen und versuchen, ihm klarzumachen, was er da anstellte! Aber genutzt haette es eh nichts bei diesem verdammten Sturschaedel. Also blickte er nur weg. Er erhielt einige mitleidsvolle Blicke, nicht nur wegen seiner Haesslichkeit, sondern auch, weil er so einen seltsamen Herrn hatte.