Beiträge von Aulus Flavius Piso

    [Blockierte Grafik: http://www.timesonline.co.uk/multimedia/archive/00147/Howze_147432a.jpgPhrima


    Sie hatte nicht lange gebraucht, um passende Handtuecher sowie eine Tunika, wie sie Sklavinnen hier in Rom trugen, zu finden. Im Ankleideraum, welches eine Tuer zum Bad hatte, fanden sich immer solche Utensilien.
    Mit den Sachen in der Hand stiess sie die Tuer vor ihr auf.
    Und vor ihr entfaltete sich ein Spektakel, untermalt von dem Schrei einer alten Frau, welches unter anderen Umstaenden ihren Zorn entfacht haette. Sie war keine Freundin der Idee, alte Frauen in Wasserbecken zu werfen. Doch wie bei jeder Regel, gab es auch hier Ausnahmen. Die grosse Ausnahme bei jenem Prinzip hiess Nike. Die alte, grausige Vettel war von der Syrerin ins Wasser gestossen worden.
    Um den Mund der Raeterin bildete sich ein feines Laecheln. Dieses wurde ganz langsam breiter und zog sich nach oben, bis sie sich nicht mehr halten konnte. Sie prustete heraus und lachte. Doch dieses Lachen dauerte nicht lange. Es endete abrupt, als sie sah, wie Nike auftauchte.


    Die Alte war nicht leicht unterzukriegen. Sie hatte schon schlimmeres erlebt. Unkraut vergeht nicht. Aber die Demuetigung.
    Als sie auftauchte, sah sie nicht Semiramis die Syrerin zuerst an, sondern Phrima. Wenn Blicke toeten koennten, waere die Frau aus den Alpen jetzt tot umgefallen. Doch nichts war dies im Vergleich zu den Blick, den die pitschnasse Hexe Semiramis zuwarf. Man konnte sehen, wie in ihrem Kopf schon die Zaubersprueche dunkler Magie herumschwirrten. Sie kannte einige gemeine.
    Sie richtete ihren Blick auf Phrima. "Du hilfst mir da heraus.", verlangte sie, als ob nicht sie die Sklavin, sondern die Sklavenhaelterin waere.
    Phrima blickte unsicher herum. Dann laechelte sie wieder. "Ney." Ein Wort der Verweigerung. Und das war nicht alles. "Haeats di aetza? Du kascht do vrmodara."*, versetzte sie. Die Alte war davon so geschockt, dass sie zunaechst nichts erwiderte.
    Phrima derweil ging, die alte Vettel im Becken komplett ignorierend, in leichten Schritten zu Semiramis hin.
    "Ich bin Phrima.", meinte sie langsam. Das ch dehnte sie, als ob es ein fremdartiges Objekt in jenem Satz waere. "Und du?" Sie gab sich Muehe, deutlich zu sprechen.


    Sim-Off:

    *Bist du jetzt verrueckt geworden? Du kannst da vermodern.

    Als Aoide ihm entgegnete, dass es auch ihr eine Freude gewesen war, bemerkte er etwas. Aus ihren Augen blitzte kein Spott, keine Ironie, keine Missgunst. Es war... ja. Es war ehrlich gemeint. Dies bemerkte Piso jetzt.
    Und anschliessend passierte etwas, womit er nie gerechnet haette. Sie schenkte ihm eine Floete. Fassungslos blickte er sie an, dann nahm er sie in die Hand und drehte sie dort herum. Es war keine teure Floete, kein kostbares Kleinod, sondern nur eine Art Souvenir. Und trotzdem. Die Geste beruehrte den eitlen, sich staendig selbst ueberschaetzenden Piso.
    Nochmals blickte er Aoide an. In seinen Augen war der Aerger, falls er ueberhaupt einen verspuert hatte, verschwunden. Schliesslich brachte er heiser: "Danke." hervor. Er wusste nicht, wie er das verdient hatte. Doch dieses Geschenk mit so viel Symbolkraft abzulehnen waere unpassend gewesen.
    Er schluckte nochmals. Dann fing er einen Satz an. "Du hast..." Er unterbrach sich und hustete. Was sagte er bloss? Wieso wollte er das sagen? Es klang falsch. Aber es war die Wahrheit, was er sagen wollte.
    "Du hast... eine wundervolle Stimme. Ich war nur neidig. Du hast gewonnen... weil du es verdient hast."
    Nur Kenner, Verwandte und Freunde von Piso wuerden wissen, dass dies vermutlich das schoenste und kompletteste Kompliment sein duerfte, das eine Saengerin jemals aus Pisos Mund vernommen hat... und vernehmen wuerde.


    Cassivellaunus derweil atmete so tief auf, wie sonst nur selten. Konnte es sein, dass sein Herr vernuenftig wurde? Nach all den Jahren endlich erwachsen wurde?


    Piso blickte Aoide noch immer mit einem seltsamen, nachdenklichen, bei ihm so ungewoehnlichen Gesichtsausdruck an. Langsam riss er sich von ihrem Gesicht fort. "Wir sollte jetzt gehen." Halt! Da war noch was! Er wandte sich an Aoide. "Ihr werdet sicher bald weiterziehen. Wann werdet ihr, das fahrende Volk, wieder nach Rom kommen?"

    Cassivellaunus seufzte. Der Grund dafuer war zweierlei Art.
    Der erste war Glueckseligkeit. Die Frau hatte nicht vorgehabt, das Liedgut seines Volkes zu verungimpflichen. Im Gegenteil, sie wollte es mit ihrer Stimme perfektionieren, die Seele des Liedes erweitern. Dies stimmte ihn heiter.
    Weniger heiter stimmte ihn der zweite Grund. Es war derjenige, dass sich nun sein Herr naeherte, und zwar in einem ungeahnt rasanten Tempo.


    Piso hatte sich vom Schrecken einigermassen erholt. Er war noch immer bedrueckt, aber er war jetzt wenigstens vom Selbstmitleid nicht mehr physisch auf den Boden gedrueckt.
    Wo war bloss dieser Sklave hingekommen? Suchend blickte er herum. Es konnte doch nur einen Platz geben... da! Da war er, der alte Saufkopf! Gerade wollte er hingehen und ihn zur Rede stellen, wieso er vor dieser Kneipe herumsass und Wein soff. Da sah er noch etwas. Es war Aoide. Was mischte sie sich da ein?
    Er schritt eilig hin. "Salvete!", gruesste er sie beide freudlos. "Cassivellaunus, wir muessen los. War nett, idch kennen gelernt zu haben, Aoide.", meinte er zur Muse hin, weniger, weil er es wirklich so meinte, sondern, weil es hoeflich war, so etwas zu sagen. Hoeflichkeit gebot hie und da "weisse Luegen", wie man sie in Patrizierkreisen nannte.
    "Also, kommst du?"

    Aus dem Hortus erklangen quaekende, unharmonische und wummernde Laute, die durch die Luft wirbelten und einen schoenen, sonnigen spaeteren Vormittag mit Harmonielosigkeit erfuellten.
    Der Grund dafuer wuerde sich dem unbeteiligten Zuseher entschliessen, entschloesse er (oder sie) sich, um die Ecke in den Hortus hineinzuschauen. Dort hatte sich Piso alleine mit seiner wertvollen Lyra im Schneidersitz am Boden niedergelassen. Die Lyra hielt er nicht affektiert und kuenstlich edel in den Armen, wie er es sonst zu tun pfelgte, sondern hatte sie quer ueber seine Beine gelegt. Er blickte sie mit einem eigenartigen Blick an. Er hatte schon seit geraumer Zeit versucht, seine Lyra zu stimmen. Da stimmte hinten und vorne was nicht. Er drueckte die Zwirbel der vordersten Saite etwas nach hinten und zupfte die Saite.
    Daeng! Nein, nein, nein! Das konnte es nicht sein! Piso murmelte etwas Boeses in seinen nicht vorhandenen Bart und lockerte die Zwirbel.
    Waung, machte die Saite. Das war auch nicht richtig. Gab es keinen Mittelweg hinter jenen zwei unharmonischen Toenen? Pisos Haende waren schon langsam verschwitzt. Doch sein Stolz gebot es ihm, dass er sich mit der verstimmten Lyra nicht an eine qualifiziertere Person als sich selbst wandte. Er musste es selber machen. Es musste gehen. Es musste einfach funktionieren. Doch wieso tat es das nicht?
    Erschoepft setzte sich Piso auf und atmete einige Male tief ein und aus. In seinem Kampf, besser gesagt, Krampf mit der eigenen Lyra hatte er noch ueberhaupt keine Fortschritte gemacht.
    Nochmals hob er die Lyra an und fuhr, schon einigermassen genervt, ueber die Saiten. Das schaurige Spektrum an Klaengen, das aus ihr kam, haette viel eher zu einer Geisterbahn als zu einem gepflegten Lied gepasst.
    Desillusioniert liess er die Lyra sinken. Was fuer ein Kaese. Und niemand, der ihn helfen wuerde. Piso richtete seinen Blick gen Himmel.
    "Ihr Goetter, ihr Goetter, warum habt ihr mich verlassen?", jammerte er hinauf.

    Anders als das Gros der Gaeste war Piso nicht mit einer Saenfte nach Ostia gekommen, sondern zu Fuss. Den Grund dafuer hatte er langschweifig Cassivellaunus und Semiramis erklaert. Es war die natuerliche Aesthetik des Gehens, eine unverfaelschte Rueckkehr zur Natur. Langsamer wie mit der Saenfte waeren sie auch nicht wirklich. Und ausserdem war es weniger abgehoben, viel naeher bei den roemischen Buergern, den Ahnen, die einst die Felder am Tiber bearbeitet haben und das Joch der etruskischen Koenige abgeschuettelt hatten.
    Doch dies war nicht die Wahrheit, wieso Piso zu Fuss ging.
    Viel mehr stimmte es, dass Piso pleite war.
    Den Goettern sei Dank, dass dies weder eine Jahreszeit war, wo die Strassen zu staubig noch zu matschig waren, und somit war Pisos kleiner Zug erstaunlich sauber, als sie in Ostia ankamen. Ein Hoch auf die gut befestigte Strasse zwischen Rom und Ostia.
    Allerdings hatte er seine feinste Toga angezogen sowie eine erlesene Seidentunika, und seine beiden Sklaven hatte er hochgepaeppelt wie zwei Modepueppchen. Vor allem Cassivellaunus war nicht wiederzuerkennen. Er sah aus wie ein... ja, wie ein echter Mensch. Das Schoenheitsmal aus Wachs, welches ihm so sehr am Herzen lag, hatte er Cassivellaunus weggenommen. Stattdessen hatte er die Nase des Iceners einpudern lassen, sodass der Britannier jetzt eine durchaus vornehme Blaesse im Gesicht hatte. Eingekleidet war er in einer der Seidentuniken Pisos (Piso hatte ihm vorher eingeschaerft, was er mit ihm tun wuerde, wenn er nachher auch nur einen Riss darinnen fand) und einem Umhang.
    Diese Prozedur erreichte nun den Hafen Ostias (wobei Piso darauf achtete, dass er sich dem Schiff in einem toten Winkel naeherte, sodass niemand sah, dass er keine Saenfte genommen hatte). Endlich aber kam er beim Schiff an. Staunend blickte er darauf.
    Er hatte schon groessere Schiffe gesehen, aber die Tatsache, dass hier eine Hochzeit stattfinden sollte, gab dem Schiff etwas Erhabenes.
    Piso haette unter anderen Umstaenden jetzt garantiert ein Lied angestimmt, doch seine Kehle fuehlte sich zu trocken an. Er hustete deshalb nur entschieden unmelodioes - wobei es noch immer ein angenehmes Geraesuch war, wenn man es mit Pisos Gesaengen verglich.
    Er winkte seine beiden Sklaven zu sich, trat langsam an die Menge heran, die sich schon vorm Schiff staute, und stellte sich an. Sein Blick schweifte ueber das Meer. Wie schoen und majestaetisch es dalag. Und wie langsam die Warteschlange voranging.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Serenus :D

    „Salve! Ich bin Flavius Serenus. Wer bist du denn?“


    Durch halboffene Augen schaute er sich das naechste Spektakel an. Ein paar Pudel gegen einen angestrichenen Mann, den man den Parther nannte. Wenn der arme Wurm da unten ein Parther war, dann war Piso auch einer. Gut moeglich, dass der Kerl noch weniger mit einem Parther zu tun hatte als Piso selber. Und dann noch die Pudel! Merkwuerdig fasziniert schuate Piso das Spektakel an. Dann begann er zu grinsen. Das war irgendwie witzig. Und wie dann der eine Hund dem Toelpel ins Wadl zwickte, fing er an, breit zu grinsen. Am Ende brachte sich der "Parther" in Sicherheit, und das war auch gut so. Er brauchte jetzt nicht noch einen Mord.
    Doch auf die lange Sicht liess sich das nicht vermeiden. Der naechste Kampf stand an. Grieche und Amazone? Kaempfe gegen Frauen? Na servus, Kaiser. Apropos Kaiser, wo war denn der? War der auch in der Loge?
    Immerhin kam jetzt ein Gespraech ins Laufen. Der Bursche, den er angesprochen hatte, stellte sich als der heraus, der unten vor einiger Zeit den Sieger ausgerufen hatte. "Ah, Serenus!", meinte Piso und alechelte. "Ich bin Aulus Flavius Piso. Ich denke nicht, dass wir uns schon gesehen habe. Ich bin aus der Linie von Ravenna und war bisher nur selten in Rom." Er selbst musste wohl irgendein Grossonkel von dem sein, oder ein Grosscousin soundsovielten Grades. Wieder ein Verwandter, er wuerde wohl hoffentlich bald alle kennen lernen. "Wer ist dein Vater, Serenus?"
    Gleichzeitig bemerkte er, wie unten ploetzlich etwas passierte. Was war denn das? Die Amazonen? Und der Kampf hatte schon begonnen? Hatte er was versaeumt?

    "Ach, so ist das!", meinte Piso nur und blickte Gracchus mit einem Blick an, der das "Aha"-Erlebnis widerspiegelte. Trotz allem schien die Praetorianer aber doch nuetzlich zu sein, sie schienen zu wissen, wo es lang ging. Allerdings vermeinte Piso in Gracchus' Blick ein warnendes Funkeln zu sehen, und Piso wusste wohl, was er meinte. Hie und da war es ganz einfach ein aufreibender Prozess, eine Arbeitsstelle zu finden. Besonders, wenn Praetorianer am Druecker waren. Immer die. Er hatte schon einiges ueber sie gehoert, und vor allem ueber ihren Anfuehrer, diesen Vescularier, der ja angeblich die Ehre des Senates besudelte, wohin er auch kam.
    Piso war sein Vetter dankbar dafuer, dass er ihn warnte, nichts zu ueberstuerzen. Die Hochzeit! Genau, dort wuerde er einige bedeutende Leute kennen lernen, ohne Zweifel. Darunter auch diesen einen Senator. Er hatte schon von ihm gehoert, von deisem Aurelier. Angeblich hatte der einiges an Macht akkumuliert. Er wuerde einmal schauen, ob er mit ihm ins Gespraech kommen wuerde.
    Die eltzten Worte hallten in seinem gehirn wider. Ein Amt, welches seiner Herkunft nicht wuerdig war. Er hatte sicher nicht vor, als Scriba anzufangen wie irgendein dahergelaufener Peregrinus aus dem dunkelsten Balkan. Nein, er wuerde sich an den Senator halten. Er wuerde doch sicher wenigstens einen Termin mit ihm ausmachen koennen.
    So hoffte er.
    "So dringend ist das ja nicht mit der Arbeit. Ich habe ja noch meine Laendereien. Die werfen einen ziemlich guten Ertrag ab. Davon kann ich leben, ohne an dem Rockzipfel der Familie zu haengen.", meinte er mit Bestimmtheit. So ein landbesitz war schon was feines. Vielleicht wuerde er spaeter einmal weitere Laendereien kaufen, und sich dann, wenn er erst einmal alt und debil war, dort niederlassen. Dort wuerde niemand seine Lyra hoeren und daran herummaeckeln koennen... was fuer ein Leben.
    "Dann werde ich auch zur Hochzeit gehen. Ich freue mich schon drauf.", meinte er, dankbar fuer den Ratschlag seines Vetters.

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Cassivellaunus wirkte etwas enttaeuscht, als sie sein Angebot, den text aufzuschriebn, ablehnte. Er haette ja selbst nicht gewusst, wie man es hinschreibt, konnte er doch nur auf Latein schreiben.
    Erwartungsvoll blickte er sie an, als sie von sich sagte, was fuer ein gutes gedaechtnis sie haette. Ha! Das muesste er erstmal sehen, bevor er das glaubte.
    Als sie zu singen anfing, wurden seine Augen ganz langsam groesser. bei der ersten Zeile blickte er erstaunt auf. Bei der fuenften hatte er seine Augen sperrangelweit aufgerissen. und bei der sechsten klappte auch noch sein Mund runter. Als sie geendet hatte, sass er nur noch auf seinem Stuhl. Wie ein Idiot musste er ausgesehen haben, wie er sie anglotzte. und dazu noch diese Stimme... wunderbar. Wie von der Ferne hoerte er das Klatschen von den Leuten rund um ihn. Offenbar war er nicht der einzige, dem ihre Singweise sehr gut gefiel. Es war leicht die beste Stimme, die er je gehoert hatte. Manche Leute waren begnadet in der Hinsicht, es war einfach so.
    Als sie aber sagte, die Melodie waere unausgereift, zuckte er zusammen. "Unausgereift?", wiederholte er wie ein Echo. "Das Lied gibt es schon seit hundert oder noch mehr Jahren.", meinte er nur und blickte sie suspekt an. Dann verlor sich jener Blick und er seufzte. "Das meinte mein Herr wohl, als er sagte, dass sich fahrende Musiker dem Geschmack des Volkes anzupassen haben." Nun gut, wenn es sein musste, sollte sie es machen. Aber Cassivellaunus wuerde es sicher weiterhin nur in der alten Art und Weise singen wollen. Er kannte es so von seiner Kindheit.

    [Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/9463/altenikevg5.pngNike


    Nike betrachtete die Syrerin schief. "Semiramis von Damaskus.", murmelte sie, ganz so, als ob es von aeusserster Dringlichkeit waere, den Namen und die Aussprache ganz exakt zu kennen. Das wuerde fuer Gespraechsstoff sorgen! "Maerchenerzaehlerin! Das wird ja lustig!", grinst sie. "Ich kann auch Maerchen erzaehlen. Ich haette sie ja gerne meinen Enkeln erzaehlt... aber ich habe nie welche gehabt..." Ihr Blick wurde fuer einen Moment weich und sie blickte in die Ferne, als ob sie irgendeinen heroischen Punkt an der Wand sehe, dann blickte sie wieder zu Semiramis und dem becken. ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, und sie setzte wieder den gewohnten Blick einer alten, grantigen Vettel auf.
    "Schwimmen? Gleich willst du noch einen Privatmasseur und Luxusparfuemchen!", keifte die Alte. "Jetzt weisst duwenigstens, wieso kein Sklave mehr als 30 Minuten bruacht. Und du gehst da hinein." Gerade wollte sie zu Semiramis hingehen und ihr einen kraeftigen Stoss versetzen, damit sie ins Wasser hineingestossen wuerde (was ihr sicher gelungen waere, denn in diesen alten Armen steckte gewaltig Kraft), da ertoente eine Stimme hinter Nike.
    "Nike, gohts dr no? Hoersch wohl uf? Dach tuasch aetz nit!"*, rief eine Frau.


    [Blockierte Grafik: http://www.timesonline.co.uk/multimedia/archive/00147/Howze_147432a.jpgPhrima


    Die Kammerdienerin Phrima hatte gesehen, wie Nike mit einer Neuen ins Bad verschwunden war und hatte sich sofort gedacht, dass das nicht gut enden wuerde. Als sie dann gesehen hatte, was jetzt wohl passieren wuerde, hatte sie sich entschlossen, einzugreifen. Doch auf allzuviel Gegenliebe stiess das nicht.
    Nike drehte sich langsam zu ihr um. "Raeterin." Sie sprach gerne die Leute mit dem Namen ihres jeweiligen Volkes an, weil sie selbst fand, dass das mehr Eindruck schindete. Und tatsaechlich schien Phrima einen ganzen Zoll kleiner zu werden, als Nike mit ihr sprach. "Du mischst dich hier nicht ein. Ich bin dran." Sie grinste die junge Frau bitterboese an. "Du holst jetzt unserem Gast hier eine Tunika. Und ein Handtuch." Phrima schluckte. "Jo, guat.", meinte sie leise, eingeschuechtert, und tat wie geheissen.


    Nike war von diesem Intermezzo aeusserst irritiert, wandte sich dann aber wieder an Semiramis. "Du nimmst jetzt dein Bad. Und mit jetzt meine ich jetzt."


    Sim-Off:

    *Nike, bist du von Sinnen? Hoerst du wohl auf? Das tust du jetzt aber nicht.
    Tiefstes Montafonerisch! :D

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Ihr Blick, als er sich fuer das chemische Vorkommnis entschuldigte, war etwas seltsam, er konnte es nicht richtig deuten.
    Doch es gefiel ihm, dass ihr sein Lied gefiel. Er grinste breit und liess sich bereitwillig beklatschen. "Aber kannst du dir auch die Worte merken? Ich meine, es ist eine Sprache, die kaum ein Roemer spricht. Soll ich dir die Woerter aufschreiben?" Sein Herr hatte ihm das Schreiben beigebracht. Er schrieb krude und unschoen, aber er schrieb, worauf er sich unheimlich viel einbildete. Hie und da vergass er den einen oder anderen Buchstaben, aber das machte ja nichts. Man konnte genauso gut einen nehmen, der aehnlich klang. Und wenn man einen Buchstaben nicht entziffern konnte, konnte man ihn erraten.
    "Aber du hast ja schon zwei Lieder davon gesungen. Das eine war doch gaelisch?" Er kannte sich aus mit keltischen Sprachen. "Kannst du die Sprache? Oder behaltest du einfach die Woerter im Kopf?" Beides wuerde er bewundern muessen. Es war schwer, Sachen im Kopf zu behalten. Latein konnte er nur, weil er damit schon von fruehester Kindheit konfrontiert worden war, und schreiben konnte er nur der vielen Uebungsstunden wegen.

    Piso entging nicht, wie sehr Semiramis die Villa bewunderte. Er laechelte stolz, dass er die Aufsaessige beeindruckt hatte. Wenigstens etwas.
    Eiligst aber entfernte sich Piso nun in sein Cubiculum. Doch vorher rief er der Alten noch zu: "Ich will sie in einer halben Stunde bei mir in meinem Cubiculum sehen. Das kannst du sicher bis dahin machen, oder? Danke." Als er um die Ecke verschwand, zog er Cassivellaunus hinter sich her, der Semiramis noch einen letzten Blick zuwarf, bevor er hinter einer Ecke verschwand.


    [Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/9463/altenikevg5.pngNike


    Nike drehte sich kurz zum Roemer um , schaute ihm nach und murmelte ganz leise eine Verfluchung. Dann drehte sie sich zu Semiramis um.
    "Willkommen daheim.", kraechzte sie und verzog ihren Mund zu einem Grinsen. Ihre alten Haende hob sie hoch und legte sie uebereinander. Dann liess sie ihre Finger knacken, was ein beeindruckend lautes Geraeusch ergab.
    "Nettes kleines Knusperhaeuschen, hehehe...", kicherte sie, als sie die staunenden blicke der Syrerin bemerkte und hustete dann ungesund. 3, 4 Male, sie schien sich nicht mehr einzukriegen, dann abrupt, hoerte sie auf.
    "Ich bin Nike.", meinte sie zur Neuen. "Waschweib, Hexe und Ungetuem vom Dienst. Unverzichtbarer Bestandteil der Freakshow, welche sich die flavische Sklavenschaft nennt." Sie kicherte in sich hinein. Aus ihrem Mund roch es tatsaechlich, allerdings war es nur Ziegenkaese (etwas festeres konnte sie seit 10 Jahren nicht mehr beissen), also war es auszuhalten. Fest blickte sie sie an. Sie erwartete sich, dass die Neue nun ihren Namen nannte und sowieso alles von sich erzaehlte. Sie brauchte Klatsch, es war das einzige, was ihr Leben noch lebenswert machte.
    "Ich soll dich also einweisen. Du willst sicher ein Bad haben." Sie musterte Semiramis von oben bis unten. "Ja, das willst du sicher haben, ihr jungen Dinger wollt das dauernd.", nuschelte die Alte in sich hinein und oeffnete die Tuer zu einem anderen Zimmer. Dort drinnen, in einem eher dunklen, mittelgrossen Raum, befand sich ein Bad.
    "Na, das gefaellt dir, ha?", meinte sie in einer hohen Fistelstimme und deutete zum Becken. "Kalt, aber sauber."

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Ah ja. Dies schien nun einmal nicht gut angekommen zu sein. Komisch. cassivellaunus wollte etwas sagen. Was denn? Etwas mit T. Seine Stirn legte sich in Runzeln, als er ueber das Wort nachdachte. T. Garantiert etwas mit T. Genau. "Tschuldigung.", murmelte er leise und unterdrueckte ein Ruelpsen.
    Immerhin, sie hoerte ihm zu, auch wenn sie nicht antwortete. Aber sie hoerte ihm zu, also stoppte er seinen Wortschwall nicht, sondern legte ihr seine gedanken nah. Als er von den Roemern und vom iceneraufstand erzaehlte, merkte er, wie sich ihr Blick leicht veraenderte. Fast sah es so aus, als ob sie was sagen wollte. Aber da war wohl nichts.
    Schlussendlich forderte sie ihn auf, ein Lied zu singen. Er nickte nur und hoffte, dass er es halbwegs gut hinbringen wuerde.
    Er fing eher leise und verhalten an zu singen, wurde gegen Ende aber lauter, als sich sein Selbstvertrauen staerkte.
    Seine Stimme war rauchig und erdig, aber bei weitem nicht so schlecht wie die seines Herren. Er konnte singen, zwar nicht so gut wie Aoide, aber er konnte es.
    Sein Lied war melancholisch, mit dem Lied schwang eine grosse Sehnsucht, aber auch eine gewisse Freude am Leben mit.


    "Holl amrantau'r sêr ddywedant,
    Ar hyd y nos.
    Dyma'r ffordd i fro gogoniant,
    Ar hyd y nos;
    Golau arall yw tywyllwch,
    I arddangos gwir brydferthwch;
    Teulu'r nefoedd mewn tawelwch,
    Ar hyd y nos.


    O! Mor siriol gwena'r seren,
    Ar hyd y nos.
    I oleuo'i chwaer ddaearen,
    Ar hyd y nos.
    Nos yw henaint pan ddaw cystudd,
    Ond i harddu dyn a'i hwyrddydd
    Rhown ein golau gwan i'n gilydd,
    Ar hyd y nos."


    Er endete und blickte Aoide erwartungsvoll an. Wuerde sie ihn nun auch mit faulen Eiern bewerfen?


    Sim-Off:

    Das hier ist ein altes walisisches Lied. Hier zu hoeren: http://www.youtube.com/watch?v=uEGgoi6zawg&feature=related Zwar ist es dort im Chor gesungen, aber man kann sich vorstellen, wie es klingt, wenn es jemand alleine singt.

    Vom Sklavenmarkt kommend, kamen Semiramis und ihre durchaus illustre Begleitung sowie das Wuermchen von einem britannischen Sklaven in der Villa an.
    Piso schleuste seine Neue an Acanthus vorbei, der dies mit einer missmutigen Bemerkung bezueglich der Schlechtheit der Welt kommentierte, und bald kamen sie beim Servitriculum an.
    Piso kam zu stehen und blickte auf das Zimmer, dem Aufenthaltsraum der Sklaven, hinter einer offenen Tuere. Er wollte dort nicht hinein. Er haette Cassivellaunus angeweisen, doch erstens haette er dies komplett verschludert, und zweitens waere es nicht sehr gut gewesen, wenn Cassivellaunus mit ihr im Bad... nein!
    Er griff also einer vorbeischlurfenden Sklavin an die Schulter.
    "Salve, Sklavin. Ich habe eine neue Sklavin gekauft. Kannst du sie einweisen?"


    [Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/9463/altenikevg5.pngNike


    Sie drehte sich um. Ganz langsam. Dann hob sie ihren Kopf. Ebenfalls langsam. Schliesslich blickte sie Piso in die Augen. Dieser schob seinen kopf unwillkuerlich nach hinten. "Du...", kraechzte sie. "Du. Der neue Flavier." Sie sagte das fast schon im Tonfall einer Verfluchung.
    Nein, sie war keine schoene Frau, sie war es auch noch nie gewesen, ganz im Gegenteil, es hatte schon Leute gegeben, die als Gaeste bei den Flaviern gebeten haben, diese skurrille Gestalt zu sehen - und sich nachher gewunschen haben, nie danach gefragt zu haben. Doch dann war es zu spaet gewesen.
    Ruckartig, so schnell, wie man es ihr ueberhaupt nicht zugetraut haette, wandte sie ihren Kopf Semiramis zu. "DUUU!", rief sie aus. "Du kommst mit mir. Ich zeige dir alles." Sie blickte Semiramis eindringlich an, dann drehte sie sich um und humpelte in die Kammer hinein.

    Cassivellaunus hatte sich mit Semiramis wohl eher keine neue Freundin gemacht, weshalb auch immer. Auf jeden Fall schien sie auf keinen der beiden sonderlich erbaut zu sein.
    Als Semiramis Cassivellaunus beschimpfte, ihres Seiles wegen, entkrampfte sich Piso. Sie wuerde nicht mehr weglaufen. Einmal nicht heute, wie sie es schon gesagt hatte. Und die Wachen der Flavier wuerden dafuer sorgen, dass es auch nicht morgen oder uebermorgen sein wuerde.
    Er grinste stolz, als sie ihn entgeistert fragte, ob er in einer Villa wohnte. "Natuerlich. Die Villa Flavia. Und natuerlich haben wir dort ein Bad, auch eines fuer Sklaven. Wir achten auf Hygiene.", betonte er. Allerdings musste Piso bezweifeln, ob das bad wirklich Semiramis' Gefallen finden wuerde. Das Wasser war kalt, sehr kalt sogar.
    Er nahm ihr seinen Wasserschlauch wieder ab.
    "Dann gehen wir einmal, oder?", meinte er zu Semiramis und deutete den Weg mit dem Zeigefinger an. "Dort ist es. Cassivellaunus, du gehst voran. Ich gehe hinten. Du gehst in der Mitte, Semiramis.", meinte er zu ihr. Gemeinsam gingen sie nun zur Villa Flavia.

    Auch Piso war gekommen. Es war eine Selbstverstaendlichkeit, gehoerten doch die beiden Kandidaten zu seiner Familie.
    Leider hatte er sich etwas verspaetet, und war erst in der Mitte des Kampfes zu den Flaviern in der Ehrenloge gestossen. Piso war aufgehalten worden, und hatte sich im Strassengewirr Roms, wo er erst einige Tage war, restlos verlaufen. Hoffentlich war dieses Faux-Pas nicht allzu gross, er hatte ja nicht allzuviel versaeumt. Die Wache hatte ihn anstandslos durchgelassen, als er bezeugen konnte, dass er ein Flavier war.
    Er setzte sich an einer unauffaelligen Ecke hin und schaute gebannt den Kampf an. Was die beiden da taten, war ja... urgh... was machte der da? Der schnitt ja direkt... waeh, das Gesicht... nein, und dann das Geklirre. So ein laerm. So etwas war nicht aesthetisch. Aber wenn es dem Poebel gefiel, wieso nicht? Piso kniff die Augen zusammen, sein blick wanderte ueber jene architektonische Meisterleistung, die das Kolosseum darstellte.
    Gelangweilt blickte er hernach auf den Kampf hinunter. Krach, Splitter, Metzel. Und am Ende war das Blut ueberall, in einer sehr unschoenen Art ueber die Arena verteilt. Die beiden Kaempfer waren komplett blutbespritzt. Pisos Augen folgten dem Unterlegenen, als er tot wegsgeschleppt wurde. Und wieder hatte ein Leben geendet. Um so etwas zu sehen, konnte er auch nach Parthien gehen und zusehen, wie sich dort die Voelker gegenseitig die Koepfe einhauten.
    Und wer war den der Knilch, der den Germanen auszeichnete? Piso hatte den noch nie gesehen. Oder warte, er hatte ihn schon gesehen. gehoerte der nicht zu seiner Familie? Sicher, das war doch dieses Buerschelchen, wessen Sohn war das nochmals? Aber wieso hatte man dem erlaubt, den Sieger dermassen auszuzeichnen?
    Er blickte kurz nach hinten. Er hatte seine Familie noch nie so versammelt gesehen, bisher hatte er die meiste Zeit damit verbracht, Rom zu erkunden.
    Er wandte sich an die Person neben ihn. "Das war... hm... ungewoehnlich.", meinte er etwas trocken.


    Sim-Off:

    Wer will?

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    "Das stimmt!", meinte Cassivellaunus verbluefft. In der Tat war er so verbluefft und erfreut, dass aus seinem Hinterteil ein akustisch-olfaktorisches Ereignis (in anderen Worten, ein Furz) entstroemte, dessen Geruch nun Cassivellaunus und Aoide umschmeichelte, und dessen Geknattere eine geschmackvolle und rhytmische musikalische Untermalung zu ihrem Gespraech darstellte.
    Cassivellaunus blickte stolz drein, war doch ein solches Vorkommnis eine absolut maennliche und preisenswuerdige Tat. Es entging ihm komplett, dass eine Dame das vielleicht nicht so sehen wuerde.
    "Ich bin aus Britannien. Genauer gesagt, ich bin Icener." Wieder war er stolz, dieses Mal auf sein Volk. "Leider gibt es unser Volk heute nicht mehr. Komplett aufgerieben beim grossen Aufstand vor 45 Jahren. Wenn es noch Icener gibt, dann sind sie Sklaven. Wie ich.", schilderte er.
    Er lachte verhalten, als Aoide seinen Herrn kommentierte. "Ich glaube das auch nicht. Er ist so stur... nach 3 Tagen hat er diesen Vorfall vergessen und wird weiter singen. Der hat schon einige Rusckschlaege erlebt.", meinte er und blickte zum Wagen, wo Piso noch immer herumsass und sich in Selbstmitleid uebte.
    "Die Goetter.", meinte er leise, mit einem gewissen veraergerten Unterton in seiner Stimme. "Wenn es sie gaebe, haette es Koenigin Boudicca damals geschafft, die Roemer zu verjagen. Aber...", er zuckte die Achseln. "Wer weiss, wozu es gut war? Vielleicht hat es einen Sinn, und ich bin zu bloed, um ihn zu sehen." Was gut moeglich war.
    Bei ihrer Frage, ob er gute Lieder kenne, nickte er. "Ja, unser Volk hat einige gute Lieder gemacht. ich kenne auch ordovizische Lieder.", sagte er und grinste breit. "Soll ich eines vorsingen?" Wenn ja, dann geben die Goetter, dass Piso das nicht mitkriegte.
    Er grinste wieder, als sie so auf sein Lob reagierte. "Tu nicht so. Du weisst, dass deine Stimme kaum von jemanden ueberboten... nein, -troffen werden kann.", sagte er ganz aufrichtig und ernst.

    Es dauerte durchaus eine Weile, bis Semiramis sich dazu entschloss, das Brot doch zu nehmen. Piso sah ihr dabei zu, wie sie es herunterschlang in einer Art und Weise, die an Unzivilisiertheit der von Cassivellaunus fast schon Konkurrenz machen konnte.
    Er sah ihr auch an, dass sie ueberlegte, als Piso ihr den Vorschlag machte. Ja, er konnte sehen, wie es sie hin- und herriss. Sollte sie das Angebot annehmen? Oder sollte sie weiterhin auf stur schalten bis zum bitteren Vergasen?
    Es schien so, als ob sie das Angebot annehmen wuerde, doch meinte Piso einen Schimmer in ihren Augen zu sehen, der offenbarte, dass sie glaich davonlaufen wuerde. Er blickte sich kurz um, und sah sogleich die lustig ueber die Menschenmenge daherhuepfenden Helmwipfel, die patroullierenden Legionaeren und Vigiles gehoerten. Semiramis wuerde nicht weit kommen, wenn sie hier ausbrach.
    Doch als sie ihm versprach, mitzukommen, war das ehrlich. Er spuerte es. Und ausserdem sah sie wohl ein, dass sie nicht weit kommen wuerde. Das "heute jedenfalls" ueberhoerte er geflissentlich. Der Sklavin wuerden solche Faxen schon noch vergehen.
    Er blickte zu Cassivellaunus. Dieser wuergte gerade den letzten Rest von seinem Brot hinunter. "Cassivellaunus!" Der Sklave blickte ihn an wie ein Schaf. "Hast du gehoert?" Cassivellaunus schuettelte den Kopf. "Bei dir hat wohl das Schmatzen alles uebertoent, hm? Du sollst sie freimachen." Cassivellaunus blickte Piso gross an, aber dann tat er wie geheissen.
    Der Strick verschwand nun auch von der rechten Hand der Syrerin. Apprehensiv, auf alle Taten der Sklavin vorbereitet, schaute Piso sie an. Wuerde sie jetzt wegrennen?
    Ganz langsam zog er einen kleinen Wasserschlauch aus seinem Guertel. "Da ist nicht mehr viel drinnen.", sagte er, als er ihn an Semiramis aushaendigte. "In der Villa Flavia gibt es mehr als genug davon."

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    "Gut.", meinte der Icener entschlossen, holte tief Luft und erzaehlte von jenem verhaengnisvollen Abend in Flaviobriga.
    "Wir kamen nach Flaviobriga und uebernachteten dort ein paar Tage in einer Herberge. Ich hatte einen freien Abend, und da bin ich durch die Stadt gelaufen, und da sah ich Aintzane wieder. In einer Gosse sass sie, in einem zerschlissenem Gewand. Sie erkannte mich wieder, und gemeinsam gingen wir zu der Herberge, damit sie dort etwas essen konnte und Waerem bekam. Dort erzaehlte sie mir auch, wie es dazu kam, dass sie in so einem Zustand war.
    Als sie das Dorf betrat, war das erste, was sie sah, dass die Kinder vor ihr davonliefen, und die Maenner sie misstrauisch anschauten. Manche hatten noch nie etwas von ihrem Vater, Haeuptling Sendoa, gehoert."
    Was fuer Namen! Fast bekam man sie nicht heraus. "Andere wussten um ihren Vater, glaubten aber nicht, dass sie seine Tochter war. Und ein paar glaubten ihr. Doch diese sagten, dass sie nichts in Pasadaia verloren haette; ihre Familie hatte in der Vergangenheit zuviel Unheil angerichtet. Und diese Gruppe war es auch, die Aintzane verjagte. Allen voran der neue Haeuptling, ein Kerl namens..." Wie hiess der nochmals? Genau! "Garaile. War frueher ein Hauptmann des Haeuptlings gewesen. Der wollte natuerlich seinen Platz nicht verlieren." Er atmete tief ein. "Und so wurde sie vertrieben, aus ihrem eigenen Dorf. Irgendwie schaffte sie es, nach Flaviobriga hinunterzukommen. Sie wusste, dort lebte frueher ein Verwandter von ihr. Doch der war schon gestorben, und hatte auch niemanden hinterlassen. Und so war sie nun komplett alleine, ohne eine Sesterze in der Tasche. Sie sagte mir auch, dass sie jetzt wohl bald wieder eingefangen werden wuerde, denn irgendwann wuerde ihr Schwindel auffliegen. Und selbst wenn nicht, muesste sie entweder verhungern oder durch... sie sagte, durch etwas, was sie nie tun wuerde, ueberleben. Ich hatte noch ein paar Sesterzen, damit bezahlte ich ihr eine Nacht, zufaelligerweise war dieses Zimmer genau neben dem meinen. Sie sagte etwas davon, dass sie nicht mehr leben wollte, und ich sagte, sie solle erstmal drueber schlafen, obwohl ich wusste, dass die Situation ziemlich aussichtslos war."
    Er schloss kurz die Augen und machte sie wieder auf. "Am naechsten Morgen bin ich frueh erwacht, weil ein Schrei aus dem Nachbarszimmer dran. Es war eine Putzfrau, die Aintzane entdeckt hatte. Ich bin sofort auf und hingerannt. Dort habe ich sie gesehen. Sie hat sich erhaengt. Offenbar hat sie irgendwo einen Strick gefunden und..." Seine Stimme brach ab. Er atmete mehrere Male tief ein und aus. "Aber, ich sage dir: Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so friedlich dreingeschaut hatte. Sie war befreit von jener Last, die das Leben fuer sie gewesen war." Er seufzte.


    Sim-Off:

    Ruhe in Frieden, Aintzane... :(

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    "Aoide.", wiederholte Cassivellaunus dumpf. "Ich heisse Cassivellaunus.", stellte er sich mit seinem langen, unhandlichen Namen vor. Freudig reagierte er auf ihre Aufforderung, sich zu setzen. Da Cassivellaunus nun so nahe bei Aoide war, konnte dieser nicht dieser unverwechselbare Geruch, welcher eine Mischung aus Achselschweiss und Knoblauchgeruch darstellte, entgehen, der nicht einmal durch jene frequenten Baeder, welche ihm sein Herr verordnet hatte, komplett aus der Welt geschafft werden konnte.
    "Ich glaube schon, dass mein Herr zufrieden ist mit dem was, er hat. Er haelt sich selbst fuer den besten Kuenstler aller Zeiten. Aber ich kann mich nicht beklagen. Ich haette es viel mieser erwischen koennen. Zum Beispiel haette ich totgepeitscht werden koennen, wenn er mich damals nicht gerettet haette.", meinte er und grinste der Muse zu.
    Er blickte kurz zum Wagen hin, dann wieder zu Aoide. "Weisst du, ich habe frueher mal gesungen. Habe es sogar ganz gut koennen. Habe es schon lange nicht mehr getan.", meinte er mit einem Bedauern in seiner Stimme. "Und ich weiss nicht, wieso man noch singen sollte, wenn man dich erst gehoert hat. Dann will man nie mehr irgendetwas anderes hoeren."