Piso registrierte den Dank des Quintiliers mit einem knappen Nicken. “Es freut mich, dass du gekommen bist“, floskelte er artig, bevor sein Blick zu der Sklavin hinging. Ein ganz, ganz leichtes Lächeln glitt über seine Lippen, als Sermo sie vorstellte, doch bevor er nach einem passenden keltischen Satz suchen konnte, ging er dazu über, einen Wein zu bestellen.
Der Flavier wandte seinen Blick zur Seite, zu einer nicht allzu warm eingemummelten Sklavin hin. “Astarte, weißen Falerner für uns!“ Gleichzeitig fragte sich Piso natürlich, warum der Quintilier die Sklavin hierher gebracht hatte, die Erklärung musste aber eine Erfreuliche sein, stellte sich Piso vor. Der Quintilier erging sich weiter über die Sklavin, und als diese auf seine Frisur starrte (die er als Zeichen seiner ästhetischen Grundeinstellung gewissenhaft pflegte), beäugte Piso aus den Augenwinkeln eine andere durchaus ansprechende Stelle bei der Sklavin. Denn obwohl die blonden Haare der jungen Frau durchaus hübsch waren, war dieser Blick schon wwas wert – wenn auch nur zum Vergleich mit den Brüstchen seiner Geliebten – Herrje, er konnte wirklich nicht 15 Minuten sein, ohne dass er nicht an sie dachte? Dass er sie fast überhaupt nicht sah, fügte wohl mehr zur Mystik ihrer Person und seinem Verlangen hinzu als sonst irgendwas.
“Ich mache mir etwas aus allem, was wahre schönheit darstellt“, machte er salbungsvoll, als er sich auf die Kline des Gastgebers niederließ. “Ah, Massage?“ Das also war des Pudels Kern! Die Sklavin konnte massieren. Dafür hatte er sie extra antanzen lassen? Das konnte man ja schon fast als dekadent bezeichnen. Aber Piso liebte Dekadenz! Sie war so... naja, ihr wisst schon.
Und er mochte auch Massagen. Sie waren so kuschelig. Die Idee des Quintiliers sprach ihn also überaus an. Er nickte. “Das ist sehr, sehr aufmerksam von dir! Ich muss dir danken. Ja, das würde ich gerne mal ausprobieren.“ Er ließ also bereitwillig die bisher noch verschwiegene Sklavin an sich heran, während Astarte zurücktänzelte und Piso und Sermo Wein eingoss. “Für die Götter“, machte der Septemvir Piso und ließ etwas Wein auf den Boden tröpfeln, “Und auf den Duumvir von Ostia!“ Er trank einen Schluck Wein, bevor er zu der Sklavin hinauf sah, sich seiner linguistischen Studien entsinnend.
“Hmm... wie war das nochmal... ach ja, genau! Noswaith dda. Shwmae? Piso ydw i. Neis cwrdd â chi. Dos i chwara dy nain, ast“*, machte er ganz freundlich, in absoluten , unabänderlichen und unerschütterlichen Glauben, dass er mit seinem letzten Satz seine Freude über ihre Massage zum Ausdruck gegeben hatte. Ja, er erinnerte sich noch an die paar Worte Keltisch, die er von seinem Sklaven aus Britannien gelernt hatte. Neugierig blickte er sie an. Sicher würde sie sich freuen, ihre Sprache wieder zu hören! Dass es kein einheitliches Keltisch gab, sondern nur eine keltische Sprachfamilie, das kam Piso nicht einmal in seine Gedanken.
*Walisisch: Guten Nachmittag. Wie geht es dir? Ich heiße Piso. Nett, dich kennen zu lernen. Befingere doch deine Großmutter, du Flittchen.