Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Der CD freut sich klarerweise immer über neue Mitglieder. Wollte ich nur mal gesagt haben. :)


    Aber Frauendomäne? Was für IDs gibt es im CD?


    Männliche IDs sind:


    Gracchus
    Durus
    Corvinus
    Piso
    Modestus
    Centho


    Weibliche IDs sind:


    Calvena
    Serrana
    Romana


    Also nicht unbedingt wirklich eine Frauendomäne. :D


    [SIZE=7]Der gute Verus redet halt viel, wenn der Tag lang ist. :P[/SIZE]

    Piso, dem es ja sowas von strunzegal war, in welchem Zeit- und Raumkontinuum er rumeierte – er wollte nur seinen Job machen – blickte den Duccier an. Piso konnte sich nicht daran erinnern, den mann jemals schon gesehen zu haben, aber seit er sein Vigintivirat absolviert hatte, behandelte er die Männer, die es nun auf sich genommen hatten, wie Luft – sofern er sie nicht brauchte, wie nun den Duccier.
    Piso nickte kurz, und hob die Hand abwehrend hoch, den kleinen Scherz des Vala ignorierend. “Danke, nichts für mich. Ich habe gerade eine Stärkung bei deinem Kollegen Calpurnius Siculus hinter mir. Ein aufgewecktes Kerlchen.“ Er räusperte sich.
    “Danke für die Kondolenz. Ich trauere um gleich zwei Personen – meine Schwester Vera und meinen allerbesten Freund Aelius Archias. Erinnerst du dich an ihn? Er war der, dessen Frau du umbringen wolltest und dessen Sklaven du dann tatsächlich getötet hattest“, machte er mit weiterhin höflicher und unverbindlicher Stimme, während es in ihm aufbrodelte. Dies hatte Archias zu Piso gesagt, und der Flavier hatte es klarerweise kritiklos geschluckt. Piso wollte gar nicht mal wissen, was er sonst noch zu sagen gehabt hätte in dieser Wachstafel, insofern war es vielleicht gut, dass er diese Tafel verloren hatte. Nun konnte er ohne Hemmungen in sich drinnen Ressentiments schüren.
    “Nun gut, ich werde überprüfen. Hmm. Ein grauenhaftes Chaos in diesem Raum. Das ist doch schlimm, oder?“ Mit einer süffisanten Geste deutete er auf den Schreibtisch, wo die Lex Iulia et Papiria lag. “Wie soll ich es dir da abnehmen, dass du deine Arbeit gewissenhaft ausführst? Diese Sauordnung hier in dem Raum ist ja entsetzlich!“ Er machte ein gekünstelt entsetztes Gesicht, die aussah wie eine Zielscheibe für einen deftigen Faustschlag. “Ob ich da wohl dem Praefectus Urbi Gutes berichten kann?“ Er ruckelte seinen Kopf effeminiert herum.

    Die Becher klackerten aufeinander, nachdem Imperiosus auch seinen Teil vom Wein geopfert hatte, und Piso leerte ihn auf Ex. “Nochmal!“, fauchte Piso rüde den neben ihm stehenden Sklaven an und ließ sich abermals Wein einschenken, bevor er diesen heruntergurgelte.
    “Puh...“, schnaufte er und setzte ab. Der Wein war, wie der Pompeier sicherlich bemerkte, kam verdünnt, genau das Richtige, um sich anzusaufen und darob alle Sorgen zu vergessen. “Wenn ich daran denke, wieviel wir beide nie gemacht haben! Junggesellenabschied! Ist nie passiert. Niemals mehr werden wir durch die Stadt ziehen und uns antrinken. Nie wieder werden wir uns Trost spenden... oder je wieder sehen... oder hören...“ Piso schluchzte in sich hinein, dass es gotterbärmlich war.

    Sim-Off:

    Tschuldigung, dass das so lange gedauert hat. ;)


    Piso horchte sich an, was Patraios ihm vorschlug. Beim letzten Teil aber wurde Piso misstrauisch. Von seiner sitzenden Position auf blickte er nach oben, Patraios scheel anschauend. “Soso. Mit Aphrodite vergleichst DU sie also.“ Dieser Satz sagte ihm eindeutig etwas – und zwar, dass Patraios Prisca nicht uninteressant fand. Natürlich nicht! Aber das einem Römer, der in Prisca so grenzenlos verschossen war, so unverblümt angedeihen zu lassen, war schon ein starkes Stück. Der Flavier kniff die Augen zusammen, bevor Patraios, offenbar sehend, dass seine Worte leicht unglücklich gewählt waren, einen Erklärung hinten nach setzte. Nur der Vergleich zu einer Statue also... und wovon Patraios nun sprach, brachte Piso ganz abrupt auf einen anderen Gedanken.
    “Du betreibst Bildhauerei? Das ist ja interessant! Und du malst auch? Das sind sehr schöne Kunstformen!“ Was der Kerl zu einem Sklaven zu sagen hatte, der noch in der Villa Aurelia rumsaß, interessierte Piso plötzlich nicht mehr. Sein Kichern registrierte er, dachte sich aber nichts dabei, denn nun war sein Interesse geweckt. “Malst und bildhauerst du schon lange? Es würde mich sehr interessieren, einmal eines deiner Werke zu sehen, Sklave. Ich male natürlich auch, aber nicht so gut, wie ich singe. Singst du? Kannst du ein Musikinstrument spielen?“ Die Neugier flimmerte in seinen Augen, durchbrach die Düsterheit, die sich über die Spiegel der Seele gelegt hatten, begierig, nach einer Ablenkung von seinen Sorgen zu suchen.
    “Ich bin sicher, wenn du einmal mit Prisca zu uns Flaviern kommst – ich habe keinen Zweifel daran – werde ich dich sicherlich auch noch einsetzen können. Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Ist er eher von der alten Schule, a la Phidias und Polyklet? Oder ist deine Bildhauerei eher avantgardistisch? Du musst wissen, ich liebe zeitgenössische Kunst!“ Ein Lächeln schien an seinen Mundwinkeln auf.

    “...und natürlich fehlen auch nicht die regelmäßigen Gänge zu den Vestalinnen, bei denen wir nachfragen, ob es nicht vielleicht ein hinterlegtes Testament gibt. Wir wechseln uns dabei immer ab, Quaestor. Ach, es sind so nette Frauen, und so hübsche obendrein... es ist eine Freude, dorthin zu gehen! Im Gegensatz zu unserer eigentlichen Arbeit, und nochmals entschuldigung, dass es so lange dauert, bis ich das Testament von Aelius Archias erst einmal bearbeiten kann. Aber es gibt so viele Formalitäten... ich muss ohnehin erst einmal abwarten, ob seine Besitztümer überhaupt beschlagnahmt werden! Es tut mir wirklich Leid...“ “Keine Sorge, du machst gute Arbeit“, brummelte Piso fürsorglich zu Gaius Calpurnius Siculus. Siculus war ein junger Decemvir, der sehr, sehr weitläufig mit Piso verwandt war, was ihm schon einmal Meriten beim Flavier bescherte, auch wenn er etwas unbeholfen wirkte, ein Eindruck, der durch den Wampen, den er sich scheinends schon in frühen Jahren angefressen hatte, nicht verbessert wurde. Es war Siculus, der Archias‘ Testament bearbeitete, doch es war leider nicht aus ihm herauszupressen, was genau im Testament stand. Aber Piso war sich sehr sicher, dass auch er was bekommen würde, wiewohl die Warterei ihn anging.
    Die beiden jungen Beamten wandelten durch den Flur der Basilica Ulpia, gegenüber jenem Flur, wo die dem Flavier wohl vertrauten Arbeitsbereiche der Tresviri Capitales waren, und gelangten vor einem bestimmten Officium an. Piso verabschiedete sich von Siculus, der ihn hierher geführt hatte, und wartete eine Sekunde, die er damit verbrachte, die Wachstafel, die er in der Hand hielt, herumzudrehen, bis er anklopfte.
    War das ein Herein von drinnen? War es das wirklich?
    Auf die Gefahr hin, dass es ein Hirngespinst gewesen war, trat Piso ein. Er sah wieder ordentlicher aus. Er war so penibel gepflegt wie immer bevor Veras Tod, er trug eine saubere weiße Tunika mit einem Stich ins Rötliche – aber darüber eine schwarze Toga, aus äußerst wertvollem Stoff. Trauer ja, aber ästhetisch. Da gab es keinen Weg herum.
    “Salve!“, gab er von sich. “Mein Name ist Aulus Flavius Piso, ich bin Quaestor Principis und habe den Auftrag, die Arbeit der Vigintiviri zu überprüfen.“ Tatsächlich hatte ihm Vescularius diesen Auftrag gegeben – und das nutzte Piso, um sich diesen Duccius Vala mal näher anzuschauen.

    An
    Gaius Ulpius Valerianus Aelianus
    Landvilla des Kaisers
    Misenum
    Italia



    Quaestor Principis A Flavius Piso Legato Imperatori Caesari Augusto Salutem Dicit.


    Mein Kaiser, ich schreibe dir, um mich dir vorzustellen. Mein Name ist Aulus Flavius Piso, und ich bin der diesjährige Quaestor Principis. Der Praefectus Urbi hat mir aufgrund deines Gesundheitszustandes – mögen die Götter ihn bessern – davon abgeraten, dich zur Zeit aufzusuchen, würde ich doch kaum vorgelassen werden, allerdings erachtete ich es als angemessen, mich mit dir zumindest schriftlich in Verbindung zu setzen.


    Der Praefectus Urbi trug mir auf, einen Census zu erstellen, da der momentane augenscheinlich hoffnungslos veraltet ist. Ich hoffe, diese Arbeit ist in deinem Sinne, und du befürwortest, dass ich den Auftrag durch deinen Stellvertreter, den Praefectus Urbi, annahm und nicht durch dich selbst, ließ Vescularius Salinator doch keinen Zweifel daran, dass solch du solch einen Census gutheißen würdest.


    Ich hoffe, wir können uns alsbaldig treffen. Selbstverständlich würde ich dazu nach Misenum anreisen.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.


    Als Piso noch immer auf seiner Liege saß und nachdachte, warf der junge Sklave etwas in den Raum, was den Flavier aufhorchen ließ. “Oh. Kunst. Ja.“ Ein Thema, über das er gerne sprach. Kunst! Sie war so schön, dass es fast seinen Sorgen Flügel verleihen könnte – Flügel insoweit, als dass sie davonflattern konnten. Er hustete kurz, bevor er weitersprach. “Tatsächlich bin ich Künstler von nicht geringer Reputation. Flavius Piso sollte durchaus ein Begriff sein in der römsichen Avantgarde.“ Sicher war er das („Flavius Piso? Der Spinner?“ war eine familiäre Reaktion, wenn er sich ankündigen ließ). “Es ist schön, dass die Botschaft von meinen Künsten auch meine Geliebte erreicht hat!“ Ach, alleine der Gedanke an sie ließ ihm seine Knie wackelig werden – naja, würde es machen, säße er nicht schon.Was das Wackeln schwierig amchte. “Nun ja, ich habe ihr auch ein Gedicht geschrieben. Weißt du, das wäre gut. Eine Nachricht als Gedicht. Ein Sonnet, weißt du, Sonnette sind meine Spezialität. Oder auch nicht. Ein Musikstück? Es stand sogar einmal ein Artikel über meine Künste in der Acta Diurna – sehr positiv!“
    Er ergriff den Wein. “Danke“, grummelte er und schüttete ihn herunter. “Ja, ich werde Prisca eine Nachricht schicken. Du wirst es ihr ja übergeben.“ Sonst hieß es schnell mal Rübe ab, aber das aurelische Sklaven verweichlicht und schoßhündchenhaft behandelt wurden, das hatten wir ja schon durch.
    “Wachstafel“, befahl er einem rumstehenden Sklaven, der sich verneigte und aus einem klandestinen Ort eine solche hervorzog und sie Piso samt einem Griffel reichte. Dieser drehte den Griffel angestrengt herum. “Was sollte ich nun schreiben, Sklave?“, ertappte er sich dabei, wie er den Sklaven um Rat fragte.

    Die getreue Bridhe schrieb natürlich auf, was Piso ihr auftrug, sodass die Briefe bald zur Post getragen werden konnten. Wenig später folgten die Briefe zu den italienischen Städten.
    Piso bekam nach dem Brief aus Ostia, der ihm eh bescheinigte, dass er bald auf Quintilius Sermo selbst treffen würde, bald schon Briefe und Berichte von anderen Städten. Zuerst von den Kleineren, die wenig Einwohner hatten.
    Pisos Atrium wandelte sich langsam, aber stetig in eines, welches wirklich und wahrhaftig gebracht wurde. Schreibersklaven wurden herangezogen, um die Listen zu archivieren und sie einer großen Generalliste hinzuzufügen. Briefe kamen stetig. Zuerst eben aus kleineren Städten. Nola, Nemi, Caere, Telamon, Volterrae, Bononia. Dann aus größeren. Ravenna, Mediolanum, Neapolis, Arretium. Die Liste wurde immer länger, immer größer. Schreiberhände begannen zu rauchen vor Arbeit. An Schweiß mangelte es nicht. Piso etappte sich immer öfter dabei, dass er bis spät in die Nacht vor Dokumenten saß, damit beschäftigt, Listen aus verschiedensten Städten durchzugehen. Denn bald kamen schon welche aus Provinzen, und Piso wollte bis dahin schon die meisten italienischen Orte beinander haben.


    Einer der Briefe, der ihn auch erreichte, war der aus Mantua. Piso trug es einem weiteren namenslosen Sklaven auf, die Namen aus Mantua in die Liste zu schreiben. Dieser kleckerte sie hernieder. Niemand von Wichtigkeit war darunter, alle schienen bei der Legion dort zu sein. Piso seufzte. Ein Brief vom Kommandanten der Legion wäre gut – denn er wäre dafür zuständig, nicht der Duumvir! Das dachte sich einmal Piso.

    Der letzte Rest vom Fest


    Die Senatoren zerstreuten sich wie trockenes Laub im Wind, als unter Getröte und Gedudel und Paukenschlägen Piso und seine Compagnons sich wieder in die jeweiligen Tempel zurückzogen. Piso begleitete die Staue des Zeus zusammen mit Opimius Naso wieder zurück in die Cella des Iuppiterkellers. Dort angekommen, ließen die Sklaven die Sänfte nieder und stemmten die Iuppiterstaue hoch. Anschließend schleppten sie ihn in die Nische zurück, wo sie ihn herhatten. Ein weiterer Sklave, der den Foculus mit dem Weihrauch geschleppt hatte, stellte den vor der liegenden Statue hin, sodass Iuppiter auch weiterhin in den Genuss von Weihrauch, perfekt zum Abklingen, kam.
    Kurz schwiegen die Männer pietätvoll, dann brach Fulvius Frugi die Wortlosigkeit. “Ich habe Hunger!“, verkündete er. Piso grinste schwach. “Wie gut, dass wir uns da an den Überresten der Götterspeise laben können. Denn die Essenz hat den Weg zu den Göttern schon gefunden.“ Naso witzelte: “Es liegt an uns, die Überbleibsel hinwegzuschaffen, oh wie armen wir!“ “Es sollte in der Küche stehen, die die Sklaven da aufgebaut hatten. Los geht’s.“
    Die Epulonen verließen eilig die Cella, und strebten aus dem Tempel heraus, bogen nach rechts ab, nochmal nach rechts, durch die Tür eines hohen Zaunes, und dahinter stand auch schon die eilig aufgebaute Küche – samt Essen für die Götter. Anständig warteten die 4, bis die anderen Epulonen eingetroffen waren – und machten sich dann dran, das gute Essen unter sich zu verspeisen. Gut war es, von den Göttern mit einem gesunden Appetit gesegnet worden zu sein.

    [Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpgAcanthus


    Es dauerte nicht sonderlich lange, bevor Acanthus aufmachte. Acanthus war nicht sonderlich guter Laune, er verhehlte es auch gar nicht. Der Ianitor erhob sich – seine Gedanken waren wieder einmal um Kosmisches gekreist, tatsächlich sah er sich selber als Genie der Astronomie und –logie – und öffnete, nachdem er das Klopfen gehört hatte, die Türe. Betont gelangweilt (es war sofort ersichtlich, dass der Mann hier kein Patrizier war, und auch kein Senator) blickte er hinaus und auf den Quintilier, die Sklavin beachtete er nicht einmal, hätte er es getan, h;atte er sie vielleicht wieder erkannt.
    “Salve. Willkommen in der Villa Flavia. Wer bist du und was kann ich für dich tun?“, fragte er und beäugte mit hartem Ausdruck in seinen Augen den Plebejer.

    An
    Iullus Quintilius Sermo
    Curia Ostiae
    Ostia
    Italia


    Quaestor Principis A Flavius Piso Duumviro I Quintilio Sermoni Salutem Dicit.


    Um deine Frage zu beantworten, einen Zeitrahmen an sich gibt es nicht – jedoch sollte ich mit meiner Arbeit fertig sein, wenn meine Amtszeit vorbei ist. Auf jeden Fall möchte ich dich bitten, so schnell wie möglich vorzugehen.


    Es würde mich sehr freuen, dich bei deinem Besuch in Rom willkommen zu heißen zu einer Cena. Und herzlichen Dank für deine Gebete. Es handelt sich bei den Todesfällen um meine Schwester Flavia Vera und meinen besten Freund Caius Aelius Archias, und es sind fürwahr schwere Zeiten, die ich zu meiner Quaestur erleben muss.


    Herzlichen Dank für deine Glückwünsche, ich freue mich schon darauf, mit dir zu unseren Wahlen anzustoßen. Und richte auch deinen Dank an die Seevögel aus, mögen sie allzeit ihre Krumen finden.


    Mögen die Unsterblichen dich vor Kummer und Schmerz bewahren.


    Um Missverständnissen vorzubeugen, muss hier gesagt sein, dass Plitsch und Grabsch sich hier mehr oder minder simultan ereigneten und durch eine direkte Kausalkette verbunden waren. Denn eine Zehntelsekunde bevor es Plitsch machte und das hübsche orientalische Gesicht der Damaszenerin verunstaltet wurde von einem gelben Fleck, war es Pisos einzige und alleinige Intention, sie daran zu hindern, ihm weiter weh zu tun. Und da kam es ihm nur recht, dass er etwas von ihr zu packen bekam, auch wenn nur an einer Stelle, die die meisten als unangemessen bezeichnen würden. Einmal zum berühren unangemessen.
    Und bevor er noch realisierte, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, loszulassen, sah er schon die Handfläche auf ihn herabgesaust kommen, untermalt von einem kehligen weiblichen Schrei. Piso war so entsetzt von der imminenten Gewalt – er hasste Unfrieden – dass er vergaß, den Hintern loszulassen, und stattdessen noch viel fester den Griff zu verstärken, sodass Semiramis der Stoff ihres Kleides in eine Stelle getrieben wurde, die als leicht unhygienisch gelten mochte. Piso bemerkte das nicht, er bemerkte nur die näher kommende Hand. Wie hypnotisiert von ihr blickte er zu ihr. Und er bemerkte das Patsch.
    Ungläubig starrte er sie an. Sie hatte ihn geschlagen. Sie, die Sklavin, hatte ihn geschlagen. Eine Watsche hatte sie ihm gegeben. Natürlich wäre ein Faustschlag drastischer gewesen, aber eine Watsche drückte Verachtung aus, Fassungslosigkeit zumindest. Manche mochten so eine nicht ernst nehmen, Piso tat das sehr wohl. Es kränkte seinen männlichen Stolz. Sogar Piso hatte so etwas.
    Seine Wehleidigkeit, sein Selbstmitleid ob der aussichtslosen Liebe, fand ein Ventil in einer von Pisos plötzlichen Gemütsschwankungen. Bedrücktheit und Melancholie wurde zu Wut und Wahn. In seinen Augen blitzte es zornig und leicht fassungslos auf. Dann schnellte seine rechte Hand empor – mit der linken hielt er ja noch immer den Hintern fest –, nicht um Semiramis zurückzuohrfeigen, sondern, um ihre linke Schulter zu erpacken und zu herabzudrücken. Derentweilen presste er sie mit der linken Hand von hinten nach vorne. Piso war kein sonderlich starker Mann, aber seine urplötzlich aufkeimende Wut verlieh ihm Flügel, so suchte er sie nun zu sich herzudrücken.
    “Du hast was vergessen, Süße!“, knurrte er in einer Stimme, die man wirklich nur bei Piso hörte, wenn es für das Gegenüber ganz schlecht aussah. “Dein Arsch gehört mir.“
    Dann bäumte er sich auf, nahm endlich seine linke Hand von ihrem Hintern weg, umklammerte sie mit beiden Händen, stemmte sich zu ihr empor und drückte ihr einen Kuss auf. Ja, Piso hatte seltsame Arten und Weisen, um seinen Liebeskummer zu verarbeiten. Aber es half. Nachdem er sich an Axilla vergangen hatte, war der Schmerz um Decima Serrana viel besser geworden. Und vielleicht half es, wenn er sich nun an Semiramis ranmachte? Denn hübsch war sie. Und sie musste gehorchen. Denn sonst winkte das Loch. Als er seine Lippen wieder von der ihrigen löste, grinste er sie ganz leicht fies an. Ein typischer Herr-an-Sklavin-Blick. “Such es dir aus. Du kannst die harte und die sachte Tour haben“, bot er ihr an, während sein Körper bebte. Vor Wut, Enttäuschung, Liebesschmerz und Erregung. Denn mittlerweile war ihm klar, was er zu fassen bekommen hatte – und es war ein gutes Gefühl gewesen, ein sehr gutes Gefühl sogar. Und seine Gefühle, die waren Piso wichtig. Er brauchte ein Äquilibrium. Er brauchte es jetzt. Und dabei würde er sich wohl vorstellen, dass es Prisca wäre, die er rannahm... nicht diese unbedeutende Sklavin, die sich ihm fügen würde, er zumindest hatte keine Zweifel daran.

    Oh Götter, sehet den armen Piso, einen Menschen, der hin- und hergerissen war. Hinter ihm lag der Tod nicht nur seiner Schwester, sondern auch seines besten Freundes, Archias, aber vor ihm die Aussicht auf eine Heirat mit der Schönsten aller Schönen, der Edelsten aller, der wundervollsten Frau, die Piso jemals begegnet war – die sogar seine höchsten ästhetischen Gefühle befriedigte. Piso zitterte aber gar nicht heftig. Eigentlich zitterte er gar nicht. Viel eher war er in die Steife der Personen verfallen, die gar keine Ahnung hatten, was sie nun tun sollten. Eigentlich hätte Piso vor Freude nun ja einen Purzelbaum machen können. Andererseits – der Gedanke an Vera und Archias war lähmend. Der Grieche tat seine Taten beschwichtigend ab, und Piso nickte.
    “Stimmt, Sklave. Du hast Recht.“ Natürlich gebührte ihm kein Dank, er war nur Botschafter! Hatte irgendjemand, dem Piso, als er noch in der Kanzlei war, ein Beförderungsschreiben ausgestellt hatte, sich bei ihm bedankt? Keine Sau. Von daher, ja. Patraios hatte Recht. Er räusperte sich also gewichtig.
    Piso, der nicht wissen konnte, dass der Sklave wohl irgendwie vom Tode seiner Schwester erfahren hatte, hustete im Anschluss auf sein Räuspern und setzte sich wieder hernieder, was er auch ohne die Gesten des Sklaven getan hätte, bevor er noch einmal den Brief studierte. Dann sah er zu Patraios auf. Die Ratschläge des Sklaven waren sicherlich gut gemeint, aber sie klangen ein wenig schulmeisterisch. Piso, selber ein unbelehrlicher Besserwisser, runzelte die Stirn. “Ruhe und viel Schlaf kann ich mir nicht leisten. Ich bin Quaestor. Und ich habe ein Antwortschreiben zu schicken.“ Der Flavier nickte aber anschließend.
    “Ja, das wäre gut. Einen Schluck Wein könnte ich vertragen.“ Piso war nciht so paranoid und hatte soviel Angst vor Gift, dass er es nicht einem fremden Sklaven anvertrauen würde, dass erihm den Wein einschenkte. Denn wer sollte ihn schon umbringen wollen?
    Glas, dachte er sich dabei. Ja, Luxus war schon eine schöne Sache. Glas war teuer, aber für Patrizier erschwinglich. So nickte er affirmativ abermals.

    Der Nachtisch


    Die Hauptspeise wurde ebenso abgeräumt wie die Vorspeise, sowohl den Göttern wie auch den durchaus mittlerweile satt erscheinenden Senatoren, denn nun kam der eigentliche Höhepunkt des Banketts – die Nachspeise. Insbesondere Minerva, so hatte Piso es sich sagen lassen, stand enorm drauf. Aber sie schien nicht sonderlich erfettet zu sein darob, und wer hatte schon davon gehört, dass eine Göttin je an einem zu hohen Zuckerspiegel im Blut gestorben wäre?
    Leise knarrten die Räder der Beistelltische – so einen will ich auch haben, dachte sich der Flavier, als er die Tischchen daherrollen sah – mit den deliziösen Süßspeisen darauf. Sklaven schaufelten die den menschen zustehenden Portionen auf die Teller der Senatoren, und die Septemviri selber bewirteten wieder mal die Götter. Piso erpackte eine großzügig bemessene Portion Mehlspeise und patzte selber ebendiese auf den Teller der Iuno drauf.
    Ein paar Rosinen kamen dazu, viel Honig, einfach nur so und auch auf Brötchen, und dazu frische, gesüßte Molke.
    Brav warteten die Septemviri, bis die Götter fertig gespeist hatten – sie nahmen einfach das Tempo der langsamsten Senatoren ein – bis sie befahlen, dass die Speisen weggeräumt werden würden.
    Opimius Naso erhob die Stimme. “Werte Senatskollegen, ich danke euch für euer zahlreiches Erscheinen. Die Götter werden zufrieden sein. Geht hin und genießt noch die letzten Tage der Ludi Romani!“ Mit diesen Worten entließ er die Senatoren mit einem Wink mit der Hand.
    Anschließend signalisierte er hektisch zu den Sklaven und den Tibicines hin. Die Tibicines fingen wieder an zu dudeln, und die Sklaven erhoben die Sänften, um sie, begleitete von den Septemviri, wieder in die Tempel zurückzutragen.

    Imperiosus faselte irgendwas von wegen Verständnis. Und apropos Verständnis, bar jenes Gefühl blickte Piso, von Geburt an eher auf der weichen Seite als auf der kernig-kerligen, hoch, als der Pompeier plötzlich davon zu faseln anfing, dass er wissen wolle, was Archias für ein Mensch gewesen war. Ungeniert starrte Piso Imperiosus an. Dann brach ein Wortschwall über den Kanzleibeamten einher.
    “Archi war der großzügigste, lustigste und ideenreichste Mensch, den ich je gekannt habe! Na gut, er war ein bisschen, naja, einfältig. Manchmal. Sagen wir so, ich war ihm geistig ein bisschen überlegen. Aber das tut nichts zur Sache. Gar nichts! Wir waren von Anfang an zusammen wie Pech und Schwefel, in Ravenna, wo wir beide geboren wurden! Und in Baiae, wo wir so oft Urlaub gemacht hatten zusammen! Es ist so unvorstellbar, dass er tot ist! Er war das Leben, wie eine Personifikation davon! Ich... weißt du, ich hatte in Ravenna nie eine richtige Familie. Nur Vera war mir eine wirkliche Schwester gewesen, die einzige in unserer Familie, die ich wirklich je geliebt habe. Meine Schwester, und nun ist sie auch tot! Archias und Vera, meine ältesten und besten Freunde, die eine meine Schwester, der andere, der für mich gewesen ist wie ein Bruder, ein ein bisschen älterer Bruder... beide sind tot...“
    Er schlug sich seine Hände vors Gesicht und heulte dort hinein.
    “Wir haben so viel getrieben... durch dick und dünn sind wir gegangen... wir hätten nie einander verpfiffen... wir... wir... waren die besten Freunde... ich habe niemanden sonst gesehen, der so dicke mit jemanden gewesen wäre wie wir beiden... oh Götter...“
    Piso stockte, Wein wurde serviert und in Becher geschenkt. Piso erhob einen Becher, zitternd.
    “Nimm an, Venus Libitinae, dieses Opfer. Geleite Caius Aelius Archias sicher ins Elysium...“ Er verschüttete etwas Wein auf den Boden, bevor er den Becher, zitternd, zu Imperiosus hinbewegte. “Trinken wir auf... schnief... auf Archi...“

    “Ja... ja... so ist es... habe ich schon erwähnt, dass sie total wundervoll ist? Und dann sogar standesgemäß... oh Götter. Ja, die Götter, sie spielen einen Streich mit mir!“, moserte Piso herum, als er sich von ihren Wortfragmenten einlullen ließ. Aha und soso, was für angenehmere Worte konnte es geben? Nein, gut fühlte er sich nicht. Aber trotzdem, er weinte nicht. Nein, seine Tränen, das spürte er selber, das müsste er sich für später aufheben. Für später. Denn insgeheim wusste er es schon – Veras Lebensfaden war zu Ende. Es würde bald so sein, dass sie sterben würde. Und das machte ihm auch zu schaffen. Vielleicht noch mehr als die unerwiderte Liebe. Er dachte oft an Vera dieser Tage, und erwischte sich sogar dabei, dass er an sie in der Vergangenheitsform dachte – was aber wirklich nun überhaupt nicht ging! Nein, Vera war Gegenwart.
    Und auch Semiramis. Piso wandte seinen Kopf nach rechts, um sie besser ansehen zu können. Ihm war noch nie aufgefallen, wie hübsch ihre Augen waren. So seelenvoll und lebhaft. Interessiert beäugte er sie, und er linste auch insgeheim zu ihrem Ausschnitt herunter. Ja, eine ganz besonders Hübsche war auch Semiramis. Aber im Vergleich zu Prisca ein vulgäres und zickiges Geschöpf, das keinerlei Niveau besaß. Ja, Niveau, das war dem Ästheten bei Frauen wichtig. Kunstsnnig sollten sie sein. Und Semiramis? Sicher ganz toll für eine Nacht, aber danach, ja danach würde er sich beschissen fühlen, und zwar ganz sauber.
    Ihr Leben war auch scheiße? Piso nickte verständnisvoll, als wäre es nicht er, der ihr durch seine Weigerung, sie freilassen zu wollen, das Leben zur Hölle machte. “Mhm...“, grummelte er, so von Schicksalgefährte zu Schicksalgefährtin.
    Doch was kam nun? Ein Pickel? Piso riss die Augen auf, als er einen Pickel auf seinem gesicht sich vorstellte. “Was? Das ist ja so unästhetisch! Igitt! Pfui! Nein! Du denkst, jener hängt mit meiner schlechten Laune zusammen? Das ist ja seltsam, aber gut, ich habe ja auch nie Medizin... was sagst du da? Du... AUUUUUUAAAAAAAAAAAAAAAA! GNARRRGGGHHHHHHHHHHHH!“, brüllte er, als Semiramis begann, an seinem Kopf herumzufuhrwerken, um den Eiterbollen auszustechen. “DU TUST MIR WEH!“, beschwerte er sich jämmerlich und riss seine Hände instinktiv hoch, um Semiramis zu erpacken, verfehlte sie aber meilenweit, ruderte kurz mit ihnen herum und erfasste endlich etwas, was er auch sofort umklammerte. Seltsam weich, dachte sich Piso, als er herzhaft zupackte. Kein Wunder. Was er ergriff, war Semiramis rechte Pobacke.

    Piso registrierte die freundlichen und sanft gesprochenen Worte ebenso wie die respektvolle Verbeugung, aber wirklich eingehen darauf tat er nicht. Der Segen des Aesculapius war vielleicht brauchbar, aber der der Venus! Oh wie sie ihn betrogen hatte! Übers Ohr gehaut, ihn, die Göttin mit dem schönen Popo. Er brauchte das nicht. Er brauchte nur die Botschaft, die er mit ungewohnt stechenden Augen fixierte, bevor er sie an sich riss und durchlas.
    Als er den Brief las, würde der Sklave sehen, wie sich der Gesichtsausdruck des Flaviers veränderte. Von tief betrübt und sorgenvoll zu etwas total anderem. Seine Falten im Gesicht, die ihn älter gemacht hatten, als er war, schwanden und verzupften sich. Seine Mundwinkeln stiegen gen Höhen. Sein Blick wurde milde, weich, hatte etwas Zerrinnendes an sich. Seine Lippen, vormals ein harter Strich, wurden weich und glückselig. Sogar das Haar schien dunkler und fester zu werden. Der Druck an den Wangen, welcher von den Kiefern ausging, löste sich – und als Piso aufblickte, erschien ein total verwandelter Flavier dem Sklaven.
    “Ich... sie... ich...“, stotterte er, und ein verliebtes, introvertiertes, schüchternes Grinsen erschien auf seinen Lippen. “Sie liebt mich... sie liebt mich... sie will mich heiraten... es muss mir nichts leid tun... ohne mich will sie nicht weiter leben... er hat mich nicht verpetzt, er nicht... sie fühlt mit mir... oh süßeste Prisca...“, stammelte er heraus, und plötzlich strahlte er den Sklaven an wie einen persönlichen Erlöser.
    Dann rann ihm eine Träne über seine rechte Wange. Erstmals seit langer Zeit keine Träne der Trauer, denn derer hatte er viele vergossen, nein, eine Träne der Freude. Er stand auf und blickte den Sklaven an, der in etwa gleich groß war wie er, vielleicht etwas jünger. “Danke. Danke für diese Botschaft!“, rief er aus, als hätte der Sklave sie wirklich freiwillig überbracht, und es wäre ihm nicht befohlen worden. “Ich... es...“ Er knetete seine Hände herum, es hatte ihm die Sprache scheinends total verschlagen.