Beiträge von Aulus Flavius Piso

    “Das freut mich zu hören“, machte Piso freundlich und hob seine Augenbrauen, als ihm Diverses angeboten wurde. “Ohh! Oho! Wein wäre gut, sehr gut sogar.“ Überraschung! Dabei fiel Pisos Blick anerkennend auf den beigstellten Speisetisch. Das war eine Idee – das sollte er sich auch gönnen, jawohl, das wäre eine gute Sache. Schon schwirrte Mobilar in Pisos Kopf herum.


    Er nickte ernst, als Varus recht überrascht reagierte. “Einen Census. Und Salinator klang recht ernst. Und ich muss dem Hansel gehorchen“, machte er dumpf, “Schließlich ist er der Stellvertreter des Kaisers. Hrmpf.“ Er seufzte. “Tut mir wirklich Leid. Das ganze war nicht meine Idee. Beschwerden musst du direkt an Vescularius richten. Es geht ja nicht um das ganze Reich, sondern nur um die Stadt Rom an sich. An die Provinzen und die italienischen Städte habe ich bereits Briefe gesandt.“


    Er überlegte kurz. “Nun, meine Arbeit habe ich schon aufgenommen. Also... jetzt eigentlich.“ Seine Worte wurden untermalt von einem leicht zerknirschten Gesichtsausdruck. “Tut mir Leid, ich mache hier nur meine Arbeit.“

    Die Hauptspeise


    Leise und harmonisch dudelten diverse Tibicines vor sich hin, etwas, was den Schöngeist Piso trotz seiner momentanen desolaten Lage durchaus ergötzte. Ja, Musik war Musik in seinen Ohren. Oder so ähnlich. Sklaven waren es, die die Speisen abräumten und an einen klandestinen Ort brachten, sodass sich die Septemviri später daran laben konnten – ja, so eine Götterspeisung war doch etwas Feines. Stoisch warteten sie, bis Sklaven die nächsten Speisen auffuhren. Ja, Schweinsbraten. Vitellius Rufio war dafür gewesen, dass man den Göttern dies bieten sollte, was mit Zustimmung aufgenommen wurde – schließlich war dies wie ein Schweineopfer, nur besser, da schon durch und gewürzt, was wichtig war. Schweinefleisch war außerdem erheblich teurer als Rinderfleisch, sodass auch den anspruchsvollsten Göttern damit Genüge getan werden würde. Natürlich bekamen auch alle Senatoren in der Runde ihren Anteil.
    Axius Serenus schnetzelte im Sekundentakt mit durchaus bewunderswertem Geschick von den dargereichten Schweinehälften Scheiben ab. Fulvius Frugi wendete sie in der Soße. Und Piso hiefte sie auf den Teller der Iuno hinauf, darauf bedacht, nichts zu verkleckern. Ein anderer garnierte den Teller mit gekochtem Gemüse und gab schwungvoll viel Erbsenpüree dazu. Als Beilage bekamen die Götter numidischen Hummus und spanische Oliven, dazu reichhaltig bestes römisches Brot, dazu, wer hätte es sich gedacht, abermals Garum.
    Als die Hauptspeise gerichtet war, warteten die Septemviri andächtig darauf, dass die Götter zu Ende gegessen hatten – man sollte Gottheiten halt nicht drängen. Das war nciht in Ordnung und könnte den Pax Deorum empfindlich stören.

    Sein Blick wandte sich zu Imperiosus, der ihm anbot, ihn heimzubegleiten. Piso schluckte und nickte. “D... danke. Machen wir das.“ Er blickte zu Axilla, die sich an alle bedankte und dann hinfortschritt. Ihre Gedanken vermochte er nciht zu erahnen, unabhängig davon dachte er aber schon, dass irgendjemand hier als Wache bleiben würde. Irgendjemand aus der Gens. Piso war ja nur ein Freund. Nicht mehr. Er war kein Verwandter. Und so hatte er doch kein richtiges Anrecht überhaupt darauf, hier irgendetwas zu tun. Und auch keine Pflicht. Immerhin nahm er schon das Begräbnis in die Hand, was wollte man noch mehr?
    Zumal Axilla nun ging. “Valete...“, murmelte er den Iuniern hinterher. Gedankenverloren blickte Piso ihr kurz hintendrein. Dann nickte er zu Imperiosus hin. “Gehen wir.“ Den Iulier zurücklassen, dessen weitere Taten uns heute nicht mehr interessieren würden, trat Piso hinaus, hoffend, dass Imperiosus mitzog zur Villa Flavia.

    In der Villa Flavia von der Domus Aelinana angekommen, lotste Piso schweigend Imperiosus durchs Vestibulum in sein Arbeitszimmer hinein. Der Raum wirkte noch düsterer als sonst. Der prunkvolle Schreibtisch erschien bedrohlich, die Büste des Vespasian, die wachsam auf den Raum blickte, grimmig, die Schriftrollen, die in den Regalen standen, deprimierend. Ein namensloser Sklave putzte gerade herum. “He du! Bring uns Wein. Viel Wein!“, befahl Piso und ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen, als der Sklave hinfortrauschte. Er griff sich mit seinen Händen ins noch immer tränennasse Gesicht hinein und verbarg seine Augen hinter seinen Handflächen.
    “Scheiße, Impi... alles Scheiße...“ Er schüttelte den Kopf und ballte seine Hände vor seinem Gesicht zu Fäusten. “AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!“, ertönte der Urschrei, bevor der Flavier sein Gesicht auf den Tisch plumpsen ließ.

    An
    Primus Decimus Magnus
    Classis Misenensis
    Misenum
    Italia


    Quaestor Principis A Flavius Piso Legato Praefecto Classis Pr Decimo Magno Salutem Dicit.


    Gemäß der jüngsten Anordnung des Praefectus Urbi Pot Vescularius Salinator, in welchem er einen Census aller Bürger im römischen Reiche anordnet, möchte ich dich hiermit bitten, mir bei der Erstellung dieses für das Wohlergehen und die gute Verwaltung des Reiches unerlässlichen Dokuments zu helfen. Ich hätte gerne, dass du mir eine Liste aller der in deiner Flotte geführten Bürger schickst. Insbesondere wäre es sehr hilfreich, wenn auf dieser Liste die in deiner Flotte dienenden Senatoren, Ritter und einfachen Bürger separat geführt werden; dies wäre mir eine große Unterstützung in meiner Arbeit.


    Ich zähle auf dich und auf die Qualität der mir in die Villa Flavia in Rom zu schickenden Liste im Namen des römischen Volkes.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.


    An
    Titus Aurelius Ursus
    Castra Legionis I
    Mantua
    Italia


    Quaestor Principis A Flavius Piso Legato Legionis T Aurelio Urso Salutem Dicit.


    Gemäß der jüngsten Anordnung des Praefectus Urbi Pot Vescularius Salinator, in welchem er einen Census aller Bürger im römischen Reiche anordnet, möchte ich dich hiermit bitten, mir bei der Erstellung dieses für das Wohlergehen und die gute Verwaltung des Reiches unerlässlichen Dokuments zu helfen. Ich hätte gerne, dass du mir eine Liste aller der in deiner Legion geführten Bürger schickst. Insbesondere wäre es sehr hilfreich, wenn auf dieser Liste die in deiner Legion dienenden Senatoren, Ritter und einfachen Bürger separat geführt werden; dies wäre mir eine große Unterstützung in meiner Arbeit.


    Ich zähle auf dich und auf die Qualität der mir in die Villa Flavia in Rom zu schickenden Liste im Namen des römischen Volkes.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.


    An
    den Duumvir der Stadt Mantua
    Curia Mantuae
    Mantua
    Italia


    Quaestor Principis A Flavius Piso Legato Duumviro Mantuae Salutem Dicit.


    Gemäß der jüngsten Anordnung des Praefectus Urbi Pot Vescularius Salinator, in welchem er einen Census aller Bürger im römischen Reiche anordnet, möchte ich dich hiermit bitten, mir bei der Erstellung dieses für das Wohlergehen und die gute Verwaltung des Reiches unerlässlichen Dokuments zu helfen. Ich hätte gerne, dass du mir eine Liste aller der in deiner Stadt geführten Bürger schickst. Insbesondere wäre es sehr hilfreich, wenn auf dieser Liste die in deiner Stadt anwesenden Senatoren, Ritter und einfachen Bürger separat geführt werden; dies wäre mir eine große Unterstützung in meiner Arbeit.


    Ich zähle auf dich und auf die Qualität der mir in die Villa Flavia in Rom zu schickenden Liste im Namen des römischen Volkes.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.


    Ein Bote aus Rom warf einen Brief ein.


    An
    Publius Iulius Saturninus
    Curia Miseni
    Misenum
    Italia


    Quaestor Principis A Flavius Piso Duumviro P Iulio Saturnino Salutem Dicit.


    Gemäß der jüngsten Anordnung des Praefectus Urbi Pot Vescularius Salinator, in welchem er einen Census aller Bürger im römischen Reiche anordnet, möchte ich dich hiermit bitten, mir bei der Erstellung dieses für das Wohlergehen und die gute Verwaltung des Reiches unerlässlichen Dokuments zu helfen. Ich hätte gerne, dass du mir eine Liste aller der in deiner Stadt geführten Bürger schickst. Insbesondere wäre es sehr hilfreich, wenn auf dieser Liste die in deiner Stadt anwesenden Senatoren, Ritter und einfachen Bürger separat geführt werden; dies wäre mir eine große Unterstützung in meiner Arbeit.


    Ich zähle auf dich und auf die Qualität der mir in die Villa Flavia in Rom zu schickenden Liste im Namen des römischen Volkes.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.


    An
    Iullus Quintilius Sermo
    Curia Ostiae
    Ostia
    Italia


    Quaestor Principis A Flavius Piso Duumviro I Quintilio Sermoni Salutem Dicit.


    Gemäß der jüngsten Anordnung des Praefectus Urbi Pot Vescularius Salinator, in welchem er einen Census aller Bürger im römischen Reiche anordnet, möchte ich dich hiermit bitten, mir bei der Erstellung dieses für das Wohlergehen und die gute Verwaltung des Reiches unerlässlichen Dokuments zu helfen. Ich hätte gerne, dass du mir eine Liste aller der in deiner Stadt geführten Bürger schickst. Insbesondere wäre es sehr hilfreich, wenn auf dieser Liste die in deiner Stadt anwesenden Senatoren, Ritter und einfachen Bürger separat geführt werden; dies wäre mir eine große Unterstützung in meiner Arbeit.


    Ich zähle auf dich und auf die Qualität der mir in die Villa Flavia in Rom zu schickenden Liste im Namen des römischen Volkes.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.



    PS: Quintilius, es tut mir Leid, dass ich bisher nicht dazu gekommen bin, dich bei mir einzuladen wie versprochen. Es gab bedauerlicherweise Todesfälle, die mich davon abhielten. Aber bitte, komm bei mir vorbei, wann immer es dir recht ist, ich müsste jederzeit ab Nachmittag in der Villa Flavia anzutreffen sein.


    PPS: Gratulation zum Duumvirat.

    Piso lächelte. “Alles beim Alten? Auwehauwehauweh. Noch immer die alten Spinner“, opinierte er über die von den Schwierigkeiten ihrer Zeit (z.B. eintretende Leute oder schlimmer noch, geräuschvolles Niesen) malträtierten Leute, als er sich niederließ. “Danke recht herzlich.“ Er positionierte seine Pobacken sorgfältig auf dem Sitz, bevor er Varus das Problem darlegte.
    “Vescularius will einen Census aller römischen Bürger machen, beziehungsweise, ich soll einen für ihn machen. Ich habe schon Briefe abgeschickt an alle Provinzen, und werde noch Briefe an die Städte und die Militäreinheiten innerhalb von Italien abschicken. Rom aber muss ich selber durchackern. Und weil es nirgendswo sonst so viele Bürger gibt wie hier, hat mir Vescularius versichert, ich kann auf die Unterstützung der Kanzlei zählen. Und ja... ich fürchte, ich brauche einen Kontingent Kanzleimitarbeiter, die mir behilflich bei dieser Arbeit dann wären.“ Er blickte Varus leicht verlegen an. Aber Befehl war Befehl, und er alleine könnte so etwas nie zustande bringen.

    Im Atrium schwebte noch der ferne Nachgeruch des Weihrauchs durch die Luft. Fast konnte man noch das Echo der Schreie der Klageweiber hören. Eine düstere Aura, dumpfes Licht fiel von oben her ein, das Impluvium war duster, als ob Ruß darin schwämme.
    In dieses Atrium wurde der griechische Bote hineingesetzt, direkt vor eine Kline, wo ein Mann saß, dunkel gekleidet, mit dem Rücken zu Patraios gewandt. Es dauerte einige Momente, bis der Kerl, der sich als Piso entpuppte, sich zu Patraios umdrehte.
    Pisos Bart war vor kurzem wieder geschoren worden, trotzdem trug er weiterhin seine Trauerkleidung, wie schon bisher. Müde blinzelte er den Sklaven an. Nein, Piso machte nicht den Eindruck eines Künstlers oder eines mit Glück Beschenkten. Viel eher bot er ein Bild des Jammers.
    “Salve. Ich bin Aulus Flavius Piso. Du hast eine Nachricht für mich, Sklave?“, fragte er und streckte fordernd seine Hand aus.

    Das erste, was Piso auffiel, als er das Atrium betrat, war skurillerweise, dass Nigrina sich eine äußerst schicke Trauerkleidung gekauft hatte. Sie sah richtig niedlich darin aus. Wenn er nicht ihr Bruder wäre... Gedanken bezüglich Nigrinas Trauerkleidung schwanden dem Flavier, welcher untypisch für ihn nicht in geradezu fürstliche Gewänder gehüllt war, sondern nur in eine schlichte Trauertoga, dieselbe wie bei Veras erstem Aufbahrungstag, mit einem Gesicht, welches von Bartstoppeln geziert war. Denn er blickte hoch zu seinem Vater.
    Sein Vater. Der Mann, der seine Mutter getötet hatte. Er hatte sie im Wald erdrosseln lassen und dann über die Klippen geschmissen, als Fischfutter. Einfach so. Weil er ihrer überdrüssig war. Seine Mutter, an deren Gesicht er sich nicht mehr erinnern konnte... nur noch an ihr Lächeln. Wie gerne er eine Mutter gehabt hätte, nicht nur ein Kindermädchen, das ihm die ganze Zeit Notlügen aufgetischt hatte. Eine Mutter, die ihn verstanden hätte, nicht ein Vater, der sich nie um seinen verweichlichten Sohn scherte.
    Piso hatte Nachforschungen angestellt über Calpurnia Fausta, aber kaum etwas herausgefunden. Denn ihre Verwandten in Mediolanum hatte er nie zu fragen getraut. Sie war eine Plebejerin gewesen, aber eine aus der Nobilitas – außerhalb von Rom nahm man es nicht genau mit standesgemäßen Heiraten. Aetius hatte es wohl nie groß gestört, dass seine Frau keine Patrizierin war, schließlich hatte er gewusst, er würde sie nur ein paar Jahre behalten. Und so war Piso ein halber Plebejer, eine Tatsache, die er jedem gegenüber zu verschleiern suchte, sogar seiner Gens gegenüber, denn wer hatte ihn jemals nach seiner Mutter gefragt? Alle hatten sich immer nur für seinen Vater interessiert, von dem er den Gentilnamen hatte. Obwohl sein Cognomen eindeutig darauf hinwies, dass seine Mutter den Namen für ihn ausgesucht hatte.
    Und da war nun ihr Mörder. Der sein Vater war.
    Piso ertappte sich dabei, dass er noch immer starrte, und räusperte sich. “Salve, Vater“, begann er ungeschickt. “Ähm. Wie war die Reise?“ Nicht, dass es ihn interessieren würde, im Gegenteil, je rumpeliger und unangenehmer, desto besser. Wie hätte er Vater verflucht, ihn sogar denunziert... wenn er nicht sein Vater gewesen wäre. Er stand sogar noch unter dessen Patria Potestas. Mist. Das musste er auch noch bereden. Für einen Senator, der unter der Patria Potestas eines Nichtsenatoren stand, gab es nur ein Wort – panne.

    Celerina reagierte nicht auf Pisos und Nigrinas Worte des Dankes, sondern legte eine Schweigeminute ob Veras Andenken ein. Piso schluckte und blinzelte, um die Tränenschlieren von seinen Augen zu vertreiben. Die Hand seiner Schwester fühlte sich gut an, vertraut. Piso dachte daran zurück, was er ihr bei dieser verhängnisvollen Nacht im Theater zugeworfen hatte. Er hatte ein enorm schlechtes Gewissen. Sicherlich, sie hatte ihn provoziert, sie hatte ihm selber Sachen an den Kopf geworfen. Sie selber mochte sich nicht einmal schlecht fühlen darüber. Aber Piso tat es. Er spürte, wie seine Schwester jetzt für ihn da war, wo er es dringend brauchte, wie sie ihm Wärme und Nähe spendete, wo er es benötigte, und seine übertriebenen Trauergesten, Umarmungen und sonstigen Berührungen wegsteckte. Ihm sogar zulächelte, wenngleich das Lächeln wenig überzeugend wirkte. Er war ihr dankbar dafür, und nahm sich vor, sich zu entschuldigen. Ein Entschuldigungsgeschenk wäre wohl auch angemessen... vielleicht eines, das das Nützliche mit dem Erfreulichen verband. Eine Idee kam dem Flavier...
    ...doch er konnte sie nicht fertig formulieren, denn Gracchus betrat das Atrium. Piso drehte sich um, und konnte sie schon fast bildlich vor sich sehen, die monumentalen Gedanken, die sich in Gracchus‘ Kopf wälzten wie Räder in einem Bergwerk. Der Flavier sponn sich seine Gedanken, warum Gracchus so selten Einblick gab in seine Gedanken... wohl, weil andere von der Komplexität und Abstraktion seines konstanten Bewusstseinsstroms psychisch erschlagen werden würden.
    “Salve, Gracchus“, brachte er hervor. “Und vielen Dank.“ Nigrina erzählte Gracchus, dass sie ihrem Vater geschrieben hatte. Hatte sie das Piso erzählt? Er konnte sich nicht erinnern. Seine Magenwände zogen sich zusammen beim Gedanken daran, was er zu seinem Vater sagen sollte, wenn er nach Rom kam. Es würde unangenehm werden, aber unausweichlich. Aetius würde nach Rom kommen, und Piso konnte nichts tun, außer, damit zu leben. Und ihm gegenüberzutreten, ein Gedanke, der ihm schwer aufs Gemüt schlug. Er presste seine Lippen zusammen und suchte die aufkommende Panik in seinen Augen zu verschleiern, indem er heftig blinzelte.

    [Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpgAcanthus


    Acanthus, der nicht über die gedankenleserischen Fähigkeiten des jungen Mannes Bescheid wusste, ob derer er ohne Zweifel ehrerbietig zu Boden gefallen wäre, verzog sein Gesicht unmerklich, als der Sklave es sich herausnahm, ihn ohne auch nur irgendeine Unze an Respekt vollzulabern. Nein, dieser Grieche redete ihn an, als sei er ein dummer Bub, dem man alles ganz langsam erklären musste! Acanthus hatte diese theatralische Masche satt. Seine rechte Hand schnellte nach vorne und erpackte mit festem, schmerzhaftem Griff das linke Ohr des aurelischen Sklaven, es ruckartig in die Höhe ziehend, wie ein Lehrmeister einen ungezogenen Jungen das Ohr langziehen würde.
    “Ich hasse Quatschköpfe. Ich hasse sie. Du sagst mir sofort den Namen! Oder soll ich ihn dir rausprügeln?“ Der Typ verschwendete seine, Acanthus‘, Zeit und kam sich vermutlich auch noch komplett toll vor dafür! Diese Aurelier ließen gewaltig ihre Zügel schleifen bei ihren Sklaven. Ein flavischer Sklave würde sich sowas nie erlauben. Er käme für so etwas in die Kammer... oder ins Loch... oder wie die Flavier euphemistisch die Foltereinrichtungen nannten, die sie tief unten im Keller hatten.

    [Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpgAcanthus


    Ach, dachte sich Acanthus. Ein ganz Frecher. Acanthus glaubte nicht, dass der Bursche als Sklave geboren war. Viel eher dachte sich der Ianitor, dass der Typ nach der nächstbesten Gelegenehit suchte, auszubrechen. Wie sehr er solche Typen verachtete, dachte sich der große Ianitor insgeheim. Patraios von irgendwas. Auf der Suche nach – eh klar – Piso. Sicher gehörte der so ein Spinner, der hoffte, im Quaestor einen Mäzen zu finden. Sollte er es mal versuchen. Doch halt, eine dem Herren nahe stehende Person? Acanthus zog misstrauisch seine Augenbrauen zusammen.
    “Wer soll das sein?“, fragte er und legte seinen Kopf ganz leicht schief. “Bursche, du kannst mir vertrauen. Ich bin nicht umsonst der Ianitor hier.“

    ...und nochmal Familienwertkarte.


    An
    Appius Terentius Cyprianus
    Regia Praefecti
    Alexandria
    Alexandria et Aegyptus



    Quaestor Principis A Flavius Piso Praefecto Aegypti App Terentio Cypriano Salutem Dicit.


    Gemäß der jüngsten Anordnung des Praefectus Urbi Pot Vescularius Salinator, in welchem er einen Census aller Bürger im römischen Reiche anordnet, möchte ich dich hiermit bitten, mir bei der Erstellung dieses für das Wohlergehen und die gute Verwaltung des Reiches unerlässlichen Dokuments zu helfen. Ich hätte gerne, dass du mir eine Liste aller der in deiner Provinz geführten Bürger schickst. Insbesondere wäre es sehr hilfreich, wenn auf dieser Liste die in deiner Provinz anwesenden Senatoren, Ritter und einfachen Bürger separat geführt werden; dies wäre mir eine große Unterstützung in meiner Arbeit.


    Ich zähle auf dich und auf die Qualität der mir in die Villa Flavia in Rom zu schickenden Liste im Namen des römischen Volkes.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.


    Familienwertkarte bitte...


    An
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Legati Augusti Pro Praetore
    Mogontiacum
    Germania



    Quaestor Principis A Flavius Piso Legato Augusti Pro Praetore M Vinicio Hungarico Salutem Dicit.


    Gemäß der jüngsten Anordnung des Praefectus Urbi Pot Vescularius Salinator, in welchem er einen Census aller Bürger im römischen Reiche anordnet, möchte ich dich hiermit bitten, mir bei der Erstellung dieses für das Wohlergehen und die gute Verwaltung des Reiches unerlässlichen Dokuments zu helfen. Ich hätte gerne, dass du mir eine Liste aller der in deiner Provinz geführten Bürger schickst. Insbesondere wäre es sehr hilfreich, wenn auf dieser Liste die in deiner Provinz anwesenden Senatoren, Ritter und einfachen Bürger separat geführt werden; dies wäre mir eine große Unterstützung in meiner Arbeit.


    Ich zähle auf dich und auf die Qualität der mir in die Villa Flavia in Rom zu schickenden Liste im Namen des römischen Volkes.


    Mögen die Unsterblichen dich segnen und beschützen.