Der Fabier wurde im Atrium geparkt, sprich, Phoebus verbeugte sich, deutete wortlos auf eine der Klinen und schenkte etwas Wein in einen Becher ein, den er dem Gast in die Hand drückte, bevor er sich verzog, um dem Herrn Furianus Bescheid zu geben, dass jemand im Atrium auf ihn wartete. Vermutlich, sicher sogar, würde Furianus nichts gegen einen besuch aus seiner bereits verdünnten Heeresschar an Klienten haben.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Acanthus öffnete, sich kurz wundernd, wieso der Mann selber klopfte und es nicht einen seiner Sklaven machen ließ. Aber nun gut, es mochte gut sein für die Hand, wenn man sie regelmäßig durch Klopfen trainierte. “Willkommen in der Villa Flavia, wer bist du und wie kann ich helfen?“, fragte er unwirsch, denn man hatte ihn unterbrochen in seinen Gedankengängen, die sich um den Kosmos kreisten. Wer das hier wohl war? Ein Patrizier sicher nicht, das würde man erkennen können an den Sandalen.
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Acanthus blickte kurz starr, dann nickte er. “Nun gut.“ Er beugte sich vor, schnappte sich die Wachstafel und blickte sie an. Dann zauberte er einen Griffel hervor und ritzte was Unleserliches ein, während er auf den Neuen schielte. Freilich schielte er dabei zum Parther hinüber. Dieser schien ihm hinüberzunicken, doch Acanthus reagierte mit keiner einzigen Bewegung oder auch nur einem Wort drauf. Anschließend gab er die Wachstafel zurück. “Du da, rein“, kommandierte er dem neuen Sklaven, machte zu den Gehilfen hin ein unfreundliches “Valete“ und knallte, kaum dass der Sklave innerhalb der Türe war, die Porta auch fachgerecht zu.
Kaum war dies geschehen, drehte Acanthus seinen athletischen Körper Shayan zu und fixierte ihn mit seinem Blick. “Nun denn. Du wirst jetzt gewaschen und neu eingekleidet, bevor du vor deinen Herrn hingeführt wirst. Phoebus!“ Der kleine Knilch stand respektvoll auf und deutete dem Fremden wortlos, mitzukommen ins Bad, wo es auch neue Kleidung geben würde, und schließlich ins Zimmer des Flavius Piso. -
Im Bad musste es Shayan nicht sonderlich interessant gefunden haben. Ein Bad halt, nicht sonderlich heiß, alleine bis auf Phoebus, dem schweigsamen Sklavenjungen, der auf alles, was man ihn fragte, nur wortkarge Antworten gab, somit kein unterhältlicher Gesprächspartner war. Shayan wurde ins Bad gebeten, abgetrocknet und bekam eine neue Tunika verpasst. Angetan in diesen Kleidungsstücken geleitete ihn Phoebus zum Zimmer des Herrn.
Piso, schon beschwert von seinem Liebeskummer, aber nichts ahnend vom nahenden Tod seiner Schwester, geschweige denn seines besten Freundes, pflückte er an einem großen Teller voller Trauben herum. Trauben nämlich waren gesund fürs Hirn uns schmeckten gut. Über dem prunkvollen Bett hing Pisos Prachtlyra, und auf dem Regal standen neben einer Sammlung von kitschigen Porzellanstatuen eine Büste von Kaiser Titus (Vespasian stand in seinem Arbeitszimmer) und daneben eine mehr als nur neckige kleine Statue von Venus, die sie dabei zeigt, wie sie ihr Kleid hochhebt, um sich einen kontrollierenden Blick auf ihren entblössten Hintern zu erlauben. Das Zimmer aber war relativ aufgeräumt, kein Vergleich mehr zu der Zeit, als er noch in der Kanzlei arbeitete. Das hing auch damit zusammen, dass am Schreibtisch am Fenster nicht mehr so viel herumlag – ein paar Pergamente nur mit Gedichten drauf. In der Mitte ein Pergament, welches zwar mit griechischen Buchstaben beschriftet war, dennoch stellte sich bei näherer Betrachtung raus, dass es sich nicht um griechisch handelte. Tatsächlich war es galatisch. In den Regalen standen zwischen den Figürchen verstreut ungeordnet Pergamentrollen, die meisten beschäftigten sich mit den Eigenheiten irgendwelcher Provinzen des römsichen Reiches.
Der Flavier legte den Teller beiseite und blickte auf Shayan, ohne aufzustehen. “Ah, du bist also der neue Sklave. Salve. Setz dich doch.“ Er pflückte sich etwas von seinen Trauben runter und deutete auf einen Hocker, der vor dem Bett stand, und wo sich Shayan niederlassen konnte. “Magscht du etwasch?“, fragte er kauend und hielt dem Sklaven die Schüssel Trauben hin. -
“Eindeutig, eindeutig, d-d-d, blabla!“, äffte Piso, der ebenso wie Nigrina auch kaum mehr an einer konstruktiven Auseinandersetzung interessiert war, ihr nach. “Ganz neutral war die Frage! Und sie hat nichts impliziert! Das ist so, als ob ich dich frage, ob...“ Er warf seine Hände hoch und rollte seine Augen in einer konzentrierten Bemühung, eine Metapher zu finden “Als ob ein Händler, bei dem du einen Apfel gekauft hast, sagt, er will eine Bezahlung dafür, und du denkst, das heißt, du sollst bei ihm ins Bett steigen? Na ehrlich, das wäre auch eine böswillige Missinterpretierung!“ Ein haarsträubendes Exempel, jedoch kam es Piso zu dieser Zeit als ganz plausibel vor. “Und tu nicht so rumbrüllen. Da gellen einem ja die Ohren!“ Figurativ legte er seine Hände an seine Ohren und schüttelte seinen Kopf energisch. “Ich müsste dumm sein, um zu denken, dass die Meinung ihres Wauwaus nichts wert wäre! Jawohl, das müsste ich sein, das wirst du zugeben! Und dass Lupus meint, ich würde mich einen feuchten Kehrricht darum scheren, was Corvinus meint, impliziert, dass er denkt, dass ich dumm bin! Oder nicht? Alles klar soweit? Gut! Und wenn er denkt, dass ich, ein Flavier, dumm bin, was sagt das über ihn aus? Dass er null Respekt vor unserer Gens hat! Aber eines sage ich dir, in unserer Gens gibt es keine Dummköpfe!“ Den wohl examinierten flavischen Wahn ließ er aus. Im Gegenteil, er war sich sicher, er trug dazu bei, dass die Flavier, egal ob männlich oder weiblich, die intelligentesten Menschen waren, die in Rom herumliefen.
Ihr Grinsen bemerkte er nicht. Wie auch? Er konnte in der Dunkelheit ihr Gesicht nicht so gut ausmachen, und schon gar nicht etwas, was nur eine Sekunde lang auf ihrem Gesicht lag. Über die Implikationen seines Gewetteres dachte er gar nicht nach. Was er sagte, war ihm selbstverständlich. Ja, er war ein Flavius – und von Geburt an hatte das für ihn geheißen, er wäre etwas besseres. Piso trug das nicht offen zur Schau, dieses Mantra war er kaum je eingedenk, weder in sich selber noch seinen nicht-flavischen Freunden gegenüber – aber es schlummerte in ihm herum, ganz tief unten in seiner Seele, unauslöschbar, bereit, aufzuspringen, wenn jemand die Flavier nicht als etwas Besseres behandelte. Sogar als etwas Schlechteres. Wie dieser Lupus eben, dessen Abneigung gegenüber Piso nicht schwer zu erraten gewesen war. Piso wunderte sich nur kurz, dass sie ihm in dieser Hinsicht nicht widersprach, doch bevor er seinen Gedanken weiterspinnen konnte, fühlte er sich bemüssigt, seiner Schwester zu erklären, was denn genau ein Archetyp des Antiästheten war. Als sie seine Erklärung hörte, zogen sich leicht seine Augenbrauen zusammen.
“Schau, ich habe doch nichts gegen die Aurelier! Ich verspüre die Schwingen wahrer und feuriger Liebe zu einer von dieser Gens, das weißt du!“, drückte er sich schwurbelig aus. “Und das hat damit nichts zu tun! Lupus ist ein Schuft, unabhängig von seiner Familie, unabhängig von seiner Gens, unabhängig davon, wer sein Mentor oder Patron oder was auch immer ist!“ Denn sowie es keinen unaufrichtigen Flavier geben konnte, war dies möglich bei anderen gentes, dachte sich Piso, seinen Gentilstolz noch stärker emporschwappend fühlend.
Und dann, dann eröffnete er ihr, was los war. Und wieder konnte Piso nicht recht erkennen, was los war mit ihr. Sie schien nachzudenken, er hatte sie also wirklich erwischt. Er würde einen Sesterz dafür geben, dass es etwas heller wäre, und er ihr Gesicht sehen könnte. Ihre Fragen klangen aber ziemlich ungläubig. “Ja, er!“, machte Piso, wieder so stichelnd wie vorher. Und er würde 5 Sesterzen geben, um ihre Gedanken lesen zu können. Doch am Ende, nach einer Schweigepause, sagte Nigrina, was sie meinte, ihm die 5 Sesterzen ersparend. Pisos Mund klappte wie aus dem Nichts auf, als ob jemand ihn die Kiefer auseinandergepresst hätte, und nur langsam brachte er ihn wieder zu.
“Vater?“, krächzte er. Bei den Göttern, jetzt holte sie den schon wieder hervor. Wenn sie das noch häufiger machen würde, wäre Piso gegen die Erwähnung dieses Mannes immun. “Vater hat mir...“ Er hustete in seine hastig emporgeschnellte Hand hinein. “...mir aufgetragen, dich zu verheiraten. Mir! Weil ich weiß, was gut für dich ist! Und ich weiß, dass es nicht gut für dich ist, wenn du diesen Kerl da heiratest! Nigrina! Er wird dich in den Ruin treiben! Du wirst nach einem Jahr Ehe vor den Trümmern deiner Existenz stehen! Dieser Mann wird enden wie Sergius Catilina!“ Oder wie Calpurnius Piso, dachte er sich, verkniff sich die Erwähnung seines Namensvetters und eines der letzten wahren Genies, wie er fand – widersprüchlich zu seiner Meinung, dass auch Nero ein Genie gewesen war, und somit war die pisonische Verschwörung für ihn ein Kraftmessen der ganz, ganz Großen in der Geschichte, im Gegensatz zu der catilinarischen, wo eine abgefackte Patrizierkarikatur gegen einen Homo Novus verloren hatte.
“Nigrina, warum stimmst du mir nicht einfach zu? Es liegt doch auf der Hand, dass ich recht habe!“ Er wirbelte seine Hände herum, als gelte es, zu fliegen. -
“Hmm.“ Das klang schon abtörnend. Wobei, was sollte er diesem Vescularius glauben? Er musste mit Furianus drüber reden. Denn so eine Reise nach Misenum war jetzt nicht gerade das Gemütlichste. Hmm, wie schon gesagt.
Piso würde auch schmalzig grinsen, als der Praefectus sich korrigierte, brachte es aber nicht zustande, der Tod seiner Schwester saß ihm noch zu tief in den Knochen. Deshalb nickte er nur, selbstverständlich kannte er die Aufgaben der Quaestoren. Stimmt, die Chronik. Er wollte sowieso mit Iulius Centho darob reden. Dann kam etwas Erstaunliches – Piso sollte die Funktion des Censors übernehmen? Zumindest teilweise? Das klang interessant. Aber was sagte da Vescularius? Er sollte jeden einzelnen Bürger, Ritter und Senator, den es gab, auf eine Liste schreiben? Oder wie war das zu verstehen? Etwas von der Rolle blickte er Salinator an. “Soll ich also... eine neue generelle Bestandsaufnahme aller Civites, Equites und Senatores, die existieren, machen? Aber so etwas würde Jahre dauern...“ Konfus rieb er seine Hände. Schon alleine Rom durchzuackern... und dann die Provinzen... Herrje... -
Piso fuhr mit der selben Vorsicht, mit der er vorher seine Hände am Schoß herumgebogen hatte, zu seinem Kopf mit der rechten Hand hoch und zutzelte an einem länger geratenen Trauerstoppel, von denen so viele sein Gesicht schmückten. Irgendwie war er Vescularius dankbar, dass er sein Trauerkostüm nicht kommentierte, so musste er ihm nicht sein Herz wider Willen ausschütten.
“Er würde den Quaestor Principis nicht zu sich selber durchlassen?“ Große Götter, der Kaiser musste sein Amt stark vernachlässigen, oder aber er war wirklich so elend malad, wie man es sich munkelte. Er beschloss, ein bisschen weiterzubohren, wiewohl er wusste, dass er von der Gunst des Glatzkopfes vor ihm abhing. Wenn er erst einmal Senator war, konnte er dem hirnentleerten Homo Novus auf der Nase rumtanzen, aber nicht vorher. So lächelte er nur höflich, aber nicht zu stark. “Ich glaube das kaum. Der Imperator Caesar Augustus ist der Erste unter Gleichen, er steht nicht über dem Gesetz. Und das Gesetz schreibt die Rollen des Kaisers und der Quaestoren vor. Deshalb werde ich zu ihm gehen, auf jeden Fall.“ Er strich sich ungeschickt durchs Haar. “ Aber, Praefectus Urbi, lass auf jeden Fall einmal hören, was du dir vorgestellt hast für mich.“ Ein Entgegenkommen durfte der Stellvertreter des Kaisers sich schon erwarten, dachte sich der Flavier. Und vielleicht bekam er wider Erwarten eine sinnige Aufgabe, die ihn ein wenig beschäftigt hielt. -
Zitat
Original von Potitus Vescularius Salinator
"Quaestor Flavius, also. Setz dich." Ein wenig Höflichkeit musste ja sein, wenn auch etwas widerwillig. "Ich nehme an, dass wir gleich deine Tätigkeiten in den nächsten Wochen besprechen?"
Der Flavier musterte den Vesularier. Wie konnte ein Mann sich nur so gehen lassen? Vielleicht würde er mit Haaren und schlanker gar nicht schlecht aussehen, aber so? Es war widerwärtig, der Schöngeist in Piso schüttelte sich geekelt. Was sagte der? Ach ja, setzen.
“Danke.“ Er tat, wie angewiesen, und ließ sachte seinen Hintern auf den Stuhl herabfallen. Die nächsten Worte des Salinator kontemplierte er kurz, bevor er nickte. “Ja“, machte er distanziert, fast gracchisch, “Ich hätte mir gedacht, dass dies der Fall wäre.“ Er legte mit auserlesener Sorgfalt seine Arme auf den Schoß. “Meine erste Tätigkeit nach diesem Gespräch wird zweifelsohne sein, nach Misenum aufzubrechen, um dort dem Kaiser als Sekretär zur Hand zu gehen, wie es meine gesetzlich vorgeschriebene Rolle ist. Ich werde aber vorher noch Dossiers erarbeiten müssen – für etwaige Siegeländerungen, Standeserhebungen, Bürgerrechtsverleihungen und Auszeichnungen.“ Ebenso kompliziert, wie er seine Hände auf den Schoß gelegt hatte, nahm er sie wieder herunter. -
*Sich anwesend meld*
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Alles Gute!
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Morgen und am Sonntag absent.
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Alles Gute!
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Man hatte Archias, beziehungsweise seine Leiche, zur Domus Aeliana gebracht. Piso hatte sich am Wagen ausgeheult, als dieser schon gerollt hatte, und war hintendrein getrabt, ein erbärmliches Schauspiel. Irgendwann, als es den Palatin vielleicht hinaufging, hatte er zu weinen aufgehört, und war nur noch apathisch und teilnahmslos hinter dem langsamen Wagen hergegangen.
Er konnte nicht sagen, wie dankbar er den Prätorianern war, dass diese ganz selbstverständlich und ohne einmal zu fragen, sich darum kümmerten, dass der Leichnam fachgerecht aufgebahrt wurde, während Piso einfach nur komplett fertig in der Ecke saß und Däumchen drehte. So, gewaschen und gesalbt, wirkte er fast schon ansehbar, wenn auch sein Gesicht fürchterlich zerstört und zerschmettert war. So würde er Archias im Gedächtnis behalten müssen – so, blutig, mit verzerrten Gesichtszügen durch die zahlreichen Knochenbrüche, im Ehrenspalier von den netten Soldaten, ohne die Piso komplett hilflos gewesen wäre. Vielleicht würde er sich später darüber ärgern, dass sie ihn bei den ganzen rituellen Sachen nicht einbezogen hatten. Aber um ehrlich zu sein – mit Piso war ncihts mehr zu tun.
Oh, wie fürchterlich Archias aussah. Piso blickte auf ihn herab, wie auf die traurigen, hoffnungslosen Trümmer seiner eigenen Existenz. Dann schaute auf, zu einem Sklaven, mit roten Augen und stumpfen Blick. ”Bringe ein Tuch.” Der Sklave tat dies auch, ohne mit der Wimper zu zucken, er wusste, wozu. Gemeinsam breiteten Piso und der Sklave das weiße Tuch, welches der Sklave genau so bemerkenswert schnell besorgt hatte wie dass die Soldaten sich um Archias Aufbahrung gekümmert hatten über den zerstörten und verstümmelten Körper des Aeliers aus. Sacht glitt das Tuch auf die Bahre, wo es gnädig die Leiche des Archias vollständig verdeckte. Und Piso hasste sich dafür, dass ihm nur eines in den Sinn kam: wo blieb denn Axilla? Wann kam sie denn nur? Sie musste es doch sicher gehört haben! Oder musste er etwa nun einen Sklaven ausschicken? -
Piso bekam gar nichts von dem mit, was rund um ihn geschah, so verwirrt und aufgelöst war er. Er hatte gerade seinen besten Freund verloren, hatte gesehen, wie er zugerichtet war! Er hatte gesehen, was sie aus ihm gemacht hatten, wozu sie ihn getrieben hatten, wie sie sein Leben zerstört hatten!
Langsam rappelte er sich auf. Zusätzlich zu seinem ohnehin schon verwahrlostem Äußeren waren seine Hände von seinem Erbrochenen verschmiert. Straßenstaub war an seinen Knien zu sehen. Das Lederband seiner rechten Sandale hatte sich gelöst. Piso, Schöngeist, Ästhet, Künstler, scherte sich auf einmal nicht mehr drum. Gedankenabwesend wischte er sich etwas Kotze an seiner Tunika ab, was aber nicht dazu beitrug, dass er seine Hände sauberkriegte.
Piso glaubte plötzlich einen Wagen vor sich zu sehen. Einen Wagen? Am Morgen? Doch Piso spürte das Entsetzen und den Schock in sich noch immer pulsieren, und so war er physisch nicht imstande über die Anwesenheit des Wagens zu reflektieren oder sogar etwas darüber zu sagen.
Wie betäubt war er, als er sich langsam in Gang setzte. Sein Gang war der eines unterjochten, geschundenen, ausgepeitschten Sklaven, nicht wie der eines Quaestors aus einer der stolzesten und edelsten Familien Roms. Sein Mund bewegte sich, wie bei einem Irren, der den Verstand veloren hatte und mit sich selbst redete. ”Umgebracht... selbst umgebracht... aber wieso? Es war so sinnlos, Archi... so sinnlos...” Und jetzt, erst jetzt, schossen ihm die Tränen in die Augen, mit einer rapiden Geschwindigkeit, die wie eine Explosion war. Piso stolperte nach vorne und konnte sich nur noch im letzten Augenblick am Wagen festhalten, wo er an der Außenwand sich mit den Fingerspitzen festhielt. Der Flavier zog sich an den Wagen ran und flennte hemmungslos, aber gnädigerweise leise in das Holz, aus dem der Wagen war, und welches nun von den Tränen dunkle Flecken abbekam. Wenn es so weiterging, würden die letzten Tränen aus ihm ausgequollen sein, die letzten Zähren verbraucht, seine Drüsen trocken. Weiß stachen seine Knöchel aus seinen Fingern hervor, als er sich am Wagen anklammerte, als ob es das einzige im Leben noch wäre, was ihm Halt verschaffen konnte.
Die Wachstafel freilich, die konnte ihm keinen Halt verschaffen, und sich selber auch nicht. Denn aus seinen verweinten, nassen, verschwitzten Armen entglitt sie, klapperte nach unten, und blieb unbemerkt von allen im Strassendreck liegen.
Unbemerkt von allen bis auf einen kleinen Dieb, der sie sich sofort schnappte. Schliesslich waren Wachstafeln wertvoll. Er würde die Tafel, beziehungsweise das Geschriebene in ihr, was ihn ohnehin kalt liess, glattstreichen und über Wert verkaufen.Sim-Off: EDIT nach Absprache und SL-Gedöns
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Piso, der, da Archias zu diesem Zeitpunkt noch lebte, noch nicht komplett darniedergeschlagen war, obwohl er schon dachte, dass Veras Tod ihn komplett zugrundegewurstet hatte, blieb stocksteif vorm Scriba stehen, als dieser sich Zeit nahm, Piso vorzulassen. Ein kurzes Verschwinden, ein ebenso kurzes Auftauchen. Er konnte also durch. Piso nickte dem Scriba kurz zu und trat dann durch die Türe ein.
Was für ein schrecklicher Klotz, dachte er sich. Vescularius Salinator. Seit den Malen, wo er den fetten Präfekten durch die Gänge der Kanzlei gehen hatte sehen, schien er noch dicker geworden zu sein.
Kurz hielt er schockiert vor dieser unästhetischen Erscheinung inne, bevor er sich dazu aufraffte und weiterging. Seine Trauertoga zeichnete sich stark ab gegenüber dem Stoff seiner Tunika, als er vorm Mann zu stehen kam, und zwischen bartstoppeligen Kiefern hervorbrachte: ”Salve, Praefectus. Ich bin Quaestor Principis Aulus Flavius Piso. Ich bin hier, um dir in meiner amtlichen Funktion vorstellig zu werden”, klausulierte er herum. -
Ein Centurio war es, der mit ihm zu sprechen begann, ziemlich rüde sogar. Trotz der Tränen, die seinen Blick verzerrten, erkannte er den Mann, es handelte sich um einen Mann, der noch Optio gewesen war, als Piso in der Kanzlei gewesen und er bei der Palastwache gewesen war. Piso bekam nicht recht mit, was er sagte. Absperrung? Ja, das sah er sehr wohl, aber er MUSSTE da durch. Doch als Piso erklärte, schien dem Mann ein Licht aufzugehen. Er entschuldigte sich – nun, Zeit war es gewesen – und ließ ihn durch, gerade rechtzeitig für den Moment, da er nach vorne torkelte. Zwei Milites bildeten ein Ehrenspalier, eine Garde, einen Aufpasserverein – egal, wie man es sagen wollte. Piso wankte, als ob er besoffen sei, und stürzte fast, als man ihn unvermittelt von Archi wegdrehte. Betulich sprach ein Centurio auf ihn ein. Sicher hatte er Recht, vom Standpunkt einer objektiven Person gesehen. Aber wer so etwas Piso vorschlug, wer ihm gegenüber meinte, er solle sich die Sache nicht ansehen, der kannte ihn schlecht.
Piso schlug die Arme des Centurios hektisch und mit einer kindlichen Tollpatschigkeit weg, drehte sich blitzschnell wieder um und kniete sich hernieder, nein, ließ sich hernieder fallen. Dann lupfte er den Mantel weg.
Was Piso dort sah, muss an dieser Stelle nicht beschrieben werden. Was er sah, war viel zu grässlich, um als kindergerecht klassifiziert zu werden, und würde sich ihm immer ins Gedächtnis einprägen. Und was er sah, veranlasste ihn dazu, von tiefstem Herzen zu bereuen, dass er den Ratschlag des Centurios nicht beherzigt hatte.
Krampfhaft, schnell, legte er wieder den Mantel über den zerschmetterten Leichnam, stand auf, drehte sich hastig von dem Fleischklumpen, der einst Archias gewesen war, und den netten Soldaten weg, und kotzte auf den Boden. Piso hatte am Abend zuvor gut Cena gehalten, ohne zu wissen, dass dies die letzte Cena gewesen war, die er in der Gewissheit hatte halten können, dass sein bester Freund lebte.
Laut stöhnte, grunzte, brüllte er, als sich eben diese Cena auf den Boden ergoss. Der Flavier sackte auf seine Knie und stützte sich auf seinen Händen auf, um nicht in die Kotze reinzufallen. Doch er reiherte weiter, je mehr er es tat, um so größer war sein Bedürftnis, dies zu tun. Und doch kamen keine Tränen. Zuerst war der Schock, erst dann die Trauer. Und Piso befand sich mitten im Stadium des Schocks. Vielleicht, dachte er sich benommen, ist das nur ein Schmäh von Archi? Nein, der Gedanke war viel zu abstrus, um ihn nur zu denken.
Als der Haufen des Erbrochenen am Boden immer größer wurde und Piso immer blasser, wurde die Enormheit dieser Tat immer klarer. Oh Archi, dachte er sich, als er die Speie aus seinem Mund kommen sah wie eine unbeteiligte Person, was hast du nur getan. Wie konntest du nur.Sim-Off: EDIT nach Absprache und SL-Gedöns
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Katander hatte es gesagt. In der Früh hatte er an der Porta geklopft, einen flavischen Sklaven ihn aus dem Bett holen lassen und es gesagt.
Piso, noch immer in Trauer über seine Schwester, deren Tod vielleicht einen Monat her war, hatte Katander, der etwas von einem Felsen und Suizid gefaselt hatte, nicht einmal ausreden lassen. Er hatte sich die Tafel, die er gebracht hatte, geschnappt, ohne sie zu lesen, und sich an ihm vorbeigedrückt, ohne ein Wort zu sagen, ohne irgendetwas von seinen Gefühlen in seinem Gesicht zu zeigen. Sobald er auf die Straße gekommen war, hatte er begonnen zu laufen. Zuerst schnell, dann langsamer, als die Puste ausging. Doch beständig mühte er sich vorwärts, was in der Früh leichter war als am Vormittag, wo sich die Straßen Roms zu füllen begannen. Piso kannte ihn gut, den Weg zum Kapitol, oft war er ihn gegangen. Nun rannte er ihn, durch die Subura, durch das Gewirr an Häusern und Gassen, die noch halbwegs still dastanden, aber sich bald zum Leben regen würden.
Hoch und mächtig erhob sich der tarpeische Felsen vor ihm, unter den Tempeln der höchsten Götter, als er sich ihm näherte, seine Laufschritte weiter beschleunigend. Und dann sah er es. Ein paar Prätorianer, wie immer als erste vor Ort, die Szene absperrend. Kreischend vor Entsetzen rannte er auf sie zu. ”Lasst mich durch! LASST MICH DURCH! SOFORT! LASST MICH DA DURCH, IM NAMEN DER GÖTTER! ARCHI! ARCHI! ARCHIIIIIII!!!!!” Er keuchte und hob die Hände zum Himmel, als ob er etwas herunterbeschwören wollte. ”Ich bin Aulus Flavius Piso! Ich bin der Quaestor Principis! Lasst mich da sofort durch, ich habe ein Recht dazu”, japste er, außer Atem durch sein Laufen und seine Schreierei. Er musste ein fürchterlicher Anblick sein – verschwitzt, Haare ungekämmt, dicke Bartstoppeln, Trauertoga. Zwischen den Köpfen der Soldaten konnte er irgendetwas erspähen... ein Mantel, der über etwas ausgebreitet wurde. Über etwas, was eine dunkle Toga anhatte. Piso fuhr mit seinen Händen zu seinen Händen, er schlug sie vor seine Augen, verkrümmte seine Finger krampfhaft. ”Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein”, versuchte er die Realität zu verleugnen. ”Nein... nein... wieso? Wieso nur...?” Seine Stimme war eher ein Flüstern nun als deutlich hörbar. Er sah mit verquollenen Augen die Prätorianer an. ”Lasst mich durch... bitte... ich bin der Quaestor Principis...”, schluchzte er mit erstickter Stimme und taumelte in eine Richtung, die wohl nach vorne war.Sim-Off: EDIT nach Absprache und SL-Gedöns
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Zitat
Original von Caius Aelius Archias
Memento mori.Ich habe ein wenig drüber nachgedacht, was ich hier schreiben soll, aber mir fehlen noch immer die Worte.
Nur eines kann ich sagen: jammerschade.Leb wohl...
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Diese Seite hier meine ich: http://www.imperiumromanum.net/index.php
Netter? Manchmal ist sie das durchaus.
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Valgiso, du sprichst mir aus der Seele. Wenn man sich einmal beim Anloggen vertippt, ist alles aus. Dann muss man die Seite schließen und noch einmal neu öffnen, denn wenn man auf der Seite verbleibt, lässt er einen nicht mehr ran (einmal bei mir ist das so).
Dabei fällt mir ein, manchmal kommt so eine Weigerung ganz partout, sodass man seine IDs nicht anmelden kann. Manchmal funktioniert es nur auf der einen Spiegelseite, manchmal nur auf der anderen (also entwerder der Seite mit .net oder .info), auf einer der beiden geht es immer.