Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Genauso wie Nigrinas Augenbraue nach oben wanderte, so taten dies Pisos Mundwinkel. Der Flavier wiegte den Kopf hin und her bei ihrer Frage. “Zweiten Grades“, gab er lapidar Auskunft. Es war wohl wirklich so, dass Archias mit einem der mächtigsten Männern Roms, der scheinbar der Patron jedes zweiten Bürgers dieser Stadt war, stark verbandelt war. Und sicherlich war ihn zu kennen eine gute Art und Weise, an Quarto heranzukommen. Piso war so an ihn herangekommen. Nur leider hatte sich aus ihrem Gespräch nicht allzu viel ergeben. Leider. Piso hätte gerne Quarto als politischen Verbündeten an seiner Seite. Der Aelier hatte immerhin für ihn gestimmt, damals, als er sich zu den Vigintiviratswahlen gestellt hatte.
    Er nickte weiterhin, als Nigrina sagte, man sollte ihn im Auge behalten – und grinste dann plötzlich, wie aus heiterem Himmel, als sie ihm die Frage stellte. “Ich glaube, das kann man kurz und bündig beantworten. Ja.“ Er nahm sich kurz etwas zu trinken und fuhr dann fort. “Aber in einer guten Art und Weise, nicht, dass du mich jetzt falsch verstehst.“ Was sie darunter aber zu verstehen hatte, ließ er im Unklaren.
    Er verzog leicht seine Lippen, als Nigrina den Namen des Vesculariers erwähnte. Diese Sau, das dicke Schwein. “Es ist deplorabel“, zitierte Piso Gracchus. “Meinst du?“, fragte er dann aber schon, als sie abwinkte. “Nun, ich hatte wirklich nur vor, es zu bekleiden, bis die Wahlen kommen... aber es ist schon gut, dass ich es nicht getan habe, du hast recht. Man hat mir selber auch dringend davon abgeraten.“ Schon alleine die Tätigkeit als Primicerius hatte man kritisiert. Wenn er vorher anderes getan hätte, hätte man ihn vielleicht mit einem noch höheren Prozentsatz gewählt.
    Sie hatte ein hübsches Lächeln, fand Piso. Sie hatte es gewissermaßen perfektioniert. Der Flavier musste jetzt aufpassen, dass er seine Schwester nicht unter Wert verscherbelte. Er grinste, als sie bestätigte, er wäre wirklich für Höheres bestimmt. Irgendwie baute ihn das auf. Er fand es super, dass sie das dachte. Auch wenn sie seine Schwester war und somit das ganze mit einer ganz eigenen Perspektive sah.
    Als sie ihn nach einem Vorschlag fragte, musste er nicht lange fackeln. “Der Markt! Es ist das Schönste und Tollste, was es in Rom gibt! So etwas siehst du in der ganzen Welt nicht noch einmal! Wollen wir jetzt gleich gehen?“ Ohne recht die Antwort von Nigrina abzuwarten, nahm er sie mit einigem an Überschwang am Arm und führte sie hinaus, durch die Gassen, zum Markt hin.

    [Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpgAcanthus


    Acanthus hielt sich selber für ein quintessentiell armes Schwein. Er bekam immer nur Pampe zu essen. Jeden Tag das selbe. Zwar hatte er einige Macht über die anderen Sklaven, ja sogar über die vor der Türe wartenden Herren selber, konnte er sie doch einfach verscheuchen, wie dreckiges kleines Ungeziefer, was er auch gerne und oft einmal machte. Doch auf der anderen Seite fühlte er sich manchesmal etwas verlassen. Vielleicht wäre mehr weibliche Gesellschaft einmal gut. Gneau in diesem Moment klopfte es. Er murmelte einen bestialischen Fluch und stand auf. Die Tür machte er auf, so wie es der Brauch, und blickte den vor der Türe stehenden Sklaven an, bevor er zu der Herrin blickte, die sich ankündigen lassen hatten. Hmm. Die war hübsch. Nicht von schlechten Eltern, dachte sich Acanthus. Dies sorgte vielleicht auch dafür, dass er den armen Sklaven vor ihm nicht, wie üblich, anschnauzte wie die anderen. Nein, er sprach mit ganz ruhiger Stimme.
    “Salve. Was wünscht deine Herrin vom Herrn Piso?“ Auf die Antwort war er ja schon gespannt. Hatte sich der Spinner etwas die da als Freundin geangelt? Wenn dies so wäre, käme Acanthus nicht umhin, dem Flavier Respekt dafür zu zollen.

    Archias sagte jetzt gar nichts mehr, er blickte nur noch Piso an mit so einem seltsamen Blick an, einem eigenartigen, den der Flavier jetzt nicht ganz so gut deuten konnte. Das Seufzen sprach eine deutlichere Sprache für den Patrizier. Ratlosigkeit. Archias hatte keinen Tau, was er tun konnte. Piso eigentlich hätte dies an Archias‘ Stelle auch nicht gehabt – sonst hätte er ihn auch nicht zu so einer harschen Maßnahme geraten.
    Er respektierte es aber jetzt einfach einmal, dass Archias sich nicht den Mund darüber fusselig reden wollte, und begann, ganz attentiv zuzuhören, als der Aelier begann, loszureden über die Liebe und was dazu gehörte. Piso blickte ziemlich tumb drein, als er hörte, was Archias davon hielt. Kleiner Finger? Höh? “Hmm. Vielleicht hast du da recht.“ Wäre schon toll irgendwie, wenn Prisca wirklich das selbe für ihn verspüren würde wie er für ihn.
    Er zog kurz seine Augenbraue aristokratisch-irritiert hoch, als Archias zugab, Crassus und Gracchus verwechselt zu haben. Für ihn war das ziemlich unmöglich, alleine aus Respekt vor dem intellektuell höchststehenden Menschen, den er kannte. Er zuckte die Achseln. Er wusste schon, was zwischen Gracchus und Aetius vorgefallen war... und je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher war es, dass damals ein Missverständnis vorgefallen war. Nur, er würde da sicher nciht mehr vermitteln.
    Die nächste Frage ließ ihn erstarren. “Nichts. Nichts, was dich interessieren würde“, machte er eigenartig abweisend. Er wollte es niemanden erzählen. Niemanden in der Welt. “Schon nicht so wichtig.“ Er presste seine Lippen zusammen und eilte sich, zum nächten Thema zu kommen.
    Jenes nächste Thema lud dazu ein, theatralisch mit den Armen rumzurudern, eine Gestik, welche er liebte. “Deine Freundin? Deine Freundin? Kumpel, die hasst dich! Du hast nicht gesehen, was in ihren Augen war, als sie mich besucht hatte. Die wird dich umbringen, wenn du ihr noch einmal zu nahe kommst! Es hat sich ausgefreundschaftet, versteh das doch! Du kannst einfach nicht zwei zum Preis von einer haben, Archi! Hast du wirklich gedacht, die wird darüber entzückt sein, dass du sie sitzen lässt? Setz mal dein Hirn ein!“ Seine kreisenden Armbewegungen wurden langsamer, als ob nun Piso eingesehen hätte, dass er sich dadurch alleine nicht in die Lüfte aufschwingen konnte wie damals Ikarus.
    Als jedoch er Archias letzte Frage hörte, hielt er komplett inne. Was war das für eine Frage? Eine gute Frage. Er schloss seine Augen kurz. Er atmete tief ein. Und dann nickte er. “Ja“, brachte er eher flüsternd hervor. “Es ist so.“ Er öffnete seine Augen wieder und blickte Archias vorsichtig an.

    Er hörte ihr zu, ließ sie ausreden. Nichtsdestotrotz hob er seine rechte Augenbraue, als sie redete. Nachdem sie geschlossen hatte, senkte sich diese wieder, und er lächelte sie an, wie ein Erwachsener ein Kind anlächelt, das behauptet hatte, es hätte einen sprechenden Hasen getroffen.
    “Nun, es ist an jedem Volk, seine eigene Rechtssprechung zu haben. Wenn die Hibernier sich entschieden haben, alle Prinzipien des fairen Beweisrechts über Bord zu werfen, um schnelle, vielleicht falsche Entscheidungen zu fällen, dann sei ihnen diese Entscheidung unvorbenommen.“
    Er beugte sich über ihren Schreibtisch, soweit es von seinem Stuhl aus ging. “Nanu? Warum schreibst du denn nicht mehr? Tinte ausgegangen? Hier.“ Demonstrativ setzte er ein zweites Tintenfass neben ihr erstes, welches im Übrigen, sowie Piso das sah, noch genug Tinte beinhaltete. Aber er wollte sie halt dazu wieder animieren, weiterzuschreiben.


    Sim-Off:

    Ich komme mir vor wie ein Hausbesetzer. Wenn wir 10 Jahre hier weiter im Thread bleiben, haben wir uns diesen Raum-Thread offiziell ersessen. :D

    Ja, es war jetzt doch wieder ein bisschen her, dass Piso bei Macer gewesen war, und so hatte er sich entschlossen, seinen Patron aufzusuchen. Es gab einige Sachen zu bereden. Insbesondere gab es eine Sache zu bereden. Nein, es würde nicht einmal um Prisca gehen – und auch nicht um seine Schwester Vera, die mit jedem Tag in ihrem Koma schwächer wurde, die er quasi sterben sehen konnte. Er würde diese Themen verdrängen. Zumindest fürs erste. Piso war ein hervorragender Verdränger. Er hatte vieles verdrängt, was geschehen war. Anders würde er jetzt nicht mehr Leben, zumindest wäre er wahnsinnig geworden.
    Als Patrizier, Septemvir und gewesenen Vigintivir ließ man Piso gleich einmal relativ weit nach vorne, sodass er nicht lange warten musste, bis er an der Reihe war, um mit Macer zu sprechen.
    “Salve, Patron!, grüßte er den Purgitier freundlich. Irgendwie versetzte ihn alleine schon der Anblick von Macer schon in eine bessere Laune. Ein einziger vernünftiger Mensch inmitten all der Irren, die in der Weltgeschichte rumliefen.
    “Ich bin gekommen, um mit dir über etwas zu sprechen, was ich fand, Zeit wäre.“ Er hüstelte. “Ich würde gerne nächstes Jahr, da ich nun Vigintivir gewesen bin, als Quaestor kandidieren. Ich wage es jetzt einfach zu denken, dass du da wohl nichts dagegen haben wirst?“ Hoffnungsfroh blickte er Macer an. Es wäre Wahnsinn von einem Mann, einem Klienten den politischen Aufstieg zu verwehren. Und Piso hielt Macer für keinen Wahnsinnigen, im Gegenteil, er konnte nicht anders als den Senator zu bewundern, insgeheim gar zu vergöttern.
    “Ich habe deswegen jetzt eine spezifische Frage, dich betreffend. Ich könnte es mir vorstellen, Quaestor Consulum zu werden, wenn...“ Er begann leicht verlegen zu grinsen. “Wenn du der Consul wärst. Hast du dir vielleicht schon etwas in der Art überlegt?“ Er blickte Macer, den er sehr gerne als Consular sähe, neugierig an.

    Es dauerte einige Zeit (:D), bis Piso reagierte auf Semiramis‘ Frage. Er wähnte sich im Jammertal. Er fühhlte sich elend, mies, sein Zustand wurde allen schrecklichen Eigenschaftswörtern gerecht, die es geben konnte. Er biss sich in die Unterlippe, bevor er aufsah. Sein Gesicht war noch kalkweißer als vorher. Man sah ihm an, was für Herzenskrämpfe er durchmachte.
    “Egal. Irgendwo. Irgendwo einfach“, machte er ohne große Gesten oder überbetonender Stimme, was seltsam war, wenn man seine typische Praxis, wie er mit den Sklaven umging, betrachtete.
    Er wandte erst jetzt sein Gesicht Semiramis zu. Sein trauriger, deprimierter Blick suchte ihre Augen. “Du... Semiramis... es tut mir Leid, dass ich dich vorhin so angebrüllt habe. Das war nicht in Ordnung. Tschuldigung.“ Nach seiner absolut unwahrscheinlich erscheinend gewesenen Entschuldigung ließ er sich wieder ins Bett fallen.
    “Komm, bitte... und massiere mich, nur ein kleines bisschen... mir tun alle Knochen im Leibe weh, als ob man mich verprügelt hätte.“ Ein bittender Blick traf die Syrerin.
    Pisos Verhalten war wohl für jeden, der ihn kannte, mehr als nur merkwürdig. Aber das Problem war – Piso hatte sein herz noch nie in diesem Ausmaß verloren. Serrana, ja, das war ein eigener Fall gewesen. Es tat immer noch ein kleines bisschen weh, an sie zu denken. Aber Prisca... das war etwas komplett anderes. Es war etwas, was von den Göttern gestützt und angetrieben wurde. Serrana war einfach nur ein nettes Mädchen gewesen – Prisca war die, die für ihn bestimmt war. Da war er sich ganz, ganz sicher. Nur, ob sie das mit der gegenseitigen bestimmung auch wusste? Ach, diese Ungewissheit!
    Er lag nur noch da und wartete darauf, dass Semiramis tat wie befohlen... nein, in diesem Fall konnte man fast sagen, wie gebeten.

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Tja. Ich tue hiermit kund, dass meine Aktivität bis Mitte Mai graduell weniger wird, und dann komplett ausfällt. Der Grund sind Prüfungen. Ich werde meine Vigintiviratsaufgaben noch zu Ende bringen, und ausstehende Handlungsstränge weiterverfolgen. Sonst bitte rechnet nicht mit Kraftäkten von meiner Seite. Ich schaue dann sicher wieder dann und wann rein. ;)


    So, Intensivierung. Rechnet bitte die naechsten 10 Tage nicht mit mir. Danach wird es graduell besser.

    Ach Herrje. Das ist gar nicht gut... einmal nicht fuer mich, der ich nun deine Geschichten nicht mehr lesen kann.


    Ich wuensche dir auf jeden Fall alles Gute.

    Sim-Off:

    So. Jetzt sind wir, was Wartezeiten angeht, quitt. 8)


    Sie sagte nichts mehr, blickte ihn nur an, schien mit ihren Gedanken abzuschweifen in Gefilde, die zu sehen nur den Besitzern der jeweiligen Fantasiewelten, derer es so viele gab wie Köpfe, vorbestimmt war. Oder so ähnlich, dachte sich Piso. Er bemerkte am Rande, wie sie mit ihrem Kopf eine Bewegung ausführte, ähnlich wie die, die er gerade gemacht hatte, was ihm doch noch ein leichtes Lächeln entlockte. Doch amsonsten sagte sie nichts mehr zu dem ganzen, und Piso fand das auch eigentlich gut. Er war zwar ein Quatschkopf, aber sich Probleme, Emotionen von der Seele reden, damit tat er sich doch manchmal ein wenig schwer. Und wenn er dies tat, dann nur in einer Art und Weise, die andere kaum verstehen könnten. Hie und da konnte man Probleme nicht herumerzählen, man musste sich dann einfach im Zimmer verschanzen und sich in irgendetwas stürzen – Arbeit, das Spiel an der Lyra, die Poesie, den Dienst an den Göttern. So konnte man am Besten verdrängen – und Piso war ein guter Verdränger. Nur, wenn es um Vera ging, war es des Öfteren so, dass er, in ganz unerwarteten Momentan, in Lethargie verfiel. Er erahnte schon in der Ferne den Schatten des Todes, welcher Vera dräute, und die Ungewissheit war vor allem schlimm. Nicht daran denken, befahl er sich selbst. Verdrängen. Einfach nur dies tun.
    Er betrachtete Nigrina dabei, wie sie nachdachte, als er ihr gegenüber den Namen von Archias erwähnte. Klingelte bei ihr tatsächlich nichts? Er wollte schon ein paar Hilfestellungen geben, allerdings kam sie doch noch drauf. Er grinste. Doch noch wieder. “Na also, geht doch! Na ja, ich weiß auch nicht. Ich glaube, vor allem durch seinen Onkel Aelius Quarto. Jetzt weiß ich nicht, ob dir der Name etwas sagt. Auf jeden Fall ist er Senator, Consular, und sehr einflussreich. Er ist der Bruder des Kaisers, musst du wissen.“ Auf jeden Fall hatte er einen lustigen Bart, das schon mal vorweg, dachte er sich. “Und Archi hat auch echt etwas aus sich gemacht! Er war Postpräfekt in Aegyptus, und hat es sich, wenn ich das mal so behaupten darf, wirklich verdient.“ Er nickte suggestiv. Sein Nicken wurde etwas langsamer, als Nigrina ihm ihre Meinung zu ritterlichen Posten sagte. “Nun. Ich habe mich damals um einen ritterlichen Posten bemüht. Ja, wirklich. Das ist aber in die Hose gegangen. Dieser Vescularius, der Stadtpräfekt, will keine Patrizier als Ritter in der Kanzlei. Es gibt dazu schon ein Edikt.“ Er schüttelte den Kopf. “Eine Schande. Wir werden an allen Ecken und Enden diskriminiert. Das einzige, was uns noch bleibt, ist die Steuerfreiheit. Wer uns die nimmt, bricht uns entgültig das Genick, dann können wir unseren Reichtum einpacken.“ Er schüttelte bedauernd den Kopf. Er brachte dann aber doch noch ein geschmeicheltes Lächeln hervor. “Bin ich das?“ Natürlich war er das, für Höheres bestimmt, aber er wollte sich dies gerne von Nigrina bestätigt wissen.
    “Ah, sehr gut.“ Er nickte. Phrima würde sich sicherlich darum kümmern, dass Nigrina ein angemessenes Zimmer bekam. Ihre Frage erwischte ihn dann aber schon noch ein wenig. “Ich? Öh, ich äh... nein, habe ich nicht“, gab er zu. “Du würdest gerne was machen mit mir?“, riet er jetzt einfach einmal, und kratzte sich ein oder zwei Male am Kinn.
    “Nun, sicher. Machen wir etwas gemeinsam. Wohin möchtest du? Ich kenne ein paar sehr gute Tavernen und Gaststätten. Oder willst du auf die Tiberinsel? Ist jetzt sehr schön, so im Frühling. Oder zum Kapitol, Tempel anschauen gehen? Oder auf den Markt? Steht dir alles offen!“ War doch schön, in einer Stadt zu geben, wo man so viel machen konnte. Wenn er sich nur an Ravenna zurückerinnerte... pah. Müdes Kaff.

    Kaum war Semiramis aus seinem Zimmer entschwunden, etwas verängstigt, beleidigt womöglich, blickte Piso ein paar Sekunden lang zur zugegangenen Tür, atmete tief ein und aus. Irgendwie behandelte er sie schon ungerecht. Aber er hatte in ihren Augen etwas gesehen, was jedem Sklavenhalter gefiel. Angst. Er hatte ihr Angst eingeflösst. Durch seine Drohung. Durch seinen Ausbruch. Durch sein schwankendes Gemüt, welches durchaus typisch für ihn war, was vielleicht mit ein wenig Metrosexualität auf seiner Seite zusammenhing. Er setzte sich wieder auf und stierte ins Leere. In die endlos erscheinde Leere. Kurz musste er an Verus denken. Stets hatte er ihn für einen Melodramatiker gehalten, der übertreib. Aber jetzt war es vielleicht doch anders.
    Irgendwie tat Semiramis ihn nun doch Leid. Sie kam nach so einer langen Reise zurück und das einzige, was sie sah, war ein grantiger Herr, der sie mit Beschimpfungen überschüttete. Er konzentrierte das Hirn. Was war die geeignete Dosis von Gefühlen gegenüber Semiramis? Wenn er zu weich war – und bisher war er das bei den Göttern nicht gewesen – würde sie ihn entweder hassen oder fürchten. War er wirklich zum Fürchten? Bei Furianus wäre das anders, aber er, Piso, war halt ein paar Ligen darunter. Was, wenn er mit Semiramis, der kleinen Syrerin, etwas weniger gemein vorging? Nun, sie würde sich hinter seinem Rücken schief lachen! Vielleicht. Was also sollte er tun? Er kam zu gar keinem rechten Ergebnis, immer, wenn er zu einem Gedanken ansetzte, kam ihm die Erinnerung an die Aurelia dazwischen... wie sie sich angefühlt hatte, wie sie geschmeckt hatte, all dies. Er sackte wieder zurück und blickte elendiglich in die Weltgeschichte. Beziehungsweise auf die Decke, die über seinem Bett war. Sein Blick fiel nach links, wo die altbewährte Büste des Kaisers Titus stand. Er hatte sie schon ewig, die Büste des für ihn größten Kaisers aller Zeiten. Titus, Titus Flavius Vespasianus Minor. Was hätte er wohl getan? An seiner Stelle? Nun, sicher hätte es Piso geholfen, wäre er ein Kaiser, und nicht nur ein Septemvir, der erst einmal die erste Stufe im Cursus Honorum hinter sich hatte.
    “Sauübel...“, murmelte er und würgte ein paar Male, doch er brach nicht – welch Wunder, hatte er doch die längste Zeit nichts zu Essen gehabt. Wann würde Semiramis zurückkommen? Er fragte sich dies wirklich. Er musste auch daran denken, dass es eigentlich ein seltsamer Befehl gewesen war – er fühlte sich nicht wirklich hungrig.

    Nun gut. Welch andere Wahl hatte er? Dass Furianus eine Ohne-wenn-und-aber-Politik propagierte, mochte verwundern, besonders wenn man bedachte, dass er sich bei der eigenen Wahl enthalten hatte – obwohl, dies war etwas anderes gewesen. Nun, Piso hatte seine Entscheidung ohnehin schon gefällt, er musste sie nur noch physisch manifestieren. Er stimmte ab, ohne die Miene zu verziehen, ganz und gar routinemäßig, vielleicht gar etwas gelangweilt.
    Und das sah dann auch so aus: :dafuer:

    Zitat

    Original von Lucius Iulius Centho
    Ja ich hab den Aushang nicht gefunden aber irgendwo is einer.
    Ich hab das damals mit verfolgt weil ein Patrizier im Ordo Senatorius den CH beschreiten wollte aber aus Geldmangel erst mal Ritter werden wollte (ich sag aber jetzt nicht wehr). Das fand der Praefectus Urbi nicht so witzig und da hat er das beim Kaiser beantragt.


    Das war meine Wenigkeit. :( Da habe ich ja was Schoenes ins Rollen gebracht. Ich denke, theoretisch kann man als Patrizier Ritter werden, aber praktisch ist es mehr oder minder unmoeglich. Deshalb wollen ja alle Patrizier Senator, und niemand Ritter werden...

    Der Claudius sprach, und Piso hörte zu. Ja, er war ein guter Zuhörer, das war eine seiner besten Eigenschaften, fand er – abgesehen davon natürlich, dass er ein gnadenlos genialer Ästhet war. In seiner ersten Antwort schilderte Lepidus seine bisherigen Qualifikationen. Bei seiner zweiten legte er dar, dass er nicht nur vorsichtig hineinschnuppern wollte, sondern es auf eine längere, statthafte Karriere anlegte. Beides gefiel Piso. Er hätte so eigentlich schon mehr nachgefragt... aber es handelte sich hierbei um einen Klienten von Durus, dessen Wohlwollen Piso sich sichern wollte, und den Schwager des Furianus, vor dem Piso tief in seinem Inneren noch immer Furcht hatte. Also nickte er.
    “Danke, Claudius.“ Er würde für ihn stimmen. Zwar nicht mit herzhaftem Enthusiasmus, aber doch – badachte man zudem, was Piso vorzuweisen gehabt hatte, als er hier gestanden war. Zumindest hatte er seine Rede länger gehalten. Aber Lepidus sah aus wie einer, der es kurz und prägnant mochte, von daher also würde Piso nicht den Quertreiber geben.