Es klopfte an der Türe, und Piso trat ins Officium hinein. Gerade war er von seinem bisherigen Officium gekommen, wo er sich noch schnell von allen verabschiedet hatte. Er blickte Varus an und seufzte.
„Salve, Varus. Ich wollte dir was sagen. Vielleicht hast du es schon gehört, die Septemviri haben mich in ihr Collegium aufgenommen. Nun ist es aber so, dass ich nicht gleichzeitig Primicerius und Septemvir sein kann. Das einzige Amt, welches man zur gleichen Zeit wie ein Priesteramt bekleiden kann, ist ein Amt im Cursus Honorum. Das bedeutet mein Aus hier. Ich habe mich gerade entlassen. Draußen hängt meine Entlassung bei den Bekanntmachungen. Das ist jetzt das letzte Mal, dass du mich hier siehst.“ Er zuckte die Schultern.
„Es tut mir Leid, dass ich ausfalle. Doch ich kann nicht anders. Als Ersatz für mich schlage ich meinen Klienten Gaius Numerius Urbicus vor. Er ist bisher mein Obernotarius gewesen und ein sehr guter Mann.“, meinte er.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Sim-Off: [SIZE=7]Nach einem Hinweis in letzter Minute.[/SIZE]
Als heute Piso ins Officium trat, war irgendwie alles anders. Irgendwas an Piso hatte sich verändert. Er schmiss nicht mehr die Türe mit dem gewohnten Schwung auf, sie wurde ganz sachte und vorsichtig aufgemacht, als ob sie etwas Wertvolles wäre. Und Piso trat auch nicht mehr, wie gewohnt, zu seinem Tisch im Officium hin – er stellte sich vielmehr in den Raum hinein und verschaffte sich mit einem Räuspern Gehör. „Leute.“, meinte er knapp und blickte um sich. „Ich komme gerade vom Anschlagplakat – ich habe mit gerade selber entlassen.“ Ein Raunen ging durch das Zimmer. Piso wartete, bis es abklang, und redete weiter. „Ich bin jetzt Septemvir.“ Er nickte Urbicus zu. Der bullige Notarius war ein Klient von Piso geworden, einige Zeit lang mochte das schon her sein. Nicht nur er war es geworden, nein, Piso hatte seine Klienten strategisch in der Kanzlei, in unterschiedlichen Officii. Auch wenn er kein Mitglied der Kanzlei mehr sein würde, sein Informationsfluss würde nicht abbrechen.
„Und aus diesem Grund kann ich nicht mehr länger Primicerius sein. Ihr werdet ohne mich weiter machen müssen. Ich werde noch zum Procurator gehen und ihm Bescheid sagen. Und Urbicus als neuen Primicerius vorschlagen.“ Er schwieg kurz. „Ja. Das war alles. Macht’s gut. Valete.“ Er blinzelte, und als er aufsah, sah man tatsächlich, dass er ganz leicht feuchte Augen hatte. Er seufzte und wandte sich um. Er verschwand ein letztes Mal durch die Türe, und ließ eine bass erstaunte Officiumbesatzung zurück.
Pisos Zeit in der Kanzlei war vorbei.
Eine Ära war zu Ende gegangen. -
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTIENTLASSE ICH
AULUS FLAVIUS PISOMIT WIRKUNG VOM
NON IAN DCCCLX A.U.C.
(5.1.2010/107 n.Chr.)AUS DEN DIENSTEN DES
PRIMICERIUS A LIBELLIS -
Piso atmete erleichtert pfeifend aus. „Ich danke dir sehr. Und, ich weiß natürlich, dass eine Hand die andere wäscht. Auf jeden Fall würde es mich freuen, wenn ich dir einmal behilflich sein könnte.“ Wie, ließ Modestus jetzt schon anklingeln – er wollte über das Treiben bei den Septemviri informiert bleiben. Das war klar, schließlich waren die Septemviri im Cultus Deorum ungefähr das, was die Kanzlei im Reich darstellte – die Schalt- und Waltzentrale. „Zuerst schauen wir mal, ob ich überhaupt kooptiert werde.“, lächelte Piso. „Wenn das aber so sein würde, gerne.“ Modestus war ihm durchaus nicht unangenehm – er hatte einen scharfen Intellekt, zumindest schien es Piso so.
Er nickte, als Modestus in die selbe Kerbe schlug, die Piso schon vorgegeben hatte. „Sicherlich wäre das die Gelegenheit für noch viel mehr Senatoren als früher, sich ihr Vermögen aufzustocken...“, sinnierte er. „Als kleinere Provinzen – wären da die früheren Provinzen, die jetzigen Regiones, angedacht?“, fragte er. -
Sim-Off: @ Phaeneas: lol
Welch mystischer Titel
Erwartete Piso ein angenehmer, ätherischer Duft, der göttlich das Atrium durchwaberte? Nein. Aber es roch... ganz normal. Vom Geruch der Katzenpisse draußen war nichts zu spüren, den Göttern sei Lob und Dank. Ihm wurde der Weg gezeigt zu einem Raum, in denen drei Klinen standen (in der Villa Flavia hätte man sich wohl scheckig gelacht über solchen Minimalismus. Mit einem Blick, der Würde ausstrahlte (oder aber auch nur das Selbstbewusstsein, mit dem ein Gockel den Hühnerhof regiert; natürlich, bevor er verschnitzelt und paniert wird) betrachtete er den Sklaven, wie jener die Kline komfortabler machte, und ließ sich darauf fallen, kaum dass der Sklave weg war.
Sein Blick streifte, während er wartete, über die exquisite Einrichtung der Villa Vinicia. Ja, das war einmal ganz nett. Einer gens, die gleich zwei Consulare stellte, ganz angemessen.
So, jetzt blieb nur noch, auf Lucianus zu warten, in der Hoffnung, dass er bald kam. -
Vera begann den Leuten artig über Aegyptus zu erzählen, beziehungsweise ihre Erlebnisse dort. Piso wurde derenthalben von Imperiosus in Beschlag genommen, der ihm erzählte, wieso er wider besseren Wissens seine zerstörbaren Sachen nicht entfernen hatte lassen. „Was?“, fragte Piso? „Du denkst wirklich, ich könnte Klinen zertrümmern? Hmm, wenn der Wein gut ist... du musst dich wohl auf einiges gefasst machen.“ Er lachte. „Na ja, schick mir einfach die Rechung zu.“ Über Geld redete man ja bekanntlich nicht, man hatte es. Bei Piso war dies nicht immer der Fall gewesen, doch in letzter Zeit hatte er den einen oder anderen Notgroschen ansparen können.
Während des Gesprächs blickte er nicht immer unentwegt Imperiosus an. Dann und wann ließ er seinen Blick auch im Zimmer herumschweifen. Fast, als ob er schon jetzt auf der Suche wäre nach einem geeigneten Objekt, mit dessen Hilfe er Schaden anrichten könnte. Und dabei war die Casa Pompeia gerade eben renoviert worden.
Sein Blick fixierte sich wieder auf Imperiosus. „Sag, Imperiosus. Lebt denn außer dir niemand in der Casa?“ Er hatte noch niemanden hier herum gesehen... -
Lustig, dass der alte Messier nicht schon wieder stante pede eingeschlafen war. Piso hätte das zu gerne wieder gesehen. Er musste das unbedingt zu Hause üben. Könnte sich als nützlich erweisen.
„50 für das Lamm?“ So, hatten sie das gesagt? Piso konnte sich nicht daran erinnern, aber er wollte mal nicht so sein. „Dann sagen wir, ein Aureus.“, antwortete er seine Hände in einer bombastischen Geste vor sich herumfahren lassend, bevor seine rechte Hand in seinen Beutel hineinzuckte, er ebendiesen zaubertehervor und ihn in die Hand des Priesters drückte. „Nochmals vielen Dank. Ach, muss ich bleiben, bis die profanatio vollzogen ist? Ich würde sowieso alles dem Tempel spenden.“, meinte er großmütig.Sim-Off: 100 Sesterzen wohin? An Orestes oder den CD? Oder wie oder was?
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Natürlich war Piso zur Inauguratio erschienen. Und zwar pünktlich, denn ihm war die Sache sehr ernst. Endlich einmal war er beruflich vorangekommen. Es war unglaublich, fast konnte er es gar nicht wahrhaben. Wie ein Traum war dies.
Um diese Vorstellung zu vertreiben, zwickte er sich sogar in den Arm, als er die Stufen emporstieg zur Arx. Doch er wachte nicht auf, der Schmerz war absolut real. Es war alles echt. Mit staunenden Augen, die denen eines Kinds glichen, trat er zu der Gruppe Leute hin, die sich hier versammelt hatten, zu seiner Inauguration. Zu seiner!
Er schüttelte den leicht dämlichen Blick aus seinen Augen heraus und atmetet tief aus. „Salvete, Epulones.“, begrüßte er die Versammelten mit freudiger Stimme, somit auf sich aufmerksam machend. „Salve, Magister Opimius Naso.“, begrüßte er den ebenfalls anwesenden Magister Septemvirorum, bevor er sich dem Auguren zuwandte. Zuerst dachte er sich, es wäre ein ganz alter Mann – doch beim näheren Hinsehen entpuppte sich der vermeintliche Greis als blutjunger Kerl. „Salve, Augur.“ Hatte er den nicht irgendwo einmal gesehen? Der kam ihm doch bekannt vor. „Ich bin Aulus Flavius Piso. Bist du der...“ Verflixt, wie sagte man? „...Inaugurateur?“ Was für ein schwurbeliges Wort. Sicher nicht das Richtige.
Er blickte kurz in den Himmel. Mit den Inaugurationsriten war er durchaus vertraut, und es sah eigentlich ganz gut aus. Man hatte sich einen formidablen Tag ausgesucht. Es sollte nichts schief gehen, wie es aussah. Hoffte er einmal. -
Zitat
Original von Kaeso Annaeus Modestus
„Dass du dies sagst, beruhigt mich doch über alle Maßen.“, meinte Piso erleichtert. Er würde tatsächlich wenig später von den Epulonen kooptiert werden, also waren alle seinen Sorgen unbegründet.
Er nickte, als Modestus ihm erklärte, dass Uneinigkeiten nicht ausgeschlossen wären. Dies bestärkte Piso nur in seiner Annahme, dass Avarus nicht recht beliebt, und vielen Senatoren nicht geheuer war. Modestus war keine Ausnahme, wie es schien.
„Wenn wir schon von der Wahl reden...“, meinte Piso ein wenig zaghaft, „...wirst du mich bei meiner Kandidatur unterstützen? Ich meine, schließlich steht mein Patron, als der deinige, hinter mir...“ Zumindest wollte er dies hoffen. Was er vor allem wollte, war Klarheit. Würde der Mann ihn unterstützen? Denn Unterstützung konnte man als Vigintiratskandidat gut gebrauchen.
Er wäre aber nicht Piso gewesen, hätte er nicht noch zu den Überlegungen, Provinzen zu verkleinern, seinen Senf dazu gegeben. „Kleinere Provinzen würden auf jeden Fall einen angeschwolleneren Beamtenkörper bedeuten. Die Beamten würde das natürlich freuen. Der staatlichen Kasse weniger.“, gab er zu bedenken. „Die Provinzen sollten mehr ergeben, als sie kosten, und sie kosten dem Staat jetzt schon viel.“ -
Piso schüttelte den Kopf. „Es tut mir sehr leid, aber so kommen wir einfach nicht weiter. Ich denke, aus dem Handel wird nichts. Ein anderes mal vielleicht, aber ich fürchte, wir können uns einfach nicht einig werden.“ Er schüttelte den Kopf und stand auf. „Vale, Princeps Praetorio.“ Er drehte sich um und verließ das Zimmer.
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Der Flavier nickte. „Dann gehe zu Antonia.“ Er selber kannte sie leider nicht allzu gut. Wen sollte es wundern? Seine meiste Zeit verbrachte er sowieso in der Kanzlei, in der Bücherei beim Studium von irgendwelchen Schriften, am Markt, bei der purgitischen Salutatio, dann bei der Salutatio seiner eigenen Klienten (es waren nun schon ein paar, hauptsächlich Kanzleibeamte – kürzlich hatte er auch seinen Obernotarius Numerius Urbicus für sich gewinnen können), und beim Aufsuchen von irgendwelchen Leuten, die seine Karriere vorantreiben könnten.
„Vielleicht kann ich dir auch ein paar Namen nennen, deren Träger eine Einladung wert wären?“, warf er ein, er hatte schon einige Personen im Hintergedanken. Diese würde auch über die Clique hinausgehen, mit der sich Piso und Vera in der Casa Pompeia noch treffen würden.
Er lächelte geschmeichelt, als Vera behauptete, keiner könnte den Flaviern, insbesondere ihm, das Wasser reichen. Es war eh klar gewesen! Doch es war immer wieder schön, die Meinung anderer dazu zu hören. Hach, es war schon eine tolle Frau, seine Schwester. „Möglicherweise ist dies in Rom ja anders.“, meinte er. Vera unter der Haube zu sehen hätte schon etwas Befriedigendes.
Er merkte aber auf, als sie sich, scheinends energielos, zurücklehnte. „Vera? Geht es dir gut?“, fragte er besorgt und beugte sich zu ihr hin. „Möchtest du vielleicht wieder ins Bett?“ -
Wer ins Atrium kam, dem würde sich unweigerlich ein sonderbarer Anblick geben. Nun gut, was war schon sonderbar in der Villa Flavia? Jede Menge skurille Ereignisse fanden hier statt. Doch ein ausgewachsener Mann, der einen Brief in seiner Hand hielt und einen Tanz aufführte, den man 1900 Jahre später als eine eigenartige und irgendwie fast obszön reizvolle Mischung aus den Tanzkünsten von Rumpelstilzchen und Michael Flatley* bezeichnet hätte. Der Mann sang dabei, nein, gröhlte wie ein Besoffener: „Septemvir, Septemvir, Septemvir Flavius Piso. Trallala! Juhu. Hollaredullio! Juhe!“
Den Namen des Mannes zu nennen ist überflüssig.
Ebendiesem hatte es heute in seinem Briefkasten gerappelt. Als er hineingelangt hatte, war das erste, was er gesehen hatte, ein Siegel vom Cultus Deorum gewesen. Und als er es aufgerissen hatte, waren ihm die wundervollen Zeilen erschienen. Er war nun Septemvir. Septemvir! Unglaublich, so etwas war kaum zum Vorstellen. Er war nun nicht mehr ein einfacher Kanzleibeamter, sondern auch einer der höchsten Priester Roms. Er war nun ein wichtiger Mann.
Die Mühlen der Administration hatten nun also doch nicht so langsam gemahlen, wie Piso es sich gedacht hatte. Es würde seine Kandidatur um einen Zacken womöglich schwerer machen als gedacht, aber das war nichts, was ihn besonders berührte momentan. Er tanzte einfach nur, rund um das impluvium herum, bis er in eine Sklavin hineinkrachte.
„Herr...“, war das einzige, was die komplett baffe Ornatrix Astarte sagen konnte, bevor Piso sie sich packte und mit ihr rückwärtig um das impluvium herumwirbelte. Sie los lassend und sie (mit panischem Gesicht) das Heil in der Flucht suchen lassend, drehte er sich nochmals herum und setzte an, nochmals quer durchs Atrium zu tanzen. -
Eine Verbindung zur Tiberia - unumgänglich also. Piso blinzelte, als sich die Blicke auf ihn richten. Was Furianus vorher nicht geschafft hatte, als er ihn zu seinem politischen Erben gekürt hatte, schaffte er nun fast, indem er ihn angrinste – ihn dazu zu bringen, von der Kline zu kippen. Er sollte eine Tiberia heiraten? Innerlich musste er Gracchus recht geben – es war keine Sitte, erst zu heiraten, wenn man Senator war (ja, Furianus, schreib dir das hinter die Ohren, dachte sich Piso leicht belustigt und war froh, dass der Gute keine Gedanken lesen konnte). Doch musste man ihn jetzt schon in eine Ehe zwingen, ihn binden? Sein Blick wanderte von Furianus zu Gracchus und wieder zurück. Hilfe, man will mich verschachern, sagte dieser Blick aus.
Seine Augen weiteten sich jedoch, als Furianus den Namen Septima erwähnte. „Die kenne ich.“, meinte er tonlos. „Ich habe sie kennen gelernt bei einem rezenten Wagenrennen.“ Septima war nicht verheiratet! Nun schaute die Sache komplett anders aus. Er dachte schnell zurück. Ja, sie war nicht schlecht gewesen. Ganz und gar nicht schlecht. Bei Venus, sie war hübsch gewesen, ja.
Während er nachddachte, hing sein Kopf hinunter, er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen, fast schien es, als ob aus seinem Kopf es herausrauchte.
„Aber ist sie auch unverlobt? Und unversprochen?“, hackte er vorsichtig nach. „Ich wäre ihr nicht abgeneigt. Durchaus nicht.“ Somit beantwortete sich hoffentlich die Frage, welches seine sexuellen Präferenzen waren (die übrigens im krassen Gegensatz zu seiner Metrosexualität, die knartschrosane Togen, eine ungesunde Liebe zu Frauenkleidern, weibisches Gekichere und falsettlastiges Lachen umfasste, stand). Doch eine Frage stellte sich noch.
„Aber wie wäre eigentlich eine Verbindung zu den... sagen wir, Aureliern? Die familiären Banden sind ja noch recht dünn.“, warf er zaghaft ein. Besonders, wenn man sie mit den Banden zu den Claudiern verglich. „Und nach der Amtszeit des Aurelius Avianus werden sie voraussichtlich drei Senatoren stellen. Und wenn Aurelius Orestes noch das nächste Jahr als Quaestor kandidiert, und diese Wahl gewinnt, werden es bald 4 werden.“, fiel ihm ein. Ihm waren alle Aurelier, die er bisher kennen gelernt hatte, sehr sympathisch gewesen. Besonders die eine... Piso lächelte, und es fiel ihm gar nicht auf, dass er das tat. -
Piso suppte fleißig an seiner Suppe herum. Wobei er durchaus mitbekam, wie die Leute rund um ihn weiter diskutierten. Archias schaltete sich ein, und was er von sich gab, veranlasste Piso zu einem leisen Seufzen. Er hatte zwar recht, aber musste er so vorgehen? Der Gute preschte in Gewässer vor, die die drei Flavier und Quarto bis zum Dessert am Liebsten wohlweislich umschifft hätten. Und zog sich den Unmut des Furianus zu. Piso fand es zwar nett von ihm, wie sehr er seine Verdienste hochhielt, aber im Endeffekt brachte es nichts, das Gespräch schon tot zu reden, bevor es sich auch nur dem Ende zuneigte – wie Gracchus es gerade rhetorisch einwandfrei wie immer herausdeutete. Er nickte zu seiner Rede hin und ergriff hernach das Wort.
„Herrschaften, immer mit der Ruhe.“, meinte er sachte. „Archias, natürlich wäre der Imperator nicht begeistert, würde er uns hören. Der Punkt ist aber, er kann uns nicht hören.“ Paranoid war Piso doch nicht. „Somit steht es uns frei, zu theoretisieren, was sein könnte, wenn der Kaiser stürbe.“ War das jetzt der richtige Konjunktiv? Wurscht. „Wie Gracchus schon gesagt hat, es ist die Frage nach einem Caesar, die uns beschäftigt. Besonders zu dieser Zeit.“ Piso half wohl Archias wirklich nicht, als er dort ansetzte, wo Furianus aufgehört hatte. Aber man sollte die einzelnen Punkte nach und nach abtasten. Wozu hatte er sonst so ein langes Menü vorbereitet? „Man muss für alles gerüstet sein. Dass dem Kaiser ein Leid geschehen wird, ist nur eine Möglichkeit. Genausogut kann alles zur Zufriedenheit aller ausgehen. Allerdings, man braucht eine Sicherheit. So wie ein vernünftiger Mann ein Testament macht, bevor er sein Ende nahen sieht, sollte ein Herrscher einen Nachfolger bestimmen, bevor das Ende kommt. Es ist seine Pflicht. Und wenn der mögliche Nachfolger ein Minderjähriger ist...“ Sein Blick wanderte zu Quarto. „...sollte man jemanden adopieren, wie der göttliche Iulianus es getan hatte, lang bevor er in Parthien fiel. Oder aber man bleibt bei diesem Nachfolger, und macht sich daran, vielleicht einen Tutor für ebendiesen einsetzen, bis zu seiner Volljährigkeit.“ Letzteres schien ihm durchaus machbar. Maioranus als de jure Kaiser, Quarto als sein Tutor und somit de facto Regent.
„Es liegt natürlich im Interesse unserer gentes, die Nachfolge unseres Kaisers geregelt zu sehen. Senator Aelius, du solltest, so glaube ich, mit deinem Bruder darüber reden. Wir, das Volk von Rom, brauchen einen Caesar.“ Er hüstelte und wechselte das Thema. „Weiß der Kaiser überhaupt über die Missgunst, mit der Vescularius gesehen wird in Rom?“
Gut möglich. Und gut möglich, dass es ihm egal war. Er nahm sich ein wenig vom Wein und schenkte sich ein. Ein Schluck. „Ich möchte eine Frage in den Raum werfen. Vescularius hat viele Feinde. Doch welche Freunde hat er, abgesehen vom Kaiser? Er ist ja recht beliebt bei einigen einflussreichen Leuten. Besonders im Osten.“ Er trank noch einmal. „Was also könnte er zu seiner Unterstützung mobilisieren?“ Er dachte an die Cohortes Urbanae. Nicht auszudenken, Straßenschlachten zwischen den Cohortes Urbanae und den Praetorianern. -
Es dauerte nicht lange, de facto nur ein paar Sekunden, bis die Tür aufschwang und sich ein Sklave mit unerklärlich keltischen Äußeren in der Türe drinnen zeigte. Piso hob seine rechte Augenbraue nur ein klein bisschen, als er gefragt wurde, wer er war. Sein gewaltiger Ruhm war wohl noch nicht zu jedem durchgedrungen, wie es schien! „Mein Name?“, fragte er, wie um sicher zu stellen, dass es wirklich der Name war, was von ihm verlangt wurde. „Aulus Flavius Piso." Es musste sein Mantel sein, deshalb wurde er wohl nicht erkannt. "Und mein Wunsch ist...“ Überraschung! „...den Hausherren zu sprechen. Vinicius Lucianus. Und zwar wegen...“ Überraschung mal zwei! „...der bevorstehenden Wahl. Ich hoffe doch, er ist zugegen?“
Ein bisschen neugierig linste er in die Villa der Vinicier dabei hinein, und was er sah, sah schon ganz ordentlich aus. Obwohl, für Pisos Geschmack wohl ein bisschen zu wenig kitschig. -
DAS war also die Villa Vinicia.
Oho. Soso.
Es war weder ein besonderes noch besonders überkandideltes Haus, wie Piso voller Enttäuschung feststellte. Nun, man wusste ja nie, wie es innen eingerichtet war.
Piso schnüffelte kurz Luft ein, als ob er, einem Hunde gleich, aus dem Geruch der Casa irgendetwas erschnüffeln konnte. Dem war aber selbstredend nicht so. Vielmehr roch er nur das, was man sich von der Straßenluft Roms erwartete. Es schweißelte.
Der Geruch gefiel ihm gar nicht. Nichts wie rein.
Er beutelte noch einmal seinen Mantel glatt (denn ohne diesen konnte man sich zu dieser Jahreszeit überhaupt nicht aus dem Haus bewegen), schritt dann theatralischen Schrittes zur porta hin, erhob dann seine Hand und klopfte, seine patrizische Nase rümpfend, an, hoffend, das Interieur der vinischen Heimstätte wäre olfaktorisch zulänglicher. -
Sim-Off: Hab ich suchen müssen, bis ich den Thread gefunden habe.
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Phoebus klopfte an einem Cubiculum, dessen Bewohner er dort drinnen vermutete. Er bildete sich ein, irgendetwas zu hören, was wohl einem „Herein“ entsprach, und trat ein.
„Herr Furianus? Im Atrium wartet Aurelius Imbrex. Er hofft, dich sprechen zu können. Es geht um die anstehenden Wahlen.“ Das war auch schon das Sprüchlein des Sklaven, der weder durch seine Worte noch durch seine Mimik allzuviel von seinen Gedanken verriet. -
[Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/3458/diomedeszm4.png]
Diomedes war alles andere als erfreut, dass ihm noch zusätzlich Arbeit an den Kopf geworfen wurde, aber der gutmütige Klotz konnte nicht allzu lange auf Phoebus böse sein. Der arme Junge hatte ja auch sonst so viel zu tun. Vor allem, da ja nun Wahlzeit war, und Kandidaten in Rom umher rannten, als ob es kein Morgen gäbe. Angeblich hatten die Consule schon die Wahltermine ausgehängt – dass es da zu gewaltigen Anläufen bei den Häusern von Senatoren geben würde, war abzusehen.
Diomedes klopfte also an Gracchus‘ Türe an und wartete darauf, hineingebeten zu werden, bevor er eintat und brummte: „Salve, Herr. Ein Publius Aurelius Imbrex wartet im Atrium. Er will als Vigintivir kandidieren und sich scheinends deiner Unterstützung vergewissern.“ -
[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg]
Doch wer sagte, dass Acanthus nicht zugegen war? Er war einfach wieder einmal mit sich selber beschäftigt, über die Ursprünge des Kosmos nachsinnend. So brauchte er einige Zeit, bis er sich erhob und gaaanz langsam die Türe aufmachte, wo er sofort zugequatscht wurde, ohne dass ihm die Zeit blieb, noch ein Wort zu sagen.
„Salve.“, meinte er nur am Ende der Tirade und blickte den Sklaven mit dem selben Interesse an, mit dem man ein wunderliches Insekt beäugt. „Dein Herr will Wahlwerbung betreiben, hmm? Nun gut. Die Herren Furianus und Gracchus sind zugegen. Also, tretet erst einmal ein. Phoebus!“ Der junge Sklave zuckte zusammen, als er gerufen wurde, seufzte und geleitete den Aurelier in das Atrium. -
Im Atrium angekommen, verwies Phoebus Imbrex auf eine Kline, die dort praktischerweise herumstand. „Nimm Platz.“, quackte er und verschwand eilends, um Furianus zu benachrichtigen (Abwechslung musste sein) und irgendjemanden aus der Sklavenschaft anzuweisen, Gracchus zu benachrichtigen. Die Wahl fiel auf Diomedes, der ungeschlachte Fleischklumpen hatte sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten, wie es schien.