Zuerst schaute der Priester ein wenig bedröppelt drein ob Pisos wohl etwas trockener Feststellung, bevor er loslachte. Der Flavier lachte ebenfalls, als der Opimier antwortete. „Da hast du wohl Recht, Magister Septemvirorum.“, meinte Piso und nahm dankbar den Platz, den ihm Naso anbot. „Oh, vielen Dank, ja, bitte.“, meinte er erfreut über den Umstand, dass er doch noch etwas zu trinekn bekommen würde. Der Wein wurde dankbar angenommen und gesürfelt, sowie der Becherrand seinen ihm vorgestimmten Weg an die Lippen des sich gerade Hingesetzen fand.
Der Wein war nicht mal schlecht, musste er sagen. „Ein guter Tropfen.“, erwähnte er am Rande, bevor das eigentliche Vorstellungsgespräch begann.
Piso nickte. „Das stimmt, ich will dem Collegium beitreten.“ Er machte eine kurze Pause, während der er den Priester ansah und sich einen Satz, beziehungsweise ein paar jener Sorte, zusammenbastelte.
„Die Entscheidung, mich für den vakanten Sitz zu bewerben, entstand aus meinem Wunsch heraus, dem Imperium besser und umfangreicher zu dienen, als ich es bisher tat. Wie du vielleicht schon aus den Briefen, welche dir womöglich schon Senator Tiberius Durus und Pontifex Flavius Gracchus geschickt haben, weißt, bin ich momentan Kanzleibeamter. Mein Wunsch ist es jedoch, dem Reich mehr als nur auf einer sekulären Ebene zu dienen. Vielmehr will ich es unternehmen, sicher zu stellen, dass das Reich die Götter auf seiner Seite hat, dass der Pax Deorum aufrecht erhalten wird. Ich habe mich bereits umfangreich gebildet, was geistliche Angelegenheiten angeht, und seitdem ich in die Sodalität der Arvalbrüder aufgenommen worden bin, ist der Wunsch in mir, priesterliche Dienste zu leisten, umso stärker geworden. Als Septemvir könnte ich dies am Besten machen, habe ich doch umfangreiche Erfahrungen in der Kanzlei gesammelt, was Verwaltungsarbeit und Organisation angeht.“
Endlich konnte er wieder tief Luft holen.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Arbeit aufgehalst zu kriegen, war selten schön, doch dieses Mal hatte sie Phrima von der sehr unangenehmen, undankbaren Aufgabe, Bettlaken zu wechseln, abgehalten. Fast würde sie es schon als Pause bezeichnen können. Obwohl, es war schon immer ein wenig beängstigend, mit den Herren zu reden. Vor allem, weil diese nicht immer das verstanden, was sie sagte.
Phrima atmete kurz aus, bevor sie am Cubiculum der Antonia anklopfte. Brav wartete sie darauf, hineingebeten zu werden, bevor sie eintrat.
„Herrin? Do isch uonar...“ Sie hüstelte. „Da ischt einer im Atrium. Er heißt Claudius Nero und will dich sprechen. Zämmat... zusammen mit deinem Gatten.“, machte sie langsam, darauf bedacht, nicht bei jedem Wort in ihren Akzent zu verfallen. -
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Phoebus, der die Aufgabe, bei Antonia anzuklopfen, auf die raetische Kammerdienerin delegiert hatte, war noch immer mit der Aufgabe betraut, Gracchus von der Ankunft eines Mannes zu unterrichten. Und zwar von niemandem Geringeren als einem gewissen Claudius Nero (dessen Namen er noch nie vernommen hatte).
Er klopfte an der Türe des Gracchus an, hörte irgendetwas, was genausogut ein „Herein“ wie irgendetwas anderes hätte sein können, und trat ein. „Herr?“, fragte er in seiner typisch quäkenden Stimme, die sein jugendliches Aussehen nur noch mehr betonte. „Im Atrium wartet ein Mann auf dich, namens Claudius Nero. Er will dich und deine Frau sprechen in religiösen und familären Angelegenheiten.“ Dies war schon alles, was der wortkarge Sklave von sich gab. -
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Acanthus seufzte und nickte dann. Ein Karrierist schon wieder. „Er soll reinkommen. Phoebus!“, rief er nach hinten. „Zum Atrium mit ihm.“ Der Türsklave trat zur Seite, um dem Manne Platz zu machen, sodass jener vom jungen Phoebus zum Atrium geleitet werden konnte.
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Phoebus geleitete den ungeladenen Gast bis ins Atrium, wo er sich zu ihm umdrehte, und wortlos zu ener Kline deutete, die im Raum stand. Ihm etwas Wein anzubieten befand er nicht für nötig. Dies würde ein anderer Sklave tun. Phoebus machte also nur ein Zeichen zu „Mama“ Cungah, die den Boden fegte, hin. Die dickliche Nubierin nickte und verschwand in die culina.
Als Phoebus hinfortging, um Gracchus zu informieren (wobei er bei seinem Weg die Kammerdienerin Phrima abfing, die er bat, zu Antonia zu gehen), erschien Cungah wieder mit einem Krug Wein, welchen sie dem Claudier kredenzte. -
Naja, ich kann nur schwerlich als Piso Schreiben bearbeiten, die ausdruecklich an den Pae gerichtet sind, und somit komplett ausserhalb von meinen Kompetenzen als kleiner Pal fallen...
Aber jetzt ist eh alles wieder im Lot, wie ich grade gesehen habe.
An den hinter Silanus: Danke. -
Hallo,
eine Frage: Was wird jetzt aus den Wahlen? Der Pae ist jetzt auf Urlaub, und ich selber waere sehr gluecklich, wenn die Wahlen nicht weiter hinausgezoegert werden wuerden... -
Ach, die Gratulation. Sie fand bei Piso einen dankbaren Abnehmer. Er grinste stolz und offenbarte damit ein Gebiss, in dem sich noch alle Zähne befanden. „Ich danke dir vielmals!“, meinte er froh. Nein, von seiner vorherigen, darniederziehenden Trauer war dem Flavier, der sich doch ständig in einem Wechselbad der Gefühle zu befinden schien, nichts mehr anzumerken. Piso hatte seine Traurigkeit fürs erste komplett beiseite geschoben, um sich ihr zu passender Zeit wieder vollkommen und genügend widmen zu können. Jetzt gab es anderes zu tun.
Zum Beispiel, auf Prisca zu warten, bevor jene herauskommen würde. Oder, mit dem Parther zu feilschen. Jener war gerade daran, aufzuzählen, wieviele Kinder er hatte. Piso schmunzelte leicht, als er das hörte. 10 Kinder! Die Manneskraft des Guten war zu bewundern. Nachdem der Parther ihm seine leidensgeschichte ausgebreitet hatte, kam auch sofort der Preis auf Piso heruntergedonnert wie ein Vorschlaghammer direkt auf den Kopf. Seine Augen weiteten sich unweigerlich. 50 Aurei. Dafür könnte man ein Grundstück kaufen. Er rechnete kurz in seinem Kopf durch, wieviel ein ordentlicher Händer verlangen könnte, selbst wenn der Tee gratis war. 7 Ringe. Wieviel kostete denn dies? 1 Aureus pro Stück? Vielleicht 2. Also 14 Aurei. Dazu die Kleider. Beim preis mussten wohl beide Kleider inkludiert sein, anders konnte dies nicht sein. 2, 3 oder 4 Aurei pro Stück. Also höchstens 8. 22 Aurei konnte man für den ganzen Spaß also verlangen, wenn es ganz hoch kam. 11, wenn man einen guten Preis bekam.
50 war mehr als nur Ausräuberei. Piso schüttelte nur den Kopf. Soviel Geld, sinnlos hinausgeworfen! Manche Patrizier machten dies als eine Kleinigkeit sehen, doch für jemanden, der bislang nur ein nicht allzu hoher Kanzleibeamter gewesen war, war dies eine substantielle Summe, nur mit Mühen, wenn überhaupt, anschaffbar. 22 würden seine Ersparnisse schon empfindlich plündern...
Er entschloss sich also dazu, zu lächeln. „10 Kinder! Das ist ja schön! Wie heißen sie denn?“, fragte er freundlich, auch wenn ihm dies nicht im Geringsten interessierte. Es galt nur, dem Parther gegenüber ein bisschen Wohlgesonnenheit zu zeigen, dann gingen sie gerne mit der Summe herunter. Er befand sich, als Feilscher, nun in einer prekären Situation. Er konnte weder weggehen, noch sich wirklich eine Pleite leisten beim Feilschen. Und zwangsläufig musste er interessiert scheinen, um als Kavalier (und das war er doch, oder?) durchzugehen.
Bevor er aber anfangen konnte, die Sache anzugehen, trat Prisca aus ihrer Umkleidekabine hervor. „50 Aurei.“, antwortete er pflichtschuldigst auf ihre Frage. Erst dann kam er dazu, auf ihr Kleid gebührend zu schauen. Es war... interessant. Faszinierend. Ja, fast fesselnd wie ein gutes Buch.
Er begutachtete sie sorgfältig, als sie begann, sich im Kries zu drehen, und damit Piso eine entsprechende Anweisung ersparte. Ja, es war genauso wundervoll, wie er es sich vorgestellt hatte. Eine Sekunde lang dachte er daran, dass es zum aus der Haut fahren war, dass er als Mann nicht mit Anstand in solchen Gewändern herumrennen konnte. Es war zermürbend. Doch er dachte lieber nicht allzu lange daran. Man bekam den Koller davon.
Und, fragte sie ihn. Er schüttelte noch immer den Kopf, als ob es es nicht fassen konnte. „Fantastisch.“, meinte er nur. „Unglaublich. Wie für dich gemacht. Wundervoll! Darf ich anfassen?“, fragte Piso, der ihren Blick klarerweise entgegnete und zurücklächelte. „Zu gewagt, sagst du? Gewagt? Nicht doch.“ Er lächelte. „Es zeigt nicht zuviel, und nicht zuwenig. Es ist stil- und ausdrucksvoll. Perfekt.“, ließ sich der Flavier in Lobeshymnen aus.
„Zu welchem Anlass? Nun...“ Er überlegte kurz. Wozu trug man Kleider? Für einen Mann war es einfach. Eine Tunika, und wenn es ganz formell war, schmiss man sich eine Toga drüber. Wozu aber konnte man solch ein Kleid tragen? „Zu gesellschaftlichen Anlässen.“, schloss er. „Du wärst der Neid ein jeder Frau zwischen dem atlantischen und dem kaspischem Meer.“, machte er ernsthaft. Und zudem der absolute Hingucker für jeden Mann, der halbwegs bei Sinnen wäre. Doch dies sprach er nicht laut aus.
Er wandte sich an den Parther wieder, den Prisca mit einem Blick (böse dreinschauen kann man als Patrizier wohl gut, das lag wohl in den Genen) zurechtgewiesen hatte, und lächelte freundlich.
„Ich denke, wir könnten ins Geschäft kommen, würdest du einen besseren Preis bieten.“ Einen viel besseren Preis. Piso wartete erst darauf, dass der Parther mit einem halbwegs anständigerem Offert beeindrucken konnte, bevor er seinen Preis in die Diskussion schmiss. -
„Welche Gottheit?“ Piso lachte leise. „Keiner und allen. Ich will Septemvir werden. Also Collegiatspriester. Als solcher wäre ich eher für die Organisation und die Verwaltung des Cultus Deorum verantwortlich, als einer Gottheit zu dienen.“, erklärte er. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Axilla als gute Römerin Vorwissen hatte, was den Cultus Deorum und die Collegien anging. Natürlich verstand er, dass es Leute gab, die das Priestertum nicht als besonders weiterbringend betrachteten. Vielmehr aber war es nicht nur ein bloßes Amt, es war eine göttliche Ehre, ein solches zu bekleiden. Und wie ein Katapult für die Karriere. Wie auch kein zu unterschätzender Geldhahn.
„Ob ich dann noch Zeit habe, weiß ich nicht. Die eine oder andere Mußestunde werde ich mir schon abzwicken können.“, meinte er, fuhr mit seinen Händen langsamüber seinem Schoß zusammen und faltete sie, bevor er sie wieder befreite und hinter seinen Rücken verschränkte. „Vielleicht aber werde ich vorher fertig. Nun, wissen werde ich es nicht.“, lächelte er. „Das Gedicht wird fertig werden. Ob morgen oder in Jahren, ist nicht wichtig. Es wird werden.“, meinte er entschlossen und ließ seine Arme wieder nach vorne schlenkern.
Wenn er richtig darüber nachdachte, wunderte er sich nicht mehr darüber, dass gerade am Viehmarkt die Faunalia gefeiert wurde. Schließlich war die Faunalia ein ländliches, ein rustikales Fest, nicht unbeingt ein stadtrömisches. Und natürlich würden die Bauern am Viehmarkt dies feiern, nicht die feinen Pinkel in ihren auf Hochglanz gebohnerten Villen. Das Fest an sich hatte etwas Erdiges. Schon immer gehabt, und das tat es noch immer. Piso bekam nur noch mehr einen fast schon beängstigend enthusiastischen Blick, bevor Axilla weghüpfte. „He... wie...?“, brachte er nur noch heraus.Frauen! Niemand war so geübt darin, einfach zu verschwinden, wie dieses mysteriöse Geschlecht. Auf einmal jedoch fühlte er sich an der Hand gepackt, und Axilla war wieder vor ihm. Piso hatte keine Ahnung, ob er schimpfen oder vor lauter Lachen laut losprusten sollte, als sie betreten ihre Hand zurückzog und sich entschuldigte.
„Hm, ja, sicher...“, machte er also nur, ohne zum Ausdruck zu geben, ob er für gut befand, dass sie ihn angefasst hatte, oder nicht. Nun, was für ein angehender Priester wäre er, würde er die Gelegenheit auslassen, an einem fest zur Ehre eines Gottes mitzumachen? Es ging um keinen besonders hochrangigen oder olympischen Gott, aber auch Faunus war eines der unzählbaren göttlichen Gestalten, die die Welt der Römer bevölkerten.
Er erblickte auch sogleich die drei maskierten Gesellen, die auf ihren Flöten herumtröteten. Piso kam eine distante Kindheitserinnerung. Eine Faunalia am Markt von Ravenna. Er konnte nicht mehr genau sagen, was dort getrieben worden war – er wusste nur noch, dass einer der Faune ihn, das kleine Kind, das er damals gewesen war, zum Tanze mitgerissen hatte. Und es hatte Spaß gemacht.
Wie aufs Stichwort ging er nun seiner Begleiterin verlustig. Einer der Faune hatte sie sich geschnappt und hüpfte nun sehr wild mit ihr herum. Der Flavier schaute genau. Die Drehungen, die Schritte, die Wiegungen... er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Die Musik wirbelte in seinen Gedanken durcheinander, sowie die visuellen Eindrücke, die sich ihm boten. Doch irgendwie gefiel es ihm. Er begann zu grinsen.
Der Faun ließ Axilla irgendwann alleine, und Piso begann, auf Axilla zuzuschreiten. „Liebe Axilla!“, meinte er. „Das war schon ganz ordentlich. Sollte ich dir zeigen, was du besser machen könntest?“, fragte er. Tanzen war schließlich eine Kunstform – und somit lag sie komplett innerhalb von Pisos Metier. -
Sim-Off: Ich mach das, aus Eigeninteresse, mal.
Ein Notarius brachte zwei sich widersprechende Aufforderungen ins Officium des Procurator ab epistulis. Erstens, vom Praefectus Urbi:
Ad
Administratio ImperatorisDer im beiliegenden Schreiben vorgeschlagene Wahltermin wird hiermit bestätigt.
Potitus Vescularius Salinator
Imp Caes Aug C Ulpius Aelianus Valerianus - Palatium Augusti - Roma - Regio Italia - Provincia Italia
EPISTVLA CONSVLIS
ANTE DIEM VII KAL DEC DCCCLIX A.U.C.
(25.11.2009/106 n.Chr.)Consul M' Tiberius Durus Imp Caes Aug C Ulpio Aeliano Valeriano s.p.d.
Ich schlage hiermit als Termin für die Wahlen des kommenden Jahres die ersten beiden Tage der Compitalia, ANTE DIEM III NON IAN DCCCLX A.U.C. (3.1.2010/107 n.Chr.) und PRIDIE NON IAN DCCCLX A.U.C. (4.1.2010/107 n.Chr.) vor. Bei beiden Terminen handelt es sich um Diei Comitiales, darüber hinaus liegen sie im vierten Fünftel meiner Amtszeit.
Ich bitte Dich, diesen Termin zu bestätigen, sodass ich ihn veröffentlichen kann.
gez.
M' Tiberius DurusZweitens, vom Consul:
Imp Caes Aug C Ulpius Aelianus Valerianus - Palatium Augusti - Roma - Regio Italia - Provincia Italia
EPISTVLA CONSVLIS
ANTE DIEM X KAL IAN DCCCLX A.U.C.
(23.12.2009/106 n.Chr.)Consul M' Tiberius Durus Imp Caes Aug C Ulpio Aeliano Valeriano s.p.d.
Wie ich feststellte, hast Du Dich nicht zu meinem vorgeschlagenen Wahltermin geäußert, weshalb ich erneut diese Nachfrage entsende. Nachdem das Jahr inzwischen weiter fortgeschritten ist, schlage ich außerdem vor, den Wahltermin auf die ersten beiden Tage der Ludi Palatini zu verschieben, ANTE DIEM XVI KAL FEB DCCCLX A.U.C. (17.1.2010/107 n.Chr.) und ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLX A.U.C. (18.1.2010/107 n.Chr.). Auch sie sind Diei Comitiales, sodass eine Wahl mit den religiösen Bestimmungen vereinbar wäre.
gez.
M' Tiberius Durus -
Piso hörte Quartos Floskeln weiter zu. Er wusste selber, dass der Aelier Behausung alles andere als bescheiden oder düster war, wagte es aber nicht, Einspruch zu erheben gegen die Worte des Consular. Denn nun trat auch Furianus auf. „Salve, Furianus.“, begrüßte Piso seinen Vetter und war mehr als nur überrascht, dass jener Archias namen kannte. Das hatte ihm wohl ein Sklave gesteckt. Auf jeden Fall sah es ganz so aus, als ob es nun an der Zeit wäre, das Essen auftischen zu lassen. Alles schaute schon so erwartungsvoll drein.
Piso atmete tief ein, erhob dann die Hände und klatschte zweimal. Es war ein Kommando, das er mit den Sklaven rechtzeitig vor dem Essen ausgemacht hatte. Es traten nun gleich 5 (ein Fünfter für Archias war noch auf die Schnelle abgezogen worden) namenslose und uninteressante Sklaven in das Triclinium ein, auf ihren Händen Schalen balanzierend, die sie vor die Herren hinstellten. Es war Kapaunleber mit gekochten Spargelspitzen, eine Kombination, die laut Attalus vorzüglich war. „Ein Gruß aus der Küche: Kapaun an Spargel“, verkündete darob auch einer der Sklaven, als sich jene verbeugend zurückzogen. Die Speise war natürlich nicht reichhaltig an sich, war dies doch nur die Speise vor der Vorspeise, ein blosser Gruß aus der Küche, ein Appetitanreger. Die Sklaven verschwanden wieder, bereit, schon nach kurzer Zeit Suppenhuhn zu servieren, sowie die Leute im Triclinium fertig waren.
Piso beugte sich kurz über seine Kapaunlebern (es waren mehrere, einzeln wäre doch ein wenig zu mickrig gewesen) und roch. Es duftete gut. Attalus wusste wohl, welch Schicksal ihm dräute, gäbe er sich heute nicht besondere Mühe.Sim-Off: Wi-Sim-Angebot (Huhn a la fronto, Suppenhuhn, Wein, Brot) ist drinnen. Ich danke Lucullus für die lucullische Spende.
Nachschub gibt es, sowie Bedarf besteht.
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Piso nickte. „Die habe ich besucht. Allerdings habe ich sie nicht so gut kennen gelernt wie die britannische Atlantikküste. Ein Hochgenuss, sage ich dir. Und die Krebse und Muscheln, die man dort bekommt, sind ganz speziell gut.“ Piso leckte sich unwillkürlich an den Lippen. „Oh ja, es gibt sehr hohe Wellen. Doch die höchsten, die ich jemals gesehen habe, die waren an der hispanischen Atlantikküste. Mannshoch.“, meinte Piso. Angesichts dessen, dass er kein kleiner Mann war, war dies doch beunruhigend. „Wenn dies dann noch an die Felsen kletscht, ist das besonders gefährlich, vor allem für Fischerboote. Ich habe da einiges an Geschichten gehört.“ Er schnaubte aus und schüttelte den Kopf.
„Froschschenkel sind aber sehr gut, muss ich wiederholen. Auch Fischeier, so unglaublich sich das anhört. Eine Spezialität von der Halbinsel Tauris.“ Krimkaviar, das war einmal eine Idee, die niemals Zuspruch finden würde. „Und, unterschätze Muscheln nicht. Die Gallier wissen, wie man die zubereiten kann.“, meinte er.
Piso musste lachen, als Ursus seine Worte interpretierte. „Nun, cih muss sagen, sowohl grüne Landschaften wie auch ägyptische Trockenheit haben ihre Vorzüge. Also, dass du nichts Falsches denkst, Alexandria hat mir sehr gut gefallen, aber Rom kann es nicht das Wasser reichen. Was ich sehr schön gefunden habe, waren die kleinen Oasenstädtchen, zu denen ich dann Abstecher gemacht habe. Und natürlich die Pyramiden. Wundervoll. Gigantisch. Ein wahres Weltwunder.“, meinte er anerkennend.
„Also würde er mich nicht vor der Türe im Regen stehen lassen? Das ist eine Erleichterung.“, machte er. „Ich denke, ich werde in jenem Falle bald bei ihm hereinschneien. Ich sage dir, ich häufe Steine im Brett, die andere bei mir haben, bei mir selber an wie wohl kaum ein anderer in Rom...“ Er kratzte sich leicht verwundert am Kopf. „So fängt wohl jede Karriere an, oder?“, meinte er. -
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Na, wer war denn das? War das ein Arrogantling? Gar ein Wappler? Solche Leute konnte Acanthus auf den Tod nicht ausstehen. Mieselsüchtig beäugte er den Sklaven. Aber gegen einen so großen Namen wie Claudius konnte man sich nicht anstemmen.
„In welcher Angelegenheit?“, hackte er aber nach. Nur für Smalltalk wären die beiden Herren garantiert nicht zu haben. -
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Acanthus hielt in seinen zwei Händen zwei kleine Wollknäuel, die er gegeneinander juxtaposierend um eine imaginäre Achse zirkulieren ließ. Das Kosmos und der Mensch sind eins. Oder war es andersrum? Acanthus stand sehr kurz vor des Rätsels Lösung, als es an der Türe klopfte. Entnervt schmiss er die beiden Knäuel zu Boden und stand auf.
Vor der Porta erblickte Acanthus, als er sie aufgemacht hatte, einen Sklaven, und ein bisschen dahinter einen Mann mit Halbmonden an den Schuhen. Acanthus versuchte, nicht allzu grimmig dreinzuschauen und meinte mit neutraler Stimme: „Salve. Willkommen in der Villa Flavia. Wie kann ich helfen?“ -
„Auf ihre Langsamkeit kann man sich verlassen.“ Zumeist, hieß das. Pisos Argument, dass eine Delusion des Senates keinen guten Eindruck machen würde, sah Gracchus wohl ein, woraufhin er auf diesen Einschlag nicht mehr einging. Selbst wenn Piso seine Intentionen nicht schon verlautbart hätte, früher oder später hätte der Senat herausgefunden, was gespielt wurde.
Nur ein Empfehlungsschreiben, so drückte Gracchus es aus. Piso erfreute sich daran, dass Gracchus so bereitwillig eine Empfehlung abzugeben gewillt war. Er nahm Unterstützung längst nicht als selbstverständlich hin, und hatte insgeheim sich schon auf das Szenario vorbereitet, von Gracchus abgewiesen zu werden. Doch Gracchus sah es wohl gerne, wenn die Flavia wieder verstärkt in den Collegien vertreten war.
„Danke, vielen Dank.“, meinte er zu seinem Vetter hin, als jener begann, seinem Unsympathler von Sklaven den Text zu diktieren. Andächtig saß Piso da, frohen Mutes zuhörend.
Piso selber hätte eine neutralere Ansprache präferiert, um den Eindruck zu verwischen, dass es sich hierbei um Familienklüngelei handelte. Doch Gracchus hatte recht, die Erwähnung des Wortes Vetter wäre effektiver. Denn jeder Blinde konnte sehen, dass es sich hierbei um Klüngelei, um Vetternwirtschaft (im wahrsten Sinne des Wortes) handelte. Da konfrontierte man die Tatsache, dass ein Vetter einen anderen empfohl, lieber selbstbewusst und ohne Scham. Er nickte also nur.
Der Brief selber klang sehr schön, nicht nur der wie immer tadellose Stil trug dazu bei, sondern auch die schillernden Farben, in denen Piso darin beschrieben wurde. Piso lächelte glücklich und nickte, als sein Vetter ihm ob der Wichtigkeit der Herausdeutung von Pflichtbewusstsein erzählte. Er wusste dies selbst. Obwohl er vielen nicht so schien, er war durchaus ein pflichtbewusster und genauer Mensch. Pflichtvergessenheit und Inpräzision empfand er als – wie könnte es anders sein – unästhetisch. Was nur zeigte, wie man den Begriff der Ästhetik dehnen und dadurch für alles Mögliche ge- und missbrauchen konnte.
„Ja, kultische Aufgaben würde ich selbstredend übernehmen. Ich würde so ein Amt nicht anstreben, trachtete ich danach, meinen Trieben zu frönen und zu faulenzen.“ Bei Gracchus fielen leichter die Hemmungen, sich gewählter als sonst auszudrücken, aus Furcht, man könne besserwisserisch klingen. „Ich bin es gewohnt, für bare Münze gut zu arbeiten. Auch wenn dies vor dem Senat nicht gar erwähnenswert ist.“, warf er ein. „Was sonst noch. Hmm. Meine Mitgliedschaft bei den Arvalbrüdern? Ich muss sagen, viel habe ich dort noch nicht gemacht, außer, dann und wann den Hain der Dea Dia aufgesucht. Aber es würde gut klingen, vielleicht. Meine juristische, architektonische und ökonomische Ausbildung wäre hingegen gar nicht relevant in diesem Zusammenhang. Und sonst... kann ich an nichts denken.“, gestand er.
„Nur eines noch, Vetter... es gibt eine Sache, die mir auf dem Herzen drückt, und die ganz und gar nicht mit den Spetemviri zu tun hat...“, verkündete er, schon etwas leiser. -
Zitat
Original von Manius Aurelius Orestes
Verleumdungen und BoshaftigkeitenPfff...
Extra für dich: buon natale!
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„Unbedingt, ja.“, bestätigte Piso. „Vor allem die Mittelmeerküste. Massilia ist eine wundervolle Stadt, sehr unterschätzt, wenn man auf kontemporäre Reisebeschreibungen blickt.“ Er meinte dies sehr ernst und nickte bedächtig. Er blickte auf, als Ursus über seine Sklavin berichtete. „Hmm, interessant.“ Er verkniff sich die Frage, ob er mit ihr schon einmal das Bett unsicher gemacht hatte, mit Müh und Not, so dick befreundet waren Piso und Ursus ja wohl (noch) nicht. Hätte Piso gewusst, dass Ursus ihm Feinschmeckertum, was Frauen anging, unterstellte, wäre er erstaunt gewesen, wurde seine Heterosexualität doch regelmäßig in Frage gestellt. Aber Ursus hatte da recht, Piso war kein Kostverächter. „Loses Mundwerk?“ Piso lächelte, mit genug schmutziger Phantasie konnte man diese Worte zweifach deuten. „Durchaus.“, antwortete er trocken und grinste.
„Froschschenkel sind überraschend gut, einmal jene, die ich probiert hatte.“ Wer Piso kannte, wusste, er ging keinem potentiellen Leckerbissen aus dem Weg. „Man muss sie kochen, aber geröstet, denke ich, wären sie auch gut. Und, du hast recht, merkwürdigeres Essen gibt es auf jeden Fall. Schon einmal sarmatische Fischeier probiert? Nun, wie dem auch sei, ich habe Hispania wohl ein wenig harsch beschrieben. Es ist sehr nett dort. Ein wenig schläfrig, will man fast meinen. Und ja, ich war in Aegyptus. Ich mochte es. Du nicht?“, fragte er nach. „Alexandria fand ich nett. Nun, sehr heiß allerdings.“, gab er zu.
Er nickte, als Ursus für sich selber wiederholte, was Piso ihm gesagt hatte. „Oh ja, es ist wunderschön dort. Geh unbedingt dort einmal hin.“ In Kreta hatte er eine wunderschöne Zeit gehabt... und Unfug getrieben, die Kreter hatten nur noch mehr den Kopf geschüttelt.
Piso lachte, als Ursus ihm seine Hoffnung aussprach. „Dies hoffe ich auch...“ Die eine Geschichte stand ja noch in der Acta... bona dea. Piso war damals unendlich stolz darauf gewesen, etwas Furore erzeugen zu können aber mittlerweile dachte er doch, er hätte es vielleicht lieber sein lassen.
„Ah, Vinicius Lucianus.“ Einer der beiden Vinicius-Brüder. Obwohl vielleicht etwas farbloser als sein brillierender Bruder (was nicht viel heissen mochte), noch immer eine wichtige Persönlichkeit. Ein Consular auf jeden Fall. Piso hatte ihn ebenfalls als Patron erwogen, sich aber doch gegen ihn entschieden. „Keine unwichtige Figur in der Politik... denkst du, er würde es mir übel nehmen, wenn ich ihn die Tage einmal aufsuche? Wegen der Wahl?“, fragte er. -
Ich wünsche ebenfalls frohe Weihnachten!
Auch ich habe einen Beitrag, was Weihnachtslieder angeht, hier.
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Jetzt ging Corvinus also dazu über, implizit Furianus zu kritisieren. Der Mann hatte ja durchaus recht, und Piso hatte sich auch schon darüber gewundert. Er bemühte sich um eine diplomatische Antwort auf die Frage.
„Nun... das stimmt.“ Piso hatte ja noch nicht einmal die Braut kennen gelernt. Eine Nichte vom nicht minder geheimnisumwitterten (oder einfach nur zurückgezogenen?) Claudius Menecrates war sie. „Ich denke einfach, Furianus hat solch ein Brim... öh... solch einen Aufwand nicht nötig. Außerdem... ihm geht es zur Zeit nicht so gut.“ Corvinus würde das hoffentlich verstehen, hatte ja auch er eine fiese Krankheit damals eingefangen, als er Aedil gewesen war. „Aber es scheint eine echte Liebe zwischen ihnen zu existieren.“ Zumindest, wenn man danach ging, wie Furianus ihn angegenagen war, als er gescherzt hatte, er habe sie sich wohl geangelt.
Da Piso hoffentlich mittels Cultus weiterkommen würde, hatte er innerlich schon lange die Ritterämter abgehackt. „Aristides, ja.“, bestätigte er. „Er lebt jetzt wieder in Baiae, mit seiner Frau Epicharis. Rom war wohl doch nichts für ihn, wie es aussieht.“ Dies war ein trauriger Umstand, doch Aristides schien es sich gut gehen zu lassen, wie man es so hörte. „Ah, du warst auch Decemvir? Nun, ich könnte mir genau so gut vorstellen, decemvir zu sein. Nur gefällt mir die Arbeit des tresvir capitalis doch besser. Der Grund dafür ist, wie gesagt, die Rechtspflege. Ich würde aktiv die Möglichkeit bekommen, etwas gegen die ausufernde Kriminalität in den Straßen Roms zu tun.“ Natürlich gab es da die harten Kerle, die Verbrecher selber erdrosselten. Piso würde sich dafür irgendeinen Henkersknecht nehmen. Unästhetisch mochte solch eine Arbeit sein, doch viel unästhetischer wäre noch der Anblick, solche Verbrecher frei herumlaufen zu lassen. „Als Jurist und besorgter Bürger liegt mir viel an der Sicherheit der Urbs Aeterna. Ich habe noch keinen Militärdienst geleistet, doch ich habe zwei Kurse an der Academia abgeschlossen, die mir einen Einblick gegeben haben in die Arbeit der Gesetzesvollstrecker bei den Vigilen und der Stadtkohorte. Zudem denke ich, dass ich gut zusammenarbeiten könnte mit den Prätorianern.“ Schließlich kannte er viele von diesen, sogar ziemlich gut, da jene ja den Palatin bewachten, sowie den Princeps Caecilius. Mit dem Praefectus Prudentius Balbus verband ihn sogar durchaus eine kollegiale Freundschaft, von ihrer Zusammenarbeit in der Kanzlei noch her. „Zudem würde ich gerne den Prätoren helfen und einen Einblick in ihre Arbeit bekommen.“, fügte er hinzu, dies war ja schließlich auch eine Aufgabe der Tresviri Capitales. -
Fantastisch, man hatte ihn nicht vergessen, obwohl es die Saturnalien waren. Pisos Laune steigerte sich drastisch. „Danke.“, meinte er und gab dem Sklaven den Mantel, den er sich doch noch im letzten Moment übergestreift hatte, denn der Winter war nun doch ein bisschen zu kalt, um einherzugehen wie mitten in der Sommerfrische. „Ich hoffe, dass ich ihn finde.“ Die Casa schien nicht allzu kompliziert zu sein, und im Grunde waren sie auch alle gleich angelegt. „Ebenfalls fröhliche Saturnalien.“, wünschte Piso dem Ianitor und machte sich dann, durchs Vestibulum und durchs Atrium hindurch, auf ins Tablinum.
Die letzten Töne eines gar nicht unästhetisch anmutenden Summen verklangen, als der Flavier ins Zimmer eintrat. Der Mann war wohl musikalisch veranlagt! Dies machte ihn Piso sympathisch, noch bevor der Opimier überhaupt noch ein Wort gesagt hatte.
„Salve, Magister Septemvirorum Marcus Opimius Naso.“, begrüßte Piso den Mann, wohl der Tatsache eingedenk, dass der Mann ihn nicht gegrüßt, sondern nur sein Aussehen kommentiert hatte. Piso dachte kurz nach, war das jetzt ein Kompliment, eine Beleidigung, oder wie? Nach außen hin aber bewahrte er sich ein freundliches (durch saure Arbeit antrainiertes) Politikerlächeln. „So? Hmm. Das hat noch keiner gesagt.“, machte er also nur und hoffte, ihm würde ein Sitzplatz angeboten werden.