Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Das Schwafelbedürfnis des Flaviers war, den Göttern sei Dank, wieder dergestalt befriedigt, dass er Laevina ausreden ließ. „Äh... danke für den Ratschlag.“, meinte er nach ihrer Rede, und zur Bestätigung, dass er zuhörte. Er verstand natürlich, was sie sagte. Er selbst war der Letzte, der die Legende des Parzen und des vorherbestimmten Schicksals wörtlich nahm. Aber es war eine schöne Legende, die es einem erlaubte, sich zurückzulehnen und zu denken, dass ohnehin alles so gehen wird, wie es gehen wird.
    Was sie über die Frauen sagte, war wieder etwas, was ihn verzweifeln lassen konnte. Gleichzeitig musste man sich bei einer Frau beliebt machen und dann wieder nicht! Gleichzeitig auf sich aufmerksam machen und dann wieder nicht! Ahhh! Frauen! Wer sollte da noch mitkommen. Äußerlich brav dasitzend wie ein Junge, der von einer Pädagogin geschult wird, saß er da und nickte gesittet, während innerlich seine empfindsame Seele Radau schlug und herauswollte.
    „Ein Apfel.“, wiederholte er schlussendlich die Worte der Germanicerin. „Also ist das, was ich zu tun habe, einfach, herumzustehen und warten. Das kann es doch nicht sein!“, meinte er, mit seinen Armen herumgestikulierend und dabei an Laevinas Haupthaar anstreifend. „Tschuldigung.“, entfuhr ihm, während er seine Hände sinken ließ. „Es ist zum aus der Haut fahren. Dann waren die Dinge schon vor 40 Jahren so vertrackt. Ach ihr Götter...“ Fast wäre ihm ein weibisches Schluczen entwichen, welches er nur mit innerer Kraft unterdrückte.

    Den Senatoren, der über das Priesteramt sprach, verstand Piso natürlich. Natürlich hatte ein Senator mitten im Wahlkampf besseres zu tun, als über priesterliche Aufgaben nachzudenken. Wo Macers momentane Interessen lagen, war klar; es war, das Amt des Praetors zu erlangen. So nickte Piso nur wiederholt verständnis- und bedeutsamsvoll, um nicht purgitische Unbill auf sich zu ziehen.
    Bei macers Witzchen musste er aber lachen. „Glaube mir, es gibt genug Leute, die das tun. Man sieht diese Quacksalber oft in den Straßen herumstehen und orakeln. Davon mag man halten, was man will. Vielleicht haben diese Leute eine Gabe, die uns beiden verwehrt bleibt, ich für meinen Teil glaube das weniger. Ist schon komisch, mit dem Schicksal...“ Krampfhaft bemühte er sich, nicht auf schwerwiegende und sinnlose Diskussionen, die er schon zum zu bezweifelnden Vorteil seiner Mitmenschen geführt hatte, zu verfallen. Diese standen nicht zur Debatte. Und so verlegte sich Piso wieder aufs Nicken, und schmunzelte, als ihm ein Gedanke kam. „Ich könnte natürlich ganz forsch auftreten und einen Schusterbetrieb oder etwas Ähnliches ins Leben rufen. Wenn ich dann den Prozess, der unweigerlich kommt, gewinne, werden wohl einige auf mich aufmerksam werden.“ Macer als zum Praetor Kandidierender wusste sicher, dass es ein Bravourstück war, als Patrizier oder als Senator einen nicht agrikulturellen Betrieb aufrechtzuerhalten.
    Als Macer ihm erzählte, wie er gewinnen könnte, musste Piso abermals mit dem Kopf nicken. „Ja, das klingt schon bedeutend besser. Und...“, er stockte, „du wärest also bereit, dich als meinen Patron vorzustellen?“, fügte er hinzu, als es ihm kam, welche weitere Bedeutung Macers letzter Satz hatte. Erwartungsvoll blickte er den Mann an, mit dem er über den Verlauf der letzten 10 Minuten sowieso schon ein Gespräch geführt hatte, als ob er mit einem Patron reden würde.

    Acanthus, noch immer perplex, gab mit fahrigen Bewegungen dem Tross der Claudierin zu verstehen, sie sollen ihm folgen. So überrumpelt war er, dass er diesen Job nicht wie üblich an Phoebus delegierte, sondern ihn selber übernahm. Im Atrium blieb er stehen. Nehmt hier Platz! Furianus wird sicher gleich kommen!“, instruierte er die Fremden vor ihn, bevor er sich wieder zur Porta aufmachte.


    Gerade, wie Acanthus dabei war, den Sklaven abzuweisen, kam es zu einem Ereignis, welches dem Türsklaven womöglich einige Prügel ersparte. Der Leibsklave des Furianus, den Acanthus vage kannte, setzte ihn davon in Kenntnis, woraufhin Acanthus nur wortlos staunte. Da wunderte sich der Laie, und der Fachmann staunt!
    Ein wenig versöhnlicher klang nun seine Stimme, als er sich an Umbros wandte. „Also hat Furianus wirklich eine Frau. Ich fass den Alten einfach nicht...“, sagte er kopfschüttelnd zu Umbros, noch immer stand die Verblüffung in sein Gesicht geschrieben. "Dann, tritt ein! Die Dame soll dann ebenfalls eintreten. Ich zeige euch den Weg ins Atrium.", meinte er.

    Sim-Off:

    Gut, schauen wir einmal. ;) Dann werde ich einmal Opfer in mich hineinhauen, sie müssen ja nicht 1:1 mit dem übereinstimmen, was Piso genau opfert.


    Ah ja, der Priester hatte ihn bemerkt. Er schien auch relativ kompetent zu sein. Piso nickte, um siene Aufmerksamkeit zu zeigen, Cassivellaunus ächzte und schwitzte wie ein Idiot. „Nun, ich habe also daran gedacht, allen drei Göttern ein Opfer darzubringen. Minerva und Iuno ein unblutiges, Iuppiter ein blutiges. Und zwar habe ich gehört, ihr, die Priesterschaft, verkauft auch Lämmer hier? So eines würde ich gerne Iuppiter opfern.“, meinte Piso brav und andächtig, mit seinen Händen herumnestelnd, da er glaubte, er könne so seine Frömmigkeit zum Ausdruck bringen. Viel eher war es so, dass Piso opfern wollte, nicht weil er so fanatisch in seinem Glauben war, sondern, weil er sich einfach nur einmal mit den Göttern gutstellen wollte. Zudem wollte er solch ein Opfer gerne ausführen, damit er etwas in den Händen haben würde, wenn er versuchen würde, Anschluss bei den Arvales Fratres zu finden.
    „Wieviel kostet solch ein Lamm?“, fragte er und blickte unwillkürlich die Säulen hinauf. Was für ein gewaltiger Tempel, dachte er abermals. Dem Staunen konnte man gut ansehen, was für ein seltener Gast er am Kapitol war. Hoffentlich würde er noch wissen, wie man so ein Opfer ausführt. Er ging es nochmals in seinem Kopf durch. Weihrauch zuerst, dann alles andere hinterhergeschmissen. Das Lamm würde man schon irgendwie tot kriegen. Musste da umbedingt so ein Messerstecher herum sein? Wenn ja, dann sei es halt so. Er würde natürlich das ganze Lamm verbrennen, damit würde er bei Iuppiter gleich noch einen größeren Stein im Brett haben. Auf jeden Fall, ein bisschen Rat vom Priester würde hoffentlich zu erwarten sein.

    „Also, ich habe mir das anders vorgestellt.“, meinte Titus Hypsaeus und beäugte kritisch das Kostüm. „Grundlegend anders.“ Sein Blick wanderte zu Gaius Publilianus Epaphroditus, der Verkäufer, der sich von seinem Hocker herunterbemüht hatte, um sich mit dem bulligen Sarden das Kostüm anzusehen. „Ich habe mir gedacht, das wär was, keine Ahnung, dezenteres! Muss ich jetzt so herumlatschen?“ Epaphroditus, kein Mann großer Worte, nickte nur streng.
    Hypsaeus knurrte und warf den zusammengeschusterten Fischkopf, den er in seiner Hand hielt, verärgert zum Boden. „Was bin ich denn, ein Kasperl?“, wütete er und fuchtelte in der Landschaft herum. „So etwas ziehe ich nicht an.“ Endlich entgegnete Epaphroditus etwas. „Du bist Schwerverbrecher, und bist gerade aus dem Gefängnis zurück. Sei froh, dass du einen ehrbaren Beruf bekommen hast. Andere würden sich um so etwas reißen.“, machte Epaphroditus. „Dann sollen das andere haben!“, greinte Hypsaeus und wollte gerade gehen.
    Dann hielt er in seiner Bewegung inne und drehte sich wieder zum Kostüm hin. Unenthusiastisch nahm er den Fischkopf wieder auf. „Ich sehe keine Alternative.“, murmelte er. „Keine Alternative... verdammt. Ich muss den Job annehmen.“ Wenn er dies nicht täte, würde er verhungern, das wusste er. Denn so gerne er wieder ein großes Ding drehen würde, die Vigiles hatten ein Auge auf ihn. So musste er zuerst einmal so eine Elendsarbeit machen.
    Er seufzte. „Ich werde es einmal anprobieren. Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, wie es so aussieht.“ Epaphroditus entfloh ein leichtes Lächeln. Er selber bezweifelte dies, doch er wollte es den Inselaffen es selber herausfinden lassen. Titus Hypsaeus, so wie er früher in viele Villen eingebrochen war, schlüpfte nun gleichsam in das Kostüm und knöpfte es zu. Schließlich setzte er ich den Kopf auf. Fertig war er mit seinem Fischkostüm.
    „Wie sehe ich aus?“, fragte er Epaphroditus. Der Grieche schaffte es mühevoll, einen ernsthaften Gesichtseindruck zu machen. „Sehr gut.“, log er. „Gar nicht lächerlich.“ Hypsaeus sah den Freigelassenen aus seinem Kostüm hervor scheel an, bevor er sich umwandte, weg vom Griechen. „Und mein Text erst. Hollari, hollaro, ich bin Hupsi, der lustige Fisch. Was zum Henker...“ Fast hätte der Sarde seinen Fischkopf sich wieder vom Kopf gerissen und wäre abgehaut. Nur noch in letzter Sekunde besann er es sich eines Besseren.
    „Dann schau ich einmal... ach ihr Götter. Maskottchen. Wie kommt der bescheuerte Flavier wohl drauf? Das ist jetzt einmal eine Idee, die nie Fuß fassen wird.“, grollte er, trat vor den Stand hin und sorgte in seinem Kostüm gleich einmal dafür, dass sich einige Köpfe in seine Richtung drehen. Hypsaeus überwand die innere Abneigung gegenüber solch einem Zirkus und fing an zu rufen: „Hollarihollaro, Damen und Herren! Ich bin Hupsi, der lustige Fisch! Esst mich! Ich bürge für beste Qualität! Ich bin schmackhaft und bekömmlich!“ Wie peinlich. Mit einem wackelnden Schritt, der für Maskottchen halt so üblich ist, begann er, durch die Menge zu latschen. „Kauft ein bei Piso! Bester Fisch, frisch aus den Seen Italiens! Kauft ein, solange der Vorrat hält!“ Hypsaeus, beziehungsweise Hupsi, wäre am liebsten im Erdboden versunken. Aber er musste da jetzt durch.

    Hier befindet sich der Fischmarkt des Flavius Piso. Es ist ein relativ breiter Stand, der aus, wie ein aufmerksamer Beobachter sicher bemerken würde, germanischen Eichenholz gezimmert ist. Einige Zeichen, ebenfalls aus Holz, und mit grüner Farbe beschriftet, werben für die Fische aus der flavischen Fischzucht. Das größte Zeichen ist oben angebracht, wo groß FISCHHANDEL A. FLAVIUS PISO zu sehen ist. Andere Schilder sind kreuz und quer an den Holzständern angebracht – Süßwasserfische liest man da stehen, beste Qualität wird dort angepriesen. Frisch aus dem Lacus Volsinii kann man zweimal lesen, schmackhaft und bekömmlich sieht man gleich dreimal.
    Inmitten dieses Schilderwaldes liegen die Fische in der Auslage. Es sind wirklich herrliche Exemplare, aus einem noch unberührten Teil des Lacus Volsinii gefischt. Hinter den Fischen hockt auf einen erhöhten Stuhl, sodass er die Auslage überblicken kann, ein griechischer Freigelassener, der Verkäufer, der mit gierigen Adleraugen nach Kundschaft Ausschau hält.

    Wieso war das Gespräch bloß auf dieses unselige Thema gekommen? Piso spürte die Aterien um sein Herz sich verkrampfen. Immer fester drückten sie zusammen, sodass dem armen Patrizier fast die Augen übergingen. Nur ruhig atmen! An etwas Schönes denken... etwas Schönes... in sein Gedächtnis schlich sich eine entfernte Erinnerung, die Piso vergessen glaubte, aber nun wieder sich ganz deutlich in seinem Hirn abzeichnete. Er, als fünfjähriger Pimpf, auf dem Schosse seiner Mutter liegend, sie anstrahlend. Nur, wieso konnte er sich nicht mehr an das Gesicht siener Mutter erinnern? Er kniff kurz seine Augen zusammen und versuchte es sich ins Gedächtnis zu rufen. Es ging nicht. Es ging einfach nicht. Piso öffnete seine Augen wieder und erblickte vor sich das Gesicht der Germanica Laevina, die ihn sorgenvoll anblickte. Die Alte hatte sofort einige schöne Worte bereit, die die innere Aufwallung des Flaviers zum Verstummen brachte.
    „Erhabene Dinge sollen erwachsen daraus?“, machte er ihr nach. „Wie denn? Denkst du wirklich, Fortuna hätte noch die eine oder andere glückliche Wendung für mich? Ach, wüsste ich dies nur! Könnte ich doch den Faden sehen, die die Parzen für mich gesponnen haben.“ Ach herrje, Piso glitt wieder ins Lyrische ab. Triefend schlimm war das, und gab schon einmal einen netten Vorgeschmack auf seine Sangeskunst. „Wäre ich doch nur Seher, könnte ich doch nur sie erahnen, die Abgründe des Schicksal! Verfügte ich über die Gaben, die mit der disciplina etrusca einhergingen, mit den Fähigkeiten eines Orakels, mit der Heiligkeit der Sibylle von Cumae! Glichen meine Kapazitäten denen des Orakels von Delphi, so sagte ich mir die Zukunft voraus! Doch da sie das nicht tun, lass ich es sein.“, schloss er formvollendet ab und blickte Laevina schon um einiges glücklicher als vorher an. „Augur oder Haruspex sollte man sein. Tja. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, die Zukunft nicht zu wissen.“, sah er doch noch im letzten Augenblick ein.
    Gleichzeitig dachte er darüber nach, ob vielleicht Laevinas Worte einen Kern Wahrheit beinhalteten. Vielleicht sollte er sich eine Neue suchen. Eine, die ihn vergessen machen konnte. Eine, die ihm eine Zukunft bieten konnte.

    Piso nahm die Frage natürlich als Anlass, seine ganzen Fähigkeiten und Referenzen aufzuzählen. Dass dies die Frage des Purgitiers nicht ganz beantwortete, störte ihn nicht. Er wollte doch nur beweisen, was für ein toller Kerl er war! Der Purgitier schien aber vom Meisten unbeeindruckt. Nur mit seiner juristischen Ausbildung schien er punkten zu können.
    Was Macer dann sagte, klang aber doch viel gleich versöhnlicher. Es machte Piso Mut. „Du denkst also, ich kann als kleiner Beamter gewinnen?“, fragte er ernsthaft und grübelte nach. „Natürlich kandidieren oft noch viel unbedeutendere Leute. Das sind dann die, die verlieren.“ Seine Schultern sackten wieder ein. Triste blickte er in die Landschaft. Nur bei den nächsten Worten Macers richtete er sich wieder auf. „Ein Prozess... hm. Das wäre eine Idee. Das wäre tatsächlich eine Idee, Senator. Das Problem ist nur, dass momentan keiner klagt. Und wenn, dann zeihen sich Senatoren gegenseitig der üblen Nachrede. Diese nehmen dann natürlich hochkarätige Anwälte, nicht, es tut Not, diesen Begriff zu benutzen, Grünschnäbel wie mich.“ Er zuckte die Achseln. „Siehst du eine Chance, dass ich mich bald bei einem Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Prozess bewähren kann?“, fragte er.
    Die Rede kam nun auf die Arvalbrüder. „Die meisten, ja. Ich bisher noch nicht, aber wie gesagt, bald sollte dieser Umstand behoben sein. Ob ich eine religiöse Karriere plane? Hm, eigentlich nicht, aber ich bin flexibel. Wenn in den Cultus Deorum, würde mich das Septemvirat interessieren.“ Dieses Amt war weniger religiös als vielmehr mit Verwaltungskram beschäftigt, wo Piso sich wie zu Hause vorkommen würde. „Aber wie gesagt, dass ist Zukunftsmusik. Aber ich denke, wohl wie du auch, dass ein Priesteramt sehr viel Ansehen mit sich bringt.“ Er musste dies am Besten wissen, war doch sein Vetter Manius Gracchus Pontifex.

    Piso blickte Quarto nachdenklich an, einige Zeit, bevor er schließlich was sagte. „Wurde dies festgestellt? Ich habe nur gehört, Aelius Lamia wurde überredet, Domitia Longina gehen zu lassen.“, versetzte er. „Eine Anerkennung der Ungültigkeit würde ungeahnte Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall müssten wir Flavier dann alle als Domitier unser Schicksal fristen müssen!“, versuchte er dem Aelier klar zu machen.

    „Mhm.“, bestätigte Piso nur und nickte. Varus würde sicher bald zu Balbus gehen.
    „Genau, du musst zu Vescularius Salinator, um dies zu regeln.“ Einen warnenden Blick warf Piso Varus zu. Der Flavier war der Letzte, der Salinator vertraute. Nun, es lag an Varus, seine eigenen Erfahrungen zu machen.
    Als die Sprache auf den Terminkalender des Annaeers kam, grinste Piso zurück. „Bisher schon. Aber mach dir bloß keine Sorgen. Ich habe in meinem Officium schon mehr als genug Briefe herumliegen. Den Bittstellern werde ich jetzt wohl nach und nach Termine zuteilen. Also, Arbeit wirst du schon noch haben.“ Er lächelte weiterhin. „Hast du sonst noch Fragen für mich?“


    „Was, die Frau von Furianus?“, fragte Acanthus verdutzt. „Wie? Was?“ Das nahm er ihr sicher nicht ab. Furianus hatte nie erwähnt, das ser verheiratet war, mit keinem Ton. „Das soll ich dir glauben?“ Acanthus wähnte bereits eine düstere Verschwörung, die darauf abzielte, dass er den Sklaven hineinließ und jener dann die Besitztümer der Flavier zusammenraffen konnte. „Das musst du mir mal beweisen.“, erklärte er in einem leicht agressiven Tonfall, der den Wunsch, den Sklaven vor der Porta loszuwerden, eindeutig signalisierte.

    Piso machte auf die Dankesworte der Germanicerin hin im Sitzen nur eine leichte Verbeugung, die aussah, als ob er sich anch einer erfolgreichen Darbietung eines Musikstückes leicht verbeugen würde. Er musste es schon oft zuhause vorm Spiegel geübt haben.
    „Ich schweige wie ein Grab.“, versicherte er und grinste ob des Lobes. Damit war das Thema für ihn abgeschlossen.
    Bei den nächsten Worten der Plebejerin jedoch verging ihm das Grinsen. Es wurde ihm regelrecht aus dem Gesicht gefegt. „Ich...“, begann er, doch stockte dann. In seinem Gesicht breitete sich Traurigkeit aus. „Eine Menge Verehrerinnen?“, echote er und seufzte. „Ich weiß nicht, ich schere mich nicht... was macht es denn Sinn, jetzt noch auf Frauen zu schauen?“ Das Gesicht von Decima Serrana erschien vor ihm. Serrana, die ihn verlassen hatte, im Stich gelassen hatte, ihm das Herz zerbrochen hatte. Serrana, die er noch immer liebte, und die er niemals bekommen könnte. Er schluckte. „Ich... habe eine unglückliche Hand mit Frauen.“, umschrieb er siene Gefühle. Denn er hatte sie auch jetzt. Jetzt, wo Serrana weg war, bekam er nur die, die er nicht wollte, und di, die er wollte, bekam er nicht.
    Vielleicht war es gut gewesen, dass sie gegangen war. Piso hätte sich gegen seine Familie durchsetzen müssen, eine Plebejerin zu heiraten. Was ihm nie gelungen wäre.
    Abermals seufzte er. „In meinem Falle haben zwei junge Menschen nicht zueinander gefunden.“, meinte er lapidar und hoffte, sie würde nicht weiter bohren. Obwohl, die Hoffnung wäre vermutlich eh vergebens, so wie Laevina neugierig war. Es war ihm durchaus nicht unangenehm, dass er das Objekt von Interesse war, aber die Liebe war bei ihm einfach eine Schwachstelle...

    „Ja, das denke ich auch.“, gab der Patrizier zurück und lächelte. „Das denke ich auch. Und was Vescularius Salinator angeht... ja, es ist schon eine seltsame Sache mit ihm...“ Mehr äußerte er ja nicht, obwohl er sich selber relativ sicher war, dass Macer dem Mann misstrauisch gegenüber gesonnen war.
    Er hörte sich also aufmerksam an, was Macer nun weiteres zu sagen hatte. „Da magst du recht haben.“, überlegte er laut vor sich hin. „Also denkst du, es wäre möglicherweise besser, wenn ich noch nicht nächstes Jahr kandidiere, sondern zuerst einmal eine Karriere in der Kanzlei mache? Dann bin ich doch schon alt, so werde ich nie Senator. Oder sollte ich, ohne erst einen ritterlichen Posten anzunehmen, Senator werden? Dann bin ich ein kompletter Unbekannter, fuer den niemand am Wahltag stimmen wird.“ Wieso konnte das nicht so sein wie in den guten alten Zeiten, dass man sich einfach einen Senatorentitel kaufen konnte? Das wäre was gewesen. „Wieso ich erst jetzt Senator werden will, fragst du? Nun, ich ließ mich von meinem Verwandten Furianus dazu inspirieren, diese Laufbahn einzuschlagen. Vorher widmete ich mich dem Studium des Reiches, der Wissenschaften und der schönen Künste.“, gab er zum Besten. Besonders auf letzteres war er stolz. Er lachte, wie er Macers Kommentar hörte. „Und natürlich arbeitete ich bei der Kanzlei. Aber, ich muss dir sagen, so eine Laufbahn wäre einmal etwas. Vor so etwas müsste ich klarerweise passen.“Sein Lachen verklang, wie er die Frage des Purgitiers hörte. War der Senator bei jedem Klientelverhältnis so streng bei der Auswahl? Nun ja, Piso war Patrizier. Und Adel verpflichtet. So begann er zu reden.
    „Senator Purgitius, ich habe, wie du schon gehört hast, ausgiebig diverse Fachgebiete studiert. Ich bin nicht nur Beamter, sondern auch Anwalt. Zudem habe ich weitreichendes ökonomisches und zumindest theoretisches militärisches Wissen. Außerdem bin ich dabei, Erfahrungen beim Dienst an den Göttern zu sammeln. Meine Kenntnisse also würde ich dir zur Verfügung stellen. Ich denke außerdem, ich muss nicht mehr lange warten, bis ich Mitglied des Kollegiums der Arvalbrüder werde. Zudem würde ich dir einen guten Draht zu den Flaviern geben. Und ich habe in der Kanzlei und der Beamtenschaft allgemein mir wohlgesonnene Leute, mit denen ich mich gut verstehe, und gute Beziehungen habe. Nicht zuletzt zähle ich den Praefectus Praetorio zu meinen Freunden.“, zählte er auf. „Was ich dir natürlich bieten würde, ist meine Loyalität.“ Das war selbstredend. „Und, wenn ich erst Senator bin, meine Stimme.“


    Acanthus starrte an die Porta. Welche Geschichten musste diese Türe zu erzählen haben. Geschichten von Glanz und Gloria. Vom Aufstieg und Fall eines Kaisergeschlechts. Von unzähligem Klopfen. Wie dieses, zum Beispiel.
    Der Sklave blickte die Türe weiterhin unverwandt an. Es klopfte, so schien es. Und so machte er auf. Kaum war die Tür offen, offenbarte sich vor ihm ein Männchen, welches sofort munter daraufloszuplappern begann. Acanthus‘ Miene wurde einen leichten Tick düsterer. „Was, was redest du da? Claudia Catilina? Ich kenne keine Catilina. Und mit wem sollte sie verheiratet sein, hä?“ Er ging innerlich die Liste der lebenden Flavier durch. Aristides und Gracchus waren verheiratet. Furianus nicht, aber was sollte der heiraten, der hatte doch vor kurzem erst seine Verlobung gelöst, und saß nur im Arbeitszimmer. Piso? Der jammerte doch immer noch seiner Plebejerin nach. Sabinus? Viel zu alt. Er könnte sich keines Flaviers entsinnen, der der Mann dieser Frau sein könnte.

    Es war wahrlich keine Überraschung, dass Quarto dies nicht schmeckte. Piso hob beschwichtigend die linke Hand. „Ich habe nicht Bedingung gesagt. Ich habe nur gesagt, dass wir, die flavische Familie, so etwas sehr gerne sehen würde. Es wäre eine Geste. Eine Geste. Genauso, wie es eine Geste von uns dir gegenüber wäre, wenn wir, in Namen unserer Familie, eine öffentliche Entschuldigung aussprächen für das Unrecht, dass deiner Familie angetan wurde.“, erwiderte er. Heißes Territorium... wenn seine Familie da bloß mitspielen würde...

    Da war irgendetwas. Ganz fern klang es in seinen Ohren. In sienem inneren Auge. Das wütende Gesicht des Furianus und seine Stimme, wie sie ihn anbellte, dass er nicht mehr in der Öffentlichkeit singen würde. Schlagartig kam es ihm wieder. Und, nun ja, auf einmal fühlte er die Motivation, die er selber hatte, der Frau etwas vorzusingen, in sich absacken. Vielleicht doch nicht eine so gute Idee, kam es ihm unweigerlich.
    „Nun ja, du hast komplett recht. Komplett recht, werte Germanica. Ungestört lässt es sich einfacher musizieren.“, meinte er im Brustton der Überzeugung und nickte gewichtig. Vielleicht, ja, vielleicht war es ganz gut, dass sie ihn doch nicht zum öffentlichen Singen aufgefordert hatte.
    Als er Laevina seine Leidensgeschichte vorjammerte, sah er ganz deutlich, wie es der Germanicerin die Sprache verschlug. Natürlich, das war klar. Wie würde er reagieren, wüsste er, dass eine Flavierin solche schrecklichen Taten beging, wie es Calvena getan hatte, und im Verborgenen vielleicht noch immer tat?
    „Ich bitte dich, werte Dame.“, versuchte Piso zu beschwichtigen. „Es ist ja nicht deine Schuld, dass ich so fürchterlich behandelt wurde.“ Er fand es aber trotzdem fürchterlich nett von der Germanica, dass sie sich entschuldigte für Calvena. Es machte sie ihm gleich noch einmal sympathischer.
    Als sie ihn dann noch bat, die Geschichte nicht herumzuerzählen, winkte er lächelnd ab. „Ich bitte dich. Ich habe es bis jetzt nicht herum erzählt, also werde ich es in Zukunft nicht erzählen.“ Vor allem hatte er es nicht herumerzählt, um einen Trumpf gegen die Germanicer in der Tasche zu haben, und auch, weil es Verus ins Grab gebracht hätte. Und er war auch wohl ein wenig zu faul gewesen, das in der Stadt zu verbreiten.
    So lächelte er nur gütig. „Ich habe nicht vor, mit solch unhehren Tricks zu agieren, nur um vielleicht einmal die Germanicer ein paar Tage lang in Disreputation zu bringen.“, versprach er Laevina.

    Der junge Flavier nickte nur ernsthaft, als der Purgitier ihm sein Beileid aussprach. „Danke.“, meinte er, obwohl er Milo gar nicht gekannt hatte. Dass ihm Macer trotzdem sein Beileid aussprach, gefiel Piso, er fand es eine nette Geste.
    Er hörte Macer zu und nickte wiederum, dieses mal etwas erfreuter. „Das stimmt, ich arbeite in der Kanzlei. Ich bin noch Primicerius, aber ich denke, nicht mehr lange. Prudentius Balbus hat mir sein Versprechen gegeben, sich für mich beim Praefectus Urbi einzusetzen. Sodass ich eine bessere Stelle – vielleicht ja den Posten des Procurator a memoria – und den ordo senatorius erhalte. Nur habe ich noch nichts von ihm gehört... aber er ist sicher schon dran.“, war sich Piso sicher, auch wenn er mittlerweile der Meinung war, jeder Tag, den er noch weiter als Primicerius a libellis verbringen würde, wäre verschwendet. „Nun hast du recht, ich bin ein Patrizier unter Rittern. Aber mir gefällt es, und ich wäre nicht der erste Patrizier, der ritterliche Posten bekleidet. Ich weiß nicht, was man daran an manchen Stellen findet.“, grübelte er. „Ich will den ordo senatorius, weil ich bei den nächsten Wahlen als Vigintivir kandidieren will.“, offenbarte Piso hernach. „Und gerade deshalb suche ich einen Unterstützer im Senat.“
    Gerade, wie er seine Rede abgeschlossen hatte, fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, zu erwähnen, dass er ausgebildeter Jurist und Ökonom war, und zudem die Kriegskunst studiert hatte. Mist. Man konnte das ja noch später anbringen.

    Piso nahm erleichtert zur Kenntnis, wie Varus einsah, dass ihn sein erster Eindruck getäuscht hatte. „Das habe ich.“, meinte er bestimmt und freundlich, mit einem gewissen Stolz.
    Als er hörte, dass Varus noch gar nicht mit Balbus gesprochen hatte, hob er kaum sehbar die eine Augenbraue hoch. Na ja, keine Zeit. „Gut, dass du es noch machen willst.“, meinte er dann neutral und unverbindlich, bevor seine Aufmerksamkeit auf eine Notiz gelenkt wurde. „Was steht denn auf der Notiz?“, fragte er neugierig nach. „Sicherlich müssen da die Briefe aus Syrien und Asia erwähnt sein.“, mutmaßte er, bevor er sich daran machte, den Annaeer über die jüngsten Aktivitäten der Kanzlei aufzuklären. „Also, vor allem haben wir Leute in den ordo senatorius erhoben. Alles Klienten des Aelius Quarto, übrigens. Zudem gibt es des Öfteren Empfange von mehr oder weniger wichtigen Leuten, denen du, statt des Kaisers, eine Audienz geben musst. Und natürlich gibt es allerlei Privatpost an den Kaiser zu erledigen. Keine Sorge, das meiste erledigt mein Officium. Du bekommst nur wichtige Briefe und Audienzen, wobei ich deinen Terminkalender verwalte.“, informierte Piso den Annaeer.

    Das Kapitol also. Ein Haufen von Tempeln und Altären, ein ungewohntes Terrain für unseren Flavier, der durch die Sraßen Roms auf das Kapitol hinaufgeirrt war. Selbst hier an den Rändern des Hügels drängten sich noch die allgegenwärtigen Insulae hinauf, doch angekommen oben am Hügel sah man von diesen gar nichts mehr. Man sah nur noch Tempel, im glitzernden Weiß gehalten, die prachtvoll die Stadt überblickten. Piso blickte beeindruckt auf den einen Tempel. Dies war sicherlich der Tempel der kapitolinischen Trias. „Schööön!“, entfuhr es dem jungen Patrizier. Von einem schnaufenden Keuchen aus seinen ästhetischen Betrachtungen herausgerissen, fuhr er ruckartig herum. „Cassivellaunus, hörst du wohl auf, solch unappetitliche Geräusche von dir zu geben? Das ist ja ekelig.“ Der Britannier war beladen mit Varietäten an Zeug. Weihrauch, Statuetten, Obst, Kräuter, und sonstige Opfergaben, schleppte der Arme in seinen Händen, und in einem riesigen Pack, der auf seinen Rücken geschnallt war, mit sich. Der komplett unbeladene Piso schüttelte den Kopf. „Sein ein Mann und keine Memme. Nur noch mehr ein paar Schritte. Los!“, forderte er den Sklaven auf und trat zu einem Priester hin, welcher vor dem Tempel, am Eingang, herumstand.
    „Salve, guter Mann.“, begrüßte Piso jenen. „Mein Name ist Flavius Piso, und ich will ein Opfer der kapitolinischen Trias darbringen. Wie soll ich dazu verfahren?“, fragte er und blickte den Mann erwartungsvoll an.


    Sim-Off:

    Also, wie opfere ich? Ich gedenke, ein großes unblutiges Opfer, oder aber das Äquivalent davon, der Trias zu opfern. Soll ich dazu dieses auf das Wisimkonto des CD überweisen? Oder genügt es, es gekauft zu haben? Oder muss ich das komplett anders machen? Danke für Unterstützung...