Beiträge von Aulus Flavius Piso

    "Ja, es scheint schon Ewigkeiten her zu sein.", meinte Piso, etwas peinlich beruehrt, dass er damit eine kaum verheilte Wunde seines Freundes wieder aufgerissen zu haben schien. Jedwegliche seelische Unbehaglichkeiten ueberdeckte verus jedoch mit einem Kichern, in welches Piso mit einstimmte (er konnte sehr gut kichern ;)) und liess sich dann von Verus den Rest des erstaunlichen Waffenarsenals zeigen.
    Er blickte auf das Katapult hinauf, es war eine fuerwahr entsetzliche Waffe, die sicher Grauen und Zerstoerung unter die Feinde Roms bringen konnte. Voller Staunen betrachtete er das Geraet, er hatte noch nie solch eine Waffe aus solch kurzer Distanz gesehen, war er doch noch nie ein mann gewesen, der sich fuer Waffen interessierte - ausser fuer jene mit aesthetischem Wert, wie jenen phrygischem Zierdolch, den er einmal gekauft hatte und der nun in seiner Kammer herumlungerte, ohne eingesetzt zu werden. Wobei der Dolch in der Praxis vermutlich haushoch versagen wuerde.
    Verus' Antwort gab Piso eine Vorstellung von den Muehen, die es brauchte, um eine Trireme zu erbauen. Er stellte sich vor seinem inneren Auge ein Schiff vor, welches majestaetisch aus einer Werft glitt... und sein Entschluss stand fest. Er wuerde, wenn er erst einmal das Geld dafuer hatte, auch ein Schiff kaufen.
    "Wieviel ist wohl so eine Trireme wert...?", meinte er, eher zu sich selbst als zu Verus.

    Piso war von Herzen erleichtert, dass diese Waffe harmlos war. "Puh...", meinte er nur leise und grinste Verus an. "Bei solchen Apparaten, na bitte..."
    Wie um ihm Platz zu machen, trat Verus zurueck, und Piso fuhr mit seiner Hand ueber die Waffe. Sie war kalt, und strahlte auch eine Kaelte aus, die nur Waffen innehatten. Er blickte wieder zu Verus. "Damit habt ihr Piraten gejagt, oder? Ich habe Geschichten davon gehoert. Ihr habt damit meine Nichte gerettet.", sagte er und duckte sich, um die Waffe von unten betrachten zu koennen. Sie war meisterhaft angefertigt, es gab weder Ritze noch sonstige Makel in der Anfertigung.
    Er richtete sich auf, als er wieder angeredt wurde, und drehte sich um, wie angewiesen. Er erblickte ein Katapult, welches am Schiff oben stand. Mit dem Schiff koennte man ja eine ganze Stadt belagern! Er verlor Interesse an der Balliste, die ihm neben dem Katapult relativ klein vorkam, und betrachtete eingehend die Belagerungswaffe, mit der man sicherlich ganze Schiffe zertruemmern konnte.
    Piso wandte sich an Verus. "Es dauert sicher Ewigkeiten, solch ein Schiff herzustellen, oder?", fragte er.

    "Dein Schiff? Bei Iupiter!", rief Piso aus und sprang fast in die Höhe. „Es ist... einfach nur wunderschön.“ Wenn Piso so etwas sagte, dann stimmte das auch. Er wusste Ästhetik gut einzuschätzen, und Ästhetik war in diesem Fall zweifelsohne gegeben. Das Schiff erfüllte alle Bedingungen, welche ein künstlerisch versierter Mensch von einem Transportobjekt erhoffen konnte. Die perfekte Verschmelzung von Kunst und Effizienz. Staunend setzte sich Piso in Bewegung. Er zottelte Verus hinten drein und bestieg ebenfalls den Steg, welcher auf das Schiff führte. Er wich dabei einigen Soldaten aus, welche darauf herummarschierten.
    Endlich waren sie am Schiff angekommen, und der hoch gewachsene Patrizier blickte sich herum. Er sah, dass Verus sich wieder wegbegab und eile ihm hintennach. Er betrat das Oberdeck, von wo aus man einen wundervollen Überblick über die Stadt Misenum hatte. Doch plötzlich sah er, dass eine Waffe auf ihn gerichtet war. Mit einem maunzen sprang er nach hinten, doch er sah rechtzeitig, dass Verus das mit einer nicht geladenen Ballista war, sonst wäre er noch über die Reling gestürzt. Er trat wieder näher heran.
    „Was für ein... unglaubliches Teil.“, minte er bewundernd und wollte es schon berühren. Im letzten Augenblick besann er sich, drehte sedinen Kopf zu Verus und fragte ihn: „Darf ich das überhaupt berühren?“

    Piso war Verus gefolgt, ohne die Augen wirklich von den Waffen der Soldaten lassen zu koennen. Was, wenn einer von denen auszuckte und Piso einen Speer durchs Herz jagte? Das waere entschieden zu unaesthetisch fuer seinen Geschmack. Man konnte nie einem Mann mit Waffen trauen, das wusste er jetzt schon.
    Doch unbehelligt - welch Wunder! - kamen die beiden bei den hafenanlagen an, wo Piso zum ersten Mal die Augen von seiner "Leibgarde" loeste. Er schaute gen Wasser.
    Dann legte er seinen Kopf in den Nacken.
    Und als das nicht reichte, blickte er noch weiter nach oben, wo er erst sah, wo das Schiff endete. Das einzige, was er herausbrachte, war ein erstauntes: "Hui...", als er sah, was fuer eim massives Teil dieses Schiff war. Piso drehte seinen Kopf im Kries, um die Dimension des Schiffes ausmachen zu koennen.
    "Das ist... eine Trireme, oder?", fragte, nachdem er 3 Ruderreihen gezaehlt hatte. "Ein riesiges Schiff. Unglaublich. Wieviel Leute haben dort Platz? Sicher 200 oder mehr.", staunte er. "Sagt, habt ihr auch Quinquiremen? Schiffe mit 5 Ruderreihen?", fragte er. Er hatte so eines schon einmal gesehen, aber nur aus der Ferne, und fragte sich, wie so etwas aus kuerzerer Entfernung ausschauen koennte.

    Apicia. Natuerlich. Diese Plebejer wussten aber auch hervorragend, wie man die Patrizier ausnahm - wie man eine Zitrone ausquetschte, bis die Kerne knackten. Aber dies wurde sofort durch eine Einladung vom Pompeier in seine Casa ausgeglichen. Nun denn! Er wollte ja nicht mal so sein. Jetzt, wo er es sich ueberlegte, haette er auch den Pompeier in die Villa Flavia einladen koennen. Aber erstens war es jetzt schon zu spaet, und zweitens waere er nicht der erste Besucher gewesen, den die Pracht der Villa beschaemt haette. So nickte er also nur.
    "Das ist ein guter Vorschlag, du hast Geschmack. Und danke fuer die Einladung. Ein anderes Mal wird es sich sicher ergeben.", sagte er und laechelte. "Dann sehen wir uns nach der Arbeit in der Taberna Apicia, ja?", fragte Piso nach, um sicher zu gehen.


    Sim-Off:

    Edit: Faerbelei...

    Tatsaechlich. Es war Decima Serrana. Er hatte sich ihr Gesicht eingepraegt, jede Feinheit. Es war nicht so, dass Piso besonders gut war, wenn es darum ging, sich Gesichter zu merken, Namen behielt er viel leichter fuer sich. Doch das Gesicht Serranas hatte sich in ihm festgesetzt. Es war nun schon 2, vielleicht 3 Wochen seit der Hochzeit, und Piso hatte seither jeden einzelnen Tag sicher ein- oder zweimal das Gefuehl gehabt, das er sich selber eine Ohrfeige geben koennte, weil er es aus falschem Anstaendigkeitsgefuehl nicht ueber sich gebracht hatte, sie einzuladen, oder etwas auszumachen. Auch Verus hatte er nicht mehr gesehen, er wuerde erst nach diesem Gespraech mit ihm in Kontakt kommen und dann nach einen Kurzurlaub in Misenum machen.
    Und nun begegnete er ihr, jener Frau, welche zu treffen er sich gar nicht mehr erhofft hatte, wieder. Wie war das zu verstehen? Als Hoehepunkt vom 2 erfolgreichen Wochen? Zuerst die Ernennung zum Primicerius a libellis. Dann der Artikel in der Acta Diurna, der sein zerstoertes Selbstvertrauen wieder aufgebaut hatte. Und dann - dies hier. Ihr einfach so ueber den Weg zu laufen, per Zufall, in der groessten Stadt der Welt. Das musste das Werk der Goetter sein - eine rationale Erklaerung hatte er nicht.
    "Serrana!", machte er. Er war etwas verwirrt ueber diesen unwahrscheinlichen Zufall und war kurz unschluessig, wie er vorgehen sollte. Nach ein, zwei Sekunden des Anglotzens entschloss er sich, etwas zu sagen, sonst waere er noch ob der Unwirklichkeit jener Situation in ein wahrhaft unaesthetisches Glucksen und wohl auch relativ unmaennliches Kichern ausgebrochen, und das wollte er Serrana doch nicht antun.
    "Ja... dass wir uns wieder begegnen! Unglaublich!", lachte er und warf seine Haende hoch, um seine Erfreutheit in einer Geste zu verdeutlichen. "Wie geht es dir denn so? Alles in Ordnung? Hast du den Hochzeitstag noch gut ueberstanden?", fragte er in Hinblick auf das grosse Essen und Trinken, was dort ueber die Buehne gegangen war.

    Der Markt hatte sich in Pisos Zeit in Rom zu einem seiner Lieblingsorte entwickelt. Dies war nicht der Fall, weil er einkaufssuechtig und auf neue Sachen, welche man sowieso nur ein paar Tage mochte und dann wegwarf, versessen war.
    Nun, er koennte es sich leisten, alles zu kaufen, was ihn behagte. Er war Primicerius a libellis. Er war Patrizier. Er hatte Grundbesitz.
    Aber dies tat er aus zwei Gruenden nicht. Erstens, er brauchte so viel Zeug nicht... vieles gab es schon in der Villa Flavia. Er wusste, er wuerde den Ruf des "Unnuetzen" nicht abschuetteln, so lange er vom Reichtum der Villa Flavia lebte. Doch er wollte spraen. Er hatte schon Grosses mit dem Geld vor. Vor allem wollte er ein Geschaeft aufmachen. Alles deutete auf eine Fischerei hin. Er erwartete sich grosse Eintraege davon. Er erwartete sich Geld, Einfluss und wirtschaftliche Bedeutsamkeit. Das waere doch einmal etwas Schoenes.
    Nein, er genoss einfach das Treiben und das Leben hier. Auf den ersten Blick schien alles Chaos zu sein, doch gab es eine subtile, den Augen von Banausen verschlossen bleibende Aesthetik. Die Aesthetik der Arbeit, und die des Lebens.
    Fast jeden Tag, wenn seine Arbeit vorbei war und sich der Tag dem Ende neigte, wie es nun auch hier der Fall war, begab Piso sich also auf den Markt. Er hatte immer ein bisschen Geld dabei, im Falle, dass er etwas sah, was ihm gefiel. Dies geschah, wie gesagt, nicht so oft, wie man es erwarten wuerde von einem Mann, der den Markt so sehr schaetzte. Vielmehr schaetzte er es, einfach durch die Staende zu gehen und sich die verschiedenen Sachen, welche im Angebot waren, anzusehen. Farbenfrohe Federn aus Nubien, eiserne Ziergitter aus Syrien, Bernsteine aus Germanien und Honig aus Anatolien... sogar Seide aus Indien und Felle von wilden Tieren aus Skythien. Was es in Rom am Markt nicht zu kaufen gab, das gab es nicht auf der Welt.
    Er blieb kurz vor dem Fellstand sehen. Seine Hand glitt kurz ueber das weiche Fell, welches frueher einen Wolf gehoert hatte. Das Fell brauchte er nicht. Eigentlich brauchte er gar nichts. Aber er wollte noch ein bisschen am Markt bleiben, das Leben und Treiben hier geniessen.
    Er drehte sich also um, bereit, woanders hin zu gehen, da stand er ploetzlich einer Person gegenueber. Er wollte schon einen Seitschritt amchen, um sie vorbeizulassen, da blickte er ihr ins Gesicht und erkannte sie sofort wieder. Er laechelte erfreut und rief aus: "Du?", als ob er es gar nicht fassen konnte.


    Sim-Off:

    Reserviert...

    Vorschlag zur Restrukturierung des Officium XXIII


    1. Ein neues Fenster wird aus der Wand zwischen den zwei existierenden herausgestemmt. Dies wuerde fuer mehr Licht und frische Luft sorgen.


    2. Die Notarii werden in Kommitees aufgeteilt. Diese Kommittees Uebernehmen das Bearbeiten von Formularen und Schreiben unterschiedlicher Absender.
    2.1. Es soll 8 Kommittees geben:
    - Ein Kommittee jeweils zur Bearbeitung von Anfragen aus den Stadtverwaltungen der oestlichen und der westlichen Reichshaelfte
    - Ein Kommittee jeweils zur Bearbeitung von Anfragen aus den Regio- und Provinzverwaltungen der oestlichen und der westlichen Reichshaelfte
    - Ein Kommittee zur Bearbeitung von Anfragen von Verwaltungsstrukturen innerhalb Roms
    - Ein Kommittee zur Bearbeitung von Anfragen aus dem Cultus Deorum
    - Ein Kommittee zur Bearbeitung von Anfragen von sonstigen Buergern
    - Ein Kommittee zur Bearbeitung von Anfragen von sonstigen Nichtbuergern
    2.2. Die Sitzordnung der einzelnen Kommittees soll kreisfoermig sein.
    2.3. Die Anzahl der Notarii in den Kommittees orientiert sich an den Proportionen der Anzahl der Briefe aus jenen Bereichen.
    2.4. Den Kommittees sollen jeweils ein erfahrener Notarius vorstehen.


    3. Es soll ein Notarius zum Boten ernannt werden. Dieser ueberbringt Briefe aus dem Postkasten und wirft Briefe auch ein. Ausserdem ueberbringt er den Procuratoren und gegebenenfalls dem Consul Nachrichten.


    4. Es soll das Amt des Obernotarius eingerichtet werden. Dieser uebernimmt vom Boten die Korrespondenz und teilt sie entsprechend ihrer Kompetenzen unter den Kommittees auf.


    5. Sowohl der Primicerius als auch der Obernotarius sollen bei der Tuer sitzen. Somit kann der Obernotarius sich schneller um Korrespondenz kuemmern und der Primicerius anfaellige Besucher empfangen, ohne dass diese erst durch die Reihen der Notarii schreiten muessen.


    6. Schreckhaften Notarii wird nahegelegt, sich Wolle in die Ohren zu stopfen, um weniger von stoerenden Geraeuschen abgelenkt zu sein.
    6.1. Alternativ kann Moos verwendet werden.


    7. Es soll eine Putzkraft angestellt werden, sodass das Officium staendig sauber gehalten wird.


    8. Es sollen ein paar Zimmerpflanzen angeschafft werden, um das Arbeitsklima zu verbessern.


    9. Der Primicerius soll besonders wichtige Briefe (beispielsweise von Senatoren) bearbeiten. Diese werden ihm vom Obernotarius zugeteilt.


    10. Falls ein Notarius ueber etwas im Unklaren ist, soll sofort der Primicerius gefragt werden, bevor ein Fehler geschieht.


    Piso war zufrieden, er wuerde morgen das Memorandum dem Procurator vorlegen, doch jetzt war er einfach nur noch mehr muede.
    Also ging er schlafen.

    Sabinus schien wirklich von Herzen erleichtert sein, als Piso ihm von seinen Erfahrungen berichtete. Seltsam, wieso hatte ein roemischer Buerger so viel Angst vor den zumeist peregrinen Notarii? Der Mann schien auch gespuert zu haben, dass der Wusch an Vorteilen, welchen Piso allein durch seine Geburt hatte, ein winziges bisschen unangenehm war, doch schien er sich nicht weiter darob zu kuemmern. Gleichmuetig nahm er es hin.
    Nun ja, wieso auch nicht? Es war alles der Wille der Goetter. Hatten sie eine solche Regelung nicht gewollt, dann gaebe es sie auch nicht.
    Die Sprache kam auf die Intention des Viniciers, sich waehlen zu lassen, und Piso hoerte hin. "Also, ich habe so ein Gefuehl, dass dies gut ausgehen wird. Und wundere dich nicht, wenn vielleicht dein Nachfolger in deinem Amt meinen Namen tragen wird.", grinste er.
    Doch die Frage des Sabiners ging durchaus ans Eingemachte. Piso konnte einige Namen nennen. Allen voran den Namen des Kaisers. Was er natuerlich nie tun wuerde, sein leben war ihm doch lieb. "Namen zu nennen koennte mich um Kopf und Kragen bringen... wenn du erst Vigintivir bist, wirst du sehen, was ich meine.", orakelte er und nahm noch einen Schluck vom Wein.
    "Nein, einen Patron habe ich nicht, obwohl ich mir ueberlege, einen zu nehmen." Er hatte schon zwei, drei potentielle Namen im Kopf, doch wollte er sich noch damit hinterm Busch halten. "Aber du hast dir schon einen ausgesucht? Lucianus oder aber Hungaricus, nehme ich stark an.", mutmasste er und genehmigte sich noch einen Schluck Wein.

    Sah Piso da ein kurzes skeptisches Aufblitzen, trotz des zustimmenden Nickens? Er konnte sich schon vorstellen, wieso. Spannender wuerde die Arbeit fuer die Notarii dadurch natuerlich nicht werden. Doch Spannung war ja nicht der Lebenszweck der Notarii. Die Leine musste kurz gehalten werden, da stimmte er Imperiosus zu.
    "Hm, ich habe mir gedacht, eine Konzession kann man ja machen,. und ausserdem, ich selber finde es auch ein bisschen zu stickig und dunkel dort drinnen... ich werde den Notarii, denke ich, in einer Sache entgegen kommen. Vielleicht blockt der Procurator a lib... wie sagst du, PaL? Gefaellt mir. Der PaL blockt's vielleicht ab. Dann passiert sowieso nichts.", gab er zu Bedenken.
    Auf seine letzte Frage hin ueberlegte der Pompeier ein, zwei Sekunden, dann sagte er zu. "Gut! Dann lade ich dich zu einem Becher Wein... oder zwei... ein. Man hat mir gesagt, die Taberna Petronia hier in Rom ist recht gut. Oder wuerdest du die Apicia bevorzugen?" Die Taberna Apicia war natuerlich um einiges teuer, aber bei Piso sass dieser Tage der Geldbeutel locker, er wusste nicht wieso... er konnte es sich immerhin leisten, hatte er doch einen zusaetzlichen Landbesitz, und konnte er sich doch hervorragend beim PaL jederzeit ein Mittagsessen erschnorren.

    Piso lag gemuetlich auf einem Stuhl, da kam das Ueberfallskommando in seinen Raum gestuermt. Er sah erschrocken auf und sah toedliche Waffen. War das das Ende? Wurde er eines grausamen Verbrechens angeklagt?
    Nein. Es war vielmehr Verus mit einigen Soldaten. Piso griff sich an die Brust.
    "Mein armes Herz!", rief er theatralisch aus und roechelte. "Das Klima hier in Misenum soll der Gesundheit zutraeglich sein? Ich kriege noch den Herzkasper hier.", brummte er, doch man konnte auch bei ihm deutlich heraushoeren, dass er diese Worte nicht ernst gemeint hatte, und erfreut war ueber den Besuch von Verus.
    "Ausgezeichnet. Dann gehen wir. Der Kaiser beliebt seine Flotte zu sehen." Dies sagte er in einem besonders schwuelstigen und naeseligen Tonfall, dann grinste er Verus an. Der Kaiser... diese aelische krankheitsverseuchte Krakel. Was hatte der schon getan, ausser faul herumzuhaengen? Er behielt seine Meinung tunlichst fuer sich und nickte Verus zu. "Ich freue mich schon. Danke fuer den Aufwand."

    Piso hoerte Verus zu und grinste. "Das werde ich ohne Zweifel tun. Ich freue mich schon, das wird sicher ein wundervoller Urlaub."
    Piso war zwar etwas verwundert, als ihm Verus eroeffnete, der Meerblick koste etwas, aber auch er stimmte mit Verus' Lachen mit ein. "Vale!", rief er noch.
    Als die Tuer zufiel, sah Piso nochmals zum Fenster hinaus. Wieder hatte er ein mulmiges Gefuehl, welches nicht dadurch beruhigt wurde, als er sich einredete, der Vesuv wuerde nach weniger als 30 Jahren nicht noch einmal so schreckenserregend ausbrechen.
    Er liess sich auf die Liege hinfallen und gruebelte. Ueber alles. Die Welt, das Leben, dessen Vergaenglichkeit und was es wohl zum Abendessen gaebe.

    Piso blickte sich staunend im Raum um. Es war zwar nicht so praechtig wie sein eigenes Zimmer, aber doch sehr, sehr schoen und angemessen. "Es ist grossartig!", rief er aus und blickte aus dem Fenster hinaus, aufs Meer, welches sich draussen erstreckte, und auf die zahlreichen Kriegsschiffe, welche dort vor Anker lagen. in der ferne erblickte er den Vesuv. Der Vesuv... er hatte Geschichten davon gehoert. Ausgebrochen war er ganz kurz vor seiner Geburt. Ganze Staedte hatte er zunichte gemacht. Es lief ihm ein Schauder dem Ruecken herunter. Er zwang sich, wegzuschauen, auf das Bett in seinem Zimmer. "Ich... ich muss dir danken. Viele Male."

    Was fuer eine despektierliche Behandlung! Wie konnte dies geschehen? War er denn der Watschenmann? Wieso diese Drohungen? Er war Patrizier, das konnte jedes Kind sehen! Er hatte etwas besseres verdient als eine solche Behandlung!
    Natuerlich war er abgestiegen, als er sich dem Posten genaehert hatte, und dies hielt ihm auch davon ab, einen Gedanken umzusetzen, welcher in seinem Kopf infolge dieses Auffuehrens entstanden war - die ganze Bagage einfach niederzureiten. Unwillkuerlich trat er einen schritt zurueck, und Cassivellaunus tat es ihm gleich, eingeschuechtert von den schweren Ruestungen und den Waffen, welche die Soldaten trugen.
    Doch die Rettung nahte - in der Gestalt eines baertigen Mannes mit einem unverwechselbaren Ringes an seinem Finger. Der Ring eines Ritters.
    Verus' Erscheinung schien den Soldaten teuflisch zu erschrecken, und Piso freute sich innerlich angesichts der Abfertigung der Wache.
    Piso hatte keine Chance, sich der baerigen Umarmung des Decimers zu entziehen, selbst wenn er es gewollt hatte, und umarmete seinerseits den kraeftigen Soldaten.
    "Es gefaellt... mir... wirklich... gut...", aechzte Piso. Er hoffte sein knochengeruest wuerde das ganze aushalten. "Danke, vielen Dank fuer deine Einladung. Es ist wundervoll, hier zu sein."


    Zahnlos grinste Cassivellaunus, als er hinter Piso dreinzottelte und die drei Tiere hinter sich herzog.

    "Hm, gut.", meinte Piso. "Danke fuer den Tip." Und wieder wurde eine gewaltige Ladung von seinen Ideen ueber Bord gekippt. "Dann werde ich wohl selber den Rezeptionisten spielen muessen. Ich glaube, dann werde ich Urbicus als Obernotarius einteilen. Vor dem haben wenigstens alle... Respekt." Er kratzte sich am Kopf. Er hatte gut daran getan, mit so vielen Leuten wie moeglich ueber diese Arbeit zu sprechen. Ja, Gaius Numerius Urbicus wuerde Obernotar werden, schon alleine wegen seiner Initialien. GNU, das hatte etwas.
    "Ja, was ich mir gedacht habe, ist, die Notarii in verschiedene Kommittees einzuteilen. Damit jeder seinen eigenen Arbeitsbereich hat. Einen Versuch ist es wert, denke ich. Und... ich denke, ich werde ein weiteres Fenster aus der Wand stemmen lassen, damit mehr Luft und Licht reinkommt.", sagte er, als ob es das Einfachste auf der ganzen Welt waere, so etwas zu bewerkstelligen.
    "Wie sind eigentlich die Notarii in diesem Officium hier? Gleich?" Es war eher eine rhetorische Frage. Wieso sollten sie anders sein?
    "Sag mal. Hast du nachher, wenn die Schufterei hier vorbei ist, noch etwas Zeit?"

    Nachdem Piso von der Wache am Stadtor durchgewunken worden war, kam er am Stuetzpunkt der Flotte an. Ahh, die Seeluft. Das war schoen. Er atmete sie tief ein, doch leider wurde sie vom Geruch seines Pferdes zum grossen Teil ueberlagert.
    Er kam schliesslich, zusammen mit seinem Sklaven und ihrem zusaetzlichen Gepaeck, am Tor an. "Salve.", begruesste Piso den Mann am Tor. "Mein Name ist Aulus Flavius Piso. Ich bin hier auf Besuch. Ich wollte gerne Titus Decimus Verus sehen. Den Ritter.", wiederholte er das Anliegen, welches er schon am Tor angebracht hatte.

    Sim-Off:

    Ich hoffe doch, ein bisschen Schuetzenhilfe ist hier nicht fehl am Platze? ;)


    Piso hatte Mittagspause. Er verbrachte sie damit, am Palatin herumzustrolchen und das Broetchen, dass er extra dafuer eingepackt hatte, zu verzehren. Er hatte gerade den letzten Bissen heruntergeschluckt, da bemerkte er, wie weit er sich von seinem Officium entfernt hatte. Hm, er sollte umdrehen. Seine Pause war fast vorbei.
    Da bemerkte er unten zwei gestalten. Ein Praetorianer. Hm, war das nicht sein alter Freund? Schwer zu sagen, mit der Uniform sahen sie von hinten alle gleich aus. Und die zweite Gestalt war wohl ein ungewollter Besucher...
    Halt.
    Piso kannte den doch.
    Langsam bewegte er sich zu den beiden hin und kam zu stehen. Misstrauisch beaeugte er den Zivilisten. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    "Lu... Lu... Lucullus?", stammelte aber. "Aber... das ist ja unglaubig! Sag, was verschlaegt dich nach Rom, Vetter?", fragte er und meinte zum Praetorianer: "Lass ihn nur rein! Ich garantiere dir, dass er keinen Stumpfsinn anstellt!"

    Aus der Ferne konnte man zwei Reiter sehen. Der eine war eine hoch gewachsene Gestalt auf einem Pferd. Der andere war eine zusammengebeugte Kreatur auf einem Muli. Dahinter trabte noch ein bepacktes, reiterloses Muli.
    Es waren Aulus Flavius Piso, Cassivellaunus und ihr Gepaeck.
    Vor der Toren der Stadt blieb der winzige Tross stehen. Piso wandte sich an die Wache, welche vorm Tor stand. "Salve. Mein Name ist Aulus Flavius Piso. Ich bin hier zu Besuch bei Centurio Titus Decimus Verus.", sagte er. "Dem Ritter.", fuegte er hinzu, damit jede Missverstaendnisse aus dem Weg geschafft waren.

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Einige Tage waren gut. Einige tage waren in Ornung. Einige Tage waren schlecht. Und einige Tage waren einfach nur von oben bis unten beknackt.
    Dies fand Cassivellaunus, als er zwei schwere Kisten auf ein erbaermlich aechzendes Muli wuchtete, waehrend er einen kurzen Blick auf seinen Herrn warf. Piso war damit beschaeftigt, ein Pferd, welches er von den Stallungen ausgeborgt hatte, zu satteln und zu beruhigen. Es schien fast zu wissen, dass ein beschwerlicher Ritt bevorstand. Cassivellaunus atmete schwer aus und machte den letzten Knoten. Er ruettelte an den Kisten und grunzte befriedigt, als nichts wackelte. Die Kisten waren sicher befestigt.
    "Wir sind fertig.", rief der britannische Sklave dem Patrizier zu. Dieser nickte, um zu bedeuten, dass er verstanden hatte.


    Piso und Cassivellaunus standen inmitten eines kleinen Innenhofes in der Villa Flavia. Sie waren dort mit 3 Tieren - ein Pferd und zwei Mulis. Das Pferd war fuer Piso, das eine Muli fuer Cassivellaunus, das andere fuer das Gepaeck. Ein altes Tor fuehrte hinaus in die Strasse. Das Tor war geoeffnet worden von Ajax, welcher auch den Auftrag hatte, das Tor zu schliessen, wenn die beiden verschwunden waren.


    So geschah es auch. Piso und Cassivellaunus zottelten auf ihren Reittieren hinaus auf die Strasse. Das Tor schloss sich hinter ihnen.
    Auf nach Misenum.