Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    Als Piso seinen Sklaven wegbugsierte, schaute ihn die Dame mit einem Laecheln an, fuer welches er noch weit mehr getan haette, als einfach nur Cassivellaunus zur Seite zu befehlen. Immerhin schien es ihr also nichts auszumachen. Gut. Puh. Wenn sein Sklave ihm jetzt Schande machen wuerde, wuerde es britannisches Fischfutter geben.
    Er entgegnete ihr Laecheln und liess sich bereitwillig von ihr in Augenschein nehmen. Sie schien sich nun auf ihn zu konzentrieren, und Piso, der die Beachtung der Dame genoss, liess sich das nicht nehmen.
    Sie stellte sich vor. Aha! Eine Aurelierin. "Aurelia Prisca, das klingt wie der Name einer Blume.", sinnierte er, als er ihren Namen hoerte. "Die Freude, dich kennen zu lernen, ist ganz auf meiner Seite. Ein Grund zum Feiern ist jenes Zusammenwachsen unserer Familien selbstverstaendlich, befinden sich doch so viele hervorragende und nette Leute in der Gens Aurelia." Er laechelte sie wieder an. Sie war mit Senator Corvinus verwandt, dem Braeutigam, also gehoerte sie zur ganz grossen Creme de la Creme von Rom - jene soziale Schicht, der sich Piso auch zugehoerig fuehlte, von der er aber innerlich wusste, dass er noch arbeiten musste, um sie zu erreichen. Geburt allein reichte da nicht, selbst wenn es wirklich schoen waere, waere das so. Und bei einer solch charmanten Bekanntschaft konnte man durchaus ansetzen.
    "Ja, es sind einige von meiner Familie hier, auch wenn der zukuenftige Praetor Manius Gracchus nicht hier sein kann, aber gesehen habe ich schon Marcus Aristides. Und ich glaube, auch Lucius Serenus duerfte hier irgendwo sein.", meinte er zu Prisca so dezent, wie der Hochzeitswirbel vor ihnen es erlaubte.
    Zufaellig blickte er gerade nach links, da sah er einen Mann mit einem roten Bart, ein Seesoldat, der auf ihn deutete und dabei eine junge Frau neben ihm ansah... hm, was bedeutete das? Den Mann hatte er doch schon mal gesehen.
    Doch die Dame neben ihm zog ihn zu sehr in seinen Bann, als dass er jener Sache allzuviel Beachtung schenkte.
    "Es ist unheimlich originell!", pflichtete er ihr bei. "Die meisten Hochzeiten finden ja irgendwo in den Strassen oder den Hinterhoefen Roms statt. Auf so eine Idee kann nur jemand kommen mit einer kreativen Begabung... und viel Geld.", fuegte er leise und mit beeindruckter Stimme hinzu.

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Die beiden loesten sich voneinader, und Fiona schaute aus wie ein Buendel Elend. Sie tat ihm wirklich Leid. Doch das Bild aenderte sich, als die Silurerin ihm nun entschlossen in die Augen blickte. Unwillkuerlich blickte Cassivellaunus um sich. Das Gespraech hatte in ihm irgendetwas ausgeloest, was ihn aus dem mentalen Sumpf, durch den er schon seit Jahren, abgestumpft durch die Sklaverei, gewatet hatte, herausgerissen hatte. Ja, es war fast so, als ob er ihn riechen konnte. Den Duft der Freiheit. Doch dann musste er an die Baskin denken, wie sie ihr Unglueck in der Freiheit gefunden hatte. Er wollte nicht so enden.
    Die Frau sagte etwas, und er horchte auf. Unglaeubig blickte er sie einige Sekunden an, mit einem Blick, der jedem Schaf zur Ehre gereicht haette. Dann schluckte er und meinte langsam: "Du willst weg? Fliehen?" Das letzte Wort sprach er aus wie eine Idee, die ihm noch nie gekommen war. Das stimmte so nicht, er hatte schon daran gedacht, doch es waere zu nichts gut gewesen. Wohin haette er gehen sollen? Er konnte dadurch nur verlieren.
    "Bei den Geistern von Annwn... wie willst du das anstellen? Ich meine... die Villa ist ein einziges Gefaengnis. Und Rom ist das ebenfalls, mit seinen Mauern. Verdammt, ganz Italien ist ein Gefaengnis, entweder muss man ueber die Berge oder ueber die See." Seine Augen wurden mit Panik erfuellt, wenn er auch nur dran dachte.

    Er wusste wirklich nicht, wieso er so nett war. Wie hatte das Mädchen das verdient? Sie war daher gekommen, hatte ihn angegriffen (dafür schon hätte er ihr mit Fug und Recht Manieren beibringen können) und verspottet. Sie beleidigte seinen Verstand und behandelte ihn wie ein unartiges Kind. Jeder andere Flavier hätte bei ihren Worten schon mal ganz flott und locker eine Peitsche in der Hand gehabt und die Sklavin mal ganz lässig auf Teufel komm raus ausgebeizt. Piso jedoch bildete sich viel darauf ein, dass er geradewegs unmenschlich kultiviert und gnadenlos aesthetisch veranlagt war, ein Vorbild für die Jugend, ein Herzeigestück römischer Pracht, ein...
    Und so weiter und so fort. Lassen wir einmal Piso mit seinen Gedanken alleine. Nehmen wir wieder die Rolle des vernuenftigen, normalen, unbeteiligten und wahrhaft bemerkenswert inexistenten Zusehers an. Was dieser sehen würde, war unzweifelhaft eine kecke, blutjunge Sklavin, die mit bewundernswerten Mut einem Römer auf der Nase herumtanzte. Ein solcher Betrachter – die Faulheit hindert den Schreiber daran, ihm einen Namen zu geben, und eine Namensgebung solcher Art wäre eh eine sinnlose Beschäftigung, existiert doch jene Person gar nicht - wuerde vermutlich entsetzt sein über die Leichtigkeit, mit der die Sklavin den Römer herunterputzte. Doch jener imaginäre Beobachter würde nicht wissen, dass Piso noch ein paar Tricks auf Lager hatte, und sowieso am längeren Hebel sass.
    Doch kehren wir zu Aulus Flavius Piso zurueck, den glücklosen verhinderten Barden. Dieser hatte gerade mit einigen pompoesen Konstrukten seinen selbstbeweihraeuchernden Gedankengang abgeschlossen und blickte wieder auf Asny. Was... was wollte die jetzt?, fragte er sich, als sie sich vorbeugte. Wollte sie ihn abknutschen? Ganz so abgeneigt wäre er dem nicht gewesen, da wäre ihm eine Verzeihung schon besser über die Lippen gelaufen. Auch wenn sie ihm ein bisschen zu jung für seinen Geschmack war. Doch sie machte das nur, um ihm noch weitere Gemeinheiten ins Ohr zu flüstern.
    Nun, wenn Piso ganz ehrlich war: Jawohl! Das hätte er wollen. Er wollte sie dazu veranlassen, ihre Aussage gerade eben zu qualifizieren. Er hatte es darauf angelegt. Das war in die Hosen gegangen, doch Piso wollte dies nicht der Sklavin zum Vorteil gereichen lassen. Zumal er jetzt soviel gegen sie in der Hand hatte.
    Aber er musste ihrem Mut Respekt zollen. Und irgendwie hatte diese Aussage schon etwas. Direkt, frech, voll von einem unverfälschten Mutterwitz. Piso verdrängte die Wut aus seinen Augen und grinste. Dann fing er an zu Lachen. „Hehehe.“, meinte er. „Du Spassvogel. Hihihi.“ Er verdrehte die Augen wie in freudiger Extase. „Muahahahahahahaha!“ Es klang wie Groehlen, ein ferner Widerhall und ein Vorgeschmack auf seine (nicht vorhandene) musikalische Begabung. „Hahahahaharrharharrrrrrrrrrrrr... sehr unbeeindruckt.“ Beim langen R waren seine Mundwinkel wieder heruntergerutscht, und er sah sie wieder streng an. „Lustig bist du schon, nicht wahr?“ Abschaetzig blickte er sie an. So einen Humor konnte sie gut brauchen. Seine Freundlichkeit hatte er jetzt gegen Ehrlichkeit ausgetauscht. Na schön, in dieser Hinsicht hatte sie gewonnen, und dazu noch mit einem geschmacklosen Schmäh. Er hatte sie damit einschuechtern wollen. Gut, dann halt nicht. Aber Piso hatte sein Pulver noch nicht verschossen. Das konnte ja kein wahrer Römer sein, der vor einem Sklavenmädchen klein beigab. Die Lust, ihr Manieren beizubringen, hatte er jetzt aber wieder komplett unter Kontrolle.
    Er hörte sich ihre Worte an. Bei ihren Worten fing er an zu grinsen. Ja, die Worte waren dazu befähigt gewesen, ihn zur Weissglut zur Bringen, und ihn dazu zu bringen, sie zu schlagen. Vielleicht wollte diese Verrückte das sogar. Damit sie ihre eigene ach so überlegene moralische Verfassung zur Schau stellen konnte. Doch Piso würde da nicht mitspielen. Vor allem nicht, wenn sie ihm jetzt eine so gute Vorgabe lieferte.
    Er wartete duldsam, mit einem undeutbaren Blick in seinen Augen, bis sie die Lyra untersucht hatte. Er atmetete tief ein. Und tief aus. Dann sprach er. „Weisst du, was ich glaube? Das es dich einen feuchten Kehrricht angeht. Genau.“ Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt und er sah sie missmutig an. Dann bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen. Es war kein hoefliches wie gerade eben, sondern ein arglistiges.
    „So, ich bin ein Verlierer.“, wiederholte er ihre Worte. „Gut. Ich mag ja ein dummes Stück Dreck und ein Verlierer sein.“ Seine Worte troffen vor Ironie. Freundlich klangen sie nicht mehr. Jetzt lagen die Karten auf dem Tisch, rien ne va plus. „Aber ich kenne jemanden, der mich in allen diesen noblen Disziplinen klar übertrifft.“ Er streckte die rechte Hand aus und zeigte mit dem Zeigefinger auf sie. „Du. Und du weisst auch, wieso. Du bist die grosse Verliererin. Du hast die Arschkarte des Lebens gezogen. Sklaverei. Du bist Sklavin. Das darfst du nicht vergessen. Weisst du was? Es macht mir nichts aus, wenn du mich Dummkopf, Esel, Arsch, Dreckstück nennst. Denn jedes Mal, wenn du das sagst, werde ich lachen. Genau! Ja!“ Er prustete kurz los und kriegte sich wieder ein. „Denn ich weiss, dass du mir etwas neidest, was mir eigen ist. Du magst mich verachten, dieses eine aber willst du haben. Die Freiheit. Du wirst sie nicht bekommen, wenn du so weiter machst. Neeeee.“ Mit seinem letzten Wort unterstrich er seine Worte genussvoll.
    Dann warf er einen Blick auf die Lyra. „Und lass die sein. Ich werde sie einem Handwerker bringen. Du haltest sie ja in der Hand wie ein Dorftrottel.“ Er machte keinen Versuch, ihr die Lyra aus der Hand zu nehmen. Etwas in ihm sagte ja eh schon, dass sie hinüber war.

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    Die Dame mit dem dunklen Haarschopf, die er angesprochen hatte, drehte sich zu ihm herum. Piso hatte die Gelegenheit, sie kurz anzublicken, bevor sie einen entsetzten Ton von sich gab. Sie war, wie alle anderen Gaeste, in durchaus prunkvolle Gewaender gehuellt. Er schaetzte sie juenger als sich selber ein. Ein kleiner Halbmond an ihren Sandalen gab ihren Stand einwandfrei Preis. Sie war sicher keine Flavierin, eine Verwandte des Braeutigams vielleicht?
    Doch ihr Entsetzen verwundere ihn, war er den so haesslich? Nein, nicht er. Stichwort Haesslich. Er drehte sich kurz zu seinem Britannier hin. "Zupf dich.", meinte er zu ihm, woraufhin Cassivellaunus seinen Kopf einzog und ein paar Schritte nach hinten machte, sodass er keine physische und unansehnliche Barriere zwischen Piso under der Dame darstellte.
    Die Verwirrung der Frau konnte er gut verstehen. "Verzeihe meinem Sklaven, Gnaedigste.", meinte er auch nur deshalb und laechelte. "Er weiss, glaube ich, nicht, was er tut." Er warf einen mahnenden Blick auf den gerade Genannten.
    Er hoerte den Worten seiner Gespraechspartnerin zu und nickte. "Ja, es ist ein wunderbarer Tag. Genau richtig. Die Goetter halten wohl ihre Hand ueber uns. Und insbesondere ueber das Paar.", meinte er. Er sagte, was gesagt werden musste, und es passte ja auch alles. Bis auf Cassivellaunus waren saemtliche aesthetischen Vorstellungen Pisos erfuellt.
    Er blickte kurz zum Paar hin, dann wieder zur Patrizierin. "Mein Name ist uebrigens Aulus Flavius Piso.", stellte er sich vor. "Ich bin ein Verwandter der Braut." Das Wort Onkel vermied er, implizierte es doch das Bild eines alten armen komischen Mannes mit Gicht.
    Nun, alt war er nicht, arm... nun,sein Reichtum war nicht unvorstellbar, aber er war nicht arm. Komisch war er aber, das musste er selber zugeben. Doch er musste jene Eigenschaft von ihm jetzt noch nicht manifestieren, zumal das bei der Dame wohl schlecht angekommen waere.
    "Ah, da! Die Zeremonie beginnt!", rief er halblaut und warf einen Blick auf den Priester sowie auf seine prachtvolle Entourage.

    Was fuer eine Menschenmenge! Piso widerstand nur muehevoll dem Drang, sich einfach in der Schlange nach vorne du draengen wie ein Besoffener zu einer Kneipe, wo es Freibier gab.
    Er warf nochmals einen Blick auf seine beiden Sklaven. Ihm fiel insbesondere das dumme Grinsen von Cassivellaunus auf. Er raeusperte sich. "Die ist eine ernsthafte Angelegenheit. Was gibt es hier zum Schmunzeln? Ich will mitlachen, erzaehl mir, was dir auf dem Herzen liegt." Cassivellaunus entgegnete kleinlaut: "Nichts." und schaute wieder ernsthaft drein.
    Tatsaechlich war der Sklave in die schlanken Gestalten der Damen links von ihm vertieft gewesen. Doch vons einem Herrn gerueffelt, blickte er nur noch aufs Schiff hinauf.
    Auch Piso starrte aufs Schiff. Er war schon oft gereist, auch per Schiff. Aber trotzdem... ganz hatte er der Sache nie getraut. Wenn das Boot sank, na dann konnte das glueckliche Paar was erleben. Er senkte den Kopf und gruebelte kurz in juristischen Gedanken herum... Fahrlaessigkeit... koennte man da was herausholen, wenn, falls, bedingt durch...
    Da! Die Warteschlange setzte sich in Bewegung! Piso stieg auf die rampe hinauf und betrat das Schiff, seine zwei Sklaven im Schlepptau hinter sich her ziehend. Die Planken knarzten, als er seine Schuhe darauf setzte. War dies normal, oder eher bedenklich?
    Er stellte sich an das Gelaender und blickte sich den Hafen von Ostia an.
    In der Ferne sah er Aristides herumstehen. Er schien in ein Gespraech mit dieser komischen Wuchtel, dieser Asny, vertieft. Und da Piso das Gefuehl nicht abschuetteln konnte, dass Aristides vermutlich keine Unterbrechung wollte, unternahm er auch keine Schritte, sich seinem Vetter zu naehern. Der Banause wuerde eh nur gleich wieder seine Kunst kritisieren.
    Er bemerkte, wie jemand rechts von ihm stand. Er beschloss, ein Gespraech mit jener Person anzufangen, um sich die Zeit zu vertreiben, denn das Warten war sehr langweilig.
    "Bin schon lange nicht mehr auf einem Schiff gewesen. Irgendwie freue ich mich schon auf die Schifffahrt.", meinte er also zu jener Person und hoffte auf eine Antwort.


    Sim-Off:

    Wer will?

    Ad
    Caius Aelius Archias
    Habitatio Aeliana
    Alexandria
    Provincia Alexandria et Aegyptus


    Ha! Ha! Ha! Hacke, Hacke, dreimal verdammte Hacke! Archias! Ha! Ha ! Ha!


    Unglaublich, dass du dich noch an unseren gemeinsamen Gruss erinnerst! Du hast halt immer schon ein gutes Gedächtnis gehabt! Ja, ich existiere gerade mal noch so eben, und es geht mir saugut, vor allem jetzt, wo ich weiss, dass du mich nicht vergessen hast. Und ich habe dir Briefe nach Raetien gekritzelt, Unmengen davon. Sicherlich mehr als 2. Oder doch nur 2. Oder warte, den einen habe ich gar nicht fortgeschickt. Den anderen aber ganz sicher. Glaube ich mal.
    Sesselpupsender Senator waere genau das richtige fuer mich. Erinnerst du dich an unsere Furzwettbewerbe? Ich habe da des öfteren gewonnen (Fürze haben einen sublimen ästhetischen Wert, welchen Kleingeister gar nicht erfassen können). Und he, die Münze ist nicht wertlos, die war uralt und das Prachtstück meiner Münzsammlung. Aber gut zu hören, dass du sie noch hast.
    Na, gut, dass du meinen Vater noch in Erinnerung hast. Der Grund wieso ich in Rom bin, ist schnell erklärt. Er hat mich eines Tages – wieder mal – wegen irgendetwas angemotzt. Doch ich habe dann Konter gegeben. Und am Ende ist dann ein richtig feines Brüllduett herausgekommen, was mich veranlasst hat, mein Säckchen zu schnüren. Und ab in die ewige Stadt! Alles lass ich mir nicht bieten.
    Klar habe ich den guten Kerl noch. Stinken tut er noch immer, aber er hält mich aus (was eigentlich das einzige wichtige Kriterium ist). Ich habe gar keine Armada von Sklaven, sondern nur genau zwei, so wie du – ich habe mir gerade erst eine Sklavin in Rom gekauft. Semiramis, aus Syrien – ich sage dir, das ist ein Schnuckel! Da fallen dir die Augen raus, wenn du die mal siehst! Leider ist sie ein bisschen böse hie und da, aber das macht mir nichts aus, sie wird dadurch noch interessanter – auf eine gute Art und Weise, versteh mich nicht falsch.
    Also, jetzt mal langsam. Als ich das Wort „Verlobte“ gelesen habe, habe ich gerade Wasser getrunken und mich dran verschluckt. Nach einigem Husten habe ich dann realisieren muessen, dass du heiraten willst. Verflucht, du willst GEBUNDEN sein? Das ist ja noch schrecklicher als die Versklavung! Na ja, nicht ganz, aber du verstehst doch, was ich meine? Immerhin hast du die Junggesellenabschiedsfeier nicht vergessen... und hoffentlich kannst du dich noch an die VERBOTENEN VIER erinnern, die derjenige von uns machen muss, der als erster heiratet. Tut mir Leid, Kumpel, ich muss drauf bestehen, Abmachung ist Abmachung. Ich haette es auch gemacht. Aber leider ist momentan ein bisschen tote Hose (im wahrsten Sinne des Wortes). Die Weiber in Ravenna werden von Jahr zu Jahr hässlicher. Mal schauen, was sich jetzt in Rom ergibt. Vielleicht kann ich mir dort eine herzeigbare Trulla angeln.
    Was du über den Job sagst, klingt interessant! Wie du mich kennst, habe ich noch nichts in Rom gemacht. Auf der faulen Haut zu liegen und von den Ertraegen meiner Laendereien zu leben. Ja, du hast richtig gehöert, Ländereien – endlich hat mein Vater sich dazu breitschlagen lassen, welche mir zu geben! Kannst du dir vorstellen, was es für ein Gefühl ist, über dein eigenes Land zu reiten? Ich kann es dir ja mal zeigen, wenn du wieder in Italia bist.
    Aber zurück zum Thema Verlobte. Wie ist sie so? Ich nehme mal stark an, dass sie eine flotte Biene sein dürfte. Genügsam wird sie wohl sein, wie könnte man dich sonst aushalten? Kleiner Scherz am Rande! Jetzt mal ganz im Ernst, sie muss ein wundervoller Mensch sein, wenn sie zu dir passt. Kann es gar nicht erwarten, sie kennen zu lernen.
    Aber eines verwundert mich; dieser Knilch hat dir einen Brief geschrieben und dir Prügel versprochen? Wenn der Kerl Probleme mit dir hat, hat er Probleme mit mir. Lass dir sowas nicht bieten! Schreibe dem mal eine gepfefferte Antwort zurueck. Drohen ist nicht verboten. Aber beleidigen auch nicht. Wetten, dass der wohl kaum bis nach Alexandria gehen wird, um dich mal ganz locker und lässig zu verdreschen? Du musst es nicht allen Leuten Recht machen, und schon gar nicht dieser A(zensiert)geige.
    Klingt wunderschoen, was du von Aegypten sagst. Von Italia kann ich nur sagen, dass sich hier nichts geaendert hat. Ein paar Leute sind gekommen, ein paar sind gegangen. Aber im Grunde das selbe. Von den Iuniern kenne ich keinen, aber vielleicht ändert sich das ja noch. So ein Liebesgedicht ist ja ein netter Gedanke, nur, dass du daran gedacht hast, zeigt schon deine Liebe zu Seiana. Mach dir also keinen Kopf, von wem das Gedicht eigentlich stammt!
    Verdammt, die Taube! Die hat GESTUNKEN! Das war nicht lustig! Nun ja. Irgendwie doch. Es war lustig, so im nachhinein betrachtet, sogar wirklich gut. Aber meine Revanche hatte dann auch was. Ich denke kaum, dass du mein Paket mit dem Exkrement (hausgemacht vom dreckigsten Sklaven der Villa Flavia in Ravenna) drinnen vergessen hast. Das Vogelhaus gibt es noch, aber nicht mehr an der Stelle, das hat mein alter Herr umgepflanzt... umpflanzen alssen, natürlich, damit macht er sich nicht die Hände schmutzig.
    Danke für die Einladung, Archias, vielleicht komme ich euch ja einmal besuchen! Aber zunächst werde ich mal das Leben geniessen und mir vielleicht mal einen Job suchen. Ich hoffe, du heiratest bald, sodass ich dich bald hier in Rom sehen werde!
    Apropos, die Wahlen sind sehr gut ausgefallen für Gracchus, der ist jetzt frischgebackener Praetor! Auch Aristides hat gut abgeschnitten. Es geht aufwärts mit unserer Familie! Ich hoffe, abld auf mal zur Wahl zu stehen. Das fände ich prima – du wählst dann hoffentlich für mich, oder?
    Ich schliesse jetzt. Mögen die Götter die Hände über dich halten, und pass gut auf dich auf, mein Freund. Alles erdenklich Gute für dich wünscht dir


    Dein
    Aulus Flavius Piso


    Sim-Off:

    Und taeglich gruesst die Wertkarteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee...

    Es war durchaus so, dass Piso eine unheimliche Selbstbeherrschung aufbrachte. Er blickte an seiner Tunika herunter. Sie war, den Goettern sei Dank, nicht zerrissen. Man muesste sie waschen muessen. Er wuerde Nike schon dazu bringen, dass sie irgendeinen magischen Trick anwandte, damit die Tunika wieder sauber wuerde. Dies war auch gar nicht der Streitpunkt, der hier zur Frage stand.Er könnte nicht weniger besorgt sein um ein Kleidungsstück. Der Punkt war, dass eine Sklavin ihn behandelte, wie eine Herrin ihren Sklaven. Bisher hatte sie ihn nicht nur beleidigt, nein, auch angegriffen. Doch er wuerde die Position umdrehen, und zwar so, dass diese danach eindeutig wie noch nie sein wuerden. In seinem Hirn arbeitete er ein Stratagem aus. Welcher Art, das würde Asny früh genug erfahren.
    Ein bisschen Erde krümelte von seinen dunklen Haaren. Er blickte in seine Hand. Sie war erdig. Er klopfte sie mit der anderen Hand ab und wischte sich die Erdkrümel aus dem Haar. Wie durch Zufall wurden alle in das Gesicht der Sklavin vor ihm hineingeweht.
    Woher kam diese Beherrschung? Es musste doch so sein, dass Pisos Frust mit der Lyra zu einer durchaus selten schlechten Laune beitragen musste. Haette er nicht dementsprechend hart durchgegriffen? Man könnte mutmassen, dass er sich an Kummer jetzt, nach der ergebnislosen Versuchen, die Lyra zu stimmen, schon gewöhnt hatte. Oder man konnte mutmassen, dass jetzt, gleich, in ein paar Sekunden, ein Vulkan in Form einer massiven Schimpftirade erumpierte. Oder aber dass sonst etwas geschehen würde, was sich Asny nie erträumen könnte.
    Als Piso auf die Sklavin zutrat, sah er, wie sich in ihren Augen etwas leicht veränderte. War das Eingeschüchtertheit? Oder etwas anderes? Plante sie, sich jetzt auf ihn zu stürzen? Selbst wenn, schmutziger wie jetzt könnte er nicht werden.
    Sie versuchte, ihn zu provozieren. Das war klar. Doch Piso war überhaupt nicht danach, auf diese Provokationen einzugehen. Er musterte die Sklavin. Lange und ausfuehrlich, als er ihr zuhörte. Von Kopf bis Fuss. Sie war blutjung, sicher jünger als er. Stolz war sie, dass sah er ihr an. Eine Germanin von Schrot und Korn. Und sie nahm ihn nicht ernst, doch das würde ihr schon noch vergehen.
    Die Tirade der Sklavin war mit Spott durchsät. Piso musste sich immer mehr beherrschen, um diesen impertinenten Ding nicht einfach mit brutaler Gewalt eine runterzuhauen. In seinem inneren Augen formte sich ein Bild – sie, vor ihm, auf dem Boden, weinend, sich für ihr Verhalten entschuldigend. Ihm die Schuhe küssend. Gedemütigt. Mit dem Beweis ausgestattet, dass man Piso nicht auf der Nase herumtanzen konnte. Dies wäre befriedigend, würde ihm jetzt, sofort, ein Remedium, eine Genugtuung biten, eine sofortige Strafe für ihr Verhalten. Doch nicht effektiv, bereits nach einer Woche, oder sogar noch weniger Zeit, würde sie wieder versuchen, ihre Kräfte mit den seinen zu messen.
    Ja, brutale Gewalt würde das erreichen, und er war versucht, zu jener Methode zu greifen. Doch er war kein Freund davon. Gewalt war so unästhetisch. Er griff da lieber zu anderen Mitteln. Es gab Mittel, Sklaven zum Gehorsam zu bringen, ohne dass man Gewalt aufbringen musste. Beim Willen der Götter, er hatte es bei Semiramis geschafft! Nur, dass diese ihn nicht beleidigt hatte, wie die da jetzt.
    Auf ihre erste Ansage hin überlegte er kurz. Dann verzog er den Mund und antwortete: „Dann kann ich ja annehmen, dass du absichtlich danebengezielt hast. Wie überaus nett von dir. Ich sollte dir jetzt wohl die Schuhe küssen, aber dessen bin ich wohl nicht würdig. Als Flavier, dessen Tod man in anderen Häusern liebend gerne sehen würde. Ich denke, mein Stand wird dich in deinem Pfad zur Erleuchtung, sofern du diese nicht schon längst in der Tasche hast, nicht weiterbringen. In deinen Augen bin ich sowieso nur ein Wurm. Ein minderwertiges Subjekt. Es ist nicht einmal wert, dieses Ding zu töten. Tja, so ist das Leben halt.“ Er lächelte noch immer genauso freundlich wie die Sklavin, er erhielt den höflichen Umgang aufrecht. Obwohl seine Worte von Ironie durchdrungen waren, erhielt er ein Pokerface aufrecht. Zu einem gewissen Mass verdrehte er ihr die Worte im Mund, doch dies war ein altbewaehrtes rhetorisches Mittel, welches durch einem Stärkeren gegenüber einem Schwächeren angewendet werden konnte. Nur ein gelegentliches Blitzen in seinen Augen zeugte von dem aufgestauten Unmut und Zorn auf die Sklavin.
    Auch den weiteren Ausführungen der Sklavin gegenüber zeigte er sich nach aussen hin aufgeschlossen. Am Ende ihrer Faselei lächelte er wieder. „Du musst bemerkenswert schlau sein. Unglaublich. Dann schau dir diese Faktoren an. Ja, du bist sicher schlau genug, die Lyra wieder instande zu setzen. Immerhin behauptest du das ja von dir. Ich will dir das auch geraten haben, dass du das tun kannst.“, meinte er und drückte ihr sein Instrument in die Hand. Bei seinem letzten Satz konnte man eine spürliche Veränderung der Tonart feststellen. Bei dem Wort Niederlage, welches die Sklavin benutzte, wäre ihm wieder beinahe die Hand ausgerutscht. Sie zitterte kurz, doch Piso konnte sie unter Kontrolle behalten.
    Es gab nun zwei Möglichkeiten. Entweder, sie brachte die Lyra in Ordnung, was unmöglich war. Oder Piso würde sie fertig machen. Jenseits aller Möglichkeiten, die dieser germanischen Sklavin zu diesem Zeitpunkt vorschwebten. Und er wusste schon, wie. Dies wurde eindeutig signalisiert von einem staehlernen Blick, den Piso hatte; denn sein Laecheln reichte beileibe nicht bis in seine Augen.

    [Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/9463/altenikevg5.pngNike


    Nike hasste es, unvorbereitet zu sein. Sachen zu sehen, die aus dem nichts kamen, die sie nicht geplant hatte. So hatte sie tatsaechlich erhofft, die Neue einzuschuechtern. Nun, bei Phrima hatte das gewirkt (dazu brauchte es aber nicht viel), bei Semiramis schien die Taktik des Einschuechterns zu versagen. Wie eine Furie stuerzte die Syrerin auf sie. Sie wurde geschlagen. Sie wurde erneuert ins Wasser geworfen. Die Wut in Nikes Augen wich etwas, was nicht mehr menschlich war. Sie nahmen etwas an, was selbst Naturphilosophen Angst einjagen koennte.
    Als Nike unter Wasser gedrueckt wurde von dieser elenden Fuchtel, dieser Teufelin, schien etwas in ihr schier zu explodieren wollen. Doch kurz darauf wurde sie wieder emporgezogen. Sie wandtte den Kopf zu Semiramis hin und grinste.
    "Hihihi... Kindchen. Du glaubst meinen Verfluchungen. Du hast Angst vor ihnen." Das Lachen war herzlos und brutal. Sie sah sich noch immer als Herrin der Lage, obwohl dem wirklich nicht so war. Doch sie hatte einen Trumpf in der Hand. "Ich koennte mir ueberlegen, ihn zurueckzunehmen. Wenn du deine dreckigen Finger von mir nimmst, Verfluchte.", meinte sie mit einer spezifischen Andeutung des Fluches, welchen sie ausgesprochen hatte. Einen Teufel wurde sie tun, den Fluch zurueckzunehmen.


    [Blockierte Grafik: http://www.timesonline.co.uk/multimedia/archive/00147/Howze_147432a.jpgPhrima


    Phrima wusste nicht, was sie unternehmen sollte. So etwas war noch nie vorgekommen. Bisher waren noch alle Sklaven vor Nike eingeknickt. Sie bewundertte aufrichtig den mut der Neuen. Die wuerde ihrem Herrn, beziehungsweise ihrer Herrin (sie kannte noch immer nicht den Namen von Semiramis' Besitzer) noch ordentlich einheizen. Fast konnte der arme mensch einem schon Leid tun.
    Doch Phrima lag nichts ferner, als sich um Roemer zu kuemmern. Viel eher lag ihr das Schicksal von Mitsklavinnen am Herzen.
    Sie trat also zum Beckenrand hin.
    "Lascht des sin?", fragte sie Semiramis laut und besann sich noch rechtzeitig der Tatsache, dass die Syrerin ihren Dialekt nicht verstehen wuerde. "Lascht du das sein? Weischt du, was passiert, wenn ma eine Hexe toetet?" Ihre Augen wanderten zu Nike, der wieder eine Haarwaesche verpasst wurde.
    Das Resultat des Mordes an einer Hexe war klar. Die Hexe wuerde wieder kommen, und die Villa heimsuchen. Es musste ein besonderes Ritual verwendet werden, welches sie aber nicht kannte.

    Serenus schien das Interesse am Gespraech mit ihm verloren zu haben, stattdessen wandte er sich seiner Sklavin zu. Piso ueberlegte. Hm, er haette Cassivellaunus mitnehmen koennen. Und doch... der haette vermutlich die ganze Ehrenloge vollgefurzt. Und Piso kam gut alleine zurecht.
    Er hoerte mit halbem Ohr den dramatischen Ausfuehrungen von Serenus zu, waehrend er mit den anderen eineinhalb beim Kampf war. Das Klirren der Schwerter! Das Krachen der Speere! Das Roecheln, das Sterben, das Todesgegrunze! Er blinzelte hin. Diese eine Frau schlug sich wirklich gut, wer haette das gedacht? Jetzt moerderte sie diesen einen Hopliten (der vermutlich aus einem Land weit entfernt von Griechenland stammte, was seine allzu helle Haut implizierte) einfach nieder. Unenthusiastisch nahm er sich eine Olive von einem Teller, der neben ihm stand, und kaute daran herum. Was tat man nicht fuer die Verwandtschaft.
    Sein Blick wanderte kurz herum, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht. Und er sah eines. Blitzschnell schossen ihm Erinnerungsfragmente durch den Kopf. Jetzt wusste er auch, woher er den namen Serenus kannte. natuerlich, es war niemand anderer als der Sohn von Aristides!
    Allerdings schien es nicht so sein, als ob dieser viel mit ihm zu tun haben wollte. Er blickte demonstrativ weg, als Piso seinen Blickkontakt suchte. Was in aller Welt hatte seine Schwester diesem Mann bloss erzaehlt? Wahrscheinlich Stumpfsinn, so, wie sie es immer zu machen pflegte. Er sei peinlich. Ha! Er war ein Aesthet, ein Kuenstler, er schwamm gegen den Strom, er war ja kein toter Fisch! Das war nie in Leontias Kopf hineingegangen.
    Er blinzelte und blickte irritiert weg, traurig ganz leicht den Kopf schuettelnd.
    Sein Blick wanderte nach unten, wo ein Sklave den Sieger ausrief. halt, nicht den Sieger, die Sieger. Er hatte sich schon auf den Zweikampf - nicht gefreut, das waere das falsche Wort, doch er war schon in Erwartung eines solchen gewesen. Doch diese Erwartung wurde nun Luegen gestraft. Ob es das Publikum positiv auffassen wuerde, wenn er die Gladiatoren nicht bis zum bitteren Ende kaempfen liess?

    [Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/9463/altenikevg5.pngNike


    Gerade wollte die Raeterin antworten, da passierte etwas. Auf einmal stand Nike neben ihnen. In was fuer einer schnellen Zeit hatte sie es nicht nur geschafft, sich aus dem Wasser zu bewegen, sondern auch, sich geraeuschlos an sie heranzuschleichen! Fast meinte man, dass dunkle Magie im Spiel waere.
    Nike war nicht gut gelaunt. Das Wasser tropfte ihr von den Haaren herunter. Sie sah, wegen ihrer bleichen und verschrumpelten Haut, aus wie eine Wasserleiche. Eine boshafte Wasserleiche.
    Sie sagte nichts, aber der Blick, den sie den beiden jungen Frauen zuwarf, war vernichtend. Sie hob ganz langsam den Finger und deutete ihn zuerst auf Phrima. "Fuer dich werde ich mir noch was ausdenken. Aber fuer dich weiss ich schon etwas.", meinte sie zu Semiramis, als sie sich zu ihr hindrehte.
    "Nie wieder sollst du deine Heimat sehen. Nie mehr." Sie blickte dem Maedchen mit stechendem Blick in die Augen. "Weder lebendig noch tot." Dann grinste sie. Ein Kichern drang aus ihren Lippen heraus, und dann brach sie in ein kreischendes, gellendes Gelaechter aus. "Nie wieder! Ahahahahaha!", lachte sie hysterisch und keifend. Schwer nach Atmen ringend, kriegte sie sich wieder ein. Ihr Blick wanderte zu Phrima, die um einiges bleicher geworden war. "Du bildest dir ein, dass du es besser kannst, du Hinterwaeldlerin! Lern erst einmal, ordentlich zu reden! Aber mach nur, ich schaue dir zu." Den letzten Vokal dehnte sie lange aus.


    [Blockierte Grafik: http://www.timesonline.co.uk/multimedia/archive/00147/Howze_147432a.jpgPhrima


    Ihr Gesicht war waehrend Nikes beleidigender Tirade noch weisser geworden, doch sie traute sich nicht, etwas zu unternehmen. Unbeschreiblich entsetzliches konnte passieren, wenn man sich mit Nike anlegte. Sie atmete tief ein und aus, waehrend ihr Gesicht wieder eine normale Farbe annahm.
    Dann begann sie, die Frage von Semiramis zu beantworten. "Die Heizung tut nit. Usgfalla... aeh, ausgefallen. Sie ischt..." Unsicher blickte sie zu Nike. Die Alte hatte genau gewusst, dass die Heizung versagt hatte, und hatte dies benutzt, um zu versuchen, die Neue einzuschuechtern. "In dri... dreissig Minuten... ischt das Wasser... wieder waermer." Sie kam ins Stammeln, als sie nochmals nach links, zu Nike, die sich dort in einiger Distanz positioniert hatte, blickte. Die Aura von Boesartigkeit, die die Hexe ausstrahlte, war entsetzlich.

    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Als er ihr seine Erlebnisse erzaehlt, sah er die Traurigkeit in Fionas Augen. Als diese zu weinen anfing, machte Cassivellaunus unbeholfen einen Schritt in ihre Richtung, keine Ahnung habend, wie er sie troesten koennte. Er entschloss sich dazu, ihr eine Umarmung zu geben. Vielleicht gab ihr das etwas Trost?
    "Genau. Wie Boudicca.", meinte er abschliessend und schloss sich dem Schweigen an.
    Beide standen sie nun da, betreten. Das Gespraech wurde nach einiger Zeit wieder von Fiona angefangen.
    Cassivellaunus hatte nicht mit dieser Frage gerechnet. Wenn er ganz brutal ehrlich waere, haette er die Achseln gezuckt. Was fuer einen Heimat? Was sollte er Heimat nennen? Die Bergwerke von Segontium? Die Ebenen vom Icenerland, wo er noch nie gewesen war, wo er niemanden kannte? Oder etwa Ravenna, diesen elenden Sumpf?
    Er schluckte die aufkommenden Emotionen herunter. "Ganz sicher. Ich bin mir da... ganz sicher.", meinte er also nur und fuehlte sich dabei irgendwie wie ein ganz mieser, elender Luegner. Aber etwas musste gesagt werden. Sein Herr hatte schon einmal das Thema ihm gegenueber erwaehnt... was er tun wuerde, wenn Piso ihn einmal freilassen wird. Er konnte sich noch erinnern, das Piso dabei nicht den Konjunktiv benutzt hatte.
    Doch Cassivellaunus hatte keine Antwort darauf gehabt.

    Sim-Off:

    Gerade in der Wisim gesehen! Danke! :)


    So ein Wicht naeherte sich den beiden Roemern. Irgendwie starhlte schon die blosse Praesenz des Kerls Stress aus. Piso trank seinen Becher aus und stellte in an ein Tischchen hin.
    "Dann moechte ich dich nicht aufhalten, Vetter.", meinte Piso, blickte nochmals verunsichert zu Sciurus und nickte. "Ich wuensche dir dann noch einen schoenen Tag."
    Waehrend er dies sagte, liess er sich Gracchus' Worte durch den Kopf gehen. Ein Cubiculum fuer ihn selber, sehr schoen. Und Abendessen, dies war auch gut, darauf freute er sich schon. Angeblich ging es bei den Abendessen der Flavier in Rom immer sehr munter zu, und das Essen waere angeblich unvergleichlich.
    "In jenem Fall, vale.", meinte Piso zu seinem Bruder, als ein Sklave herbeieilte , neben ihm zu stehen kam und ihm zufispelte, dass sein Cubiculum fertig sei.

    Zitat

    Original von Germanica Calvena


    "Das... ist klar, dass du das nie wolltest.", meinte Piso nur und winkte ab. Unglaublich. Er hatte etwas zugegeben. Neid. Die Implikationen waren gewaltig. Nicht nur, dass er unmoralisch gehandelt hatte, nein, er hatte damit auch zugegeben, dass sie besser als er war; sogar impliziert, dass sie ihm uneinholbar weit voraus sei. Aber jetzt war es schon zu spaet, um das zurueckzunehmen, also redete er sich innerlich daraus heraus, indem er einfach dachte, dass er nur nett sein wollte. Obwohl er innerlich wusste, dass dies nicht wahr war; dass er es ehrlich gemeint hatte. Aus seinen Gesichtszuegen schloss aber nichts von jenen Gedankengaengen. Er laechelte nur und tat ihr es beim Kopfnicken gleich.
    "Und ueber dich.", entgegnete er. Sie stand auf, aber trotzdem war es noch immer so, dass Piso sie ueberragte. Allerdings schien es so, als ob sie nun auf gleicher Augenhoehe seien. Er wiederholte: "Und ueber dich ebenfalls." Er meinte es ehrlich.
    Es gab eine kurze Stille, dann beantwortete sie ihre Frage. Er laechelte und meinte: "Wenn du wieder nach Rom kommst, werde ich natuerlich wieder kommen. Das werde ich mir ncht nehmen lassen. Aber jetzt muss ich los. Lebe wohl. Ich hoffe, dass ich dich bald wiedersehe." Tatsaechlich, der Groll zwischen ihnen war innert ein oder zwei Minuten weggefegt geworden. Was eine ehrliche, zivilisierte Unterhaltung doch ausmachte! Wenn die Streithansel im Partherland oder in Germanien das einsehen wuerden, wuerde dort auch nicht mehr so viel Blut fliessen.
    Er entfernte sich, und Cassivellaunus folgte ihm. Hinten, an der Ecke, blickten sowohl Herr wie auch Sklave nochmals zurueck.Dann verschwanden beide im Getuemmel der Grossstadt.

    Abend miteinander!
    Ich frage mich gerade, ob hier sonst noch jemand den Six Nations Cup anschaut.
    Wenn ihr euch fragt, was das ist, es ist so aehnlich wie die Europameisterschaft fuer Rugby, nur, dass jedes Jahr immer 6 Laender (England, Wales, Schottland, Irland, Frankreich und Italien) teilnehmen. Ein unheimlich interessanter Sport zum Anschauen, schlaegt imho Fussball bei weitem. :)


    PS: Ich will ja beileibe nicht voreingenommen sein, aber... Go on, Wales! :D

    Zum wiederholten Male strichen die Hände des begnadetsten Künstlers seiner Zeit über seine Lyra. Der begnadete Künstler? Eine normale Person, ausgestattet mit einem entsprechenden Mass an Vernunft, würde hier innehalten und die Richtigkeit jener Aussage hinterfragen. Doch während der Künstler in Frage kein dummer Mensch war, so war er doch nicht ganz... normal, um es einmal durch die Blume zu sagen.
    Das Ergebnis jenes Versuches, Töne, herzeigbare Töne, zu produzieren, war nicht sehr zufriedenstellend. Die Lyra miaute mehr, als dass sie erklang. Der Laut, den sie von sich gab, ist an dieser Stelle nicht einfach zu beschreiben. Es soll dem geneigten Leser aber genügen, dass der selbsternannte Künstler sein Gesicht verzog, als ob er gerade etwas unvergleichlich ekliges gesehen hätte. Ein Stosseufzer ertönte. Es war keine glückliche Zeit. Ja, die Götter meinten es nicht gut mit ihm. Fast schon bereute er, was er gesagt hatte – aber ein schneller Blick nach oben überzeugte ihn, dass Jupiter besseres zu tun hatte, als einen Blitz auf den Unglücklichen im Hort niederfahren zu lassen.
    Sein Gesicht färbte sich für ein paar Sekunden rot, als er sah, wie zwei Vöglein an ihm vorbeiflogen. Sie zwitscherten frohen Mutes, fast so, als ob sie ihm seine Unzulänglichkeit vor Augen halten wollten. Ihm aber selbst lag nichts ferner, als dies einsehen zu wollen. Natürlich, die Töne waren schräg, doch dies war nur das Ergebnis von diesen Saiten. Diesen elenden Saiten! Wie sehr er doch den Händler hasste, der ihm diese Saiten verkauft hatte. Sie waren nicht billig gewesen. Dabei ignorierte er, dass es nicht die Saiten waren, die hinüber waren. Nien, es hing vielmehr mit der ausgeleierten Lyra zusammen, die – wohl aufgrund von Pisos unschöner Musik – schon seit einiger Zeit den Entschluss gefasst hatte, den Geist aufzugeben, indem sie ganz feine Risse in ihrem Holz entwickelte. Dies nahm den Tönen die Kraft, und zusammen mit Pisos schlechter Zwirbeltechnik waren somit schrecklichen Lauten Tür und Tor geöffnet.
    Gerade wollte er seinen lästerlichen Worten einen Fluch obendrauf dazugeben. Doch dieses Vorhaben wurde jäh unterbrochen, als er nach links sah.
    Dass Dinge auf ihn zuflogen, war für Piso eher schon Normalität, Routine, etwas Alltägliches. Es waren faules Obst, nicht minder faule Eier, sowie unreifes Gemüse und sonstige mehr oder weniger verdorbene Lebensmittel. Er hatte schon verdorbenen Fisch ins Gesicht geschlagen bekommen (von einem Gallier der besonders netten Sorte) und man hatte ihm schon Holzstücke nachgeworfen.
    Doch noch nie war jemand so aufgebracht gewesen, dass er oder sie es für nötig gehalten hätte, ihn zu steinigen.
    Piso kam es so vor, als ob der Stein ganz langsam auf ihn zuflöge. Er war erstarrt. Einige Sekunden starrte er nur den Stein an, unfähig, eine Berührung zu machen.
    Schliesslich warf er sich auf die Seite. Nicht zu spät. Der Stein flog über ihn hinweg. Die Lyra landete auf einer Steinplatte, es gab einen blechigen Klang, als sie aufschlug und die Risse im Holz intensiviert wurden.
    Der Stein landete eine Sekunde später auch am Boden, prack, ein unästhetischer Klang.
    Verwundert setzte sich Piso blitzschnell auf und starrte zur Frau hin, die ihn mit einer bemerkenswert feunlichen Stimme verhöhnte. Wie hiess die noch einmal? Etwas mit A. Und mit S. As... As... Asasasasasn! Etwas mit N und dann noch ein Vokal. Asny. Dies war ihr Name. Eine Sklavin.
    Er war unrund ob jener Erscheinung. Verdattert, seine Lyra ausser acht lassend, stand er auf und wischte sich Erdkrümel von seiner Tunika. Es war eine teure Tunika gewesen, aus rotem Stoff, die durch den Steinwurf schmutzig geworden war.
    Sein Blick wanderte zur Sklavin hin, die sich noch immer nicht eingekriegt hatte. Er presste sich seine Lippen zusammen.
    In jedem anderen Fall hätte es nun ein Donnerwetter gegeben. Doch Piso fand, es gab effektivere Mittel, die Sklaven zum Gehorsam zu bringen, als Strafen.
    Deshalb fuhr er sich erstmals nur übers Haar.
    Dann hub er an zu sprechen.
    „Du solltest deine Treffkünste verbessern. Du hast mich verfehlt.“, stellte er sachlich und in einem sehr höflichen Tonfall fest. „Ich war sehr beeindruckt von der Reichweite deines Wurfes. Aber die treffsicherheit, daran mangelt es.“ Er raeusperte sich und ging auf ihre Worte ein.
    „Versuch du einmal, mit einer komplett verstimmten Lyra Musik zu machen. Ich nehme an, weil du solche Worte in den Mund nimmst, dass du die Kunst, eine Lyra richtig zu stimmen, gut beherrscht. Es wäre prima, wenn du das machen könntest.“ Er hob die Lyra vom Boden auf. Dann trat er auf sie zu. Piso war ein gross gewachsener Mann, und dies verhalf ihm hie und da, Eindruck zu schinden, indem er einfach nur auf die Leute zuging.
    „Hier.“, meinte er, streckte die Lyra nach vorne und begann, eine Saite zu zupfen. Kring, machte die Saite unharmonisch und verklang in einem leicht gummigen Tremolo. „Die Saiten sind nichts. Es sind schon die Fünften, die ich gekauft habe. Aber du kannst das sicherlich hinkriegen.“, meinte er sehr freundlich und reichte ihr die Lyra. Er erwartete nicht, dass die Sklavin die Lyra richtig zu stimmen vermochte.
    Doch einen Versuch war es wert. Wenn sie es schaffte, war alles prima. Wenn sie es nicht schaffte, oder aber ablehnte, um so besser, dann hatte er sich moralisch durchgesetzt.