Beiträge von Lucius Duccius Silvanus

    Im ersten Moment kannte Rodrik sich überhaupt nicht aus. Was quasselte der Alte da von Ferun und Geschwistern? Auch noch mit einem Ton, der schon fast zum Fürchten war! Unwillkürlich machte Rodrik einen Schritt nach hinten.


    "W... w... wie? Ferun? Wieso... nein! Meine Mama heisst Lanthilta!" rief Rodrik vollkommen verwirrt heraus. Oder war sein Vater mit noch einer anderen Frau verheiratet gewesen? Oder war dies gar nicht die Casa Duccia? Vielleicht hatte Rodrik gerade die drei Passanten herausgesucht, die sich selber nicht auskannten und ihn einfach nur irgendetwas gesagt haben?


    "Ist das... ist das hier nicht die... Casa Duccia?"

    In der kurzen Zeit zwischen Klopfen und des Öffnens der Türe wollte Rodrik sich selber beruhigen, liess seinen Nacken zweimal knacken, bemerkte dabei grinsend, dass sich dies reimte und hatte sich vorgestellt, wie er jetzt mit absoluter Lässigkeit und Souveränität vor der Türe steht, mit einem gewinnenden Lächeln, eine junge hübsche Frau würde die Tür öffnen und er würde ganz charmant sie anlächeln und mit ruhigem und bestimmten Ton sagten Heilsa. Ich bin Rodrik, Hagens Sohn. Und wer bist du, schöne Frau? Hätte auch eine hübsche und junge Frau geöffnet, dann wäre es vielleicht auch so passiert. Stattdessen öffnete aber ein alter Mann. Und mit Rodriks selbsteingeredeter Souveränität war es dahin.


    "Hei.... Heilsa!" sagte er. Und blickte den Mann vor sich an. Er wollte eine kleine Pause machen, nur zum Luft holen, und sich dann vorstellen. Doch dann atmete er zweimal, dreimal, bemerkte, dass die Pause schon zu lange dauerte und wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Sag was! Sag was! hämmerte es in seinem Gehirn.Mensch, nun mach schon!


    "Ähm ja... Heilsa." presste er heraus, froh, dass zumindest etwas aus seinem Mund kam. "Ich ... ich bin Hagens Sohn, Rodrik."

    Nachdem er zusammen mit den Händlern eingelassen wurde, begleitete Rodrik sie noch zum Markt. Es war ja Wahnsinn, was dort alles los war! Rodrik hatte selten so viele Menschen auf einen Fleck gesehen. Auf dem Markt selbst kaufte er sich etwas Glühmet, denn es war ein kalter Tag, und er brauchte etwas zur Beruhigung. Die Aufregung, die er schon vor dem Stadttor verspürt hatte, war nicht verflogen, also hielt er sich an seinem Becher Met fest, bis er ausgetrunken hatte. Dann fragte er nach dem Weg zur Casa Duccia. Man zeigte ihm das Theater, sagte ihm, er solle das Theater zur rechten Hand lassen, dann die erste rechts einbiegen und gehen, bis er zur Kreuzung komme. Dann solle er einfach leicht links sehen und über die Strasse gehen, denn dort sei sie. Rodrik bedankte sich und ging. Langsam. Eigentlich spazierte er.


    Als er am beschriebenen Ort ankam, schluckte er. Klein war die Casa ja nicht gerade. Die Aufregung, die ihn nicht mehr verlassen hatte, hatte sich noch verstärkt und war in Nervosität umgeschlagen. Er blickte mehrmals zur Seite und fragte einen Passanten, ob dies die Casa Duccia wäre. Der Passant bejahte, doch anstatt nun endlich hinzugehen und anzuklopfen, blieb er weiter stehen. Er fragte einen zweiten Passanten, ob dies die Casa Duccia wäre. Die Antwort war natürlich die gleiche wie zuvor, doch wieder blieb er stehen. Ein dritter Passant musste auch noch gefragt werden und dieser sagte natürlich ebenfalls das gleiche, wie die zwei Passanten zuvor. Rodrik blieb weiter stehen. Er schwitzte und konnte nicht mal wirklich sagen wovon.


    "Jetzt mach schon. Du stellst dich ja an wie eine Jungfrau bei Neumond." sagte er zu sich selbst. Einen Moment später ging er zur Türe der Casa. Dort angekommen hob er die Hand zum Klopfen, zögerte einen Augenblick, dann jedoch klopfte er feste.

    Rodrik war vor Tagen aufgebrochen und hatte sich einigen Händlern angeschlossen, die über den Rhein nach Mogontiacum wollten. Wofür? Zum Handeln natürlich. Pelze waren im Winter immer ein ausgesprochen gutes Geschäft, es sei denn, die Temperaturen waren zu milde. Rodrik selbst wollte nicht handeln, er hatte ein anderes Ziel: die Casa Duccia. Dorthin sollte er gehen, hatte seine Mutter gesagt, das heisst, eigentlich hatte sie es befohlen. Rodrik hatte nichts dagegen.


    Die Sonne hatte ihren Höchststand an diesem Tage noch nicht erreicht, als die Händler und Rodrik über die Brücke (die gerade abschnittsweise renoviert wurde) schritten und sich von den Soldaten kontrollieren liessen. Rodrik war aufgeregt. Nicht wegen der römischen Soldaten, sondern wegen der vielen Menschen und wegen seines Vorhabens. Er soll schon einmal hier gewesen sein, hatte seine Mutter gesagt, doch Rodrik war damals ein kleines Kind, er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Wieviele Leute hier wohl wohnten?


    Ein Rempeln von hinten störte seine tagträumerischen Gedanken. Man deutete ihm das Weitergehen. Rodrik entschuldigte sich und blickte noch einmal hoch. Er lächelte und ging weiter.

    Nuja. Prinzipiell habe ich mir Silvanus als jungen Mann vorgestellt, so 17 oder 18 Jahre, höchstens aber Anfang 20. Am Limes groß geworden, fühlt er sich sowohl als Germane als auch als Römer, jedoch nicht zerrissen, sondern er ist in beiden "Welten" zuhause. Grob gesagt, in seinen Beinlingen im Haus ist er Germane und sobald er in seine Tunika schlüpft und auf Arbeit geht ist er Römer (jetzt mal seeeehr vereinfacht gesagt).


    Da ich in meinem Leben schon ziemlich eingespannt bin, habe ich mit ihm keine großartigen Ambitionen. Senator oder so etwas werden möchte ich mit ihm nicht. Deswegen habe ich an einen "working 9 to 5"-Typen gedacht, also etwas wie die Mittelschicht heute.


    Klingt das aufnahmewürdig? :)