Beiträge von Germanica Calvena

    Zumindest konnte er wieder Scherze auf ihre Kosten machen, also war er nicht ernsthaft verletzt. Obwohl die Männer hin und wieder dazu neigten ihre Schmerzen herunter zu spielen, wenn eine Dame anwesend war. Eigentlich schätzte sie Valerian derart nicht ein, aber man konnte ja nie wissen. Kritisch fasste sie ihn ins Auge. „Naja, wenn ich schon solch einen Beschützer an meiner Seite habe, dann sollte er sich nicht langweilen!“ scherzte sie. Kurz nahm sie das Tuch bei Seite. Sie hatte wohl mit ihrer Einschätzung richtig gelegen, was seine Platzwunde anging, die musste wirklich genäht werden. „Tut es sonst noch etwas weh....?“ hackte sie nach.


    „Dann sollten wir dich mal in die Castra bringen, in die fachmännischen Hände des Medicus?“ fragte sie ihn. Natürlich konnten sie gern noch eine Weile sitzen bleiben. „Eine Wiedergutmachung willst du?“ ein schelmisches Glitzern lag in ihren Augen. „Ich wüsste nicht wofür“, zwinkerte sie ihm unschuldig zu.

    Nun ja sie fand so viele waren es nun auch wieder nicht, aber sie waren zumindest die wichtigsten Namen.


    "Na mal sehen, ob überhaupt alle können.... ehm, sie sind alle in meinem Alter, nicht viel älter als 22!" antwortete sie ihm. Das würde ja was werden, wenn all diese jungen Damen aufeinander trafen.


    "Danke!" freute sie sich, zumindest stand diesem Auflug nichts entgegen.


    Eilig schrieb sie die Namen auf. "Sollten wir dann nicht eine Einladung für die gesamte Gens Decima verfassen, bei so vielen Senatoren?" meinte sie nachdenklich. Damit entging sie geschickt einer antwort bezüglich Verus. "Wäre nur höflich, oder nicht?"


    "Ja, ich hab mitgeschrieben!" meinte sie und hielt ihm die Tafel unter die Nase. Ihre Handschrift hatte sich gewaltig verbessert.

    Der Kerl sah rot, als Valerian ihn verspottete und stürzte sich mit einem Wutschrei auf diesen Hänfling. Nur das sich dieser Hänfling als würdiger Gegner herausstellte.
    Mit bangen Blick verfolgte Calvena den Schlagabtausch zwischen den Männern und zuckte das ein oder andere Mal, als Valerian einen besonders harten Schlag einstecken musste. Ein wenig erinnerte sie diese Rangelei an ihre Ziehbrüder, auch sie hatten sich des öfteren einfach nur geprügelt um Dampf abzulassen. Aber dennoch war es doch etwas anderes, hier kämpfte jemand um ihre Ehre, was aber wohl noch wichtiger war, das sie diesen Jemand besonders gern hatte. Als sie die Wetteinsätze vernahm warf sie den Schaulustigen einen bitterbösen Blick zu.


    Schneller als gedacht, bekam dann Valerian die Oberhand und verscheuchte den Koloss mit einigen bösen Worten, ehe er sich setzte und stöhnte auf. Recht schnell war sie bei ihm und betrachtete ihn kritisch. „Na hoffentlich endet nicht jeder Ausflug in einer Prügellei!“ scherzte sie. Er sah ganz schön mitgenommen aus. Etwas verwirrt sah sie ihn an, als er etwas von Wette murmelte, sie folgte seinem Blick und grinste breit. „Ich hab gewonnen“, sie klang verblüfft. Doch im Grunde stand die wette erst einmal hinten an.


    „Warte hier, ich komm gleich wieder!“ sagte sie und eilte davon, um zumindest etwas Wasser und so etwas wie Verbandsmaterial aufzutreiben. Wenig später kam sie zurück, einen Becher Wein in der einen Hand, in der anderen ein Stück feuchtes Leinen. „Mhm....“, meinte sie nachdenklich, „ich fürchte die Platzwunde muss genäht werden!“ Sie drückte ihm den Weinbecher in die Hand. „Da unten rennen schon einige Ärzte herum und bieten ihre Dienste an!“ meinte sie. „Aber denen würde ich mich nicht anvertrauen... sie sehen nicht gerade vertrauensselig aus und haben eher Ähnlichkeiten mit Kurpfuschern.... Aber ich hab dem einen sein sauberes Leinen ab geschwatzt!“ grinste sie und drückte ihm selbiges auf das anschwellende Auge und die Platzwunde. Das Nasenbluten hatte schnell nachgelassen, anscheinend einfach nur ein ungünstiger Schlag.

    Als die Frage kam, ob sie ihre Ausbildung auch in den anderen Provinzen des Reiches würde machen wollen, mekrte sie sofort, wie sich alles in ihr gegen diese Idee sträubte. Sie sollte hier bleiben, hier in Rom, wo sie vertraute Gesichter um sich hatte. Außerdem, würde sie dann Valerian für eine lange Zeit nicht wiedersehen.


    "Ich würde auch meine Ausbildung viel eher in Rom machen wollen!" gab sie zu, sie war nicht ganz so verlegen wie Serrana, konnte sie aber auch verstehen. Es war eben eine ungewohnte Situation und wären sie alleine gewesen, wohl vollkommen eingeschüchtert.

    Als Spaß hatte sie das nicht gemeint, schließlich hatte sie vor kurzem einen Eindruck davon gewinnen können, wie es in der Gerüchteküche zuging. Dennoch strahlte sie Sedi an, als er auch die Deko genehmigte.


    "Keine Sorge, ich kümmer mich darum, du wirst nur wenig von den Vorbereitungen mitbekommen!" versprach sie ihm.


    "Nun da wären, Iunia Serrana und Iunia Narcissa, Caecilia Cara, Furia Calliphana und so etwas wie eine Bekanntschaft mit Flavia Celerina und Aurelia Prisca!" zählte sie nachdenklich die Namen auf, hatte sie wen vergessen. "Bei den beiden Letzteren weiß ich nicht ob sie kommen würden, aber zumindest der Höflichkeit halber sollte ich sie einladen... ach... ehe ich es vergesse, wir haben uns zu den Ludi Romani verabredet. Darf ich hin?" fragte sie und machte einen eher etwas plumpen Übergang. Aber besser sie fragte so, als es zu vergessen und anschließend ärger zu bekommen.


    "Natürlich...." meinte sie und förderte eine Tabula mit Griffel zu Tage.

    Mit einem Grunzen ließ der Kerl, Calvenas Handgelenk zu, er stolperte einige Schritt zurück und fing dabei ihren finsteren Blick zu. Plötzlich zeigte sich auf seinen Zügen ein provokantes Lächeln, er war gut zwei Köpfe größer als Valerian, hatte ein kreuz wie ein Ochse und die Figur eines Ringers, er wirkte plötzlich gefährlich nüchtern. "Sieh an, ein kleiner Held!" höhnte er. "Nur zu komm doch, das Mädchen gehört am Ende mir!" sagte er herausfordernd und taxierte die junge Germanica, als hätte er gerade eine Lupa vor sich.
    Vor Wut färbten sich ihre Wangen rot. "Elender Mistkerl..." entwich es ihr ziemlich undamenhaft, nur zu gern hätte sie ihm dieses dreckige Grinsen aus den Gesicht gewischt. Aber sie hätte nicht die geringste Chance gegen ihn, lieber wich sie etwas zurück umd Valerian den nötigen Freiraum zu geben den er brauchte. Verblüfft stellte sie fest, dass er nun sich zum zweiten mal ihretwegen prügelte, obwohl es das erste Mal eine etwas andere Situation gewesen war. Sie hatte sich in der Subura verlaufen und da war es kein Scherz gewesen oder einfach nur eine Laune. Wobei sie sich nicht sicher war, worauf es dieser Kerl abgesehen hatte.
    ______________


    Während dessen auf der Bühne:
    Verdutzt betrachtet Lykonides seinen niedergeschlagenen Kollegen und nimmt diesen einfach seine Maske ab, nur um dann den Text des Alten zu proklamieren. Ohne mit einer Wimper zu zucken, will er nun das Stück allein zu Ende bringen. Von daher springt er von der einen Seite der Bühne zur anderen, dabei bringt er mit viel Witz und auch Dramatik das Stück zu Ende. Nur hat er ein wenig die Tücken des Bartes unterschätzt, denn immer wieder verheddert er sich darin und gerät ins straucheln.


    Wer ruft mich hier?


    Schnell hält er sich die andere Maske vor das Gesicht, die andere behält der dbaei in der Hand und weddelt hastig damir herum. So als würde Euklio dahinter stecken.


    Komm heraus! Die Götter segnen dich! Der Topf ist wieder da.


    Habt ihr ihn? O gute Götter! Oder treibt ihr Spott mit mir?


    Nein, wir haben ihn. O komm doch! Fliege hierher, wenn du kannst!


    Hoher Zeus! Du, meines Hauses großer Lar!
    Du, Königin
    Juno! Du, des theuren Schazes theurer Hüter, Herkules!
    Endlich habt ihr euch in Gnaden meiner Herzenspein erbarmt.
    Guter Topf, mit Wonnethränen schließ' ich dich in meinen Arm,
    Küsse dich und drücke dich vieltausendmal an meine Brust!
    ( er reißt den Deckel des Topfes ab, und betrachtet lüstern die Goldstücke)
    Welch ein Anblick! All mein Gram ist hin! Ich athme wieder frei.
    Aber wem vor Allen bring' ich des verdienten Dankes Zoll?
    Bring' ich ihn den Göttern dar, die gnädig auf uns Menschen schau'n?
    Oder meinen wackern Freunden? Oder Beiden? – Beiden, ja!
    Dir, Lykonides, zuerst, der dieses Glückes Quelle war!
    Dir verehr' ich diesen Goldtopf: laß dir ihn gefallen! Dein
    Soll er sein samt meiner Tochter!


    Möge dir's und uns gedeih'n!


    Aber, Herr, gedenke nun auch mein!


    Du mahnst mich eben recht.
    Sei denn frei!
    Du hast es wohl verdient, Strobil. Jezt aber geh, Drinnen uns das Mahl zu rüsten.
    Sieh, wir alle folgen dir!


    Als letztes steht allein der Strobilus auf der Bühne und wendet sich mit lauter Stimme an das Publikum. Doch keine Beachtung wird seinem letzten Satz geschenkt:

    Auch ihr Herrn hier auf den Bänken, kommt mit uns, und klatschet laut!


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    Ganz gegen ihre Vermutung war das Stück doch zu Ende gebracht worden, aber ihre Aufmerksamkeit galt mehr dem Kerl und Valerian, als der Bühne. Denn Beide standen sich gegenüber und warteten darauf das einer den ersten Schlag ausführte.

    Nur zu gern folgte Calvena der Aufforderung und ließ sich wieder auf der Kline nieder wo sie schon zuvor gesessen hatte. Arvinia war indes fleißig gewesen oder vielmehr die Sklaven, welche sie angetrieben hatte. Die Becher waren wieder aufgefüllt und frische Trauben zierten den Tisch.


    „Vielen Dank“, lächelte sie. So war es doch gleich viel besser, wenn man sich unterhielt und auch viel gemütlicher und auch nicht ganz so steif. Der Pontifex war ihr sehr sympathisch. Zumindest auf dem ersten Eindruck hinweg.


    Als das Durus ihnen den Weg eines Schülers aufzeigte nickte sie, so in etwa hatte sie es sich vorgestellt, so würde sie nicht nur einen Eindruck der Opfer gewinnen, sondern wohl auch wesentlich mehr lernen, als wenn sie sich nur über Bücher hockte. Außerdem wollte sie immer nur einen Schritt nach dem Anderen machen, nur nichts überstürzen, dann machte man weniger Fehler.


    „Welchem Priester würden wir denn zugeordnet werden?“ fragte sich nach. Schließlich stand es für sie fest, dass sie diesen Weg gehen wollte. Nicht würde sie davon abbringen. "Und wie lang dauert die Ausbildung?"

    Sie kicherte auf, als einer der Schauspieler von einem matschigen Apfel getroffen wurde, dieser riss sich voller Zorn die Maske vom Gesicht und schimpfte ziemlich vulgär mit dem Schuldigen. Der Apfel war regelrecht explodiert und hatte sich in vielen Einzelteilen auf der sauberen Tunika niedergelassen. Nun sah der Schauspieler aus wie ein Dalmatiner. „Warts ab“, meinte sie kämpferisch, „noch ist das Stück nicht zu Ende!“ meinte sie zwinkernd und reichlich zuversichtlich, denn es sah nicht so aus, als würden siech die Männer auf der Bühne dadurch stören lassen, dann um sie herum großer Tumult herrschte.


    Als Valerian ernster wurde nickte sie nur wortlos. Er hatte recht, sollte das Ganze ausufern, konnte es reichlich unangenehm werden, auch für unbeteiligte. Suchend sah sie sich um, aber noch konnte sie den gemeinten Gang nicht entdecken, aber im Notfall war sie sicherlich schnell dort. „Ich wird es schon finden!“ meinte sie zuversichtlich und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. Calvena konnte sich wirklich glücklich schätzen solch einen wunderbaren Begleiter an ihrer Seite zu haben. Aber auch aus vielen anderen kleinen Gründen. Kurz drückte sie seine Hand und ließ ihren Blick zur Bühne zurück schweifen. Der Schauspieler hatte sich wieder eingekriegt und versuchte nun das Stück mit seinen Partnern fortzuführen. Dieser betrat gerade die Bühne, es handelte sich um Storbilus, welcher schwer am Gold schleppte. Erst einmal sprach er nur mit sich selbst.


    Götter, ha! Welch reiche Wonnen habt ihr heut mir zugedacht!
    Einen Topf, schwervoll mit Gold! Wer wäre reicher jezt als ich?
    Ist in ganz Athen ein Mensch wohl, dem die Götter holder sind?


    Auch Lykonides spricht erst einmal zu sich selbst ehe er den dreisten Dieb ertappt.


    Hört' ich hier nicht eben eine Stimme? Sprach nicht Jemand hier?


    Seh' ich da nicht meinen Herrn?


    Das ist gewiß mein Knecht, Strobil.


    Ja, er ist's.


    Kein Andrer ist's.


    Ich geh' ihn an


    Ich muß zu ihm. Wie ich's ihm geheißen, war er bei der alten Amme wohl.


    Soll ich ihm denn frei bekennen, daß ich diese Beute fand?
    Ja, ich thu's, und will ihn bitten, daß er mir die Freiheit schenkt.
    err, ich fand –


    Was fandst du?


    Nicht, was man die Knaben schreien hört,
    Daß sie's in der Bohne fanden.


    Treibst du wieder Spaß mit mir?


    Lykonides will gehen, doch Strobilus hält ihn zurück. Ein linkisches Grinsen auf den Zügen.

    Bleibe, Herr! Ich will dir's sagen.
    Höre!


    Sprich denn!


    Herr, ich fand
    Einen großen Schaz.


    Und was denn?


    Einen Topf, schwervoll mit Gold.


    Was vernehm' ich da von dir?


    Ich stahl's dem alten Euklio.


    Und wo ist das Gold?


    Daheim im Kasten. Herr, jezt laß mich frei.


    Bösewicht, ich sollte dich freilassen?


    Geh nur, Herr;
    ich weiß, Was du vorhast.
    Schlau versucht' ich deinen Sinn.
    Du sannst darauf, Mir das Gold zu nehmen.
    Was erst thätst du, wenn ich's wirklich fand?


    Weg mit deinen Possen! Gib das Gold heraus!


    Ich Gold heraus?


    Gib's heraus! Ich will es ihm dann wiedergeben.


    Und woher Nehmen?


    Eben sagtest du, daß es daheim im Kasten sei.


    Herr, du weißt, ich rede manchmal tolles Zeug; so halt' ich es.


    Der Knecht spielt den dummen, grinst frech und provoziert seinen Herrn.

    Mensch, ich warne dich.


    Und schlügest du mich todt, du kriegtest nichts.


    Wie? Du sträubst dich?
    Wart'!
    Ich will's schon kriegen. Kerl, wie einen Hund, Bind' ich dich an eine Säule, peitsche dich so lange fort, Bis du mir das Gold herausgibst.
    Gibst du's, oder gibst du's nicht?


    Lykonides verliert die Geduld und mit Wut packt der den dreisten Sklaven mit seinen komischen Possen an der Kehle und schüttelt ihn wie einen jämmerlichen Hund. Keuschend gibt Strobilus schließlich nach. Er kauert auf der Erde.

    Wohl, ich will dir's geben.


    Aber gleich!


    Doch, Herr, ich bitte dich,
    Laß mich erst zu Athem kommen!
    Was verlangst du denn von mir?


    Wie, du fragst noch?
    Wagst es noch, mir abzuläugnen, Bösewicht, Was du kaum gesagt? Den Topf mit Gold!
    Wo seid ihr Büttel? He!


    Nur ein Wort!


    Ich höre nichts. Ihr Büttel, legt ihm Ketten an!


    Wenn du mich zu Tode martern ließest, Herr: was hülfe dir's?
    Wenn du mich für frei erklärtest, gäb' ich dir, was du verlangst.


    Nun, es sei! Wenn du das Gold mir bringst, erklär' ich dich für frei.


    Darf ich deinem Worte trauen? Soll ich frei sein?


    Wie gesagt, Wenn du mir den Topf mit Gold zur Stelle schaffst, so bist du frei.


    Geh' ich nun, den Schaz zu holen!


    Geh und komm alsbald zurück!


    Stolpernd eilt der Sklave von dannen. Nach einer winzigen Pause kehrt er wieder zurück, den Goldtopf in den Händen.


    Meinen Fund, den Topf mit Golde, bring' ich hier. Nun – komm' ich bald?


    Götter! Was erblick' ich hier? Was hab' ich hier in Händen? – He! Euklio!


    Aus dem Hause heraus ertönt die Stimme des Alten:

    Was ist es?


    Komm sogleich heraus!


    Kaum tritt Euklio auf die Bühne, stolpert er erneut über seinen langen Bart, kann sich aber glücklicher weisen fangen. Doch in den Moment, wo er seinen Text aufsagen will, trifft den armen Kerl einen faustgroßen Stein an der Schläfe und er bleibt regungslos liegen. Das Publikum heult vor Wut auf und einige Männer stürzen sich ohne Umschweife auf den Übeltäter, es ist der niedergeschlagene Schauspieler von vorhin. Nun ist die Menge kaum zu halten, Rufe werden laut, Mütter mit Kindern ergreifen die Flucht und Sklaven zerren ihre Herren aus der Prügelei heraus.


    Calvena duckt sich eilig, als ein weiteres Wurfgeschoss an ihnen vorbeizieht. Valerians schien wohl die Wette gewonnen zu haben, denn nun war man nicht einmal hier oben sicher, torkelnd nähert sich ihnen ein kräftiger Bursche, wohlweißlich darauf aus, Unheil zu bringen. "Was für ein hübsches Täubchen! Du hast sicherlich nichts dagegen, wenn ich sie dir abnehme!" grinst er boshaft zu Valerian herüber. Ungeniert greift er Calvena am Handgelenk.


    "Lass mich los!" faucht sie und stemmt sich gegen diesen überheblichen und betrunkenen Kerl. Das ging nun wirklich zu weit und lustig war das sicherlich ganz und gar nicht.

    Mit der Frage erwischte Durus sie etwas auf dem falschen Fuß, groß Erfahrungen hatte sie noch nicht gemacht und nur selten bei einem Opfer zugesehen. Zuletzt bei der Einweihung des Merkurtempel. Jetzt wusste sie auch wieder warum ihr der Name so bekannt vorgekommen war. Der Pontifex hatte ja eine kurze Ansprache gehalten und dem Tempel zwei Bäume gestiftet.


    „Leider habe ich noch keine großen Erfahrungen sammeln können!“ antwortete sie und warf Serrana einen verstohlenen Blick zu, wie sah es denn bei ihr aus. Hatte sie schon Erfahrungen oder würden sie gemeinsam diese sammeln. Zumal Calvena ja ncoh nicht wirklcih lange in Rom war, sie war eigentlich ziemlich froh darüber, den CRV bestanden zu haben.





    Sim-Off:

    Kurs noch nicht gemacht, wollte eh erstmal als Schüler anfangen

    Bestätigend nickte Calvena, Sacerdos war ihr erstes Ziel, vielleicht auch mehr, sollte es sich ergeben. Abgeneigt war sie jedenfalls nicht von dem Gedanken, mehr zu erreichen. Welche Gedanken Durus bezüglich ihrer verwandtschaftlichen Verhältnisse zu Avarus hegte, ahnte sie nicht, auch nicht, dass sich die beiden Männer gegenseitig das Leben nur so schwer wie möglich machen wollten.


    „Ich würde mich gern Iuno verschreiben!“ beantwortete sie und überließ es Serrana selbst zu antworten.


    Arvinia hatte ihren verwandten nur kurz gegrüßt und shcien neugierig zu sein, deswegen blieb sie im Raum und verfolgte das Gespräch. Calvena hatte nichts dagegen, vielelicht würden sie anschließend noch mal ein gespräch führen können.

    Gerade als die drei jungen Frauen ihre Köpfe zusammen steckte um sich näher kennen zu lernen, tauchte der Pontifex auf. Mit leicht feuchtem Haar und freundlicher Miene, zumindest machte es den Eindruck. Anscheinend kam er direkt aus dem Bad.
    Leider kam Calvena nicht mehr dazu, Arvinia zu antworten, aber das würde sie noch nachholen. Sie erhob sich eilig.


    „Salve, Pontifex Tiberius Durus!“ grüßte sie höflich. Höflichkeit, Anstand und Respekt mussten sein. Zum Glück besann sie sich darauf, eben gerade war sie ja beinahe voll in ein Fettnäpfchen gestolpert. Aber Arvinia hatte es ihr ja nicht übel genommen, im Gegenteil, sie hatte sich über diese kleine Geste der Vertrautheit gefreut.


    „Mein Name ist Germanica Calvena und dies ist Iunia Serrana“, stellte sie sich nun vor. „Wir wollen dem Cultus Deorum beitreten!“ erklärte sie ihm. Ihre Nervosität hatte sie im laufe des Gespräches mit den beiden anderen jungen Frauen vergessen.

    An solchen Tag, wäre sie nur zu gern am Meer gewesen. Eine sanfte kühle Brise, welche die gnadenlose Hitze des Tages verscheuchte, kühles angenehmes Wasser und Sand so weit das Auge reichte. Nun gut, Sand hatten sie hier auch, aber der Rest fehlte.


    "Lass uns eine Taverne in der Nähe des Tibers suchen!" schlug sie vor. Aber unbedingt ein Bad im Tiber würde sie nicht nehmen wollen. Dazu war das Gewässer einfach zu verscmutzt.

    Das Thema war beendet und es brahcte auch nichts es weiterzuführen. Macer würde seinen Weg gehen und seine Erfahrungen machen. Ebenso wie sie es tun würde. Gemählich ging er einige Schritte weiter und setzte sich entspannt auf eine unterste Stufe. Noch folgte Calvena nicht, sondern ging noch eine Scritte auf der Rennbahn, beschattete die Augen und sah an einem der Obelisken hoch, ehe sie sich dann umwandte und neben Macer nieder ließ. Das einträchtige Schweigen tat ihnen gut und von daher, beließ sie es dabei. Bis ihr Blick auf Elissa fiel, die ein leicht missmutiges Gesicht zog. Vermutlich sollten sie einfach mal an einen Ort gehen der nicht ganz so still und leer war. Wer weiß auf welchen Gedanken ihre Sklavin kam.


    "Was meinst du, wollen wir uns eine Abkühlung besorgen?" fragte sie ihn und stupste ihn ganz sacht an.

    Anscheinen kam ihr Scherz besser an als gedacht, denn Macer schien es sich durchaus vorstellen zu können, eine Taverne zu führen. Leicht legte sie den Kop schief.


    "Warum machst du das dann nicht einfach? Niemand hält dich auf", meinte sie und kannte im Grunde schon die Antwort. Die verpflichtung der Familie gegenüber, dem Imperium und auch sich selbst. So viele sordneten ihr eigenes Glück, dem des Staates unter und wurden ihren Lebtag dann nicht glücklich. Sie konnte sich nur Wünschen, das Macer seine Erfüllung fand, denn sonst würde er wohl doch auch solch ein harter und kalter Politiker, wie es sie schon viele gab. Das was sie tun konnte, war ihm eine Freundin sein und ihn wohl auch hin wieder daran zu erinnern, dass das Leben nicht nur aus Verpflichtungen bestand. Es war eben alles nicht so einfach.


    "Du brauchst nicht antworten, ich kenn die Antwort bereits.." leicht verzog sie das Gesicht. "Verpflichtungen, lautet sie!"

    Anscheinend hatte sie eine etwas andere Auffassung und Vorstellung von Rom gehabt, denn nun wurde das kleine Idealbild des friedlichen miteinander vollends zerstört, da die Bürger der großen Stadt nicht einmal ein Theaterstück friedlich sich ansehen konnten. Stattdessen artete es in eine riesige Keilerei aus, wenige Meter unter ihnen schlug der Händler immer noch auf den dicken Mann ein, Davon entfernt, keiften sich zwei junge Frauen und überall anders gab es kleinere und größere Handgemenge. Erstaunlicher Weise hatten sich nun aber fast alle Händler verkrümelt. Anscheinend wollten sie nicht so enden wie ihr Kollege, übersät mit blauen Flecken und einem geschwollenem Auge.


    Sie kicherte zustimmend, es war wirklich amüsant, mittlerweile spielte sich das Schauspiel auf den Rängen ab und nicht auf der Bühne. “Huuu, das muss weh getan haben...“ kommentierte sie und deutete auf eine junge Frau die ihre Fingernägel einmal quer über das Gesicht eines Mannes zog, welcher sich wohl auf deren Verlobten gestürzt hatte. Zumindest klang das so nach den Wortfetzen die zu ihnen herüber wehten. Noch wähgren es auf den Rängen laut brodelte, ging das Stück nun auch weiter.


    Lykonides, Eunomia stehen auf der Bühne und die Tochter des Euklio Phädria versteckt sich dahinter.


    So steht es, Mutter. Alles hab' ich dir bekannt
    Von mir und unsrer Nachbarin. Jezt bitt' ich dich,
    Um was ich dich schon früher bat, beschwöre dich:
    Geh hin zum Oheim, und besprich den Fall mit ihm.


    Wie gern ich dir zu Willen bin, das weißt du längst.
    Auch hoff' ich, daß mein Bruder mir's gewähren wird.
    Denn wenn die Sache sich verhält, wie du gesagt,
    So kann er deinem Wunsche nicht entgegen sein,
    Da du, von Weine trunken, sie zu Fall gebracht.


    Wie könnt' ich lügen gegen dich, mein Mütterchen?


    Schaurig traurig erklingt eine körperlose Stimme, es ist Phädria.


    Ich bin des Todes, Amme! Weh! Welch herber Schmerz! Juno Lucina, hilf mir!


    Mutter, hörst du nicht?
    Da siehst du mehr, als meine Worte dir vertraut:
    In Kindesnöthen liegt sie, ruft die Götter an.


    Komm jezt zu meinem Bruder, Sohn, mit mir hinein, Damit von ihm dir werde, was du dir gewünscht.


    Geh, Mutter, geh, ich folge dir.


    Eunomia geht ab und verschwindet im Haus des Megadorus.

    Mich wundert's nur,
    Wo mein Strobil ist, dem ich doch befohlen, hier
    Auf mich zu warten. Hat er was für mich zu thun,
    Wär's freilich Unrecht, zürnt' ich ihm. Ich geh' hinein,
    Wo man zu Rath geht über mich und mein Geschick.


    Megadorus geht ab, dafür tritt nun der diebische Strobilus auf die Bühne, in seinen Armen den Goldtopf.


    Ich bin allein jezt reicher als die Greife sind,
    Der goldnen Berge Hüter; denn ich rede nicht
    Von Königen; die sind wahre Bettler gegen mich.
    Ich bin der König Philippus.
    Welch ein Wonnetag!
    Denn weil ich wegging früher, langt' ich früher an,
    Und stieg, bevor der Alte kam, den Baum hinauf,
    Und lauschte da, wohin er seinen Schaz vergrub.
    Sobald er wegwar, ließ ich mich vom Baum herab,
    Grub aus den goldgefüllten Topf, und lief davon.
    Der Alte kommt zum Plaz zurück, er sieht mich nicht,
    Weil ich ein wenig aus dem Weg zur Seite bog.
    Hoho!
    Da ist er! Geh' ich und verberg' im Haus den Schaz!


    Kurz sieht er sich verstohlen um und geht auch wieder ab. Ein wunderbares Stück, das das Ende schien unter zu gehen, das Publikum war nicht mehr zu beruhigen, statt dessen flogen wüste Beschimpfungen und Fäuste umher. Einige wenige hatten sich, ebenso wie Calvena und Valerian auf die noch ruhigen obersten Ränge niedergelassen und versuchten den Schauspielern zu folgen. Ein fauliger Apfel flog dicht an ihnen vorbei, verdutzt sah sie dem Geschoss nach und kicherte dann. „Achtung!“ meinte sie etwas verspätet und sah sich nach dem Übeltäter um. Doch wenn dann waren es wohl mehrere. Anscheinend waren ein paar Jugendliche bereits mit Unfug und Ärger im Sinn ins Theater gegangen und nun lieferten sie sich eine Schlacht mit fauligem Obst und Gemüse quer über die Köpfe der Leute hinweg.


    In all diesem Durcheinander kam Euklio auf die Bühne, kurz darauf dann auch wieder Lykonides dazu.


    Ich bin hin, verloren, todt! Wo lauf' ich hin? Wo lauf' ich nicht hin?
    Halt' ihn! Wen? Ich weiß es nicht; ich sehe nichts mehr; wie ein Blinder,
    Geh' ich um. Wohin ich tappe, wer ich bin, und wo ich weile,
    Das vermag ich nicht zu fassen. Flehend bitt' ich euch, beschwör' euch,
    Helft mir doch, zeigt mir die Spur des Menschen, der den Tops gestohlen!


    Mit finsterem Blick mustert er das wogende Publikum so als seien sie die Übeltäter, dann fasst er einen Mann ins Auge und proklamiert:

    Was sagst du? Dir glaub' ich: du bist ehrlich, dein Gesicht bezeugt es.
    Was? Ihr lacht? Euch alle kenn' ich, weiß, es sind hier viele Diebe,
    Bergen sich in weißem Kleide, sizen da, wie brave Leute.
    Keiner hat's von diesen? Dann ist's aus! O sprich, wer hat's? Du weißt's nicht?
    Weh mir Armen, Ganzverlornen! Gott, wie bin ich zugerichtet!
    So viel Jammer, Noth und Mühsal hat mir dieser Tag geboren,
    Hunger, Elend mir gebracht. Ich bin der ärmste Mensch auf Erden.
    Nun, wofür noch länger leben, da ich so viel Gold verloren,
    Das ich stets gehegt mit Sorgfalt? Ich betrog mich selbst um Alles,
    Was Leben und Glück und Wonne mir war. Jezt freuen sich Andere dessen,
    Mir zum Unheil, mir zum Schaden. Nein, ich kann es nicht ertragen.


    Welch ein Mensch, der hier vor unserm Hause wimmert, heult und jammert?


    Megadorus kommt aus dem Haus, sieht den Alten und senkt die Stimme voller erstaunen.


    Das ist Euklio: so glaub' ich. Jezt ist's aus. Es kam zu Tage.
    Um die Niederkunft der Tochter weiß er sicher. Was beginn' ich?
    Soll ich fortgeh'n? Soll ich bleiben? Ihm mich nahen? Oder fliehen?
    Was ich thun soll, weiß ich nicht.


    Wer redet hier?


    Ich bin es.


    Ich Bin ein Unglückseliger, ein Verlorner, dem so vieles Leid, Dem so vieler Jammer widerfahren ist.


    Sei gutes Muths!


    Gott! Wie kann ich das?


    Die That, die dir so große Sorge macht, That ich selbst, bekenn' es offen.


    Was vernehm' ich da von dir?


    Nur die Wahrheit.


    Junger Mensch, wie hab' ich das an dir verdient, Daß du mich und meine Kinder so verderblich heimgesucht?


    Wohl ein Gott war's, der mich trieb, der mich verlockt' in dieses Nez.


    Wie verstehst du das?


    Ich fehlte, bin mir schwerer Schuld bewußt.
    Darum komm' ich, dich um Nachsicht, um Vergebung anzufleh'n.


    Wie erfrechst du dich, an das zu rühren, was nicht dein gehört?


    Was beginn' ich? 's ist gescheh'n, und ungescheh'n wird's nicht gemacht.
    Also wollten's wohl die Götter; ohne dies wär's nicht gescheh'n.


    Und die Götter wollen auch, daß du bei mir im Kerker stirbst.


    Sprich nicht so!


    Wie konntest du berühren, was doch meine war?


    Wein und Liebe thaten dies, bethörten mich.


    Tollkühner Mensch,
    Frecher Wicht, mit solchen Reden wagst du noch mich anzugeh'n?
    Wenn's gestattet ist, in solcher Weise sich zu reinigen,
    Reißen wir den Frau'n am hellen Tag den goldnen Schmuck vom Leib,
    Und ergreift man uns, so sagen wir: der Wein, die Liebe war's,
    Die's gethan. In zu geringem Preise stehen Lieb' und Wein,
    Darf ein Trunkner und Verliebter straflos thun, was ihm gefällt.


    Meinen Fehl dir abzubitten, komm' ich ja freiwillig her.


    Wer gefehlt hat, und sich dann entschuldigt, der gefällt mir nicht.
    Daß es dir nicht zugehörte, wußtest du. Was rührst du's an?


    Nun ich's einmal angerührt, so sei es mein!


    Wie kannst du doch,
    Ohne daß ich dir's gestatte, haben, was mein eigen ist?


    Wider deinen Willen nicht; doch dünkt mich's, daß es mein gehört.
    Ja, du selbst wirst finden, sag' ich, daß es mein gehören muß.


    Bringst du's nicht zurück –


    Und was denn?


    Was du mir entwendet hast,
    Schlepp' ich auf der Stelle dich zum Prätor, und verklage dich.


    Ich entwendet? Dir entwendet? Was ist das?


    Zeus strafe dich,
    Wenn du läugnest!


    Wenn du mir nicht sagen willst, wonach du suchst.


    Meinen Goldtopf will ich wieder, den du fortnahmst, wie du mir
    Eingestehst.


    Das that ich nicht, noch sagt' ich's je.


    Du läugnest es?


    Allerdings. Ich weiß von deinem Gold und deinem Topfe nichts.


    Den du neulich aus dem Hain Silvan's entwandt, den gib zurück!
    Geh und hol' ihn! Lieber geb' ich dir den halben Theil davon.
    Bist du gleich ein Dieb, ich will dich doch nicht plagen. Hol' ihn nur!


    Bist du rasend, daß du mich Dieb nennen kannst? Nein, Euklio,
    Etwas Andres, glaubt' ich, hättest du gehört, was mich betrifft.
    Wichtig ist, was ich mit dir in Muße jezt besprechen will.


    Auf dein Wort: hast du das Gold mir nicht gestohlen?


    Auf mein Wort!


    Weißt auch nicht, wer mir's entwendet?


    Auch nicht.


    Doch, wenn du's erführst,
    Gäbst du dann den Dieb mir an?


    Ja.


    Nähmest auch kein Theil von ihm,
    Wer der Dieb auch wäre, bärgst ihn nicht in deinem Hause?


    Nein.


    Aber wenn du lügst?


    So mache Zeus mit mir, was ihm beliebt!


    So ist's recht. Nun sage, was du willst.


    Du kennst vielleicht mich nicht,
    Welches Stamms ich bin. Mein Ohm ist Megador, der Nachbar, mein
    Vater heißt Antimachus mit Namen, ich Lykonides,
    Meine Mutter ist Eunomia.


    Dein Geschlecht, ich kenn' es schon.
    Was verlangst du denn?


    Du hast 'ne Tochter.


    Ja, im Hause dort.


    Diese hast du meinem Oheim zugesagt.


    Ganz richtig.


    Der
    Schickt mich her, dir aufzukünden, weil er andern Sinnes sei.


    Andern Sinns, da schon zur Hochzeit Alles zugerüstet ist?
    Daß doch ihn die Götter alle, wie er ist, vernichteten,
    Ihn, durch dessen Schuld ich Armer heute so viel Gold verlor!


    Sei getrost und segne lieber, daß es dir und deinem Kind
    Zum Gedeih'n, zum Segen werde! »Gebe das der Himmel!« sprich.


    Gebe das der Himmel!


    Geb' er mir es auch! Nun höre mich.
    Wer mit einer Sünde sich belastet, ist doch nie so schlecht,
    Daß er ihrer nicht sich schämte, nicht die Schuld entschuldigte.
    Euklio, nun bitt' ich dich, wofern ich übereilt an dir
    Und an deiner Tochter mich vergangen, daß du mir verzeihst,
    Und mir sie zum Weibe gebest, wie Gesez und Recht verlangt.
    Deiner Tochter, ich bekenn' es, hab' ich Unrecht angethan,
    An der Ceres Fest, erhizt von Wein, in tollem Jugendmuth.


    Wehe mir! Was hör' ich Armer da von dir?


    Weinend bricht der Alte zusammen.

    Was weinst du denn?
    Daß ich auf der Tochter Hochzeit dich zum Großpapa gemacht?
    Heute kam sie nieder. Rechne nach; es ist im zehnten Mond.
    Darum hat, durch meine Schuld, mein Ohm von euch sich losgesagt.
    Geh hinein, und forsche drinnen, ob ich Wahrheit rede.


    Gott!
    Ich bin hin! So häuft sich allzeit Misgeschick auf Misgeschick.
    Muß hinein, muß sehen, was dran Wahres ist.


    Euklio schlurft davon.


    ch folge gleich.
    So hätt' ich denn, bedünkt es mich, mein Schäfchen fast im Trocknen.
    Doch meinen Knecht Strobilus seh' ich nicht: wo der nur sein mag?
    Ich warte noch ein Weilchen hier, und folge dann dem Alten
    In's Haus. Indessen will ich ihm Zeit lassen, bei der Amme,
    Der Zofe seiner Tochter, sich von meinem Abenteuer
    Genau zu unterrichten; denn die weiß die ganze Sache.


    Es war einfach nur herrlich anzusehen, wie der Alte und Lykonides aneinander vorbrei redeten. Der eine nur von seinem Goldschatze, der andere von der bezaubernden Tochter. Zu oft hörte man einander eben nicht zu. Ausgelassen kicherte und lachte Calvena, eine gelungene Vorstellung. Das Publikum tobte, es war regelrecht eine Schlacht ausgebrochen.

    "Die Götter würden es dir sicher auf die ein oder andere Weise zeigen, wenn sie unzufireden sind..." sagte sie und glaubte nicht das Merkur den Tempel über ihren Köpfen zusammen brechen lassen würde.


    "Du wirst deinen Weg schon gehen und sollte doch nichts draus werden, wirst du eben Tavernenbesitzer..." scherzte sie und knuffte ihn freundschaftlich.

    Sie hätte sich ohrfeigen können, ganz gegen jede Regel des Anstand es hatte sie verstoßen und im Grunde einen gewaltigen Fehler gemacht, Gerade ging wohl ein Aufschrei durch ihre Ahnen, aber dieser verstummte im selben Augenblick, als Arvinia diese einfach Geste erwiderte und dankbar und freudig zu gleich lächelte. Calvena konnte nun mal nicht gegen ihre impulsive Art und im Grunde bereute sie es nicht, Arvinia auf diese Weise als Freundin aufgenommen zu haben.


    „Siehst du... keine Sorge, Arvinia, es werden sich alle freuen, wenn du dabei bist!“ lächelte sie zuversichtlich.


    „Nun...wo bleibt eigentlich den Cousin? Ist es üblich das er Gäste so lange warten lässt?“ fragte sie und sah sich um.


    „Ach was solls, so können wir einander noch etwas besser kennen lernen!“ kicherte sie

    Auch sie stimmte in das Lachen von Arvinia ein, denn wirklich Vestalin würde nicht zu ihr passen, dafür war sie wohl zu unkonventionell und zu aufsässig. Iuno würde sicherlich mit ihr etwas anfangen können und nicht so schnell sauer sein, wenn sie eine etwas andere Priesterin hatte. Zumindest hegte sie die Hoffnung, das es so war.


    Verschwörerisch senkte sie die Stimme. Irgendwie hatte sie Arvinia einfach aufgenommen und akzeptiert. Sie mochte die Tiberia ohne weitres. "Ich will ja nicht als alte vertrocknete Jungfer enden.." sie sah sich verstohlen um, der Pontifex war noch nicht in Sicht. Sie kicherte leise.


    Auf die nächsten Worte Arvinias wusste sie nichts zu erwiedern. Sie kannte das Gefühl der Einsamkeit und irgendwie fühlte sie sich nun der jungen Frau noch näher. Spontan griff sie nach deren Hand.


    "Also... wenn du magst... in ein paar Tagen treffen wir uns bei Iunia Narcissa im Hause der Decima und wollen zu den Ludi Romani... dann kannst du mitkommen!" schlug sie spontan vor. Sie wollte Arvinia nicht allein lassen, konnte es auch irgendwie nicht. "Ich würde mich sehr freuen, wenn du uns begleiten würdest..." betonte sie mit einem warmen, offenem und ehrlichen Lächeln.

    Ein wenig klang es schon eingeschnappt, als er zu einer langen Beteuerung ansetzte, dass er durchaus die Pflichten eines Vaters kannte. Doch nach dem ersten Halbsatz brach er ab und ließ seine Gedanken im Raum hängen. Calvena hütete sich diesmal etwas zu sagen, es würde nur in einer fruchtlosen Diskussion darüber enden, was das Beste für Sabina war. Zumal sie selbst ja eben nicht gerade die klassische römische Erziehung genossen hatte, wenn man es genau nahm, dann war sie ein Kind der Wälder und Straßen gewesen und jeder hatte das sagen dürfen, was man dachte. Doch hier in Rom war alles anders. Man musste aufpassen was man sagt und wem man zu Nahe trat. Ihr Onkel verzieh ihr sicherlich das ein oder andere Mal ihre vorlaute und direkte Art, aber nicht alle waren so nachsichtig.


    "Ich hab zeit," winkte sie wegen der Gästeliste ab. Bisher hatte sie ja auch ein reichlich entspanntes Leben geführt, dies würde sich wohl in Zukunft ändern. Weil sie ja vorhatte dem Cultus Deorum beizutreten. Noch ein Thema das sie anschneiden wollte.


    Als sioch ihr Onkel dann leicht wegen Dekoration entrüstete musste sie schmunzeln. Anscheinend wurde wirklich lange nicht mehr in der Casa gefeiert. "Also...... was Dekoration angeht, kann ich es auch lassen..." meinte sie in einem unschuldigen Tonfall, sie wollte ihren Onkel gerade richtig bewusst manipulieren. "Aber was würde das für einen Eindruck machen.... die Germanica sind so knauserig, dass sie ihre Gäste in leeren Räumen bewirten! Die Gerüchteküche würde anschließend brodeln, aber nicht weil es allen gefallen hat, sondern weil es langweilig war", sie zuckte leicht mit den Schultern. "Deine Entscheidung!" fügte sie leicht hin zu.


    "Ich werd meine Gästeliste heute auch noch aufstellen.... ich hab ein paar neue Freundschaften schließen können..."


    "Warum nicht?" meinte sie rhetorisch bezüglich zu den Fontanalien. "Ich weiß, Religion ist nicht gerade eines der Lieblingstehmen in diesem Haus, aber wir sollten hin und wieder den Göttern auch danken und die Fontanalien sind da wohl am naheliegensten...." meinte sie viel sagend.


    "Ach und wenn wir grad bei dem Thema sind, ich werde dem Cultus Deorum beitreten!" eröffnete sie ohne viel Federlesens. Damit war dann das Thema wohl auch vom Tisch. "Ich habe lange darüber nachgedacht und ich bin mir sicher, das es das Richtige für mich ist!" sagte sie überzeuigend.