Für einigen Herzschläge gelang es ihm, seine finstere Miene noch aufrecht zu erhalten, doch schon zuckte erst nur sein Mundwinkel und dann brach er in Gelächter aus. Ein überzeugender Schauspieler mochte er nicht sein, aber deswegen mochte sie ihn, er hatte etwas unverfälschtes an sich und war nicht wie die restlichen Männer Roms von Ehrgeiz zerfressen. Sicher er hatte auch seine Ziele und Träume, doch würde er nicht unbedingt deswegen über Leichen gehen. Zumindest schätzte sie ihn nicht so ein.
Leich zuckte sie mit den Schultern, wirklich viel wusste sie über die Vergangenheit ihrer Mutter nicht. Sie war jung gestorben und sie war in der engen Gemeinschaft der Gaukler aufgewachsen. Beschützt und geliebt, die wenigsten konnten sich solch ein unbeständiges Leben führen. "Meine Mutter hat mir nie viel aus ihrer Vergangenheit erzählt.... sie wirkte dann immer so traurig und wütend!" erzählte sie. "Und auch wenn das Leben unbeständig war, so haben wir immer zusammen gehalten... Beschützt wurden wir und wir hatten die ganze Welt zum Spielplatz!" ein leicht verträumter Ausdruck trat auf ihre Züge. Zumal sie auch andeutete nicht das einzige Kind gewesen zu sein, welches auf den Straßen aufgewachsen war. Sie hatte eine Menge Ziehgeschwister gehabt und Stiefväter, welche sie beschützt hatten. Ein kurzer schmerzhafter Stich durchfuhr sie. Nun lebte sie in einer anderen Welt. "Es gibt viele Voruteile, was Gaukler anghet.. einige entsprechen der wahrheit... aber vieles ist auch Lüge, denn die wenigsten können sich vorstellen wie es ist von Ort zu Ort zu fahren. Im Grunde sind viele neidisch, auf das Leben der Gaukler... denn sie sind frei.... sie sind an niemanden gebunden, aber dennoch halten sie fest zusammen!" berichtete sie von ihrem Leben. Ob Valerian verstand, was sie ihm erklären wollte.
"Mein Vater war Soldat.... viel mehr weiß ich nicht über ihn... ich habe ihn nie kennen gelernt. Aber Sedulus hat mir einiges erzählt!" beantwortete sie ihm seine Frage.
Früher hatte sie sich ja ihr Leben und das der Gaukler finanziert, indem sie an Markttagen aufgetretten war und den leuten ihre Musik näher gebracht hatte. In Grunde konnte sie fast alles was Gaukler, Musiker und Akrobaten beherrschen mussten, einige Dinge besser, andere schlechter. Einen Handstand konnte sie mühelos machen, doch mit einem Überschlag sah es hingegen schon schlechter aus. Doch die Musik war immer ihr Steckenpferd gewesen, sie war ein Teil von ihr.
Kurz sah sie sich um und zog ihn dann spontan in eine abgelegene Gasse. "Es muss ja nicht gelich jeder zuhören!" kicherte sie etwas atemlos und überlegte sich, welches Lied sie vortragen sollte. Sie kannte unzählige Stücke.
"Unda attingit
Te et abducit
Te in profunda
Sicut es unda." * sang sie ihm leise vor um ihm zumindest seinem Wunsch erst einmal sofort nach zu kommen. Sollte sie einmal eine lrya zur Hand haben, würde sie ihn an Orte führen, welche sie in den Jahren als Gauklerin gesehen hatte. Als sie nun dieses kurze Lied sang, war es fast so, als würde sie das Meer herbeizaubern. Syrene... so hatte manch einer sie schon genannt, denn sie beherrschte ihre Stimme vollkommen. Kaum war ihre Stimme in der leeren Gasse verhallt, sah sie ihn Erwartungsvoll an. Hatte es im gefallen?
[SIZE=7]*Die Welle erreicht dich; Und führt dich; hinab in die Tiefe; Gleichsam bist du die Welle[/SIZE]