Sie hatte irgendwie geahnt, dass es nicht einfach werden würde, schließlich begegneten sie einander auf völlig fremden Boden, zumal sie wirklich aus heiterem Himmel aufgetaucht war und um einen Platz in der Gens bat… bzw. meinte Verus, dass es wohl das Beste für sie war, wenn sie in die Gens kam, welche ihr eigentlich völlig unbekannt war. Calvena hatte sich nie für die Familie ihres Vaters interessiert, zumal sie ihren Vater nicht einmal kannte und sie sich nicht wirklich sicher, dass es sich bei dem Soldaten, mit dem ihre Mutter sich vergnügt hatte, wirklich ihr Vater war. Alles Tatsachen, die sie nur verunsicherten.
Das schwierige war, bei der Antwort auf Sedulus Frage, wie sie überhaupt beginnen sollte, alles zu erzählen, zu viele Dinge waren wohl wichtig, Zusammenhänge, welche Banal erschienen, hatten eine gewissen Bedeutung. Es würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als eine mehr oder weniger kurze Lebensgeschichte zu erzählen.
Calvena brachte ein schiefes Lächeln zustande und angelte dann erst einmal den „Beweis“ für ihre Familienzugehörigkeit aus dem kleinen Beutel an ihrer Hüfte und hielt das Schmuckstück ihrem „Onkel“, von dem sie noch nicht wusste, dass es ihr Onkel war, unter die Nase.
„Als meine Mutter nicht viel älter als ich war, hatte sie eine kurze Affäre mit einem Soldaten. Das war in Germanien..... Der Mann mit dem sie sich damals vergnügt hatte, war mehr als nur fasziniert von ihr und hat ihr dieses Schmuckstück überlassen…. Für sie und für mich war es bisher nur eine Erinnerung und ein Andenken, bis Verus mit mitteilte, das es wohl ein Hinweis, auf die Familie meines Vaters war und ist!“ sie machte eine kurze Pause und reichte Sedulus jenes Schmuckstück, damit er es besser betrachten konnte und sein eigenes Urteil bilden konnte.
„Über meinen Vater weiß ich so gut wie nichts, außer dass er Soldat war oder noch ist! Meine Mutter erzählte mir nur die Geschichte und für sie spielte der Name meines Vaters keine Rolle, schließlich hatte ich ja genügend Vorbilder, die mich mein bisheriges Leben beschützt hatten…. was sich ja nun ein wenig geändert hat!“ meinte sie gelassen. Doch in ihrem Herzen tobten die Unterschiedlichsten Gefühle, welche sie erst einmal verbarg. Nachdem sie alles hinter sich hatte, konnte sie wieder sich einen Moment der Schwäche erlauben, bis dahin, blieb sie stark.
Da sie nicht wusste, wie sie nun weiter erzählen sollte, schwieg sie erst einmal und wartete die Reaktion von Sedulus ab… auch für ihn durfte es nicht einfach sein, jemanden zu begegnen, der einfach behauptete, er gehöre zur Familie. Zumal sie nicht wusste, in welchen Zusammenhang sie standen. Es hätte auch gut sein können, dass der Mann der vor ihr stand, ihr Vater war, oder aber sie einem Zweig abstammte, der ganz weit entfernt war.