Beiträge von Germanica Calvena

    Vera war ihr bisher nicht wie der häusliche Typ vorgekommen. Eher wie jemand der sich ein wenig nach Abenteuer sehnte. Vielleicht täuschte sie sich auch. Sie würde wohl erst einmal sehen müssen, wie sich die Duccia machte. Aber einfach so einer Anderen ihren Sohn zu überlassen, würde ihr wohl nicht leicht fallen. Als Glucke würde sie sich ja nicht bezeichnen, aber bisher hatte sie sich allein um Rufus gekümmert. „Ich werde sehen wie sie sich macht. Sie kann sich ja gern später damit befassen, Rufus wieder sauber zu bekommen“, grinste sie mit einem Blick auf ihren Spross, dem es gelungen war die Blume auszubuddeln und dabei von Kopf bis Fuß nun eher einem kleinen nubischen Kind aus Africa glich und nicht römischen Nachwuchs. „Hast du den Nachmittag frei bekommen?“ wechselte sie dann das Thema. Sie freute sich darauf, etwas Zeit mit ihm verbringen.

    Bei manchen Dingen bedurfte es nur weniger Worte zwischen ihr und Valerian. Manchmal wussten sie eben, was im Kopf des anderen vor sich ging. Sie kannten einander gut, sehr gut sogar. Vera zeigte Verständnis, dass sie sich erst einmal beratschlagen mussten und freute sich auch über diese Einladung. Zumindest hatte die Duccia auf diese Weise eine Sorge weniger. Vera würde sicherlich einen Schwung rein bringen, denn im Augenblick war Calvena die Einzige Frau im Haus.
    Diomedes zeigte Vera eines der Gästezimmer und bot ihr die Gelegenheit sich erst einmal mit ihrem Ehemann zu befassen. Rufus war ja scheinbar damit zufrieden eine der Blumen auszubuddeln und den Garten umzugestalten. Somit konnte sie sich in aller Ruhe mit ihrem Mann unterhalten. „Was denkst du?“ fragte sie ihn. „Vera ist ja nett… aber zu unerfahren“, sprach sie ihren Gedanken aus. „Ich hab kein gutes Gefühl, ihr einfach Rufus anzuvertrauen…“ Calvena war ja auch zunächst überfordert gewesen, nach der Geburt. Es hatte seine zeit gebraucht, bis sie sich an die Mutterrolle gewöhnt hatte. Sie nahm seine Hand und führte ihn zu der Bank vor dem Brunnen.

    So aus dem Stehgreif konnte und wollte sie nicht einfach so eine Entscheidung treffen. Schon gar nicht so eine wichtige, schließlich ging es um ihr Kind und die damit verbundene Verantwortung. Ihr Blick richtete sich einen Augenblick auf Rufus, der Munter durch den Garten krabbelte und auch immer mal wieder den einen oder anderen unsicheren Schritt machte. Da fiel es ihr leichter Vera erst einmal als Gast aufzunehmen. Das Gastrecht würde sie der Duccia sicherlich nicht verwehren. „Du kannst gern eine Weile hier bleiben“, schlug sie vor. Es war eine ehrliche Einladung. Calvena war sich bewusst, dass Valerian ihr sicherlich nur zustimmen würde. Auch schon weil Vera ja entfernt mit ihm Verwandt war. Es war selbstverständlich dass man den Verwandten half, zumindest solange wie es sich im Rahmen der Höflichkeit bewegte. Ein Dach über den Kopf und Mahlzeiten gehörten dazu. Alles was darüber hinaus ging musste sorgfältig erwogen werden. An sich fand die ja Vera nett, sie hatte sich auch im ersten Umgang mit Rufus nicht ungeschickt angestellt, aber was war, wenn es eben nicht mehr so einfach war. Rufus konnte krank werden, Kinder wurden ständig krank, wie würde sie damit umgehen? Den Göttern sei Dank, dass ihr Sohn bisher davon verschont geblieben war.
    „Diomedes kann dir ja zeigen wo du deine Sachen verstauen kannst… so gibst du uns die Gelegenheit einmal in Ruhe über deine Bitte nach zu denken“, schlug sie vor. Hoffentlich hatte Vera diesen Wink verstanden, sie sollte sich einfach etwas mehr Zeit lassen, so dass Calvena und ihr Mann die Zeit hatten sich auszutauschen.

    Ganz leicht nickte sie. Macer wirkte von sich selbst nicht überzeugt. Sie hatte ihn selten so unsicher gesehen, was seine politische Laufbahn anging. Da hatte er es nun zum Senator geschafft und schien sich unsicher zu sein. „Du wirst es sicherlich schaffen. Du hast es ja schließlich schon weit gebracht!“


    „Mein Besuch war ja auch überraschend. Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass du dir so viel Zeit nehmen konntest. Ich freu mich schon jetzt auf deine Einladung. Ich will dich auch nicht unnötig von deinen Pflichten abhalten.“ Sie nahm ihren Sohn wieder hoch in die Arme und lächelte Macer zu.

    Sie würde wohl einmal mit Diomedes durch Haus gehen müssen und die wertvolleren Stücke irgendwo im Keller einlagern, nicht dass sie Opfer eines kleinen übermütigen Jungen werden. Bei manchen Vasen im Familienbesitz wäre es wirklich schade, wenn sie zu Bruch gingen. Doch die Frage was sie denn in Sicherheit bringen müsste, verschob sie erst einmal. Noch immer hatte Calvena bedenken, was Vera anging. Einfach weil diese kaum Erfahrung nachweisen konnte und dem Familienleben nicht viel abgewinnen konnte. Was würde sein, wenn sie etwas anderes, fand was ihr mehr Spaß machte, als auf ein Kind oder mehrere Kinder zu achten. Kinder konnten laut und anstrengend sein. Würde sie einfach das Handtuch werfen, wenn sie vor den ersten Problemen standen?
    Ein wenig tat sie ihr ja leid, ungeliebt und verstoßen von der Familie wusste sie nicht wohin mit sich. Kurz warf sie ihrem Mann einen etwas ratlosen und fragenden Blick zu. Was tun? Vielleicht sollten sie Vera einfach einmal auf die Probe stellen und dabei zusehen, wie sie sich mit Herausforderungen schlug. Vielleicht ließ sich das eine, ja auch mit etwas vergnüglichen verbinden.
    „Du kannst sicher verstehen, dass ich dir unseren Sohn nicht einfach in die Arme drücke. Ich will sehen wie du mit ihm zu recht kommst. Und nicht nur dann, wenn er ausgeglichen und fröhlich ist…“

    Caerellia konnte sich für die gestellte Aufgabe sichtbar begeistern. Das Mädchen runzelte nachdenklich die Stirn und schien sich schon jetzt damit zu beschäftigen. "Ich denke wir sollten erst einmal mit deinen Verwandten reden, ehe wir ein Treffen aus machen?" zwinkerte sie ihr zu und klopfte an Tür der Villa Tiberia an. "Außerdem würde ich vorschlagen, dass du dann mit einem Sklaven unterwegs bist. Ich werde dann auch meine Cousine mitbringen. Ihr werde ich die selbe Aufgabe stellen!" plauderte sie, während sie darauf warteten, dass jemand die Tür öffnete. Auf diese Weise ließen sich die Mädchen sicherlich zu einander führen und hoffentlich würden sie sich dann anfreunden.

    Während Simplex die Augen offenhielt und die Passanten immer wieder genau musterten, unterhielten sich seine Herrin und das Mädchen hervorragend. Aus der kleinen Rettung war so etwas wie eine vergnügliche Unterhaltung geworden.
    Eine Weile musste Caerellia überreden und Calvena gab ihr die Möglichkeit dazu. Mit Sicherheit wusste die Tiberia die Antwort und sie wollte ihr nicht etwas vorsagen, was diese eigentlich wissen sollte. "So ist es!" nickte sie zufrieden, als sie eine Antwort erhielt. Die Kleine wirkte nur etwas unsicher. "Damit ich dich mitnehme wirst du dir überlegen, welches die besten Opfer für diese drei Götter wären! Und du wirst mir erklären müssen, warum du diese Opfergaben auswählen würdest und nicht andere. Das ist deine Aufgabe. Ein bisschen kniffelig, aber ich bin mir sicher, du wirst eine Lösung finden!" Schon recht bald hatten sie die Villa Tiberia dann auch erreicht.

    Ihre aufmunternden Worte hatten nicht ganz den Erfolg, wie sie sich erhofft hatte. Nachwievor schien Caerellia ihren größeren Bruder für doof zu halten. Irgendwann würde auch die kleine Tiberia verstehen, was es bedeutete die eigenen Wünsche zurück zu stellen und sich den Pflichten der Familie zu beugen.
    Die Tiberia ging auf den Themenwechsel ein, weg von den Geschwistern hin zu den Eindrücken Roms, die die Kleine bereits gesammelt hatte. "Du wirst deine Eltern und Freunde sicherlich bald wieder sehen", meinte sie mit einem kleinen Lächeln. Caerellia würde sich von ihr nach Hause begleiten lassen. Das erleichterte sie. "Ich würde den Tempel der capitolinische Trias mit dir besuchen wollen. Weißt du denn, welche drei Götter es sind, die dort verehrt werden?" Sie drängelten sich über den Marktplatz und bogen dann in eine der breiteren Straßen ein, die vom Forum weg führten.



    Sim-Off:

    Willkommen zurück, hab dich schon vermisst... :D irgendwann wird Calvena dich einfach adoptieren ;)

    Laevinas knapper aber treffender Kommentar zu Roxane beendete dann auch diesen Disput. Zumal Aculeo die Flucht ergriff. Immer noch fragte sie sich, seit wann es Mode war davon zu laufen, anstatt sich zu stellen. Wie sollte man da die Gelegenheit bekommen angemessen zu reagieren. Schon bei Valentina war ihr aufgefallen, dass diese lieber die Flucht ergriff, als jemand anderen zu Wort zu lassen. Wohl weil sie nicht hören wollte, was andere zu sagen hatte. Besonders dann nicht, wenn es sich um eine unbequeme Wahrheit handelte.
    Ihr Onkel machte seinem Unmut über dieses Verhalten kurz Luft und dann war es auch irgendwie beendet. Sicherlich würde diese Szene noch ein Nachspiel haben, aber erst einmal wollte man sich dann doch lieber dem guten Essen widmen.
    Doch dazu bekam sie nicht die Gelegenheit. Rufus quengelte und als Valerian ihm dann auch noch die Leckerei abnahm, war das Geschrei natürlich groß und ihr Göttergatte völlig überfordert. Dabei hätte Rufus ruhig auf dem Spargel herum kauen dürfen. Ihr Sohn hatte bereits seine Zähne und kauta am liebsten auf hartem Brot oder einem Stück Obst herum.
    Mit einem kleinen Seufzen und so etwas wie einem verschmitzten Grinsen in Richtung Serrana, nahm sie ihren Sohn erst einmal an sich. So schnell würde sich ihr Nachwuchs nun erst einmal nicht beruhigen lassen. Kurzerhand drückte sie einem der Sklaven ihren Nachwuchs in die Arme. Mit Sicherheit würde sich eines der Kindermädchen ihrer Freundin um den ungehaltenen quintilischen Spross kümmern und irgendwie beruhigen. Das schonte die Nerven aller. Wenig später war das Geschrei dann auch erst einmal verklungen und ein normales Gespräch wieder möglich.

    Calvena folgte dem Beispiel Priscas und steckte ebenfalls den Kopf um die Ecke um nachzusehen ob jemand ihnen folgte oder nicht. Niemand war zu sehen. „War wohl nur ein Sklave…“, wisperte sie immer noch. Kurz sah sie ihre Freundin an und lachte dann. Spielten sie gerade etwa verstecken? Zu Schade, dass sie sich erst als erwachsene Frauen kennen gelernt hatten, als kleine Mädchen hätten sie sicherlich sehr viel Spaß mit einander gehabt. Und wohl noch mehr Unfug angestellt. Mit Sicherheit würden ihr Sohn und das Kind der Aurelia, wenn diese dann einmal schwanger geworden war, sicherlich mit einander spielen und sehr viel Unsinn anstellen.


    „Ich muss einige meiner Kleider ändern lassen“, gab sie dann gegenüber Prisca mit einem kleinen wehmütigen Blick zu. Wirklich ärgerlich wenn man in die Lieblingskleider nicht mehr hinein passte, weil gewisse Rundungen sich hartnäckig hielten, trotz Sport. „So sehr wirst du dich nun auch nicht verändern… das mit dem Busen stimmt schon, aber zeig mir einen Mann, der sich über ein wenig mehr Oberweite bei seiner Frau nicht freut… faltig? Davon hab ich nichts mitbekommen… aber jede Schwangerschaft verläuft ja anders... du wirst deine Erfahrungen ja auch noch machen“, zwinkerte sie ihr zu. Sie ahnte ja nicht, welche Prophezeiungen ihrer Freundin gemacht worden waren und welche Befürchtungen somit geweckt. „Das nervigste waren diese Stimmungschwankungen… ein falsches Wort und ich bin in Tränen ausgebrochen…“, kurz seufzte sie und zeigte dann ein verschmitztes Grinsen. „Du solltest dich nur nicht in Watte packen lassen“, zwinkerte sie ihr zu, „das kann endet nur in endloser Langeweile…irgendwann macht es dann auch keinen Spaß mehr die Sklaven herum zu scheuchen“, witzelte sie. „Oder deinen Mann an zu maulen…“ Valerian war ja größtenteils von ihren Schwangerschaftsallüren verschont geblieben. Hatte sie aber auch einmal von ihrer unangenehmen Seite kennen gelernt. „Sei bloß froh, dass dein Mann kein Soldat ist. Sonst findest du dich bei einem kleinen Spaziergang mit Freundinnen unter wachsamer Beobachtung wieder… Valerian hat doch glatt seine Männer auf mich angesetzt gehabt“, erzählte sie ihr schmunzelnd. Im Nachhinein fand sie es ja doch witzig, aber als sie seine Jungs erwischt hatte, war sie ziemlich aufgebracht gewesen.


    „Mhm… weißt du denn wie die Schwangerschaften bei deiner Mutter gewesen waren? So in der Art dürfte es dann wohl auch bei dir sein. Dann weißt du in etwas, was auf dich zu kommt. Aber selbst dann kann es auch wieder ganz anders kommen…“, meinte sie nachdenklich. Ihre Hebamme hatte ihr ja diesen Hinweis gegeben. Aber ihre eigenen Erfahrungen hatte sie ja dann selbst machen müssen.


    Priscas erneute Zusicherung, dass sie einmal ihren Mann ein wenig auf den Zahn fühlen würde, entlockte ihr ein kleines Schmunzeln. Indirekt konnten sie ja als Frauen durchaus Einfluss und auch Macht ausüben. Mäuschen spielen, etwas das sehr verlockend klang. „Wie würdest du es denn anstellen wollen, Mäuschen zu spielen?“ fragte sie neugierig nach und war durchaus gewillt sich auf ein Abenteuer einzulassen. „Als Männer verkleiden und in den Senat spazieren?“ Kurz sah sie kritisch an sich herab. Wie bitte sollte sie ihren Busen verstecken? Doch mit diesem Problem konnte sie sich dann nicht weiter beschäftigen. Priscas nächste Frage wollte beantwortet werden. „Er ist ein mächtiger Mann und mächtige Männer haben auch gewisse Bedürfnisse… ich bin mir sicher, dass er Konkubinen zu sich rufen lässt und sicherlich wird die ein oder andere Frau freiwillig sein Bett suchen. Wobei ich das nicht nachvollziehen kann. Er ist ein Widerling!“

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    Reichlich verdutzt sahen die Frauen, Simplex und auch Merenre Rambosius nach. Das war ein seltsamer Vogel. So etwas erlebte man auch nicht jeden Tag. Seine Worte zum Abschied waren schon seltsam.
    Schließlich klatsche Anchesa in die Hände. „So, dann nehmen wir mal Maß, damit ich deine Kleider ändern kann“, meinte sie mit Elan und griff nach einer Kordel mit vielen kleinen Knoten. Die Kleider würde sie die nächsten Tage ändern und dann auch direkt durch Merenre liefern lassen. Calvena verabschiedete sich dann auch von der Schneiderin.

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    Es kam recht häufig vor, dass sich Ortsfremde in Rom verirrten, dann in der Subura landeten und dann überfallen worden. Aber wenn man die Augen offen hielt, dann fiel einem die leichte Veränderung der Straßen auf und man konnte einen Umweg nehmen.
    Calvena, ebenso wie Merenre und Anchesa schüttelten den Kopf. Sie brauchten kein Messer und Simplex durfte offiziell keines tragen. „Wenn dein Messer so viel wert ist, dann verkaufe es“, schlug Merenre vor. "Es gibt da einen Händler aus Germanien…“ Kur musste er überlegen wo denn dieser besagte Händler zu finden war. Ein Hehler und auch Schmuggler, der sich am Rande der Legalität bewegte. „Er hat ein kleines Geschäft nicht weit von hier. Zwei Straßen weiter, ein sehr schmales Geschäft. Hat einen gelben Vorhang vor der Tür, aber kein Schild!“ beschrieb er dann noch. So konnte Rambosius etwas zu Geld kommen und machte ihnen keine Schwierigkeiten in dem er versuchte ihnen sein merkwürdiges Messer anzudrehen.


    Dazu dass sein Neffe womöglich Tod war, konnten sie nichts sagen. Sie kannten ihn ja nicht einmal.

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    Merenre hielt den Spiegel so, dass sich Rambosius bewundern konnte. Er sah tatsächlich etwas besser aus, in den neuen Kleidern, aber es ging dennoch etwas von ihm aus, was sich nicht verbergen ließ. Ein Hauch von Gefahr. Es freute Mutter wie Sohn einen neuen Stammkunden gewonnen zu haben.


    „Ich weiß Deine Sorge durchaus zu schätzen, aber einer Warnung bedarf es nicht. Ich bin selten allein unterwegs“, kurz warf sie Simplex einen Blick über die Schulter zu. „Außerdem lässt es sich durchaus vermeiden der Subura einen Besuch abzustatten, es sei denn, man hat es eilig“, fügte sie noch hinzu. Seine Sorge war unbegründet, die Erfahrungen die sie bereits in der Subura gemacht hatte, wollte sie nicht wiederholen. Auch wenn sie auf diesem Wege Valerian kennen gelernt hatte.
    Ihre Augen wurden groß, als er meinte, er wolle es tatsächlich einmal bei den Cohortes Urbanae versuchen. Ein Grinsen zuckte an ihrem Mundwinkel. „Die Cohortes Urbanae sind keine Söldner oder Privatarmee die sich einfach so anheuern lässt“, erklärte sie. Merenre hatte begonnen zu lachen, er fand Rambosius amüsant und witzig. „Die Urbaner unterstehen dem Preafectus Urbi, dienen als letzte Reserve, sollte Rom angegriffen werden und sind dem Kaiser treu ergeben. Sie sind zum Schutze der Bürger da und nicht dazu da um Leibwächter zu spielen“, klärte sie ihn schmunzelnd auf. Es fiel ihr schwer nicht ebenfalls zu lachen. Ein paar Märchen schien er ihr ja erzählen wollen. Allein wurde ein Mann niemals mit 10 oder 20 Gegnern fertig. Das war schlicht und einfach unmöglich. "Bei den Urbanern wirst du keinen Erfolg haben“, fügte sie hinzu. Sicherlich würde der dicke Wiederling seine Männer nicht einem dahergelaufenem Perigrini leihen. Nicht auf Kosten der eigenen Sicherheit. Salinator hatte eine Menge Feinde und auch sie würde ihn gerne Tod sehen. Den Löwen zum Fraß vorgeworfen.
    So ganz behagte es ihr nicht, dass er ihr nun so nahe kam. Anscheinend wollte er gern erfahren, wer denn ihr Mann war, aber diesen Gefallen würde sie ihm nicht tun. Einfach weil sie ihren Mann nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. Je weniger er auffiel, desto besser, Salinator hatte es schließlich auf ihn abgesehen und wartete nur darauf, dass er sich einen Fehler erlaubte.

    Nachdenklich kaute sie auf dem Ende einer Schreibfeder herum und starrte das Stück Pergament vor ihr an. So ganz konnte sie sich nicht durchringen diesen Brief zu schreiben, aber sie wollte es zumindest versuchen. Eine gewisse Annäherung an Valentina. Calvena hatte es ihr immer noch nicht verziehen, dass diese sich so ruppig verabschiedet hatte. Schließlich gab sie sich doch einen kleinen ruck und ließ die Feder über das Pergament wandern.


    Salve Valentina,


    unser Abschied war nicht gerade herzlich und vermutlich möchtest Du auch nicht wissen, dass wir uns Sorgen um Dich machen und gern wissen würden, wie es Dir geht.


    Wir sind zurück in Rom, ich weiß nicht, ob Du davon schon gehört hast. Lucius wurde zu den Cohortes Urbanae versetzt und Du bist Tante geworden. Ich habe einem kleinen Jungen das Leben geschenkt. So klein ist er ja nicht mehr. Er heißt Lucius Rufus. Es ist schade, dass Du ihn wohl nicht so schnell kennen lernen wirst.


    Die Reise nach Rom zurück war unangenehm. Im Winter sollte man nicht von Mogontiacum nach Rom reisen. Erst Eis und Schnee und dann ein lästiger Regen. Aber nun hält der Sommer seinen Einzug. Es ist schon jetzt wirklich sommerlich, der Garten sieht wirklich schön aus. Diomedes hat ein Händchen für Pflanzen.
    Uns geht es gut. Rufus hat Laufen gelernt und lernt auch recht schnell sprechen. Irgendwie wird er sehr schnell groß.


    Mögen die Götter ihre Hand schützend über Dich halten. Viele Grüße aus Rom,


    Es war nicht gerade ein ausführlicher Bericht, aber so ein wenig sollte Valentina doch noch am Familienleben ihres Bruders teilhaben. Calvena vermutete, dass Valentina diesen Brief wohl nicht beantworten würde.
    Da sie ohnehin nun schon einmal die Feder in der Hand hatte, konnte sie auch gleich Sermo schreiben. Leider ließ der auch nicht wirklich von sich hören.


    Salve Sermo,


    wir hören so wenig von Dir. Du bist doch hoffentlich nicht erfroren? Der Frühling dürfte auch in Germanien nun seinen Einzug halten. Was macht Mogontiacum? Du wirst doch sicherlich ein wenig frischen Wind in die Stadtverwaltung bringen?


    Rom ist wie immer: laut, übervölkert, aber im Frühling doch wunderschön. Diomedes hat sich in unserer Abwesenheit gut um das Haus gekümmert. Er hat eindeutig geschickte Hände, der Garten ist eine wahre Blütenpracht.
    Die Reise haben wir gut überstanden, das Wetter war furchtbar, erst Eis und Schnee und dann ein furchtbarer Regen. Rufus hat die Reise unbeschadet überstanden. Er wird so schnell so groß. Nicht nur das er schnell sprechen lernt, nein er hat jetzt auch laufen gelernt und bringt das Mobiliar in ernsthafte Gefahr. Man darf ihn nicht aus den Augen lassen, sonst dürfte im Haus schon bald keine Vase mehr stehen.


    Lass von Dir hören und mögen die Götter über dich wachen.



    Da ihr Mann sicherlich auch noch einige zeilen hin zu fügen wollte, ließ sie die Briefe erst einmal offen liegen.

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    An sich hatte Anchesa ein gutes Geschäft gemacht, aber sie fand es schade, dass ihr Kunde nicht versuchte zu feilschen. Das machte ihrem Sohn immer am meisten Spaß. Merenre war sehr geschickt was solche Dinge anging. Während der Knabe nun eine polierte Kupferplatte unter einem Stapel Kleidungsstücke hervorzog, deutete die Ägypterin auf einen schmalen Vorhang. „Dort kannst Du dich umziehen! Merenre wird Dir dann den Spiegel halten!“ Die Kupferplatte würde als Spiegel dienen.


    Calvena nickte leicht, als Rambosius versprach seine Klinge sicher zu verstauen. Das machte ihn zwar nicht wirklich vertrauenswürdiger, aber er gab sich ja dennoch Mühe, braven Bürgern keine Angst einzujagen. Ein wenig hatte sie das Gefühl, dass er Ärger machen würde. Vielleicht nicht selbst provozieren, sondern wohl irgendwie in Ärger hinein zu geraten. „Mein Mann ist Centurio bei den Cohorten Urbanae, ich glaube kaum, dass er Dir seine Männer leihen würde“, erklärte sie und zuckte dann leicht mit den Schultern. „Versuch es in der Subura, vielleicht findest Du dort Männer, die Deinen Anforderungen entsprechen…“

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    Sein Scherz kam nicht wirklich gut an. „Dein Messer gehört ganz tief vergraben in dein Gepäck“, meinte Calvena recht trocken. Anchesa und Rambosius wurden sich recht schnell einig, was den Preis der beiden Tuniken anging. Ein gutes Geschäft für Beide.
    „Den Namen habe ich noch nie gehört“, antwortete sie ihm dann auf seine Frage. Kurz sah sie fragend in Richtung Simplex, doch der schüttelte nur stumm den Kopf. „Wir können Dir leider nicht weiter helfen.“ Zumal sie ja auch noch nicht so lange zurück aus Germanien war. Außerdem konnte sie ja nicht jeden Bewohner Roms kennen.

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    In modischen Fragen, hatten Männer meistens keine eigene Meinung. Sie hatten auch meistens keine Ahnung davon. Wie gut das Rambosius –ein sehr merkwürdiger Name wie sie fand- weibliche Unterstüzung hatte. Gern standen Calvena und Anchesa ihm beratend zur Seite. „Salve“, grüßte Calvena etwas zurück haltender. Sie konnte durchaus verstehen, warum die Sklave an der Tür der Villa Aurelia ihn zu einem Schneider geschickt hatte. Wirklich vertrauenserweckend wirkte er in seiner Aufmachung nicht. Aber er schien dennoch sehr nett zu sein. „Eine kluge Entscheidung. Anchesa wird sicherlich die passenden Kleiderstücke für Dich finden!“ Leicht runzelte sie die Stirn, auch Merenre wirkte mit einem mal etwas verunsichert, als Rambosius die Klinge beschrieb, die er bei sich trug. Sofort fühlte sie sich unwohler in ihrer Haut. Jemand der solch eine Klinge mit sich führte, führte selten etwas Gutes im Schilde.
    Mit halbem Ohr lauschte auch Simplex diesem Gespräch, er drehte den Kopf in Richtung der Verkaufsräume. Eindringlich musterte er den Kerl und schätzte ab, ob er ihm gewachsen war. „Eine gefährliche Waffe führst du mit Dir! Du magst deine Feinde haben, aber mein Sohn soll eine solche Waffe nicht sehen! Wir sind friedliche Händler und stellen nur eine Gefahr für Deinen Geldbeutel dar!“ versuchte Anchesa die Stimmung mit einem flotten Scherz aufzulockern. „Es gibt Gründe, warum innerhalb Roms Stadtmauern das Tragen von Waffen verboten ist und auch Du solltest dich an dieses Gesetz halten!“ riet Calvena ihm. Rufus zupfte leicht am Saum ihrer Tunika. Er wollte wieder hoch genommen werden. Kurzerhand hob sie ihren Sohn wieder in ihre Arme. „Blau ist eine sehr gute Entscheidung!“ Anchesa nahm Merenre die blaue Tunika ab und zeigte sie ihrer Kundschaft. „Durch die Sonne etwas ausgebleicht, aber ich würde Dir einen Sonderpreis dafür geben!“

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    „Zu blau würde auch grün passen, oder auch gelb….“, mischte sich Calvena dann mit einem leisen Lächeln ein. „Wer dich beschützen soll? Wozu gibt es den Soldaten! Sie patrouillieren durch die Straßen und sorgen für Sicherheit und Ordnung!“ Natürlich trugen viele Männer versteckt das ein oder andere Messer bei sich, aber offen durfte niemand eine Waffe bei sich tragen. Vielleicht einen Knüppel, aber das war etwas anderes. Merenre schüttelte den Kopf. "Ich werde dich nicht verraten, aber dein Messer will ich nicht sehen. Ich weiß wie so etwas aussieht.“ Er hielt dem Kunden die Tunika unter die Nase. „Das ist Germanica Calvena, eine Freundin und gute Kundin“, erklärte Anchesa und warf einen Blick über die Schulter. „Nun wo Du ihren Namen kennst, solltest Du dich wohl auch einmal vorstellen!“ es wäre wirklich unhöflich wenn der Mann nach dem Namen ihrer anderen Kundin fragte, sich aber selbst nicht vorstellte. „Ich soll einige Kleider für sie ändern!“

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    Merenre verschwand halb in einer großen Truhe. Kopfüber wühlte er sich durch die unterschiedlichen Stoffe und Farben. Er wusste ganz genau wo sich welches Kleidungsstück versteckte. Es mochte etwas bunt durcheinander wirken, aber jedes Kleidungsstück hatte seinen Platz. „Das erste sind die Augen“, erklärte Anchesa. „Besonders die Frauen wollen meist Kleider, die ihre Augenfarbe und natürlich ihre Schönheit unterstreichen. Männer denken praktischer. Es kommt aber auch drauf ob es sich nur um Kleider handelt die sie im privaten Rahmen tragen, oder im öffentlichen. Du wirst keinen Senator sehen, der nicht viel Wert auf sein Aussehen legt. Sklaven zupfen meistens ständig an ihnen herum und prüfen den Sitz der Toga“, plauderte sie und drehte sich leicht zu Calvena. „Was trägt denn dein Mann?“ „Meistens seine Rüstung!“ schmunzelte die Germanica und setzte ihren Sohn kurz auf den Boden. Simplex würde schon ein Auge auf den quirligen Nachwuchs haben. Anchesa wurde von ihrem Kunden dann durch seine Frage nach seiner Augenfarbe gefragt. „Blau… wie Kornblumen oder der sommerliche Himmel!“ beschrieb sie ohne zu zögern. „Hier in Rom darfst du keine Waffen tragen!“ belehrte Merenre aus dem Hintergrund. Leicht zerzaust kam er wieder zum Vorschein, in den armen eine etwas ausgeblichene blaue Tunika.

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/anchesa.jpg] |Anchesa und ihr Sohn Merenre
    Irgendwann würde er das Geschäft seiner Mutter übernehmen. Doch bis dahin hatte er noch viel zu lernen. Verkaufen war aber eine seiner einfachsten Übungen, nur mit dem Nähen und der Auswahl der Farben tat er sich schwer. Er hatte nicht wirklich ein Gespür dafür, was den Frauen Roms gefallen würde. Mit einem kleinen lächeln stellte er fest, dass er den Mann an der Angel hatte. Der Kunde war sichtlich von der Toga angetan und würde sicherlich irgendwann wieder kommen um sich eben diese zu kaufen, wenn er das nötige Kleingeld dafür hatte.
    „Eine farblose Tunika!“ nickte er, mit kritischem Augenmaß schätzte er die Größe des Mannes ein und suchte dann eine passende heraus. Sie sollte nicht zu lang und auch nicht zu kurz sein. Das würde nur albern an einem Mann aussehen. „Er ist Perser!“ erklärte Merenre, natürlich kannte er den anderen Händler. Er hatte seinen Stand immer an derselben Stelle. Sein Latein war besser, als es den anschein hatte. Einmal hatte er ihm anvertraut, dass die Römer eine gewisse Vorstellung hatten und diese erfüllte er. Dadurch liefen die Geschäfte besser. Merenre hütete sich, dieses Geschäftsgeheimnis zu verraten. „Seine Taschen und Gürtel sind wirklich gut. Würden zu Deiner neuen Tunika passen“, grinste er. „Mutter!“ rief er dann nach Anchesa, sie kannte sich besser mit den Farben aus.


    „Die Arbeit ruft“, meinte sie zu Calvena mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln und ließ die Germanica dann erst einmal wieder allein. „Mach nur!“ lächelte Calvena und nippte wieder an dem süßen Tee.


    „Wie kann ich behilflich sein?“ fragte Anchesa dann die beiden Männer. „Der Herr sucht eine Tunika, weiß aber nicht, welche Farbe zu ihm passen würde!“ erklärte Merenre. „Ich würde zu einem blau oder grün raten. Wegen der Augenfarbe!“