So wie es aussah, waren Calvena und ihr Ehemann doch glatt in der Gunst von Sabina gestiegen. Das Geschenk war genau das Richtige für ihre pferdeverrückte Cousine. Es kam ihr auch ein wenig so vor, dass Sabina ein wenig zurück haltender geworden war. Vor ihrer Abreise nach Germanien, wäre ihre junge Verwandte ihr glatt um den Hals gefallen. Sie schenkte ihr ein kleines Zwinkern und ein fröhliches Lächeln. Die Dinge hatten sich eben ein wenig verändert und es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit, als sie zum letzten Mal ihre Verwandten gesehen hatte. Die Familie war ja auch um ein gutes Stück angewachsen. Laevina schien auch höchst zufrieden über diesen Nachwuchs, auch wenn sie es nicht so direkt äußerte. Aber ein wenig konnte Calvena die Großtante schon einschätzen. Jedenfalls kamen keine bissigen Kommentare, sondern so etwas wie ein zustimmendes Nicken.
„Die Beiden halten euch ganz schön auf Trab“, meinte sie mit einem zwinkern zu Serrana, als diese von den Zwillingen sprach. Sie hatte die Beiden ja schon kennen gelernt. Wenn Rufus und die beiden kleinen Germanicae etwas älter waren, würden sie sicherlich gemeinsam jede Menge Unfug anstellen. Ganz nebenbei äußerte Valerian ein doch etwas unerwartetes Kompliment zu ihrer Person. Das kam doch etwas überraschend, dass sie den frechen Kommentar, der darauf folgte glatt überhörte.
Mit einer einzigen unbedachten Bemerkung gelang es Aculeo Laevinas Unmut und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eine volle Breitseite an Liebenswürdigkeiten wurde ihm entgegen geschleudert. Irgendwie hatte sie diese Familientreffen doch ein wenig vermisst, nur war sie froh nicht das Ziel von den Freundlichkeiten zu sein. Um nicht weiter Zeuge zu werden, dass Aculeo gerade zur Schnecke gemacht wurde, sollte er ruhig erst einmal versuchen sich gegen Laevina selbst zu behaupten, ehe sie ihm helfend zur Seite sprang, wandte sie sich lieber Serrana zu. „Die Quintilier haben ein Haus in Mogontiacum. Valerians Schwester lebt dort.“ Das Thema Valentina war ein wenig heikel, sie hatte es der Quintilia nicht wirklich verziehen, dass sie einfach gegangen war und es ihr überlassen hatte Valerian über deren Zukunftspläne zu unterrichten. Und Valerian war eben auch aus jenen Gründen nicht mehr gut auf sie zu sprechen, auch wenn er sich Sorgen machte. Nur sprach er es nicht direkt aus, sondern brütete vor sich hin. Valentina hatte dafür gesorgt dass ein großer Graben voller unausgesprochener Dinge zwischen ihnen stand. Valentina hatte sich ziemlich rücksichtslos verhalten. Wie es ihrer Schwägerin ging wusste sie nicht. Bisher hatte diese keine Botschaft geschickt. "Das Haus ist wirklich schön, nur wird es dann doch langweilig, wenn man den ganzen Tag im Haus eingesperrt ist, weil der Schnee so hoch liegt. So viel Schnee hab ich noch nicht erlebt. Und kalt war es."