Beiträge von Germanica Calvena

    „Du bist nicht durchschaubar. Ich kenn dich nur sehr gut, mein Schatz“, erklärte sie ihm mit einem leisen Lachen. Er war für sie durchschaubar, durch und durch. Es gab nur klitzekleine Geheimnisse zwischen ihnen. Es waren Geheimnisse zwischen Freundinnen, nichts das Ehemänner spannend finden würden. Wobei ihr Mann da wohl eine Ausnahme bildete, er war furchtbar neugierig. Kein Wunder das er zu den Prätorianern gekommen war. Da gehörte er hin. Sie beide. Aber im Augenblick würden sie hier bleiben und das Beste daraus machen.


    Ein Abendessen mit Valerians Vorgesetzten, so etwas ließ sich schon einrichten. Kurz streckte sie sich ein wenig und kuschelte sich ein wenig anders an ihn ran. „Mhm… also jede Menge Wein“, witzelte sie noch ein bisschen, ehe sie sich dann Gedanken zu dem geplanten Abendessen machte. „In zwei Wochen?“ schlug sie dann vor. Das würde ihnen genug Zeit für die Planung geben.

    Die Soldaten waren für den Moment vergessen, stattdessen setzten sie ihren kleinen Bummel über den Markt erst einmal weiter. „Habt ihr schon einen Namen?“ fragte Merlinde die schwangere Calvena. „Nein, das würde auch Unglück bringen. Naja, Gedanken mach ich mir schon, aber wirklich konkret ist es noch nicht!“ „So war es bei mir auch immer. Abwarten bis das Kind die ersten Monate überlebt und dann hat es erst seinen Namen bekommen. Die Götter waren mir ja hold, sie haben mir meine sechs Kinder gelassen!“ „Den Willen der Götter zu ergründen ist ohnehin eine unmögliche Aufgabe.“ „Das musst du ja wissen, als Priesterin.“ Calvena grinste breit. „Ich weiß mit Sicherheit nicht alles.“ „Und Bescheiden obendrein“, Merlindes Stimme klang recht amüsiert. Dieses Gespräch nahmen sie Beide nicht zu ernst. „Habt ihr schon das Kinderzimmer eingerichtet? Ich kenn da einen Schreiner, der macht wunderbare Betten. Von dem habe ich die Wiege in denen all meine Kinder geschlafen haben! Gute alte Handwerkskunst, das findet man nicht so oft!“ „Eigentlich wollten wir das gemeinsam machen.“ „Aber du kannst dich ja schon mal erkundigen“, meinte Merline gute gelaunt und voller Elan. „Ohje…“, lachte Calvena. „Wer von uns Beiden bekommt nun eigentlich das Kind?“ fragte sie die Germanin mit einem frechen Grinsen. „Du, Schätzchen! Aber ich komm mir vor wie deine Großmutter! So ist das immer, ich bin die Großmutter vieler Kinder. Ich hab so vielen Kindern auf die Welt geholfen. Ich verbringe viel Zeit mit den werdenden Müttern. Ich bin eben wie eine Großmutter!“ antwortete sie schlicht. Merlinde war glücklich mit ihrer Aufgabe als Hebamme. „Oh! Sieh nur!“ Merlinde blieb an einem Stand stehen und hielt Calvena schließlich ein Holzpferdchen unter die Nase. Calvenas Augen leuchteten glatt bei diesem Anblick. Schneller wie geahnt, hatte sie es dann gekauft. Gerade als sie die Münzen dem Händler reichte fielen ihr die Soldaten auf. Täuschte sie sich oder waren an diesem Tag mehr Soldaten unterwegs als sonst? Irgendwie fühlte sie sich ein wenig verfolgt, aber das bildete sie sich vermutlich nur ein. Sie setzten den Weg schließlich fort. Ein Ziel hatten sie nicht vor Augen, sie wollten einfach nur etwas spazieren gehen.

    So ein Ausflug war sicherlich ein kleines verlockendes Abenteuer. Nur würde Elissa ihr das Ausreden wollen und auch Valerian würde nicht begeistert sein. Schließlich war sie ja schwanger. Zumindest Elissa wurde es ja nicht müde, es ihr andauernd vor Augen zu führen. Calvena vergaß diesen Umstand nicht, nur fand sie es albern, nun in allem eingeschränkt zu werden. Ihr ging es gut, sie gab auf sich Acht, nur wollte sie nicht eingesperrt werden oder wie ein rohes Ei behandelt. Aber so ein Ausflug nach Confluentes war ja nicht wirklich ein Risiko, außerdem würde der Winter noch lang genug werden und ein wenig mehr von Germanien würde sie gern noch sehen wollen. „Wir sollten einen kleinen Ausflug planen. Weit ist es ja nicht und ein wenig raus kommen, schadet uns beiden nicht.“ Warf ihr Elissa da etwa gerade einen kritischen Blick zu? Vermutlich dürfte sie sich eine Standpauke anhören, sobald sie allein waren.
    „Schade, dann wird es etwas langweiliger werden. So schnell werde ich ja nicht zurück nach Rom kommen und eine Freundin hier zu haben, wäre schön!“ meinte sie mit leisem bedauern. „Setzen ist gut. Es ist doch etwas kalt hier im Wasser“, meinte sie schmunzelnd und verließ den Bach. Ihre Sandalen ließ sie erst einmal stehen. Erst einmal setzte sie sich auf den Baumstamm.

    Es war ein Teilerfolg, nicht ganz das was Valerian sich erhofft hatte, aber besser wie nichts. Sie hatte sich ja bemüht, aber mehr wie zwei Kinder hatte sie einfach nicht unterbringen können. Es war ihrem Mann deutlich anzusehen, dass ihm ihr Vorschlag so gar nicht gefiel. Aber eine bessere Lösung hatte er auch nicht bei der Hand. „Hast du eine bessere Idee?“ stellte sie dann die Gegenfrage. „Wir sollten dem Jungen eine Chance geben.“

    Der gestürzte Soldat sorgte für einiges Gelächter, nicht nur seine Kameraden lachten, sondern auch die beiden Frauen, einige Händler und auch Passanten fanden es überaus witzig, dass der Mann über einen Eimer gestolpert war.
    Während ihm aufgeholfen wurde, warf Calvena noch einmal einen flüchtigen Blick über die Schulter, ein breites Grinsen konnte sie nicht verbergen. Der arme Kerl war wirklich so hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken und kam nur mit Hilfe auf die Beine. „Und so jemand schafft es in die Armee? Wie konntet ihr Römer da nur Germanien bezwingen?“ witzelte Merlinde. Sie hatte sich angepasst und auch akzeptiert, dass die Römer ihnen überlegen waren. Merlindes Schwiegersohn war ja auch ein Römer, das war gut für die Familie gewesen, nur ihr ältester Sohn war dagegen gewesen. Hatte sich furchtbar aufgeregt und getobt. Nachdem er sich dann mit seinem Schwager in einer Taverne geprügelt hatte, war er nicht mehr gegen diese Verbindung gewesen. Männer waren seltsam, Söhne waren in dieser Hinsicht kein Unterschied. „Die bessere Taktik und ein paar tausend gut ausgebildete Soldaten“, gab Calvena trocken zurück. „Das sagst du nur, weil dein Mann auch Soldat ist“, scherzte Merlinde weiter. „Meinst du wirklich?“ witzelte Calvena. Gemeinsam setzten sie lachend ihren Weg fort. „Man sieht dir an, dass du deinen Mann liebst.“ „Ist das so offensichtlich?“ „Du strahlst!“ Wieder lachten sie.

    Es war abzusehen, dass es wohl krachen würde. Jeden Tag schien Salinator immer mehr Macht zu gewinnen und den Senat in seiner Entscheidungsfreiheit zu beschneiden. Das gefiel den mächtigen Roms natürlich nicht. „Vielleicht sind wir das, aber ich weiß, du wärst gern vor Ort um den vielen Gerüchten nach zu gehen.“ Das war kein Vorwurf. Sie wusste, dass er Rom vermisste und wieder zurück nach Hause wollte. Doch das lag nun leider nicht in ihrer Macht. Sie konnten im Augenblick nur das Beste aus der Situation machen.
    Was ihre Gedanken erst einmal wieder auf das hier und jetzt brachte und sie daran erinnerte, dass sie ihren Mann ganz für sich allein hatte.


    Calvena musste lachen. „Du willst also Decimus Livianus abfüllen und ihn dann überfallen?“ fragte sie kichernd. „Wann möchtest du ihn denn einladen?“ Elissa würde dann jede Menge zu tun bekommen.

    Patroullien gehörten mit zum alltäglichen Anblick, von daher schenkten die beiden Frauen den Soldaten auch nur wenig Aufmerksamkeit. Es entging ihnen von daher, dass die Männer sich plötzlich dazu entschlossen ihnen zu folgen. Stattdessen plauderten sie weiter.


    „Meine älteste Tochter hat vor zwei Monaten ihr erstes Kind bekommen“, erzählte Merlinde stolz. „Ein gesundes Mädchen“, fügte sie gut gelaunt hinzu. In diesem Moment schepperte es hinter ihnen und ein wenig erschrocken drehten sie sich um. Im ersten Moment glaubten sie das ein Wagen in einen der Händlerstand gefahren wäre, aber es war nur ein Soldat der gestolpert war und nun wie ein Käfer auf dem Boden lag. In voller Rüstung.
    Beide Frauen mussten lachen. Das war wirklich albern. „Wie ein junges Fohlen“, grinste Calvena. „Ungeschickt und Tollpatschig“, fügte Merlinde lachend hinzu. „Komm lass uns weiter gehen!“ Die Kameraden würden sich schon um den Gestürzten kümmern.

    Kalt war es geworden, grau und stürmisch. Der schöne Sommer war in einen goldenen Altweibersommer übergangen und nun war es eindeutig Herbst. Die Bäume hatten jegliches Grün verloren und auch teilweise schon das rot-braune Blattkleid. Irgendwie war es schnell gegangen und auch wenn die Zeit anders verging, als wie in Rom, waren die Veränderungen deutlich. Nicht nur um Wechsel der Jahreszeiten. Mittlerweile war es deutlich zu sehen, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug. Viel schneller als gedacht war Calvena rund geworden, was sie immer wieder überlegen ließ, wann genau sie empfangen hatte. Was gar nicht so einfach war, denn in all der Aufregung nach der Hochzeit, die Reise nach Mogontiacum, dem auspacken und vieler anderer Kleinigkeiten, war ihr gar nicht aufgefallen, dass ihre Blutung ausgeblieben war. Eigentlich war es ihr ja ganz recht gekommen, nur machte es ihr nun schwer abzuschätzen, wann es denn nun soweit war. Einige Monate würde es noch dauern, irgendwann im Winter, wenn der Schnee vermutlich meterhoch stand und man das Haus wohl kaum verlassen konnte. Vermutlich würde ihr dann furchtbar langweilig werden. Sie war nun einmal ein Mensch, der nicht immer nur stillsitzen konnte. Wohl sehr zum Leidwesen ihres Mannes, der sie am liebsten wie ein rohes Ei behandeln würde. Ins Bett stecken und brüten. Nur stand ihr nicht danach der Sinn, viel lieber spazierte sie durch die Stadt und plauderte mit Nachbarn und Bekannten.


    An diesem Tag war sie auf dem Weg zu der Heilerin und Hebamme. Eine rundliche gut gelaunte Germanin mit roten Wangen und freundlichem Gemüt. Sie hatte vielen Kindern bereits auf die Welt geholfen und man hatte sie ihr empfohlen. Elissa hatte sie ausfindig gemacht. Merlinde hieß sie. Gemeinsam schlenderten die beiden Frauen über das Forum.
    „Du glaubst gar nicht wie seltsam sich die Männer aufführen, wenn ihre Frauen schwanger sind. Ich kann Dir Geschichten erzählen“, lachte die Germanin. „Mutbrecht, der ist groß wie ein Baum und genauso breit, fiel ihn Ohnmacht, als die Wehen einsetzten. Einfach umgefallen, sag ich dir. Hat sich aber vorher noch gerühmt, dass er einem Ochsen mit bloßen Händen das Genick brechen kann. Aber kaum platzte die Fruchtblase, war er weiß wie ne Kalkwand und fiel einfach um. Ist erst wieder zu sich gekommen, nachdem alles vorbei ist. Dilius Laco, betrank sich so sehr bei der Geburt seiner Tochter, dass er ins Impluvium seines Hauses stürzte und beinahe ertrank. Dabei war das Wasser nur knöcheltief! Ein Sklave hat ihn rausgezerrt“, kicherte die rundliche Frau und tätschelte kurz Calvenas runden Bauch. „Sei froh, dass Du Deinen Mann nicht ständig um dich hast, denn ansonsten dürftest Du wohl rein gar nichts. Dabei ist es nicht gut, eine schwangere Frau nur in Bett zu stecken. Man braucht Luft, Sonne und Bewegung. Ständig im Bett liegen kann einen krank machen. Aber wollen das die werdenden Väter hören? Nein! Sie wissen es alle anscheinend besser wie erfahrene Hebammen und Heilerinnen. Jeder gute Rat prallt scheinbar an ihnen ab.“ „Solange Valerian mir keine Soldaten hinterher schickt, ist alles in Ordnung. Der Mann meiner Freundin hat nen halbes Dutzend Soldaten abgestellt um sie nach Roma zu begleiten!“ „Als ob Soldaten jegliches Unbill abhalten können. Und sensibel sind sie auch nicht wirklich. Was wissen diese schon von den Bedürfnissen einer Frau?“ Merlinde warf einigen Soldaten, an denen sie vorbei spazierten einen vielsagenden Blick zu. „Schick sehen sie in ihren Rüstungen aus, aber sie haben keine Ahnung was wir Frauen bei einer Schwangerschaft alles durchleben… und bei der Geburt sind sie die schlimmsten. Kopflos wie die Hühner und machen alle in ihrer Umgebung verrückt!“ „Du scheinst aus Erfahrung zu sprechen!“ meinte Calvena amüsiert. Merlinde zwinkerte Calvena zu. „Warts ab… und es wird nicht Besser. Bei jedem Kind drehen die Männer durch und verfallen in Panik…“ „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Valerian auch so sein wird… er ist eigentlich sonst der Besonnenere von uns Beiden.“ „Ach, Calvena Liebes! Du hast ja keine Ahnung!“ Das klang fast wie eine Prophezeiung.


    Merlinde wurde ernster. „Hat der Trank gegen die Übelkeit geholfen? Das ist immer das Schlimmste. Zumindest hab ich das immer so empfunden. Bei jedem Kind war es dasselbe….“, die füllige Frau verzog leicht das Gesicht zu einer Grimasse. „Ein wenig!“ „Mhm… dann sollte ich Dir wohl etwas anderes mitgeben…“ Wirklich Sorgen machte sich Merlinde nicht, Calvena war gesund und kräftig und schien nur wenig von den Nebenwirkungen einer Schwangerschaft geplagt zu werden. Doch man musste immer Vorsicht walten lassen. Sie hatte der jungen Frau erst einmal ins Gewissen geredet, als sie das erste Mal zu ihr kam. Auf eine erfahrene Mutter hörte eine Frau die das erste Kind erwartete eher, wie auf den überbesorgten werdenden Vater, der in jeglicher Tätigkeit eine potentielle Gefahr sah und am liebsten die Ehefrau einsperrte um sie vor allem zu schützen. Aber wenn die Götter es nicht wollten, dann konnte jede noch so gut verlaufende Schwangerschaft in einer Katastrophe enden.

    Warten… das war das Einzige was sie tun konnten. Schließlich waren sie fern ab von Rom mitten in der Provinz. Das Schlechteste war es nicht, aber sie wusste, dass Valerian nicht wirklich glücklich war mit diesen Umständen. Er wollte zurück nach Rom, doch das lag nicht in ihrer Macht. „Früher oder später wird irgendwas geschehen“, prophezeite sie. Die Zeit würde zeigen, was auf sie zukommen würde.


    Kurz sah er so aus, als würde er einen Rückzieher machen wollen. Ihre Begeisterung schien ihn jedenfalls nicht anzustecken. Stattdessen schien er plötzlich ein paar kleine Zweifel zu haben, doch der Eindruck verschwand recht schnell, als er dann lachte. Den Legaten einladen? An sich sprach ja nichts dagegen. „Gute Idee. Schaden kann es jedenfalls nicht.“ Bisher war Decimus Livianus recht verständnisvoll gegenüber ihnen gewesen, da sollte man schon etwas Dankbarkeit auch zeigen. Er war ja schließlich der Vorgesetzte ihres Mannes. „Avarus hab ich besucht. Es geht ihm gut, ich hatte den Eindruck er genießt die Ruhe.“

    Es war auch nicht gerade einfach für sie gewesen. Nach wie vor war das fahrende Volk misstrauisch und blieb lieber unter sich. Der erste Versuch mit einem von ihnen zu reden, war gescheitert, aber da sie nicht locker gelassen hatte, war es ihr doch gelungen schließlich mit dem Oberhaupt reden zu können. Geld konnte wahre Wunder wirken. Ihre eigene Vergangenheit hatte sie nicht weiter gebracht, denn ihr kam kein Gesicht bekannt vor. Dennoch waren sie bereit zwei der Kinder aufzunehmen. Das Ziel hatte sie erreicht, auch wenn sie nicht wirklich zufrieden war. Diese Begegnung hatte alte Wunden aufgerissen und sie traurig gestimmt. Es konnte noch so viel Zeit vergehen, sie würde wohl immer mal wieder die Menschen vermissen die sie geliebt hatte und gestorben waren. Manchmal vermisste sie die alten Zeiten, das vagabundierende Leben. Aber das was sie hatte, würde sie um alles in der Welt nicht mehr eintauschen wollen. Calvena war glücklich. Sie hatte einen wunderbaren Ehemann.


    Der Klang genagelter Sohlen auf dem steinernen Boden holte sie aus ihren Gedanken. Valerian war von seiner Mission zurück und wenig später stand er auch schon im Tablinum und zog sie in seine Arme. „Ja, ich hatte Erfolg“, erklärte sie ihm mit einem kleinen fröhlichem Lächeln, dann wurde sie ernst. „Aber sie wollen und können nur zwei der Kinder aufnehmen… ich dachte mir, Romaeus bleibt bei uns….“, schlug sie ihm dann vorsichtig vor. Das würde ihm sicherlich nicht sonderlich zusagen.

    Sie konnte einfach nicht verstehen warum Romana gegenüber Valerian bedenken hatte und umgekehrt. Kurz hatte sie das Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte, aber da er schwieg, vergaß sie es. Schien nicht wichtig zu sein.


    „Eindeutig zu viel Macht für einen einzigen Mann. Das wird nicht gut ausgehen, wenn es so weiter geht“, meinte sie nachdenklich. Niemand wusste welche Pläne Salinator verfolgte, aber etwas Gutes konnte es nicht sein. Vermutlich wollte dieser Mann sich einfach zum Imperator aufschwingen. Zu zutrauen wäre es ihm. Er müsste nur den Kaiser aus dem Weg schaffen. Wobei die Senatoren wohl diese Machtergreifung nicht über sich ergehen lassen würde.


    An Urlaub hatte sie nicht gedacht, aber jetzt wo er es erwähnte fand sie diesen Gedanken herrlich verlockend. Ein, zwei Tage in denen sie ihren Mann für sich allein hatte. „Warum nicht. Spricht doch nichts dagegen!“ Ob sie dann wirklich dazu kommen würden ein Kinderzimmer einzurichten, dass bezweifelte sie ein wenig. Es gab schließlich andere Dinge die sie dann wohl mit ihm anstellen würde.

    Der Tag war irgendwie im Fluge vergangen. Mitten in der Nacht war sie von einem Einbrecher geweckt worden, ein Knabe nicht viel älter wie zehn Jahre und anschließend hatte sie versucht den Knaben und seine beiden Freunde aus den Fängen dieses Mistkerles zu bekommen, der die Kinder dazu anstiftete zu stehlen. Während Valerian sich des Halunken annahm, hatte sie nach einer Möglichkeit gesucht, den Kinder so etwas wie ein anständiges zu Hause zu suchen. In den Sinn waren ihr die Gaukler gekommen, nur hatte sie nicht gewusst, ob überhaupt welche in der Stadt waren. Fortuna war ihr Hold gewesen und es war ihr tatsächlich gelungen, die Schausteller davon zu überzeugen, die Kinder aufzunehmen. Jedoch nur zwei, mehr hungrige Mäuler konnten und wollten sie nicht aufnehmen. Es war verständlich, schließlich führten sie kein einfaches Leben, aber es war allemal besser wie das, was die Kinder bisher geführt hatten. Die Frage war nun nur, was sollten sie mit dem dritten Kind machen. Für sich selbst hatte sie beschlossen Romaeus einfach aufzunehmen, nur ob ihr Mann so begeistert sein würde? Vermutlich nicht… aber sie würde sich für den Jungen weiter hin einsetzen und hoffentlich irgendwie ihren Willen durchsetzen.


    Sie war schon eine Weile zu Hause und wartete nun eigentlich nur noch auf Valerian. Sie war gespannt, was er von diesem Galgenvogel berichten konnte. Abwartend knabberte sie an einigen Äpfeln und Birnen. Romaeus war irgendwo in der Küche und machte sich nützlich. Anscheinend wollte er es wieder gut machen, dass er eingebrochen war. Aus dem jJngen konnte noch etwas werden.

    Das konnte was werden, wenn ihr Gastgeber aus seinem Scherz ernst machte und auch den Anteil Bier, der für die Gäste gedacht war, einfach trank. Feucht fröhlich würde es dann sicherlich werden. Ihr wurde ein Becher Wein gereicht und auch Elfleda schloss sich ihnen an. Ein wenig überraschte sie es schon, aber dieser Abend war ohnehin ganz anders, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ein germanisch-römischer Mix. Es würde wohl nur wenige germanische Familien geben, die sich die Mühe gaben, sich ein wenig anzupassen. Für die meisten waren die Römer nun einmal Eindringlinge und wurden gerade so geduldet.
    Zwar gab es weit weniger Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Kulturen, als man sich in Rom erzählte, aber nach wie vor, war Germanien so etwas wie ein Hexenkessel und man musste ein gewisses Fingerspitzengefühl beweisen, wenn man so etwas wie Freundschaft entwickeln wollte. Zum Prost hob sie ebenfalls ihren Becher und nippte anschließend an dem Wein. Dem Gespräch folgte sie entspannt. Sie beobachtete immer wieder ihre Gastgeber, wollte sie dadurch ein wenig näher kennen lernen. Kleine Gesten drückten meist mehr aus wie Worte. Elfleda wirkte sehr bedacht, zurückhaltend, jede Geste schien sie sich zu überlegen. Diese Situation schien für sie ungewohnt zu sein. Witjon hingegen war entspannt, schien aber seine eigenen Sorgen zu haben. Zumindest hatte sie diesen Eindruck, sie konnte sich auch täuschen.


    Doch erst einmal lauschte sie den Ausführungen ihres Mannes. Ein Grinsen zeigte sich auf ihren Zügen, als er meinte so eine Reise von Rom nach Mogontiacum erscheine einem endlos. „Besonders wenn man sich nicht so wohl auf einem Pferderücken fühlt“, witzelte sie in seine Richtung. Sie meinte es nicht Böse, wollte ihn aber ein klein wenig aufziehen. Dass er nicht gern ritt war so etwas wie ein offenes Geheimnis und oftmals Grund vieler liebevoller Sticheleien. Der Hintern hatte ihr nach dem langen Ritter dennoch wehgetan und sie war froh gewesen, erst einmal nicht so schnell sich wieder in den Sattel schwingen zu müssen.
    Das ihr Mann Rom liebte, wurde deutlich, als er von der Stadt erzählte. Er vermisste Rom. Calvena vermisste vor allem ihre Freundinnen, Rom war schön, aber manchmal einfach nur laut, überwältigend und nervenaufreibend. Mogontiacum gefiel ihr hingegen besser, es war nicht ganz so hektisch. Die Zeit hatte hier ihren eigenen Rhythmus. Nur fehlten ihr eben ihre Freundinnen und die vielen Gespräche.


    Das Essen kam, typisch germanisch, aber es roch herrlich. Man hatte sich alle Mühe gegeben und Elfleda machte eine einladende Geste.

    Valerian war alles andere als glücklich, aber sie konnten eben nicht immer einer Meinung sein. Noch wusste er ja nicht, dass sie mit dem Gedanken spielte, den Jungen zu behalten.
    Außerdem gehörte sie ohnehin nicht zu den Frauen die ihren Ehemännern nur nach dem Mund redeten. Sie hatte nun mal auch ihren eigenen Kopf. Umso schöner war es, dass er nicht versuchte sie davon zu überzeugen, dass seine Meinung die Bessere war, sondern eben auch den ihren respektierte. Zärtlich küsste sie ihn. „Ich liebe dich auch.“



    Sie sollte dem Jungen erklären, was sie vor hatten. Ob sie auch die richtigen Worte fand? Im Notfall konnten sie den Knaben wieder einsperren, was sie eigentlich nach Möglichkeit vermeiden wollte. Pitschnass kam der Junge an. Verblüfft sah sie ihn an und kicherte dann. Anscheinend hatte Romaeus gewusst wie er die Wartezeit nutzen konnte. Ob der Keller nun genauso sauber war wie der Junge? Vermutlich. Auf den Kopf gefallen war er jedenfalls nicht. Der Junge hatte gelernt zu überleben. Angst schien er im Augenblick jedenfalls nicht zu verspüren, er sah nur unsicher von einem zum anderen. Der Junge tat ihr Leid, das war wohl auch der Grund warum sie sich für ihn so eingesetzt hatte und es auch weiterhin tun würde.
    Schnell wurde sie wieder ernst, so putzig wie der Anblick des nassen Jungen auch war, im Augenblick gab es wichtigere Dinge.
    „Romaeus, du kannst sicherlich verstehen, dass wir dich nicht so einfach gehen lassen können“, sagte sie sanft. Nicht das der Junge jetzt einen Schreck bekam und glaubte sie wollten ihm irgendetwas Böses. „Wir wollen dir und deinen Freunden helfen, aber damit wir das können, musst du hier bleiben. Denn wenn dein Herr irgendwie Wind davon bekommt, dass er“, sie warf ihrem Mann einen kurzen vielsagenden Blick zu, „Besuch bekommt, dann wird er wohl schneller über alle Berge sein, wie uns Lieb ist. Valentina wird hier bleiben, ich und Valerian werden die Dinge in die Hand nehmen!“


    Nur wenig später, machten sie sich auf in die Stadt, Valerian in die eine Richtung, sie in die Andere. Erst am Abend würden sie wieder beisammen sitzen.



    Sim-Off:

    Wir machen mal hier Schluß. Zieht sich ja echt in die Länge ^^. Link wo es weiter geht, werd ich nachsetzen ;)

    „Was Romana angeht, da lass ich mir etwas einfallen. Ich weiß genau womit man ihr eine Freude machen. Mach dir nicht zu viele Sorgen um sie, sie weiß recht genau was sie tut und ist auch ziemlich besonnen. Außerdem hat sie einen recht klaren Blick auf die Dinge wird die nötige Vorsicht walten lassen, was Salinator angeht.“ Romana hatte zwar deutlich gemacht, was sie von diesem Mann hielt, würde aber sich nicht zu irgendeiner Dummheit verleiten lassen. Außerdem war sie ja recht sicher in ihrer Position als Vestalin, zwar nicht unangreifbar, aber sicherer, als die übrigen Gegner dieses Mannes. Er besaß Macht, zu viel Macht als für einen Mann gut war. „Es lässt sich nicht rückgängig machen, was du gesagt hast und ich glaube Salinator wäre jeder Grund recht gewesen um dich zu versetzen.“


    Kinderzimmer einrichten? Darüber hatte sie sich noch so gar keine Gedanken gemacht. Sie hatte sich ja grad an den Gedanken gewöhn schwanger zu sein und Mutter zu werden. „Noch haben wir Zeit, aber von mir aus so Bald wie möglich.“ Ein grinsen zierte ihr Gesicht. „Aber dafür solltest du dir viel Zeit nehmen!“

    Es war, wie es war, sie konnten es nicht ändern. Auch sie hätte es Valentina nur zu gern erspart, aber von irgend jemandem sollte sie es erfahren, ehe sie durch Gerüchte hörte, dass sie den Mann, in den sie sich verliebt hatte, ertrunken war. Liebevoll lächelte sie Valerian an. „Mach dich auf den Weg. Ich werde schon mit Valentina reden“, sagte sie sanft und küsste ihn. „Pass auf dich.“ Nicht das sie am Ende noch jemanden zu betrauern hatte. Aber viel konnte ja eigentlich nicht passieren. Höchstens er fiel vom Pferd und brach sich das Genick, aber er war ja an sich sehr besonnen. Besonders hoch zu Pferde. Reiten war nicht seine Stärke.

    Zitat

    Original von Lucius Iulius Centho
    Verdammt wie konnte das denn passieren? ?( ?( ?(


    Ich hab doch extra meine Daten letzten Monat raus genommen in der Hoffnung dass es irgendwo untergeht. -.^ -.^ -.^
    Aber ich danke natürlich trotzdem allen die sich schon so früh aus dem Bett gepellt haben um Glückwünsche zu senden.


    Danke an alle!!!


    Ich habe meine geheimen Quellen :]8)