Beiträge von Germanica Calvena

    „Terentius Tullus“, antwortete sie ihm dann mit einem leicht verschmitzten Lächeln. „Und ich hab auch Lupus kurz kennen gelernt“, erzählte sie ihm. „Da hat sich deine Schwester aber einen gut aussehenden Kerl ausgesucht“, meinte Calvena leicht versonnen. Ob sie ihn mal zum Essen einladen sollte um ihn kennen zu lernen? Vorher würde sie aber mit Valentina über diesen Gedanken reden, nicht dass diese sich überrollt fühlte. Außerdem bekam ein Soldat ja nicht so einfach Ausgang.


    Kurz setzte sie eine leicht empörte Miene auf. „Willst du etwa behaupten, ich hätte dich unter falschen Vorwänden aus dem Castellum gelockt“, kurz warf sie ihm einen kritischen Blick zu, ehe sie ihn genauso verführerisch ansah. Kurz drückte sie ihm einen verlockenden Kuss auf die Lippen. „Du kannst es ja versuchen heraus zu finden!“ grinste sie schelmisch.

    Calvena hatte Catiena zunächst erst einmal nur einen kleinen Rundgang durch das Haus gemacht. Garten, Triclinium, Küche und die anderen Räume hatte sie erst einmal ausgelassen, weil sie vermutete, dass ihre Freundin erst einmal sich frisch machen wollte. Die Hausführung hatte ja auch noch ein wenig Zeit und sicherlich wollte Catiena das Haus auch noch auf eigene Faust erkunden. „Wir können die Cena im Garten später zu uns nehmen“, schlug sie ihr vor. Das Wetter war traumhaft und so ein Essen im Garten würde sicherlich allen gefallen. „Dann kannst du auch gleich Melina und Valentina kennen lernen. Hab ich erwähnt, dass Valerians Schwester und seine Cousine ebenfalls ihr wohnen?“ fragte sie und hatte wohl fast vergessen zu erzählen, dass sie hier nicht allein wohnte. Es war fast ein reiner Frauenhaushalt, sah man einmal von Simplex ab, welcher im Augenblick der Hahn im Korb war. Und nun würden auch die Octavia und ihre Sklavin für eine zeitlang dazu gehören.
    Erst einmal sah sich Catiena in aller Ruhe um und schien zufrieden zu sein. „Du kannst es dir hier gern gemütlich machen“, erklärte sie ihr. Catiena durfte ruhig ihre eigene persönliche Note dem Raum geben. Noch war er ja etwas Zweckmäßig. Es schien ihrem gast zu gefallen, denn mit einem strahlendem Lächeln drehte sie sich zu ihr um und drückte dankbar ihre Hände. Calvena erwiderte das Lächeln genauso fröhlich. „Ich bin froh, dass es dir gefällt!“ Dann wurden ihre Augen groß, ein Geschenk? Das hatte sie nun nicht erwartet, auch wenn es üblich war. „Ich hab jede Menge Zeit“, versicherte sie, neugierig geworden. „Du kannst dich aber ruhig vorher frisch machen“, versicherte sie ihr dann noch recht eilig. Schließlich musste sie über sich selbst ein wenig lachen. Sie war ja wie ein kleines Kind das sich über Geschenke freute.

    „Es werden hin und wieder auch Ausnahmen gemacht, aber die Prüfungen sind dann wesentlich strenger. Welche Prüfungen das im genauen sind, kann ich dir nicht sagen. Das ist eine Frage die mir mein Lehrer damals auch nicht erklären konnte und wenn ich ehrlich bin, hab ich Romana bisher auch noch nicht danach gefragt“, antwortete sie auf die Frage Caras, welche sie schon fast erwartet hatte. Es war wirklich etwas ungewöhnlich, dass eine Vestalin erst so spät berufen wurde, aber bei Romana hatte sie nie den Zweifel gehabt. Schließlich war Vesta ihrer Freundin erschienen und hatte sie im Grunde selbst ausgewählt.
    „Valerians Schwester Valentina und seine Cousine Melina sind ebenfalls mit nach Mogontiacum gekommen. Valentina hat aber schon vorher hier gelebt und ist zu unserer Hochzeit extra nach Roma gekommen“, erzählte sie ihr. Dieses Gespräch war erfrischend und auch wenn sie Cara noch nicht lange kannte, schien dies ein beginn einer wundervollen Freundschaft zu werden. „Eigentlich wollten mein Onkel Sedulus mit Tochter und Frau her kommen, aber Serrana ist schwanger und so eine lange Reise wollte er ihr nicht zu Muten. Ich kann nur hoffen, dass er sein Versprechen gegenüber seiner Tochter einhält und sie ihr Pferd bekommt, sonst hat er wochenlang ein Biest im Haus. In der nähe ist die große Pferdezucht meines Onkels Avarus“, plauderte sie dann weiter.


    Fragend sah Calvena Cara an, als diese eine Frage nicht beendete und dann den Kopf schüttelte. Nun stellte sie sich selbst die Frage, wie sie klang? Schließlich zuckte sie mit den Schultern und ging nicht näher auf diese Aussage ein. „Wie lange ist dein Vater schon Tod?“ fragte sie dann. Ihren eigenen Vater hatte sie ja nicht kennen gelernt.

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    Simplex, Servus


    Simplex grummelte vor sich hin, jetzt durfte er auch noch den Stall ausmisten… als ob er nicht schon genug zu tun hatte. Er kam sich furchtbar degradiert vor. Einstiger Held der Arena und nun Stallbursche. Und nicht einmal Elissa, die Schnepfe wollte ihm helfen. Nein, er musste es allein machen. Wenigstens waren es nur zwei Gäule die er zu versorgen hatte. Das Stroh war schnell ausgetauscht, ebenso wie Wasser und gefüttert wurden sie auch noch, danach verließ er recht missmutig den Stall und suchte nach der netten kleinen Griechin welche zu Octavia Catiena gehörte. In seiner Eile nach Gesellschaft entging es ihm glatt, dass eine der Stalltüren nicht richtig geschlossen war und Koios, der große schwarze Wallach die Gelegenheit nutzte um sich auch einmal auf eigene Faust, oder vielmehr Huf, Mogontiacum anzusehen.


    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/index.jpgKoios
    Aus dem heimatlichen Stall hinaus mitten in das Getümmel der kleinen Stadt. Koios hatte eigentlich nur ein Ziel: Saftiges grünes Gras. Der Geruch lockte ihn durch die engen Straßen bis er schließlich mitten in einem kleinen Park fündig wurde und munter auf der Wiese herum kaute. Schön war das Pferdeleben.


    Sim-Off:

    Reserviert

    Es wurde langsam Herbst, man konnte es spüren, denn die Sonne ließ allmählich an Kraft nach und die ersten Blätter färbten sich rot. Der Wind kam nun öfter aus Norden und brachte schwere Regenwolken mit sich. Und dennoch war es am Tage noch recht mild, man konnte im Garten sitzen und dem Gesang der Vögel lauschen oder aber den ein oder anderen Vogelzug beobachten. Der Herbst kam, langsam und allmählich und es würde wohl ein eisiger Winter folgen. Doch noch war es nicht soweit, Calvena genoss die Sonnenstrahlen und zupfte einenen Apfel aus dem Baum nahe der Mauer. Bevor sich die Krähen darauf stürtzten. Kurz spielte sie mit dem Gedanke einfach hoch zu klettern und weitere Äpfel zu ernten.
    Den Gedanken verwarf sie dann, eine so gute Idee war das nicht und wenn Elissa sie dabei erwischte wie sie in Bäumen herum turnte, dann konnte sie sich gewiss sein, dass eine Standpauke folgen würde, weil sie ja Leichtsinnig war. Leise seufzte sie, es hatte eindeutig auch Nachteile schwanger zu sein. Jede noch so kleinste Arbeit könnte sie ja überfordern und zumindest Elissa schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihr absolut fast jeden Handschlag abzunehmen...
    Ganz kurz ließ sie den Blick verstohlen durch den Garten gleiten, jedenfalls für den Moment war sie allein und musste sich nicht vor Überfürsorglichkeit fürchten. Denn das ging ihr gehörig auf die Nerven. Im Augenblick war es nur Elissa, welche sie anscheinend gar nicht mehr aus den Augen ließ, Melina und Valentina hatte sie noch gar nicht erzählt, dass sie schwanger war und auch Catiena, welche seid einigen Tagen Gast war, wusste auch noch nichts davon.
    Gedankenverloren stand sie nun vor dem Apfelbaum und wog ab, ob sie nun auf dem Baum klettert sollte oder nicht, als noch jemand dazu kam. Als sie die Schritte hörte, drehte sie den Kopf und lächelte Valentina zu.

    „Einen hab ich kennen gelernt“, gab sie schließlich zu und relativierte somit ihre Aussage. Dennoch wirkte er reichlich verdutzt. Anscheinend hatte sie ihn überrascht. „Ich hab einen deiner Probati am Tor kennen gelernt. Nett ist er, aber noch ein wenig grün hinter den Ohren“, meinte sie und ließ offen, wen sie denn nun meinte. Mit Sicherheit würde er das auch schon allein heraus bekommen, oder aber wissen, wer Wachdienst hatte. Wenn nicht, dann konnte sie ihm im Nachhinein doch noch verraten mit wem sie denn geplaudert hatte.


    „Wieso rekrutieren? Ich dachte du bist freiwillig mitbekommen“, grinste sie ihm frech zu, legte dann aber den Kopf schief und musterte ihn kurz. In seiner Rüstung sah er wundervoll aus. „Oh... mir fallen auf Anhieb ein paar Dinge ein, die ich mit dir anstellen könnte...“, zwinkerte sie ihm zu.

    Valerian schien so gar nicht zu verstehen, dass sie sich auch für die Freunde des Jungen einsetzte. Man konnte es ja darauf zurück führen, dass er eben ein Kerl und Soldat war und andere Pläne mit diesem Halunken hatte, während sie an das Wohl der Kinder an erster Stelle dachte. Sie konnte so einem Fiesling nicht einfach Kinder überlassen. Jedenfalls nicht, wenn es in ihrer Macht stand. Sie schienen aber dennoch so etwas wie einen Kompromiss zu finden, wenn es ihr gelang, die beiden anderen Kinder auch irgendwo unterzubringen, dann würde ihr Mann diesem Kerl alle drei Kinder abschwatzen oder vielmehr so sehr unter Druck setzen, dass ihm am Ende keine Wahl blieb. Wenn... so einfach wie sie behauptet hatte, würde das aber nicht werden. Sie wusste ja nicht einmal ob Gaukler in der Stadt waren und ob dann auch noch jemand drunter war, denn sie vielleicht kannte. Dennoch nickte sie entschlossen. „Bis heute Abend hab ich jemanden gefunden, der die Kinder aufnimmt!“ erklärte sie ihm selbstsicher und behielt ihre zweifel lieber erst einmal für sich. Sollte sie scheitern, konnte sie ihm das ja auch noch später beichten.

    Herzlich wurden sie begrüßt, zumindest machte es den Anschein, denn in die Köpfe ihrer Gastgeber konnte sie nicht rein schauen. Außerdem hatte ihr Valerian noch nicht erzählt, dass er bereits den Ducciern einen Besuch abgestattet hatte. Sie hatten einfach zu selten die Gelegenheit sich in aller Ruhe zu unterhalten und sei es nur über Belanglosigkeiten. Etwas, dass sich wohl auch nicht so schnell ändern würde. Aber für den Moment hatte sie ja ihren Mann fast allein für sich und die Einladung der Duccier war ihr nur recht gekommen. Wirklich viele Leute hatte sie noch nicht kennen gelernt, irgendwie hatte sich das nicht ergeben. Wieder vermisste sie ihre Freundinnen in Roma, hier würde sie erst noch Kontakte knüpfen müssen, wobei, besonders einige Germanen, ihr gegenüber recht zurück haltend waren. Einige schienen die üblichen Vorurteile gegenüber den Römern zu hegen und diese wohl als Eindringlinge und Unterdrücker zu sehen. Ein wenig einfacher hatte sie es sich schon vorgestellt Anschluss zu finden. Zum Glück hatte sie ja noch Valentina, aber diese schien die meiste zeit ihre eigenen Sorge und Nöte zu haben. Was wohl mit einem gewissen Terentius Lupus zusammen hing. Valerian gönnte ja seiner Schwester das Glück, nur schien die in seinen bedenken, dass der Terentier ebenfalls Soldat war, eine Ablehnung heraus zu lesen. Bei Gelegenheit würde sie ihre Schwägerin mal bei Seite nehmen müssen. Doch diesen Gedanken schob sie erst einmal bei Seite, sie wollte den Abend genießen und sich nicht schon wieder Sorgen machen.


    Wie so häufig wurde mit Komplimenten nicht gespart und obwohl sie eigentlich recht häufig hörte sie sei hübsch, zauberten die Worte ein ehrliches, vielleicht etwas verlegen wirkendes Lächeln auf ihr Gesicht.
    Marsus sah aus wie ein Germane, -jedenfalls so wie man sich eigentlich einen vorstellte, lange Haare, gestutzter Bart- hatte aber fast die geschliffene Ausdrucksweise der Römer angenommen. Was sie wieder vor die Frage stellte germanischer Römer oder römischer Germane? Die Frage, wo sich die Sippe der Duccier selbst sah, verkniff sie sich, das wäre wohl unhöflich gewesen. Zumal sie ihre Gastgeber nicht kannte, es konnte auch einfach sein, dass sie sich gut angepasst hatten und sich hinter der römisch angehauchten Fassade, die wilden Germanen versteckten. Vielleicht würde sie ja selbst irgendwann dahinter kommen.
    „Es freut mich dich kennen zu lernen“, sagte sie an Elfleda gerichtet, der es wohl ein klein wenig unangenehm war, dass noch ihr Sohn da war. Sie selbst störte es nicht, die Anwesenheit des Kindes schien die noch etwas steife Begrüßung aufzulockern. Es war jedoch verständlich, dass die Mutter ihren Sohn erst einmal fortbrachte, der Kleine schien noch friedlich zu schlafen und sie hatte nicht vor die Ruhe des Kindes zu stören. „Nur zu“, meinte sie freundlich und verständnisvoll, als Elfleda dann auch erst einmal kurz entschwand. Dass der Nachwuchs auch bei ihnen nicht mehr lange auf sich warten ließ, ahnte sie noch nicht.


    Nur wenige Augenblicke später war die junge Mutter dann auch schon wieder bei ihnen. Valerian winkte die Entschuldigung ab, auch sie selbst hatte es nicht gestört, dass sie den Nachwuchs kurz kennen gelernt hatten. Irgendwie vermisste sie für einen kurzen Moment Sabina. Ihre kleine Cousine brachte immer frischen Wind in formelle Besuche. Sofern sie denn Bias wachsamen Augen entkam und sich dann zu den Erwachsenen mogelte.
    „Ich hab mich recht schnell eingelebt. In meiner Kindheit bin ich viel herum gereist, von daher fällt es mir nicht schwer, mich an anderen Orten zu Recht zu finden. Und das was ich von Mogontiacum bisher gesehen habe, gefällt mir. Es geht hier nicht ganz so turbulent zu wie in Rom und es ist auch angenehm den heißen Sommermonaten zu entkommen!“ nahm sie den Faden auf. Ob sie erwähnen sollte, dass sie in Germanien geboren war? Sie ließ es erst einmal, vielleicht würde sich die Gelegenheit dafür noch ergeben. Ebenso vielleicht die Gelegenheit die eigenen Sprachkenntnisse wieder aufzupolieren.

    „Ich bin froh, dass dieser rauhe Haufen jedenfalls nicht auf dumme Gedanken gekommen ist.“ Catiena hätte auch an ein paar unehrenhafte Männer geraten können, welche schamlos die Hilflosigkeit einer Frau ausnutzten. Auch wenn man oft genug die Augen vor so etwas verschloss, war es doch bittere Realität und so mancher Händler ließ seine Söldner tun und lassen was sie wollten um sie bei Laune zu halten. So im Nachhinein betrachtet war es wirklich etwas gedankenlos gewesen, dass die Octavia nur in Begleitung einer Sklavin gereist war und nicht jedenfalls noch einen custodes mitgenommen hatte. Aber anscheinend waren die Götter Catiena wohlgesonnen und hatten die Reise über über diese gewacht.
    Calvena erhob sich, um Catiena zu zeigen, wo sie sich ausruhen und frisch machen konnte. „Komm ich zeig dir das Haus. Du darfst dich frei bewegen und solltest du etwas brauchen, dann kannst du dich direkt an Elissa oder Simplex wenden. Mehr Sklaven haben wir nicht im Haus. Das wird sich aber bald ändern. Wenigstens einen Sklaven werden wir noch brauchen. Bei Gelegenheit wollten Valerian und ich uns darum kümmern.“ Das Haus war mittlerweile wirklich voll. Derzeit hatten Elissa und Simplex jede Menge zu tun. Zumindest jemand der kochte musste noch her. Sie selbst war ja eine Katastrophe in der Küche und überließ dieses Schlachtfeld entweder Valentina oder aber Elissa. Aber sollten sie einmal Gäste haben, dann wäre wohl Elissa hoffnungslos überfordert. Calvena führte Catiena in das gemütliche Gästezimmer.

    Simplex hatte bereits das Gepäck in das Zimmer gebracht und Elissa hatte ein paar Blumen auf den Tisch am Fenster gestellt. Ansonsten war die Einrichtung noch etwas nüchtern. Es gab ein Bett, ein Schrank für die Kleider, einen schmalen Tisch und einen Stuhl. Calvena hatte eben noch nicht mit Gästen gerechnet. „Ich hoffe es gefällt dir. Das Bad findest neben dem Tablinum!“ erklärte sie ihr dann.

    Melina war gerade dabei gewesen so langsam über ihren Kummer hinweg zu kommen, da schien der nächste Schicksalsschlag über das Mädchen herüber zu brechen. Nur konnte Calvena nicht genau sagen, in wie weit Melina mit dem Verstorbenem verwandt war. Sie würde doch einmal einen Blick auf den Stammbaum werfen müssen. Bisher hatte sie das nicht getan, irgendwie hatte sie noch keine zeit dafür gefunden. „Ja, geerbt. Das solltest du aber selbst lesen!“ sagte sie sanft. Sie würde hier bleiben, sollte Melina sie brauchen.

    Kurz schenkte sie den Soldaten am Tor ein Lächeln. Der Probati, der sie vorhin zu ihrem Mann geführt hatte, hatte immer noch Dienst. „Deine Jungs sind sehr nett!“ meinte sie, während sie schon fast zielstrebig außerhalb der Sichtweite des Castellums entschwanden. Kaum hatten sie die Mauern des Lagers hinter sich gelassen, ergriff er auch schon ihre Hand und drückte sie sanft. Seine Frage erwischte sie dann etwas überraschend, sie hatte sich so gar keine Gedanken gemacht, wohin es nun gehen sollte. Das wichtigste, dass er nämlich Vater werden würde, hatte sie ihm erzählen wollen und war doch im Nachhinein etwas überrascht darüber, dass es ihr gelungen war, ihren Mann zu entführen. Wobei, er war ihr ja völlig freiwillig gefolgt und vor der lästigen Arbeit geflohen war. „Oh... ich wüsste so einiges, was ich mit dir anstellen könnte.... wie wäre es mit Hausputz?“ schlug sie ihm frech vor.

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    Faustus Octavius Macer
    Casa Octavia
    Roma
    Italia


    Salve Macer,


    in Zukunft solltest du wirklich einmal einen Boten schicken um mich vorzuwarnen, wenn Catiena mir einen Überraschungsbesuch abstatten will. Sie ist unbeschadet angekommen, ihr geht es gut und ich freue mich, sie als Gast im Haus zu haben. Es tut gut ein wohlbekanntes Gesicht in der Fremde um sich zu haben.
    Valerian hat zu viele Pflichten, als das er oft Zeit für mich hat, da tut es gut eine Freundin hier zu haben. Aber ich will mich nicht beschweren. Mogontiacum ist schön und ruhig. Ich genieße es hier und blühe auf.


    Kannst du dir vorstellen, dass Claudia Romana ins Büro vom PU marschiert ist, weil sie die Versetzung meines Mannes als Ungerechtfertigt ansieht? Nur leider scheint sie nicht viel erreicht zu haben, er hatte sie verspottet und anschließend aus dem Büro geworfen.
    Ich weiß, du verdankst diesem Mann viel, doch solltest du Vorsicht walten lassen. Es scheint fast so, als dürfe er tun und lassen was er will ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Niemand weiß welche Ziele er verfolgt. Ich hoffe du bist vorsichtig, was ihn angeht.


    Viele Grüße aus der Ferne, Calvena



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    Claudia Romana
    Atrium Vestae
    Roma
    Italia


    Liebe Romana,


    manchmal weiß ich gar nicht womit ich eine so liebe Freundin wie dich verdient habe. Deinen Einsatz nehme ich nicht für Selbstverständlich. Schon allein weil ich weiß, welche Bedenken du hattest, als ich dir von meiner Verlobung damals erzählt habe. Natürlich würde ich mich für dich ebenso einsetzen, wie du es für mich und meinen Mann getan hast.
    Ich finde es traurig, dass der Kaiser anscheinend nicht auf deinen Brief reagiert. Bist du doch eine Vestalin und somit mehr, wie nur eine einfache Bürgerin. Dein Wort sollte in dieser Welt noch etwas zählen.
    Ich hoffe, dass es nur ein versehen war, dass dein Brief unbeantwortet bisher geblieben ist. Vielleicht solltest du noch einmal einen Brief schreiben und dein Glück versuchen. Ich stimme dir vollkommen zu, dass Vescurlarius nicht gut für Rom ist. Er ist eine Schlange, ein vulgärer Mistkerl... Niemand scheint ihn aufhalten zu können oder zu wollen. So oft werden die Heldentaten unserer Ahnen erzählt, wie mutig sie sich gegen Despoten gewehrt haben, aber nun scheint es so, dass niemand mehr diesen Mut aufbringt. Vielleicht irre ich mich auch, denn ich bin so weit von Rom entfernt und alle Neuigkeiten sind schon veraltet, wenn sie hier ankommen.


    Ich vertraue deinem Urteil, was die Omen angeht. Es ist traurig, besonders weil ich mich so hilflos fühle und euch nicht beistehen kann. Ich weiß aber, dass du für Serrana da sein wirst. Das tröstet mich ein wenig. Sei dir gewiss, dass ich oft an euch denke und für euch bete.


    Ich glaub kaum, dass unsere Freundinnen dich nicht vergessen haben. Es freut mich zu hören, dass deine Familie so blüht. Die Familie ist doch das wichtigste.
    Septima hat Aurelius Ursus geheiratet, er ist mit meinem Onkel Sedulus sehr gut befreundet und wir waren gemeinsam bei dem Empfang nach der Hochzeit. Richte ihr bitte meine besten Wünsche aus, wenn du sie siehst.


    Viele Grüße aus der Ferne und mögen die Götter die beschützen, Calvena




    Sim-Off:

    Familienwertkarte bitte

    Mit der großen Claudia hatte sie sich als Erste in Roma angefreundet. Sehr schnell hatte sie sich mit ihr angefreundet und ihr dann auch den eigenen Kummer anvertraut. Sie hatten sich auf etwas ungewöhnliche Weise kennen gelernt, Romana war damals reichlich unsicher gewesen und hatte ebenso wie sie selbst eine Freundin gebraucht. „Letztes Jahr“, beantwortete sie Caras Frage offen. Das war ja schließlich kein Geheimnis. „Für sie ist damit ein Lebenswunsch wahr geworden und ich kenne niemanden, der so viel Leidenschaft Vesta entgegenbringt.“ Manchmal konnte Romana auch ein wenig beängstigend sein, wenn sie sich in ihre Leidenschaft stürzte. Dann klang die Claudia mit unter auch fanatisch. Aber diese kleinen Schwächen gehörten zu Romana, wie ihre Größe und auch Großherzigkeit. Trotz aller Sorgen um Serrana, wusste sie, dass Romana für diese da sein würde und ihr in dieser doch schweren Zeit beistehen würde. Auch wenn die Iunia wohl keine Ahnung hatte, was sie erwartete. Manchmal war die Wahrheit schmerzhaft und sollte dann dich verschwiegen werden.
    Das Thema Politik und Salinator ließen sie nun endgültig fallen. Ein anders Mal würde sie sich mit Cara noch einmal darüber unterhalten. „Ich muss oft genug aufpassen, dass mein Temperament nicht mit mir durchgeht!“ gab sie schmunzelnd zu.


    Zustimmend nickte sie, als die Iulia zugab, dass es etwas unvernünftig war mitten im Winter von Germanien nach Rom zu reisen. „Du hast es aber sehr gut überstanden!“ Calvena konnte ja nicht ahnen, dass Cara danach erst einmal lange krank gewesen war.
    „Mhm... vielleicht war deine Mutter auch einfach nur einsam?“, vermutete sie. „Einsamkeit kann einen auch krank machen, ebenso Sorge und ich bin mir sicher, deine Mutter hat sich ihre Sorgen um dich gemacht. Mütter machen sich immer Sorgen um ihre Kinder“, philosophierte sie. Bald würde sie auch Mutter sein.
    Die Lichtung, durch die sie ritten, wirkt verwunschen, so als sei sie nicht von diesem Ort. Als würden Najaden hier Leben. Wie es schön es hier war und wie friedlich.

    Für Catiena war diese Reise nach Mogontiacum sicherlich ein großes Abenteuer gewesen. Für sie selbst war es eine angenehme Abwechslung gewesen. Es war für sie selbst ja eher ungewohnt, so lange an einem Ort zu bleiben. Ein wenig konnte sie eben dann doch nicht aus ihrer Haut. Wie sehr sie das Reisen vermisst hatte, war ihr erst bewusst geworden, als sie die Stadttore Roms hinter sich gelassen hatten. Zwar hatte ihr nach dem ersten Tag hoch zu Ross der Hintern furchtbar weh getan, sie war doch tatsächlich etwas erstaunt über diese Tatsache gewesen, aber sie hatte es genossen die Veränderung der Umgebung zu beobachten. Diese Luftveränderung hatte ihr gut getan, auch wenn sie nun dafür Rom und ihre Freundinnen und auch ihre Familie irgendwie vermisste. „Wir sind zu Pferd gereist, das ging einfach schneller, denn Valerian wurde ja bereits erwartet. Anstrengend war es aber auch“, erzählte sie nun auch von ihrer Reise von Rom nach Mogontiacum. „Du scheinst mit einem rauen Haufen unterwegs gewesen zu sein!“meinte sie amüsiert. Catiena schien aber unbeschadet zu sein. Diese Söldner hatten gut auf sie aufgepasst.
    Noch schien die Octavia nicht sonderlich begeistert von Germanien zu sein. Während Calvena diese wilde Schönheit genoss. Vielleicht konnte sie ja Catiena zeigen, wie schön das Land sein konnte.
    „Wenn du willst, kannst du dich erst einmal frisch machen und auch ausruhen, wir können unser Gespräch auch später zur Cena fortsetzen!“ schlug sie ihrer Freundin vor. „Das Bad ist sicherlich später und Simplex wird dein Gepäck bestimmt schon ins Gästezimmer gebracht haben!“

    Eines war sicher, eine einfache schnelle Lösung gab es nicht. Sie Vertraute ihrem Mann und wusste, dass er diesen Varius mit Sicherheit unter Druck zu setzen wusste. Doch was war, wenn dieser Mann seinen Zorn, trotz aller Drohungen an den Kindern ausließ. Kurz seufzte sie. Natürlich konnte dieser Kerl auch genau so reagieren, wie es Valerian vorher sagte, dass er tat was man von ihm verlangte und dieser seine illegalen Geschäfte auf bestimmte Gebiete eingrenzen würde und den Kindern auch weiterhin das bot, was sie brauchten: Schutz und so etwas ähnliches wie ein zu Hause.
    Wieder kam sie auf den Gedanken, zu versuchen mit Gauklern Kontakt aufzunehmen. Auch wenn sie nicht mehr zu diesem fahrendem Volk gehörte, wusste sie doch, wie man diese um einen Gefallen beten konnte. Doch dafür musste auch sie sich einen gewissen Ruck geben und sich etwas stellen, das sie eigentlich verarbeitet glaubte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es dennoch alte Wunde aufreißen konnte. Kurzerhand ließ sie sich auf eine Kline sinken. Im Stehen ließ sich schlecht reden, fand sie jedenfalls.


    „Ich kann versuchen mit alten Freunden Kontakt aufzunehmen. Vielleicht sind sie ja bereit die Kinder aufzunehmen.“

    Reichlich skeptisch sah sie Melina an, als diese noch einmal beteuerte dass sie nichts angestellt hatte. „Eigentlich nicht“, wiederholte sie und wusste nicht recht ob sie der Quintilia nun glauben sollte oder nicht. Melina nahm ihr den Brief an, betrachtete diesen mit deutlichem Unbehagen, ehe sie ihn dann zurück reichte und darum bat, dass sie ihn öffnen sollte. Mit einem seufzen nahm sie das Schriftstück wieder an sich und erbrach das Siegel. Schnell überflog sie die Zeilen und runzelte leicht die Stirn. Es war nicht das, was Melina befürchtete. „Du hast etwas geerbt“, erklärte sie ihr dann und reichte ihr das Schriftstück, damit diese sich selbst überzeugen konnte.

    Fragend sah sie Melina ab, als diese versuchte die Geschichte mit Aculeo abzuwinken. „Ich hab Zeit“, meinte sie nur, als Melina ihr erklärte, es sei eine lange Geschichte. Jetzt war sie neugierig und wollte mehr wissen. Und die offensichtliche Verlegenheit der Quintilia ließ erahnen, dass es vielleicht so etwas wie eine kleine Romanze sein könnte. Aber vielleicht interpretierte sie zu viel in diese Geste.
    Doch erst einmal wurde sie wieder Ernst, besonders, als sie bemerkte, dass Melina das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben stand. „Was hast du angestellt?“ fragte sie leicht alarmiert nach. Sie war kurz davor einfach den Brief zu öffnen. Sie nahm Melina immer in Schutz, wenn Valerian wieder einmal skeptisch war, was das Mädchen anging, aber in diesem Augenblick musste sie ihrem Mann zustimmen und befürchtete shcon etwas schlimmes.

    Melina machte den Eindruck, als habe sie gerade in den Wäldern eine Jagt veranstaltet. Ganz leicht runzelte Calvena die Stirn und fragte sich, wo das Mädchen sich herum getrieben hatte. Eigentlich hatte sie, wie Valerian, die Schwache Hoffnung gehegt, dass Melina etwas ruhiger wurde und dem Einfluss ihrer Freunde entkommen sei. Aber anscheinend hatte sie bereits hier Anschluss gefunden. „Du meinst bist auf mein Verwandten. Aculeo scheint dir auch recht häufig zu schreiben. Wie habt ihr euch kennen gelernt?“ fragte sie dann direkt nach. Ein Schmunzeln lag auf ihren Zügen. Diese Frage hatte sie ihr schon früher stellen wollen, aber bisher hatte sich keine Gelegenheit ergeben. Nun hatte Melina sie direkt darauf gebracht.
    „Aus Rom, direkt aus der Kanzlei wie es aussieht!“ Calvena setzte sich zur ihr aufs Bett und reichte ihr das Schriftstück. Sie hatte nicht reingeschaut, sie las nicht fremder Leute Korrespodenz. Sie war ja nicht Laevina, die umher schnüffelte.