Herzlich wurden sie begrüßt, zumindest machte es den Anschein, denn in die Köpfe ihrer Gastgeber konnte sie nicht rein schauen. Außerdem hatte ihr Valerian noch nicht erzählt, dass er bereits den Ducciern einen Besuch abgestattet hatte. Sie hatten einfach zu selten die Gelegenheit sich in aller Ruhe zu unterhalten und sei es nur über Belanglosigkeiten. Etwas, dass sich wohl auch nicht so schnell ändern würde. Aber für den Moment hatte sie ja ihren Mann fast allein für sich und die Einladung der Duccier war ihr nur recht gekommen. Wirklich viele Leute hatte sie noch nicht kennen gelernt, irgendwie hatte sich das nicht ergeben. Wieder vermisste sie ihre Freundinnen in Roma, hier würde sie erst noch Kontakte knüpfen müssen, wobei, besonders einige Germanen, ihr gegenüber recht zurück haltend waren. Einige schienen die üblichen Vorurteile gegenüber den Römern zu hegen und diese wohl als Eindringlinge und Unterdrücker zu sehen. Ein wenig einfacher hatte sie es sich schon vorgestellt Anschluss zu finden. Zum Glück hatte sie ja noch Valentina, aber diese schien die meiste zeit ihre eigenen Sorge und Nöte zu haben. Was wohl mit einem gewissen Terentius Lupus zusammen hing. Valerian gönnte ja seiner Schwester das Glück, nur schien die in seinen bedenken, dass der Terentier ebenfalls Soldat war, eine Ablehnung heraus zu lesen. Bei Gelegenheit würde sie ihre Schwägerin mal bei Seite nehmen müssen. Doch diesen Gedanken schob sie erst einmal bei Seite, sie wollte den Abend genießen und sich nicht schon wieder Sorgen machen.
Wie so häufig wurde mit Komplimenten nicht gespart und obwohl sie eigentlich recht häufig hörte sie sei hübsch, zauberten die Worte ein ehrliches, vielleicht etwas verlegen wirkendes Lächeln auf ihr Gesicht.
Marsus sah aus wie ein Germane, -jedenfalls so wie man sich eigentlich einen vorstellte, lange Haare, gestutzter Bart- hatte aber fast die geschliffene Ausdrucksweise der Römer angenommen. Was sie wieder vor die Frage stellte germanischer Römer oder römischer Germane? Die Frage, wo sich die Sippe der Duccier selbst sah, verkniff sie sich, das wäre wohl unhöflich gewesen. Zumal sie ihre Gastgeber nicht kannte, es konnte auch einfach sein, dass sie sich gut angepasst hatten und sich hinter der römisch angehauchten Fassade, die wilden Germanen versteckten. Vielleicht würde sie ja selbst irgendwann dahinter kommen.
„Es freut mich dich kennen zu lernen“, sagte sie an Elfleda gerichtet, der es wohl ein klein wenig unangenehm war, dass noch ihr Sohn da war. Sie selbst störte es nicht, die Anwesenheit des Kindes schien die noch etwas steife Begrüßung aufzulockern. Es war jedoch verständlich, dass die Mutter ihren Sohn erst einmal fortbrachte, der Kleine schien noch friedlich zu schlafen und sie hatte nicht vor die Ruhe des Kindes zu stören. „Nur zu“, meinte sie freundlich und verständnisvoll, als Elfleda dann auch erst einmal kurz entschwand. Dass der Nachwuchs auch bei ihnen nicht mehr lange auf sich warten ließ, ahnte sie noch nicht.
Nur wenige Augenblicke später war die junge Mutter dann auch schon wieder bei ihnen. Valerian winkte die Entschuldigung ab, auch sie selbst hatte es nicht gestört, dass sie den Nachwuchs kurz kennen gelernt hatten. Irgendwie vermisste sie für einen kurzen Moment Sabina. Ihre kleine Cousine brachte immer frischen Wind in formelle Besuche. Sofern sie denn Bias wachsamen Augen entkam und sich dann zu den Erwachsenen mogelte.
„Ich hab mich recht schnell eingelebt. In meiner Kindheit bin ich viel herum gereist, von daher fällt es mir nicht schwer, mich an anderen Orten zu Recht zu finden. Und das was ich von Mogontiacum bisher gesehen habe, gefällt mir. Es geht hier nicht ganz so turbulent zu wie in Rom und es ist auch angenehm den heißen Sommermonaten zu entkommen!“ nahm sie den Faden auf. Ob sie erwähnen sollte, dass sie in Germanien geboren war? Sie ließ es erst einmal, vielleicht würde sich die Gelegenheit dafür noch ergeben. Ebenso vielleicht die Gelegenheit die eigenen Sprachkenntnisse wieder aufzupolieren.