Anscheinend hatte sie einen empfindlichen Nerv getroffen, denn Catiena brauste auf und echauffierte sich über die Gründe einer arrangierten Ehe. Wie so häufig bekam sie in einem solchen Moment ein schlechtes Gewissen, weil sie eine der wenigen sehr glücklichen Frauen war, die aus Liebe heiratete. Die Octavia schien aber nicht wütend zu sein, sondern vielmehr hatte sie lange darauf gewartet das sagen zu dürfen. „Ich bin mir sicher, Macer wird auf deine Meinung wert legen, wenn er nach einem passenden Mann für dich sucht. Und wenn nicht, dann sag mir Bescheid, ich nehm ihn mir dann zur Brust!“ zwinkerte sie ihr zu. Auch wenn es nicht sonderlich fair war, zum Wohle einer Freundin, würde sie ihren Freund auch unter Druck setzen und ihm ins Gewissen reden. Aufmunternd sah sie Catiena an. „Warte einfach ab. Das Schicksal ist oftmals launisch. Die Dinge ergeben sich selten so, wie wir sie haben wollen!“ Calvena sprach aus Erfahrung, wusste selbst wie es sein konnte, wenn sich das Leben von einem Moment auf den nächsten unvermittelt änderte. Manchen Entscheidungen wurden ihnen einfach aus den Händen genommen. Nicht einmal von der eigenen Familie, sondern von den Umständen. Sie hätte niemals gedacht, wieder glücklich zu werden und doch war sie es. In wie weit das Schicksal seine Finger im Spiel gehabt hatte würde sie nicht sagen können. Zumindest wusste sie aber, dass manche Dinge anscheinend nicht ohne Grund geschahen.
„Ich kann deine Neugier nur zu gut verstehen und mit der Zeit wirst du sicherlich einen guten Überblick über die Ereignisse haben. Über die Menschen, die Einfluss haben oder aber über die vielen Kleinigkeiten, die Rom ausmachen. Dir werden sich viele Gelegenheiten bieten, nur solltest du darauf achten, wo du dich herum treibst. Halte dich lieber von der Subura fern“, sie grinste schief. „Und geh am Besten in Begleitung eines Sklaven aus dem Haus. Nicht das du dich verläufst, oder aber dass sich dir jemand ungebührlich nähert oder ausraubt. Rom ist zwar eine schöne Stadt, aber auch leider voller Verbrecher… und nicht alle erkennst du auf Anhieb!“ Er war eine leise Mahnung an den Tatendrang Catienas. Aber auch musste diese ihre eigenen Erfahrungen machen. „Aber wer bin ich schon. Ich will dir nichts vorschreiben“, zwinkerte sie ihr zu. „Genieß es erst einmal, dass du das Haus für dich allein hast und keiner auf dich achtet!“ scherzte sie dann. Sie glaubte kaum das Catiena diese Tatsache ausnutzen würde. Vielmehr würde diese wohl einfach nur ein wenig ihre Grenzen austesten.
Das Thema kam zurück auf ihre Verlobungen und die Dinge die dazu von nöten gewesen waren. „Laut Gesetz ist es Soldaten verboten zu heiraten“, erklärte sie Catiena. „Dabei geht es nicht nur um die Loyalität, sondern eher darum, dass wenn die Männer im Kampf fallen, wir Frauen den Staat nicht auf der Tasche liegen und Unterhalt verlangen können. Aber es gibt eben auch Ausnahmen. Aber da solltest du wohl einmal Valerian fragen, so genau kenn ich mich da nicht aus!“ Eine Tür knallte und verwundert sah sie sich um. Was war denn hier los? Nur einen Augenblick später tauchte ein Sklave auf, leichenblass und ziemlich entsetzt. Noch ehe sie eine Frage stellen konnte, erklärte er was ihn so aufgebracht hatte. Zunächst hielt sie das für einen Scherz, aber nach der Miene des Sklaven zu urteilen, ging ihm seine Entdeckung viel zu nahe, als das er sich nur einen Spaß erlaubte. „Was?“ fragte sie und glaubte sich verhört zu haben. Blut?!?!?! Leiche?!?!?!?! Calvena wurde ebenso blass wie der Sklave bei diesem Gedanken. Unweigerlich tauchten vor ihrem Inneren Auge Bilder auf, die sie versuchte zu vergessen. „Wer?“ fragte sie und versuchte ruhig zu bleiben. „Geh und hol die CU!“ meinte sie dann zu einem anderen Sklaven der angelockt worden war von der Aufregung. „Ich dachte es sei keiner im Haus!“ fügte sie dann hinzu. Sie war ziemlich verwirrt. Es war wohl besser, wenn sie einmal nach sehen ging, aber sie konnte sich nicht wirklich dazu durchringen… Ausgerechnet jetzt, wo keiner im Haus war, Catiena gerade erst angekommen war, musste ausgerechnet so etwas passieren.