Marcus schien sich ziemlich wohl zu fühlen in ihrem Bett. Sie musste schmunzeln und daran denken, dass sie wohl bald selbst eigene Kinder haben würde. Dann würde sie so einige durchwachte Nächte mitmachen. Leicht lehnte sie den Kopf gegen das Holz des Bettes und schloss kurz die Augen. Wieder seufzte sie, es war eine Mischung aus Wehmut, Vorfreude, Müdigkeit und Schicksalsergebenheit.
Seine Frage ließ sie dann ihre Augen wieder öffnen. Da der Alptraum noch so nah war, konnte sie eine etwas traurige Miene nicht verbergen. „Ich hatte Ziehbrüder und Schwestern“, antwortete sie ihm leise, tonlos. Sie blickte nachdenklich in die Dunkelheit und ließ es zu, dass die Erinnerungen sie durchfluteten. Es waren schöne Erinnerung an eine unbeschwerte, aber nicht immer einfache Kindheit. Sie verstand Marcus wohl besser als jeder andere im Haus. Sie hatte ein Vagabundenleben geführt. So etwas wie ein festes zu Hauses hatte es nie für sie gegeben. Für sie war zu Hause dort gewesen, wo ihre Familie war. Die Menschen die sie liebten. „Meine Mutter starb, als ich etwa in in deinem Alter war. Ich bin bei ihren Freunden aufgewachsen, die für mich meine Familie waren. Nicht immer besteht eine Familie aus Blutsverwandten, sondern eben aus den Menschen die man liebt...“, sie musste wieder an Valerian denken. Ein Lächeln legte sich auf ihre Züge. Sie zog ihre Beine an den Körper und legte ihren Kopf auf die Knie, während sie diese mit den Armen umschlang.
Wieder seufzte sie, als Marcus seine nächsten Fragen stellte. „Nein, es war kein schöner Traum. Aber auch nicht mehr so schlimm wie früher“, leicht schüttelte sie den Kopf und sah ihn an. „Ich halte es für keine gute Idee dir davon zu erzählen. Dann würdest du nicht mehr schlafen können!“ sie lächelte sanft. „Es reicht, wenn einer von uns einen unruhigen Schlaf hat!“ Kurz schwieg sie. „Eine Geschichte“, murmelte sie. Sie konnte gut Geschichten erzählen, sie hatte eine klangvolle Stimme, die viele in den Bann schlug, wenn sie sang oder eben auch erzählte...
Beiträge von Germanica Calvena
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Wieder strich sie sich durchs Haar. Die letzten Spuren ihres Alptraumes wichen, als Marcus ihr antwortete und sich neben sie setzte. Von der Seite her sah sie auf seinen Schopf und seufzte tief. Nun hatte sie also ihren ersten männlichen nächtlichen Besucher. Es war nicht der Mann, an den sie gedacht hatte. Leicht zupfte sie an ihrer Decke und legte sie nun auch um die Schultern des Jungen. Er sollte nicht frieren. Marcus sah sie aus großen Augen an. Sie sah ihm an, dass er nicht zurück wollte. Kurz ließ sie ihren Blick durch ihr Zimmer schweifen. Platz genug war ja, also konnte er auch hier bleiben. Sie würde ihn nicht raus schicken.
„Eine Geschichte soll ich dir erzählen“, murmelte sie mehr zu sich selbst, als zu Marcus. Sie hatte noch die Bilder ihres Alptraumes im Kopf. Leicht schüttelte sie sich um die letzten Nachwehen zu verscheuchen.
„Mach es dir erst einmal bequem“, sie deutete einladend auf ihr Bett und die zerwühlten Kissen. Kurz stand sie auf und kramte in der Truhe am Bettende. Sie förderte eine weitere Decke zu Tage, mit der sie den Knaben dann zudeckte. „Was für eine Geschichte willst du denn hören?“ fragte sie und lehnte sich an das geschnitzte Kopfende. Kurz schloss sie die Augen, die Müdigkeit war verschwunden, nun würde sie wohl auch Probleme haben einzuschlafen. Das würde wohl eine kurze Nacht werden. -
… mit einem lautlosen Schrei auf den Lippen schreckte sie hoch. Sah sich mit wildem Blick um und atmete stoß weise. Ihr Traum war plötzlich Realität geworden, als jemand sie leicht berührte hatte. Die Decke war ihr bis zu den Hüften gerutscht als sie sich mit wild pochendem Herzen aufgesetzt hatte. Nur ein Traum. Calvena beruhigte sich und sah dann ziemlich verdutzt ihren nächtlichen Besucher an. „Marcus?“ fragte sie verwundert und strich sich einmal kurz über das Gesicht. „Was machst du denn hier?“ fragte sie ihn. Leicht fröstelte sie. Ihr Blick glitt zu dem Kohlebecken. Es war erloschen. Kurz raufte sie sich die Haare. Sie hatte bisher noch nie nächtlichen Besuch gehabt, besonders von keinem Mann. Wobei man von ihrem Verwandten noch nicht wirklich von Mann reden, er war noch ein Kind. „Kannst du nicht schlafen?“ fragte sie ihn und setzte sich auf die Bettkante. Sie zog sich ihre Decke über die Schultern und seufzte tief. Sie fror in ihrem Nachthemd und noch war der Frühling nicht wirklich da. Das würde wohl noch einige Wochen dauern. Was machte sie denn jetzt mit dem Jungen? Ratlosigkeit zeigte sich kurz auf ihren Zügen.
Der Junge hatte ihr einen ganz schönen Schreck eingejagt. Wer erwartete auch schon, dass plötzlich aus einem dunklen Traum, Realität wurde. Bisher hatte sie noch niemand aus ihren Träumen geweckt. Meist erwachte sie von allein oder aber sie sank tiefer in den Schlaf und herrliche Finsternis verdrängte die düsteren Visionen. Irgendwie brachte sie ein etwas mühsames Lächeln zustande, dass in dem dunklen Zimmer kaum zu erkennen war. „Was mach ich denn jetzt mit dir?“ -
Unruhig schlief sie in dieser Nacht. Wälzte sich unter den Lacken und Decken von einer Seite zur anderen um ihren Träumen zu entkommen. Je länger sie nun in Rom lebte, in den sicheren Wänden der Casa, um so seltener waren ihre Alpträume geworden. Die Ängste langsam vergessen und die seelischen Wunden langsam verblasst. Doch in manchen Nächten kehrten die Nachtmahre lautlos zurück, schlichen sich in ihren Schlaf und ließen ihr keinen Frieden. Mit Klauen und Zähnen zerrten sie die düsteren Bilder hervor, die sie vergessen suchte. So nicht in dieser Nacht...
Ihr Atem ging stoßartig, panisch und gehetzt. Es war eine sternenlose Nacht, finster und voller düsterer Schatten. Äste schlugen ihr ins Gesicht, zerrten an ihrer Kleidung, zerkratzen ihr die Arme. Ein spitzer Schrei gelte durch die Nacht, flackerndes Feuer und Kampfgeräusche verfolgten. „Lauf!“ rief ihr eine tiefe Stimme hinter her. Sie schluchzte, denn Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatte Angst. Eine Wurzel brachte sie zum straucheln, sie stürzte, schrammte sich die Handflächen auf. Mühsam rappelte sie sich auf. Ein Ast knackte hinter ihr. Panisch drehte sie den Kopf. Ein angstvoller Schrei stieg ihr in der Kehle auf. Sie rannte weiter, tiefer in die Nacht hinein. Suchte Schutz hinter dicken rauen Stämme. Ein dämonisches kaltes Lachen verfolgte sie... Wieder schluchzte sie heiser. „Du entkommst mir nicht!“ kalt und hohl klang die Stimme. Rennen, nur rennen... Einen Fuß vor den nächsten setzten. Fliehen vor dem Tod, dem Feuer und der Angst...
Leicht drehte sie sich im Schlaf. Kalter Schweiß bedeckte ihre Haut und jagte ihr kalte Schauer durch den Körper. Murmelnd wandte sie den Kopf. Ehe sie tiefer in die Kissen sich kuschelte. Schutz suchend.
Wieder dieses heiseres Lachen. Er war hinter ihr. Sie drehte sich auf der Stelle herum. Ihr Herz pochte wild in der Brust. Wo war er, sie wusste dass er sie verfolgte. Sie hatte ihn bis eben noch gehört. Wieder spürte sie einen erstickten Schrei in der Brust. „Hab ich dich“, eine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter...
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Zwei Termine, sich für einen zu entscheiden würde nicht schwer werden. Ihr waren beide Tage recht. Und ob sie nun zwei Wochen mehr für die Vorbereitungen hatte oder nicht, dass war einerlei. Schon jetzt scheuchte sie die Sklaven umher und setzte sich mit ihren Freundinnen zusammen. Im Grunde änderte sich ja nichts, nur der Ort und es würden ein paar mehr Gäste kommen.
Zustimmend nickte sie. „Dann der 10. April!“ sagte sie. Als nächstes musste sie sich mit Serrana zusammen setzen, die Gästelisten abgleichen und dann die Einladungen gestalten. Uff, machte sie in Gedanken und sah Valerian an. Nicht mehr lange und dann würden sie verheiratet sein. Ihr Umzug wollte ja auch noch organisiert werden. Wie gut dass sie Elissa hatte, gemeinsam würde sie die Sachen schnell zusammen gepackt haben. Prickelnde Vorfreude durchrieselte sie, auch wenn Sedulus sie reichlich überfahren hatte mit seinem Vorschlag, konnte sie nicht umhin sich zu freuen und den großen Tag kaum erwarten. Kurz drückte sie die Hand ihres Verlobten. Nicht mehr lange. Die Hochzeit würde schneller kommen, wie ihr wohl lieb war.
Leise Panik verdrängte die Vorfreude, es gab noch so viel zu tun. Angefangen bei ihrer tunika recta, geendet bei unzähligen Kleinigkeiten. -
Die Germanica waren starrsinnig, dickköpfig und immer mit dem Kopf durch die Wand. Wenn sie etwas wollten, dann meist mit aller Macht und entweder man stellte sich dann dem entgegen oder aber man gab nach.
Calvena hatte sich für nachgeben entschieden, auch wenn sie sich mit dem Gedanken noch nicht angefreundet hatte. Die Argumente waren überzeugend gewesen, doch noch fühlte sie sich nicht wirklich wohl. Da würde wohl noch ein Gespräch unter Freundinnen folgen müssen. Sie glaubte aber zu wissen, dass ihr Onkel eindeutig die Idee mit der Doppelhochzeit gehabt hatte. Es passte nicht zu Serrana so einen Vorschlag zu machen. Sie war rücksichtsvoller... Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle. Die Entscheidung war gefallen. Fehlte nur noch der Termin.„Ich würde den 10. April oder 24. April vorschlagen, da sind keine Feiertage und uns bleibt auch noch genügend Zeit um alles vorzubereiten!“
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Da hatte ihr Onkel mit wenigen Worten ihre ganze Planung auf den Kopf gestellt. Sie ahnte dass nun wesentlich mehr Vorbereitungen von Nöten waren, als sie bisher gehabt hatte. Nun war die Idee des durchbrennens und einfach klammheimlich zu heiraten, verlockender denn je. Aber wohl auch schon fast zu spät dafür. Es würde wohl noch einige Tage dauern, bis die Begeisterung die Sedulus an den Tag legte auch auf sie überging. Sie musste sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen. Kurz warf sie Valerian noch einmal einen vielsagenden Blick zu. Aber wenn sie dabei waren, konnten jetzt auch noch zumindest die wichtigsten organisatorischen Dinge geklärt werden.
„Wir dachten daran im April zu heiraten“, sagte sie dann. Wenn das Datum fest stand, dann konnten sie sich Gedanken wegen den Einladungen machen.Erwartungsvoll sah sie Sedulus an. Nun durfte er Widerspruch einlegen, oder aber zustimmen und mit einem Termin festlegen.
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Es gab keinen Grund der dagegen sprach, dass Septima nicht die Pronuba von Serrana werden sollte. Die Tiberia hatte sich ja bereits gefreut, als sie diese gefragt hatte. Da würde sie auch bei der Iunia nicht nein sagen. Calvena war sich in dieser Hinsicht sehr sicher.
Serrana wurde noch eine Spur röter, als sie ihre Frage stellte. Sie ließ ihr einen Augenblick zeit um sich zu sammeln und lächelte dabei nachsichtig. Ihr ging es ähnlich, auch wenn es nicht den Eindruck machte. Nach Außen hin strahlte sie Ruhe aus, doch innerlich war sie ganz schön nervös. Auch wenn sie sich die ganze Zeit sagte: Du kannst eh nur abwarten. Was kommen wird, wird kommen. Deswegen brauchst du dich nicht verrückt machen. Aber diese Beschwörung wollte dennoch nicht wirklich helfen. Aus diesem Grund war sie dankbar dafür, dass sie bis über beide Ohren in den Vorbereitungen steckte. Das lenkte ab und drängte ihre eigene Nervosität in den Hintergrund. Leicht beugte sie sich dann zu Serrana vor. „Ich weiß wie es dir geht“, sagte sie beruhigend lächelnd. „Das was wir Beide tun können ist, es auf uns zukommen lassen und dann im richtigen Moment und einfach zu entspannen. Du kannst noch so viele verheiratete Frauen fragen, aber am Ende wirst du deine eigenen Erfahrungen machen.“ Dass sie hier von ihrem Onkel redeten, verdrängte sie. War wohl auch besser so. „Ich glaub kaum dass dir Sedulus weh tun würde“, fügte sie dann hinzu. Hatte Septima nicht dasselbe zu ihr gesagt? Sie musste schmunzeln. Anscheinend waren das die universal Worte um eine Braut zu beruhigen.
Kurz sah sie Serrana verdutzt an und grinste dann. „Ob das so eine gute Idee ist? Am Ende wird sie deine Ehre noch mit ihrem Stock verteidigen und dann wird das nichts mehr mit der Hochzeitsnacht“, lachte sie und zwinkerte ihrer Freundin zu. Dann wurde sie wieder ernster. „Ich denke schon, dass sie diese Aufgabe übernehmen wird. Sie ist schon lange nicht mehr wirklich wütend auf dich. Du musst dich nur dazu durchringen mit ihr zu reden!“ War da eben ein Schatten an dem Oecus vorbei gehuscht und hat einen neugierigen Blick auf die jungen Frauen geworden, die so eifrig die Köpfe zusammen steckten…
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„Naja, eigentlich hatte Valerian die Idee“, gab sie zu. „Aber verlockend ist der Gedanke schon, wenn man sich die Gästeliste ansieht“, fügte sie grinsend hinzu. Auch wenn sie darüber nachgedacht hatte, ernsthaft in Erwägung gezogen hatte sie es nicht. Es war immer verlockend vor der Verantwortung weg zu rennen. Da war es doch besser, wenn man sich den Aufgaben stellte und da es ein schönes Fest werden würde, machte es auch Spaß. Auf den Gedanken dass es unanständig wäre, einfach durchzubrennen, kam sie nicht. Sollten die Leute doch denken was sie wollte, wirklich verhindern konnte man die Entstehung von Gerüchten nicht.
Wie immer wurde Serrana knallrot, als sie Andeutungen machte, was so hinter den verschlossenen Türen der Schlafzimmer vor sich ging. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Onkel in dieser Hinsicht einmal so etwas wie Taktgefühl kannte und auch eine gewisse Rücksichtnahme an den Tag legte, sonst könnte er die Iunia sicherlich nur noch mehr verschrecken. Ob er ahnte, was ihn da erwartete?
„Ich bin mir sicher, dass Septima sicherlich auch gern deine Pronuba sein wird“, lächelte sie ihr zuversichtlich zu. „Warum sollte sie auch nicht? Sie ist doch auch deine Freundin!“ leicht fragend legte sie den Kopf schief. „Worüber machst du dir so Gedanken?“ fragte sie dann direkt. Vielleicht zerbrachen sie sich über dieselben Dinge den Kopf.Nachdem sie Serrana eröffnet hatte, dass sie es gern gesehen hätte, wenn sie das Opfer zu ihrer Hochzeit brachte, konnte sie auf deren Zügen eine Mischung aus Freude, Verlegenheit und auch Unsicherheit erkennen. Sie war sich sicher, dass Serrana es gut gemacht hätte. Dennoch ihr Lehrer würde sich über diese Ehre sicher auch freuen und ihre Freundin hatte ja durchaus Verständnis dafür. Zeigte sich etwa Erleichterung? Eigentlich brauchte die Iunia nicht unsicher sein, sie machte ihre Sache gut. „Das glaub ich auch“, fügte sie dann den Worten ihrer Freundin hinzu.
Was die Brautmutter anging, so hatte sie zumindest schon jemanden im Sinn. Livia Paulina, eine Freundin Valerians, welche sicherlich gern diese Aufgabe übernehmen würde. Sei es nur um ihren Verlobten noch ein letztes Mal eins auszuwischen für seine Kindheitsstreiche. „Livia Paulina, sie ist eine Freundin Valerians und ich glaube, es würde ihr Spaß machen“, meinte sie amüsiert und musste an den Ausflug denken. -
„Wein und Frauen“, fügte sie lachend hinzu und zwinkerte Septima zu. Anscheinend hatte es genügend von Beidem auf den Fontinalien gegeben. Besonders die Feuertänzerin schien es vielen angetan zu haben. „Männer kann man mit wenigen Dingen glücklich machen, während wir Frauen einen höheren Anspruch haben. Mein Onkel Sedulus war nicht begeistert als ich erklärte, ich will das Haus Dekoration. Aber es gibt Argumente, die selbst ihn überzeugen“, sie grinste. Was das war, würde sie nicht verraten. Es gab eben Dinge die man lieber für sich behielt. Aber Septima würde sich sicher denken können, was das für Argumente gewesen sein können.
Leicht lehnte sie sich zurück und ging in Gedanken die Dinge durch, die noch erledigt werden mussten. Sie musste mit ihrem Lehrer reden, wegen dem Opfer. Das Opfertier würde sie von einem Ministri aus dem Tempel der Iuno Moneta auswählen lassen. Die Kontakte des Tempels waren in dieser Hinsicht sehr nützlich.
Dann mussten die Einladungen gestaltet werden, aber da würde Vitale ihr helfen. Besonders wenn es um die Zustellung innerhalb Roms ging.
Um Essen und Dekoration kümmerten sich die Sklaven des Hauses, um die Blumen Romana. Laevina hatte einen Blick auf die Sklaven und auf ihr Hochzeitskleid, an dem sie selbst verzweifelte. Es bedrückte sie, dass sie nicht in der Lage war, den Stoff selbst zu weben. Aber sie gab nicht auf und kämpfte sich durch.
„Es gibt sicherlich etwas wobei du mir helfen kannst, aber mir will gerade nichts einfallen“, gab sie zu. „Ich bin jedenfalls sehr dankbar dafür, dass du meine Pronuba bist und diese Aufgabe übernimmst!“Das sie nicht viel zur Hochzeitsnacht selbst zu sagen hatte, lag daran, dass sie erst ihre Erfahrungen selbst machen musste. Leicht nickte sie. „Ich weiß was du meinst. Meine Leibsklavin hat kürzlich aus dem Nähkästchen geplaudert. Es war zwar eine nette Geste, aber nicht wirklich hilfreich. Am Ende kommt es nur auf zwei Menschen an: mich und Valerian. Ich kann es nur auf mich zukommen lassen“, sagte sie leicht pragmatisch. Ihre Nervosität legte sich nicht wirklich, wurde aber durch ihre eigene Fantasie eher angestachelt.
Dennoch lächelte sie Septima zu. Sie war ihr Dankbar für ihre Offenheit. -
Kurz sah sie noch einmal auf die Liste. Oha, da hatte sie tatsächlich den Tiberius übersehen. Sie nahm den Griffel zur Hand und Strich den Namen durch.
„Soweit ich weiß ist er derzeit eh auf dem Lande mit seiner Frau!“ meine sie nachdenklich und zuckte dann mit den Schultern. War sowieso unwichtig.
„Wen willst du einladen?“ fragte sie dann.
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Verwundert sah sie Avarus an und überflog die Liste. „Im Grunde ja. Sedulus wollte noch Terentius Primus dabei haben“, erklärte sie und sah dann Avarus etwas ratlos an.
Worauf wollte er hinaus. Er hatte doch die Gästeliste zu den Fontinalien selbst in den Händen gehalten und dann einige Namen hinzu gefügt... Einige waren nicht gekommen, aber bei bestimmten Persönlichkeiten hatte sie es erwartet. Wohlweislich hatte sie Tiberius Durus gleich gestrichen, der wollte ja nichts mit den Germanicern zu tun haben.
Flavius Furianus würde auch niemals kommen, der stand auch mehr oder weniger mit den Germanicern auf Kriegsfuß und sie würde niemals auf die Idee kommen Flavius Piso auf die Liste zu setzen. Dem wünschte sie einen schmerzhaften Tod.
Fragend sah sie den Großonkel an. -
„Eine Hochzeit ist irgendwie auch immer eine politische Angelegenheit. Ich hab ernsthaft mit dem Gedanken gespielt mit Valerian durch zu brennen. Nur wir zwei allein...“, sagte sie mit einem leicht verträumten Blick. „Aber ich will auch mit dir Feiern und da die Germanica ja einen gewissen politischen Einfluss haben, müssen auch noch Senatoren, Klienten und Freunde der Familie eingeladen werden.“ Kurz zuckte sie mit der Schulter und ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Am Ende werden Valerian und ich jedenfalls allein sein. Septima wird meine Pronuba, ich hab schon mit ihr darüber gesprochen. Sie hat mich in einigen Dingen aufgeklärt“, kicherte sie. Doch von Verlegenheit war keine Spur mehr zu spüren, eher von Vorfreude und auch eine gewisse Nervosität. Eine gewisse Sehnsucht verspürte sie schon eine Weile, aber bisher hatten sie sich in Zurückhaltung geübt, auch wenn sie Beide mehr wollten. Nicht immer war es einfach gewesen.
„Aurelius Orestes wollte ich nicht direkt einladen, ich geh irgendwie davon aus, dass Arvinia ihren Verlobten mitbringen wird. Ich frage mich, wann die Beiden heiraten. Worauf sie wohl warten?“ fragte sie und zuckte dann leicht mit den Schultern. Bisher hatte sie die Tiberia auch nicht mehr sprechen können. Es wurde Zeit für einen Besuch. „Romana wird sich übrigens um die Blumen kümmern, sie hat ein Händchen dafür. Aber noch ist nur die Hälfte geplant. Das Opfer.... ich wollte Durmius Verus fragen, ob er das nicht macht. Zuerst dachte ich an dich“, sie lächelte Serrana zu und wusste, dass diese sich darüber freute. „Aber ich glaube unser Lehrer hat es verdient dass er dieses Opfer machen darf. Er war uns ein so guter Lehrmeister, da möchte ich ihm eine Kleinigkeit zurück geben!“ Ihre Freundin würde dies verstehen.
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Calvena hätte ihre Frage auch anders stellen können. Ob Laevina zufrieden gewesen war oder aber so etwas wie Liebe gefunden hatte, aber sie hatte direkt gefragt, ob die alte Germanica glücklich gewesen war. Es musste doch Gründe geben, warum sie manchmal so verbittert war und auch so besitzergreifend, zumindest was Serrana anging. Es war nicht wirklich Wut die die alte Dame auf die Iunia empfand, sondern sie glaubte dass es Enttäuschung war und verborgener Schmerz. Dinge über diese wohl niemals reden würde. Aber sie wollte hinter die Maske der alten Matrone sehen. In diesem Moment des friedlichen beisammen Seins glaubte sie so etwas wie die junge Laevina zu entdecken.
Die Offenheit der Großtante überraschte sie und sie freute sich darüber. Anscheinend konnten sie doch mit einander reden ohne sich gleich gegenseitig an die Gurgel zu springen. Auf dir rhetorische Frage antwortete sie nicht, stattdessen konzentrierte sie sich auf die vor ihr liegende Arbeit am Webrahmen.Was Laevina über ihren ersten Mann erzählte, verstärkte den Eindruck, dass die alte Germanica nicht immer so verbittert und auch traurig gewesen war. Sondern dass sie in eine strahlende Zukunft gesehen hatte und dann bitter enttäuscht worden war. Die einzige Freude der jungen Frau waren ihre Kinder gewesen, die leider nicht mehr lebten... Es musste schwer sein, seine Kinder zu überleben. Das hatte wohl auch dazu geführt, dass Laevina so hart und kalt geworden war. Keine Gnade kannte, weil das Leben niemals einfach war. Meist ein Kampf ums Überleben.
Als sie dann von ihrem zweiten Mann berichtete hatte sie das Gefühl so etwas wie eine kleine Sehnsucht heraus zu hören. Anscheinend hatte sie für eine kleine Weile erfahren, was Glück hieß, bis sich herausgestellte dass sie wieder einmal andere Erwartungen ans Leben gehabt hatte. Nicht zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass Laevina eine sehr ehrgeizige Frau war und sie dies auch von ihren Verwandten erwartete und diese dann tatkräftig unterstütze. Zu den wohl gemeinten warnenden Worte nickte sie dann schweigend. Sie war sich sicher, dass sie jede Menge Gemeinsamkeiten mit Valerian hatte und sie nicht nur die Leidenschaft verband. Da war mehr, sonst hätten sich ihre Wege schnell wieder getrennt, nachdem sie sich vergnügt hatten. Ein verliebtes Lächeln zeichnete sich auf ihren Zügen ab. In diesem Moment riss der Faden und sie kehrte mit ihren Gedanken zurück zu dem Webrahmen, nur um dann eine Schimpftriade über sich ergehen lassen zu müssen.
Sie musste sich stak zusammen reißen um nicht ebenso wie Laevina aufzubrausen. Stattdessen übergab sie der Wortlos die Wolle und machte ihr Platz, damit sie den Fehler korrigieren konnte.„Verzeih!“ sagte sie nur schlicht und wartete ab, bis Laevina fertig war.
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Wieder kam die Frage, wo denn ihr Kavalier geblieben war. Dies versetzte ihr einen kleinen Stich, sie hätte Valerian gern bei sich gehabt, sie konnte aber nur zu gut verstehen, dass er seine Pflichten hatte. Aber sie wusste dass sie ihn teilen musste. Von daher verdrängte sie die Sehnsucht und freute sich darüber, umgeben von ihren Freundinnen zu sein und mit diesen sich zu unterhalten. „Valerian lässt sich entschuldigen, er hat seine Pflichten in der Castra“, erklärte sie Romana, bei der sie sich eingehakt hatte. Wirklich ein merkwürdig anmutendes Paar, aber das störte sie nicht.
Nur mit halben Ohr lauschte sie dem Gespräch zwischen ihrem Onkel und der Vestalin und wunderte sich ein wenig, dass diese so kokettwar. Sonst war die Claudia eher zurückhaltender Natur, besonders was Männer anging. Das dahinter mehr stecken könnte, ahnte sie nicht. Romana hatte ihr ja erst kürzlich versichert, dass sie glücklich war.
Kaum hatten sie es sich auf den Klinen gemütlich gemacht und die köpfe zusammen gesteckt, da gesellte sich dann auch Septima gleich zu ihnen. Sie nippte an ihrem Becher mit Mulsum und nickte Axilla leicht zu, als diese dann auch noch in die Frauenrunde dazu kam. Natürlich kam nun ein ganz bestimmtes Thema auf: Sedulus und Serrana.
„Natürlich hab ich es gewusst“, sagte sie. „Ich lebe mit Sedulus unter einem Dach!“ antwortete sie der Tiberia und zwinkerte ihr zu. „Aber es ist nicht meine Aufgabe es allen zu erzählen“, fügte sie hinzu. Sie fand es war die Aufgabe ihres Onkels und ihrer Freundin ihre Verlobung bekannt zu geben. Calvena wusste, wann sie den Mund zu halten hatte. Sonst wüsste schon längst alle Welt von Macer und Septima. Aber sie war die Einzige und würde es auch nicht ausplaudern.
Doch ehe sie sich darüber weitere Gedanken machen konnte, sah sie reichlich verwundert Romana an. Diese stierte ja regelrecht Serrana an. Diesen Blick hatte sie noch nie bei der Vestalin gesehen. Sie versuchte einzuschätzen, was er bedeuten mochte, doch sie konnte es sich nicht erklären.
Als die Iunia dann ihren Blick suchte, zuckte sie leicht mit den Schultern, sie hatte keine Ahnung was in die Claudia gefahren war.
Die ersten kleinen Vorspeisen wurden aufgetragen und sie steckte sich eines der gefüllten Eier in den Mund. -
Wie der Wirbelwind rannte Serrana hinauf in Calvenas Zimmer wo sie sich frisch machen konnte und wen Elissa da war, würde diese ihr helfen und sicher auch noch einmal auf ihre Weise aufmuntern. Während sie wartete, steckte Saldir noch einmal den Kopf zur Tür rein und stellte dann etwas süßes Honiggebäck und frisches Obst auf den Tisch. Mit einem leicht abwesenden Lächeln nickte sie der Sklavin zu, ehe diese wieder entschwand. Lange musste sie nicht warten, nur wenige Minuten nachdem Serrana hinauf gegangen war, kam sie auch wieder zurück und reichte ihr dann die Gästeliste. Dankbar lächelte sie Serrana zu und reichte ihr dann die Tafel mit den Namen.
Gästeliste
Aurelius Ursus et Tiberia Septima – Pronuba???
[strike]Decimus Verus[/strike]
Decimus Livianus
Decimus Mattiacus
Aelius Quarto
[strike]Vescularius Salinator[/strike]
Vinicus Lucianus
[strike]Octavius Victor[/strike]
Terentius Primus – Classis Misenis
Purgitius Macer
[strike]Tiberius Durus [/strike]
Flavius Gracchus
Hadrianus Subdolus
Claudia Romana
Iunia Serrana
Octavius Macer
Furia Calliphana
Iulius Centho
Tiberia Arvinia
Prudentius Balbus und Ehefrau
Duccius Eburnus
Livius Pindarius et Livia Paulina„Hab ich irgendwen vergessen?“ wollte sie von ihrer Freundin wissen. Kurz warf sie einen Blick über die Schulter und grinste. Die Tür stand eine Spaltbreit offen. Wenn das nicht mal jemanden anlocken würde.
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Helena Köchin und MagdDer junge Mann war nicht auf den Kopf gefallen. Anscheinend hatte er erraten, was Elissa wollte. Die füllige Köchin zwinkerte ihm zu.
„Elissa ist die Leibsklavin von Calvena!“ erklärte sie kurz und drückte dann der Mitsklavin ein Küchenmesser in die Hand und deutete auf einen großen Stapel Gemüse, das geschnitten werden musste. Protest würde sie nicht dulden.
Helena schüttelte auf die Aufforderung sich zu setzen den Kopf. „Ich hab keine Zeit“, erklärte sie ihm. „Alle in diesem Haus haben Hunger und erwarten dann später, dass sie etwas vor finden!“ fügte sie hinzu.
„Fühlst du dich hier wohl?“ fragte sie Vitale, während sie weiter in einem Topf herumrührte.
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Das Elissa ebenso froh war über diese Freundschaft, wie sie selbst, entlockte ihr ein freudiges und auch erleichtertes Lächeln. Obwohl sie wusste, dass Elissa immer offen zu ihr sein würde, hatte sie hin und wieder das Gefühl, das sie manche Dinge vor ihr verbarg. Sie gönnte der Keltin ihre Geheimnisse, aber irgendwie stand dies hin und wieder zwischen ihnen, trotz aller Offenheit. Was wohl aber auch daran lag, dass sie Glück gehabt hatte und Elissa nicht. Sie ähnelten sich sehr und doch gab es etwas das zwischen ihnen stand: Freiheit, unsichtbare Ketten und Schmerz.
Während sie so mit diesen Gedanken spielte, erklärte ihr die Sklavin, wie genau das Fleisch zart gemacht wurde. „Mit dem Essen ist alles in Ordnung“, erklärte sie ihr eilig und ließ sich trotz allem das Wildschwein schmecken, auch um ihr zu versichern, dass es nicht am Essen lag, sondern eher an dem Thema und ihren eigenen Gedanken.
Langsam nickte sie, als Elissa bat, dass sie diese Frage nicht stellen würde. Anscheinend brachte sie damit die Freundin nicht nur in Verlegenheit, sondern förderte auch bittere Gedanken. Sie biss sich auf die Unterlippe. Das hatte sie nicht gewollt und sie konnte ahnen welche Gefühle nun in ihr tobten. Ähnliche Gefühle empfand sie auch wenn sie in Gedanken Was wäre wenn spielte. Es waren dann alte Wunden an denen sie kratzte, einfach nur um zu erfahren, wie stark der Schmerz noch war.
Die Stimmung zwischen ihnen war bedrückt und sie konnte die Tränen von Elissa sehen, alten Schmerz und Kummer und andere Dinge.
Sie nickte, als Elissa erklärte, sie würde sich umsehen und dann ihr sagen, was ihrer Ansicht nach im Haus noch fehlte. Leicht legte sie den Kopf schief, anscheinend konnte sich die Keltin nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ihre Herrin nun heiratete. Leise seufzte sie. Irgendwann würde sich Elissa mit dem allen zu arrangieren wissen. Trotz aller Sorge um sie. Irgend etwas würde sie sich einfallen lassen um ihr eine Freude zu machen. Eine kleine...
„Na gut“, sagte sie. „Mein Angebot bleibt aber bestehen.“ Sie hob die Hand um jeden Protest im Keim zu ersticken. -
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Helena Köchin und MagdNoch ehe Helena Elissa antworten konnte, mischte sich Vitale auch schon ein. Sie wusste wer er war, sie hatte ihn schon hin und wieder im Haus beobachten können.
"Es freut mich dich kennen zu lernen", sagte sie und rührte einfrig in einem großen Topf herum. Fragend sah sie die andere Sklavin an, wollte sie auch etwas essen? Sie machte eine auffordernde Geste, Elissa sollte es sich bequem machen.
"Förmliche Zusammenkünfte gibt es nur selten im Haus. Meist bleibt die Familie unter sich" erklärte Helena dann.
"Das ist überigens Elissa", stellte sie dann die Keltin vor.
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Leicht zuckte sie mit den Schultern. Das war wohl eine Sache zwischen Avarus und seiner Frau. Sie würde sich da nicht einmischen. Auf die Idee seinen Brief zu lesen, würde sie nicht kommen. Dennoch eine Einladung würde sie Lucilla zu schicken.
Also widmete sie sich wieder dem Thema Gästeliste zu.
„Gezeigt noch nicht, aber er meinte zu mir, ich soll die Gästeliste zu den Fontinalien übernehmen!“