Beiträge von Titus Duccius Vala

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/59.jpg Augusta Raurica war zwar keine Legionsstadt, aber mit der hiesigen Cohors waren noch genug Soldaten vorhanden um jeden Wirt in der Gegend abzuhärten was die 'Manieren' der Militärangehörigen anging. Die Taberna, in die nun ein Rotschopf im Soldatenrock gekommen war, gehörte mit Byzas einem der sich-weniger-kümmernden Männer. Dies wurde vor allem deutlich, als er geräuschvoll in den Krug spuckte, den er mit einem ranzigen Lappen auswischte während er dem Soldaten zuhörte.


    "Lintrad, also?", murrte der Mann, während er doch umsichtig genug war um dem Mann NICHT denselben Krug mit Bier zu füllen, sondern sich wahllos einen anderen auf der staubbedeckten Theke packte und ihn in das Fass mit Dünnbier tunkte, dass im schummrigen Licht nicht offenbarte, ob das nun Schaum an der Wasseroberfläche war oder doch etwas anderes.
    "Welcher Lintrad soll's denn sein?", nölte der Mann weiter, offenbar zu faul die Zähne mehr als eine Münzebreite auseinander zu bewegen, als er dem Mann den Bierkrug vor die Nase stellte, "Hier gibt es mehrere... Lintrad, Sohn des Urwini, dann Lintrad, den Sohn von Persephone der Großbrüstigen und dann auch noch Lintrad, Tochter des Harbus. Achja, macht zehn Dupondii."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…illa_wildgarten_klein.png "Nicht schlecht, Witjon, nicht schlecht..." , untertrieb Vala maßlos, als der Bauherr des Anwesens und er einen Moment der Ruhe erwischten und sich etwas von der Hochzeitsgesellschaft absetzten, "Ich muss zugeben, in Italia einige Villae Rusticae gesehen zu haben... keine hat mir so imponiert wie diese es tut. Mein Kompliment, ich wünschte, ich würde in den nächsten Tagen mehr Zeit haben mir die neue Heimat unserer Sippe genauer anzusehen. Wie ist es dir und den deinen ergangen? Jetzt abseits dessen, was in den Briefen stand... wie zum Beispiel eine Hochzeit, von der man mir nicht berichtete und die ich nur per Zufall und mit gewisser Nachhilfe miterleben darf?" , machte Vala keinen Hehl aus dem Vorwurf, den er hier reinpackte. Das alles hätte deutlich stressfreier und unkomplizierter laufen können... nur seine Frau hätte einfach auf den einen oder anderen Thermenabend auf der Reise verzichten müssen... was für Vala ganz und gar verschmerzbar gewesen wäre. :D

    http://www.kulueke.net/pics/ir…a_saeulengaenge_klein.png Nachdem aufgeflogen war, dass Vala derjenige gewesen war, der erstens die Hochzeit aufhalten gelassen hatte und zudem zum mächtigsten Mann in der Provinz aufgestiegen war, hatten viele Gäste ihn so in Beschlag genommen... nicht nur Familienmitglieder... um dem Statthalter die Aufwartung zu machen oder einfach zu plauschen, was oft genug auf dasselbe hinauskam. Nichtsdestotrotz hatte Vala durchaus bemerkt, dass jemand in dem ganzen Trubel fehlte.
    Ein kurzes Wort mit Leif, dem zum Geschäftsführer der Hros aufgestiegenen ehemaligen Stallburschen (der konnte mittlerweile lesen!) zeigte ihm dann, dass sich doch etwas geändert hatte... und so eiste Vala sich irgendwann los, taperte (mit der gepanzerten Klette stets hinter sich) um die Villa herum und stand schließlich im Säulengang, aus dessen Schatten seine Tante das Spektakel zu beobachten schien.


    "Du scheust du Meute?" , machte Vala in scherzhaft-tadelndem Ton auf sich aufmerksam, "Du wirst doch nicht etwa alt, Tante? Was ist aus dem feierwütigen Mädchen geworden, von dem man mir früher erzählte?"

    http://www.kulueke.net/pics/ir…illa_wildgarten_klein.png "Je länger ich in diesem Garten stehe..." , gab der nunmehr aufgeflogene Statthalter der Provinz zu, als er sich mit seinem Vetter zu einem nicht genauer festgelegten Zeitpunkt während der Feierlichkeiten ein wenig von der Gesellschaft absetzte, um ein paar ruhige Worte mit dem Brautvater, den er ja nun schon seit mehr als einer Dekade nicht persönlich gesprochen hatte, wechseln zu können, "...desto mehr verblassen die herrschaftlichen Bauten Roms und sogar der weltberühmte Leuchtturm Alexandriens dagegen. Witjon hat sich bei der Wahl des Ortes für die Villa selbst übertroffen."
    Als die lauten Gespräche der Festgesellschaft zu einem Gemurmel zwischen den Büschen und Bäumen verklangen, blieb Vala stehen und sog mit genießerischem Blick die Luft ein, bevor er sich wieder seinem Vetter zuwandte: "Von allen Dingen, die ich sicherlich nicht vermissen werde, wird der Gestank ganz oben dabei sein. Aber genug davon, wie geht es dem Sohn der Ferun?"

    Der Optio Tabellarii, der den Anmeldeverkehr leitete, sah nur kurz zum Marius auf, nickte und schickte einen zweiten Scriba nach 'drinnen', um zu erörtern wie es um die Verfügbarkeit des Legatus stand.


    "Der Legat befindet sich im Armamentarium und wartet auf dich, Optio.", ließ er diesen schließlich wissen, als klar geworden war, dass der Duccius sofort Zeit für den Soldaten hatte.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…incipia_armamentarium.png Als dem Legaten der Legion mitgeteilt wurde, dass der von ihm herbeorderte Marius erschienen war, unterhielt er sich gerade mit dem Optio, der das Armamentarium verwaltete und dies zuvor in den Horrea getan hatte. Eine der ersten Maßnahmen Valas war gewesen, mehrere Räume in der Principia zu vereinen, die Zwischenwände einreißen zu lassen und das Armamentarium hierher zu verlegen. War in anderen Legionslagern schließlich auch so und zeitgenössische Metallwert trug diesem Rechnung: es lohnte sich, auch nur das kleinste Rüstungsteil zu klauen.


    Um dem Schwund und dem Diffundieren von Rüstung und Waffen durch Lagerwände Einhalt zu gebieten, geschah dieses also noch in der ersten Woche, in welcher Vala das Kommando über die Legion inne hatte.


    "Marius." , grüßte Vala den Optio ohne ihn anzusehen, als dieser erschien während er selbst ein Spata aus einem der vielen Regale hob und mit dem Daumen über die Dinge strich, "Stehe bequem. Du bist einer der Männer Witjons, richtig?"

    "Die sind ganz in Ordnung." , murmelte Vala gedankenverloren auf eine Tabula starrend und die Spitze des Praefectus garnicht als solche wahrnehmend, "Na, dein alter Legat war eben auch nur Legatus Legionis... als Statthalter bin ich hier die eierlegende Wollmilchsau für alle und für jeden. Wäre der Job nicht hier... und doch ganz annehmbar bezahlt, hätte ich mich wohl weiter mit den Holzköpfen im Senat rumgeärgert."


    Dass die Evocati im Valetudinarium offensichtlich vor hatten, den Dienst bis an ihr Lebensende zu versehen erfüllte Vala mit einer gewissen Zufriedenheit, weil sie ihn damit selbstaufopfernd um eine weitere Baustelle brachten. Wenngleich man, wie der Praefectus darlegte, auch ein Auge auf geeigneten Nachwuchs halten sollte.


    "Oh... ah... eh... die Equites Singulares." , zeigte Vala sich etwas über den Wink mit dem Zaunpfahl überrascht. In Roma hatte er seine drei bekloppten Gallier um sich herum gehabt, die hatten außerhalb der liktorbewehrten Amtszeiten meist gereicht ihm gewisse Leute vom Hals zu halten. Hier als Legat hatte er natürlich eine absolute Repräsentationspflicht... und er würde die Equites Singulares brauchen, wenn er zu den Mattiakern aufbrach um dort Hände zu schütteln und Bier zu trinken... weshalb der Plan, der vor zehn Sekunden noch als 'Idee' im Hinterstübchen lag, nun als de facto-to-do-Liste verkauft wurde: "Gut, dass du das ansprichst. Ich habe vor, meine Equites Singulares aus ALLEN Reitereinheiten der Provinz zu rekrutieren. Politik, sie ist überall. Aus den beiden Alae jeweils eine Turma, aus den Legiones und den Cohortes jeweils vier Mann. Ein Decurio der Ala Prima wird sie kommandieren. Achja... die zweite soll natürlich auch nicht zu kurz kommen. Marcus Marius Madarus, Optio der vierten Centuria der zweiten Cohors, wird als Duplicarius zu den Equites Singularis versetzt. Du müsstest dir da also einen Ersatz suchen.


    Was die Pedites Singulares angeht. Jeweils zehn aus den Legiones und fünf aus den Cohortes.", legte Vala fest, der deutlich mehr Wert auf eine berittene Leibwache legte als auf eine zu Fuß. Immerhin würde er deutlich öfter unterwegs als an einem Ort anzufinden sein.


    Sim-Off:

    So der Spieler mehr Action als Reiter bei der Legion wünscht, ersteres. So nicht: egal. Ich würde es aber empfehlen...

    "Das ist schön zu hören... und gut zu wissen." , kommentierte Vala knapp die Tatsache, dass man die letzten Jahre wohl damit zugebracht hatte zu rekrutieren was das Zeug hielt und möglichst viele junge Männer in die Einheiten geholt hatte. Möglicherweise hatte man ebenso die freien Cohortes geschröpft, die ja teilweise auch aus Männern mit Bürgerrecht bestanden. Sowieso, da musste eine Aufstellung her. Nichtsdestotrotz konnte Vala zufrieden sein, dass man ihm dieses Problem offensichtlich vor seiner Amtszeit vom Hals geschafft hatte.


    "Zuletzt waren es die Hermunduri, die diesen Schwätzer Cornelius Tacitus Lügen straften und ihre 'ergebene Freundschaft zu Rom' auf recht eigenwillige Art und Weise bewiesen. Jetzt die Chatti... wieso sind es eigentlich immer die Stämme, die mehrere Tagesreisen von der Grenze entfernt siedeln, die auf Krawall aus sind?" , schüttelte Vala ungläubig den Kopf während der Arennier fortfuhr. Die Gerüchte in Rom waren offensichtlich war, und wenn der Arennier von einer 'gewissen Machtkonzentration' sprach, hieß das vor allem, dass dort etwas vor sich ging was es seit Modorok und davor seit Arminius nicht gegeben hatte. Schließlich wusste Vala aus eigener bittersüßer Erfahrung: wenn die Germanen eins nicht mochten, dann war es zuviel Macht in zuwenigen Händen.


    "Das klingt ganz und garnicht nach den freien Germanen." , sprach er schließlich aus was er dachte, "Aber wir werden entsprechend reagieren, egal was es ist. Wenn das alles ist, was wir wissen, wird die erste Zeit damit verbracht, mehr zu erarbeiten, was wir wissen können. Gleichzeitig stärkere Präsenz zeigen. Aber eines nach dem anderen... wenn ich jetzt hektisch beginne Befehle zu geben, wird man auf beiden Seiten des Limes nervös. Solange niemand einen Fuß über die Grenze setzt, gibt es auch keinen Grund hektisch zu werden... nichtsdestotrotz werde ich wohl recht bald unseren Freunden von den Mattiaci einen Besuch abstatten. Nerven beruhigen, Informationen einholen, Freundschaft bekunden. Wenn wir deutlich machen, dass wir kompromisslos zu unseren Verbündeten stehen, wird das auch den Wankelmütigen zeigen auf welche Seite sie sich zu stellen haben.", ließ Vala seine ersten Gedanken durchblicken, die er zu dem Thema hatte. Zu einer großen Lagebesprechung mit entsprechenden Entschlüssen war es ohnehin zu früh, dafür wusste Vala zu wenig und war noch nicht fest genug im Sattel... und sowieso: es war noch Zeit.


    "Was auch bedeutet, dass ich für dich keine weiteren Befehle habe als das, da unten so zu tun als sei alles in Ordnung." , brummte Vala abschließend, "Was nicht bedeutet, dass du dein Pferd fett werden lassen kannst... im schlimmsten Falle bist du schneller wieder hier oben, als dir lieb sein kann. So denn... wenn das alles war, haben wir alle schon einmal genug um uns den Kopf darüber zu zerbrechen. Beim nächsten Mal wissen wir alle deutlich mehr über die Sache... bevor ich euch entlasse: in meiner Familie wird heute offensichtlich ein Fest gefeiert. Hochzeit, offenbar. Wie ich meine Leute kenne, haben die genug Bier und Wein für zweimal so viele Gäste wie da sein werden. Ihr dürft euch damit also ganz offiziell eingeladen fühlen... bevor wir uns die Köpfe zerbrechen, sollten wir uns den Staub der Reise aus den Kehlen spülen." , legte Vala fest, ohne größere Gedanken daran zu verschwenden, ob es seiner Familie überhaupt passte, dass er hier eine wortwörtliche Generaleinladung aussprach. Andererseits stand hier um ihn herum die militärische Elite der Provinz. Da würde keiner meckern. :D

    Sich einfach in den Platz zu stellen und der Dinge zu harren die da so kamen war garkeine so schlechte Idee, schließlich konnte Vala garnicht gucken so schnell wurde er von seinem Vetter förmlich ungeworfen. Irgendwie hatte er den garnicht so in Erinnerung, aber offensichtlich löste bei Phelan die Gewissheit um die vorteilhafte Verheiratung seiner Tochter eine gewisse Hochstimmung aus, weshalb Vala nicht lange zögerte und die Umarmung brüderlich erwiderte.


    "Och, weest, ik woar just inna Gegnd." , spielte Vala den Grund seiner Anwesenheit herunter und grinste schief, so wie ein Consular nunmal so grinste der rein zufällig in der Gegend war und dabei auch noch die Hochzeit seiner Base mitbekam. Die umwerfende Freude seines Vetters ließ ihn, der er ja sowieso nicht gerade der aufmerksamste war, dann auch vollkommen übersehen, wie seine Frau sich gerade so fühlte. Erst als Phelan sich selbst korrigierte und das Weib auf Lateinisch ansprach, wandte Vala sich zu seiner Frau um... und schaffte es ob seiner Freude hier zu sein tatsächlich, ihre vollkommen verkrampfte Haltung gänzlich zu übersehen und einfach nur dümmlich zufrieden zu lächeln.

    Sim-Off:

    Nicht ganz. Dieser Thread soll das 'anklopfen und warten' vor den Officia ablösen: eine ID meldet sich hier bei den Scribae und wird dann, vom betroffenen Spieler, entweder in das ständige Officium weitergeleitet (wo man sich das Klopfen und Warten dann sparen kann) oder an einen Ort/Thread seiner Wahl. So kommt halt jeder zum Zug... ständige Threads, ständige Officia und flexible Plotthreads...

    "Du hast mit den Centuriones mehr zu tun als ich mit den Tribuni..." , schmunzelte Vala als ihm das Verhältnis der Zahlen durch den Kopf gingen, "...andererseits: da ist noch die Provinz. Ich werde erst dazu kommen, die Prafecti Alae und Cohortium erst nach und nach besuchen können, wenn ich ohnehin in der Provinz unterwegs bin. Was übrigens recht oft vorkommen wird, also wirst du die Legio ebenso oft für dich haben. Aber das bist du ja bereits gewohnt." , ließ der Legat seine mittelfristigen Pläne durchblicken, immerhin musste der Praefectus wissen was auf ihn zukam.


    "Was die Evocati angeht... halte sie so lange wie möglich hin. Im Valetudinarium brauchen sie keine großen Verrenkungen und Turnübungen vollführen und können die Verletzten von den jüngeren schleppen lassen. Erstens haben wir laut der letzten Aufstellung noch nicht genug Ersatz und zweitens ist das Valetudinarium DER Ort an dem wir Erfahrung am nötigsten haben." , gab Vala nach keinem Moment des Überlegens bekannt, ging er doch nicht davon aus, dass im Lazaret die gleichen Irren schlummerten die ihm damals in Mantua den Schädel aufbohren wollten, "Ein unerfahrener Mann im Stab kostet einige Menschenleben, ein unerfahrener im Lazaret kostet viele."


    Die Sache mit den Thermae nickte Vala nur beiläufig ab, das gehörte definitiv in den Kompetenzbereich des Praefectus in welchem er keine Erlaubnis des Legaten benötigte.


    "Ich hätte da auch noch zwei Dinge..." , ging Vala auf neue Themen ein, indem er sich eine Tabula von seinem Schreibtisch griff und die dem Praefectus vor die Linse schob: "Einer der Berichte des Arennius besagt, dass eine unserer Turmae Patrouille geritten ist... auf der anderen Seite des Limes. Offensichtlich ohne entsprechende Befehle. Ich werde die Entscheidung des Arennius sicherlich nicht konterkarieren, allerdings halte ich es für notwendig den Decuriones die Funktion der Legionsreiterei in Erinnerung zu rufen: Botschaften überbringen und die Augen aufhalten. Darüber hinaus allerdings scheint es ohnehin zur Zeit sinnvoll zu sein, die Ala Secunda zu unterstützen, da die Patrouillentätigkeiten ausgebaut werden sollen. Wähle zwei Turmae aus, die auf unbestimmte Zeit zur Ala abgeordnet werden... sollen die sich da austoben.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…io_principia_officium.png Etwas, das Vala unmittelbar nach seiner Ankunft in 'seiner' Provinz klargeworden war, war dass Redebedarf bestand. Großer Redebedarf. ENORMER Redebedarf. Eigentlich hatte er ja gehofft, nach seiner Abreise aus Rom endlich mal so richtig Nägel mit Köpfen machen zu können, aber anstelle dessen redete und redete er.
    Das vor allem, weil jedes Gespräch einer Kernreaktion gleich neue Gespräche nötig machte und initiierte.
    Die Legion war da keine Ausnahme. Jeder einzelne seiner Tribuni bedurfte Aufmerksamkeit, der Aquilifer, der Primus Pilus... und Vala verstand sich selbst ein Legat, dessen Führung in einer gesunden Mischung aus würdevoller Entrückung und persönlicher Anteilnahme bestand. So schrieb er sich auf die Fahnen, schnellstmöglichst auch die Namen sämtlicher Unteroffiziere auswendig zu lernen.


    "Cohors Tertia, Centuria Octava... der Optio?" , fragte Sirius seinen Herrn ab, der mit einem Becher Posca bewaffnet am Fenster seines durchaus geräumigen Officiums in den Principia saß und dem Treiben draußen zuschaute.


    "Galeo.... Pracilius.... .... ..... .... Nerva?" , riet Vala nach einer Weile des angestrengten Schweigens und mit stark in Krausen gelegter Stirn. War doch nicht ganz so einfach... aber was tat man nicht alles, um seinen Job bestmöglich zu machen?


    "Phanias." , korrigierte Sirius seinen Herrn tonlos und fuhr fort: "Cohors... oh... der Praefectus Castrorum."


    "Marcus Iulius Licinus. Mach keine Witze, sondern weiter..." , grollte Vala ohne eine Sekunde des Zögerns, immerhin kannte er den Mann nun schon seit fast mehr als zwei Jahrzehnten.


    "Nein, ich meine... er ist hier." , insistierte Sirius und verabschiedete sich ausnahmsweise sehr sklavenhaft in den Hintergrund. Vala hingegen wandte sich vom Fenster ab, um tatsächlich seinen Stellvertreter in Legionsfragen in der Eingangstür seines Officiums zu erblicken.


    "Iulius." , lud er denn Mann ein sich zu ihm zu gesellen, der nicht nur von Amtswegen das Privileg genoss in das Officium schneien zu können wann immer es ihm beliebte, "Wie gefällt sie dir, deine neue? Und haben die Quaestorier dir den Kassenbericht zukommen lassen, wie ich ihnen sagte? Der Arennius war zwar mehr Militär als Bankier, aber die Legio ist nicht gerade pleite."

    "Ich muss zugeben, ich bin selbst beeindruckt..." , meinte Vala offen dies zugebend zu seiner Frau als sie durch die spätsommerliche Idylle des Wildgartens mit seinen duftenden Kräutern und den durch und durch in spätes Grün getauchten Büsche im Schatten der hohen Bäume schritten. Die Wege waren von der Menge an pünktlich erschienenen Gäste festgetreten, zeigten sich aber immernoch recht anspruchsvoll für filigranes Schuhwerk... das Vala nicht trug, der seit je her die bequemen Offiziersstiefel anzuziehen pflegte, wenn er mal nicht an offiziellen Anlässen in die unsäglichen Senatorenpantoffel gezwungen wurde.
    "In der alten Casa gab es auch einen Wildgarten mit einem kleinen Tümpel, aber der hier... der ist sicherlich zehnmal größer." , fuhr Vala fort, auch meinend dass ganz offensichtlich das ganze Anwesen zehnmal größer war als das, was sie zuvor ihr Zuhause genannt hatten. Sowieso: sinnbildlicher konnte der Unterschied seiner Familie zu den anderen, die die Geschicke des Reichs gestalteten nicht sein. Dieser Wald war das, was sie ausmachte. Und während sie sich der Festgesellschaft näherten wurde Vala allmählich klar, wie lange er weggewesen war, dass dies ihn so fesseln konnte als würde er es zum ersten Mal sehen.


    Doch derlei Gedanken mussten beiseite geschoben werden, denn irgendwie standen sie plötzlich mitten in der Festgesellschaft... deren Stimmung schon in den ersten Sekunden als eher gedämpfterer Natur klar wurde. Natürlich war es nicht so, als würden sich sofort alle Köpfe zu ihnen umdrehen, so ein bunter Hund waren sie dann doch nicht. Grund genug, um Vala sehr subtil mit einem saloppen 'Hallo, hallo...' einige Menschen auf ihr Ankommen hinzuweisen.

    "Dies und das... höchstseriöse Consularsarbeit." , wich Vala sehr allgemein mit einem verschmitzten Schmunzeln der Frage seiner Base aus und sah mit Freuden, dass sein Wink mit dem Zaunpfahl offensichtlich fruchtete und die Damen drauf und dran waren, die Braut für eine Fortführung der Feierlichkeiten fortzuschaffen. Die sich dann allerdings einen Spruch leistete, der Vala ein nicht allzu amüsiertes Blitzen in die Augen trieb und seine Antwort für den Moment geltend frostig ausfallen ließ, da er keineswegs gewillt war sich auf derartige Diskussionen einzulassen: "Het laat ma mien Sorch sin."


    An die Damen gewandt meinte er, professionell umschaltend: "Ich gehe jede Wette ein, dass der Statthalter nun genug der Aufhalterei hat... wir sehen uns also später." , sprach's und hielt seiner Frau den Arm hin: "Komm Schatz, ich stelle dir den Rest der Sippschaft vor."

    "Haltet mich in guter Erinnerung?" , konnte Vala sich dann doch nicht mehr zurückhalten, nachdem er während der gesamten Rede des Quintilius eine unbewegte Miene praktiziert hatte und nun leise gemurmelt etwas nachstichelte, "Ihr seid wieder erstarkt, bereit die Feinde des Reiches abzuwehren? Ihr seid zu neuer Größe aufgestiegen, habt eure Reihen geschlossen? Meine Fresse, fehlt nurnoch, dass du den Limes gaaaaanz alleine gehalten hast."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/38.jpg Anders als beim Ruf des Praefectus Castrorum nach den Centuriones, die allesamt mehr oder minder lesen konnten, war das beim Ruf zum Generalappell eine andere Sache: um möglichst viele Soldaten binnen kurzer Zeit zu erreichen, ritt einer dem Legaten direkt unterstellten Soldaten quer durch das Lager und brüllte überall die gleiche Nachricht in die Gesichter die ihm über den Weg liefen: "MORGEN FRÜH ZUR HORA QUARTA APPELL DER GESAMTEN LEGION ZUR KOMMANDOÜBERGABE DES LEGATUS AUF DEM CAMPUS! HABT IHR DAS GEHÖRT IHR HORNOCHSEN? ZUR HORA QUARTA! APPELL DER GESAMTEN LEGION! KOMMANDOÜBERGABE! SAGT DAS WEITER!"

    https://farm5.staticflickr.com…72673582_8ee8348db0_m.jpg Anders als bei der Ala, wo ein vorbereiter Praefectus-to-be auf einen vorbereiteten Praefectus-ah-deh traf, lag die Sache bei der Legio etwas anders. Nach der Eröffnung, nach Argentorate versetzt zu werden, hatte der Arennius um ein wenig Zeit zum Packen (lassen) und den Abschied organisieren gebeten... und selbstverständlich bekommen. Zwei Tage nach Eintreffen des neuen Statthalters hatte man nun die komplette Legio zum Appell gerufen und auf dem Campus außerhalb des Lagers antreten lassen.
    Zuerst betrat der Aquilifer das Tribunal, die am morgen dreimal geschrubbte große Rednerbühne, und platzierte den auf der reichlich verzierten Stange ruhenden Adler für alle sichtbar vorne links in der Ecke um den offiziellen Charakter des Moments zu unterstreichen. Es folgten die Tribuni, der Praefectus Castrorum, schließlich der als Gast geladene Praefectus der im Castellum Mattiacorum stationierten Schützenkohorte, der Praefectus der hiesigen Ala und natürlich die 'beiden' Legati derselben Legion, die sich am heutigen Tage den Staffelstab überreichen würden.


    Als Vala, natürlich dem Moment entsprechend in bestem Feldherrenornat kleidet, sich der Masse an Soldaten gewahr wurde, schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Es war schon eine Hausnummer, das Kommando über eine Einheit gebündelten Stahls dieser Größe zu haben... selbst wenn er als Statthalter de facto das Kommando über alle Soldaten in der Provinz hatte, eine Streitmacht von mehr als zwanzigtausend Mann. Die Zweite war schon eine Hausnummer, auch wenn Vala seine größten Erfolge bisher mit der Legion erkämpfte, die der Arennius nun übernehmen würde: der Achten in Argentorate.
    Allerdings wusste Vala auch, dass er und diese Legion wahrscheinlich noch vieeeel Zeit miteinander verbringen würden... und die nächste Herausforderung wohl schon an der Tür klopfte.


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    So 'charmant' zur ordentlichen Begrüßung aufgefordert, stieg Vala von seinem Pferd und 'herzte' seine decimische Base, indem er sie kurz in die Arme schloss und nach dem sehr römischen ius occuli einen Begrüßungskuss auf die Lippen hauchten. Ebenso wurde mit der Braut-in-spe verfahren, die ihn gleich in ihrer alten Sprache anredete... das damit provozierte Missfallen seiner Frau entging ihm dahingehend nicht, so dass er nur kurz im Dialekt verweilte: "Dankjewell. Aachten viu Joar in Roma is et heel joot wiedr hia to sin." , sprach's und wandte sich mit einem Nicken der Frau zu, die als Susina Alpina vorgestellt wurde. Da es keinen Stamm der Susiner bei den Römern gab, war das hier wohl eine Peregrina.
    "Salve auch dir, Susina Alpina. Es wäre reichlich schwer geworden, als Consul Rom zu verlassen.." , lächelte er verschmitzt, "..ich habe meine Amtszeit als Consul bereits hinter mir, weshalb ich nun als Consular... Bimus... gelte."


    Der Hinweis Lucias auf das Kleid Runas lenkte seinen Blick erneut der Braut zu, die schon ein wenig derangiert wirkte. Das Kleid an sich fand Vala, sich an die eine oder andere germanische Hochzeit erinnernd, dabei vollkommen passabel. Nichtsdestotrotz musste er seiner Frau ausnahmsweise mal zustimmen: "Das Kleid ist nicht das Problem, das steht dir und wird dem Moment auch Ehre tragen. Aber dennoch solltest du dich zurückziehen und dich in Form bringen, immerhin soll ja bald Hochzeit gefeiert werden. Wenn ich mich nicht vollkommen vertue und mein Gedächtnis mich nicht trügt, deine."