Das zum Thema sie war ihm sicher. Ihre Hand noch in der seinen, die andere auf seiner Brust verspürte er einen Anflug von Überraschung als sie sich einfach so von ihm löste. Dabei hatte er noch gar nicht richtig angefangen! Natürlich hatte er den Kuss genossen, schließlich gab es auch für Männer keinen erhebenderen Moment. Das wusste nur niemand, weil es ein wohlgehütetes Geheimnis war, damit Männer sich weiterhin gebärden konnten wie tollwütige Trolle ohne sich von ihren Weibern vorhalten lassen zu müssen, dass sie doch zumindest partiell Gefallen an weniger gewalttätigem Umgang fänden, und dies doch bitte auszubauen war! Ja, Vala hatte es genossen... Axillas Lippen waren voll und weich und wie zum Küssen geschaffen, und auch wenn sie vornehmlich roch wie eine Obstplantage war unter den ganzen Essenzen die sich Römerinnen in die Haut rieben zumindest noch die Frau zu erahnen.. und Vala wusste genau, wie man einem römischen Weib diesen unnatürlichen Gestank austrieb: in dem man sie zum schwitzen brachte. Aber eben dieses Vorhaben wurde jäh unterbrochen, als sie sich von ihm löste, was Vala mit einem fragenden Blick quittierte bevor er wirklich ärgerlich werden konnte. Es gab einen Punkt, da ließ man seine Beute nicht mehr aus den Krallen und jedes Zucken ersterer bedeutete nichts weiter als eine unnötige Verzögerung des Unvermeidlichen.
Und mit was verzögerte sie das?
Mit einer Lapalie!
Sie heiratete wieder... na schön. Und sie sagte das in einer Tonlage, als wäre das von wirklich trifftiger Bedeutung. Gut, natürlich war es das. Immerhin war die Ehe den Römern heilig, und damit war es quasi selbstverständlich, dass Axilla wieder heiratete. War bei den Germanen nicht anders, und Vala war mit seinem Anarcho-Balzverhalten eine distinkte Ausnahme unter all der Tugendhaftigkeit in den Völkern. Wobei er definitiv zu viel erlebt hatte, um auf jede vorgeschützte Tugend noch etwas zu geben. Menschen waren Tiere, im Krieg wie im Frieden wie im Bett. Und vor allem da.
Das einzige, was Vala davor bewahrte sie mit einem einfach dahingerotzten 'Na und..?' wieder an sich zu ziehen war ihre Stimme, die vor Bedauern nur so troff. 'Frigg, sei verflucht!' war einer der harmloseren Verwünschungen, mit denen Vala sämtliche ihm bekannten Namen der Ehegöttin bedachte, weil sie das Miteinander mit jungen Frauen so unfassbar kompliziert machte.
Er wollte dieses Weib... hier und jetzt. Im Garten. Nackt, verschwitzt und vor Verlangen seinen Namen keuchend. Er wollte nicht auf die wohl anstehende Hochzeit eingehen! Er wollte sie nicht einmal verhindern! Noch wollte er ihr sonst irgendwas! Das einzige, was er wollte war eine Kerbe mehr in seinem Bett mit dem Titel 'I. Axilla - Non. Sep. DCCCLXI - HQ'.
Sollte sie doch heiraten wen sie wollte, solange sie heute Abend die Beine für ihn breitmachte!
Aber Vala war nicht dumm, und bei aller aufkeimender Wolllust war ihm klar, dass er hier alles verlieren konnte und sich im schlimmsten Fall in einem Lupanar würde abreagieren müssen, sollte er hier scheitern. Nein, jetzt galt es Einfühlsamkeit zu beweisen. Oder zumindest sehr glaubhaft so zu tun als wäre Mann zu derartigem überhaupt fähig. Also riss er sich noch einmal zusammen, und machte das betroffenste Gesicht zu dem er bei all dem Testosteron in seinem Blut überhaupt fähig war: "Du... heiratest?" Ja, das klang gut... ungläubig, beinahe schon ein wenig verzweifelt. "Das... das... das ist gut.", sprach er mit einer Miene, die SEHR deutlich machte, dass er eigentlich gerade genau das Gegenteil dachte. Er löste sich von ihr.. wie um der Tugend doch noch eine Chance zu geben und ging einen, zwei Schritte auf den Pan zu. "Das ist wirklich gut. Du bist eine Iunia.. sicherlich wirst du deinen Mann sehr glücklich machen."
Hätte er einen anderen Mann diese Worte sprechen hören, mit der Theatralik die er in sie legte, so hätte er diesem höchstwahrscheinlich angewidert vor die Füße gekotzt. Aber was betrieb Mann nicht alles an Aufwand um ein paar glorreiche Momente zwischen den Schenkeln einer Frau zu verbringen? Richtig, ALLES. Es drehte sich ALLES darum. Natürlich mit Konsequenzen und Machterhalt und so... aber letztlich ging es nur um Mann und Frau. Oder Mann und viele Frauen. Wobei Vala letzteres natürlich vorzog, gerade wenn er sich nicht die ganze Zeit mit ihnen abgeben musste.
Das Bedauern in seiner Stimme, die Verzweiflung in seinem Blick.. alles ebenso einstudierter Gestus, als würde er dem Senat Roms ein neues Gesetz verkaufen. Er fragte nicht nach dem Namen des Mannes, dieser war schließlich vollkommen irrelevant für ihn. Er wollte ihn auch gar nicht wissen, Männer machten nur Probleme wenn es um Frauen ging, weshalb Vala gewisse Dinge bevorzugt alleine mit ihnen klärte... und hier ging es um etwas, was er ganz sicher nicht im Beisein von irgendwem klären wollte.