"...und ihr Vormund sind dir wohlgesonnen." klang es noch in Valas Ohren nach, und der junge Germane kam nicht umhin ob der bizarren Vorstellung die Lippen zu einem schiefen Grinsen zu verziehen. War ihr Vormund ihm wohlgesonnen? Soweit er wusste, war ihr Vormund nach dem Tod ihres Mannes... wenn man es genau nahm... sie selbst. Und zumindest was gewisse Körperlichkeiten anging war er sich sicher, dass sie ihm wohlgesonnen war. Wenn man es nicht so genau nahm war ihr Vormund niemand anderes als der Kaiser des römischen Reichs, und Vala hatte es nicht auf eine Vestalin abgesehen.
Wobei das sicherlich auch seinen Reiz hatte.
Als Lupus dann direkt auf den toten Balbus zu sprechen kam verschluckte Vala sich unwillkürlich an sich selbst. Entweder war Lupus ein vollkommener Beobachter oder ein Trottel auf einer Rinderweide der unbewusst seine Schritte genau an die richtigen Stellen setzte. Geräuschvoll sog Vala Luft ein, winkte dann aber ab um das Gespräch bloß nicht an dieser Stelle halten zu lassen.
"Ach, endlich? Ich dachte schon, die Römer legten sich per mala fide mit ihren Göttern an. In Mantua waren nicht wenige der Meinung, dass die Römer ihnen das eingebrockt haben... und die Götter ihre Strafe vor Wut einige hundert Stadien zu weit nördlich platzierten."
Womit Vala implizit darlegte: seiner Meinung nach hatte er mit dem ganzen Schmarn nicht das geringste zu tun. Natürlich war Iuppiter niemand anderes als Wodan selbstgöttlich, und die anderen Asen hatten auch ihre Entsprechungen im Süden gefunden... aber was die Römer verbockten war der Römer Sache, und nicht die seine. Er opferte und glaubte quasi autark.. bisher hatte es ihm nicht geschadet. Andererseits war da Mantua... und auch ihn hatte es erwischt. Diese kleine Erkenntnis ließ Vala grübeln, und so dauerte es eine ganze Weile bis er den Faden des Lupus wieder aufnahm. Beziehungsweise nicht, denn Lupus Familie ging ihm gelinde gesagt am Arsch vorbei solange er sie nicht für seine Zwecke ausnutzen konnte. Was ihn wieder auf den Lapsus mit Ursus erinnerte. Da hätte er auch was reißen können... reißen MÜSSEN... andererseits hatte er seine Gedanken da noch in Mantua und NUR in Mantua gehabt, und sein Hirn zusätzlich noch in einer groben Masse an Ektoplasma eingelegt. Da konnte kein Mensch erwarten, dass man politisch dachte. Er hatte ja nicht einmal die Zeit gefunden an Frauen zu denken. Nicht einmal an halbwegs bekleidete. Und das hieß schon was... und das hieß vor allem: er hatte etwas nachzuholen.
"War die verstorbene ein Weib das sich anzusehen lohnte?", überging Vala jede Beileidsbekundung und fixierte sich erst einmal auf das, was ihm essentiell erschien. Tot war sie so oder so.. und so konnte er implizit in Erfahrung bringen, ob das lebende Wicht was hermachte, Konsularsverlobte hin oder her. Die anderen Hochzeiten winkte er einfach beiseite, noch war er auf einem Level an dem die römischen Strippen zu oft an ihm vorbeiführten, und daher auch die politischen Hochzeiten kaum von Belang für ihn waren.
"...genug dessen. Was gibt es an der Front? Hast du dich mittlerweile... selbst... um diesen Piso gekümmert? Und was gibt es sonst für Fälle, die uns im Wege stehen? Wie geht es den beiden anderen? Imperiosus? Lepidus? Sermo lässt dich grüßen.. und friert sich in Germania den Arsch ab. Verweichlichtes Römervolk, möchte man meinen. Also?"