Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Ah, na also...", murrte Vala, als er mit dem Fuhrmann plus Fuhrwerk im Gepäck die Straße zurückgestiefelt kam, und die Porta offen vorfand. Mit einem sichtlich enervierten Mann davor, der sich sogleich als der gesuchte Duumvir vorstellte. Bevor er sich allerdings an diesen wandte, zupfte er fünf Sesterzen aus einem Beutel und drückte sie dem Fuhrmann in die Hände, um ihn für die kurze Unannehmlichkeit zu entlohnen.


    "So... Duumvir Cluentius... ich bin Titus Duccius Vala, Tribun der ersten Legion. Ich habe ein paar Fragen an dich... fangen wir doch gleich damit an: Was erlaubst du dir, einen Offizier der Legion vor deiner Porta auf diese Art und Weise abweisen zu lassen? Und vor allem: Wieso bist du nicht in der Curia? Und wieso ist fast niemand in derselben? Was geschieht hier gerade?", ging Vala den Mann mit nur oberflächlicher Höflichkeit an. Sein Blick sprach anderes: er fixierte den Mann mit einer Mischung aus Verachtung und nur wenig verhohlener Wut.

    Sirius
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    Sirius hatte geraucht. Mal wieder. Nicht die harmlosen Kräuter, die einen die Übel des Tags vergessen ließen, nein: Sirius hatte nach dem Männerhirnspaltenden Weiberabend keinen anderen Ausweg gefunden, als sich an das harte Zeug zu halten. Und ja, das wirkte. Es ließ vergessen, dass er alleine war... alleine in einem Frauenhaushalt. Allein unter Frauen. Sein Boss schien sowas als Valhalla auf Erden anzusehen, aber für Sirius war es die Hölle. Denn: Frauen waren der helle Wahnsinn. Und das nicht im positiven Sinne. Eigentlich eher im Sinne von Geisteskrankheit und Irrationalität. Beides. Frauen machten einen kirre. Mit einer konnte man es ja noch aushalten, so hatte Sirius nicht lange gezögert etwas mit einem jungen Ding aus der Küche anzufangen. Aber sobald sie sich zusammenrotteten lief das männliche Gehirn Gefahr, sich in Schmelzkäse zu verwandeln. Und das einzige, was einen angesichts soviel Verrücktheit den Verstand wahren ließ, war: Opium.


    Ein interessanter Nebeneffekt waren ab und an auftauchende bunte Tiere. Gelbe Elefanten, die sich unter einer Kline versteckt hatten. Blaue Löwen an der Decke, oder eine monströse Harpye in der eigenen Kleiderkiste. Mal ganz abgesehen von der ab und an aussetzenden Weltphysik. Aber Sirius kam damit klar: es war einfacher durch das Atrium zu schwimmen als die Weiber zu begreifen.


    Heute allerdings hatte er eine Aufgabe, und um die vernünftig erfüllen zu können, hatte er sich pflichtbewusst darauf vorbereitet. Nun saß er mit Lidia, seiner Flamme, auf einer Bank im Hortus und laß ihr einen Brief von seinem Herrn vor. Eine ungeheuerliche Indiskretion gegen die sein Pflichtgefühl rebellierte, aber es war ja kein richtiger Brief. Nein, es war der Brief in einem Brief. Und der Brief, der den Brief beinhaltete, hatte sehr klare Anweisungen enthalten was Sirius zu tun hatte. Und das war halt, den Brief vorzulesen. Und das möglichst so, dass die Domina des Hauses es mitbekam. Was sie zwangsläufig tat, denn sie saß nicht weit entfernt mit einigen Sklavinnen bei der Hausarbeit. Was für unglaubliche Zufälle es doch gab.
    "..und mein Dominus erzählt zum Beispiel... oh, siehst du diesen Bären dort? Nein? Ach, egal... obwohl... ganz sicher, dass du diesen pinken Bären nicht gesehen hast? Ja? Oh.. nun... mein Herr erzählt zum Beispiel von einer reichen Familie aus Mantua, die ihre schönste und würdigste Tochter an einen großen Mann in der Stadt verheiratet hatte. Eine wirklich große und pompöse Hochzeit, für Mantuaner Zustände, natürlich. Und er erzählt, dass diese sich bald darauf in Gram ergab, weil ihr Mann kaum mehr nach Hause kam. Es hieß, er habe eine betörend schöne Geliebte, und würde deshalb sämtliche Pflichten vergessen... und auch seine Frau... die zuhause saß, und auf ihn wartete. Irgendwann wurden die Abstände wohl immer größer... und größer... bis er irgendwann garnicht mehr nach Hause kam. Stell dir das vor... eine Tochter aus gutem Hause, so gedemütigt.. das mag man kaum glauben. Nun.. als ihr Mann eine Woche fernblieb, konnte sie noch Ausreden finden. Auftrag und so... die Arbeit. Als er zwei Wochen fernblieb, wurden die Ausflüchte schon schwerer. Und dann... man mag es nicht glauben... dann.. oh... und was ist mit diesem roten Biber da... kein Biber? Okay, kein Biber... also dann kam er einen ganzen Monat... DAAA!!!! Schau hin!!! Er kann fliegen!!! Nein? Nun... wo war ich? Achja... also... er kam einen Monat nicht nach Hause... und irgendwann auch ein halbes Jahr nicht. Aber man wusste, dass er lebt... und es wahrscheinlich mit seiner Hetäre. Und nach endlosen Monaten des Wartens hat sie sich dann doch entschlossen sich scheiden zu lassen. Zu spät... ihr Ruf war ruiniert... und ihre Familie konnte sie nicht zurück nehmen... seitdem friste sie wohl ihr Dasein in Einsamkeit. Armes Ding, meinst du nicht?"

    Fassungslos starrte Vala an die immernoch sehr geschlossene Porte der Casa. Wäre die Situation nicht so offensichtlich gewesen, hätte er sich wahrscheinlich irgendwelche dümmlichen Fragen gestellt, ob das gerade wirklich geschehen sei. Ob das vor allem IHM gerade geschehen sei!


    Mit einem Blick nach oben sandte Vala eine ziemlich ernstgemeinte Frage zu den Göttern, warum das gerade ihm geschehen musste! Warum gerade er jetzt so gedemügt werden musste!
    Als Antwort begann es quasi auf einen Schlag sturzbachartig zu regnen. Das Prasseln schlug mit unerbittlicher Zielstrebigkeit auf ihn und den Probaten ein. Das könnte man als Zeichen der Götter verstehen.


    "Verdammte Axt...", flucht der düpierte Tribun in seinen nichtvorhandenen Bart. Die Tür war massiv, und selbst wenn sie es nicht wäre: wollte er wirklich wissen, wie der Legat darauf reagierte wenn ein Tribun sich mit Gewalt Eingang zum Haus städtischer Verantwortungsträger verschaffte? Nein. Wollte er nicht...


    Sie waren zu zweit. Keine unbedingt beeindruckende Masse an Kampf- oder Überzeugungskraft. Er würde sich den Duumvir später vorknöpfen, mit mehr Männer im Rücken. Müssen. Oder aber... da fuhr gerade ein Ochsengespann an der Blockecke.. vielleicht. Ach, scheiss drauf, hinterher: "IM NAMEN DER ERSTEN LEGION!!! HALTET EIN!!!!"

    Wenn man etwas auf dem Weg nach oben lernen musste, dann war es schlucken. Was obszön klang, war es freilich auch, allerdings auf eher politischem Wege. Man schluckte, um es später irgendeinem armen Tropf ins Gesicht zu kotzen, der unter einem stand. Was nicht Valas Ethos entsprach, immerhin waren die unter einem oft eher in der Lage einen mit durchschnittener Kehle verenden lassen konnten, als die, die über einem standen. Oder anders gesagt: die viel eher dazu bereit waren. Und wenn das nicht geschah, so überholten sie einen schnell genug. Vorsicht war also geboten. Wie auch hier... entsprechend unkommentiert ließ er die Frotzelei der Legatengattin an sich abgleiten. Allerdings fragte er sich, warum er es von den einen auf den Teller bekam, von anderen hingegen nicht. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem eigenen Status zu tun... und wie sicher man sich desselben war. Musste die Tiberia ihm etwas beweisen? Sicherlich nicht. Musste die Tiberia sich selbst etwas beweisen? Wer wusste das schon...


    "Absicht.", antwortete Vala so ehrlich wie trocken auf die Frage der Tiberia, die sich wohl um einen gesellschaftlichen Abend betrogen sah, "Die Rotte lernt man besser kennen, wenn nicht alle darauf achten müssen, dass der Leitwolf sie in Stücke reißt."
    Ein weiterer willkommener Schluck Wasser, eine weitere Pause in einem Gespräch von dem Vala nicht wusste, was er davon halten sollte. Und ein Gespräch, das ausgehen konnte wie es wollte, die Tiberia würde sich auch ohne einen reellen Grund entscheiden können, ihm das Tribunat zur Hölle zu machen. Aber provozieren brauchte man es auch nicht..
    "In Anbetracht der Tatsache, dass der Legat so kurz nach meinem Dienstantritt nach Rom aufbrechen wollte, habe ich den günstigsten Moment für ein solches Miteinander nach seiner Rückkehr gesehen."

    Mit menschenentrückter Kontinuität schlugen tausende Regentropfen auf die Lehmziegeln des Stalldachs; ein prasselndes Stakkato, das Valas düstere Gedanken eine nur allzu passende Klangkulisse gab.
    Während sein Pferd sich emotionslos der Bearbeitung mit Stroh ergab, blickte Vala ins Leere, und versuchte zwanghaft nicht daran zu denken, was er in seinem noch so kurzen Leben erlebt hatte. Ein Fluch der Götter also sollte das sein, was sich da draußen ankündigte, und in wenigen Tagen zu einem wütenden Totentanz würde. Interessanterweise ein Fluch, der nicht nur diesseits des Limes vorkam. Was hatte die Seherin damals gesagt? Die Disen hätten sich ein komplettes Dorf genommen, weil es Wodan so beliebte. Er hatte selbst damals noch nicht begreifen können, warum alle starben, nur er und sein Vater nicht. Und auch nicht, warum sein Vater, der sonst so verbissen kämpfte und hunderte Männer in den Krieg geführt hatte, an einem Tag nur mit leerem Blick über dem Bett seiner kranken Mutter hockte. Die sich nicht bewegte. Die sich nie wieder bewegte. Und die auch nie Valas Geschwisterchen auf die Welt brachte, auf das er sich damals so gefreut hatte.


    Während diese Gedanken seinen Geist beherrschten, blieb sein Blick irgendwann am Zipfel eines Frauenwischs hängen. In dem sogar eine Frau steckte. Eine ziemlich schwangere Frau. Einen Moment stockte Vala vor Schreck, dann fiel ihm ein, dass der Geist seiner toten Mutter ihn wohl kaum im Gewand einer Römerin heimsuchen würde. Und warum er er jetzt damit anfangen sollte.


    "Iunia.", grüßte Vala die Frau mit für ihn untypisch belegter Stimme, als er die junge Frau erkannte. Warum war sie hier? Warum starrte sie ihn so an? Alles Fragen, die er normalerweise stellen würde, in diesem Moment aber so obsolet klangen wie die Frage nach dem Wetter. Anstelle dessen arbeitete er weiter an seinem Pferd, fast, als würde er sich daran festhalten.

    Stille legte sich über die beiden Männer, nachdem der Soldat Matinius recht überzeugend angeklopft hatte und sie darauf warteten eingelassen zu werden. Der Wind fegte ein paar kleine Staubwolken über die Straße, die ansonsten Menschenleer schien. Die dicken Mauern der Stadthäuser der reicheren Schicht Mantuas schluckten fast alle Geräusche, nur dann und wann verriert ein Geräusch, dass doch noch Leben in dieser Stadt steckte. In einem Moment wurde eine leere Sänfte von gehetzt dreinschauenden Sklaven vorbeigetragen, ein seltsames Bild, wie es Vala anmutete.


    Dann endlich, als Vala es deutlich seltsam vorkam, regte sich was hinter der Tür. Und wie es sich regte... bei Loki! Vala hatte im Laufe seines Lebens, das noch nicht allzu lange als 'stet' bezeichnet werden konnte, so einige Abfuhren erhalten. Doch das hier war eine Abfuhr gegenüber einem Offizier der ersten Legion. Eines Offiziers, der gleich zu explodieren drohte.


    "BEI PROSERPINAS FLECKIGEN TITTEN!!!", grollte der Tribun, sprang vom Pferd, stapfte auf die Tür zu und trat mit Smackes einmal dagegen, wovon sich die Tür nicht wirklich beeindrucken ließ, doch der Krach, den das machte durfte im ganzen Haus zu hören sein, "IM NAMEN DER ERSTEN LEGION! ÖFFNET SOFORT DIESE TÜR!!!"

    Während Vala sich aus seiner Rüstung schälte, und die Stücke sorgsam auf das dafür vorgesehene Konstrukt drapierte, entschied die erste Dame des Lagers sich dafür stehen zu bleiben. Eine in ihrem Zustand merkwürdige Entscheidung, hatten schwangere Frauen doch so kurz vor der Geburt meist das Bedürfnis nicht zu stehen wenn es sich vermeiden ließ. Diese allerdings rang sich zu einer Darstellung von Stärke durch, was Vala ebenso befremdete wie es ihm imponierte.


    "So... Neugier? Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht allzu sehr, dass ich es nicht pflege nackt und mit ungekämmten Haaren und Schaum vor dem Mund durch das Lager zu ziehen. Meine Axt habe ich gerade verlegt.. ich könnte natürlich ein paar Schädel spalten, so du morgen wieder kämest. Nur für den Fall, dass dich das auch interessiert, heißt das.", Angriff war die beste Verteidigung, und Vala nahm es meist auf sich die durch vielfache Berichte konstruierten Bilder vom Germanen zuerst zu entkräften, um sich dann auf einem gesetzteren Niveau unterhalten zu können. So denn ersteres gelang.
    Schließlich ließ er sich in seinem Stuhl nieder, und widerstand der Versuchung sich den Inhalt des Bechers gleich ins Gesicht zu kippen, sondern nippte einfach nur daran, nachdem er sich eine schweissnasse Strähne aus dem Gesicht gewischt hatte.


    "Natürlich, das habe ich. Es dürfte recht kompliziert werden, wenn man im und mit dem Führungsstab einer Legion arbeiten will, ohne sich vorher vertraut mit ihm zu machen. Die Cena schien mir die beste Möglichkeit dies zu erreichen.", auch wenn ihm gesellschaftliches Geplänkel immernoch nicht so leicht von der Hand gehen wollte.

    Aus persönlichem, wie natürlich nutzbringendem Interesse legte Vala eine Reihe von Notizen an, um die Geschehnisse in Mantua möglichst genau zu dokumentieren:



    direkt nach den Saturnalia
    - Ritt in die Stadt zeigt sichtbar leerere Straßen
    - erste Erklärung: kollektiver Kater nach den Saturnalia
    - Passanten deutlich blasser, Husten..
    - Legionslager unbetroffen, da bessere Disziplin während der Feierlichkeiten
    - ansonsten alles ruhig scheinend



    wenige Tage nach den Saturnalia
    - Straßen in der Stadt zunehmend leerer
    - erste Läden werden geschlossen
    - Passanten entweder voll auf dem Damm, oder deutliche Anzeichen von äusserlicher Schwäche tragend
    - Legionslager immernoch unbetroffen
    - offizieller Grund: immernoch der Kater, vertragen die Italiker nichts?



    eine Woche nach den Saturnalia
    - auf Ritt in die Stadt Menschen begegnet, die Tote sammelten
    - Leichen zeigen Zeichen von Wassermangel, rote Augen, Blutungen
    - starker Geruch nach Fäkal und Körperwasser
    - wenn die Mantuaner sich jetzt noch mit einem Kater rausreden wollen
    - im Legionslager immernoch keine Zeichen, vielleicht doch Folge zu exzessiver Feierlichkeiten?
    - erste Sondierung mit Männern der Legion, zu befragen: Priester, Medici, Händler, Administratio

    Von einem Ritt aus dem Umland zurückkommend, und um einige besorgniserregende Informationen über den Zustand der Villae Rusticae der Gegend reicher rieb Vala sein Reittier gedankenverloren mit trockenem Stroh ab. Dass das eigentlich Aufgabe von eigens dafür vorgesehenen Sklaven war, kam ihm in dem Moment garnicht in den Sinn. Zu sehr war er auf das fixiert, was er gesehen hatte, und ein paar tote Bauern gehörten definitiv nicht zu dem schlimmsten. Eigentlich war das alles Kinderkacke. Abgebrannte Häuser, in kaltem Fieber erstarrte Tote... alles schon gesehen. Dummerweise hatte er damals aber auch durchaus unbekümmerter sein können, denn damals war ihm alles so ziemlich scheiss egal gewesen. Wenn er starb, so starb er. Heute war das anders. Er hatte etwas zu verlieren.


    Nicht, dass er Angst hatte. Nein. Vala doch nicht. Aber es würde die Sache gehörig kompliziert machen. Vor allem die Sache mit dem brennenden Hof und den Toten, die eindeutig nicht von dem schlechten Wind aus dem Leben gerissen worden waren. Er würde mit dem Legaten darüber sprechen müssen. Und zwar schleunigst.

    PHASE I
    Tot? Bei seinem Glück auch noch dahingerafft von dem namenlosen Tod, den hier irgendwie jeder sah, aber niemand drüber sprach. Vala fackelte nicht lange, denn zu bunt war es ihm schon seit er wusste, dass sich niemand in der Curia bemüßigt hatte die Legion von dem Zustand in der Stadt zu unterrichten. Und vor allem: dass man nicht selbst drauf gekommen war. Der Legion konnte die Stadt nicht vor der Nase wegsterben, ohne dass sie es mitbekam.


    "Verdammte Axt.", war ein Fluch, der erst einmal nur Hilflosigkeit ausdrückte, dann jedoch den Funken zu einer gesunden Portion Wut darstellte, die sich recht schleunig in Richtung des letzten verbliebenen Duumvirs kanalisierte. Und aller anderen Würdenträger der Stadt. Wie zum Beispiel der vermaledeite Ordo Decurionum! In einer Stadt gab es haufenweise Menschen, die sonst etwas zu sagen haben wollten. Und wenn es darauf ankam kniffen sie alle den Schwanz ein.


    "Zur Casa Cluentius, Probatus.", murrte Vala, dessen Laune immer finsterer wurde, schwang sich auf sein Pferd und ritt den Weg mit einer Miene, als wolle er dem verbliebenen Duumvir am liebsten gleich zu seinem toten Amtskollegen schicken.

    PHASE I
    "Watt?", war sinnfreierweise das erste, was Vala bei den Ausführungen des Probaten entfuhr. Der Duumvir? "Und was ist mit dem anderen? Es müssten doch zwei sein."


    Nicht dessen genug, dass er hier draußen hatte rumlungern müssen während der Probat ihn warten ließ, nein, er hatte so auch elend viel Zeit gehabt sich die Menschen mal genauer anzusehen. Eine alte Frau war an ihm vorübergetorkelt, mehr tot als lebendig, und ein Mann hatte einen Karren vor sich hergeschoben aus dem mehr Beine hingen als Pegasus je sein Eigen genannt hatte.

    PHASE I
    Zufrieden sah Vala, wie sich die Soldaten nach seiner Order aufteilten und in Richtung Stadt verschwanden. Er selbst ließ sein Pferd in einen lockeren Schritt kommen, um den Probaten nicht mit ausgekotzter Lunge an der Curia ankommen zu lassen. Während des langsamen Wegs in die Stadt hinein, auf dem sie unverhältnismäßig wenigen Menschen begegneten, stellte der Probatus dann eine Frage, die Vala die Stirn runzeln ließ. Er wandte den Kopf, und starrte den sehr hungrig wirkenden (:D) Mann eine zeit lang stumm an, bevor er ein "Den Menschen darin auf die Finger klopfen..." grummelte.. wie alt war der Mensch neben ihm? Nicht viel älter als er. Und doch so verschiedene Wege eingeschlagen. Ein Matinius.. vielleicht aus einer der unbedeutenderen Familiae der Gens. Andererseits.. konnte es etwas unbedeutenderes geben, als eine Sippe die vor zwei Generationen gerade einmal ihr Bürgerrecht bekommen hatte? Und doch saß er auf dem Pferd, und der Matinius lief zu Fuß. Seltsame Wirren des Schicksals...


    Während Vala über den Gedanken hing, kamen sie über sichtlich leerere Straßen schließlich bei der Curia an..

    PHASE I
    "Probatus Matinius.", befahl Vala, nachdem er eine zeitlang auf das doch sehr verschlossen wirkende Portal der Curia geglotzt hatte, und sich mit Schwung von seinem Ross begab, "Kündige unseren Besuch an, und verlange, dass man uns zum Duumvir bringt."


    Aus gegebenem Anlass kannte Vala diese Tür eher geöffnet. Nun war sie geschlossen. Was irgendwie nicht richtig schien, immerhin waren die Menschen darin dafür verantwortlich, dass alles in der Stadt ihren Lauf nahm, und das tat man nicht in dem man die Türe schloss. Andererseits... was war heute schon normal? Auf den Straßen waren anstelle der normalen tausend Menschen heute vielleicht nur wenige hundert unterwegs. Und es hatten längst nicht alle Läden geöffnet, was noch seltsamer erschien. Immerhin galt es Geld zu verdienen.

    Etwas betreten schaute einer der beiden persönlichen Scribae des Tribun schon drein, als die bessere Hälfte, wohl mittlerweile das bessere Zweidrittel, des Legaten hereinschneite und nach seinem aktuellen Boss verlangte.


    "Salve... Tiberia.. eh...", stammelte der Mann, "..der Tribun... der ist zur Zeit nicht da. Der ist... eh... gerade... eh... also..."


    "Der WAR gerade bei einem Übungsmarsch zweier Centuriae, da war er.", erscholl es hinter der Frau des Legaten, als Vala sich mit dem für die Soldatenstiefel typischen stampfenden Schritt dem Officium näherte. Einem Morgen auf dem Rücken eines Pferdes entsprechend roch er nach Stall und Schweiss.. und nach etwas, das man sich wohl nur erarbeiten konnte, wenn man den frühen Morgen zwischen den Schenkeln einer nicht unbedingt geliebten, doch aber sehr wohl begehrten Frau verbracht hat.
    "Tiberia, sei mir gegrüßt... wenn du mich entschuldigst.", mit diesen Worten drängte er sich sehr wohl auf Kontaktlosigkeit bei der werdenden Mutter bedacht vorbei, warf dem Scriba nur einen fragenden Blick zu, um einen Moment von diesem drei Tabulae und eine Schriftrolle in die freie Hand gedrückt zu bekommen. Mit einem knappen "Bitte." lud er die Patrizierin in sein Officium ein. Er selbst ging vor, packte als erstes den ungeliebten Helm in eine Ecke, und füllte zwei Becher mit Wasser. Der eine wurde an eine Seite von Valas Schreibtisch abgestellt, bevor er wortlos aber einladend auf den Stuhl vor ersterem deutete. Niemand ließ eine Frau stehen, schon garnicht, wenn sie nicht alleine war.


    "Nun, Tiberia, was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?", begann er das Gespräch bevor er sich überhaupt aus der Rüstung geschält hatte. Was er immernoch selbst machte. Immer. Sah man einmal einen Fürsten mit offener Kehle zu Boden sinken, weil er einen Gemeinen zu nahe an sich heran gelassen hatte um sich beim Entrüsten zu helfen, so überlegte man sich das durchaus zwei Mal. Und Vala war kein Narr, er wusste, dass es Menschen gab, die ihm nicht unbedingt freundlich gesinnt waren. Was wohl letztendlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Manche waren näher, als man dachte.

    PHASE I
    "Sehr schön..", raunte Vala, als er die kleine Gruppe Soldaten komplett sah, "..steht, beziehungsweise sitzt bequem, Männer. In der Stadt, so hat es den Anschein, steht das Leben zur Zeit still. Die Geschäftigkeit auf dem Forum ist der Schatten eines Forums, auf den Straßen sieht man kaum eine Menschenseele und irgendwelche Gestalten ziehen anscheinend Leichen aus den Gassen... und im Castellum bekommt man das nicht mit. Der Legat hat ein natürliches Interesse daran über die Geschehnisse in der Stadt, die sein Lager versorgt auf dem Laufenden gehalten zu werden, und wir werden das tun. Beziehungsweise ich. Und ihr werdet mir dabei helfen so schnell wie möglich so viele Informationen wie möglich über diesen sonderbaren Zustand zu sammeln."


    Er musterte die Männer genau während er diese Worte sprach. Begeisterung sah wahrlich anders aus, andererseits mussten die Männer nicht mit Jubelgeschrei durch die Stadt rasen. Sie mussten einfach nur die Ohren offen halten.


    "So... du... wie heißt du eigentlich?", fragte er zuerst den Medicus, "Nungut... ich gehe stark davon aus, dass du dich mit den Medici in der Stadt bereits vertraut gemacht hast. Du wirst einen Medicus in der Stadt über die aktuellen Zustände befragen, ich will wissen ob es etwas ist was die Körper der Menschen angreift, und wenn, dann was. Und was man dagegen tun kann, wenn."


    Den ersten der beiden beiden Legionäre teilte er zur Informationskollekte bei den Tempeln ein, schließlich wurden die Zeichen der Götter ständig gedeutet, und ihr Wirken war allgegenwärtig. Etwas musste aufgefallen sein. Der zweite wurde eingeteilt auf den Fora die gleichen Fragen auf menschlicher Ebene zu stellen.


    "Und du, Probatus Matinius, kommst mit mir der Curia auf den Zahn zu fühlen. Gibt es zu euren Befehlen noch Fragen, Milites? Nein? Dann Abmarsch. Ihr könnt.. nein.. ihr werdet eure Berichte danach meinem Scriba in meinem Officium mitteilen.."

    "Sehr wohl, Legatus.", schloss Vala brav, und überlegte sich derweil wie bei Loki er fünftausend Männer beschäftigen sollte. Vor seinen Augen erschienen Trutzbauten, die er von einer Kohorte aufbauen ließ, um sie von der anderen wieder abreißen zu lassen. Oder ganz einfach eine Tour um Mantua herum, mit ständig wechselnden und deshalb neu zu errichtenden Lagern. Oder einfach eine Meute Legionäre, die mit Holzschwertern aufeinander losgingen. Ach, ihm würde schon was einfallen...


    "Wenn das nun alles war, bitte ich um die Erlaubnis wegzutreten, Legatus."

    Einen winzigen Augenblick lang schaute Vala ziemlich irritiert drein, den plötzlichen Stimmungsumschwung des Legaten nicht nachvollziehen könnend. Hatte er etwas falsches gesagt? Wohl kaum, soviel hatte er schließlich nicht gesagt. Andererseits befand sich der Aurelier in einer Position, in der man keine Gründe brauchte um sich seltsam zu benehmen oder willkürlich den Luftdruck zu verändern. Und warum? Weil er Legat war.


    "Das habe ich, Legatus Aurelius.", biss er folglich brav und artig die Zähne zusammen, "Ich träume schon vom Aufbau des Lagers und dem Dienstablauf, Legatus Aurelius."