Wo wir gerade bei Klamotten sind: Vala war natürlich wie immer äußerst schmucklos gekleidet. Nicht ärmlich, aber auch alles andere als überdekoriert. Seine Toga war aus feiner Wolle gesponnen, der Saum mit Silberfäden umgenäht, die Falten waren von einem prudentischen Sklaven geworfen worden und er strahlte förmlich in Weiß. Kurzum: das Aufreissergewand der Antike. Vala hatte kurz zuvor noch gebadet (kalt, selbstverfreilich), sich allerdings beharrlich mit den Worten "Verdammte Axt, ich bin ein Kerl, kein verdammter Rosenbusch." einer Behandlung mit irgendwelchen Ölen und Düften verwehrt. Die widerspenstigen Haare waren alle da wo sie sein sollten, und ansonsten war Vala für seine Maßstäbe so herausgeputzt wie ein edler Pfau. Für verwöhnte Römer war er vielleicht schlichtes Mittelmaß, wenn überhaupt. Aber nicht für Vala, dem Prunk weniger als nichts bedeutete. Macht maß sich seiner Meinung nicht in Aussehen und Ausstattung, sondern im Menschen. Okay, es war die Erklärung von Linus gewesen, aber es machte sich immer gut, so einen tollen Satz im Post zu verwenden.
Zurück zum Hier und Jetzt:
Ein sehr dezentes Räuspern von Sirius ließ Vala aus seiner Grübelei schrecken, und als er sich umwandte, bemerkte er, dass die Decima bereits eingetroffen war. Rasch erhob er sich von seiner Kline und ging auf den Gast zu, hielt jedoch im richtigen Moment inne, um sich äußerst glaubhaft beeindruckt von dem zu geben was er sah: er blickte ihr einige Sekunden lang einfach nur stumm mit offenem Mund in die Augen, um dann seinen Blick taxierend über ihren Körper gleiten zu lassen, nur um sie noch eine weitere Sekunde atemlos anzustarren.
"Verehrte Decima... du siehst... du siehst... atemberaubend... eine Zier deiner Familie, wahrlich. Wunderschön... also.. dass du gekommen bist. Ich freue mich sehr, dich hier begrüßen zu dürfen.", stotterte er sich gekonnt in eine Begrüßung hinein, "Vielen Dank, es war hartes Brot, aber es hat sich anscheinend... oh... vielen Dank auch dafür. Soll ich es jetzt sofort? Ach, entschuldige meine Neugier, ich mache.. wollen wir uns nicht setzen?", lud er sie ein sich auf die für sie vorbereitete Kline zu setzen bevor er sich über das Präsent hermachte. Als er die Schrift entdeckte, musste Vala stark an sich halten um nicht enttäuscht dreinzuschauen. Warum bei Loki hatten alle Frauen die Angewohnheit ihm Bücher zu schenken? Machte er den Eindruck als würde ihn das ganze Gewäsch interessieren? Ja, wahrscheinlich machte er es. Nunja, er würde sich adäquat über das Geschenk freuen müssen.
"Wunderbar. Kritons Asphaleia ist ein Stück, dessen Fehlen in meiner Sammlung ich mich bisher schämen durfte. Damit hat dieser dunkle Fleck meiner literarischen Bildung wohl nun auch ein Ende gefunden.. vielen Dank, werte Auctrix. Anscheinend bin nicht nur ich derjenige, der Gratulationen zu einer Beförderung verdient hat. Als Kopf von hunderten Nachrichtenschreiern und Herolden hast du sicherlich keine geringe Verantwortung auf deinen schönen Schultern lasten.."
Sirius
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Während Vala auf der Kline hockte und die Wand anstarrte, machte Sirius sich Gedanken darüber, wie lange das eigentlich noch so gehen sollte. Dieser Accier hatte ihn schon bei ihrem zweiten Treffen beiseite genommen, und ihm geraten Valas Frauenverbrauch im Auge zu behalten. Aber wie sollte man ein Tier davon abhalten auf die Jagd zu gehen? Aber wie es schien entwickelte sich selbst dieses Tier... Vala jagte nicht irgendwelche Frauen. Sklavinnen rührte er nicht an, seltenst eine Lupa, meist Frauen von Stand. Es hatte eine Weile gedauert, bis Sirius verstanden hatte, worauf es Vala ankam. Die Tochter eines einflussreichen Ritters, die sich ihm förmlich an den Hals geworfen hatte, hatte Vala im Handstreich bestiegen und sie dann wieder vor die Tür gesetzt. Frauen die es ihm schwerer machten standen in Valas Gunst ungleich höher... das Ende war jedoch immer das gleiche. Verheulte Gesichter, Schwangerschaftsdrohungen, und letztendlich doch immer Stillschweigen. Will doch niemand, dass etwas herauskommt. Also, an Gerüchten.
Ein prudentischer Sklave führte die Entourage der Decima herein, die im Vergleich zu allen Frauen die Sirius bisher durch die Casa Prudentia lotsen durfte schon fast graue Maus war. Er hatte keine Ahnung, was Vala von ihr wollte, aber es konnte ihm egal sein. Die Frau war nicht machtlos, das könnte in vielerlei Hinsicht interessant werden. Er räusperte sich um seinem Dominus einen peinlichen Moment zu ersparen und ertrug dann mit professioneller Ruhe Valas Schauspiel. Als die beiden sich in das Adedis zurückzogen nahm Sirius Habachtstellung am Eingang zu diesem an und warf einem der mitgebrachten decimischen Sklaven einen zugleich wissenden wie genervten Blick zu: Business as usual.