Beiträge von Titus Duccius Vala

    Immernoch benommen von seinem Erfolg bei der Wahl trat Vala nach vorne, studierte lange und eingehend die ihm vorgelegte Schrift mit den für ihn schon fast magischen Worten. Es kam ihm vor, als würde er sich selbst zuhören, wie er diese Worte sprache, ohne dass ihn irgend etwas daran erinnerte, dass sie von ihm stammten:


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA OFFICIO DECIMVIRI LITIBUS IUDICANDIS IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA OFFICIIS MUNERIS DECIMVIRI LITIBUS IUDICANDIS ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO MUNUS DECIMVIRI LITIBUS IUDICANDIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.


    Mit bleiernen Schritten entfernte er sich auch wieder von dem Ort, an dem diese Worte zu ihm gedrungen waren, und er hörte den anderen zu. Er hatte es geschafft. Er hatte es tatsächlich geschafft.

    Zitat

    Original von Iullus Quintilius Sermo
    Was ich für seeehr unwahrscheinlich halte. Immerhin hat man erst im 18. Jahrhundert überhaupt Bakterien im Wasser entdeckt, wenn ich mich hier im Jahrhundert nicht irre. Erst viel später ist man dann überhaupt auf die Idee gekommen, Bakterien im Wasser durch kochen abzutöten.


    Das hat nichts zu bedeuten. Auch wenn man nicht wusste, was genau einen umbrachte, so wusste man doch, DASS es einen umbrachte. Die Wikinger z.B. haben abgekochten Rinderurin zur Desinfektion benutzt, und das Abkochen von Wasser war schon sehr lange vor der Entdeckung von Bakterien Gang und Gäbe. Irgendwo hab ich ein relativ gut fundiertes Buch rumliegen, in dem von einer derartigen Maßnahme am Hofe Karls des Großen die Sprache war.


    Decima Seiana


    Werte Decima,


    ich lebe in der Hoffnung, dass du dich ebenso sehr an unser Gespräch in den Horti Lolliani erinnerst wie ich es tue.
    Mir wäre sehr an einer genaueren Diskussion in unverfänglichem Rahmen gelegen, und zu diesem Zwecke möchte ich dich zu einem kleinen Essen in die Casa Prudentia einladen. Lass mich wissen, wann es dir und deiner Begleitung gelegen wäre.
    Ich sehe mich zudem außerstande, eine Absage akzeptieren zu können.


    Vale bene,
    T. Duccius Vala


    Unhörbar für alle, selbst für Vala, heulte ein gewisses Es triumphierend auf:
    "MUHARHAHAHRAAARRR!!!! WIR HABEN SIE! ACHWAS. ICH HABE SIE!! LOS JETZT! AUF SIE! SOFORT!!! ATTACKE!!!"
    "Hmh... das scheint schon wirklich eine überzeugende Zustimmung zu sein..", murmelte das Ich eine Spur zu wankelmütig, was das Über-Ich zur sofortigen Intervention antrieb: "Wir werden auf garkeinen Fall jetzt sofort über diese Frau herfallen! Denkt an all das, was wir noch erreichen wollen. Das wäre alles zunichte gemacht, wenn wir mitten in der Öffentlichkeit eine Frau von Stand begatten. Also reißt euch verdammt nochmal zusammen, und verlegt euch auf später!"
    "AUF GARKEINEN FALL! SIE HAT QUASI JA GESAGT! AB DAFÜR!", protestierte das Es, das sich zunehmend um seinen Sieg betrogen fühlte.
    "Nun...", schwenkte das Ich auf die Linie des Über-Ich ein, "..ich glaube, das macht Sinn. Es wäre sehr bedauerlich, wenn wir jetzt alles für einen warmen Moment mit einer Frau wegwerfen würden."
    "NEEEEEEIN!!! JEEEETZT!!! SOFORT!!!", jaulte das Es ein letztes Mal auf.
    "Das ist durchaus ein adäquater Kompromiss.", stellte das Über-Ich zufrieden fest.
    "Scheiss Kompromisse!", schloss dass murrende Es die Entscheidungsfindung ab.


    "Werte Decima.", lächelte Vala wieder sein spitzbübisches Lächeln, "Ich würde das ja sehr gerne mit dir weiter an diesem Flecken Erde ausdiskutieren, aber leider würde das wohl den Rahmen eines unverfänglichen Gesprächs mitten in Rom sprengen. Und meinen Terminplan, so sehr ich diesen Moment schätze."


    Vala erhob sich, und blickte ein letztes Mal sehr genüsslich an der Decima herab, bevor er sich zu einer leichten Verneigung spannte: "Ich würde mich sehr freuen, dies an anderer Stelle und anderem Orte weiter mit dir erörtern zu können. Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet? Decima. Octavius."
    Mit einem leichten Nicken verabschiedete er sich von den beiden, und verschwand mit einem siegessicheren Lächeln im Stadtleben Roms...

    Kalte Wut stieg in ihm auf. Niemand, selbst ein Wurm mit einem Selbstwert von 0, ließ sich gerne so behandeln. Vala war kein Wurm, Vala war aber auch kein Niemand. Er wollte in den Senat, und er hatte sich vorher schon einige Gedanken darüber machen dürfen, was es bis dahin zu ertragen galt. Sich darüber Gedanken zu machen war aber etwas anderes als es tatsächlich zu erfahren. Erniedrigung. Geringschätzung. Ablehnung.
    Nicht, dass Vala so etwas nicht schon vorher passiert wäre. Er erinnerte sich an einen relativ mächtigen Rich, der sich seiner Position so sicher war, dass er eine Arroganz pflegte die weit über dem lag was man im politisch instabilen Germanien gewohnt war. Leider wurde es Vala von den Nornen vergönnt, sich für ein Zusammentreffen der unangenehmeren Art zu revanchieren, und sein letzter Wissenstand war, dass der Kerl es selbst nach dem Fall Modoroks geschafft hatte, seine Macht zu erhalten. Der Kerl stand definitiv auf der Liste der Leute, deren verrottende Köpfe irgendwann Valas persönlichen an Hel geweihten Hain schmücken würden. Oder ein kleines Heiligtum für Pluto. Wahrscheinlich beides, je nachdem wo Vala sich gerade befand. Lief letztendlich eh auf das gleiche hinaus. Der Flavier gab sich gerade größte Mühe, ebenfalls auf diese Liste zu kommen. Aber davor musste Vala seinen Frust hinunterschlucken, und das tun, was alle taten, die etwas erreichen wollten: buckeln.


    "Vielen Dank, Consul Flavius.", war so das einzige, was er einigermaßen höflich herausbrachte. Er würde vor dem Senat sprechen dürfen. Sehr schön.. ein Jahr. Geschichte wird gemacht. Es geht voran!

    "Ich würde den meinen auch im Tode nicht aufgeben...", knurrte Vala eine Spur zu scharf als Antwort auf Axillas Angebot, ihm ihren Familiennamen zu geben. Natürlich würde es einiges für sich haben, einen so alten Namen wie den der Iunii zu führen. Aber damit würde er das verleugnen, das durch seine Adern floss, und das würde ihn letztendlich umbringen. Er war in Rom, um den Namen der Duccii reinzuwaschen von allen Vorbehalten und Vorurteilen, wenn er fertig war, würden die Menschen die Duccii nichtmehr fürchten und meiden, weil sie Germanen entstammten, sondern weil sie wussten, wozu die Söhne und Töchter Wolfriks imstande waren.


    "Na, dann darf ich dir um das Geschenk noch einmal so dankbar sein. Ich hoffe, ich werde mich bei Gelegenheit für derartige Großzügigkeit adäquat revanchieren können.", lächelte er sie höflich, aber kalt an, und signalisierte mit seinem Aufstehen, dass er gedachte zu gehen.


    "Wenn du mich nun entschuldigst, der Wahlkampf schläft nicht."

    Der Felsen rollte. Vala beließ es dabei, und machte nur eine geknickte Miene, um auf das Angebot eines unverfänglicheren Themas umzuschwenken: "Naja... Hilfe? Nein. Und ja. Ich bekomme meinen Terminplan nicht annähernd so organisiert, dass ich die ganze Hände, die ich schütteln MÜSSTE, auch nur ansatzweise geschüttelt bekomme. Ich tue einiges um meinen Namen bekannt zu machen, aber es scheint mir noch nicht genug. 'Abkömmling eines Barbaren' nennt man mich oft, Sprössling einer Sippe von Bauern, Handwerkern und Soldaten... Senatoren und deren Günstlinge, die meinen Ambitionen aufgeschlossen oder gar fördernd gegenüberstehen sind definitiv in der Minderzahl. Das wird ein echt schweres Brot, sag ich dir..."


    Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer05.png]


    "Stupide Anfängerfehler.", murrte Sirius, der sich offentlich über das Gejammer seines zukünftigen Herren mockierte, "Alles eine Frage der Betrachtungsweise. Abkömmling von Barbaren? Exotische Familiengeschichte! Sippe von Bauern, Handwerkern und Soldaten? Eine Familie, die den Ursprungssitten Roms treu ist! So einfach ist das... meine Güte. Dafür muss man doch nicht lange nachdenken..."


    Ein zunehmend finsterer Blick von Vala ließ ihn verstummen. Vorerst.
    "Der Mann scheint sein Geld wert.. ich bin gespannt, ob er es fertig bringt in den richtigen Momenten seinen Mund zu halten."

    Mit betroffener Miene und lachendem Geiste schaute Vala sich die Reaktion Axillas an, und wedelte hilflos mit den Händen, um schließlich den Kopf sinken zu lassen: "Ja, natürlich. Wahrscheinlich hast du recht... entschuldige.. das hätte ich wahrscheinlich nicht sagen dürfen. Aber weißt du... es ist so... ich mache mir Sorgen. Und... ach..."
    Als er die kleine Unsicherheits und Ich-mach-mir-doch-solche-Sorgen-Nummer durchzog, fiel ihm auf, dass das so ganz und gar nicht nach ihm klang. Ganz und gar nicht. So überhaupt nicht. Da musste ein anderes Rezept her, und Vala hielt einen Moment inne, um irgendwie überzeugend darzustellen, wie seine Sorge in Wut kippte.


    "Ich bin dir sehr dankbar für dieses Geschenk..", schnappte er, "..aber wenn du mir einen noch größeren Gefallen tun willst, dann geh nicht mit geschlossenen Augen auf die Straße. Und in eine Ehe. Ich kenne diesen Mann nicht, ich habe ihn bisher nur zwei Mal in meinem Leben getroffen. Und beide Male gehörten nicht unbedingt zu den schönsten Momenten, die ich mit einem Menschen verbringen konnte.. dann metzelt man dir deinen Sklaven vor der Nase weg, den Menschen, dem du anscheinend bis auf's Mark vertraut hast. Und dann..."


    ...die Faust geballt... die Zähne geknirscht... fertig war das Verzweiflungsszenario...


    "...begreifst du denn nicht?"

    "Nun..", holte Vala Luft, um ein kleines Lehrstück in Sachen Intrige zu kreieren, "..denk einmal genauer drüber nach. Aelius Archias reagiert schon übermäßig eifersüchtig, als er noch mit der Decima verlobt war, und ich NUR in deiner Begleitung auf einer Hochzeit war. Ihm war der Skandal darum vollkommen egal, auf der Hochzeit im Hause einer der ältesten und wichtigsten Gentes Roms. Dann heiratet er dich, und fortan ist jeder Kontakt mit mir verboten. Und dann wird Leander auf offener Straße rein zufällig gemeuchelt. Daraufhin pflastert er dich mit IHM treu ergebenen Leibwächtern zu. Und als ich mich an Aelius Quarto wende, um ihn auf meine Kandidatur anzusprechen, bekomme ich diese Einladung..", er legte ihr die Schriftrolle vor die Füße, "..und treffe dort nicht auf Quarto, sondern auf deinen Mann. Der mich erst mit wüsten Drohungen überhäuft, und mich dann mit Gewalt vor die Tür setzen lässt... mir ist nichts geschehen, denk über das nach, was ich dir sage."


    Er gab ihr einige Sekunden, um zu verarbeiten was er gerade gesagt hatte. Dann schob er die Kugel in die Richtung, in der sie ihr Ziel kaum mehr verfehlen konnte: "Wenn er einen Bürger wie mich so verfolgt, weil ich dir nahe stehe.. was glaubst du, was tut er dann mit einem Sklaven, der dir noch näher steht?"

    "Allerdings, das habe ich.", seufzte Vala, dem in diesem Moment die anstrengenden Tage der letzten Zeit deutlich anzusehen waren, "Dafür sollte ich dir noch einmal so dankbar sein, wenn man es recht bedenkt. Er wird eine gehörige Entlastung sein... andererseits, warum behälst du ihn nicht? Er ist definitiv ein Sklave mit Qualitäten, wenn er hält, was er verspricht..."
    "...er wird halten, was er verspricht...", schaltete sich der Sklave quäkend ein.
    "Und du brauchst doch auch wieder jemanden... andererseits weiß ich nicht, ob er dann sicher wäre.. es könnte immerhin wieder passieren.. wenn du verstehst, was ich meine.."

    Vala genoss es. Er genoss ihre Reaktion. Die Verwirrung. Das betretene Schweigen. Die Unsicherheit. Das Kaninchen, angesichts des Wolfs mit schreckgeweiteten Augen.
    Aber hatte Vala es hier wirklich mit einem Kaninchen zu tun? Er wusste es nicht... dazu kannte er die Decima nicht gut genug. Und das stellte ein Problem dar. Und erforderte eine Lagebesprechung.


    "Sie will wissen, was sie dabei gewinnen kann.", wiederholte Valas Ich die gegenwärtige Lage.
    "Na, uns!", grunzte das Es mit lüsternem Blick auf die Oberweite der Decima, ohne, dass sich Valas Blick dabei von den Augen der Frau abwandte.
    "Ich glaube..", murmelte das Über-Ich, "..dass das Mädchen immernoch nicht kapiert, worum es eigentlich geht."
    "NATÜRLICH KAPIERT SIE DAS!", rief das Es empört in seiner tiefen Feindschaft mit dem Über-Ich verbunden, "Sie ist ja nicht blöd. Schau sie dir an! Sie will es auch! Sie tut nur doof wegen diesem Kerl da.."
    "Dieser Kerl da..", warf das Ich ein, "..wäre auch ein guter Grund nicht allzu sehr ranzugehen. Wenn ihr versteht, was ich meine."
    "Allerdings.", fügte das Über-Ich mit anerkennendem Blick hinzu, "Das ist es. Die Moral gebietet, dass..."
    "ICH. WILL. DIESE. FRAU!!!", brüllte das Es, "JETZT. HIER. GLEICH. Wenn euch der Typ stört, bringen wir ihn einfach um. Oder er kann mitmachen."
    "Auf garkeinen Fall!", verschlossen sich sowohl Ich als auch Über-Ich dieser Möglichkeit, "Du wirst bekommen was du willst, aber unter Auflagen. Nicht hier. Nicht jetzt. Und vor allem nicht mit diesem Typen da."
    "Aber ich bekomme, was ich will?", hakte das Es misstrauisch nach.
    "Natürlich.", seufzte das Über-Ich, "Wie du immer bekommst, was du willst. Aber eben unter Auflagen.. wir dürfen uns nicht gehen lassen, sonst geht alles den Bach runter!"
    "IN EINEM BACH VON BLUT!!! MUHARRRRRR!!!", grölte das Es bei dem Gedanken.
    "Ehm.. ja..", schloss das Ich die sehr ermüdende und immer wiederkehrende Diskussion ab, "..also, wie fahren wir fort?"
    "Ich schlage vor..", warf das Über-Ich ein, "..wir gehen noch auf Nummer sicher, dass die Frau wirklich versteht, wovon wir reden. Danach lancieren wir das Ende. Es bekommt, was es will, und wir haben uns ein überaus hübsches Ding zum Zuschauen organisiert, und bei dem Intellekt dieser Frau springen auch noch Momente des philosophischen Diskurses heraus. Was meinst du?"
    "Klingt nach einem Kompromiss!", murmelte das Ich nickend.
    "OH JA!!! KOMPROMISS!!! KOMPROMISSE KANN MAN NICHT F*****."
    "Bleib ruhig... du bekommst sie ja. Aber wir müssen auf Nummer sicher gehen. Außerdem hat das Über-Ich auch seine Ansprüche.", gebot das Ich mit gebieterisch fliegendem Finger, was das Es veranlasste, sich mürrisch in eine Ecke zurück zu ziehen und darauf zu warten, dass das Ich den Fisch an Land holte.


    "Sagen wir: man gewinnt meißt das, was man sich in diesen weltvergessenen Momenten wünscht, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren. Und genau dieser Boden ist es, der den Zaghaften immer sicher zurück in seine Welt der Bedenken und des Bekannten zurück befördert, wenn ihm die Ungewissheit doch zu ungewiss wird.", ein leicht wölfisches Schmunzeln schlich sich auf Valas Lippen, als er der Decima seeeeeehr subtil klarmachte, dass er nicht vorhatte sie als Europa auf seinem Rücken von allem zu entreißen was sie kannte und als wichtig erachtete.

    "Natürlich nehme ich ihn an.", blaffte Vala grinsend, "Wie sollte ich nicht? Aber sag mir, wie habe ich mir diese Großzügigkeit verdient? Eintausend Sesterzen, wenn du ihn nicht großartig runtergehandelt hast... damit kann man sich in Germania ein Haus kaufen."


    Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer05.png]


    "Eine dreckige Kate in der germanischen Wildnis bin ich ja wohl mindestens wert, junger Herr.", verschränkte Sirius die Arme trotzig und eindeutig zu selbstbewusst mit einem scharfen Blick auf dem jungen Mann, der soeben sein Herr geworden war. Vala selbst beließ es bei sich, er würde dem Sklaven später klarmachen was er für Ansprüche an das Verhalten seines Eigentums hatte.

    Ein Blinzeln brachte den Schmerz.
    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber es ließ genug Licht zu seinen Nerven durchdringen, um sämtliche Synapsen in seinem Schädel explodieren zu lassen. Wie die Wellen, die ein Stein kreisförmig über eine geschändete Wasseroberfläche jagte, zog der Schmerz durch seinen Kopf, und das einzige, was ihm als adäquate Reaktion darauf einfiel war ein Fluch, der hier aufgrund des Jugendschutzgesetzes keine genauere Erläuterung erfahren darf.
    Er drehte die schmerzenden Glieder (ein zünftiger Kater darf sehr wohl als Ganzkörpererfahrung betrachtet werden) so weit, dass er das Gesicht in dem gewickelten Kissen vergraben konnte um sich zumindest für einige Sekunden dem schmerzhaften Licht zu entziehen. Das allerdings lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Ohren, die gerade vor dem Gebrüll der Vögel vor dem Fenster kapitulierten. Dann meldete sich auch noch seine Blase zu Wort, was ihn schließlich aus dem Bett trieb. Oder genauer gesagt: ihn aus dem Bett fallen ließ. Als er sich wieder aufrappelte, stieß er mit dem linken Fuß gegen einen Tisch, der große Zeh brach mit einem laut vernehmbaren Knirschen und der untere Schmerz überrannte den oberen wie die Goten Rom wenige Jahrhunderte später: ohne Gnade, ohne Gefangene, ohne Mitgefühl. Ein lauter Schrei war die konsequente Folge dessen, und als er laut fluchend auf einem Bein, mit immernoch halb geschlossenen Augen durch das Zimmer hüpfte konnte das Schicksal nicht anders, als ihm seinen Nachttopf in den Weg zu stellen.
    Einige Sekunden später lag Vala auf dem Boden, sich immernoch den vor Schmerz pochenden Fuß haltend, und als er wieder die Augen öffnete, blickte er in das vorwurfsvoll dreinschauende Gesicht seines neuen Leibsklaven.



    Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer05.png]


    "Ah, der junge Herr ist aufgewacht. Sehr schön.", das süffisante Grinsen, mit dem Vala bei diesen Worten bedacht wurde, muss man hier eigentlich nicht zusätzlich erwähnen, "Hat auch lange genug gedauert. Ich gehe davon aus, jemand sollte dieses Missgeschick entfernen. Oh.. und das sollte sich definitiv ein Medicus ansehen."
    Vala brummte eine unverständliche Reaktion während Sirius zum Bett ging, und dieses gedankenverloren einige Sekunden anstarrte.
    "Ich glaube, Fortuna hat dich heute als Wiedergutmachung für dein Glück am gestrigen Tage ordentlich gefickt, Vala. Ach, wo ich gerade dabei bin: was machen wir mit ihr?"
    Er deutete auf das halbbedeckte Wesen, das immernoch tief schlummernd in Valas Bett lag. Er hatte sie vollkommen verdrängt, wobei der Alkohol ihm eine große Hilfe gewesen war.
    Vala kratzte sich am Kopf, und versuchte seine Hirnzellen zu einer einigermaßen sinnvollen Aktivität zu reizen, scheiterte jedoch vollkommen: "Gnarf... weck sie auf und wirf sie raus."
    Der Sklave schenkte ihm einen abschätzigen Blick: "Das scheint normalerweise zu funktionieren, aber es funktioniert nicht, wenn es sich um die Frau eines Gastes des Hauses handelt. Ich bin mir sicher, Precius Coriolanus wird sich so seine Gedanken machen, wenn er seine Frau nicht in ihrem Zimmer vorfindet. Dir sollte daran gelegen sein, dass er genau das nicht tut. Also raff dich auf, und spiel noch fünf Minuten lang den galanten Liebhaber. Vergrätz sie nicht, sie könnte sich rächen. Du bist verwundbar.. du hast die erste Stufe geschafft, aber macht dich noch lange nicht unantastbar."
    Vor allem, wenn er davon ausgehen durfte, dass die anderen Bewerber nicht erfreut darüber sein dürften, von einem Duccius düppiert worden zu sein. Um potentielle Feinde musste Vala sich beileibe keine Gedanken machen. Eher um potentielle Freunde. Und der Precier war definitiv einer davon. Solange er nicht herausfand, was Vala mit seiner Frau trieb.
    Also raffte er sich unter leisem Stöhnen auf, humpelte zum Bett und streichelte die junge Frau sanft aus dem Schlaf. Das junge Wicht kuschelte sich anscheinend instinktiv an ihn, und nur knapp konnte er dem Wunsch widerstehen, sie einfach von sich zu schieben. Es folgte eine nur allzu bekannte Vorführung der Schauspielkünste Valas:


    "Liebes... du musst gehen. Es ist schon zu spät, dein Mann.. du weißt ja... wir wollen doch nicht... wer könnte schon... und du kennst.. nein, du kennst es nicht. In Ordnung... aber du musst... ja, natürlich werden wir... mach dir keine.. ich werde das niemals... du alleine... ganz sicher... nur du... auf bald... vergiss mich nicht... ich dich auch nicht."


    Die Tür fiel ins Schloss, Sirius begleitete die junge Dame in ihr Zimmer, sicher gehend, dass niemand ihren Ortswechsel bemerkte, und bläute den prudentischen Sklaven absolute Verschwiegenheit ein. Währenddessen ließ Vala sich zurück ins Bett sinken und versuchte aus der Wolke an Schmerz das zu rekonstruieren, was gestern noch vorgefallen war.
    Mein Gott, was ein Fest. Hatte der Quintilius wirklich... oh, er hatte. Und der Claudier? Meine Güte, das hätte er dem Mann nicht zugetraut... und der Precius erst. Vala versuchte sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal so besoffen gewesen war.. dass Linus sich einen Unbekannten klargemacht hatte, schimmerte immernoch in seinem Geist.. verdammter Grieche. Der Accius hatte sich selbst im größten Suff noch enorm diszipliniert gezeigt, Vorbildrömer durch und durch... und dann die Tänzerinnen.. wer hatte die nochmal bestellt? Der Prudentius mit Sicherheit nicht.. wer dann? Ach, egal... Vala würde sie eh nicht bezahlen müssen.
    Irgendwann fing seine Nase wieder an zu arbeiten, und Vala entschied sich, ins Balneum zu humpeln um die Reste der Nacht von sich zu waschen. Und dann galt es noch, diesen verdammten Kater loszuwerden... und dafür zu sorgen, dass man den Vigintivir Duccius nicht so schnell vergaß.

    Ihre Worte fielen auf ihn nieder wie ein Hagelschauer. Sie hatte ihm den Sklaven gekauft. Weil er das Geld nicht für ihn gehabt hatte. Weil er das Geld für einen Mord an ihrem Sklaven ausgegeben hatte. Ein Stich in seinem inneren machte sich bemerkbar, und er wuchs schnell zu einem heißen Brennen. Sie tat ihm leid. Und er hasste sich selbst dafür. Dafür, der Auslöser für diese abstruse Geschichte zu sein, und dafür, dass er überhaupt sowas wie Mitleid empfand. Während sie auf ihn einredete, plätscherten diese Gedanken durch seinen Geist, und er wusste schlichtweg nicht was zu tun. Wut stieg in ihm auf, in dem gleichen Moment Trauer, und dann wieder Verzweiflung, gefolgt von neuer Wut, und dann Reue... und das war der Punkt, an dem sich eine Erinnerung einschaltete, die in diesem Moment wichtiger nicht sein konnte:
    'Wenn du an dem, was du tust, Zweifel zulässt..', hatte Linus ihm immer wieder eingebläut, '..dann wirst du scheitern.'


    Der folgende Kampf dauerte für Vala gefühlte Ewigkeiten, doch als er das Gefühl endlich runtergekämpft hatte, war da wieder die kalte Klarheit, die es ihm ermöglicht hatte überhaupt lange genug zu überleben, um sich hier hocharbeiten zu können.
    Seine erste Amtshandlung als neugeborener skrupelloser Arsch war es, Axilla zu küssen. Er sah sie einen kurzen Moment lang eindringlich an, dann packte er sie einfach am Kopf, und zog sie ohne viel Federlesen zu sich hin um seine Lippen auf die ihren zu drücken. Es war kein leidenschaftlicher Kuss, ganz und garnicht. Er war trocken, aber sehr bestimmt.
    Als er sie wieder losließ, blickte er sie mit einer Entschlossenheit an, die auf dem Kamm zwischen Besessenheit und Hingabe tanzte: "Danke. Aber mache das nie wieder."


    Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer05.png]


    Die Reaktion war nicht minder verwirrend als das, was er vorher zu sehen bekommen hatte. Und dann dieser sehr irritierende Kuss. Sein neuer Herr schien ein Mann zu sein, der nicht lange fackelte, aber was kümmerte es ihn?
    "Na, hab ich doch gesagt.", war alles, was einem sehr selbstzufrieden dreinblickenden Sirius zu dieser Szene einfiel.

    "Aaaaaaahja.", war alles, was Vala im Moment dazu einfiel. Zugegebenermaßen nicht besonders schlau, aber wirklich das einzige. Sie wollte ihn bei seinem Wahlkampf unterstützen. Das war schon ein wenig paradox, das ganze. Aber gut, er hatte einige Freunde, die ihn bei der Wahl unterstützten, und Axilla betrachtete ihn wohl als solches. Er selbst konnte sich immernoch keinen Reim auf sein Verhältnis zu Axilla machen, weibliche Freunde gab es seiner Einschätzung nach nicht. Entweder, man landete zusammen im Bett und sang das Lied des Lebens, oder man griff zusammen zu Schwert und Schild. Im übertragenen Sinne natürlich. Das mit Axilla war allerdings sehr viel komplizierter... jedes Mal wenn er sie sah verschwendete er mindestens einen Gedanken daran sie sich zu nehmen. Und jedes Mal entschied er sich, vollkommen entgegen seiner normalen Art, dagegen. Warum wusste er nicht.
    Und jetzt wollte sie ihm was schenken...


    Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer05.png]


    Sirius hatte es sich in den letzten Tagen wirklich gut gehen lassen. Nicht nur, dass er im Endeffekt keine andere Funktion gehabt hatte als darauf zu warten verschenkt zu werden, nein, die Iunia war auch alles andere als blöd. Oder sagen wir: sie hatte ein Faible für Bücher, die Sirius die Zeit vertrieben während er der Frau dabei zusah wie sie sich jeden Tag für ein paar Stunden in der Casa zeigte und vor Vorfreude überquoll.
    Er selbst sah diese Geschenk-Sache immernoch sehr kritisch. Die beiden gingen zusammen ins Bett, egal was die Iunia sagte. Und die Art und Weise, wie sie hier durch die Gegend schwebte war so kindisch, dass man kaum davon ausgehen konnte, dass der Germane ihr eben nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Grips aus der Birne.. na, ihr wisst schon.


    Als dann aber der große Moment gekommen war, hatte Sirius es sich nicht nehmen lassen die Szene zu beobachten. Und die hatte ihn in nicht geringem Maße verwirrt. Der Typ, tatsächlich keine zehn Ellen lang, verhielt sich ganz und garnicht so wie ein Liebhaber. Eher wie jemand, der etwas potentiell wertvollloses gefunden hatte, und nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Die Iunia himmelte ihn an, klare Sache. Aber der Germane... bevor Sirius sich weiter Gedanken darüber machen konnte, wurde er auch schon dezent lautlos gerufen. Und so nahm er den Moment der Theatralik, und stapfte auf den Rasen, um sich mit einer geschwungenen Verbeugung und einem laut gekrächzten "Domini!!!" vor dem Paar zu verbeugen.


    Als Vala den Sklaven erblickte, gefror seine Miene. Sie hatte sich den Sklaven vom Markt gekauft? Wollte sie ihn verhöhnen? Oder war er das Geschenk? Verwirrt blickte er von dem Sklaven zu Axilla, und wieder zum Sklaven und wieder zurück...
    "Was bei??"

    Verdammter Glückspilz, dieser Aelius.
    "Nein.", seufzte Vala und lächelte seine Gegenüber wieder matt an als er die Münze wieder in seine sehr leichte Börse steckte, "Leider nicht. Der Wahlkampf, jaja.. hartes Brot. Ich verbringe meine Zeit den lieben langen Tag nur damit, Hände zu Schütteln, irgendwelchen Menschen große Worte ins Ohr zu flüstern und dann noch mehr Hände zu schütteln. Wählt Titus Duccius Vala! Der neue Mann für die Vigintiviri!"
    Selbst ist der Mann, und Vala war noch ein Stück selbster. So winkte er sich einen Sklaven heran, der ihm einen Becher Wasser reichte, und ließ sich dann mit einem Ächzen ins Gras sinken. Es war geschnitten, und er fragte sich, wie lange ein Sklave wohl damit zubrachte an dem Rasen rumzufuchteln. Er dachte einen Moment an die Wiesen und Weiden in Germania, das satte grüne Gras das einen verschlang wenn man sich hineinlegte, und dann der Duft. Rom war vollkommen anders, erfüllt vom Willen des Menschen, sämtliche Teile der Natur zu unterwerfen. Wohl einer der verschwindend geringen Punkte, bei denen Vala der römischen Art nichts abgewinnen konnte.


    "Also nun, Axilla... warum bin ich hier?"

    Das erste, was Vala tat als er in den Garten geführt wurde und Axilla erblickte war, dem Sklaven einen Dupondius in die Hand zu drücken, so wie er es immer tat. Auch wenn er selbst nicht mehr allzu viele davon besaß, der Wahlkampf schröpfte seine Finanzen bis auf's letzte. Er konnte heilfroh sein, dass er jede Woche etwas Geld von den Mietern der Casa Ducciulla bekam, und ansonsten mit Kost und Logie der Prudentii rechnen konnte.


    "Axilla.", schmunzelte er müde, wenngleich er sich fragte was er hier überhaupt sollte. So wie Axilla auf ihn zutrat, bekam Vala den dezenten Eindruck, hier wäre was ganz bestimmes im Busch. Selbstsicher ließ er den Blick auf ihrem Körper ruhen, ein leises Lächeln zeigte schließlich, dass ihm gefiel was er sah. Irgendwo in seinem Hinterkopf schwirrten noch die Worte des Aelius herum, und er überlegte einen Moment, ob er sich für die Nettigkeit, ihn nicht mit offener Kehle in den Tiber zu verfrachten damit bedanken sollte, in dem er dessen Frau flachlegte.
    Vala zauberte eine Münze hervor, schnippste diese in die Luft und fing sie nach einigen Rotationen locker mit dem Handrücken wieder auf, um sie mit der anderen Hand zu verdecken. Er überlegte einen weiteren Moment, dann hielt er der Römerin beide Hände hin und offenbarte die Münze, ohne dabei den Blick von Axilla zu nehmen.


    "Sag du es mir, was ist es?"

    Immernoch etwas irritiert von der Nachricht durch die Iunia nahm Vala sich mitten im Wahlkampf die Zeit, direkt nach einem öffentlichen Auftritt bei der Casa Iunia vorbeizuschauen, um den Grund für die Einladung zu erfahren.. und klopfte dreimal an das massive Holz der Porta.

    Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer05.png]


    Dies war der Punkt, an dem Sirius kapitulierte. Wenn er weiter rumstocherte, würde sie ihm noch mitten auf der Straße in einem Schreikampf die unmöglichsten Dinge an den Kopf werfen. Und diese Frau war definitiv unbeherrscht genug, um das zuzulassen.


    "Aye. Wie du wünschst.", gab er daher betont kleinlaut nach, und blickte die Iunia mit einem Blick an, der klarmachte, dass er zu der Sache nichts weiter zu sagen haben würde. Alles sah danach aus, dass diese Frau nicht nur einen Geliebten hatte, nein, sie hatte auch noch einen besessenen Ehemann. Wahrscheinlich konnte man einiges über sie sagen, nur nicht, dass ihr Leben langweilig war. Er würde die Sache mit seinem neuen Herrn klären.


    "Bitte, der Dame den Vortritt."