Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Danke, Prudentius.", seufzte Vala erleichtert,
    "Du wirst es nicht bereuen. Ich kann dir versichern, dass dieser Geldbetrag nicht lange in deiner Kasse fehlen wird. Ich werde sogleich einen Brief aufsetzen den ich nach Mogontiacum schicke."


    Eine kurze Stille trat ein, in der der erleichterte Vala einfach nur froh war, diese erste Niederlage seiner Kompetenzen bald bereinigt zu wissen.


    "Achja..", ergänzte er das Gespräch um eine gewisse leichte Note, "Ich habe in den vergangenen Tagen zwei junge Männer kennengelernt. Einen gewissen Claudius Lepidus und einen Quintilius Sermo. Kennst du sie?" Nicht, dass Vala seinen neuen Bekannten misstraute, aber er wusste um den Wert von Informationen, gerade wenn es noch viele Unbekannte in der großen Rechnung gab. Allerdings merkte er auch, dass er damit nicht immer den Prudentius belasten konnte, immerhin hatte dieser selbst mehr als genug zu tun. Er würde sich bald nach anderen Quellen umschauen müssen, ohne Beratung ging garnichts.

    "50 Aurei.", flüsterte Vala halb, so unangenehm war ihm die Sache. Natürlich hatte er gespart, aber andererseits wollte er auch nicht, dass man in zehn Jahren wieder mit einem kompletten Bautrupp anrücken musste. Nachhaltigkeit war Teil seines Denkens, langfristig lohnte sich immer mehr als kurzfristig... war aber kurzfristig dann auch entsprechend teuer.

    "Salve Tabellarius.", grüßte Vala den Postbeamten, als er das Officium des CP betrat, "Ich hätte hier wieder einen Brief, der über die Wertkarte der Gens Duccia nach Mogontiacum soll..."



    Ad:
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia
    Mogontiacum | Germania


    Lando!


    Ich bin mir sicher, dass dich wichtige Geschäfte davon abhalten, dir um ALLES Gedanken machen zu können, und es ist mir äußerst unangenehm jetzt schon mit einem solchen Problem dazustehen, aber ich sehe mich außerstande es ohne Hilfe von Zuhause lösen zu können.


    Ich habe die Casa unserer Familie hier in Rom renovieren und umbauen lassen. Aufgrund des eher geringen Nutzens einer ganzen Casa für nur eine oder mehrere Personen habe ich sie in eine Insula umfunktionieren lassen, mit zwei Wohnungen für III oder mehr Personen. Das dürfte zumindest ein angemessenes Salär sicherstellen.
    Allerdings: die Bauarbeiten sind zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen, allerdings sind die Arbeiter und der Architekt noch nicht zu IHRER Zufriedenheit entlohnt worden. Meine finanziellen Reserven sind aufgebraucht, und das schmale Gehalt, dass ich als Scriba des Procurator a libellis verdiene wird kaum ausreichen den Restbetrag innert zehn Jahre zusammensparen zu können.


    Also: ich brauche Geld. Um genau zu sein, L Aurei.


    Ich weiß, dass selbst für einen geschäftstüchtigen Händler wie dich solche Summen kein Pappenstiel sind, aber sieh es einfach als lohnende Investition in Familieneigentum an.
    Ich musste Prudentius Balbus darum bitten, mir diese Summe vorzustrecken, ich denke du wirst wissen, was das bedeutet.


    Grüß mir die Familie.


    Til ars ok frisar.


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    _________________________________________________________
    Titus Duccius Vala
    Scriba Personalis Tib. Prudentius Balbus
    Casa Prudentia | Collis Quirinalis | Roma | Italia
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    "Ersteres...", gab Vala zerknirscht zu, "Ich weiß um die Möglichkeit, die Arbeiter durch Muskelgewalt einfach vertreiben zu lassen, allerdings haben die ja auch einen gewissen Anspruch, den ich nicht erfüllen konnte. Außerdem möchte ich es vermeiden durch solcherlei Aktionen in Verruf zu kommen, wenn du verstehst was ich meine. Sie haben ihre Leistung ja vollbracht, nur sehe ich mich im Moment diese entsprechend zu honorieren. Es wäre auch nicht für lange, ich werde gleich sofort einen Brief aufsetzen, in dem ich nach Hause schreiben werde um die Dringlichkeit der Situation noch einmal zu betonen. Aber du würdest mir enorm weiterhelfen, wenn du mir zumindest kurzfristig aushelfen könntest. Das Geld bekommst du selbstverständlich wieder zurück..."

    Der Senator musterte ihn. Musterte ihn lange. Sehr lange. Vala ließ seine Züge einfach gefrieren, und hielt der Prüfung so gut stand wie er konnte. Was mit zunehmender Länge doch schon anstrengend wurde... zu schweigen, und den Blick zu erwidern. Und weiter zu schweigen... und den Blick zu erwidern. Und immer weiter zu schweigen. Und den Blick zu erwidern.

    Schon wieder um eine Erfahrung reicher, folgte Vala dem Claudius mit neugierig umherschweifenden Blick durch das Badehaus. Schon hinter der dicken Eingangstüre war die schwüle Luft ein Novum, der Nebel in Germanien hatte meist etwas kaltes an sich. Je weiter man durch das Badehaus blickte, desto verschwommener nahm man die Badegäste war.


    "Eh, ja... die gibt es.", antwortete er etwas abwesend auf die Frage seines Führers, "Aber ich hatte nicht die Gelegenheit, sie zu besuchen. Es gab genug andere Dinge, um die ich mich kümmern musste..."


    Auch Vala entkleidete sich, nahm ein Handtuch und folgte Lepidus selbstverständlich nackt, denn für Germanen war Scham und Verschlossenheit etwas vollkommen fremdes. Erst als er bemerkte, dass die meisten anderen Männer die Handtücher um die Hüfte gebunden hatten, wickelte er sich seines auch um.


    "Und nun?"

    "Ich muss zugeben, es ist mir etwas peinlich.", begann Vala schon einmal mit einer starken Untertreibung, "Wie du dich sicherlich erinnerst, hatte ich ja vorgehabt die Casa meiner Familie wieder instand setzen zu lassen. Naja... das habe ich auch, aber dabei dummerweise die langen Reaktionszeiten unterschätzt. Das Geld, das ich brauche um den Architekten und die Arbeitgeber zu bezahlen ist noch nicht angekommen, und... naja... ehm... also.... man hat das fertige Haus besetzt. Es ist mir... unangenehm... immerhin hätte sowas mit beflissener Planung nicht geschehen dürfen. Aber jetzt ist das Kind im Brunnen, und ich bin ziemlich verzweifelt. Ich erspare dir die Details, was die Mannschaft jetzt mit dem Heim meiner Gens hier anstellt. Aber... ich sehe mich gezwungen, dich um Hilfe zu bitten, um diese Situation zu klären."


    Man konnte Vala ansehen, wie wahnsinnig unangenehm ihm die Sache war, vor allem, weil er sie als persönliche Niederlage begriff.

    "Da frage ich mich gleich: wie verwaltet man all diese Menschen?", sprach Vala einen Gedanken laut aus, der ihm im Laufe des Gesprächs gekommen war.


    "Na, dann glaube ich nicht, dass ich einmal um einen Besuch eines Wagenrennens vorbeikommen werde. Interessieren tut es mich schon. Welcher Factio gehört dann unser Patron an, wenn er mich schon explizit vor den Weißen warnt?"

    "Das könnte man so sagen... natürlich erzählt man sich in meiner Heimat immer viel über die monumentale Stadt in Stein. Wenn man, wie ich, zum ersten Mal herkommt, so stellt sich die Wirklichkeit als Enttäuschung und Überraschung zugleich heraus. Ich habe das Gefühl, die Alpen haben nicht so viel Stein inne wie diese Stadt. Und gleichzeitig habe ich noch nie soviel Verderben und Verdorbenheit auf einen Schlag sehen dürfen. Aber nein... ich habe keine konkreten Pläne. Ich glaube, ich lerne die Stadt besser kenne wenn ich sie auf mich zukommen lasse, als dass ich sie Rasterplanmäßig abarbeite.", was in etwa da Prinzip darstellte, mit dem Vala arbeitete: die Kreise wurden immer größer.


    "Um ehrlich zu sein: natürlich will ich dem Reich und meiner Familie zur Ehre gereichen, in dem ich in Rom etwas erreiche. Eine Laufbahn aufnehme. Aber ich sehe mich in Erfahrung und Wissen noch außerstande, diese Dinge zu erreichen, beziehungsweise sie zu meiner eigenen und des Reiches Zufriedenheit auszufüllen. Ich arbeite zur Zeit als Leibscriba des Procurator a libellis, einem Freund meiner Familie. So will ich mich langsam in den Kosmos einarbeiten, der sich Rom nennt, bevor ich weiter reichende Schritte wage. Ich will mich nicht unvorbereitet an größere Dinge heranwagen, und wenn das nun eine gewisse Zeit erfordert, so sei es drum. Ich muss Rom erst kennenlernen, verstehen wie es funktioniert... was übrigens auch einer der Gründe ist, warum ich vor dir sitze. Ich bin neugierig..."

    Vala war zu spät. Er HASSTE es, zu spät zu sein. Pünktlichkeit war eine Tugend, selbst im Zeitalter der fehlenden Präzision in der Zeitmessung. Dazu kam, dass man in der Casa der Decimi irgendwie auf sich alleine gestellt war. Man öffnete ihm die Türe, erklärte ihm, dass die Cena, zu der ihn seine Tante eingeladen hatte, im Triclinium stattfinden würde, und widmete sich dann wieder anderen Dingen.
    Und überließ damit das Finden des Tricliniums einem etwas überforderten Vala.


    Als er letztendlich den Ort gefunden hatte, wusste er über die Küche, den Weinkeller, die Unterkünfte der Bediensteten und über den Abort bescheid. Und das nicht etwa, weil er danach gesucht hatte. Er hörte die Stimmen durch die Tür, strich sich seine dunkelblaue Tunika glatt, klopfte an, trat ein... und blickte ebenso fragend in die Gesichter dreier Damen, wie sie ihn anblickten. Jedoch war seine Tante unter ihnen, was ihn stark beruhigte.


    "Hah, hier bin ich richtig!", versuchte er sich in einem Witz, bevor er zur Vorstellung überging, "Die Damen, meine Grüße. Ich bin Titus Duccius Vala. Entschuldigt die Verspätung.. die römischen Häuser stehen der Stadt in nichts nach, wenn es darum geht sich zu verlaufen."


    Ein angedeuteter Kuss auf die Schläfe seiner Tante stellte einen sehr germanischen Gruß für Mütter und ranghohe Frauen dar, die dann auf ihrer rechter Schulter ruhende Hand ein Zeichen familiärer Verbundenheit während er offen mit einem verschmitzten Lächeln die beiden anderen Frauen musterte.
    Die beiden anderen Frauen von bezeichnender Schönheit, wobei Vala eh das Gefühl hatte, dass die Römer ihre hässlichen Töchter eh nicht aus dem Haus ließen. Keine war älter als zwanzig Winter, somit ein krasser Kontrast zu seiner Tante, die immerhin gestandene Matrona war. Die Cena schien anscheinend recht privat auszufallen, oder er war nicht halb so spät, wie er gedacht hatte.


    "Ich hoffe, ich habe kein tiefes Gespräch gestört?"

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    Ganze fünf Wochen nachdem Vala das Projekt angegangen war, war die Casa renoviert. Aus einer heruntergekommenen und nur notdürftig ausgebesserten Bruchbude war eine schmucklose und absolut funktionale Casa geworden, die zwei kleine Familien in noch kleineren Wohnungen und eine Anspruchslose Einzelperson unterbringen konnte.
    Mit dem Ende der Bauarbeiten allerdings nagte ein Problem an Vala, dass er so leicht nicht ausblenden konnte: seine finanziellen Reserven waren aufgebraucht. Zwar hatte Lando ihn ausreichend mit Geldmitteln ausgestattet, nur sollten diese vornehmlich dafür sein, Vala ein Leben zu ermöglichen bis er sich selbst ein kleines Salär verdiente. Von einer Komplettrenovierung war niemals die Rede gewesen.


    In seinem Stolz hatte Vala daher darauf verzichtet, auswärts zu essen, wurde er doch sowieso meist im Haushalt der Prudentier zum Essen eingeladen. Andere Ausgaben waren auch gestoppt, aber der unbeholfene Umgang mit Geld zeigte sich erst, als der Architekt, der wohlhabend genug gewesen war um die Arbeiter zwei Wochen im Vorraus zu bezahlen, schließlich die erste Rate wollte. Immerhin zweitausend Sesterzen.
    Zweitausend Sesterzen waren weit mehr als das, was Vala aus Germania mitbekommen hatte. Und jetzt stand er da, der Tor, und war so schlau als wie zuvor.


    Seinem rhetorischen Geschick war es zu verdanken, dass die Arbeit nicht einfach mitten drin beendet wurden, und es brauchte zwei satte Überredungsmanöver, die Casa bis zum Ende fertiggestellt zu bekommen. Jetzt aber war es unumwunden kritisch: es gab keinen Grund mehr, das Geld zurück zu behalten.


    Was Vala vor ein immenses Problem stellte: aus Germania war noch keine Post gekommen, und er war zu stolz, um schon so kurz nach seiner Ankunft um Geld zu betteln. Andererseits war die Casa eh Familieneigentum, also musste sich die Zentrale in Mogontiacum auch um dieses Bauwerk kümmern. Bis es allerdings soweit war, hätten die Bauarbeiter ihn gelyncht.
    Er brauchte Geld, allerdings: woher nehmen, wenn nicht stehlen?


    Seinen neuen Oheim, den Procurator Prudentius, hatte er schon fragen wollen, allerdings war dann urplötzlich dessen Sohn gestorben. Was Vala aus pietätsgründen dazu veranlasste, doch noch damit zu warten. Und sein Patron? Würde sich wohl ins Fäustchen lachen, wenn ein neuer Klient einfach mal so fünftausend Sesterzen erbittet. Oder gar bei seinem Bruder. Nein, das ging wirklich nicht.


    Was also machte Vala? Er ließ sich erst einmal bei der Baustelle nicht blicken... die dann prompt von den Bauarbeitern besetzt wurde. Und an Volk weitervermietet, das Vala im Leben nicht in sein Haus gelassen hätte.


    Die Casa Duccia war bis auf weiteres besetzt. Ohne Pause bis jetzt. Denn die Maurer kamen zuerst. Und gehen wahrscheinlich auch zuletzt. Buenos Dias, Valeas, du bist nur Gast hier, du faßt hier nichts an.


    Irgendwie hatte Vala sich das anders vorgestellt.

    Vala war nun schon einige Wochen in Diensten des Prudentius, den er sich immernoch standhaft weigerte beim Cognomen zu nennen. Für ihn war es eine Sache von Ehrerbietung, den Gegnüber beim Familiennamen zu nennen, und eine dezente Distanz war für Vala nur selbstverständlich.
    Er hatte sich eifrig in sein Tagewerk eingearbeitet, begleitete den Procurator zu allen nicht allzu wichtigen Treffen und Verabredungen, während die wirklich wichtigen Dinge noch dem Leibscriba überlassen wurden. Sowieso hatte sich eine kleine Rivalität zwischen dem Sklaven und dem Germanen gebildet, die sich allerdings beiderseits in Grenzen hielt: von germanischer Seite weil Vala um die Einflussmöglichkeiten eines hochgestellten Sklaven wusste, und von sklavischer, weil dieser wusste, dass der Germane nicht lange auf dieser Position verharren würde. Alles in allem eine eher friedliche, wenn auch nicht spannungslose Situation.


    Am heutigen Tage, nach der Salutatio und einigen kleineren Geschäften, hatte der Procurator einen wichtigen Geschäftspartner in seinem Officium empfangen. Vala schrieb fleissig mit, musste allerdings immer wieder Zeilen ausstreichen weil die Herren sich dann doch in dem einen oder anderen uneinig waren. Als die Reglements schließlich getroffen waren hatte Vala insgesamt sechs Tabulae vollgeschrieben, was vor allem an seiner Angewohnheit lag klar leserlich und somit sehr groß zu schreiben.


    Als der Geschäftsfreund gegangen, sah Vala die Möglichkeit ein Anliegen vorzubringen, das ihm sehr peinlich war.


    "Eh... Prudentius. Wenn du vielleicht noch etwas Zeit für mich hättest? Ich müsste... naja... ich müsste da über etwas mit dir reden!"


    Eigentlich war das Anliegen schon längst überfällig, aber die Nachricht vom plötzlichen Tod des Sohnes des Prudentiers hatte ihn zögern lassen. Wochenlang. Was zu einer immensen Verschlimmerung seiner eigenen Situation führte, bis die Not Vala dazu zwang, dieses Anliegen doch noch vorzubringen.

    "Macht Sinn.", murmelte Vala, der immernoch die Augen nach vorne gerichtet hatte, und sich den Ablauf des Opfers genau einprägte, "Wenn die beiden sich gestritten haben, bei welcher Göttin sollte man sonst um Eintracht bitten?"


    Die Opferzeremonie war für jemanden, der die germanischen Riten gewohnt war, strikt durchorganisiert, improvisiert wurde hier anscheinend garnichts, was Vala schon fast lächeln ließ: anscheinend zog sich die Ordnungskraft der Römer nicht nur durch ihr Militär und Staatssystem.



    "So, und was machen wir jetzt, Claudius Lepidus?", fragte Vala seinen Begleiter, als sich die Menschenmasse nach dem Opfer aufzulösen begann.

    "Was mich nach... achso... ich bin hier, um meinen Weg zu gehen. Ich will dem Reich dienen und meiner Familie zur Ehre gereichen.", erklärte Vala knapp sein Anliegen hier in Rom, "Und enttäuscht... ich würde es eher überrascht nennen. In jeder Hinsicht. Diese Stadt birgt mehr Gestein als ein Bergmassiv, und stinkt schlimmer als zehn Jauchegruben. Dass so viele Menschen hier unterkommen ist mir ein Rätsel, und vor allem warum sie überhaupt bleiben. Hier werden Sprachen gesprochen, von denen ich nicht im entferntesten gehört habe."


    Er brauchte einen Moment, um zu begreifen wovon der Annaeer sprach, doch schließlich fiel der Sesterz.


    "Achso, es geht um Pferderennen? Ich habe davon gehört, war aber noch nie bei einem anwesend... in Germania sind ja eher Gladiatoren die Zunft der Masse, was wohl auch an der unpassenden Größe der Arenen liegen mag. Ich habe vom Amphitheatrum Flavium* gehört, will es mir morgen ansehen.", meinte Vala im Plauderton, bis ihm auffiel, dass der Annaeer die Leistung des Rennstalls extra betont hatte, "Ist die Factio Albata nicht immer so erfolgreich?"

    "Dein Bruder hat mir erzählt, dass er bald Onkel wird. Ich wünsche deiner Frau und dir für die kommende Geburt alles Gute, Senator.", erhob sich Vala abschließend, eine Geburt war für eine Frau immer ein immenses Risiko, da waren Glückwünsche stets in guten Händen, "Wenn du erlaubst, ziehe ich mich jetzt zurück, um mich noch ein wenig mehr mit diesem Gigant namens Rom zu beschäftigen. Darf ich davon ausgehen, dass weitere Besuche dich nicht stören würden?"

    "Der Legat hat mir eine Reihe von Männern genannt, die seine Klienten sind und seiner Meinung nach einen Antrittsbesuch wert. Ich bin nach Rom gekommen, um hier meinen Weg einzuschlagen, Senator.", antwortete Vala wahrheitsgemäß dem immernoch etwas verstockt wirkenden Tiberius, "Dein Name war recht weit oben in der Liste."


    Ein wenig Schmeichelei konnte nicht schaden, und so blickte Vala drein, als könnte ihn kein Wässerlein trüben.

    "Vielen Dank dafür, Senator.", meinte Vala abschließend, und war sich nicht ganz sicher, ob das Gespräch damit beendet war. Um diese Unklarheit zu beseitigen, warf er noch eine kleine Frage nach, um die Gesprächsbereitschaft des Senators auszuloten: "Wenn ich mir noch eine kleine Frage erlauben darf. Als Konsular und Exlegatus hast du erreicht was es im Reich für einen Mann von vornehmer Herkunft zu erreichen gibt. Was wird man in der nächsten Zeit von dir zu hören bekommen?"

    "Es tut ihr gut? Ich bin mir nicht so sicher... ein fähiger Herrscher sollte mehr Zeit bekommen, die Dinge in seinem Sinne zu ordnen als nur ein paar Jahre. Stell dir vor Rom würde alle drei Jahre einen neuen Kaiser bekommen.", konterte Vala, "Und überhaupt... Oberhaupt. Es ist schon seltsam, wie schnell sich die Zeiten geändert haben. Früher wurde noch alles in der Gemeinschaft ausgemacht, das Wort des Things war Gesetz. Und jetzt werden Brüder von Cousins erschlagen, nur damit der Gewinner sich mit wiederrum anderen schlagen kann, bis er sich irgendwann durchgesetzt hat, nur damit bei seinem Tod alles von vorne losgeht..."


    Es war klar, dass er auf die Folgen der Tode von so vielen Pionieren in den germanischen Stämmen anspielte. Jedes Mal, wenn ein Potentant sich durchgesetzt hatte, herrschte er eine Zeit lang sicher über eine Gruppe von Menschen, mal über eine kleinere (Sippenoberhäupter), größere (die Richs der Stämme) oder größte (die Kuningaz), und wenn sie starben ohne sich vorher um eine dynastisch gesicherte Machtweitergabe zu kümmern (was oft geschah, denn die Folgenden waren auch potentielle Rivalen) ging der Bürgerkrieg wieder von vorne los.


    "Vielleicht solltest du das. Aber vielleicht ist es auch garnicht mal so schlecht, jemanden zu Hause zu haben, die einen wieder zurück auf den Boden der Tatsachen holt."

    "Danke, Procurator. Unserem Patron geht es, so ich das einschätzen konnte, recht gut. Er ist dabei sich in seinem Posten und der Provinz einzugewöhnen, wie ihm das gelingt kann ich allerdings nicht sagen, denn ehrlich gesagt kenne ich ihn ja erst seit kurzer Zeit.", sprach Vala, prostete dem Annaeer zu und war sich sogleich unsicher, ob die Römer dies überhaupt so taten.


    "Allerdings hat er mich vor den Weißen gewarnt, und davor, dass du mich zu ihnen ziehen könntest. Ich verstehe dies nicht, was meint er damit?"