Beiträge von Titus Duccius Vala

    Wenige Tage nach seiner Ankunft hatte Vala sich mit dem Quirinal und der näheren Umgebung seiner Behausung (er war immernoch unschlüssig, ob er die Casa Duccia nicht einfach abreissen sollte, und das Grundstück verkaufen) vertraut gemacht hatte, wurden seine Kreise durch Rom weiter. Und irgendwann landete er auf dem, für seine Verhältnisse gigantischen Forum. Die Menschenmassen die hier unterwegs waren, waren schier unfassbar groß. Und absolut multikulturell. Er hörte hier ebenso Dialekte aus der Heimat wie auch Sprachen, die er nie im Leben so eingeschätzt hätte. Und alle Hautfarben, von Grellweiß (Kelten von den Inseln im großen Nordmeer) bis Tiefschwarz (Menschen aus Nubien und den tieferen Wüsten) war wirklich alles dabei.


    Und dann die Redner! Vala hörte hier und da zu, verstand vieles sprachlich nicht, noch mehr vom Inhalt her, und wunderte sich, was die Leute so alles proklamierten. Bis er schließlich an einer großen Menschengruppe ankam, die sich um eine Bühne versammelt hatten. Irgendjemand wichtiges, das erkannte Vala an der Toga, stand da vorne, und redete irgendwas von Entschuldigung. Und noch jemand anderes, auch in Senatorentoga, nahm diese Entschuldigung an, und sprach von Familien und so weiter. Er ärgerte sich sofort, den Anfang verpasst zu haben, oder bereute das Fehlen jeglicher Vorinformation, um das hier zu verstehen.


    "Entschuldige, wieso entschuldigt sich Senator Alpha von Senator Beta, und wer sind die beiden überhaupt?", raunte er einem Menschen zu, der nah bei ihm stand, ohne den Blick von der Bühne zu nehmen.


    Sim-Off:

    Wer mag. :)

    Vala, der durchaus von einer geduldigen Natur war, wartete und beobachtete. Es war schwer mit den längeren Haaren nicht aufzufallen, aber sein Vetter Arbjon schien hier schon beste Vorarbeit geleistet zu haben: die meisten wunderten sich nichtmehr über einen Germanen in ihrer Runde. Die wenigsten interessierten sich sowieso für das, was um sie herum ablief, die allgemeine Aufmerksamkeit galt dem Patron, oder den jeweiligen Verbündeten.


    Und gerade diese Selbstzentriertheit nutzte Vala, um zu lauschen und zu lernen. Kleinere und größere Rivalitäten zwischen den Klienten, Erzählungen von eigenen Klienten und politische Animositäten, und natürlich viel Kleinsprech. So erfuhr Vala auch, dass die halbe Stadt im Moment Angst vor dem aktuellen Praefectus Urbi hatte, einem gewissen Salinator, an dessen Namen Vala sich nicht richtig erinnern konnte. Hatte er ihn nicht in irgendeiner Heeresliste des Ostens gelesen? Er hatte es tatsächlich vergessen, und Vala schalt sich selbst einen Narren dafür.


    Es dauerte eine geraume Weile, bis er selbst an die Reihe kam, und als es schließlich soweit war, nickte Vala dem Prudentier halb lächelnd zu, und hob die Hand locker zum Gruße: "Salve Prudentius Balbus, heilsa, Freund der meinen. Wie du sehen kannst bin ich hier, wie ich dir angekündigt habe. Ich muss zugeben, ich bin ebenso von Rom beeindruckt wie ich erschreckt bin. Einen so aggressiven Gestank habe ich in keiner Bärenhöhle erlebt, noch so viele Menschen auf einmal. Kein Wunder, dass Rom die Welt beherrscht, wenn es stetig Menschen ausspuckt. Aber gut.. wo fange ich an? Interessiert dich das neueste aus meiner Heimat?"

    Die Casa Prudentia zu finden war nicht schwer, sie lag eigentlich nur die Straße hinunter. Zig Gehminuten natürlich, und in einer deutlich feineren Gegend als die heruntergekommene Casa Duccia, doch in bequemer Reichweite wenn man Laufen eh gewohnt war. Der krasse Kontrast, der im Collis Quirinalis zu finden war bestätigte sich hier noch einmal: je weiter man den Hügel hinauf kam, desto teurer wurden die Gebäude. Demzufolge lag die Casa Prudentia nahe zum nächsten Hügel, dem sagenumwobenen Capitol, während die Casa Duccia nahe zur Stadtmauer auf der Nordseite des Hügels lag.


    Vala hatte ein kleines Frühstück hinter sich gebracht, und stand wenige Momente nach Sonnenaufgang, dem Beginn des römischen Arbeitstages, vor der Casa Prudentia. Und stockte: da stand eine Menschenmenge vor der Porta. Es brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass dies alles Klienten des Prudentius Balbus sein mussten, und Vala hielt die Augen nach seinem Vetter auf, den er allerdings nicht entdecken konnte. Wahrscheinlich hinderten ihn seine Pflichten in der Castra daran, der morgendlichen Litatio beizuwohnen.
    Er selbst stellte sich einfach in die Reihe der Klienten, und wartete darauf, dass man ihn vorließ.

    Lange hatte es gedauert, bis Vala das römische Heim seiner Familie gefunden hatte, was erstens daran lag, dass er sich zwar in der freien Natur perfekt orientieren konnte, in der Stadt aber voll aufgeschmissen war. Noch. Irgendwie hatte er zwar immer das Gefühl, in eine gewisse Richtung unterwegs zu sein, aber durch die ganzen schrägen, halbgeraden und gebogenen Straßen wurde das mehr als einmal auf die Probe gestellt.


    Und dann die Suche nach dem richtigen Haus. Lando konnte ihm nicht beschreiben wie es aussah, schließlich war er noch nie hier gewesen, und Phelan hatte ihm das Haus als sehr schlicht beschrieben, was auch immer das heißen mochte.


    Auf dem Collis Quirinalis war er nun einige Zeit lang umhergewandert, und hatte sich gefragt, ob seine Familie SO reich war, sich eine der teuren Herrschaftshäuser hier leisten zu können.
    Als er die Casa Duccia Roma fand, begriff er, dass sie es nicht war. Alles andere als das. Weit entfernt davon, es zu sein.
    Das Haus seiner Familie war in einem Zustand, der mit 'Bruchbude' noch untertrieben war. Eigentlich war das klar, die letzten zwei Straßen die er genommen hatte stellten einen rapiden Abbruch des Wohlstands dar, von herrschaftlicher Villa über edle Insula zu weniger edler Insula zu absoluter Bruchbude. Und vor der stand er jetzt. Auf der einen Seite schien man notdürftig etwas ausgebessert zu haben, frischer Putz prangte in dem dreckigen alten wie als Mahnmal. Die andere Seite des kleinen Hauses sah dafür umso schlimmer aus. Der Putz blätterte ab, die Graffiti waren so zahlreich, dass sie schon fast als bunter Anstrich durchgehen konnten, vor der Mauer lagen zahlreiche herabgestürzte Ziegeln, und alles in allem war die Casa Duccia Mitleiderregend. Wäre das Haus ein Pferd, würde man ihm die Adern öffnen, um ihm das Leid zu ersparen.


    Als er schließlich anklopfte, hatte er Angst, die Tür (die ebenfalls verdächtig nach Exkrement und Urin roch) würde hereinfallen, doch sie hielt. Vorerst.


    "Du bist dann wohl Lysander.", eröffnete Vala das Gespräch als die Tür geöffnet wurde und ein alter Mann ihm entgegenblickte. Die aufopferungsvolle Herrschaftlichkeit eines Albin ließ er ohne Zweifel vermissen, allerdings war die Aufgabe hier in Rom das Heim einer Familie zu bewachen, die sich kaum aus ihrer Provinz herausbewegte wohl eine durchaus undankbare.


    "Der bin ich. Und wer bist du, der du so forsch hier erscheinst?", giftete ihm der Wart entgegen.


    "Ich bin Titus Duccius Vala, Sohn des Flavius Duccius Germanicus, und du hast mir in Treue zu dienen, wie du es denen vor mir getan hast.", polterte Vala mit frostiger Stimme zurück, schob sich ohne die Antwort abzuwarten an dem alten Mann vorbei in das kleine Haus vorbei, und begann die Räumlichkeiten zu durchsuchen, die in besseren Zustand waren als es das Äussere des Hauses erwarten ließ. Und dennoch, Vala war bitter enttäuscht.


    "Ich werde mich jetzt zur Ruhe legen. Ich will morgen mit dem ersten Sonnenstrahl aufstehen, du wirst mich wecken.", befahl Vala, ging die knarzende Treppe hinauf und warf sich in das erstbeste Schlafzimmer, das sich ihm erbot.
    Er war in Rom, und gleich am ersten Tag eröffnete sich ihm viel Arbeit, die vor ihm liegen würde. Diese Bruchbude stand seinen Plänen im Weg, zumindest in diesem Zustand. Das würde sich ändern müssen.. doch bevor er zu konkreten Plänen kam, forderte die anstrengende Reise ihren Tribut, und Vala fiel in einen tiefen Schlaf.

    Schon die Stadtmauern! Die Stadtmauern! als Vala den letzten Hügel hinter sich gebracht hatte, und sich durch kleinere Waldstücke und viele Felder auf die Stadt zuarbeitete bekam er nach kurzer Zeit Schmerzen im Unterkiefer, und gefährlich viele Fliegen in den Hals.


    Kein Wunder, dass Hannibal sich dagegen entschieden hatte die Stadt anzugreifen. Wer konnte schon glauben, dass man sie tatsächlich einnehmen könnte? Die Mauer musste eine Tagesreise weit sein, wenn nicht mehr. Und dann diese gigantischen Tore.
    Mit Valas Selbstbeherrschung war es alsbald vorbei, und er verfiel in simples und ehrfürchtiges Staunen. Wozu er auch genug Zeit hatte, denn in die Stadt reinzukommen war ein Unterfangen, das lange brauchte. Auch wenn es mehrere, unglaublich große Stadttore gab, es waren immernoch enorme Menschenmengen durchzulassen, und auch wieder heraus zu lassen.


    Als er fast an der Reihe war, bekam er noch eben mit, wie sich vor ihm ein reicher Mann darüber aufregte, dass seine Leibwächter mit Waffen nicht in die Stadt gelassen wurden, und da Waffen nach wie vor ein richtig teures Gut waren, denn Metall war in jeder Form kostbar, wollte auch der reiche Römer diese anscheinend nicht einfach vor dem Tor stehen lassen, sondern drehte mit seiner kompletten Bagage wieder um.
    Wie auch Vala, der mit knirschenden Zähnen eine Kehrtwende machte und sich eine halbe Stunde zurück in die Wälder begab. Dort suchte er sich eine signifikante Stelle, prägte diese sich genau ein, vergrub dort sein Gladius, machte ein paar sehr runisch aussehende Kerben in gewisse Bäume, und kehrte dann zur Stadt zurück. Nur um NOCH länger anzustehen.


    'Gut Ding will Weile haben..', sprach Vala zu sich selbst, als er eine Stange Wasser an den eh schon stinkenden Wegesrand setzte. Als er dann endlich an die Reihe kam, war die Prozedur kurz und schmerzlos: er wurde nach Waffen durchsucht, ein paar wenige Fragen, deren Antworten die wachhabenden Soldaten eh nicht interessierten, und schon war er in Rom.
    Das erste, was er machte, war einen Brechreiz zu unterdrücken. Der Gestank von einer Million Menschen und wahrscheinlich ebenso vielen Tieren schlug ihm mit einer Kraft entgegen, die man mit dem Hammer Donars vergleichen könnte. Einem grün angelaufenen, schimmligen und verdammt übel riechenden Hammer.


    Unwillkürlich zog Vala seinen Mantel vor die Nase, und versuchte durch den Mund zu atmen. Es gab durchaus öffentliche Toiletten, die selbstverfreilich Geld kosteten, aber viele, die hier durchkamen hatten nicht einmal dieses. Was dazu führte, dass an allen Ecken und Kanten die Spuren von menschlicher Notdurft zu riechen und zu sehen war. Dazu kam der Geruch der Garküchen auf den Straßen, und von vielen anderem auch. Eine ziemlich perverse Mischung, wenn der maßgebliche Geruch, den man im Leben in der Nase gehabt hatte der von Wäldern und Wiesen gewesen war.


    Und dann dieser Kärm, überall schrie jemand irgendwelche Angebote heraus, Leute unterhielten sich, brüllten sich etwas über die Straße zu oder proklamierten irgendwelchen Unsinn. Direkt hinter dem Stadttor! Allerdings war es Vala nicht vergönnt, dem Eindruck länger zu frönen, denn die Masse an Menschen, die hinter ihm durch das Tor strebte war unerbittlich in seinem Drängen. Er wurde schlichtweg einfach in die Straßen geschoben, ohne irgendwas dagegen tun zu können.


    Je tiefer er in die Stadt kam, desto eher legte sich der Geruch, auch wenn dieser nicht weniger als knüppelhart war, er war weniger brutal als am Tor. Als er schließlich nicht wirklich frei, aber auch nicht verstockt durchatmen konnte, stellte er sich dem nächsten Problem: wo war er eigentlich? Durchfragen brachte irgendwie nichts, weil hier kaum ein Mensch Latein sprach. 'Collis!' schrie ihm jemand zu, obwohl Vala quasi direkt vor dem Mann stand, 'Quirinalis' ein anderer. War der Quirinal nicht das Viertel der Oberschicht? Vala stutzte, die Hütten und Häuser sahen kaum so aus, als würden sie jemandem gehören der Geld hatte.
    Was sich bald als vorläufiger Irrtum entpuppte, denn je weiter er sich in die Stadt bewegte, desto teurer wurden die Häuser, desto ruhiger wurde die Gegend und desto sauberer sahen auch die Menschen aus, die hier verkehrten. Die umfassende Armut lag wohl an der Nähe zum Tor und zur Mauer.
    Schließlich fand er auch jemanden, der ihm sagen konnte wie er zur Via Lata kam, zu der Vala sich dann auch sofort aufmachte. Er war müde von der Reise, und wollte endlich in ein vernünftiges Bett. Rom würde er am nächsten Tage erkunden.

    Italia. Endlich. Knapp zehn Tage war er nun unterwegs gewesen, und die Nacht in Genua war laut und unruhig gewesen, irgendeine Feiergesellschaft hatte es sich zur Aufgabe gemacht die halbe Stadt wach zu halten. Und jetzt: schnurstracks nach Süden. Vala atmete die Luft, die alleine anders roch als in Germanien mit vollen Zügen ein, und ließ Thyrfying in ruhigem Schritt an der Straße entlanglaufen. Es hatte nicht lange gedauert um festzustellen, dass die Straße zum marschieren gebaut worden war, und nicht um darauf zu reiten. Pisae ließ er hinter sich, genauso wie viele kleinere Vici, deren Einwohner immer italischer wurden. Valas Herz schlug schneller, als er sich gewahr wurde, dass jeden Moment die Stadt Rom hinter dem nächsten Hügel auftauchen konnte. Dass die Meilensteine neben der Straße ihm genau das auch lesbar verraten hätten, wusste er nicht.
    Und doch, letztendlich war sie da: Rom.

    Die Reise wurde immer besser. Vala hatte die Reisegruppe in Lugdunum verlassen, sich auf einen kleinen Handelskahn begeben, natürlich nicht ohne sich angemessen von der Frau zu verabschieden. Was er allerdings nicht erwartet hatte, war, dass sein Reittier Thyrfying ein absolutes Problem mit Schiffen hatte, und es brauchte eine Menge Arbeit, um den Hengst davon abzuhalten das Boot zu versenken. Einen Tag und viel gutes Zureden später standen sie im Hafen von Arelas, und etwas späterer auf der Straße über Massillia nach Genua. Das merkbar andere Wetter und die seltsam trockene Vegetation zogen Valas Interesse auf sich, und die ersten Olivenbäume, die er erblickte ließen ihn lächeln. Die Grenze zur Provinz Italia war nichtmehr fern...

    Es war Hochsommer, das machte ihm sein Fortkommen einfacher. Drei Tage war Vala nun schon unterwegs, und die Mischung aus Handelskarawane und Reisegruppe, der er sich angeschlossen hatte rumpelte immernoch stets ihrem Weg. Bevorzugte Haltestationen auf der Reise waren kleinere Dörfer oder Städte gewesen, die einigermaßen Sicherheit versprachen, und nicht nur einmal hatten kleinere Gruppen den Weg versperrt, und erst beim Näherkommen diese Sperre aufgehoben, als die Gruppe doch zu groß erschien. Was Vala nur allzu recht war, er hatte keine Lust auf dem Weg zu seinem großen Ziel noch großartig zum Messer greifen zu müssen. Er selbst besaß kein Schwert, mehr. Die große Hungersnot vor zwei Wintern hatte ihn gezwungen, das sündhaft teure Gladius für zwei Wochen freie Unterkunft und Logie eintauschen müssen, das wohl beste Geschäft im Leben des Munts eines kleineren Dorfes. Der Zweck heiligt die Mittel, und Vala hatte nichts über für emotional aufgeladenes Dingehüten. Er wollte sein Ziel erreichen, und dafür war er bereit so einiges zu opfern.
    Zu opfern bereit war allerdings auch wer anders, und das war die junge Ehefrau eines römischen Kaufmanns, die zusammen mit ihrer Anstandsdame in der Entourage reiste. Nicht nur einmal warf sie ihm schüchterne Blicke zu, betrachtete aber ebenso oft den Mond. Und Vala verstand.

    Der Tag war gekommen. Vala hatte ihm gespannt entgegen gesehen, und seit Tagen Vorbereitungen für seine Reise getroffen. Er hatte sich am Abend zuvor von seiner Familie verabschiedet, die zu dieser Zeit noch vollends in den Kojen lag, und die finanzielle Austattung seiner selbst sicher gestellt. Reisegeld hatte er ausreichend dabei, und er hatte Lando veranlasst, dass durch den schnellen Cursus Publicus noch einmal eine gewisse Menge Geld in Rom auf ihn warten würde.


    Thyrfying, sein Hengst, den er in den letzten Tagen immer wieder auf kleine Ausflüge mitgenommen hatte, um ihn auf die große Reise einzustimmen, stand an einem dünneren Baum angebunden, und wartete ungeduldig darauf, dass es losging. Vala war allein, allein im großen Garten hinter der Casa seiner Familie, und ließ mit nachdenklichem Blick die letzten Tage Revue passieren.
    Seine Sippe mochte ihn nicht, das war ihm klar. Er war kein Idiot, und die Art wie sie sich ihm gegenüber verhielten war nur allzu eindeutig. Aber das war ihm relativ gleich, Lando hatte mehr als nur einmal signalisiert Valas Anspruch zu unterstützen, sollte er sich bewährt haben. Und darauf kam es an, Vala WÜRDE sich bewähren.


    Als er sich losriss, zum großen Gartentor ging, um sein Reittier durch eben dieses zu führen und es dann wieder zu schließen, hatte Vala das Gefühl, ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen. Und vielleicht war es auch genau das. Er durchquerte die große steinerne Stadt, und verließ diese dann schließlich auf der Via Borbetomagna in Richtung Süden, in Richtung Rom.

    Vala war versucht den Kopf zu schütteln, als Lando sich vollkommen inadäquat auf die Neuigkeit seiner Frau verhielt. Womit hatte er denn gerechnet? Dass sie über das Bett tanzen, ohne dass sich bald ein dritter dazu gesellt? Aber schließlich kapierte auch der Kasper, was das eigentlich bedeutete. Wobei für Vala definitiv der politische Vorteil schwerer wog: die Verbindung mit den Mattiakern war fix, die Zukunft der Sippe gesichert und Albin bald um einen Problemfall reicher. Wenn denn alles gut ging. Eine Schwangerschaft bedeutete auch immer ein gewisses Risiko.


    Die junge Dienstmagd Sveija eilte aus dem Zimmer, begleitet von Lanthilda, die der jungen Ubierin im Gegensatz zu Lando nicht zutraute das ganze Trinkwerk alleine tragen zu können, und wenig später hatten auch so gut wie alle Starkbier und Met in ihren Bechern.


    "Nun denn... auf unser werdendes Elternpaar, und dass die Götter ihnen einen heilvollen Ausgang bescheren!", sprach Vala den ersten Trinkspruch, wartete bis die anderen sich ihm angeschlossen hatten, und leerte seinen Becher in einem Zug.

    "Danke, dass du mir diese Ehre gönnst.", nickte Vala dankbar, "Ich werde dich nicht enttäuschen. Wann planst du, nach Rom zurück zu kehren? Ich habe mir sagen lassen meine Familie besitzt ein kleines Haus, das jedoch bautechnischer Pflege bedarf. Ich werde mir noch überlegen müssen, was ich damit anfange. Ich plane in den nächsten Wochen aufzubrechen, ich stecke gerade in gewissen Studien. Ich werde dir einen Brief zukommen lassen, sobald ich abreise, da diese für gewöhnlich schneller ankommen."


    Er wollte gerade zurück ins Kleinsprech fallen, als ein Freund der Familie, mit dem Vala schon auf der Hochzeit von Elfleda und Lando auf's zünftigste gezecht hatte, ihn auf sehr germanische Art aus dem Gespräch herauskomplimentierte: Vala wurde einfach gepackt und in Richtung der Getränke geschleppt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als eine hilflose Geste in Richtung des Prudentiers zu machen, und ihn mit Gestik auf später zu vertrösten...

    Jetzt nochmal im richtigen Thread:


    Zitat

    Original von Mamercus Artorius Rusticus
    Da Vatern gewiss zu bescheiden ist sich selbst ins Gespräch zu bringen übernehm' ich das mal:


    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Ich mach das ja nur ungern...


    Was mir beim lesen dieser Kommentare auffiel, ist vielleicht garnicht mal so unmaßgeblich für die Problematik der Chronik-Zuarbeit: das Problem der Selbstdarstellung.
    Jeder Mensch liest gerne Kram über sich gerne, aber nicht jeder ist kaltschnäuzig genug diesen Kram auch selbst zu publizieren. Vielleicht würde eine Möglichkeit, das auch "anonym" in Form einer PN zu veröffentlichen dem Problem zumindest etwas abhelfen...


    Zumindest testweise, ich könnte mir vorstellen, dass da einiges mehr zusammenkommt wenn die Spieler sich nichtmehr offen dem Vorwurf der Selbstdarstellung aussetzen müssen.

    "Entschuldigt, das wollte ich damit nicht implizieren.", sagte Vala ohne es zu meinen, "Es ist nur von enormer Wichtigkeit, so dass man es sich ständig in Erinnerung rufen muss. Das mit dem Marktgericht will mir allerdings nicht aus dem Weg.. aber ich werde das noch einmal überdenken."


    Vielleicht hatten Lando und Witjon ja Recht, und es war einfach nur eine Zeitverschwendung und/oder würde Sachen verkomplizieren. Allerdings gab er sein Vorhaben nicht so schnell auf, darüber war noch nachzudenken.


    "Was ich in Rom will? Ihr kennt die Geschichte meines Vaters.. soll ich groß und nett umschreiben, dass ich ihn übertreffen will? Nein. Ich WERDE ihn übertreffen.. ich habe vor den Cursus Honorum zu beschreiten. Der Legat Marcus Vinicius Hungaricus hat mich bereits als seinen Klienten akzeptiert, und ich habe mich bei Prudentius Balbus um eine Position als persönlicher Assistent gebeten. Ich denke das ist eine Grundlage, um in Rom Fuß zu fassen. Natürlich wird es nicht einfach, aber meine Güte: einfach ist langweilig."

    Sim-Off:

    Getan.


    "Das wirst du nicht bereuen.", konterte Vala auf ebenso unverbindliche wie eindeutige Art und Weise das Versprechen. Der erste Schritt war getan, was ihn mit einer leichten Mischung aus Stolz erfüllte. Aber eben nur leicht, er hatte in seinem bisher jungen Leben schon mehr erreicht als das hier.. nur eben nicht im römischen Reich, was eine vollkommen neue Dimension des Wirkens für ihn eröffnete, und ihn zwang noch einmal vollkommen von Null anzufangen.


    "Erlaube mir noch eine kurze Frage: ich habe vor in nicht allzu ferner Zeit nach Rom zu gehen, ich denke ich muss dir nicht erklären warum. Das ist eine Entfernung, die es mir schwer machen wird zur Salutatio zu erscheinen.", Vala lächelte matt, kleine Witzeleien waren immer wieder gut zu gebrauchen, "Gibt es jemanden, dem ich in Rom an deiner Stelle die Aufwartung machen kann? Natürlich werde ich schreiben, allerdings gibt es ja noch andere Möglichkeiten, die Abwesenheit zu kompensieren. Oder irre ich mich da?"

    Die reichen Schichten konnten es sich erlauben, das war klar. Auch wenn Vala Dekadenz absolut zuwider war, fand er sich im gleichen Augenblick mit dem Gedanken ab, derartiges auch leisten zu müssen, wollte er erreichen was er sich vorgenommen hatte.


    "Der Exercitus ist groß, da ist es kaum zu verwundern, dass man dort nicht jeden mit Namen kennt.", paraphrasierte Vala das Thema zuende, und sparte es sich zu erwähnen, dass sein Vater auch nie den Prudentius erwähnte hatte. Aber das sollte kein Problem darstellen, vielleicht auch eine Chance: er konnte unbelastet von der Kenntnis des großen Duccius hier selbst eine Grundlage bauen.


    "Entschuldige, wenn ich dich so direkt darauf anspreche. Ich habe in der Acta und in den Archiven der Schola über dich und deine Si.. Gens gelesen. Ihr seid eine Familie von Stand, das ist klar, und du ein verdienter wie anerkannter Mann im römischen Staatsapparat.", sprach Vala mit respektbeladener Stimme, "Ich würde lügen, sagte ich, dass mich das nicht beeindruckte. Du musst wissen, ich beabsichtige auch eine gewisse Laufbahn im römischen Staat in Angriff zu nehmen. Ich werde mich dem Legaten in wenigen Tagen als Klient anbieten, allerdings ist dieser seines Status wegen an Germanien gebunden. Bei aller Liebe zu diesen Landen, ich sehe meine Zukunft in Rom. Aber lass es mich kurz fassen: ich empfehle mich dir als Schüler und persönlichen Assistenten. Davon könnten wir beide profitieren, immerhin sind unsere beiden Sippen schon miteinander verbunden. Ich kann schreiben, lesen, kenne mich immer besser in der Materie der Res Publica aus, bin wissbegierig und absolut loyal."


    Vala war klar, dass er den Prudentier damit an diesem Abend ziemlich überfuhr, aber gerade dieser Überraschungsmoment war es, auf den er pokerte. Er hatte sich nicht lange Gedanken darüber machen müssen, soweit er wusste waren der Prudentier und sein Legat miteinander bekannt, was auch für die Anwesenheit des Legaten auf dieser Hochzeit sprach, eine gute Vorraussetzung um Klientel und Anstellung zu verbinden. Außerdem saß der Prudentier am Puls der Zeit in Rom, und so würde Vala manigfalte Möglichkeiten bekommen, sich dort einen Namen zu machen. Und darauf war er aus..

    "Selbstverständlich.", konstatierte Vala, der die eher zurückhaltende Reaktion des Legaten auf das Schicksal seiner Eltern, die immerhin auch dem römischen Sicherheitswunsch zugearbeitet hatten mit Befremden zur Kenntnis nahm.


    "Ich wäre nicht hier, würde ich nicht bereit sein zu leisten was von mir erwartet wird.", und mehr noch als das. Aber zu dick auftragen musste er nun auch nicht, immerhin würde das hier auf eine Beziehung herauslaufen die von Gegenseitigkeit geprägt war.

    "Eine weiße Ziege, meinst du?", sagte Vala, und dachte schon daran wie er eine solche auftreiben könnte. Auf der Rus seiner Familie waren die meisten gescheckt, er würde wohl auf dem Markt ein teureres Tier suchen müssen.


    "Nun gut. Wo finde ich den Opferschrein dieses Gottes? Begib dich.. bitte ..dorthin. Ich werde gleich mit einem solchen Tier zurückkehren."
    Vala musste sich zusammenreissen nicht in seinem gewohnten kommandierenden Ton mit dem Priester zu reden. Die Priester jenseits des Rhenus funktionierten am besten, wenn man ihnen klarmachte, dass die weltliche Seite durchaus imanenter sein konnte, als die reine Angst vor Walhalla. Hier jedoch wollte er einen guten Start hinlegen, und nahm sich daher zurück.

    "Dein Mann ist Primus Decimus Magnus, richtig? Ein Veteran mit ziemlich langer Liste, wenn es um das erreichte geht...", erzählte Vala aus seinem Gedächtnis, der Decimus war tatsächlich eine gute Partie, wenn man daran dachte was für Möglichkeiten die Verbindung mit einem verdienten Offizier mit sich brachte. Andererseits wurde hier in der Casa gänzlich von Dagmar gesprochen, und von ihren Kindern. Ihr Mann fand so gut wie keine Erwähnung, und Vala fragte sich woran das wohl liegen mochte. Seltsam fand er aber auch, wie Dagmar von ihrem Mann sprach.


    "So wie du von ihm sprichst, war es keine arrangierte Ehe.", mutmaßte er ins Blaue hinein.