[Casa Prudentia] Prudentisch - Duccische - Eheschliessung, Der Komödie erster Teil

  • Beim ersten Gang hatte Ragin sich noch zurückgehalten, waren die scharfen Eier doch gar nicht seine Sache gewesen. Doch als nun der zweite Gang aufgetragen wurde stellte er erfreut fest, das er einige dieser Sachen aus seiner Zeit in Alexandria kannte. Besonders den Thunfisch und die Kalmare hatte er sehr gemocht, auch wenn er sie damals zuerst sehr argwöhnisch begutachtet hatte.


    "Oh lecker, das ist ja Thunfisch. Der ist total lecker! Den habe ich in Alexandria gegessen! Und die Kalmare da sind auch lustig. Die sind echt schwer zu kauen, aber mit einer guten Tunke schmecken die wirklich super. Nur die glibberigen Dinger da" er zeigte auf die Austern "mag ich gar nicht, die schmecken wie ein Schwall Meerwasser!" Als er dann aber sah, dass es zu den Kalmaren gar nicht die richtige Tunke gab, weil sie offenbar nur zur Dekoration da waren, ließ er lieber auch die Finger davon und schnappte sich stattdessen ein Stück Aal.


    "Wusstet ihr eigentlich, dass es in Aegyptus nicht nur Fische im Wasser gibt, sondern auch wirklich gefährliche Ungeheuer? Mich hätte beinahe eines gefressen! Das man da dann noch nach Fischen sucht ist wirklich verrückt!


    Oh ist das lecker!" meinte er noch kauend während er wartete ob jemand an der Geschichte Interesse zeigte.

  • Auch Arbjon nahm etwas von dem Thunfisch, den er bereits in Rom kennen gelernt hatte und etwas Lachs. Dazu nahm er größere Mengen Brot in Beschlag. Von dem sonstigen Meeresgetier hielt er sich fern. Einige Kameraden hatten sich an sowas mal den Magen verdorben und tagelang im Bett gelegen. Das wollte er nun wirklich nicht...

  • Eigentlich wollte Elfleda gerne noch viel mehr nachbohren. Wann schon hatte sie die Gelegenheit dazu, so offen ihre Fragen zu stellen und so ausführlich Antwort zu erhalten? Aber Arbjon schien sich schon ein wenig in die Ecke gedrängt zu fühlen, und Elfleda wollte nicht gleich in ihrer ersten Woche durch allzu zielstrebiges Verhalten noch auffallen. Also beschloss sie, es erst einmal gut sein zu lassen, auch wenn sie dazu noch viele Fragen gehabt hätte.
    “Ich habe ja nun Zeit, alles kennen zu lernen. Ich bin nur unheimlich neugierig“, meinte sie so charmant und mädchenhaft, wie es ging, und wurde dann auch gleich vom Auftragen des zweiten Ganges von allen weiteren Erklärungen erst einmal unterbrochen.

  • Die ersten Platten waren noch gut gefüllt mit Eiern, als sie plötzlich hinausgetragen wurden und welchen mit Fischen Platz machten. Elfleda schaute etwas skeptisch auf einige der Meerestiere, die sie nicht kannte. Es warne verschiedene Fische, Karpfen und Lachsforellen kannte sie, aber auch Muscheln und Krebse und komische Tiere, die nicht wirklich schmackhaft aussahen.
    Ihre Sippe lebte auf dem Land und ernährte sich von dem, was die Felder hergaben, von Wild und von dem Vieh, das sie hielten. Fisch gab es seltener, da bei ihnen kein Gewässer in unmittelbarer Nähe lag. Nur ab und an fischte mal jemand an den Bächen und Tümpeln, aber soviel, dass man es täglich essen würde, fing man dann doch nicht. Von daher war Fisch ein seltenes Gut und für Elfleda wertvoll. Auch wenn sie das Essen wegen der gräten an sich nicht so toll fand, aber über Luxus wollte man schließlich nicht jammern.
    Sie nahm sich eine Forelle und zerpflückte den Fisch vorsichtig mit den Fingern. Sie ließ sich Zeit dabei und bekam so den butterweich gegarten Fisch gut auseinander, ohne viele Gräten im Fleisch mitzunehmen. Dazu ließ sie sich von dem dünnen Bier nachschenken, schließlich wollte ein Fisch auch im Bauch noch gerne schwimmen, wie es so schön hieß, und etwas Brot. Das war schon eher nach ihrem Geschmack als die vielen Eier, auch wenn sie der Verschwendung der vollen Platten des ersten Ganges sehr skeptisch gegenüberstand. Sie hatte hier nicht einmal Schweine gesehen, die die Reste hätten fressen können.
    Auf die Idee, dass die Reste als Armenspeisung gedacht waren, kam Elfleda erst gar nicht. Dafür war ihr das Prinzip des Stadtwohnens mit der herrschenden Armut einzelner Personen einfach zu fremd.

  • Vala, der den überbordenden Luxus hier mit stirnrunzelnder Miene wahrnahm, hatte er sein bisher nicht allzu lange Leben lang nur in den unteren Schichten der Nahrungpyramide rumgekrebst, hatte die Eier probiert, und beschlossen so zu tun als würde er regsam essen, in dem er einfach mal an dem einen, mal am anderen Ei herumknabberte. Als der Gang schließlich abgedeckt wurde, atmete er erleichtert auf, genehmigte sich ein Bier, und hörte interessiert schauend den anderen Gesprächen zu.


    Schließlich kam der zweite Gang, und Valas Augen begannen zu leuchten! Fisch! Er liebte Fisch! Das komische Zeug, was drumherum drapiert war, kannte er zwar nicht, zweifelte aber keine Sekunde daran, dass er auch das probieren wollte. Besonders als auf einer zweiten Tafel eben jene Tiere mundgerecht portioniert dargeboten wurden.


    Auch wenn Valhalla seine Vorstellung von perfektem Essen war, dies kam ihm schon nahe. Glaubte er zumindest. Experimentierfreudig wie er war, schaufelte er sich seinen Teller mit kleinen Happen von allem voll, dazu ein wenig Brot, und dann begann er auch schon, sich mit zufriedenem Lächeln durch die Gaben zu arbeiten... dieser Abend begann Spaß zu machen.

  • "Das sieht definitiv wie etwas aus, dass man auch wirklich essen kann.", scherzte Lando, und schauffelte sich den Teller mit heimischen Fischsorten voll. Er nahm das Mahl mit genüsslicher Miene zu sich, bekam aber auch die drückende Stille mit, die sich über den großen Tisch legte.


    "Ragin... wieso erzählst du uns nicht etwas aus Aegyptus? Wir hatten bisher kaum die Zeit, deine Abenteuer anzuhören, wäre nicht jetzt ein passender Moment, sie uns mitzuteilen?", schob Lando ein Gespräch an, in dem er seinen jungen Vetter fragend und auffordernd zugleich ansah.

  • Ragin wuchs gleich ein paar Zentimeter, dass sich jemand für seine Erlebnisse interessierte. Bisher hatte ihn noch niemand gefragt, und er hatte sich schon gefragt ob sich seine Sippe gar nicht für fremde Länder interessierte.


    "Also ich habe sehr sehr viel dort erlebt. Aber am Aufregendsten war der tag an dem ich beinahe von einem Krokodil gefressen worden wäre. An dem tag hab ich mit Amala und Helios geschnappt und bin mit meiner Angel zum Nil geritten um zu angeln. der Nil ist ein riesiger Fluss und der ist mindetsens dreimal so breit wie der Rhenus, wenn nicht noch breiter! Also saß ich da eine Weile am Rand und hatte meine Angel im Wasser. Mir wurde zwar erzählt, dass es dort ein Wesen namens Hippodingens mit einem riesigen Maul gibt, aber von den schrecklichen Krokodilen hat mir niemand was gesagt. Ich hatte also endlich einen Fisch an der Angel. Es war wirklich ein Riesenviech und ich konnte ihn kaum halten!" Ragin zeigte mit seinen Händen, wie groß der fisch gewesen war, wobei er sich da ein wenig künstlerische Freiheit gönnte.


    "Es dauerte wirklich einige Minuten, bis wir ihn niedergekämpft hatten. Dann war der fisch müde und ich wollte ihn rausholen. Garade als ich nach ihm greifen wollte, springt also dieses riesige Ungeheuer aus dem Wasser und schnappt nach mir! Es hat mich nur ganz knapp verfehlt, aber den Fisch in einem Haps verschlungen und meine Angel einfach un der Mitte auseinander gebissen! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das für ein biest war: Es sah so ähnlich aus wie eine Eidechse, aber so lang wie vier Pferde und sicher so schwer wie ein oder zwei Ochsen. Mit riesigen stahlharten Schuppen und einem Maul so groß, dass es selbst Lando mit einem Biss verschlucken könnte und gespcikt mit dutzenden Zähnen so groß und so scharf wie Messer! Ich bin dann gleich nach hinten gesprungen und dann schnall abgehauen. Aber ich musste erst Helios wieder einfangen, denn der hatte sich noch mehr erschreckt als ich. Also eines sage ich euch: Wer da Angelt, den hat die Dummheit geküsst! Also nur die, die das wissen natürlich... Aber ich hab noch viel mehr erlebt. hab ich schon erzählt, dass ich niedergeschlagen wurde? Oder was für komische Sachen die Griechen machen?"


    Ach verdammt, jetzt war es mit ihm durchgegangen. Das mit dem Niiederschlagen hatte er eigentlich für sich behalten wollen, aber vor lauter Elan beim Erzählen, war es nun mit ihm durchgegangen.

  • Das Essen lag schwer im Magen, und Vala hatte das wohl beste Mahl seines Lebens gehabt. Wenige Minuten danach fand man sich in leisen oder weniger leisen Gesprächen zusammen, während Sklaven immernoch den großen Tisch abräumten. Kleinere und größere Gruppen bildeten sich, wobei man größtenteils unter sich blieb, wenige Römer und Germanen taten sich zusammen. Allerdings zeigte die Erfahrung, dass sich dies bei zunehmendem Alkoholgenuss schnell ändern würde, vor allem die Germanen konnten eine schon sehr ausdringliche gute Laune entwickeln. Vala hatte sich abgesetzt, um eine Weile lang die Festgesellschaft zu beobachten, und etwaige Möglichkeiten sich bekannt zu machen zutaxieren. Ein verdienter Beamter der Provinzialregierung aus Gallia war anwesend, dessen Frau sich gerade in Richtung eines Aborts aus dem Staub gemacht hatte, aber Vala schätzte die Gewinnmöglichkeit als zu gering ein, um sie jetzt wahrzunehmen. Eine Gruppe von Kaiservertrauten, die im Schlepptau von Vespa mitgekommen waren sprachen über die Provinz, aber Vala zögerte, das Gespräch konnte zu schnell in eine Richtung abdriften, in der er nicht sicher war, und das war ihm höchst zuwider.
    Dann erblickte er Prudentius Balbus, den Onkel der Braut, der aus welchem Grund auch immer gerade alleine dastand.
    Es dauerte nicht lange, und Vala stand mit zwei Bechern Wein vor dem Familienoberhaupt der Prudentii, und nickte diesem lächelnd zu: "Wenn ich stören darf. Bei all der Arbeit, die du dir hier gemacht hast, darfst auch du nicht zu kurz kommen. Einen Becher Wein vielleicht? Entschuldige, ich habe mich garnicht vorgestellt.", sprach Vala unverbindlich, als wäre er rein zufällig hier vorbeigekommen. Der Prudentius nahm den Wein, und bekam als nächstes Valas Hand entgegengestreckt: "Mein Name ist Titus Duccius Vala, mein Vater war Flavius Duccius Germanicus, soweit ich weiß waren er und du euch bekannt. Eine beeindruckende Hochzeitsfeier, wenn ich das so sagen darf."

  • Der zweite Gang gefiel Balbus an und für sich recht gut und im Gegensatz zu den Eiern des ersten Ganges, bediente er sich an den Fischen doch recht reichlich, auch wenn er natürlich um das wusste, was noch folgen würde.
    Doch der Geruch der Fische war einfach zu gut und der Geschmack hielt hinterher auch, was der Geruch versprochen hatte.
    Er probierte von allem etwas und bediente sich sogar an den, hier scheinbar nicht sonderlich geliebten, Meeresfrüchten. Selbst eine Auster fand den Weg in seinen Magen, während er aufmerksam den Gesprächen folgte und interessiert zuhörte, als Rufus von Alexandria erzählte. Unweigerlich musste er an Scipio denken, der dort verweilte und war kurz davor nachzufragen, ob der Duccier ihn vielleicht getroffen hatte. Aber dies verflog schnell, denn er hatte nicht vor dem ungeliebten Vetter mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als es notwendig war.


    Die kleine Geschichte über die Begegnung mit dem Krokodil brachte Balbus zum Schmunzeln. "Mein Vater hat immer von seiner Zeit in Alexandria erzählt und sagte, dass der Fisch aus dem Nil das Risiko mehr als nur aufwiegt. Er sagte immer, dass er noch nie besseren Fisch gegessen hatte."

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Wenn ich stören darf. Bei all der Arbeit, die du dir hier gemacht hast, darfst auch du nicht zu kurz kommen. Einen Becher Wein vielleicht? Entschuldige, ich habe mich garnicht vorgestellt.""Mein Name ist Titus Duccius Vala, mein Vater war Flavius Duccius Germanicus, soweit ich weiß waren er und du euch bekannt. Eine beeindruckende Hochzeitsfeier, wenn ich das so sagen darf."


    Balbus genoss gerade einen ruhigen Moment, als der junge Duccier an ihn herantrat. Da er ihm einen Becher Wein in die Hand drückte, war er ihm auch nicht sonderlich böse über die Störung, denn ohne es zu merken hatte er den ganzen Tag über nur sehr wenig getrunken und konnte den Wein gut vertragen. So nahm er den Wein natürlich gerne an.
    "Glaube mir, soviel Arbeit hatte ich gar nicht, das meiste liess sich gut delegieren." sagte er und verfuhr mit der dargebotenen Hand dann ebenso wie zuvor mit dem Wein. "Es ist mir eine Freude dich kennenzulernen." Der Name des Vaters kam ihm in der Tat bekannt vor, aber sicher war er sich nicht. Aber dennoch liess er es nicht unkommentiert. "Wenn ich mich nicht ganz irre, war dein Vater einer der Tribune der Legio Secunda, die uns damals in Hispania gegen Sertorius den Arsch gerettet haben." sagte er.


    "Ich kann froh sein, dass du offenbar noch keine Hochzeitsfeier in Rom erlebt hast, denn sonst würde dich das hier nicht wirklich beeindrucken."

  • Gespannt schenkte Witjon (nicht wortwörtlich) seinem Vetter Ragin sein Ohr und staunte über die Geschichte, die er von Flussungeheuern erzählte. Er starrte Callista erschrocken an und grinste. "Versprich mir, dass wir nie in dieses...exotische Land gehen." Und dann wurde er erst recht hellhörig, als Ragin weiterplapperte. "Du wurdest niedergeschlagen? Sprich, was ist passiert?" Die Griechen ließ er vorerst unerwähnt, hatte er doch in der Ilias über sie gelesen und sich stellenweise doch sehr gewundert. Ein merkwürdiger Stamm war das.

  • Nach Ägypten? Wieso sollten sie denn nach Ägypten gehen? Und überhaupt, wieso sollte sie ihm das versprechen? Es war doch sowieso nicht an ihr sowas zu entscheiden. Callista schüttelte verwundert den Kopf und nickte dann doch so halb. Witjon konnte gelegentlich ganz schön seltsam sein, aber er war in seiner unbeschwerten Rat ansteckend und erschien ihr liebenswürdiger denn je. Sie aß weiter vom Fisch und lauschte den Gesprächen, wobei sie aber still blieb. Es war das erste Mal heute, dass sie so etwas wie Ruhe empfand und das wollte sie noch etwas auskosten bis der Brautzug anfing und somit eine weitere Reihe von Ritualen und Zeremonien vor sich gehen würde.

  • Als die Fischplatten, ebenso wie zuvor die Eierplatten, etwa zur Hälfte geleert waren, erschienen erneut fleissige Sklavenscharen, die sie den Gästen vor der Nase wegrissen und abräumten, schliesslich sollten auch die Armen Mogontiacum's etwas von dem guten Fisch abbekommen. Doch auch die Gäste brauchten nicht allzulange auf den Anblick und den Genuss von Speisen verzichten. denn fast sofort wurde der nächste Gang aufgetragen.
    Nach den wenig nahrhaften Eiern und dem Fisch, der ja bekanntlich nicht jedermanns Sache war, gab es nun Fleisch. Man hätte auch von Fleischbergen sprechen können, denn ebensolche türmten sich auf den Platten, die hineingetragen wurden.
    In Rom hätte man auf diesen Platten nun sicherlich das Fleisch weiterer exotischer Tiere, wie das des Pfaus oder aus den nördlichsten Ecken Europas herbeigeschafften Elch bekommen, doch in diesem Fall war die Fleischauswahl etwas bodenständiger.
    So gab es das allseitsbeliebte Schwein als Braten, Schinken, Speck und Würste, alles fein säuberlich um ein kleines, gebratenes Ferkel (in dessen Seite ein großes Messer zur Selbstbedienung steckte) drapiert. Auf einer weiteren Platte lag in seiner Gänze der wilde Verwandte des Hausschweins. Dem, nach gallischer Art zubereiteten, Wildschwein, waren gebratene Frischlinge an die Seite gelegt.
    Auf einer dritten Platte sass ein großer gebratener, und zum Teil wieder in sein Fell gesteckter, Hase, der von mehreren gebratenen Kaninchen umgeben war.
    Neben den Fleischplatten wurde natürlich auch wieder frisches Brot aufgetragen, ergänzt durch Schüsseln in denen sich eine Vielzahl verschiedener Gemüsesorten befanden. Komplettiert wurde das Ganze durch Unmengen von kleinen Töpchen mit Soßen in allen möglichen Farben und der verschiedensten Geschmacksrichtungen.

  • Vala stockte, ließ die Unsicherheit aber in einem Schluck Wein verschwinden, während er sich über diese Nachlässigkeit ärgerte. Was soll er jetzt eigentlich sagen? Dagmar hatte ihm gegenüber schon eindringlich darauf aufmerksam gemacht, dass sein Vater im Reich als Verschollen galt, als einer der vielen Soldaten, die auf dem Feld starben und so stark verstümmelt oder einfach nur verschleppt und verscharrt wurden, so dass ihre sterblichen Reste nie gefunden oder identifiziert wurden. Vala hatte ganz vergessen zu fragen, wer der Familie nahe genug stand, um darüber bescheid zu wissen, oder es wert zu sein. Da Balbus allerdings in einer Art und Weise nachhakte, die fehlendes Wissen zeigte, entschloss sich Vala, auch hier die Wahrheit zu unterschlagen, und mit einer ungefährlicheren Version aufzutrumpfen.


    "Ja, ich glaube das war er, wobei er mir nie selbst davon erzählen konnte. Mir wurde allerdings erzählt, dass er nie behauptet hatte, dass die neunte Legion gerettet werden musste.", nahm er den Faden auf, und sponn ihn weiter, "Er schien generell eher bescheiden im Umgang mit den eigenen Leistungen gewesen zu sein, demzufolge was ich über ihn gehört habe."


    Er ließ den Blick über die Hochzeitsgesellschaft schweifen, die aus vielen wohlhabenden und wohlhabenderen Menschen bestand, und die Worte des Brautonkels erschienen ihm irgendwie wie Hohn. Vala ließ sich davon nichts anmerken, rief er sich doch ins Gedächtnis, dass der Zusammenprall der Kulturen oftmals einfach nur auf Missverständnissen basierte.


    "Tatsächlich? Das scheint mir irgendwie unwirklich.. wie soll eine Feier denn noch oppulenter erscheinen können, ohne dekadent zu wirken?"

  • Balbus war keiner der Männer, der stets steif und fest behauptete, dass sie immer alles ohne Hilfe schafften, so hatte er auch kein Problem damit zuzugeben, dass die Situation damals in Hispania nicht unbedingt die einfachste war. "Wäre die Legio Secunda und damit auch dein Vater, damals nicht nach Hispania gekommen, hätte es für uns sehr schlecht ausgehen können. Sicherlich bestand durchaus die Möglichkeit es auch ohne die Hilfe aus Germania zu schaffen, aber das hätte sicherlich zu sehr viel höheren Verlusten geführt." Und die Zahlen der Gefallenen waren auch so schon hoch genug.


    "Aber ich muss zugeben, dass ich deinen Vater damals nicht persönlich kennenlernte. Jedenfalls nicht näher als ein einfacher Soldat einen Tribun kennenlernt."


    Auch Balbus liess dann den Blick über die Anwesenden schweifen und freute sich bereits auf das Ende des Tages, wenn er erschöpft in sein Bett fallen würde.


    "Ich sagte ja nicht, dass die Feiern in Rom nicht dekadent sind." sagte er dann mit einem Lachen. "Je höher die gesellschaftlichen Schichten sind, desto mehr Gänge hat ein Mahl und desto exotischer sind die Speisen." Er dachte kurz an das eine oder andere Gastmahl zurück, dem er in Rom beigewohnt hatte.

  • Fleisch! Das Festmahl nahm noch lange kein Ende und Callista reduzierte die Menge der von ihr ausgewählten Speisen noch einmal. Dafür nahm sie sich von allem etwas und häufte so Kaninchen, junges Wildschwein und Schweinefleisch an, die sie hingebungsvoll mit fünf ihrer favorisierten Soßen dekorierte. Mit Muße und einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht ließ sie es sich schmecken und beobachtete die Menschen um sich herum. Bald würde sie Balbus und Vespa und Thalna verlassen und stattdessen in die Casa Duccier umziehen, würde eine verheiratete Frau sein und ganz andere Pflichten und Rechte haben als bisher. Sie trank einen Schluck Saft, denn der Wein machte sie nur träge und brach ein Stück Brot ab, dass sie in eine eher grünliche Soße tunkte.

  • "Das stimmt, wobei der Fisch hier gerade auch wirklich wundervoll schmeckt!" stimmte Ragin Balbus zu und steckte sich gleich noch eine Happen in den Mund bevor er weiter erzählte. Eigentlich nahm er den bissen aber um sich zu überlegen, wie er die Geschichte am besten anpasste um möglichst wenig Ärger zu bekommen. Schließlich hatte sie im Bett einer Römerin geendet...


    "Also ich habe mir Alexandria ja sehr gerne angeschaut, weil die Stadt ja sooo riesig ist. Und Venusia hatte ja nicht immer Zeit und ich hatte auch gar keine Lust immer einen oder mehrere Leibwächter dabei zu haben. Dann sind die leute immer total anders, zumal ja die Stimmung dort zwischen den Einheimischen und den Römern ein wenig angespannt war. Also bin ich alleine in die Stadt gegangen und habe keinem was davon gesagt und leider auch Amala nicht mitgenommen. Es war wirklich toll so alleine auf dem Markt und sicherlich war das auch nicht gefährlicher als alleine nach Ostia zu reiten. Aber dann bekam ich das Gefühl, dass mich jemand verfolgt. Ihr wisst ja wie das ist, wenn sich eure Nackenhärchen aufstellen. Aber ich konnte niemanden sehen, kein Wunder schließlich laufen dort ja Menschen aus allen Ländern des Imperiums herum. Aber als das gefühl nicht verging, bin ich schnell in eine Seitengasse abgebogen. Ich dachte mir, da kann ich entweder gut abhauen, oder meinem verfolger eine abräumen. Aber leider wurde mir da eine Falle gestellt und nicht umgekehrt wie ich es erhofft hatte, denn auf einmal versperrte mir ein riesiger Nubier den Weg. Ich wollte mich noch herumdrehen und abhauen, aber da bekam ich schon einen Schlag von hinten auf den Kopf und dann wurde es auch schon dunkel. ich kann euch sagen, mir hat der Schädel über eine Woche lang gebrummt, als hätten sich ein paar dutzend Hummeln dort eingenistet. Nur gut, dass mich die Stadtwache gefunden und wieder zurück gebracht hat!"


    Demonstrativ rieb er sich den Kopf an der Stelle an der sich die Beule befunden hatte.

  • Die reichen Schichten konnten es sich erlauben, das war klar. Auch wenn Vala Dekadenz absolut zuwider war, fand er sich im gleichen Augenblick mit dem Gedanken ab, derartiges auch leisten zu müssen, wollte er erreichen was er sich vorgenommen hatte.


    "Der Exercitus ist groß, da ist es kaum zu verwundern, dass man dort nicht jeden mit Namen kennt.", paraphrasierte Vala das Thema zuende, und sparte es sich zu erwähnen, dass sein Vater auch nie den Prudentius erwähnte hatte. Aber das sollte kein Problem darstellen, vielleicht auch eine Chance: er konnte unbelastet von der Kenntnis des großen Duccius hier selbst eine Grundlage bauen.


    "Entschuldige, wenn ich dich so direkt darauf anspreche. Ich habe in der Acta und in den Archiven der Schola über dich und deine Si.. Gens gelesen. Ihr seid eine Familie von Stand, das ist klar, und du ein verdienter wie anerkannter Mann im römischen Staatsapparat.", sprach Vala mit respektbeladener Stimme, "Ich würde lügen, sagte ich, dass mich das nicht beeindruckte. Du musst wissen, ich beabsichtige auch eine gewisse Laufbahn im römischen Staat in Angriff zu nehmen. Ich werde mich dem Legaten in wenigen Tagen als Klient anbieten, allerdings ist dieser seines Status wegen an Germanien gebunden. Bei aller Liebe zu diesen Landen, ich sehe meine Zukunft in Rom. Aber lass es mich kurz fassen: ich empfehle mich dir als Schüler und persönlichen Assistenten. Davon könnten wir beide profitieren, immerhin sind unsere beiden Sippen schon miteinander verbunden. Ich kann schreiben, lesen, kenne mich immer besser in der Materie der Res Publica aus, bin wissbegierig und absolut loyal."


    Vala war klar, dass er den Prudentier damit an diesem Abend ziemlich überfuhr, aber gerade dieser Überraschungsmoment war es, auf den er pokerte. Er hatte sich nicht lange Gedanken darüber machen müssen, soweit er wusste waren der Prudentier und sein Legat miteinander bekannt, was auch für die Anwesenheit des Legaten auf dieser Hochzeit sprach, eine gute Vorraussetzung um Klientel und Anstellung zu verbinden. Außerdem saß der Prudentier am Puls der Zeit in Rom, und so würde Vala manigfalte Möglichkeiten bekommen, sich dort einen Namen zu machen. Und darauf war er aus..

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Entschuldige, wenn ich dich so direkt darauf anspreche. Ich habe in der Acta und in den Archiven der Schola über dich und deine Si.. Gens gelesen. Ihr seid eine Familie von Stand, das ist klar, und du ein verdienter wie anerkannter Mann im römischen Staatsapparat.", sprach Vala mit respektbeladener Stimme, "Ich würde lügen, sagte ich, dass mich das nicht beeindruckte. Du musst wissen, ich beabsichtige auch eine gewisse Laufbahn im römischen Staat in Angriff zu nehmen. Ich werde mich dem Legaten in wenigen Tagen als Klient anbieten, allerdings ist dieser seines Status wegen an Germanien gebunden. Bei aller Liebe zu diesen Landen, ich sehe meine Zukunft in Rom. Aber lass es mich kurz fassen: ich empfehle mich dir als Schüler und persönlichen Assistenten. Davon könnten wir beide profitieren, immerhin sind unsere beiden Sippen schon miteinander verbunden. Ich kann schreiben, lesen, kenne mich immer besser in der Materie der Res Publica aus, bin wissbegierig und absolut loyal."


    Natürlich teilte Balbus eine schlechte Angewohnheit mit allen Römern: er liebte es gebauchpinselt zu werden. Und Vala traf in einem Augenblick der Freude genau diesen Punkt, was Balbus noch ein wenig freudiger machte und zu einem Zustand führte, in dem er sicherlich vieles getan hätte, was er sonst nicht tat.
    Er quittierte Valas respektvolle Worte über die Stellung der Prudentier im Allgemeinen und seine eigene mit einem wohlwollenden Lächeln und einem leichten Lächeln und hörte sich dann den Rest an.
    "Hmmm..." war dann die erste Reaktion auf das Anliegen des jungen Ducciers. Die Fragen die man sich nun hätte stellen können war, ob Balbus überhaupt einen persönlichen Assistenten brauchte und ob er dem jungen Duccier überhaupt etwas beibringen konnte. Balbus wusste, dass sein Vater damals einen jungen Octavier unter seine Fittiche genommen und diesen in die Feinheiten der zivilen Verwaltung eingeführt hatte, aber was konnte er denn schon jemandem beibringen? Wie man die Briefe des Kaisers beantwortete? Allerdings sprach Vala mit der Verbundenheit der Familien ein gutes Argument an. Er konnte nicht nein sagen, selbst wenn er es wollte. Also nickte er. "Es wird mir eine Freude sein, dich in Rom zu begrüssen und dich dort zu unterstützen." sagte er dann, ohne groß weiter darüber nachzudenken. Das konnte er später immernoch.

  • Nachdem die ersten beiden Gänge mit Genuß oder auch eben nicht, da Phelan die Eier ebenfalls nicht so zusagten, verzehrt worden waren wurde der dritte Gang aufgetischt. Das war doch mal eine hervorragende Speise! Fleisch, viel Fleisch, Fleischberge! Über Schwein in zwei Varianten zu Hasen und Kanninchen. Und die Soßen dazu! Bevor sich der junge Priester allerdings daran machte, wollte er einen Toast aussprechen.


    Er erhob seinen Becher und prostete Witjon auf germanisch eine Weisheit zu, die ihm sein Bruder schon vermittelt hatte. "Hoch den Rock, rein den Pflock!" Nachdem er obligatorischerweise den ersten Schluck auf den Boden schüttete, nahm er einen ordentlichen Schluck und fing an an dem Schwein herumzuschnibbeln.

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