Beiträge von Titus Duccius Vala

    Bei den Göttern, wie Vala Lieder und Gesang liebte. Es gab nichts an einem Alkoholdurchtränkten Abend, was ihn mehr begeisterte als kollektiver Gesang von altem und neuem Liedgut.


    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir,
    jeder Lufthauch erzählt mir von Dir,
    jeder Atemzug, jeder Schritt,
    trägt Deinen Namen weit mit sich mit...


    Vala sang begeistert mit, hing mit Menschen, die er erst seit kurzer Zeit kannte in den Armen, hob den Humpen und prostete dem nicht unbedingt begabten, dafür aber sehr unterhaltsamen Sänger Lando zu, der auf dem Tisch sein möglichstes gab, um ein Liebeslied für seine frischgebackene Ehefrau möglichst herzzerreissend und gleichzeitig urkomisch von sich zu geben.


    Freudestrahlend stimmte Vala in den danach aufbrandenden Jubel mit ein, hob wieder den Humpen, rief das Wohl des Bräutigams aus und leerte diesen mit den Männern, die ihn gerade umgaben, nur um sich schnellstmöglichst einen neuen zu besorgen. Lando kommandierte währenddessen Witjon auf die Bühne, der einen Klassiker über einen Liebeszauber von sich gab, der vor Magie nur so triefte. Anscheinend war Witjon ein sehr abergläubischer Mensch, aber wer war das nicht? So kam es, dass die Menge auch in diese Lied froh mit einstimmte, und von Witjon souverän durch den Text geleitet wurde... die Stimmung hob sich stetig, und irgendwann waren nurnoch feiernde, lachende und fröhliche Gesichter zu sehen, wobei der Alkohol in immer stärkeren Strömen floss. Auch Vala, der wenig zimperlich im Umgang mit Alkohol war, weil er das einzige war, das gewisse Bilder aus seinem Geist verbannte.


    Als Witjon geendet hatte, und einen Mann namens Ragin auf die Bühne beorderte, orderte Vala sich soeben einen neuen Humpen mit Bier, und kam dabei an der Gruppe um Witjon vorbei, dem er auf die Schnelle zu seiner Darbietung gratulieren wollte.


    "Hey, Witjon. Nett anzuhören... war das Lied jemandem... oh...", Vala stockte im Vorbeigehen als er die Frau mit den roten Haaren sah, die seltsamerweise recht römisch gekleidet war. Er nahm die Hand von Witjons Schulter, stellte sich betont gerade hin, und nickte der Frau entschuldigend lächelnd zu.


    "Entschuldige bitte, wo sind meine Manieren. Titus Duccius Vala mein Name, ist mir eine Freude.", sprache Vala mit gekonnter Gestik, und wandte sich dann dem nunmehr in germanischer Volkstracht rumlaufenden Arbjon zu, den er zwar noch nicht persönlich kannte, dies jedoch jetzt nachholen wollte, "Und du musst Arbjon sein, die andere Hälfte unserer männlichen ubischen Verwandschaft. Wenn ich das sagen darf, gemalt siehst du etwas weniger kräftig aus, ich denke das macht der Dienst bei den Cohortes. Ich bin Alrik, Sohn des Leif. Ist mir eine Freude dich kennen zu lernen."
    Und wenn Vala noch so voll war, gewisse Standards würde er nie verlernen.

    Vala war sich natürlich um die prekäre Situation bewusst, immerhin hatte er die Nichte des Kaisers des römischen Reiches an der Hand. Was in etwa bedeutete, dass er mit ihr nicht so losgelöst und vor allem körperintensiv tanzen konnte.
    Die Spielleute spielten ein eher langsames Stück, was Vala die Möglichkeit gab Vespa den Tanz ebenso geduldsam beizubringen.


    "Bitte, hierhin stellen...", Vala ließ die Aelierin von der Hand, und deutete ihr höflich an einer bestimmten Stelle stehen zu bleiben, während er drei Schritte vor ihr Aufstellung nahm.


    "Die Schritte, die ich jetzt mache, musst du spiegeln. Also wenn ich einen Schritt nach links tue, gehst du einen in diesselbe Richtung, nur von dir aus gesehen... in etwa so.", Vala machte einen leichten Schritt nach links, stoppte und wartete darauf, dass Vespa von ihm aus nach rechts wich. So ging es langsam im Takt, man umtanzte sich mit wachsender Sicherheit, und nach einigen Momenten leitete Vala die nächste Stufe ein.


    "So, hast du die Schritte gezählt? Nach jedem dritten geht es halt wieder in die andere Richtung, aber mit einer halben Drehung. So sind wir nach insgesamt sechs Schritten wieder beieinander. ", Vala drehte sich nach dem dritten Schritt zur Hälfte, und tatsächlich bewegten er und Vespa sich wieder aufeinander zu. Nach drei folgenden Schritten standen sie sich direkt gegenüber, und Vala lächelte entschuldigend: "Und das jetzt ist nicht persönlich gemeint, es gehört einfach zum Tanz. Am besten klappt es, wenn du ein wenig springst."
    Vala packte seine Tanzpartnerin sachte bei der Hüfte, hob sie ein Stück hoch und verleitete sie dazu, sich mit ihm anderthalb mal zu drehen, was dazu führte dass sie Positionen tauschten.


    "So, war doch garnicht so schlimm, oder? Manche Paare drehen sich auch dreimal, wenn du da herüberschaust.", er deutete in Richtung des inneren Tanzbodens, wo diverse Paare sich wirklich in atemberaubender Flüssigkeit umeinander drehten und die Schritte taten, als hätten sie nie etwas anderes getan...


    "So, und das üben wir jetzt eine Weile. Bereit?", lächelte der große Germane die zierliche Römerin verschmitzt an.

    "Was noch? Lass dich überraschen, Frau.", grinste Vala seine Gegenüber schelmisch an, leerte den Becher und nahm sich einen neuen. Bei den Göttern, was für ein herliches Gefühl sich volllaufen zu lassen ohne an Morgen denken zu müssen.


    "Die Hochzeitsnacht, meinst du? Ich denke als Mitglied dieser Sippe wird mir nichts anderes übrig bleiben, aber ich werd mich auch nicht davor drücken. Ein Mann, der seine Frau zum ersten Mal nimmt ist meiner Meinung nach nichts allzu besonderes, auch wenn die Goden es gerne zum Wunder hochstilisieren. Ich kann mich in die Frau nicht reindenken, ich kenne das Prozedere nur aus männlicher Sicht...", und das reichte Vala. Die Erfahrungen, die er mit der weiblichen Anatomie und dem Koitus an sich gemacht hatte, waren nicht immer friedlicher Natur gewesen. Wie war das noch? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Vala kannte bisher nur den Krieg... es würde ein für ihn seltener Anblick sein, beim friedlichen Beischlaf eines Paares anwesend zu sein.

    "Da magst du absolut Recht haben. Sehr, sogar.", stimmte Vala dem Mann zu, der ihm die Motivationsprinzipien des Dienstes für das Reich erklärte. Genau diese Prinzipien wollte Vala meistern, aber bis ihm das gelingen würde, hatte er noch viel zu tun.


    "Das germanische Freiheitsbestreben?", brummte Vala, dem diese Phrase überhaupt nicht passte. Das Freiheitsbestreben hatte sich in den letzten Jahrzehnten, und vor allem seit Modorok vor allem in Richtung Alleinherrschaftsgerangel östlich des Rhenus entwickelt, eine Erfahrung die so bitter schmeckte, dass es selbst einen gestandenen Idealisten wie Flavius Duccius Germanicus frustriert und gescheitert sterben ließ. Wollte Vala das Fass wirklich aufmachen? Der Mann schien selbst schon auszuweichen, immerhin bezeichnete er die Diskussion als 'müßig'. Was Vala ganz anders sah, aber mit wem sprach er hier eigentlich?


    "Du kennst dich ziemlich gut aus, möchte ich sagen.", meinte Vala schließlich, als der Mann mit seinen Erklärungen fortfuhr, "Aber mit Verlaub, du siehst nicht wie wie ein Legionär."

    Zitat

    Original von Duccia Vera
    Sie stand körperlich inmitten aller anwesenden Duccier und fühlte sich gedanklich ziemlich im Abseits. Seit der Ankunft der schönen Elfleda war es Sontje ziemlich mulmig vor den auf sie zukommenden Ereignissen geworden. Was konnte alles passieren, was würde sie zu hören bekommen, was würde sie sehen und erleben?!? Zuerst einmal war die Vermählung dran auf die sie ihre wieder einmal abgeschweifte Aufmerksamkeit hinlenkte. Die feuchten Spritzer des Wasser-Asche-Mets-Gemisch halfen mit und wurden von Sontjes Fingern weggewischt. Irgendwo im Hinterkopf schwirrte die Erklärung zu dieser Geste herum: Fruchtbarkeit und ein langes Leben. Naja.. mal sehen ob sie dies überhaupt erleben würde: sie durfte sich nicht anstrengen, denn sonst kam der Husten wieder. Dann kamen die Ringe und Schwerter samt jenem Ritual der Mann und Frau-Werdung inklusive den ersten Küssen und der Sprung über das Feuer. Die Tränenspuren der Rührung waren einen kurzen Moment vorhanden, weil sie ebenfalls von ihren Fingern weggewischt wurden.


    Zu ihrem Erstaunen schienen die Schultern von Landos Schwester Eila zu erbeben. Ob sie heulen würde, wenn Phelan vor ihr heiraten würde? Keine Ahnung! Sie bewegte sich nach vorne, zückte ein Taschentuch und drückte jenes Eila zusammen mit einem aufmunternden Lächeln in die Hand, bevor sie wieder zurücktrat. "Dein Bruder ist in guten Händen.." flüsterte sie Eila zu. Dann war die Vermählung vorbei. Sontje machte mit schnellen Schritten Platz für die Gästeschlange, die das neue Paar begrüßen und beschenken wollte und lehnte sich Arme verschränkend an einen schiefen Baumstamm an. Leider hatte sie keinerlei Ahnung was für ein Geschenk sie dem Brautpaar übergeben sollte, weil sie nie mit Phelan darüber gesprochen hatte. Die jüngst geborenen Fohlen der Hros schieden leider aus, weil sie ohnehin schon Lando gehörten. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen wie sie den schnieken Vala mit Rodrik und weiter vorne den vor kurzem wohlbehalten aus Ägypten zurückgekehrten Ragin in der Gratulantenschlange entdeckte.


    War die junge Frau bei Landos neuer Frau nicht die Brautfrau? Ebenfalls eine sehr hübsche junge Frau befand Sontje und begann sich so langsam Sorgen zu machen, wie sie mit den Frauen zurechtkommen würde. "Hatschi..." Ein Nieser entwischte unerwartet aus ihrer Nase. Innerlich die Augenverdrehend suchte Sontje nach dem gelblichen Taschentuch, welches aus der Taschentuchtasche herausfiel und auf den grünen Rasen segelte. Langsam liess Sontje sich in die Knie sinken, um es aufzuheben...


    Schneller war jedoch Vala, der das Taschentuch mit einer flüssigen Bewegung, ohne sich bücken zu müssen vom Boden fischte, und es an den Fingerspitzen Sontje hinhielt.


    "Na, so wirst du auch nicht gesund, wenn du deine Rotzfahnen hier überall rumfliegen lässt.", scherzte Vala mit breitem lächeln, und half seiner blonden Base wieder auf die Beine, "Ich wollte gerade dem Brautpaar gratulieren gehen, begleitest du mich?"


    Die Frage war eher rhetorischer Natur, zog Vala Sontje doch leicht an ihrem Arm mit sich, und stand schließlich mit ihr zusammen vor dem Brautpaar, das heute schon so viele Hände hatte schütteln müssen.


    "Elfleda. Umwerfend schöne Königin dieses Abends, lass mich dir gratulieren.", begab sich Vala gleich in die Offensive, fasste die Braut bei den Armen und strahlte sie gekonnt an, "Wie glücklich sich doch unsere Sippe schätzen kann, mit dir einen Stern des Nordhimmels in unserer ohnehin schon mit Schönheit gesegneten Runde zu wissen." Es triefte, aber es wirkte. Immer. Ein Doppelkompliment sowohl an die Braut als auch an seine junge Base, das hatte was. Landos Hand wurde geschüttelt, und die Schulter geklopft.


    "Ich kenne dich noch nicht lange genug, um große Reden über unsere gemeinsame Vergangenheit zu schwingen, doch sei dir sicher, dass dir für das was du tust mein Respekt gilt. Und für deine Vermählung mit diesem Goldstück gelten meine innersten Glückwünsche, du bist zu beneiden."
    Vala, der noch nicht viel sein eigen nennen konnte, fischte zwei kleine Schnitzereien hervor, die sowohl Frigg als auch Wodan zeigen sollten. Es war nicht unbedingt germanische Sitte, ihre Götter haargenau ins Detail zu schnitzen, jedoch hatte Vala sich da von den Götterbildnissen der Römer inspirieren lassen, und dabei germanische Alltagsbilder verwendet... Wodan hatte einen langen Bart, saß auf einem ältlichen Thron und schien mit seinen zwei Raben stumm zu kommunizieren, während Frigg eine sitzende Frauenfigur mit ernstem Blick und Blumenkranz im Haar darstellte.


    "Die sind für euch. Nicht viel, aber etwas. Ich hoffe, sie bringen euch den Göttern etwas näher..."

    Was für eine Woche! Vala spürte immernoch den Kater von Landos Hochzeit in seinen Knochen. Zwar waren seine Klamotten wieder sauber, und irgendwann hatte er auch nichtmehr den betörenden Geruch dieser Magd in der Nase, die weniger zimperlich zugange gewesen ist als Oda, aber das Gefühl in seinen Knochen sprach eine eindeutige Sprache: noch so ein Exzess, und du kannst dir einen neuen Körper suchen. Vala hatte nicht vor, diese Warnung ernst zu nehmen.


    "Auspicien? Die beschauen sich Tierinnereien? Was machen die eigentlich, wenn da jetzt voll das böse Omen drin ist? Blasen wir dann die ganze Sache ab?", fragte Vala schließlich auch in die Runde, und erntete sofort einen bitterbösen Blick von Ildrun, den er mit einem breiten Grinsen abtat, nur um sich verschwörerisch zu Rodrik zu neigen: "Wenn die Götter nicht wollen, dass Witjon die Frau heiratet, nehm ich sie. Hübsch ist sie allemal..."

    Vala blickte von Lando zum Ianitor, und zurück zu Lando. Und wieder zum Ianitor. Und wieder zu Lando. Und dann wieder zum Ianitor... und dann... wieder zu Lando. Und.... tatsächlich, man mochte es kaum glauben... Vala blickte wieder zum Ianitor.


    Die beiden glotzten sich jetzt schon eine geraume Weile wortlos an. Keiner rührte sich, keiner sagte etwas.


    "Wir sind wohl doch nicht angemeldet...", sagte Vala schließlich mehr zu sich selbst, als zu den beiden Salzsäulen vor sich. :D

    Wenige Tage später fand Vala sich wieder in der Bibliothek ein... die Acta-Archive hatte er mit beständigem Eifer durchgearbeitet, und dabei amüsiert festgestellt, dass die Geschichten, die er dort las, irgendwie jenen glichen, die er selbst zuhause gehört und miterlebt hatte. Nur die Lebensumstände waren komplett anders, die Umgebung, die Umwelt. Ein auf den Treppen des Senats ermordeter Senator? Erinnerte ihn irgendwie an den Mord an einem Rich nach einem Thing, keine zehn Fuß vom heiligen Thingkreis entfernt. Der Mörder war er selbst gewesen, der Rich unbelehrbar, und seine Beseitigung ein Muss, um die instabile Koalition nicht zu gefährden. Vielleicht war dies hier ja das gleiche... und dann noch was? Eine Senatorengattin bei der Geburt des Kindes gestorben, ein Legat während eines Feldzugs gefallen, Preisverfall in einer Kleinstadt, die massiv durch die Produkte und Vertriebswege eines reichen Grundbesitzers unter Druck gesetzt wurde... alles Dinge, die auch jenseits des Rhenus geschahen. Nur schrieb sie dort niemand auf.


    Vala registrierte mit schnellen Gedanken, dass die Unterschiede, die dem römischen Reich die Macht über all diese Völker verliehen hatten, vor allem in der Organisation und in der Disziplin lagen. Dinge, die Vala sich über kurz oder lang auch zueigen machen würde... machen MÜSSEN würde, um dort zu überleben, wo er seine Zukunft sah.


    Am heutigen Tage war die Chronik dran, kurze Übersichten über die offiziellen und fast offiziellen Geschehnisse im Reich. Wieder stapelten sich mehrere Tafeln neben seinem Hocker, und wieder verbrachte Vala sehr viel Zeit damit, sich die Welt der Römer zueigen zu machen. Dabei verglich er stets und beständig mit seinen Erfahrungen, was ihm sehr nützlich vorkam, gab ihm dies doch Orientierung...


    Vala lernte mehr.

    "Unangebracht, meinst du?", stellte Vala eine rhetorische Frage. Für ihn war das alles andere als unangebracht, allerdings sah er das auch aus einer etwas anderen Perspektive. Die germanischen Stämme, vor dem Kontakt mit den Römern noch quasi-theodemokratisch organisiert, fühlten sich durch den Kontakt mit den Gewalttätigen Nachbarn immer mehr zu ähnlichem ermutigt. Einflussreiche Sippen drängten an die Spitze der Stämme, und hatte eine es einmal geschafft, gab sie den Posten des Richs nicht so schnell wieder her. Söhne wurden schon von Kindesbeinen an darauf getrimmt, den Status ihres Vaters zu erben, und verrotteten daraufhin irgendwann im Wald, wenn eine weniger zimperliche Konkurrenzsippe eben diese Erbschaftskette von unten aufrollte. Vala selbst sah sich auch in dieser Kette, wenngleich sein ganzer Stamm definitiv zu den Verlierern dieser Hierarchiebildung in den ehemals unorganisierten Stämmen zählte. Seine Sippe tat es nicht, und darauf konnte man aufbauen.


    "Bewundernswert. Aber gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Bewohner verweichlichen, oder? Ich meine... es soll Menschen geben, die ihr ganzes Leben kein Schwert in der Hand gehalten haben, noch überhaupt jemanden in der engeren Familie, der Schutz bieten könnte. Ich frage mich, wie sowas funktioniert... ist das nicht ein wenig.. wie soll ich sagen, blauäugig? Sich darauf verlassen, dass die Legionen einen schützen, wenn es mal hart auf hart kommt?", Vala dachte dabei weniger an diese Stadt, als an das System überhaupt. Bei seinen Leuten machte er sich keine Sorgen, die meisten waren noch stark im System der Selbstwehr verankert, als dass man sie nicht hätte in eine Schlachtreihe stellen können. Und selbst Schreiber wie Witjon wussten anscheinend sich die Tücken des Kampfes beizubringen.


    "Naja, ich mache mir da keine großen Sorgen. Was aber daran liegen mag, dass mir so etwas wie beständige Sicherheit bisher gänzlich unbekannt war. Irgendwann gewöhnt man sich dran, nicht?"

    Nachdem Oda und Vala sich nach einer ganzen Weile voneinder gelöst hatten, flanierte er ein wenig durch die feiernden Gäste, hielt hier und dort ein kurzes Schwätzchen, lachte über schlechte Witze, riss ebensolche, und erfreute sich gänzlich am friedlichen Miteinander hier... die Stimmung war ausgelassen, viele tanzten, noch mehr allerdings lösten ihre Zunger mit diversen Getränken, und lange würde es nichtmehr dauern bis der erste Gesang angestimmt wurde. Germanen liebten es, zu singen. Dabei war es gleich, von welchem Stamm, viele Lieder waren gleich...


    Als er mit einem Becher Met in der Hand wieder einmal ziellos durch die Menge stromerte, entdeckte er ein Pärchen, das ganz und gar römisch aussah. Wer war das noch? Beide sahen recht herrschaftlich aus, und Vala brauchte nicht lange, um jemanden zu finden der ihm zuflüsterte, dass dies Tiberius Prudentius Balbus und Aelia Vespa waren. Er unterhielt sich wohl gerade mit einem Mann, den Vala als Duumvir von Confluentes identifizierte, sie hörte wohl betont aufmerksam zu.


    Vala roch eine Chance, und wartete darauf, dass sich im Gespräch zwischen den beiden Männern eine Pause bildete, die er gleich nutzte, um sich darin einzuklinken: "...und auch wenn der Ordo Decurionum frisch eingesetzt ist, wird er sich sicherlich als der Stadt und dem Gemeinwohl zuträglich beweisen. Oh.. entschuldigt, ich habe mich vergessen vorzustellen. Titus Duccius Vala ist mein Name, ich habe mir die Frechheit erlaubt ein wenig eurem Gespräch zu lauschen.", er reichte den Männern die Hand, auf unwillkürlich germanische Art und Weise, unterließ jedoch das Schulterklopfen, da er von der römischen Pietas wusste. Bloß nicht zu nahe kommen.


    "Ich möchte auch garnicht lange stören, allerdings aber darum bitten, mir für einige Augenblicke die bezaubernde Aelia Vespa zu gönnen.", bat er gekonnt paraphrasierend um einen Tanz mit der Kaisernichte, "Es wäre mir eine Freude, euch ein wenig in den Tanz meiner Ahnen einweihen zu können, wenn ihr es erlaubt, werte Aelia."


    Abwartend, mit betont gewinnendem Lächeln blickte er die Römerin an... ob sie sich den Hut geben würde? Immerhin war Paartanz, und wenn er noch so unverfänglich war, den Römern beinahe vollkommen fremd... aber er pokerte auf ihre Neugier.

    Zitat

    Original von Oda
    Oda nahm den Becher an und prostete ihm auch zu.
    „Auf den Abend und auf Elfi und Lando.“
    Sie nippte zuerst am Met und den Göttern sei dank, es war nicht all so süss. Sie nahm einen tiefen Schluck. Sie lachte und legte den Kopf etwas schief und sah ihn an.
    „Da bin ich aber froh dass ich nur fast schöner bin als Elfi. Eine Nymphe? Wer sagt dir den das ich keine bin und du nicht wirklich in Randgnid Armen aufwachst und nicht in meinen.“ Sie lachte ihn offen und auch etwas frech an. Sei nahm den Bechr und trank noch einen Schluck, sie wusste das sie langsam tun musste den Met stieg ihr viel zu schnell in den Kopf, sie hatte aber auch nicht vor den Kopf zu verlieren.


    Vala schmunzelte, dieses ungezwungene Spiel gefiel ihm. Er wusste, dass sich gerade im Frühling junge Paare zusammentaten, meist durch Initiation ihrer Eltern, oft genug aber auch ohne. Man wusste halt, was sich gehörte, und was nicht.
    Da Vala aber nicht die geringste Lust verspürte, sich jetzt schon zu binden, oder binden zu lassen, noch bevor er erreicht hatte, was er erreichen wollte, zog er es vor, es bei diesem Spiel zu lassen. Auch wenn es ihm mehr als nur Spaß machte, und der Anblick Odas Triebe in ihm weckte, die gänzlich unpolitischer Natur waren... der Met in seinem Becher schwand, und Vala füllte nach. Auch bei Oda. Das hatte Methode, die sich selbst jahrtausende danach bewähren würde.


    "So ich denn in deinen Armen einschlafe, nehme ich dieses Risiko gerne in Kauf.", grinste Vala siegessicher.

    Vala spielte. Und wurde gespielt. So war das nunmal zwischen Mann und Frau.


    Er drehte sich gekonnt, streckte Oda die Hand entgegen und ergriff die ihre sobald sie in seine Reichweite kam, um sie langsam näher zu sich zu ziehen. Schließlich schnappte sie nach Luft, strich sich eine Locke aus dem schönen Gesicht und fragte nach etwas zu trinken, just als Vala sie in seine Arme nehmen wollte.
    Nundenn, das Manöver wurde auf später verschoben, er legte den Arm betont unverbindlich auf ihre Taille, und zog sie zu den Tischen, wo immernoch einige Tanzunwillige, komischerweise meist Römer, sich an ihren Bechern und Gesprächen festhielten.


    Vala goss ihnen zwei Becher mit Met ein, reichte einen seiner schönen Begleitung und prostete ihr mit verschmitztem Lächeln zu.


    "Auf diesen Abend, auf das Brautpaar, auf uns."


    In seinem Geist hörte Vala eine noch nicht erfundene Glocke zur zweiten Runde schlagen. Das verbale Gefecht ward eröffnet...


    "Du tanzt als hättest du nie was anderes getan, dein Lachen ist glockenhell, deine Erscheinung fast so schön wie die der Braut. Ich wusste nicht, dass die Mattiaker auch Nymphen unter den ihren haben, aber beschweren will ich mich auch nicht.", er zwinkerte ihr schelmisch zu, "Es sei denn, dein Kuss ist ähnlich fatal, und ich erwache danach in den Armen einer Tochter Friggs (Valkyre!)."
    An sich sah Vala nichts schönes in Worten, überhaupt nichts, um genau zu sein. Sie dienten, um Gefühle bei anderen Menschen wecken zu können, jedoch hatte er sich diese Rührseligkeit nicht zueigen gemacht. Allerdings wusste er um ihren Nutzen, ob nun um eine Meute Männer für die Schlacht zu rüsten, oder eine Frau zum Öffnen ihrer Beine zu bewegen, Sinn und Zweck war das gleiche: Vala bekam, was er wollte.

    Die Frau war Zucker in seinen Händen. Nein, besser: Honig, den man gekonnt drehte und mit den Fingern wendete, bis er sich zu den schönsten Formen emporschlang. Vala lächelte, es war so einfach... und gleichzeitig musste er enorm an sich halten. Nicht die Kontrolle verlieren.
    Andererseits, welcher Abend war eher dafür geeignet, sich gedankenlos als der Walburgsabend, an dem diese Hochzeit stattfand? Die Luft roch quasi nach der wiedererstarkenden Natur, die in allen Wesen den unheimlichen Drang erweckte, ihrem Ruf zu folgen. Und doch riss Vala sich zusammen. Oda schrie und jauchzte vor Vergnügen, und Vala genoss es im Moment einfach dieses weibliche Wesen in der Hand zu haben. Noch war sein Geist nicht im Alkohol ersoffen, aber in ihm reift ein Plan.
    Der Ehre halber würde er warten, bis das Brautpaar seine Ehe vollzogen hatte. Diese Nacht gehörte nur dem Brautpaar, und das wollte Vala ihnen nicht nehmen. Eher aus Respekt vor der Tradition, als denn aus wirklicher Rücksichtsnahme.


    So genoss Vala den lockeren Reigen mit einer schönen Frau in seinen Händen, und ließ sich bis zu einem gewissen Punkt gehen. Selbstdisziplin und -kontrolle waren etwas, worauf er bei keiner Gelegenheit verzichten wollte. Selbst wenn das Blut in Gegenden schoss, die weit vom Kopf entfernt waren... ;)

    Vala musste sich enorm beherrschen, bei ihrer Antwort nicht siegessicher zu grinsen. Sie legte ihre Hand in seine, und er hatte nicht vor, diese die nächste Zeit loszulassen. Mit Schwung warf sie sich in den Tanz, und Vala nahm die Vorlage nur allzu gerne auf. Ganz im Gegensatz zu seinem älteren Vetter Lando war Vala im bunten Reigen des Tanzes ein Souverän, wenn nicht DER Souverän. Zwei leichte Schritte nach links, einer nach rechts, eine gekonnte Drehung... nichts war einfacher als das. Während immer mehr Paare sich dem Reigen anschlossen führte Vala Oda mit starker Hand durch die Menge, wählte den Platz aus, an dem sie sich umeinander drehten, und sorgte hier und dort für mehr Körperkontakt als eigentlich nötig, nicht ohne darauf zu achten, dass es nicht allzu offensichtlich geriet.


    Der germanische Hohenmaientanz war ein Zeichen der Fruchtbarkeit, Menschen tanzten umeinander, um sich zu zeigen wie stark die wiedererwachende Natur auch in ihnen war. Und Vala machte keinen Hehl daraus, er war ein Mann, und der Frühling machte sich auch in ihm breit.
    Was dafür sorgte, dass Oda in dem gekonnten Tanz, der freien und doch genau festgelegten Abfolge von Schritten und Drehungen mehr als einmal zu spüren bekam, welche Wirkung sie auf Vala hatte. :D

    Vala war der erste, der an der Tür der Casa des Comes war. Und damit auch derjenige, der mit kräftiger Hand an diese anklopfte.
    Er war mehrere Schritte vorgegangen, weil er es nicht erwarten konnte sich diesem Gespräch zu stellen. Lando schlurfte, immernoch etwas verkatert von der Hochzeit, hinter ihm her, und schien die Begeisterung des jungen Vala garnicht verstehen zu wollen. Was eigentlich auch nicht von Belang war, immerhin würde Lando hier nur die Rolle des Vermittlers zum Vermittler spielen. :P

    Hilfe nahte, denn Vala wollte sich dann doch nicht nehmen lassen das Tanzbein zu schwingen. In seiner nicht allzu umfangreichen Vergangenheit hatte er oft tanzen müssen, Feste waren immer die beste Möglichkeit für politische Verhandlungen, und um einen guten Eindruck zu machen, sollte man schon die Gelegenheit nutzen mit den höhergestellten Töchtern der Stämme zu tanzen. Vala hatte schon in der Vergangenheit Gefallen daran gefunden, den Tanz ein wenig weiter zu treiben, was sich besonders bei Frauen lohnte, die schon einmal verheiratet gewesen waren. Bei aller männlicher Lüstern- und Skrupellosigkeit, Vala wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass eine Frau aus ihrer Sippe verstoßen wurde, nur weil er ihr die Jungfräulichkeit geraubt hatte (ganz zu schweigen davon, dass er heiraten wollte, nur weil er sich nicht unter Kontrolle hatte).


    Er war sich noch unschlüssig, ob er seinem Jagdtrieb heute nachgehen sollte, immerhin war dies die Hochzeit seines Vetters, und er sollte sich schon von seiner besten Seite zeigen. Nicht, dass er jemals erwischt worden wäre, aber diesen Trend wollte er heute nicht brechen, bzw. brechen lassen.
    Er drückte Rodrik seinen Krug mit einem knappen "Halt mal." in die Hand, weil er jemanden entdeckt hatte, der seiner Aufmerksamkeit wert war: die beste Freundin der Braut stand etwas verloren, aber gleichsam fasziniert dem sehr interessanten Tanz ihrer Freundin und seines Vetters (:D) zuschauend in der Runde einiger mattiakischer Frauen. Das war die Gelegenheit.


    Vala stellte sich vor die Gruppe der Frauen, die augenblicklich zu kichern begannen, streckte die Hand in Richtung Odas aus, und bat mit süffisantem Lächeln: "Werte Oda, beste Frau der heute glücklichsten Elfleda, gewähre die Ehre, und tanz mit mir."

    Das war nicht der Moment, auf den Vala den ganzen Abend gewartet hatte. Die Verbindung zu den Mattiakern, das war es, was diesen Tag so wertvoll machte. Und das Wissen, dass seine Sippe fortbestehen würde, und nicht zurück in eine kleine bäuerliche Familie von zurückgebliebenen und absolut machtlosen Hinterwäldern degenerierte.


    Aber die Eröffnung des Festes, das Anschlagen der Fässer, das Öffnen der Krüge, das alles war mit Sicherheit der gesellige Höhepunkt des Abends, und Vala hatte vor, ihn in vollen Zügen auszukosten!


    Bevor Lando den Krug an die Lippen setzen konnte, riss Vala den seinen in einer triumphalen Geste hoch, und brüllte mit markerschütternder Stimme über den Platz: "DAS BRAUTPAAR LEBE HOCH!!!! HOCH!!!! HOCH!!!!" bevor er den Humpen ebenfalls an die Lippen führte, und das kühle Bier in einem Zug in sich reinkippte. Im Gegensatz zum Bräutigam ließ er das Gefäß allerdings heile, stellte es irgendwo ab und nahm sich ein neues.


    Er überlegte, was er als nächstes tun sollte... sich irgendeine der unverheirateten Frauen schnappen, um mit ihr ein Tänzchen zu wagen, oder eine Verheiratete, um etwas viel besseres zu wagen, oder sich einfach nur in Grund und Boden saufen?


    Dann erblickte er Rodrik, und ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, während er auf diesen zuging. Eine Schankmaid streifte seinen Weg, und Vala ließ es sich nicht nehmen ihr mit einem vulgären Grinsen auf den Hintern zu hauen, was diese jedoch nur mit einem schüchternen Kichern und einer auf ihr Hinterteil gelegte Hand quittierte..


    "RODRIK!!! Ich verspreche dir, das hier wird nicht nur der Abend des Brautpaares! Nein!!! Das hier wird UNSER ABEND!!! Und vor allem deiner!!!", er nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher, und reichte den dann seinem jüngeren Vetter, "Trink, Mann. Als gäbe es kein Morgen, du hast Lando gehört!!!"

    Die wenigen Wochen, die er hier in Mogontiacum verbracht hatte, hatte Vala ausgiebig dazu genutzt sein bisher nur mündliches wiedergegebenes Wissen über das römische Reich in schriftliche Form zu gießen. Und diesen Cursus Res Vulgares abzulegen, was Vala wohl das Wahlrecht verschaffte. Und eine Diploma.
    Die schimmernde Bronze hatte er in der großen Halle aufgehängt, gleich neben den Verdiensten seiner Ahnen und seiner Mitmenschen. Der Gedanke, sich jetzt schon verewigt zu haben, und wenn es nur eine Diploma für herausragendes Wissen über das Wesen der römischen Welt war, gefiel ihm.


    An diesem Tag hatte Vala genug von den Erzählungen der ganzen gelehrten und belesenen Männer, er wollte wissen wie es im Alltag aussah. Und was konnte da seinem Wissensdurst dienlicher sein als das hiesige Archiv der Acta Diurna.
    Vala vergrub sich wieder in einer Ecke, stapelte mehrere Ausgaben der kaiserlichen Meldeschrift neben sich, und begann zu lesen... zwischendurch machte er sich Notizen, aber die meiste Zeit las er. Prägte sich Namen ein. Daten. Zusammenhänge.


    Vala lernte.

    Vala runzelte die Stirn als Phelan Callista auf die Stirn küsste, und fragte mehr sich selbst als irgendjemand spezifisches "War die Frau schonmal verheiratet? Hat sie Kinder? Oder warum tut..."


    Vala stockte. Hatte er das gerade wirklich gehört? Irritiert drehte er den Kopf zu Rodrik, der ihn mit einem schelmischen Grinsen anblickte, udn auf eine Antwort zu warten schien.


    "Die WAS?", stieß Vala schließlich aus, als er seine Fassung wiedererlangt hatte, und schloss danach den Mund, um nicht allzu blöd dabei auszuschauen, wie er versuchte sich auf Rodriks Frage einen Reim zu machen.
    Dann verstand er. Und unweigerlich betrachtete er sich die Verlobte Witjons ein Stückchen genauer... sehr genau, um noch genauer zu sein.


    "Japp. Du hast recht.", konstatierte er schließlich trocken, "Vielleicht liegt es daran, dass sie als Römerin so kaltes Wetter nicht gewohnt war." Immernoch im verschwörerisch gedrückten Tonfall deutete er rüber, wo Elfleda und Lando standen: "Bei Elfleda ist alles in Ordnung, und das Kleid ist keineswegs dicker als das von Kallista! Schade, eigentlich."Er zwinkerte seinem jungen Vetter verschmitzt zu, und freute sich über den Luxus von gedankenloser Laberei.


    Dann waren irgendwann er und Rodrik an der Reihe um zu gratulieren, und Vala drückte Witjon mit festem Griff die Hand, und nickte Callista freundlich lächelnd zu. Mit dem Blick fest an ihre Augen gehaftet, keinen Milimeter absinkend. Selbstdisziplin war eine Gabe der Götter, rief Vala sich wieder ins Gedächtnis. Er wollte es sich nicht mit den seinen verscherzen, in dem er die körperlichen Vorzüge ihrer Frauen allzu offensichtlich vermaß... ;)