Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Es gibt wenig, das nicht mit Argwohn und Konteragitation bedacht wird. Wenn man nur will, findet man immer ein Haar in der Suppe.." , griff Vala die nachdenklichen Sätze des älteren Germanicus auf, "Das Provinzielle wird erst einmal dafür sorgen, die konservativsten Kreise in Rom gegen meine Kandidatur zu vereinen, da mache ich mir keine Illusionen. Wie es demnach darum stehen wird, den Provinzen im politischen Geschehen zu mehr Geltung zu verhelfen wird sich dann zeigen, so meine Kandidatur gelingt.


    Ich bilde mir nicht ein, dass jeder meiner Vorstöße und all meine Projekte die Diskussion im Senat bestehen werden... oder dass sie so verwirklicht werden, wie sie eingebracht wurden. Und selbst wenn... es geht um die Diskussion und die Aktivität des Senats an sich. Dementsprechend kann ich dem Vorschlag des Senators zumindest Raum zur Diskussionzu geben.. auch wenn ich selbst noch den einen oder anderen Zweifel an der Umsetzbarkeit des Gedankens hege."

    "Nun, jede Amtszeit braucht einen Aufhänger... und zu dem meiner Amtszeit mache ich das Streben nach einer Lex Provincialis. Die Civitates nicht nur meiner Heimat verlangen immer lauter danach und es ist selbstredend schon bedenkenswert, wenn die Verfassung der Provinzen nicht im Codex Universalis festgeschrieben steht. Da brauch es ein verlässliches und wasserdichtes Gesetz, mit dem Rom sich ja auch in mehreren Wochenreisen entfernt Geltung verschaffen wird." , begann Vala also aus dem politischen Nähkästchen seiner Kandidatur zu erzählen, "Das Unternehmen wird wohl eins der größeren sein, die zuletzt im Senat verhandelt wurden... zudem gilt es im Codex Iuridicialis entsprechende Anpassungen vorzunehmen, die Rechtsprechung in den Provinzen bedarf ebenso deutlicher Klärung."

    Als die Tore der Curia Iulia sich öffneten und die Senatoren, welche sich zum Wahltag versammelt hatten, auf den Vorplatz und das Forum strömten, warteten natürlich nicht wenige Boten und Lauscher auf die Ergebnisse des Wahlgangs. Nicht zuletzt natürlich auf das Ergebnis der Wahl zum Consul, die ja dieses Mal besonders viel Aufmerksamkeit genossen hatte. So verbreitete sich die Nachricht ob des Wahlsiegs des Duccius dann wie ein Lauffeuer, lange bevor dieser hinaustrat.


    Umgeben von einer Traube von Unterstützern, Anhängern (zumeist Provinzielle wie er selbst) und Glückwünschern fand sich der Consul-in-spe dann auch vor der Curia ein und zeigte sich nach wie vor noch ziemlich befangen in der für ihn surrealen Prägung des Moments. Er nahm die Glückwünsche entgegen, gab hier und dort einen nichtssagenden Kommentar zu den Details seiner Pläne ab und ließ sich ansonsten im Strom treiben.
    Erst als er seiner Frau gewahr wurde schlich sich zum ersten Mal am Tag ein echtes Lächeln, nicht das höfliche eines Politikers, sondern das echte Lächeln eines durch und durch erleichterten Menschen auf seine Lippen.
    "Die Herren." , bat er die ihn umgebenden für einen Moment der öffentlichen Zweisamkeit, bevor er sich seiner Frau zuwandte. Natürlich kam etwas derartiges wie überschwängliches umarmen nicht in Frage, immerhin war er bald Consul und kein verliebter Teenager mehr der gerade das Vigintivirat erreicht hatte... es war eine leise, zurückhaltende und doch ausdrucksvolle Geste, als Vala seiner Frau kurz über den Oberarm strich und ihr dabei in die Augen sah: "Geschafft."

    Die Vorbereitung der Wahl war im stillen Kämmerlein mit der gewohnten germanischen Akribie vonstatten gegangen. Dies wurde ausgerechnet, jene Möglichkeiten in Betracht gezogen und immer und immer wieder die öffentliche Stimmung aufmerksam beobachtet um abschätzen zu können womit er zu rechnen haben würde, wenn er den Schritt zum Konsul wagte und seine Kandidatur bekanntgab. Dass er einige, aber längst nicht alle Steine aus dem Weg räumen konnte hatte die Aussichten LEICHT verbessert. Und doch was die Prognose: das würde eine verdammt enge Kiste werden. Allerdings hatte er eine solche bereits hinter sich gebracht... und vom Tiefpunkt seiner Karriere ausgehend konnte es nur nach oben gehen.
    So hatte Vala, der gespannt wie ein Flitzebogen hier auf inmitten des Senats stand und sich diesem als Anführer empfahl, eine ganze Palette an zu erwartenden Reaktionen im Kopf die er zu einer riesigen Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander verband um irgendwie die Zukunft berechnen zu können. Eigentlich war es das, was er stets und ständig seit seiner Kandidatur als Vigintivir tat... ausrechnen, vorhersagen, erwarten. Nur hier und heute, bei seiner Kandidatur als Konsul, fiel die Rechnung ungleich komplexer und unübersichtlicher aus... es gab einfach immernoch viel zu viele... VERDAMMT viele unbekannte Variablen.


    Mit dem decimischen Konsular meldete sich eben eine dieser unbekannten Variablen. Vala hatte zwar schon vor seinem Entschluss zur Kandidatur um des lieben Friedens willen an einer Entspannung des Verhältnisses gearbeitet.. aber auch wenn der decimische Konsular sich Willens gezeigt hatte, diese Offerte anzunehmen, wusste Vala auch um den Stolz des Mannes.. und dementsprechend nicht darum, ob die Versöhnung so tiefgreifend war wie er hoffte. Dementsprechend wusste Vala nicht so recht, was er erwarten sollte und wappnete sich innerlich für das dunkelste Szenario, als der Decimus das Rederecht bekam und... den Aurelier an die Wand klatschte.
    Der nicht mehr ganz so junge Germano-Römer, der sich gern selbst als mit allen Wassern gewaschen betrachtete und glaubte, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein, musste hilflos beobachten, wie sein Unterkiefer bei der fortgeführten Rede des Konsulars immer mehr der Schwerkraft nachgab und er in atemloses Staunen verfiel. Hatte er sich vorher noch eingebildet, nicht genau zu wissen was er vom Decimus erwartete war nun doch ziemlich schnell klar, dass er DAS ganz sicher NICHT erwartet hatte.
    Dass die Lobrede des Decimus, in Anbetracht der Rede des Duccius vor wenigen Jahren, auch als Watsche ihm gegenüber verstasnden werden konnte war Vala nur allzu klar... aber was für eine Watsche das war! Wärmer konnte sie sich auf der Wange nicht anfühlen.. was wohl auch an dem leichten Schauer der Scham liegen mochte, der über Vala hinwegfegte als der Decimus über ihn sagte, was er selbst über den Redner während seiner Amtszeit nicht zu sagen vermocht hatte.


    Es knallte Laut, als Vala nach der Rede des Konsulars seinen Unterkiefer mit Gewalt wieder nach oben zwang und die Zähne hörbar zusammenprallten. Er musste sich den einen Moment der offensichtlichen Überraschung gönnen, eben weil der Moment zu sehr dies war: vollkommen unerwartet. Aus dem Nichts. Dass der Germanicus mit seiner Empfehlung gleich folgte, unterstrich die Tatsache doch: hier hatten sich zwei seiner ehemaligen Gegner im Senat zu Unterstützern seiner Sache gewandelt. Das war eine große Bürde... die Vala auch als solche zeigte: "Consular Decimus.." , begann der duccische Aspirant, nachdem er einen kurzen Moment um seine Fassung rang, "...Senator Germanicus.. ich danke euch für eure Worte." Kurz angebunden, freilich... aber nach dieser Welle der Überraschung fiel es Vala schwer, die richtigen Worte zu finden. Irgendwie schien ihm die Curia Iulia nicht mehr ganz so düster wie zuvor..


    Die Wahl selbst war.. anders als erwartet... eine Zeit innerer Ruhe. Die ganze Anspannung fiel mit einem Schlag von ihm ab und ließ ihn das Geschehen in passiver Haltung abwarten. Natürlich gingen ihm seine ganzen Vorhersagen durch den Kopf, aber er betrachtete sie nicht mehr so obsessiv wie in den Tagen zuvor. Die Wahl analysieren würde er später noch zur Genüge tun.. egal wie sie ausging.
    Als das Ergebnis dann feststand und zeigte, dass knapp zwei Drittel der Senatoren ihm sein Vertrauen aussprachen, traf ihn dass dann doch wie ein Hammerschlag und die Knie wurden ihm weich... leicht fuhr seine Hand nach hinten als wolle er sich irgendwo festhalten, aber da gab es nichts. Also blieb Vala nichts anderes als eine letzte Kraftanstrengung um in diesem Moment des Erfolgs nicht einfach umzukippen und von der abfallenden Spannung mit hinunter gerissen zu werden.


    "Ich danke dem Senat Roms für sein Vertrauen.", gab Vala, sichtlich aufgewühlt von diesem Ereignis, "Vor allem jenen, die mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben... ich werde euch nicht enttäuschen. Und jenen, die meine Kandidatur und meine Person mit Skepsis betrachten: ihr werdet sehen, dass meine Amtszeit zum Schaden Roms nicht war."


    Mehr brachte er in diesem Moment nicht hervor und trat nach einem Moment der angemessenen Ruhe ab.

    "Ich darf dich daran erinnern, dass Krieg herrschte." , wandte Vala sich an den Aurelius und verkniff sich wie immer im Kontakt mit dieser Person jegliche lesbaren Gedanken, "Die einzigen Hände, die sich in dieser bitteren Zeit nicht schmutzig gemacht haben, sind jene gewesen, die untätig in den Schoß gelegt wurden."


    "Des weiteren stehe ich hier nicht als universeller Liebling des Senats, der es allen wird rechtmachen können. Sondern als jener, der es der Mehrheit will rechtmachen können... dass diese nicht jeden Senator einschließt ist unvermeidbar." , fuhr Vala fort, "Wieso sollte ich dies vollbringen können, hat das doch wohl noch kein Konsul Roms je geschafft. Wer so denkt, würde selbst bei Romolus keine Schwierigkeiten haben das Haar in der Suppe zu finden.
    Nichtsdestotrotz habe ich bereits verkündet, mich nach Kräften zu bemühen den Konsens zwischen den Senatoren nicht aus den Augen zu verlieren.
    Dass gerade du mir das nicht glauben willst ist weder neu, noch überraschend... und dementsprechend alles andere als unerwartet. Ich denke ich werde mich damit abfinden müssen, es DIR nicht recht machen zu können. Und du dich damit, dass ich es auch nicht mehr versuche."

    "Nun..." , begann Vala einen Moment zu zögernd, bevor er sich daran erinnerte, dass Schwäche wohl zu den schlechtesten Regungen zählte, die er hier und in diesem Moment zeigen durfte. Zusammenreißen, Junge, Haltung bewahren...


    "Praetorius Flavius.." , begann er, nach der richtigen Betonung suchend.. und entschied sich schließlich für denjenigen, den er wählen würde, wenn es darum ging unvermeidliches zu kommunizieren, "...ich bin mir der Tatsache bewusst, dass die Verwerfungen zwischen uns nicht mit Leichtigkeit aus der Welt zu schaffen sein werden. Ich werde mich nicht mit jugendlichem Übermut rausreden, der mich den Flavius Flaccus vor Gericht hat zerren lassen und auch nicht mit dem Gedankenlosigkeit, die mich den Flavius Scato vor dem versammelten Senat hat ablehnen lassen. Ich bin von der grundlegenden Sache, nämlich den Gesetzen und dem Usus Roms, nach wie vor überzeugt... nur ist mir aufgegangen, dass die Art und Weise wie ich dieser Überzeugung Ausdruck verliehen habe, wohl das eine oder andere Mal eben an Bewusstsein gefehlt hat, dass der verbale Hammer nicht die richtige Art ist. Ich bedauere nicht die Ursachen, aber ich bedauere wie ich offensichtlich mit diesen umgegangen bin." , sprach Vala und wankte dann doch irgendwie zu der nachdenklichen Note, die sich in letzter Zeit so oft in seine Reden schlich. Es war nicht leicht, dem Blick der perfektionierten Adelsaura standzuhalten, aber irgendwie hing zuviel davon ab, sich hier jetzt keine Blöße zu geben und bei aller Nachdenklichkeit das Resultat nicht aus dem Blick zu verlieren.


    "Ich bin mir ebenso der Tatsache bewusst, dass Worte allein nicht helfen werden... und dass meine Taten der Zukunft sicherlich lange brauchen werden, um dich von der Aufrichtigkeit meines Denkens und Handelns zu überzeugen. Aber ich bin nicht hier, um nur für mich zu reden, da ich mir weiterhin sicher bin, dass mein Handeln auch ein Licht auf meine Familie geworfen hat, das dieser nicht gerecht wird. Ich spreche dementsprechend nicht für mich und bitte nicht um dein Wohlfallen gegenüber meinen Handlungen und Aspirationen der kommenden Zeit... aber ich bitte um einen nachsichtigeren Blick auf die Geschicke und Charaktere meiner Familie." , kam Vala nun zum eigentlichen Punkt des Gesprächs, das nun weitaus leichter von der Zunge ging und die die Worte unterstreichenden Gesten weitaus leichter machte, "Ich werde dir beweisen, dass die Söhne meiner Familie nicht alle so hitzblütige Wüteriche und gedankenlose Lospolterer sind. Mein Reden handelt von Caius Duccius Callistus, Sohn des Numerius Duccius Marsus, einem jungen und gut ausgebildeten Sohn meiner Familie, der nach Rom kommen wird um hier ebenso zu wirken wie ich es getan habe... er braucht natürlich Führung und Rat, und ich habe das leise Gefühl, dass es mit dem meinen nicht getan sein wird. Aus diesem Grunde biete ich dir an... und bitte ich dich... diesen jungen Mann als deinen Tiro und Klienten anzunehmen, auf dass er ebenso von dir lerne wie er dir auch beweise, dass nicht alle Söhne des Nordens die Fehler begehen, denen ich zuweilen anheim fiel."

    "Du hast dich nicht im geringsten verspätet..." , log Vala gekonnt und wiegelte mit einer wegwerfenden Handgeste ab, "..und doch kann ich mir gut vorstellen, dass man sich als Praefectus Urbi ohne weiteres dreiteilen könnte, um die Arbeit zu bewältigen. Aber vielleicht gerade deswegen... wollen wir zur Tat schreiten?", fragte Vala rhetorisch und lud mit einer Handbewegung in Richtung des Tempels ein, ihm zu folgen.


    Oben im Tempel warteten, nach der rituellen Waschung der Opferwilligen sowie ihrer Begleiter, bereits die Priester der Concordia und die ihnen zugewiesenen Opferhelfer mit den Opfergaben, die von einer verdammt großen weißen Schafs (die Beratung zur Wahl des Tieres hatte beinahe ebensoviel gekostet wie das Vieh an sich) gekrönt wurden. Letztlich machte es hier klar: hier wurde geklotzt und nicht gekleckert.
    Mit der wie üblich über das Haupt gezogenen Falte seiner Toga und in ernster Würde gefasster Miene machte Vala sich daran, das Opfer durchzuführen. Dies sicherlich nicht, um die Rangfolge unter den beiden Männern irgendwie zu verdrehen, sondern einzig aus der Tatsache heraus, dass er wohl mehr Zeit gehabt hatte sich auf dieses Opfer vorzubereiten als sein decimischer Mitopferaner.


    "Oh Concordia Benigna." , rief Vala die gütige Göttin der Eintracht an als er eine Handvoll Kräuter in das Kohlebecken streute, die ihm zuvor von einem der Opferdiener gereicht worden war, "Wir rufen dich an und bitten dich demütigst, unsere Worte anzuhören. Nichts wollen wir uns von dir erbitten als deine Vergebung, denn wir haben uns an der Eintracht Roms vergangen." , fuhr er fort während er das Kohlebecken mit Kräutern bestreute, bis ein dicker und markanter Duft sich der näheren Umgebung bemächtigte.


    "Oh große Concordia, wir bitten dich um Vergebung, dich, der du die Größe Roms in ihrer Eintracht bewahrst, dich, die du den Zusammenhalt der Menschen stärkst... dich, die du zusammenführst und bindest und uns dadurch die Stärke verleiht, die Roma zur größten der Welt werden ließ. Oh Concordia, wir rufen dich an..." , fuhr er fort, während er sich zum Opferstein umwandte und sich eine Amphore mit bestem weißem Wein reichen ließ, um diese als zweite Opfergabe darzureichen und ihn in dem Opferstein zu vergießen und ihn damit für jeglichen weltlichen Genuss zu entziehen.
    "Concordia, wir rufen dich an und bitten dich um Vergebung.. denn im Streit vergaßen wir was richtig und angebracht war und verfielen in Zwist und Selbstsucht." , kam Vala nun in der Anrufung der Eintracht auf den letztlichen Punkt ihres Anliegens. Seine Stimme war nach wie vor dem Opfer entsprechend fest und würdevoll, aber jeder Gedanke an die alten Streitereien mit dem Decimus brannte in Vala ebenso vor Scham wie der Moment in jüngsten Jahren, als er zum ersten Mal vor einer Frau blankzog... und diese schreiend davonlief (er hatte nie erfahren, ob das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung gewesen war). Keine schönen Erinnerungen, aber noch so lebhaft und vor allem prägend, dass sie wohl noch lange wirken würden.. und die sie hierher geführt hatten. Eine Schale voll Obst und Nüssen der Saison folgte als Opfergabe, die Vala vor der Statue platzieren ließ, bevor er sich schließlich dem Höhepunkt des Opfers zuwandte.


    "Concordia, wir wenden uns heute an dich, weil wir unsere Makel bereuen und uns in Eintracht vor dir ein Zeichen der Versöhnung setzen wollen." , begann der Duccius als sie zum Opferplatz heraustraten und sich zum Victimarius gesellten, der vor dem Opferaltar mit dem wie üblich hergerichteten Opfertier auf sie wartete. Nach einem Moment der gefassten Stille strich Vala mit dem Opfermesser über den Rücken des Tieres und entkleidete es somit symbolisch, nachdem es mit der Mola Salsa begoßen worden war, "Wir bieten dir dies Schaf als Opfer an, um dir zu zeigen, dass unsere Gedanken rein und unser Wille aufrichtig ist, aus den Verfehlungen der Vergangenheit zu lernen und uns einer Zukunft in Eintracht und Frieden zuzuwenden, so dass jeder zum Wohle Roms diene. Do ut des, Concordia, wir bitten dich um ein Zeichen, dass du uns die Zeiten unseres Zorns vergibst."
    Sämtliche Gedanken traten in den Hintergrund... es gab keine mehr. Wer, wie, was, warum... was wenn? Alles vergessen. Es gab nurnoch das Opfer, nurnoch den Moment mit der Göttin, so sie ihnen zuhörte... so sie ihnen gar gewogen war. Der Victimarius hob mit routinierter Geste das Haupt des Tieres, unter welches Vala das Messer stieß und das lebendige Rot des Tieres dazu veranlasste, dieses schwallartig zu verlassen.
    Das Zucken des Tieres im Todeskampf fiel trotz der erfahrenen Griffe des Opfershelfers nicht gering aus, was in Vala dann doch einen Hauch der Sorge auslöste, was dann im Leib dieses Derwischs auf die wartete... und so schwer es war diesen Gedanken zu verdrängen: es musste sein.
    Das Opfermesser wurde aus der Hand gelegt und dem Haruspex platz gemacht, welcher wenig später die Eingeweide des Tieres vom Victimarius auf einem Tablet dargeboten bekam.
    Während dieser die Eingeweideschau vollzog, musste Vala sich stets daran erinnern, das Atmen nicht zu vergessen.

    "Auch wenn ich hier jetzt nichts heraufbeschwören will, könnte die Einweihung des Ulpianums eben solche Fragen aufwerfen, warum der letzte regierende Ulpius noch nicht vergöttlicht wurde." , warf Vala den Gedanken in den Raum, der ihn doch gerade nahezu besorgte. Er wusste nichts über das Verhältnis des Cornelius zu den Ulpiern, allerdings lag es nahe eben so eine Vergöttlichung vorzunehmen um die Zeit VOR dem Vescularius eben im Unterschied zu dessen Herrschaft zu betonen. Oder eben nicht.


    "Ich hatte beim Opfer an den Kaiser gedacht, immerhin ist es eine sehr kaiserliche Angelegenheit..." , bemerkte Vala nachdenklich, den Zaunpfahl seines Gegenüber überhaupt nicht mitbekommend, "...oder im Zweifelsfall die Konsuln? Ich bin mir da nicht allzu sicher... vielleicht auch einfach derjenige, der das Ulpianum vollendet hat? Das dürfte doch dein Patron gewesen sein! Ich meine: das Ding galt als Baustelle für die Ewigkeit. Da kann man es durchaus vertreten denjenigen hervorzuheben, der das Ding vollendet hat. Auch wenn er ohnehin davon ausgehen können wird, dass er sich irgendwann in dem Ding wiederfindet."

    Vom Sklaven in das Tablinum geführt und den üblichen Dupondius losgeworden, erwartete der duccische Möchtegern-Konsul den purgitischen gewesenen und folgte artig der Einladung sich zu setzen: "Ja, ganz richtig, Purgitius, ich möchte das Abenteuer wagen. Ich habe lange darüber nachgedacht.. was unter anderem erklärt, warum ich eine Amtszeit ausgesetzt habe. Immerhin galt es viele Dinge in Betracht zu ziehen... unter anderem ein tragfähiges Programm aufzustellen. Wenn du mir erlaubst, würde ich dich gerne davon zu überzeugen suchen."

    Auf die scherzhafte Frage des Consulars Purgitius lächelte Vala nur einen Moment und hoffte, dass es nicht allzu gequält aussah... schließlich konnte er erst einmal nur darauf pokern DIESE Wahl zu gewinnen. Gleich davon zu träumen ein weiteres Mal das Konsulat zu bekleiden erschien ihm dann doch irgendwo... vermessen.


    "Die Antwort auf deine Frage fällt relativ leicht, Consular Purgitius..." , begann Vala schließlich mit bedachten Worten, "...fällt relativ leicht, da ich mir diese im Vorfeld meiner Kandidatur quasi stündlich gestellt habe. Dass ich nun hierstehe und euch um eure Unterstützung bitte zeugt vom Resultat dessen. Ich leide nicht mehr unter den turbulenten Zuständen, die mir zeitweise den Vollzug meiner Amtspflichten als Praetor erschwert haben und gehe dementsprechend gestärkt und frohen Mutes in die Perspektive meines potentiellen Konsulats."

    "Ich habe Gerechtigkeit immer als eines meiner hehrsten Ziele betrachtet, auch wenn ich in der Vergangenheit bei der Durchsetzung dieser nicht immer auf gewisse Konventionen geachtet habe." , begann Vala die kritischen Nachfragen des älteren Germanicus zu beantworten, "Die Kernpunkte meiner Arbeit lagen, nebst meiner Arbeit im Militär, bisher sowohl im rechtlich-administrativen wie auch im wirtschaftlichen... das werde ich auch als Konsul weiterverfolgen. So schwebt mir die Erarbeitung einer tragfähigen Lex Provincialis vor, wie sie von den Civitates in den Provinzen gewünscht wird. Aus wirtschaftlicher Sicht werde ich mit dem Senat nach Wegen suchen wollen, inaktive und brachliegende Habe wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen. Sowieso: nach den Jahren der eher verhaltenen Aktivität im Senat werde ich suchen, zusammen mit den Senatoren eben wieder zur Belebung dieser großen und altehrwürdigen Instanz beizutragen."


    Als der Germanicus sich ebenso kritisch im Glauben zeigte, ob Vala tatsächlich zu einem friedfertigen und kühleren Gemüt gefunden hatte, konnte Vala nur mit schiefem Lächeln die Sachlage darlegen: "Ich habe seit meinem letzten hitzigeren Wortgefecht im Senat meine Zeit gebraucht, um die Tragweite meiner Worte und Taten zu realisieren. Sobald ich dies allerdings getan habe, habe ich mich um eine Aussöhnung mit einigen meiner alten Streitgegner bemüht... einer dieser sitzt hier neben dir. Mein Sinneswandel trat, lange vor meinem Entschluss zur Kandidatur, vielleicht überraschend ein... aber auch ich habe eingesehen, dass es in Streitereien dieser Art nur Verlierer gibt... Deshalb habe ich mich um ebenso um den Consular Decimus bemüht, den ich mit meinen Worten getroffen habe, wie auch um den Senator Germanicus Sedulus. Ich glaube, es spricht für sich, dass ich diesen erfolgreich vor Gericht vertreten habe. Aber wie du sagst... man könnte dennoch die Aufrichtigkeit meiner Worte anzweifeln und den Wandel als Lippenbekenntnis abtun. Aber was ist Politik, als nicht stetig wandelndes Vorschussvertrauen? So du willst, schwöre ich beim Stein des Jupiter aus den wilden Zeiten gelernt zu haben, Germanicus."

    Nach den sicherlich turbulentesten Jahren stand Vala nun hier.. der Gang zum Podest der Redner war der sicherlich schwerste seiner Laufbahn gewesen und es brauchte eine gewisse Kraftanstrengung die würdevolle Miene und gestraffte Haltung beizubehalten, die er zeigte bevor er mit der wichtigsten Rede seiner Laufbahn begann. Natürlich war es ein Husarenritt gewesen, der Weg hierhin... und er war alles andere als gerade gewesen. Dass das hier kein übliches Verkaufsgespräch darstellte, sondern den potentiellen Steigbügel ins eins der wichtigsten Ämter der Res Publica und das wichtigste erreichbare des senatorischen Cursus Honorum machte die Sache nicht leichter.
    Vala hatte sich lange den Kopf darüber zerbrochen, wie das ganze hier angegangen werden sollte... vor allem weil ihm leichte Zweifel daran gekommen waren, ob sich die Ehrlichkeit, die noch seine Res Gestae nach seiner Praetur ausgezeichnet hatte, wirklich lohnte... immerhin hatten andere Magistrate deutlich dürftigere Amtszeiten noch als Erfolg verkauft und waren ganz offensichtlich damit durchgekommen. Andererseits hatten diese Magistrate nicht die Makel gehabt, die Vala sich in den vergangenen Jahren angeeignet hatte. Andererseits stand er auch nicht gerade mit leeren Händen hier.
    Die letzten Jahre hatten allerdings eine derart grundlegende Veränderung in dem nicht mehr ganz so jungen Germanen bewirkt, dass er letztlich nichts anderes darstellen konnte... darstellen wollte als denjenigen, der er nunmal war.


    "Patres Conscripti..." , begann Vala mit fester Stimme, inständig hoffend, dass diese ihn nicht in dieser Stunde verließ sondern ihn erneut durch die Wahl tragen mochte, "...ich stehe hier vor euch in der Nachfolge großer Namen wie Anistius Rusticus, Gnaeus Iulius Agricola, Marcus Annius Verus, Publius Decimus Lucidus, Gaius Prudentius Commodus und auch Marcus Decimus Livianus... und stehe hier vierzig Jahre nach dem ersten, um mich als nunmehr siebter Konsul ohne lange römische Ahnenreihe als Konsul zu empfehlen." , räumte Vala zu Beginn das Problem seiner Herkunft aus dem Weg, immerhin waren vor ihm bereits die Söhne von Baetikern, Galliern, Griechen und Iberern Konsuln geworden.


    "Als ich hier das erste Mal vor euch stand, kam ich als Sohn der Provinz Germania zu euch und hatte viele Flausen im Kopf... ich muss zugeben, dass es recht lange gedauert hat, bis mir auch die letzten ausgetrieben wurden. Ich bin meinen Weg durch den Cursus Honorum nicht immer geradlinig, nicht immer als strahlendes Vorbild und nicht immer mit kühlem Kopf gegangen. Ich stehe zu meinen Fehlern und verstecke sie nicht... ich werde euch nichts vormachen, ich bin nicht perfekt und ich habe durchaus Fehler begangen." , übte Vala sich in vorausschauender Selbstkritik und zog eben auf diese Art und Weise blank: er verpackte nichts, er machte niemandem etwas vor.
    "Aber ich kann mit ruhigem Gewissen behaupten, aus all meinen Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und die Aussöhnung mit vielen meiner Streitpartner der Vergangenheit gesucht und gefunden zu haben. Diese Entwicklung wurde auch durch euch möglich gemacht, Senatoren Roms. Durch euch und meinen Dienst an Rom bin ich zu dem Mann geworden, der hier heute vor euch steht. Ich habe als Tiro des Marcus Aurelius Corvinus begonnen, habe mich durch die Instanzen des Cursus Honorum gearbeitet und meinen Dienst an Rom sowohl im Felde... bei der Pest in Mantua wie auch im Krieg gegen den Usurpator, als auch hier im Senat versehen. Ich habe die mir von euch anvertrauten Ämter stets so ausgefüllt, dass ich mich nicht vor anderen Magistraten des Cursus Honorum verstecken muss... auch wenn ich meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst nicht immer gerecht geworden bin. Ich habe mehrere Gesetzesvorhaben und -änderungen mitgestaltet oder gleich angeführt und zusammen mit euch realisiert.


    Ich betone das 'mit euch' aus einem einfachen Grund: auch wenn es bekanntermaßen die einen oder anderen Differenzen in diesen Hallen gab, kann ich nicht leugnen meinen Werdegang auch der Zusammenarbeit mit euch, den Senatoren Roms, zu verdanken." , spannte der Duccius die Senatoren gleich mit ein und brachte sein nicht immer perfektes, aber durchaus noch als positiv zu verstehendes Resümee der Arbeit hier im Senat auf den Punkt.


    "Auch wenn meine Ahnenreihe nicht der euren entspricht... ich bin Römer und habe mein bisheriges Leben dem Dienste an Rom verschrieben, genauso wie es meine gesamte Familie tut. Auch wenn es Ahnen gab, die das Bürgerrecht nicht besaßen, sind die Mitglieder meiner Familie doch in großer Zahl Menschen gewesen, die sich in den Dienst Roms gestellt haben und es immernoch tun. Diesen Dienst an Rom will ich nun, so ihr es erlaubt, mit meinem Wirken als Konsul fortsetzen." , kam Vala nun zum Kern seiner Kandidatur, "Ich verspreche euch, euch und Rom als Konsul nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen.. wie ich es zuvor in meinen Amtszeiten getan habe, auch wenn mich äußere Umstände daran hinderten es immer mit der gleichen Verve zu tun. Ich verspreche euch, ein Diener und Konsul zugleich zu sein, der dieses Amt so ausfüllt wie dieses und Rom es verdienen.


    Ich komme nicht mit leeren Händen zu euch... neben meinen Referenzen plane ich als Konsul mehrere Projekte in Angriff zu nehmen, die ich mit euch zusammen realisieren werde.
    Einerseits plane ich ein Gesetz zur Freisetzung von inaktiver und brachliegender Habe wie auch Güter. Ich habe in Zusammenarbeit mit der kaiserlichen Kanzlei herausstellen können, dass sich zur Zeit Geldwerte in sechsstelliger Höhe, materielle Güter in den zigtausenden und Landgüter zu DUTZENDEN brachliegen, ohne dass sie dem Volke Rom zugute kommen. Und dies betrifft nur eine Auswahl der Familien Roms die zur Feststellung einberechnet wurden. Dies wäre etwas, das ALLEN in Rom und den Provinzen zugute kommen würde.


    Des weiteren kommen aus den Provinzen Klagen über rechtliche Unsicherheit, welche ich mit euch zusammen in Angriff nehmen werde um den Codex Universalis endlich um eine tragfähige Lex Provincialis zu erweitern. Dasselbe trifft auf den Codex Iuridicalis zu, da Details der Rechtsprechung in den Provinzen der detaillierten und potenten Klärung bedürfen.



    Des weiteren sind Senatoren und Bürger Roms mit kleineren, aber nicht unwichtigeren Anliegen an mich herangetreten denen ich hier Gehör verschaffen will." , kratzte Vala hier sein Wahlprogramm auch nur an und bot nur den Kern zur Schau um zu zeigen, dass er das Amt keineswegs des Prestiges innehaben wollte, sondern um tatsächlich und real Politik mit den Senatoren zu machen.


    "Patres Conscripti.." , kam Vala nun zum Schlusswort, "..ich stehe hier nicht als Kandidat in fleckenlos-weißer Toga, aber ich stehe aufrichtig da. Aufrichtig in der Überzeugung, mein möglichstes und bestes für Rom getan und dies dabei mit euch zusammen vorangebracht zu haben. Aufrichtig in der Überzeugung, mich seit meinen ersten Schritten hier zu einem Bürger Roms entwickelt zu haben, der der Geschichte und der Tradition Roms entspricht.. selbst wenn ich ebenso in der Tradition vieler der streitbaren Konsuln stehen würde, die dem ehrwürdigen Senat bereits vorsaßen. Aufrichtig in der Überzeugung, dass ich mit Inhalt und Wirken das Amt ausfüllen werde.


    Senatoren Roms... sprecht mir ein letztes Mal euer Vertrauen aus, und ich werde euch auch dieses Mal nicht enttäuschen. Als euer demütiger Diener und Konsul.


    Für euch. Für das Volk. Für Rom."

    Einen kurzen Moment lang war es gewesen, als blickte Vala in einen Spiegel der Vergangenheit. Einen düsteren, hässlicheren, grausameren... und dennoch erkannte er sich in Bruchteilen selbst wieder.
    Natürlich war er nicht früher das eine oder andere Mal wenig zimperlich mit politischen Gegnern umgegangen, was schon vor Jahren einen nicht unsignifikanten Prozess der Selbstreflexion und des Umdenkens ausgelöst hatte. Dementsprechend war es aus dieser Perspektive schon seltsam, die Sergia derart geifern zu sehen... andererseits bestätigte es ihn auch darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.


    Auch wenn er sich durchaus sagen konnte, dass er nie derart Amok gelaufen war wie die Sergia es dieser Tage tat: es tat gut, diese Welt hinter sich gelassen zu haben.. was Vala auch anstelle jeder Worte auch nur ein leises und vor allem erleichtertes Lächeln auf die Lippen zauberte.

    Bildete er sich das ein, oder war die Temperatur auf dem Forum Romanum gerade um mehrere Grad gefallen? Auf jedenfall fröstelte Vala leicht, als er die Blicke des Flavius und seiner Gesellen registrierte. Selbst wenn der Realo, der Vala nunmal war, die herrschaftlich-emporgehobene Aura, die gewisse Patrizier umgab für nichts anderes hielt als eine große Show aus Rauch und Nebel hielt, konnte der Mensch nicht immer leugnen, dass er sich auch durch Rauch und Nebel beeindrucken ließ.
    Stark an sich haltend um nicht aufgeregt zu schlucken warf Vala sich einfach in die Wand aus Eis, und versuchte dabei nicht allzu bittend zu erscheinen, als er den Flavier eben bat das Gespräch doch hier und jetzt gleich anzunehmen. Immerhin war nach dem ergebnislosen Verlauf des letzten keineswegs sichergestellt, dass man sich überhaupt auf einen gemeinsamen Termin einigen wollte: "Wenn es nicht zuviele Umstände macht, gerne."

    "Vale bene!" , verabschiedete Vala sich beim Herren, dessen Frau sich gerade von der seinen verabschiedete und sich mit ihrem Mann wieder unter die Menge mischte. Vala nutzte den Moment um sich seiner Frau mit einem Blick zuzuwenden, der seine Irritation nur halbwegs verbarg: "Der hat mich gerade Tatsache gefragt, ob ich als Konsul dafür sorgen würde, dass die Außenwände des Circus Maximus in den Wagenfarben der Factio Praesina gestrichen werden." , kopfschüttelnd strich er ihr über den Rücken, "Ich werde diese Factio-Typen nie verstehen." Die Tiberia schlug sich gut als Politikergattin, das zeigte sie heute so deutlich wie nie zuvor... was wohl auch daran liegen mochte, dass die Eheleute sich nach dem recht holprigen Start in die Ehe aneinander zu gewöhnen begannen. So schenkte Vala seiner wichtigsten Wahlkampfhelferin ein ehrliches, wenn auch etwas müdes Lächeln bevor er sich wieder in die Schlacht stürzte und die nächsten Hände zu schütteln und Trivialitäten wie politische Versprechungen rauszuhauen begann.


    Dass der Tag bisher ganz gut gelaufen war, konnte schließlich auch das Auftauchen der Sergia nicht ändern. Er hatte mittlerweile genug von ihr mitbekommen und gehört, um zu wissen wie man am besten auf sie reagierte: mit gepflegtem Minimalismus.
    Bevor Vala allerdings zu einer Antwort ansetzen konnte, machte sich gern gesehene und noch viel lieber gehörte Unterstützung aus dem Atrium Vestae bemerkbar. Auch wenn die Vestalin nicht persönlich auf dem Forum aufgekreuzt war um ihn zu unterstützen: ihr Wort war ihm viel wert. Dementsprechend wurde die Sergia einfach in der Priorität zurückgestuft und ein Helfer laut hörbar beauftragt, der Sklavin eine kleine Aufmerksamkeit und ein Geschenk für ihre Herrin zukommen zu lassen... immerhin wollte der Senator nicht undankbar erscheinen und dadurch zeigen, dass er Unterstützer nicht vergaß (WiSim!). Nachdem ihr dies überreicht worden war bedankte Vala sich aus der Distanz noch mit einem dankbaren Lächeln und winkte ihr zum Abschluss nochmal zu, bevor er sich wieder der Sergia zuwandte... die überraschenderweise doch tatsächlich immernoch da stand. Da kam es ihm umso mehr zupass, dass die Dienerin der Vestalin gerade eben dadurch viel Aufmerksamkeit von ihm ablenkte und er so einen ruhigen Moment fand.


    "Natürlich kann ich das..." , meinte Vala ruhig, als hätte die Frage irgendjemand dahergelaufenes gestellt, "Ich habe mir die Hoffnung auf eine Zeit des friedlichen Miteinanders im Senat, des gelasseneren Umgangs und der produktiven Zusammenarbeit auf die Fahnen geschrieben. Ebenso wie die Veränderung, die gewisse Gesetzesinitiativen zur Konstituierung der Provinzen sowie zur legalen Neuverteilung von inaktivem Besitz mit sich bringen werden. Und Tradition... nun, ich glaube ich hab schon das ein oder andere Mal vergessene oder aus dem Blick geratene Traditionen wiederzubeleben. Das ist sozusagen schon immer mein Ressort gewesen. Dahingehend schließen sich Veränderung und Tradition also keineswegs aus." , sprach's, und wandte sich nach einem nur halbwegs entschuldigenden Nicken einfach den nächsten um Aufmerksamkeit bittenden zu.

    "Mein Kaiser." , grüßte Vala den mächtigsten Mann der Welt mit einem huldvollen Nicken, bevor er auf Einladung desselben sofort zur Sache kam, "Wie du sicherlich bereits erfahren hast, habe ich mich auf die Kandidatenliste für die kommenden Wahlen zum Konsulat setzen lassen. Ich wollte dir dahingehend meine Aufwartung machen um dich von meinen Motiven überzeugen zu können."

    "Weib, das meine ich doch garnet mehr.." , korrigierte Vala seine Frau mit immernoch ziemlich überraschten Blick und hielt ihr schließlich die Tabula mit der frohen Botschaft entgegen, "...es gab wohl eine Jubiläumsziehung... die du gewonnen hast. Fünftausend Sesterzen! Wie machst du das nur? Bist du eine unbekannte Tochter der Fortuna? Oder ist es viel irdischer und du hast einfach einem der Verantwortlichen den Kopf verdreht?"

    Zum durch die beiden Sklaven abgesprochenen Zeitpunkt fand Vala sich vor der Casa Purgitia ein und ließ sich kurz und knapp zum Gespräch mit dem Hausherrn anmelden.

    "Ich kann nicht klagen, danke der Nachfrage, auch wenn der Wahlkampf wie immer seine Spuren hinterlässt und deutlich an meinen Ressourcen zehrt. Aber das kennen wir ja zur Genüge und lassen uns doch immer wieder auf dieses Spiel ein.." , antwortete Vala schief lächelnd während er der Einladung des einen Gastgebers folgte und sich zu ihm setzte, "Aber erzähl doch, wie es dir ergangen ist... hält die Arbeit als Curator dich auf Trab?"


    Als dann auch der zweite Senator auftauchte und sogleich zur Sache kommen wollte, folgte Vala dem Wink mit dem Zaunpfahl, immerhin war Zeit auch in der Antike schon Geld: "Zuerst lasst mich für die Einladung und den Moment eurer Zeit danken. Wie ihr euch denken könnt, bin ich gekommen um für meine Kandidatur als Konsul des Senats zu kandidieren. Ich bin mir natürlich bewusst, dass meine lebhafte Vergangenheit und meine Beteiligung an wilderen Diskussionen im Senat zu denken geben. Allerdings kann ich versichern, dass sie auch mir zu denken gegeben haben.. und mich gewisse Ereignisse wie auch mich selbst in Frage haben stellen lassen. Ich weiß, dass ich im Kampf für die Sache nicht immer die nötige Contenance gezeigt habe.. aber ich kann euch versichern, diese Zeiten sind vorbei." , bekräftige Vala noch einmal mit ernstem Blick die Geschichte über Selbstreflexion und Charakterentwicklung.. und gab den beiden Senatoren eine erste Gelegenheit dies zu kommentieren oder kritisch zu hinterfragen.