Beiträge von Titus Duccius Vala

    Consul
    Marcus Decimus Livianus
    Vigintivir
    Marcus Decimus Aquila


    T. Duccius Vala Decimos s.d.


    Geschätzter Consul, geschätzter Vigintivir,
    mehr als zwei Jahre sind vergangen seit in Rom neue Zeiten angebrochen sind. Genug Zeit, um eine erste Revue ins Auge zu fassen und die Dinge die Rom bewegten und noch bewegen in größerer Runde zum Gespräch zu machen.
    Aus diesem Grunde möchte ich euch zu einem Symposium in der Casa Accia einladen. In informellen Rahmen können so Informationen und Ideen ausgetauscht werden, bevor sie im Senat thematisiert werden.
    Natürlich sind etwaige Tirones ebenso willkommen.
    Das Symposium wird am ANTE DIEM VIII ID IAN DCCCLXIV A.U.C. in der Casa Accia zur Hora Undecima stattfinden, eine Wegbeschreibung wird beigefügt.


    Über euer Kommen wäre ich sehr erbaut.


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    Casa Accia | Collis Esquilinus | Roma



    Senator
    Manius Flavius Gracchus


    T. Duccius Vala Flavio Graccho s.d.


    Geschätzter Senator,
    mehr als zwei Jahre sind vergangen seit in Rom neue Zeiten angebrochen sind. Genug Zeit, um eine erste Revue ins Auge zu fassen und die Dinge die Rom bewegten und noch bewegen in größerer Runde zum Gespräch zu machen.
    Aus diesem Grunde möchte ich dich zu einem Symposium in der Casa Accia einladen. In informellen Rahmen können so Informationen und Ideen ausgetauscht werden, bevor sie im Senat thematisiert werden.
    Natürlich sind etwaige Tirones ebenso willkommen.
    Das Symposium wird am ANTE DIEM VIII ID IAN DCCCLXIV A.U.C. in der Casa Accia zur Hora Undecima stattfinden, eine Wegbeschreibung wird beigefügt.


    Über dein Kommen wäre ich sehr erbaut.


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    Casa Accia | Collis Esquilinus | Roma



    http://farm4.staticflickr.com/…89441494_0a50c11b22_n.jpg Selten hatten die Bediensteten der Casa Accia derart rotieren müssen, selten hatte es soviel im vorneherein zu planen gegeben... und selten wurden derart viele und derart erlauchte Gäste in die Casa gebeten wie an diesem Abend. Eigentlich hätte der Hausherr nicht lange mit sich reden lassen, wenn es darum ging die Casa und deren Bewohner in solche Sphären emporzuheben, allerdings hatte der Groll des Acciers hinsichtlich Valas willfähriger Unterbringung der mogontinischen Gesandtschaft lange gewährt und dem Duccius einige Diskussionen hinsichtlich der Hausherrenschaft eingebracht.
    Nun allerdings hatte er den Accius breitschlagen können und so wurden Einladungen versandt die die Gäste hierher bitten sollten um an diesem Abendessen, oder eher: an dieser Diskussion mit Dreingabe von Speis und Trank teilzunehmen.
    Das Triclinium war für eine derart große Zahl natürlich zu klein, und so verwandelte man das Atrium in eine große Version desselben, mit Stoffbahnen überdacht und mit Kohlebecken beheizt, der so entstandene Raum wurde stillvoll und doch nicht aufdringlich geschmückt und auf den Abend vorbereitet.
    Der Hausherr selbst, nicht zuletzt aber der Duccius eilten seit Stunden nervös durch die Casa, ließen ihre Aufmachung dreimal kontrollieren und stellten sicher, dass alles am Platz war. Letztlich ging es heute Abend nicht nur um die Möglichkeit eine Art Diskussionsforum zu schaffen, der Hausherr konnte sich so präsentieren... und der Duccius sich für die kommende Wahl empfehlen.
    Nachdem alles hergerichtet war verblieb Vala ungeduldig und sich nervös immer wieder durch die Haare fahrend im Atrium um die ersten Eintreffenden zu empfangen.


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    http://farm5.staticflickr.com/…07748494_436d86b37a_n.jpg Die Verhandlungen waren abgeschlossen und mehr oder minder erfolgreich, die Wahlen rückten näher und auch das Ende des tiberischen Aufenthalts ebenso. Vala hatte seinen Gästen natürlich freigestellt auf der Insel zu bleiben solange es ihnen gefiel, aber auch dies war von begrenzter Dauer. So fanden sich die Tiberii, der Decimus und deren Gastgeber am kleinen Hafen wieder, wo das benannte Boot darauf wartete die Gäste zum Festland zurückzubringen.


    "Ich danke euch für euer Kommen und für die fruchtbaren Gespräche..", begann Vala die Verabschiedung mit allgemeinen Floskeln, bevor er Sirius heranwinkte, "Doch bevor ihr zum Festland zurückkehrt möchte ich euch noch diese Geschenke überreichen... als Andenken an euren Aufenthalt hier. Dir, Tiberius...", begann Vala, ließ sich eine kleine Statuette reichen und übergab sie dem Patrizier, "..ein kleines Abbild des Neptunus, das meine Leute aus den Korallen des Meeres geschnitzt haben."
    Nachdem Vala die Statuette übergeben und dem Tiberius genug Zeit gegeben hatte diese zu würdigen wandte Vala sich dessen Schwester zu, mit einem Blick als könne er kein wässerlein Trüben überreichte er ihr eine Halskette aus Silber, in den typischen Ornamentstrukturen der Germanen geschmiedet, mit drei Schlössern für anzuhängende Verzierungen... aber nur einem kleinen Medaillon, das die Form eines nordischen Bären zeigte dessen Körper einen kleineren Bergkristall fasste, was jedoch zwei der silbernen Schlösser unbesetzt ließ: "Dir, Tiberia möchte ich diese Halskette überreichen.. wie wir selbst ist sie am Beginn noch fern jeder Perfektion, doch wird sie wie wir selbst mit unseren Erfahrungen wachsen... und uns letztlich die Welt mit anderen Augen sehen lassen.", sprach Vala mit großer Unverbindlichkeit und Arglosigkeit, als würde er tatsächlich einfach nur ein unverbindliches Geschenk überreichen, doch der Blick den er ihr dabei zuwarf dauerte einen Moment länger als normal, und würde sie wohl keineswegs daran zweifeln lassen wie das Geschenk gemeint war.
    "Die Heimreise mag kurz sein, und doch bitte ich Merkur für eure sichere Heimfahrt. Grüßt mir Rom, das ich ebenfalls in wenigen Tagen wiedersehen werde!"



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    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Was war das denn jetzt für eine sagenhafte Leistung?" , spottete Sirius als er mit einem Blick, der den Begriff 'vorwurfsvoll' vollkommen neu definierte, aus dem Schatten der Villa trat aus welchem er das Geschehen beobachtet hatte, "Hast du wirklich geglaubt, sie mit deiner kleinen Rede überzeugen zu können sämtliche gesellschaftlichen Konventionen über Bord zu werfen und dich zu heiraten?"
    "Nein, natürlich nicht.", grollte Vala mit verdrieslichem Blick, der das eine sagte und doch das andere fühlte. Es war ein klarer Stich, den die Tiberia ihm hier versetzt hatte, und selbst wenn die Passage nur Show war: er hatte einfach nicht anders gekonnt als das Theater in Realität zu verwandeln und TATSÄCHLICH zu hoffen sie würde Ja sagen.
    "Du hättest die gesamten zweihundertfünfzig nehmen sollen, und dafür die Frau vergessen." , dozierte Sirius mit nicht minder großem Vorwurf in der Stimme und streifte eine der verwitterten Statuen, die wahrscheinlich genauso alt waren wie die Villa selbst und demzufolge deutlich bessere Tage gesehen hatten: "Mädchen, du sahst sicher auch schonmal besser aus."
    "Um mich vollkommen in die Schuld des Tiberius zu begeben?", wandte Vala unbeeindruckt ein.
    "Immernoch besser als ihn zum Feind zu haben." , zeigte der Sklave sich ebenso unbeeindruckt, "Lucia ist das zweitwichtigste Kapital, was der Tiberius außer sich selbst hat. Ihm dies zu nehmen wäre sicherlich kein guter Grundstein für die Zukunft."
    "Wenn ich erreiche was ich mir vorgenommen habe, wird er drüber hinwegkommen... müssen.", zuckte Vala mit den Schultern und biss in einen weiteren Apfel.
    "Wird? Ich dachte die Cohors ist abmarschiert?"
    "Das war nur der erste Streich... der zweite folgt sogleich.", lächelte Vala nicht annähernd diabolisch, sondern einfach nur zufrieden, "Wie du schon sagtest... ich hab nicht wirklich damit gerechnet, dass sie zusagt. Aber ich wollte mir nicht vorwerfen lassen es zumindest einmal auf die humane Art und Weise versucht zu haben."
    "Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will wie der zweite Streich aussieht.", zeigte Sirius sich skeptisch.
    "Es gibt andere... recht effektive Mittel und Wege sie doch noch zu überzeugen.", meinte Vala und biss erneut lautstark in den Apfel.
    "Das beruhigt mich nicht im geringsten."

    "Vor garnicht mal allzu langer Zeit war dein Name weniger als Nichts wert... genauso wie meiner. Jetzt erlaubt dir beides einen Aufstieg um an die alte Zeit anzuschließen, in der die Tiberii im Senat von großen Namen wie Quintus Vitamalacus und Manius Durus vertreten und geprägt wurden.", sprach Vala und hob den Becher mit Bier, um auf den Tiberier anzustoßen, "Dann bleibt mir nurnoch, das Glas für dich und deine Laufbahn zu erheben, auf dass es dir gelinge an eben diese Tage anzuknüpfen."


    Man vergoss das obligatorische Bisschen für die Götter, trank auf das politische Wohlergehen des Tiberius und wenig später brachte der Gast den Gastgeber dann doch etwas aus der Contenance, als der Tiberier dem Duccius nicht weniger als zweihundertfünfzig Aureii als Wahlkampfspende anbot. Diese Menge, die Vala im Leben nicht erwartet hätte, ließ dann doch alle Schauspielkunst fahren und den Hausherrn in ehrlicher Überraschung innehalten. Derart ertappt, blieb ihm dann auch nichts anderes übrig als weiter mit dieser Haltung zu kokettieren: "Das dürfte dann wohl die großartige Freigiebigkeit der edleren der römischen Familiae.", tönte Vala in offener Anerkennung, und musste letztlich doch abwiegeln, "Deine Großzügigkeit ehrt dich wie dein Geschlecht, Tiberius, doch ist eine derart große Summe wirklich nicht vonnöten.", log Vala wie gedruckt, während es in ihm und im Gesicht des am Rande stehenden Sirius tobte, "Es mag seltsam anmuten, aber mit einhundert Aurei tätest du mir und unserer Beziehung außerordentlich Gutes.", sprach Vala und suchte dem Blick seines Sklaven auszuweichen, der ihn ganz offensichtlich am liebsten gerade eigenhändig gelyncht hätte.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/54.jpg Nachdem sie die Speisen angerichtet hatte stand Iotape bereit um benutztes Geschirr und unberührte sowie ungewollte Speisen abzuräumen, um sie den anderen Sklaven zugute kommen zu lassen... oder Bettlern hinrer der Villa. Während sie dastand hielt sie den Blick routiniert demütig gesenkt und behielt die Klinen und die kleinen Beistelltische mit den Speisen im Blick. Was natürlich auch dazu führte, dass sie die Gespräche der Herrin mitbekam... natürlich würde sie eher sterben als hier ungefragt ihre Kommentare abzugeben, aber der 'Wandel' der Herrin in den letzten Monaten war nicht selten Thema der getuschelten Gespräche hinter den Kulissen der Villa. Früher hatte Iotape selbst mit viel Verve an den Gesprächen teilgenommen, mittlerweile jedoch kreisten ihre Gedanken um andere Dinge... um andere Menschen... um einen Menschen.


    Als das Abendmahl endete, tat Iotape das ihrige dazu das Triclinium wieder so herzurichten, als hätte dort niemals ein Abendmahl stattgefunden. Danach ging es selbst daran zu Abend zu essen, das sie gemeinsam mit den anderen Sklaven, die gerade frei waren, einnahm... jedoch in Gedanken versunken an keinem Gespräch (die sich meist ohnehin nur um den schlechten Einfluss der Freundinnen der Herrin auf diesselbe drehten) wirklich teilnahm, sie weilte schon im morgigen Tage... wenn sie ihren Liebsten wiedersehen würde.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/54.jpg Die Ordnung in der Küche schien nur auf den ersten Blick nicht vorhanden, manchen mochte es gar als chaotisch anmuten. Letztlich war aber der Ablauf einer genauen Ordnung entsprechend, die sich vor allem an den Speisen selbst orientierte: was wurde wie heiß gegessen? Was blieb ohne Hilfe am längsten heiß? Dass Hähnchen zum Beispiel gehörte zu den Speisen, die am heißesten gegessen wurden aber auch am schnellsten auskühlten, und deshalb am besten direkt aus dem Topf auf den Tisch kam. Die zwei-drei Minuten, die Iotape brauchte um das Fleisch zu tranchieren, kaum sichtbar zusammenzubinden und mit dem Grünzeug der Saison optisch aufzupeppen (heute brachte Iotape das satte Braun des Huhns mit dem strahlenden Weiß des Weißkohls zur Geltung) waren schon das absolute Maximum, das man einer Speise zumuten konnte wenn man sie noch dampfend auf dem Tisch haben wollte.
    Bevor Iotape allerdings die Speise ins Triclinium bringen konnte, musste sie sich erst einmal umziehen, weshalb sie kurz ins Nebenzimmer sprang, ihre Küchenklamotte abwarf und in ein bequemeres und vor allem nicht nach Küche riechendes Teil, dass sie anders als normalerweise nicht halb so freizügig wie normalerweise warf. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie dem jungen Herrn gefallen wollen, heute war das anders. Sie gehörte nur einem...
    Da die Herrschaften reichhaltig, aber nicht allzu oppulent zu abendessen pflegten, reichte es vollkommen wenn Iotape allein die überschaubare Vorspeise und im Anschluss die Hauptspeise servierte... natürlich immer mit dem einstudiert-devoten Blick gen Boden. Sobald sie allerdings das Triclinium verlassen hatte, tanzte sie förmlich durch die Gänge und summte das Liedchen weiter vor sich hin....

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/54.jpg Bei der verworrenen Hierarchie, die sich durch alle Menschen ihrer Zeit zog und die seltsamsten Grenzen, Überschneidungen und diffusen Ränge hervorgebracht hatte, war die Küche der Villa Tiberia von exemplarischer Einfachheit geprägt: alles hörte auf Stratonice.
    Als Tarius vor Schmerz aufrief und schließlich der Topf mit dem gebackenen Huhn (eine außerordentlich einfache Mahlzeit im Wochenrhythmus der Herrschaften) scheppernd zurückfallen ließ, kicherte Iotape verhalten vor sich hin, bis sie schließlich der Ruf der Küchenmeisterin verstummen und zum hilflosen Tarius eilen ließ.
    Mit einem Blick voll ironischen Vorwurfs griff sie sich mit ihren zierlichen Händen zwei ältere Tücher und warf eins dem Tollpatsch an die Brust, wickelte sich das ihr verbliebene um die Hände und stelle zusammen mit dem Verbrannten das noch nicht verbrannte auf eine Anrichte, um es dort mit gekonnten Handgriffen aus dem Topf zu heben und es auf ein Silbertablett (das eine mit 'einfachen' Verzierungen am Rande) hob. Ein Messer zur Hand genommen galt es nun das Huhn derart zu tranchieren, dass es nicht von selbst auseinanderfiel und trotzdem per Hand in mundgerechte Happen zerlegbar war.
    Während sie also mit kundigen Fingern und einem scharfen Messer möglichst unsichtbare Schnitte setzte, begann sie ein fröhliches Lied zu trällern, weil auch während der harten Arbeit ihr Lebensgefühl des Glücks nicht weichen wollte:


    Wenn alle Brünnlein fließen,
    So muß man trinken
    Wenn ich mein Schatz nicht rufen darf,
    Tu ich ihm winken,
    Wenn ich mein Schatz nicht rufen darf,
    Ju, ja, rufen darf,
    Tu ich ihm winken.


    Ja, winken mit den Äugelein,
    Und treten auf den Fuß;
    's ist eine in der Stube drin,
    Die meine werden muß,
    's ist eine in der Stube drin,
    Ju, ja, Stube drin,
    Die meine werden muß,


    Warum sollt sie's nit werden,
    Ich hab' sie ja so gern;
    Sie hat zwei blaue Äugelein,
    Die leuchten wie zwei Stern,
    Sie hat zwei blaue Äugelein,
    Ju, ja, Äugelein,
    Die leuchten wie zwei Stern.


    Sie hat zwei rote Wängelein,
    Sind röter als der Wein;
    Ein solches Mädel findst du nicht
    Wohl unterm Sonnenschein;
    Ein solches Mädel findst du nicht,
    Ju, ja, findst du nicht,
    Wohl unterm Sonnenschein.


    Ach, herziger Schatz, ich bitte dich
    ach, laß mich gehen
    denn deine Leute schmähen mich
    ju, ja, schmähen mich
    Ich muß mich schämen


    Was frag ich nach den Leuten
    die mich tun schmähen?
    Ei so lieb ich noch einmal
    ju, ja, noch einmal
    dies schöne Mädchen

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/54.jpg Sie war unfrei und hatte das, was andere Menschen als Freiheit und Selbstbestimmung erlebt hatten noch nie selbst erfahren, aber sie war jung und verliebt... und genau deshalb in ihrer eigenen Welt der glücklichste Mensch eben dieser. Iotape, Tochter des Catugnatus, tänzelte dieser Tage förmlich durch ihre Arbeit, die aus wenig mehr bestand als dem einer Küchenmädchens. Allerdings hatte ihr Sinn für Schönheit, der in den letzten Tagen einen wahren Wachstumsschub erlebt hatte, ihr den für sie persönlich enorm wichtigen Posten eingebracht, der damit verbunden war das Essen für die hohen Herren in der Villa nach allen ihr verfügbaren Kunstgriffen ästhetisch aufzupeppen.
    Erdbeeren neben weißen Trauben? Undenkbar! Nüsse neben weichen Speisen? Ein unansehliches Sakrileg! Das Salztiegelchen neben wahllos zwischen die Speisen gestellt? Eine Beleidigung für das Auge. Genau für solche Fragen war Iotape da... sobald das Essen fertiggekocht war und ihre Hände somit ein wenig Freiraum hatten. Vorher war sie einfach nur eine der vielen Hilfen wenn es darum ging den Herrschaften möglichst schmackhaft den Tag zu versüßen und sie für ihre manigfaltigen Unternehmungen zu stärken, doch danach konnte sie ihre kreative Ader zeigen... und dies tat sie in den letzten Tagen mit zunehmender Freude, denn: das Leben war schön.

    "Tiberius, du erwartest nicht wirklich von mir, dass ich auf dem Forum in aller Öffentlichkeit reinen Wein ausschenke wenn es um meine Finanzen geht.", lachte Vala schon auf den Kommentar des Tiberius hin, der offensichtlich seiner damaligen Bekanntgabe über seine Finanzen auf dem Forum auf den Leim gegangen ist, "Da könnte ich meine Kandidatur auch gleich sein lassen, wenn ich öffentlich bekanntgebe auf das Geld anderer Leute angewiesen zu sein."
    Dass er durch seinen Cursus Honorum bereits Schulden im guten fünfstelligen Bereich hatte, musste er auch hier nicht auftischen... das gehörte definitiv zu den Informationen die man besser mit sich ins Grab nahm - oder in das seiner Gläubiger.
    "Ich kenne dich nicht, Tiberius, will dir das mit dem Wohltäter aber ungesehen glauben.", meinte Vala nun recht nonchalant auf den Kommentar des Tiberius hinsichtlich seiner Freigiebigkeit, und stieg gleich darauf in den typischen Ton der Schacherei ein, in dem es darum ging die Details ihres Geschäfts zu besiegeln: "Und du verlangst nun wirklich nicht viel, und ich wäre gerne bereit dich für deine kommende Wahl zu unterstützen.", was leicht gesagt war, immerhin war das Vigintivirat das Einstiegsamt und somit die Feuertaufe für all jene war die sich im Cursus Honorum der Senatoren versuchten, "Und auch habe ich ohnehin ein großes Interesse daran junge Männer zu fördern die sich zum Wohle Roms und zum Ruhme ihrer Familien beweisen wollen. Und dazu gehörst du wohl zweifelsohne, immerhin hat mit Tiberius Durus der letzte Große der Tiberii Ahalae ins Gras gebissen. Du rennst also sowohl in deren Nachfolge als auch bei mir offene Türen ein."
    Dass Vala diese Unterstützung an selbstverständliche Bedingungen knüpfte, die vor allem einen gewissen Umgang und ein Anerkennung von Grenzen und Gesetzmäßigkeiten, frei nach dem Motto 'Noli turbare circulos meos.', war nicht erwähnenswert... anderes hingegen schon: "Du wirst allerdings verstehen, dass der Tausch von finanziellem Kapital gegen politisches seine Grenzen hat. Immerhin ist beides nicht von unerschöpflicher Menge, und man muss dementsprechend sorgsam damit umgehen, damit es sich mehrt und nicht verringert. Dementsprechend werde ich Acht darauf geben müssen, dass du dich meines politischen Zuspruchs als würdig erweist, und du dich, dass sich deine finanzielle Investition nicht in Luft auflöst. Da ich allerdings der Mann der Stunde zu sein scheine, wie du das so... kreativ... umschrieben hast, und du ein Abkömmling einer Sippe von Großen, verzichte ich auf die in dieser Situation normalerweise gebotene Vorsicht... nun stellt sich nur die Frage, wieviel dir meine Unterstützung in der kommenden Zeit wert ist.", kam er auf die Details zu sprechen, ohne vorher noch in Politikersprech klarzumachen: erweist du dich als nutzloser Tölpel, lasse ich dich fallen wie eins dieser heißen Dinger die erst in mehr als tausend Jahren entdeckt werden.


    "Das Aedilat steht aus, wie du ja weißt...", begann Vala seine Pläne kurz zu umreißen, um die Neugier seines Gegenüber zu befriedigen, "...was zumindest politisch gesehen kein Problem darstellen sollte, wegen weil: du hast es bereits gesagt. Und, das wirst du schnell merken: nach der Wahl ist vor der Wahl. Viel Zeit zum Ausruhen werde ich nach der kommenden Amtszeit nicht haben, immerhin gilt es mein Prestige abseits des Schlachtfelds in der Basilica Iulia zu mehren... und die Prätur vorzubereiten. Und sollte ich auch diese Hürde meistern, steht danach ein Amt aus, ich habe vor mich beim Kaiser um die Übertragung einer Legion und im späteren einer Provinz zu bemühen."
    Dass er wenige Wochen später im Gespräch mit der Aelia den Floh des Konsulats ins Ohr gesetzt bekam, konnte er jetzt noch nicht wissen... weshalb der Horizont seiner Ziele erreichbarer schien als es später der Fall sein würde. Und dass er letztlich mehr vorhatte als nur die Übertragung einer Provinz zu erreichen, sondern gleich zum mächtigsten Mann nördlich der Alpen aufzusteigen, er würde sich hüten das irgendwem anderes als seinem engsten Kreis mitzuteilen. Immerhin waren germanischsstämmige Ambitionen vielen Römern... zu vielen... immernoch suspekt.

    Das war es nun also... das Ding. Das, worauf er monatelang hingearbeitet hatte, etliche Klinken geputzt und sich den Mund fusselig geredet hatte, um die Erfolgschancen des Projekts zu erhöhen, um überhaupt dafür zu sorgen, dass dies keine Farce wurde. Letztlich war es das erste und größte Prestigeprojekt in Valas Laufbahn... und das größte Projekt im Bereich des Senats seit einiger Zeit. Dementsprechend große Mühe hatte Vala, seine Nervosität zu unterdrücken und als Redner ins Zentrum des Senats zu treten.


    "Patres Conscripti.", richtete Vala sein Wort an die Senatoren ohne viel Zeit damit zu verlieren sich innerlich zu sammeln oder sich gegen die kollektive Aufmerksamkeit zu sammeln, genauso wie ein Ballspieler nicht groß nachdachte und sich ganz auf seinen antrainierten Instinkt verließ, so baute Vala darauf hier mit der für politische Präsentationen üblichen Selbstsicherheit und Souveränität aufzuwarten, "Ich trete heute vor euch mit einem Ansinnen, das kaum tiefgreifender sein könnte, das einerseits neues bringen könnte und sich doch auf das bezieht was Rom zu dem Reich gemacht hat, das alle Erdteile umspannt und sämtliche Völker an Glanz übertrifft."
    So lieferte Vala das übliche Blabla am Anfang, dass nichts anderes darstellte als das Warmmachen für die spätere Debatte über den eigentlichen Kern der Sache, den Vala nurnoch passend einleiten musste: "Jahrhundertelang wurden die Söhne Roms in freien Schulen auf das vorbereitet, was von ihnen zur Mehrung des Ruhms und der Größe Roms erwartet wurden. Freie Schulen, freie Lehrer die von den kleinen Tabernen in den Straßen Roms bis hin zur Aula einer Villa der Nobilitas ihr Wissen vermittelten, Lesen und Schreiben lehrten, die Grundzüge der Geometrie weismachten und letztlich die Tiefen der Staatskunst öffneten. Dank dieser Gelehrten und ihrer Schulen wurden die Potentiale der Söhne Roms ergriffen, geformt und gefördert.. und haben so große Geister geformt die in ihrer Weisheit und Geistesschärfe alle anderen überstrahlten, als auch die vielen Söhne Roms die in unterschiedlichem Maße dazu beigesteuert haben Rom zu dem zu machen was es heute ist."
    Vala ließ diese Worte ein wenig ruhen, schließlich brauchte die Basis ein wenig Zeit um zu sacken und sich zu festigen, bevor er darauf aufbauen konnte.
    "Ich stehe hier heute vor euch, um mit euch zusammen an diese Tradition anzuknüpfen. Vor mehr als drei Jahrzehnten hat der Senat die Errichtung der Institution der Schola Atheniensis beschlossen, die seither die Funktion der freien Schulen übernommen hatte und im Zentrum Roms bündelte.", kam Vala nun auf das eigentliche Problem zu sprechen, "Und auch wenn viele Errungenschaften der Schola Atheniensis unbestritten sind möchte ich mit euch zusammen nicht weniger als den damaligen Schritt zu revidieren und zurück zur Bildungstradition Roms in Form der freien Schulen zurückkehren."


    Jetzt war die Katze aus dem Sack, und Vala hörte ein Raunen durch die Reihen der Senatoren gehen, die natürlich größtenteils schon über das Projekt aufgeklärt waren, es jetzt aber nochmal als bare Münze zu hören bekamen und dementsprechend darauf reagierten.
    "Die Rückkehr zu dieser Tradition, und die damit verbundene grundlegende Reform der Schola Atheniensis in all ihren Bereichen, entspringt vielerlei Gründen, die ich zusammen mit der derzeitigen Rectrix der Schola, Decima Seiana, erörtert und ausgearbeitet habe... und die hinter dem Projekt steht und es vollständig unterstützt.", deutete Vala nun auf die ihm nahestehende Decima, die sich genauso wie er selbst den Fragen der Senatoren stellen würde, "Um deutlicher darzulegen, warum es die beste Idee für Reich und Senat ist, diese umfassende Reform zu beschließen, sei zuallererst betont: Die Schola Atheniensis, so viele Dinge sie auch erreicht haben mag, ist NICHT römisch. Sie widerspricht dem römischen Gedanken gar, indem sie in staatliche und zentrale Hand gibt, das die Vorväter und Großen Roms tunlichst vermeiden wollten. Es entspricht dem römischen Gedanken, sich im Kontakt mit den Völkern und Ideen des Reichs selbst weiterzuentwickeln und sich im Geiste zu bereichern, weshalb Gelehrte aller Erdteile nach Rom strömen um hier ihr Wissen zu teilen. Allerdings, und dies sei betont, entspricht eine einzige große Schule nicht dem römischen Gedanken... es mag den Hellenen der Peleponnes und in Aegyptus gefallen, sich zentral zu treffen und ihr Wissen in wenige Wände zu sperren, die römischen Ahnen hatten ihre eigene Art. Die Art der freien Schulen. Auch deswegen lasst uns, geschätzte Senatoren des Caput Muni, zurück zu dieser Tradition kehren, die Rom groß gemacht hat."
    Es war natürlich, einem Dampfbad entsprechend, der erste Schwung des kalten Wassers auf den heißen Stein. Aber um die Senatoren nicht vollkommen zu erschlagen, sollte dies vorerst genügen...

    "Von Heldentaten weiß ich nicht...", gab Vala sich schon fast automatisch arglos und bescheiden. Natürlich ging ihm Anerkennung runter wie Öl, egal ob in Form weiblicher Aufmerksamkeit oder männlichen Neids, aber er würde sich hüten zuviel Selbstbewusstsein zu zeigen, auf welches gewisse Elemente immernoch allergisch reagierten... und umso empfindlicher gerieten, je niederer die Herkunft war. Dementsprechend suchte Vala hier in seinem Katalog an Seiten nun die bescheidene, pflichterfüllte raus und kehrte sie nun chalant nach außen: "..nur von Werken aus der freilichen Pflicht, an Rom, am Volk, am Princeps und am Recht. Ich habe getan was viele an meiner statt taten, Blut vergossen und verloren, und letztlich durch der Götter schützend Hand gesiegt als des Todes Schwingen schon nahten. Es ist ihr Verdienst, nicht der meine, das ich hier jetzt steh und reime... und dies gar im Angesicht einer solchen Grazie, da verblasst so manches Heldenwerk im Schame."
    "Große Worte von einem großen Mann.", ätzte der Aebutius mit kaum verhohlener Abneigung in der Stimme gegen den Duccius und schnaubte ärgerlich ob der Tatsache, dass die Aurelia so sehr auf diesen Homo Novus aus der Provinz reagierte, "Nun hat er schon erwähnt, dass nahezu jeder kann, was er im Kriege hat vollbracht, schließlich ist es jedes ehrbaren Römers Wacht, Rom, Recht und Volk zu schützen. Drum ist alles, was er hier nun sagt, nicht mehr als ein Zeichen für eine Schwäche, derer Rom nun klagt, dass ein Barbar es war, der im Kriege führte... und kein römisch Haupt sein Pferd dort zierte."
    "Ich führte nicht, ich war ein Rad von vielen, deren Herkunft ist klar zu benennen...", knurrte Vala, der sich derart überhöht, selbst im Spotte, nicht sehen wollte.
    "Der Aebutius scheint sich hier klar zu verrennen...", schaltete sich der Larcius großmännisch ein, nachdem er einen Moment irritiert dreingeschaut hatte als die Aurelia von vier Werbern sprach.. und einen Moment später den einige Schritte des Duccius erkannt hatte,"...und das ist hier auch nicht des Abends Frage. Ich lehne mich nicht nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich sage, dass die deine Gunst, Aurelia, im Zentrum unserer zaghaftesten Wünsche für diesen Abend steht, doch ist dies Schauspiel weder deiner noch unserer würdig, was sicher jeder nun versteht, weshalb ich eine Idee euch vorzutragen wage. In dieser dreht es sich um eine einzige, eine alleine, eine wichtige Frage... ein Rätsel förmlich, dem du uns nun aussetzt, das die Welt bewegt und doch nur diesen Abend. Ein Rätsel, das unsere Geister regt, uns zu größer Anstrengung verführt, jede Kunst des Denkens nötigt, unser Selbst zur Tiefe rührt. Um uns so aneinander messen zu lassen, ohne hier mit Blut zu prassen, finden wir ein End voll Frieden."
    "Und am Ende steht kein geringrer Preis, als das, was jeder von uns in seiner Sehnsucht weiß, ein Teil deiner Gunst, nur für den heutgen Abend...", sprang der Aebutius auf den Zug auf, während Vala sich größte Mühe geben musste um seine Unsicherheit bei dieser Neuerung nicht allzu deutlich zu zeigen, "...wer könnt sich schönres Wünschen, an deiner Seite den Abend zu durchleben, jedes Wort zur Kunst erheben, uns an der Schönheit des Abends laben... kurzum: etwas Schönes aneinander haben."

    Vor etwas mehr als einem Jahr noch hatte Vala diese Hallen im Verbund mit den anderen Heeresoffizieren durchschritten um den Leichnam des Vescularius in Augenschein zu nehmen. Damals war trotz des allgegenwärtigen Chaos die Ehrfurcht, die die Oppulenz des Zentrums der Welt ausstrahlte, doch spürbar gewesen. Natürlich war er im Zuge seines Aedilats mehrere Male im Palast gewesen, doch den Kaiser hatte er selbst bisher nur selten gesehen... und nur einmal persönlich gesprochen. Was letztlich daran lag, dass Vala diese Nähe nicht selbst gesucht und sie bisher auch nicht als notwendig angesehen hatte. Nun waren sie hier und Vala ließ sich von der Atmosphäre berieseln die die nun wieder mit Leben gefüllten Hallen des Palasts füllte, grüßte hier und da einen der anderen Attendanten der kollektiven Audienz und stellte die die wichtigeren dieser Männer den Gesandten vor, bis sie schließlich an die Reihe waren.
    Als sie zum Kaiser vorgelassen wurden hielt Vala sich vornehm im Hintergrund und überließ den Gesandten den ersten großen Moment, immerhin war er hier schon bekannt.

    "Gerade weil ich das Schwert gegen ihn erhoben habe, kann ich mich für eine derart einfache Sicht der Dinge nicht wirklich erwärmen. Ich habe das Wirken des Vescularius vor dem Bürgerkrieg mitbekommen, ich habe mitbekommen wie wir sowohl im Norden als auch Süden Italias in Sachen Schlachtenglück auf Messers Schneide standen... und ich habe bei der 'Säuberung' nach dem Fall Roms miterlebt, wie tief der Vescularius eigentlich im Sattel saß.", kommentierte Vala seine eigene Ideologielosigkeit als würde er ein Rezept referieren, während er sich gütlich am Tintenfisch tat, "Auch die Götter haben sich mit ihrem Zeichen ziemlich lange zurückgehalten, offensichtlich waren sie sich selbst nicht allzu sicher, wem sie jetzt hier ihre Gunst schenken sollten. Was der Kaiser offensichtlich ebenso sieht... hätte der Vescularier ein klares Unrechtsregime ohne Rückhalt in Senat und Bevölkerung geführt, wäre eine derartige Friedenspolitik wie unser neuer Princeps sie anstrebt überflüssig. Egal wie sehr wir noch ausschreien lassen, dass Rom befreit wurde... es war nichts anderes als ein äußerst blutiger Machtwechsel dessen Ausgang bis zuletzt unklar war. Er war mein Gegner, ohne Frage, aber ein äußerst potenter Gegner"


    Soweit das erste Thema abgehakt, blieb ihm beim abschließenden Kommentar des Tiberius zum zweiten nur ein beifällig-schmales Lächeln, das man zeigte wenn einem in einem Thema bei dem man offensichtlich nicht zusammenkam wenig mehr konstatieren konnte, dass man eben nicht einer Meinung war und dementsprechend auch keinen Kompromis finden würde.
    Im weiteren Verlauf des Essens ergab sich dennoch das eine oder andere zwanglose Gespräch über Belangloses, bis Vala schließlich nach der Nachspeise aus eingelegtem und frischem Saisonobst und leichtem Gebäck schließlich Tacheles sprach: "Tiberius, ich habe dich und deine reizende Schwester hierher eingeladen, um mich mit der nötigen Aufmerksamkeit deinem Angebot der Wahlkampfspende widmen zu können. Der Wahlkampf ist teuer, das Amt wird teurer, und die damit verbundenen Spiele werden am teuersten sein... und auch wenn ich wirtschaftlich recht solide dastehe, kann ich nicht verhehlen einem derartigen Angebot alleine schon aus dem Gedanken des Do ut des nicht abgeneigt zu sein... eine Hand wäscht die andere, und ich muss nicht erwähnen wozu meine Hände gerade imstande sind."

    "Ich muss ehrlich zugeben...", antwortete Vala zunehmend schmallippig, als er erkannte dass doch kein Wunder geschah und sich der Tiberia die einmalige Chance, vor der sie hier stand, einfach nicht eröffnen wollte, "..ich habe mit dieser Antwort gerechnet. Allerdings habe ich ebenso gehofft, dass du erkennst, dass all das was du gerade angesprochen hast mit mir eintreten wird. Ich werde nicht nur nach ganz oben eilen, ich werde einer der mächtigsten Männer des Reichs werden. Und die Pläne deines Bruders sind recht offensichtlich... und für genau diese ist es wichtig potente Verbündete zu haben. Und keine potenten Feinde...", mit den letzten Worten verhärteten sich Valas Züge endgültig, war dies doch nur der erste Streich.

    "Wenn wir das ganze Lametta zur Seite lassen...", mahnte Vala an, der sich auf rhetorische Verdrehungen nicht einlassen wollte und lieber mit nüchternen Fakten arbeitete, "...war Vescularius ein Herrscher wie jeder andere, genauso wie es Cornelius Palma ist. Und er hatte eine bequeme politische Basis der, wie wir wissen, nur mit militärischer Macht beizukommen war. Ein gewisses Maß an Rücklosigkeit kann man ihm daher wohl vorwerfen, wenn es darum ging die dem Princeps inneseienden Amtsbefugnisse zu nutzen, wenn der Senat nicht in der Lage war die richtige Entscheidung zu treffen. Übrigens einer der Gründe, warum der Senat den Principes eben diese Amtsgewalt seit den Tagen des Divus Augustus immer wieder anträgt... warum also der Gebrauch dieser Amtsgewalt rücksichts- oder gar rechtlos sein sollte... ich weiß nicht. Und ich würde zudem das Scheitern der damaligen Abstimmung im Senat sicherlich nicht mit Solidarität gegenüber eurem Stand oder gar nur dessen Privilegien verbinden. Wenn ich mich recht entsinne ist die Abstimmung eher an der Gier gewisser plebeischer Senatoren gescheitert, die die Befreiung von der Steuer auf sich ausgedehnt sehen wollten... und durch die Abschaffung des Privilegs ihr Ziel in weite Ferne rücken sahen. Kurzum: wir mögen römischen Michl mit Geschichten über den Usurpator schrecken, fest steht jedoch: seine Handhabe war rechtlich wasserdicht und seine politische Basis breit genug um bequem regieren zu können. Was Cornelius Palma übrigens noch nicht kann, weshalb ich nicht davon ausgehen würde, dass er sich diesem doch recht delikaten Thema allzu schnell annimmt.. eben weil er sich nicht sicher sein kann, ob er damit eher gewinnt oder verliert."


    Während der Tiberier sich über Tradition und damit einhergehende Privilegien erging, tischten die Unfreien des Hauses den nächsten Gang auf, welcher nach der leichten Vorspeise aus einem deutlich von Meeresfrüchten dominierten Hauptgang bestand, die durch kleine Alibi-Dreingaben von Schweinefleisch auch der Landratte bekömmlich gemacht werden sollte. Im Zentrum der Meeresfrüchte, die aus vorfiletiertem Seehecht, stark gewürzten Makrelen und dem obligatorischen Tintenfisch bestanden, war ein großer Hummer der weit über Armlänge hinausging und mit vielerlei Blattwerk, die zur Farbe des Panzers passte, zum optischen Augenschmaus geriet. Schnickschnack, den man im Hause des Duccius nur mitbekam wenn Gäste zugegen war die es zu beeindrucken galt. Was eigentlich nicht schwer sein sollte, da (vor allem frische) Meeresfrüchte wegen ihrer schnellen Verderblichkeit immernoch eine luxuriöse Delikatesse waren.
    "Wie ich sehe, ist auch dir das alte Selbstbewusstsein seines Standes inne, sowie auch dessen rheotirsches Geschick offensichtlich nicht spurlos an ...", schmunzelte Vala so viel wie nichtssagend, ohne dabei deutlich zu machen wie wenig er von diesem im Angesicht zunehmenden Bedeutungsverlusts offensichtlichen Selbstbetrug hielt. Letztlich stand dies doch der Behebung eben jener Valas Ansicht nach selbst verschuldeten Misere im Wege, was den durchaus alten Stand der Patricii nur als schön anzusehende aber doch leere Vase zurückließ, die man in die Ecke stellte um den Besuch kurz zu beeindrucken... ansonsten aber keine wirkliche Verwendung mehr für sie hatte.
    Ungelogen hatte natürlich diese Strahlkraft der Patricii immernoch etwas für sich, so dass Vala sich genau diese zunutze machen wollte. Allerdings schien der Tiberier nicht so zugänglich wie erhofft und kreiste offensichtlich in den selben Teufelskreisen seiner Standesgenossen, weshalb Vala seine Hoffnungen auf die junge Tiberia bauen musste... was er wenige Tage danach auch tat.


    "Bitte, esst.", lud Vala seine Gäste und seinen Tiro ein sich zu bedienen und brach zur Aufmunterung einen Arm des Hummers ab, wobei er sich mittlerweile recht geübt darin zeigte das Fleisch aus dem Panzer zu schälen.


    "Du scheinst mich zu missverstehen, Tiberius...", kam Vala schließlich nach einigen Bissen wieder auf das Thema der Politik zu sprechen, "...ich sehe mich in dieser Hinsicht in keinerlei Zugzwang. Genauso wenig ist es an den plebeiischen Senatoren, den Patriziern irgendetwas als Ausgleich für den Verlust dieses schnöden und sehr monetären Privilegs zu bieten. Es ist eher an den patrizischen Senatoren zu beweisen, dass sie auch mehr Politik machen können als diese ewige Leier. Und genau deshalb sehe ich es auch als müßig an über etwas zu sprechen, das nicht nur meiner Auffassung nach in den nächsten Jahren nicht wieder auf die politische Agenda kommen sollte, solange wirklich dringende Angelegenheiten unbehandelt bleiben."

    Bei aller professioneller Gelassenheit, die Vala sich als Heeresoffizier und Berufspolitiker selbst in die Knochen gezwungen hatte, sah er nun ein, dass er sich offensichtlich etwas verrannt hatte. Wobei etwas sicherlich milde untertrieben war... hier ging es immerhin nicht darum die Tochter eines neureichen Ritters für sich zu gewinnen, er wagte hier nicht weniger als seinen persönlichen Meisterstreich, sein Husarenstück... und offensichtlich war er dabei zu scheitern. Was nicht unerwartet kam, denn letztlich war Plan B der Plan A, nur dass er diese Masche vorschieben musste um es wenigstens versucht zu haben und Plan B präzise einzuleiten.
    Dass ihm hier Unglauben gegenüberschlug, die eine doch recht erfrischende Abwechslung zur prompten Ablehnung seiner zuvorgehenden Versuche darstellte, kam allerdings nicht im Plan vor.
    Es kränkte ihn, natürlich, Valas Ego war gerade hinsichtlich weiblichen Zuspruchs oder Ablehnung nicht gerade unempfindlich. So war das ganze Heirats-Anbahnungs-Prozedere für ihn nicht weniger gewesen als eine Tortur die ihn hart an seine Schmerzgrenze führte, allerdings musste er hier sein eigenes Empfinden dem letztlichen politischen Nutzen unterordnen... und der letztlich nicht nur natürlichen Pflicht Erben seiner Errungenschaften in die Welt zu setzen. Dementsprechend gab es auch nur eine Option in dieser Sache: Sieg oder Untergang.


    "Natürlich meine ich das ernst.", sprach Vala daher, allerdings weniger überzeugt als zuvor, von der Verunsicherung der Tiberia leicht angesteckt, "Mit so etwas macht man keine Witze... und ich bin nach wie vor überzeugt, dass uns beiden Großes erwartet, wenn du nur die richtige Entscheidung triffst!"

    "Dafür nicht.", gab Vala sich großmännisch und sich mit zunehmender Mühe in der selbstverordneten Bescheidenheit einsperrend, "Wie ich bereits gesagt habe: die Sache Mogontiacums ist auch meine Sache. Nun lasst uns essen und trinken und auf diesen vorläufigen Erfolg anstoßen."