Das war es nun also... das Ding. Das, worauf er monatelang hingearbeitet hatte, etliche Klinken geputzt und sich den Mund fusselig geredet hatte, um die Erfolgschancen des Projekts zu erhöhen, um überhaupt dafür zu sorgen, dass dies keine Farce wurde. Letztlich war es das erste und größte Prestigeprojekt in Valas Laufbahn... und das größte Projekt im Bereich des Senats seit einiger Zeit. Dementsprechend große Mühe hatte Vala, seine Nervosität zu unterdrücken und als Redner ins Zentrum des Senats zu treten.
"Patres Conscripti.", richtete Vala sein Wort an die Senatoren ohne viel Zeit damit zu verlieren sich innerlich zu sammeln oder sich gegen die kollektive Aufmerksamkeit zu sammeln, genauso wie ein Ballspieler nicht groß nachdachte und sich ganz auf seinen antrainierten Instinkt verließ, so baute Vala darauf hier mit der für politische Präsentationen üblichen Selbstsicherheit und Souveränität aufzuwarten, "Ich trete heute vor euch mit einem Ansinnen, das kaum tiefgreifender sein könnte, das einerseits neues bringen könnte und sich doch auf das bezieht was Rom zu dem Reich gemacht hat, das alle Erdteile umspannt und sämtliche Völker an Glanz übertrifft."
So lieferte Vala das übliche Blabla am Anfang, dass nichts anderes darstellte als das Warmmachen für die spätere Debatte über den eigentlichen Kern der Sache, den Vala nurnoch passend einleiten musste: "Jahrhundertelang wurden die Söhne Roms in freien Schulen auf das vorbereitet, was von ihnen zur Mehrung des Ruhms und der Größe Roms erwartet wurden. Freie Schulen, freie Lehrer die von den kleinen Tabernen in den Straßen Roms bis hin zur Aula einer Villa der Nobilitas ihr Wissen vermittelten, Lesen und Schreiben lehrten, die Grundzüge der Geometrie weismachten und letztlich die Tiefen der Staatskunst öffneten. Dank dieser Gelehrten und ihrer Schulen wurden die Potentiale der Söhne Roms ergriffen, geformt und gefördert.. und haben so große Geister geformt die in ihrer Weisheit und Geistesschärfe alle anderen überstrahlten, als auch die vielen Söhne Roms die in unterschiedlichem Maße dazu beigesteuert haben Rom zu dem zu machen was es heute ist."
Vala ließ diese Worte ein wenig ruhen, schließlich brauchte die Basis ein wenig Zeit um zu sacken und sich zu festigen, bevor er darauf aufbauen konnte.
"Ich stehe hier heute vor euch, um mit euch zusammen an diese Tradition anzuknüpfen. Vor mehr als drei Jahrzehnten hat der Senat die Errichtung der Institution der Schola Atheniensis beschlossen, die seither die Funktion der freien Schulen übernommen hatte und im Zentrum Roms bündelte.", kam Vala nun auf das eigentliche Problem zu sprechen, "Und auch wenn viele Errungenschaften der Schola Atheniensis unbestritten sind möchte ich mit euch zusammen nicht weniger als den damaligen Schritt zu revidieren und zurück zur Bildungstradition Roms in Form der freien Schulen zurückkehren."
Jetzt war die Katze aus dem Sack, und Vala hörte ein Raunen durch die Reihen der Senatoren gehen, die natürlich größtenteils schon über das Projekt aufgeklärt waren, es jetzt aber nochmal als bare Münze zu hören bekamen und dementsprechend darauf reagierten.
"Die Rückkehr zu dieser Tradition, und die damit verbundene grundlegende Reform der Schola Atheniensis in all ihren Bereichen, entspringt vielerlei Gründen, die ich zusammen mit der derzeitigen Rectrix der Schola, Decima Seiana, erörtert und ausgearbeitet habe... und die hinter dem Projekt steht und es vollständig unterstützt.", deutete Vala nun auf die ihm nahestehende Decima, die sich genauso wie er selbst den Fragen der Senatoren stellen würde, "Um deutlicher darzulegen, warum es die beste Idee für Reich und Senat ist, diese umfassende Reform zu beschließen, sei zuallererst betont: Die Schola Atheniensis, so viele Dinge sie auch erreicht haben mag, ist NICHT römisch. Sie widerspricht dem römischen Gedanken gar, indem sie in staatliche und zentrale Hand gibt, das die Vorväter und Großen Roms tunlichst vermeiden wollten. Es entspricht dem römischen Gedanken, sich im Kontakt mit den Völkern und Ideen des Reichs selbst weiterzuentwickeln und sich im Geiste zu bereichern, weshalb Gelehrte aller Erdteile nach Rom strömen um hier ihr Wissen zu teilen. Allerdings, und dies sei betont, entspricht eine einzige große Schule nicht dem römischen Gedanken... es mag den Hellenen der Peleponnes und in Aegyptus gefallen, sich zentral zu treffen und ihr Wissen in wenige Wände zu sperren, die römischen Ahnen hatten ihre eigene Art. Die Art der freien Schulen. Auch deswegen lasst uns, geschätzte Senatoren des Caput Muni, zurück zu dieser Tradition kehren, die Rom groß gemacht hat."
Es war natürlich, einem Dampfbad entsprechend, der erste Schwung des kalten Wassers auf den heißen Stein. Aber um die Senatoren nicht vollkommen zu erschlagen, sollte dies vorerst genügen...