Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Meine Frau... ist sicherlich hier irgendwo unterwegs." , entgegnete Vala mit sorgloser Miene und in Richtung der Tür gewedelter Hand, deutlich machend wie wenig er vom täglichen Treiben seiner Frau eigentlich wusste... oder wissen wollte.
    In den folgenden Minuten hörte Vala sich, gelegentlich am Posca nippend (der freilich aus deutlich edlerem Essig bestand als jener, die seine Soldaten zum ent-abwerten des ihnen zur Verfügung stehenden Brackwassers verwendeten) die Ausführungen seines Vetters an. Hier und da nickte er verstehend oder wissend und hielt sich ansonsten mit Reaktionen zurück.. bis sein Vetter die Bombe platzen ließ. Der Gedanke war schon auf den ersten Blick so abstrus, dass Vala sich unwillkürlich an seinem Posca verschluckte und stark an sich halten musste um das Getränk seinem Vetter nicht ins Gesicht zu spucken.


    "..uh.. ah.. ent...schuldige.., röchelte Vala, das scharfe Getränk aus der Luftröhre hustend. Erst als er sich wieder gefasst hatte, was durchaus einen Moment dauerte, setzte er zu einer Erwiderung an: "Du willst meine Frau.. die Frau des vom Kaiser persönlich eingesetzten Statthalters der Provinz und Klientin der Augusta höchstpersönlich... als Kinderfrau benutzen?", fragte Vala immernoch mit deutlichem Unglauben im Blick. Natürlich spielte Lucia sehr überzeugend die römische Vorzeigemutter, aber hinter den Kulissen, in die Phelan durchaus Einblick hatte, musste man sich nichts vormachen und überließ die Drecksarbeit durchaus den Sklaven. Dass Octavena als Frau eines ranghohen Ritters sich dazu herabgelassen hatte, sprach einerseits für als auch gegen sie... aber Lucia?
    "Ich muss allerdings zugeben, dass der Gedanke seinen Reiz hat...", verwandelte sich der Unglauben in Valas Gesicht in ein spöttisches Schmunzeln. Für Insider war es kein Geheimnis, dass die Ehe der Tiberia mit dem Duccius zu einem nicht unbeträchtlichen Teil daraus bestand, einerander eins auszuwischen und die üblichen Beziehungsneckereien bis über die Schmerzgrenze auszureizen. Das hier hatte Potential für einen neuen Frontalangriff.

    "Moyn Phelan..." , strebte einige Minuten später, die sicherlich für zwei Becher Wein gereicht hätten, in das Triclinium und grüßte seinen Vetter auf recht familiär einfache Art, "...ich hoffe man hat dich hier nicht verdursten lassen." Wenig mehr als einen Augenblick später saß er dem Pontifex gegenüber und ließ sich selbst einen Becher Posca reichen, während er sein Gegenüber fragend anschielte: "Also, was kann ich für dich tun?"

    "Das klingt ziemlich sinnvoll. Machen wir es so." , stimme der Legat seinem Praefectus zu und nickte zufrieden, "Ich werde übermorgen zu einer Rundreise durch die Provinz aufbrechen. Von ein wenig Schnee kann und darf ich mich nicht aufhalten lassen, der Staatsmacht bedarf es steter Präsenz... bei jedem Wetter. Du wirst mich nicht begleiten, wir werden deine Vorstellung in der Provinz später vornehmen.. ich denke, das dürfte auch in deinem Sinne sein. Denn wie du sagst: Ist ja nicht so, als dass wir sonst nichts zu tun haben."

    "Ich durfte feststellen, dass der Rhenus heuer gar schnell fließt.", antwortete Vala orakelhaft flüsternd auf die Mutmaßung seines Vetters, "..ich war bei Lopodunum, konnte nicht bleiben." Dem Blick Witjons folgend erblickte er nun auch den Witwer, der ein wahres Trauerbild abgab. Natürlich gab es des öfteren Witwer, dank antiker Medizin und keineswegs so modernen hygienischen Zuständen wie es später verklärt wurde, weit öfter sogar als Männer sich im Kriege gegenseitig massakrierten. Dies hier war beileibe nicht die erste Aufbahrung einer Frau die im Kindbett gestorben war, dessen Witwer Vala kondolierte.. aber sie war definitiv einer der seltenen Momente, in denen der Mann vollkommen überfahren und neben sich stehend wirkte. Etwas irritiert war Vala ja schon, hatten die beiden doch nicht wirklich den Eindruck gemacht ein hingebungsvolles Liebespaar im wortwörtlichen Sinne gewesen zu sein. Aber offensichtlich hatte sich seine Wahrnehmung in dieser Sache geirrt... oder er hatte einfach nicht genau hingesehen.
    Das Ergebnis war einerlei: sie war tot, er offensichtlich ins Mark erschüttert.



    Die Worte, die Vala sich zurechtgelegt hatte, wischte er innerlich bei diesem Anblick hinfort und entschied sich einfach für eine stille Geste: er griff seinen Vetter brüderlich in den Nacken und nickte ihm mit schmalem Lächeln zu. Manchmal musste man auch einfach nicht gesprochene Worte die Rede lassen...

    Der Duccius wurde kurz nach Betreten der Regia von einem Verwaltungsdiener in Empfang genommen und augenblicklich in eines der vielen Triclinia der Regia gebracht. Der Statthalter hatte selbst nach Sonnenuntergang noch lange keinen Feierabend, allerdings hatte der Pontifex Glück: sein Name stand auf einer gewissen Liste, weshalb eine Delegation der im äußersten Westen der Provinz siedelnden Lingones einfach noch einen weiteren Tag warten musste um mit dem Statthalter zu sprechen.


    "Der Legat wird bald kommen.", versicherte ihm der Verwaltungsdiener, nachdem der Gast mit Speis und Trank versorgt worden war.

    Als kleine Anekdote: im Mittelalter wurde beides munter durcheinandergeworfen. Die Kichererbse ist das beste Beispiel... im Lateinischen Cicer, also Kiker... wurde es im Mittelalter zu Kicher (also beide Aussprachen im selben Wort).


    Sprachentwicklung ist schon spannend.

    Die K-Variante entspricht eher den linguistischen Erkenntnissen über die klassisch-altertümliche Aussprache. Die Z- bzw. SZ-Variante hatte sich vor allem in den Sprachverschiebungen des Mittelalters gebildet..


    Ergo: Z = mittelalterliches Latein, K = klassisches.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer09.png "Hmhmhmbrrbrbrlll..." , nölte der Kleinwüchsige während er weiter versuchte sich den Dreck aus den den Augen und wohl auch aus dem ganzen Gesicht zu reiben. Offensichtlich konnte man nicht sagen, dass der hiesige Wirt den Boden seiner Taberna äußerst sauber hielt. Nein, der Boden war in Sachen Komfort mit dem einer weichen Matratze zu vergleichen... nur die Zusammensetzung war eine andere. Eine Matratze blieb am nächsten Morgen auch nicht an einem hängen und erzwang damit als logische Schlussfolgerung ein Bad.
    So also etwas mit sich selbst beschäftigt, entging dem Zwerg beinahe die grundlegende Information, den Anlass quasi für diese merkwürdige Unterhaltung. Beinahe.
    "Alhik?" , entwich eine neue Wolke der Verderbnis dem Mund des Mannes, "Alhik kan ein'n Bär'n vögln gehn, das kan e." , schnodderte Lintrad und verschränkte wie um das zu unterstreichen seine Arme. Nun, zumindest versuchte er es... aber der Griff an die Gurgel und der nachstrahlende Suff ließen das garnicht so einfach ausfallen, wie es sonst immer gewesen war.
    Irgendwann gab es einfach auf und ballte einfach nur die Fäuste, das bekam er noch hin. Und einen halbwegs trotzigen Gesichtsausdruck.

    "Das betrübt mich sehr, habe ich mich doch sehr auf die Zusammenarbeit mit einem derart fähigen Juristen wie dir gefreut." , log Vala ohne mit der Wimper zu zucken und freute sich innerlich sehr, einen Klotz am Bein losgeworden zu sein. Nicht, dass er großartige Antipathie gegen den Veturius hegte. Als der Mann noch in Rom und Vala ein aufstrebender Senator gewesen war, hatte er sich als vergleichsweise zurückhaltend und neutrale Standpunkte vertretend ausgezeichnet. Allerdings zog Vala es vor, gleich unabhängig und vor allem ohne mit einem gesetzten Iuristen auf der Schulter handeln zu können.
    "Ich bin mir allerdings sicher, dass der Kaiser dich an einer Stelle einsetzt, die deinen Fähigkeiten und Qualifikationen entspricht. Rom ist nach wie vor voll des Lobes über deine Kenntnisse." , bauchpinselte Vala ein wenig weiter, um dem Eindruck vorzubeugen er würde sich über die Versetzung des Senators freuen.

    Mit schmalem Lächeln quittierte Vala den Ärger seiner jungen Base über die verlorene Partie der Käsekästchen. Natürlich rechnete er mit einer Revanche, konnte er sich doch nicht vorstellen in einer Duccia weniger zu finden als den üblichen Stolz der mit einer gehörigen Portion Trotz versehen war. Bevor es dazu allerdings kam, ruckte ihr Kopf zur Seite und richtete sich auf etwas das hinter Vala stattfand. Dort stand der Bräutigam, nunmehr auf seinen Füßen, und forderte sie auf dem Vollzug der Ehe Zeugen zu sein.
    Das amüsierte Lächeln aus seinem Gesicht wischend hob Vala sich und strich die Toga glatt bevor er sich dem Geschehen zuwandte. Das blutversehene Laken beachtete er mit weniger als einem flüchtigen Seitenblick, viel mehr interessierte ihn das schamvolle Tun der jungen Braut. Warum versteckte sie sich nur?
    Hier schon deutlich der römische Einfluss der Mutter durchzuscheinen, war Sexualität und Sex im speziellen für die Germanen nichts was Sache des Privaten war... eben weil es keine Privatssphäre gab. Im Langhaus schliefen alle beinander um die Herdstelle geschart und Kinder wurden gezeugt während ihre bereits lebenden Geschwister nahebei lagen.
    Selbst der Luxus der großen Schlafzimmer der Villa bedeutete nicht mehr Schlafraum... bewohnten doch ganze Kleinfamilien die Räume und die Kinder zogen erst nach ihrem zehnten Winter in eigene Kemenaten. Selbst bei den Römern war dies der Fall... zumindest bei jenen der neunzig oberen Prozent.


    Seine junge Base also jetzt, im Moment ihres eigenen Triumphs (Vala hatte ja innerlich schon darauf gehofft, dass der junge Mann vor Aufregung versagte, was ihnen mehr Zeit gegeben hätte diesen offensichtlichen Fehler zu korrigieren), derart schamerfüllt die Keusche gab, verstand Vala nicht.
    Andererseits: musste er auch nicht.


    So nickte er nur als einzige Anerkennung des Akts und verzog sich dann mit einem etwas steterem Kopfschütteln aus dem Zimmer.

    Bevor Vala noch am selben Abend, Klitschnass vom eisigen Tau und Nebel auf dem Rhenus und dem schnellen Ritt nach Mogontiacum, vollkommen zerstört am Totenbett auftauchte, hatte er sich doch noch die Zeit genommen in die Regia einzukehren, Frau und Tochter zu grüßen und dann mit der Gattin frischgemacht zur Villa zu eilen.


    In Begleitung mehrerer Equites seiner Leibwache (immernoch sichtlich überrascht, den Legatus früher als in einem Monat wieder zu sehen) tauchte das Statthalterpaar dann auch bei der Villa auf und ließ sich anmelden, um wenig später am Totenbett zu stehen, auf welchem die Calventia in sehr römischer Manier gebettet lag. Vala entging nicht, wie surreal dies in Anbetracht der mit SEHR germanischem Schnitzwerk versehen Holz der großen Halle aussah, aber dies war wohl einfach das, was geschah wenn zwei Kulturen sich miteinander vermengten.


    Die Stille, immer wieder unterbrochen vom Wehen und Klagen der bestellten Weiber, nutzte Vala für ein kurzes Gebet und die Bitte, der Verstorbenen das zuteil werden zu lassen was einer der ihren gehörte.

    "Tatsächlich? Wie lange ist das her?" , fragte Vala mit überraschter Miene.. er wandte den Kopf leicht um Sirius fragend anzublicken, vielleicht hatte er ja ein Kondolenzschreiben unterschrieben ohne es zu wissen, allerdings war da eben kein Sirius und somit auch keine aufschlussreiche Aufklärung.
    "Nun, egal... anscheinend fühlte der Mann sich hier im Norden nicht allzu sehr zuhause. Du hingegen schon... alleine der erste Blick zeigt, dass ich mich nicht daran erinnern kann ein aufwendigeres Saturnalienfest in Germania erlebt zu haben." , was daran lag, dass die römische und romanisierte Bevölkerung nach etwas weniger als hundertfünfzig Jahren Provinzgeschichte immernoch klar in der Minderheit war. Und selbst romanisierte Germanen wie die Duccii pflegten lieber althergebrachte Bräuche als aus Roma eingeschleppte. Die Saturnalia wurden in der Villa nur dann gefeiert, wenn römische Gäste zugegen waren... sonst blieb man eher beim einige Tage vorhergehenden Jul.


    "Wie meinst du das, deine Frau? War ihr das Praetorium zu klein?" , fragte Vala dann doch sichtlich konsterniert nach. Ebenso wie es ihn konsterniert hatte, dass sein Praefectus Alae sich kurz nach Ankunft noch eine Bleibe außerhalb seines Wirkungsbereichs gesucht hatte. Er hatte nicht verschwiegen, dass er durchaus erwartete, dass die kommandierenden Offiziere einen Großteil ihrer Zeit in den Castellae verbrachten.

    "Ein Contubernium? Am Tag? Hängt stark davon ab, wie der Schnee wird..." , fiel Vala ins Grübeln, der zwar eine Kindheit im Tiefschnee verbracht hatte, den Großteil seiner Jugend und quasi neunzig Prozent seiner Adoleszenz im milden Italia. Dementsprechend grau war seine Erinnerung und wenig tauglich zur Eruierung des Problems.
    "Sagen wir es so: ist es nur Schnee werden nur Schaufeln benötigt... pro Mann und Passus Schneehöhe einhundert Passus. Maximal. Jetzt liegt da draußen schon ein Passus... und es wird noch mehr. Wir werden also viele Männer brauchen.
    Des weiteren: Winter ist die Zeit, in der nicht nur unsere Bauern in ihren Stuben hocken. Die Jungen der Stämme werden die Zeit abseits der Felder nutzen wollen und sich als Männer beweisen. Dazu muss nicht einmal der Rhenus zufrieren... es würde ihnen aber einiges einfacher machen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir die Cohortes direkt an der Grenze zur Straßenräumung heranziehen sollten."
    , warf Vala die Stirn in Falten als ihm diese Tatsache/Erinnerung wieder vor Augen trat. Unpraktisch, direkt vor dem Winter den Posten übernommen zu haben... sicherlich würden bald die ersten Meldungen kommen, dass man Germanoi auf der linken Rheinseite sichtete.


    "Das ist Sache der Civitates..." , gab Vala zu bedenken, "...die könnten sich gegängelt fühlen, wenn wir an sie wegen einer Sache herantreten die sie quasi jedes Jahr bewältigen. Natürlich werden wir fallen lassen, dass wir erwarten eingeladen zu werden... aber die Initiative liegt bei diesen."


    Sim-Off:

    Knapp eine Woche.

    Zitat

    Leider kann ich momentan keine Sofortlösung für das Problem anbieten. Außer vielleicht der, dass jeder IRtist sich mal überlegen sollte, ob die Gründe, die ihn jeweils gerade vom Schreiben abhalten, tatsächlich so fürchterlich zwingend sind.


    Ich wüsste nicht, was an den Äußerungen von Avarus und Livianus unkonstruktiver gewesen sein soll als an einer pauschalen Forderung, Phasen geringerer Aktivität einfach abzuschaffen und den Nicht-Schreibern somit implizit Faulheit zu unterstellen. :rolleyes:


    Das hier ist'n Hobby und geschieht ganz und gar in Freizeit. Da ist jeder Grund für Inaktivität genauso legitim wie jeder für Aktivität.

    "Das reicht mir." , gab Vala kurz angebunden zu erkennen, dass die genannte Fähigkeit zum Reiten genügte und er nicht an einer weiteren Ausdifferenzierung des Ganzen interessiert war, "Du wirst zu meinen Equites Singulares versetzt und dort als Duplicarius dem kommandierenden Decurio Faustus Raecius Serenus assistieren. Dein Dienst wird morgen beginnen, melde dich entsprechend in der Regia Legati. Ich erwarte von dir, dass du der Bindung deiner Sippe an die meine Ehre machst." , warf der Legat, sicherheitshalber, noch eine kurze Erklärung hinterher was er eigentlich von dem Mann erwartete, "Sollte dir also etwas unterkommen, dass dir nicht richtig erscheint, hast du mich davon zu unterrichten... unauffällig, versteht sich."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png Sirius hörte mit gespitzten Ohren, was der Decurio und offensichtliche Cheforganisator ihm zu sagen hatte. Auf die angebotene Entschuldigung konnte Sirius nur müde abwinken, in Rom hatte es ständig bei öffentlichen Akten Planänderungen bis hin zur letzten Minute gegeben... da war das hier blanker Luxus der Vorhersehbarkeit.
    "Ansprache des Duumvirs, Ansprache des Statthalters, Saturnaliengedöns, Umtrunk. Verstanden." , nickte er bedächtig, schien einen Moment zu zögern und fuhr dann doch auf der Stelle herum um den Ort des Geschehens wieder zu verlassen...



    ...nur um eben zum genannten Zeitpunkt im Gefolge des Legatus aufzutauchen, der dem Anlass entsprechend in winterlich-wohlige Wolle und feine Seide im vollen Staatsornat des Amts des Statthalters auftauchte. Die Miene in exemplarischer Gelassenheit ruhend, führte er seine stadtrömische Eleganz ausstrahlende Gattin über das Forum der Civitas, dezent und doch unübersehbar flankiert von einigen seiner Pedites und Equites Singulares in bester Paradeuniform.


    "Geschätzte Decuriones..." , sprach Vala die versammelte Brigade der Stadtelite recht unspezifisch und die Duumvirn schließlich doch noch besonders an, "..ehrenwerte Duumvirn. Meinen Dank für diese Einladung und diesen Akt. Mich ehrt dieser Akt, bevor er überhaupt begonnen hat."

    https://c1.staticflickr.com/9/…15397517_0594d45da1_n.jpg Es war still auf dem Boot, auf welchem man den Legaten stromabwärts in Richtung Mogontiacum schaffen wollte. Die einzigen Geräusche, derer sich die frostgefangenen Ohren der Reisegruppe annahm, war das monotone Platschen der Ruder, die in perfekt synchronisiertem Marsch in die eiskalten Fluten des Rhenus. Die Monotonie wurde nur unterbrochen wenn von einem der zwei kleineren Begleitboote Warnhinweise über Untiefen, Sandbänke oder größeres Treibgut durch den leichten Nebel klangen.
    Natürlich war die Fahrt nicht ungefährlich, dafür waren sie zur falschen Jahreszeit mit der falschen Geschwindigkeit unterwegs. Allerdings galt es rechtzeitig anzukommen... und so schossen die drei Boote, angetrieben durch die jahreszeitlich bedingte Fließgeschwindigkeit und die Ruderer, Richtung Norden.
    Argwöhnisch wurden die Eisschollen betrachtet, die teilweise an ihnen vorübertrieben, teilweise von ihnen überholt wurden. Ihr Bootsführer beruhigte die Flussunkundigen, indem er ihnen erklärte welche Unterschiede es bei Schollen gab. Die, die sie nun umgaben und die teilweise geräuschvoll gegen den Bootskörper stießen, bestanden nur aus gefrorenem Schnee und nicht aus Stücken des Rhenus. Was nichts daran änderte, dass der alte Mann den Fluss genau im Auge behielt.
    An Bord hielt man sich am kleinen, auf Steinen im Bootsinneren angebrachten Kohleöfen warm... oder mit dem Rudern. Die Kälte war durchaus Motivation, selbst für einige Soldaten von Valas geschrumpfter Leibwache die Ruder zu ergreifen und eine Stunde lang das Boot voranzuarbeiten.
    Am frühen Nachmittag tat die Sonne, zu dieser Zeit ohnehin nicht gerade die kraftvollste, ihnen keinen Gefallen, indem sie mit dem bisschen Wärme, das sie ihnen spendete, den Rhenus in dichteren Nebel hüllte. Sorgenfalten waren es, die sich auf der Stirn des Legaten nicht nur einmal bildeten, als der Bootsführer mit schiefen Mundwinkeln auf sie zutrat und ihnen zu verstehen gab, dass sie das Tempo drosseln mussten, wenn sie nicht gefahr laufen wollten auf eine Sandbank zu laufen... oder an der Brücke Mogontiacums zu zerschellen.
    "So schnell wie möglich, so langsam wie nötig." , gab Vala daraufhin zerknirscht das Eingeständnis, um die Männer zu beruhigen und nicht selbst schwimmen zu gehen. Das allerdings vor allem deshalb, weil der Nebel ihm die Fixpunkte raubte... und ihm dadurch im leichten Wellengang des Rhenus ziemlich schlecht wurde. Immer wenn eine kleine Insel oder das Ufer aus dem Nebel auftauchte hielt Vala sich mit seinem Blick verzweifelt daran fest, aber es half nicht... sobald sie, ob der sichereren Fahrt wegen, wieder in die Mitte des Strom stießen ging die Achterbahnfahrt in Valas Körpermitte von vorne los.


    Schließlich musste er doch kapitulieren. Aus Gründen des voranschreitenden Tages, die Dämmerung tauchte den Fluss schon in sattes Dunkelgrau, ließ Vala die Boote in Bauconia Nova festmachen - trotz der Beteuerung des alten Bootsführers, die paar Meilen bis Mogontiacum noch schaffen zu können. Vala schob die Sicherheit seiner Entourage vor... und sattelte auf das Pferd um, um es noch im späten Abend zurück nach Mogontiacum zu schaffen. Ohne sich vor versammelter Mannschaft in den Rhenus übergeben zu haben.


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