Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Oh...", machte Vala halbwegs überrascht, der doch nicht mit allzu vielen Gesandten gerechnet hatte. Allerdings hätte er es auch besser wissen können: alleine bei ihrem Heerzug gen Süden waren bei jedem Essen der Heerführer mit gewogenen Stadtoberen mehrere Dutzend Menschen zu Tisch gesessen, "...nun, ich muss zugeben, soviel Platz haben wir hier dann doch nicht zur Verfügung. Ich würde jedoch vorschlagen, dass die Herren Decuriones hier während ihres Aufenthalts mit einem Teil ihrer Dienerschaft zu Gast sind.. und wir den Rest in einer nahen Herberge unterbringen. Ich kann euch versichern, dass eure Leibwächter in dieser Casa nicht nötig sein werden. Allerdings kann auch ein Teil von ihnen hier nächtigen, so euch das lieber ist.", sprach Vala, als wäre das hier sein Haus. Der Hausherr indes wusste natürlich nichts von seinem schlagartig wachsenden Besuch.. und wenn es gut lief, würde er davon auch nichts mitbekommen bis der Besuch wieder weg war. Andererseits... war es keine Ehre, die Gesandschaft einer nicht unwichtigen Stadt im Imperium zu Gast zu haben?

    "Er ist mein Vetter.", ergänzte Vala die verwandtschaftliche Beziehung zu Witjon mit nonchalantem Lächeln, "Ja, da hat er recht gesprochen. Ihr habt Glück, meine Amtszeit ist gerade vorüber und ich werde dementsprechend mehr Zeit haben mich mit der Sache Mogontiacums zu beschäftigen. Was die Unterbringung angeht, kann ich euch die Casa Accia anbieten. Sofern sie eure Gesandtschaft überhaupt fassen kann. Marsus hat leider nicht erwähnt mit wievielen Gästen wir zu rechnen haben... wieviele Mogontiner sind denn in den Süden aufgebrochen?"
    Dass er einfach Platz in der Casa seines Gastherrn anbot war schlicht der Tatsache geschuldet, dass eben dieser zur Zeit nicht im Hause weilte, sondern im Süden etwaige durch den Krieg an seinen Besitzungen verursachte Schäden zu sondieren... und vor dem römischen Winter zu fliehen. Dementsprechend Platz war in den Gastzimmern des nicht umfangarmen Anwesens.

    "Naja, das Beste kommt zum Schluss, oder nicht?", schmunzelte Vala verlegen, "Und die Frage sollte eher lauten: mit wem habe ich NICHT drüber gesprochen? Seiana von den Decimi ist zur Zeit Rectrix und das Konzept des Vorhabens ist unter ihrer Mithilfe entstanden. Aber zu den Senatoren... ich konnte bereits gewisse Namen für die Sache gewinnen, so zum Beispiel Manius Flavius Gracchus, Quintus Germanicus Sedulus, Lucius Aelius Quarto und Spurius Purgitius Macer. Es waren eine Reihe von Hände dafür zu schütteln, aber das Konzept schien letztendes fast jeden überzeugt zu haben."

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Pustus Blumus zeigte sich ein wenig überrascht, als sich hier tatsächlich Besuch aus dem hohen Norden ankündigte. Normalerweise würde wichtigerer Besuch, und das konnte man von einer Gruppe aus Mogontiacum wohl erwarten, im Voraus angekündigt. Dementsprechend überrumpelt warf er einen dezent konsternierten Blick auf das Schreiben, dann wieder auf die Gruppe, und ließ nach einigem Zögern die Besucher ein ins Vestibulum einzutreten: "Bitte wartet hier, ich werde dem Senator von eurem Kommen berichten. Um eure Maultiere wird man sich kümmern."


    Sprach's und verschwand im inneren der Casa. Kurz darauf tauchten zwei Sklaven auf, von denen einer die Maultiere um die Ecke in den dafür vorgesehenen Hinterhof der Casa zu bringen wo sich auch die Ställe befanden, der andere bot den Reisenden eine Erfrischung an.
    Einige Minuten verstrichen bis sich der duccische Senator selbst zeigte, hatte er doch an der Beendigung seiner Amtszeit und seinem Rechenschaftsbericht für den Senat gearbeitet. Als Pustus Blumus ihm dann berichtete, dass Besuch aus Mogontiacum im Vestibulum wartete, brauchte er schon einen Moment um sich daran zu erinnern, dass Witjon ihm von eben jenem berichtet hatte. Dummerweise hatte er nur vergessen, das auch dem Chefverwalter seines Gastherrn zukommen zu lassen, weshalb sein erster Gang zu eben jenem führte um ihn darüber in Kenntnis zu setzen. Als er dann schließlich vor den beiden Petroniern und deren Diener erschien, war er nicht im typischen Senatorenornat gekleidet, sondern in einer seiner Alltagstuniken, die er normalerweise unter der Toga trug.


    "Salvete die Herren und willkommen in Rom.", grüßte er die Männer mit seinem lang antrainierten Politikerlächeln, "Ich hoffe eure Reise war etwas seichter als die meine letzte.. wobei ihr sicherlich einen wortwörtlichen Bogen um die Alpes gemacht haben werdet, oder? Nun, wie dem auch sei... willkommen in der Casa Accia."

    "Ich bin mir sicher, dass die Umstände unter denen deine Familia unter der Herrschaft des Usurpators zu leben hatte, auch vor dir keinen Halt gemacht haben. Deine Geduld dies zu ertragen scheint mir schon fast zuviel des Kompliments, denn ich möchte nicht im Übermaß von dir ins schwelgen geraten.", ging Vala pflichtschuldig mit einem Augenzwinkern auf den Welpenblick der Tiberia ein, da er durchaus in der Lage war die subtilen Signale einer Frau zu registrieren. Wobei man hier natürlich ehrlicherweise zugeben muss, dass das durchaus eine selektiv zu (de-)aktivierende Fähigkeit war der er sich normalerweise nur bediente wenn er etwas von einem Weib wollte.. egal ob das nur für eine Nacht oder über längeres war.


    Als der Tiberius sich dann wieder einschaltete, weil offensichtlich dasThema des Gesprächs mit dem Decimus nicht für längere Zeit taugte, konnte Vala seine Enttäuschung über den offensichtlichen Wink mit dem Zaunpfahl für den Bruchteil eines Augenblicks nicht verbergen. Allerdings hatte er sich drauf vorbereitet, wenn schon Töchter guter plebeischer Häuser ihm mit ihrer Ablehnung am Ego kratzten würden Töchter aus patrizischem Hause sicherlich keine Ausnahme bilden... auch wenn die hervorgehobene Bedeutung der Patricii seit jahrzehnten stetig schwand.


    "Nicht nur der Heiratsmarkt ist im Moment recht kompliziert, da man sich offensichtlich immernoch sortiert. Die alten Fronten der Pro-Palmaner und Pro-Vescularianer sind zerschlagen und die Katerstimmung hält offensichtlich an, da man noch nicht weiß woran man mit dem neuen Kaiser ist.", lenkte Vala das Thema auf etwas unverfänglicheres, "Ich kann nicht verhehlen ziemlich neugierig zu sein, wie die ersten Sitzungen des Senats ablaufen. Ob sich vollkommen neue Konstellationen bilden, oder man in alte Gräben zurückkehrt. Wenn ich ehrlich bin, sind die alten Zustände nichts, das ich herbeisehne... in denen das Sprichwort, das eine Krähe der anderen kein Auge auspickt in Vergessenheit geriet. Viel zu sehr wurde darauf geachtet, dem Gegenüber nicht zuviel Zustimmung und Anerkennung zuteil werden zu lassen, damit der eigene Stern umso heller strahlt weil man mit Macht die der anderen verdunkelt.", gab er einen doch recht ausführlichen Kommentar über die Verhältnisse der Vorbürgerkriegszeit bekannt, um gleichauf sein politisches Programm zu unterstreichen: "Der Kaiser hat sich eine versöhnende Friedenspolitik auf die Fahnen geschrieben, und ich werde diesem folgen. Ein stabiles Rom braucht stabile Bündnisse."

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Seit der zweite Herr im Haufe nichtmehr Magistrat der Stadt war, war der Publikumsverkehr deutlich geringer geworden... wenngleich Pustus Blumus immernoch genug damit zu tun hatte die ganzen Bittsteller, Klienten und Gäste an der Porta zu verwalten."Salvete.", grüßte er daher mit routiniertem Gleichmut, "...dies ist das Haus des Lucius Accius Damio, und die Herberge seines Gastes Titus Duccius Vala. Mit welchem Begehr steht ihr vor dieser Türe?"

    "In dem Fall wären die Ornamenta gänzlich zu überdenken.", zuckte Vala mit den Schultern, der die Ornamenta nicht zu seinem eigentlichen Anliegen gezählt hatte und es folglich dem Germanicus überließ die notwendige Reife für die Wiedereinführung zu erarbeiten und die notwendige Unterstützung im Senat zu organisieren.
    Mit beiläufig interessiertem Blick verfolgte er das Aufdecken des nächsten Ganges, ließ sich den Becher neu füllen und kam nach dem nächsten Schluck auf das größte Ding seiner Startzeit als Senator zu sprechen: "Das größere Projekt besteht in einer grundlegenden Reform der Schola Atheniensis... gelinde gesagt: in ihrer Abschaffung. Ich strebe eine Rückführung des Schulwesens im Reich in eher der Tradition entsprechende Strukturen an, wie sie vor den Ulpii geherrscht haben. Kurzum: eine Auflösung des Lehrbetriebs der Schola Atheniensis zugunsten einer Stärkung der traditionellen freien Schulen und Lehrer."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer03.png "In der Tat, ich habe etwas, dass deinen Fähigkeiten bedarf um realisiert zu werden.", sprach Vala, der sich hinter einer dicken Mauer der Ausdruckslosigkeit verschanzte, die im Zucken der Augen hier und da Risse aufwies.
    "Wenn ich dich daran erinnern darf." , raunte Corvus mit perfekter Maske des Eisprinzen, "Schuldest du mir ohnehin noch etwas."
    "Achso?", gab Vala sich unwissend.
    "Du hast mir einen Senator versprochen." , erinnerte Corvus mit frostiger Stimme den Duccius an eine Abmachung von vor Jahren, an die Vala sich nur vorgeblich nicht erinnern konnte und sich demnach nachdenklich durch den Bart strich: "Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich damals wegen dieser Angelegenheit an die Decima verwiesen."
    Corvus reagierte, indem er nicht reagierte und nicht einmal ein tadelndes Kopfschütteln als notwendig ansah: "Das Gespräch, wie du sicherlich weißt, was alles andere als fruchtbar. Ich bin mir sicher, du hast dabei das eine oder andere unterschlagen.. und es hat meine Zeit verschwendet. Ich hasse es.."
    "Jaja, jaja...", wedelte Vala mit der Hand ab, "...du hasst es wenn man deine Zeit verschwendet. Ich werde dir dich für deine Umstände entlohnen.. aber zuvor musst du etwas anderes für mich erledigen."
    "Lass mich raten..", grollte Corvus, dessen Gesichtsausdruck an Finsterheit zulegte, als er von Vala unterbrochen wurde, "..es geht um eine Frau. Oder um den da?", er wies auf den Decimus, der sich im Hintergrund gehalten hatte und taxierte den Jungen einen Moment lang mit seinen schwarzen Augen wie ein Hai, der sich nicht sicher war ob er sich überhaupt mit einer Makrele beschäftigen sollte.
    "Was? Wen? Oh...", staunte Vala einen Moment überrascht, als er dem Blick des Amatiers folgte und seinen Tiro dort entdeckte, wo er immer zu finden war. Den hatte er vollkommen vergessen! Und jetzt war er hier... das war... unpraktisch. Äußerst. "Das ist mein Tiro, der ist in Ordnung.", brummte Vala entschuldigend und mit deutlicher Sorge erfüllt schob er nach: "Ich... eh... habe ihn mitgebracht, weil... eh... also... weil er auch dorthin will, wo ich nun hinstrebe. Ich denke deine Leistungen könnten ihm zupass kommen."
    "Hoffentlich ist er solventer als du es bist, Duccius.", meinte der Servicedienstleister und wandte sich wieder Vala zu, "Also.. es geht um eine Frau."
    "Japp.", gab Vala zu, "Wie hast du das bloß erraten?"
    "Es ist nicht das erste Mal, falls du dich erinnerst.. und sollte ich das auch jemals vergessen: dein Ruf erinnert mich stets daran. Deine Schwäche für das weibliche Geschlecht könnte dein Untergang sein, Duccius.", faltete Corvus die Hände vor etwas, das in seinen Maßstäben wohl als Lächeln durchgehen könnte, für alle anderen aber nur als Riss in der Eisdecke zu erkennen war.
    "Überlass die Belehrungen Linos. Der ist der Rhetor, du bist der Meuchelmörder, vergiss dies nicht.. ich bezahle dich nicht für Ratschläge, sondern dafür, dass du Dinge erledigst."
    "Oder auch nicht.", konterte Corvus unbeeindruckt, "Also, worum geht es?"
    "Um die hier.. und diesen Namen.", zog Vala zwei kleine Metallstücke und ein Stück Leder aus einem kleinen Säckchen, die er vor Corvus auf den Tisch legte, "Ich möchte, dass du arrangierst, dass der Name diese beiden Stücke bekommt."
    "Ein Abschiedsgeschenk? Duccius, du überraschst mich immer wieder., zeigte Corvus sich ganz und garnicht überrascht als er die zwei kunstvoll geschmiedeten Stücke auf der Tischplatte beobachtete. Schließlich ließ er sich doch zu einer Regung hinreißen, als er das Stück Leder mit dem Namen darauf zu sich heranzog. Als er ihn überflog, wanderte eine Augenbraue kritisch nach oben: "Die ist nicht unbekannt.. das dürfte spannend werden. Bestimmte Wünsche, wie sie sterben soll?"
    "Garnicht.", gab Vala zurück, was die Augenbraue des Amatius weiter nach oben wandern ließ, "Ich will einfach nur, dass du ihr die beiden Stücke zukommen lässt.. und zwar so, dass ihr klar wird, dass es keinen Ort gibt an dem sie sich vor mir verstecken könnte. Beziehungsweise: vor dir."
    "Schon wieder so eine Schreckgeschichte?", zeigte der Meuchelmörder sich keineswegs beeindruckt, sondern eher abgeneigt, "Duccius, ich möchte dich drauf hinweisen, dass es durchaus auch andere Arten und Weisen gibt eine Frau zu beeindrucken. Gerade du solltest das wissen."
    "Sagen wir: in dieser Sache sind meine Künste nutzlos. Es braucht handfesteres.. und da kommst du ins Spiel.", verteidigte Vala sich, und schob schließlich noch seinen Trumph ins Spiel als der Amatier sich weiterhin abgeneigt zeigte: "Danach gebe ich dir sogar mehr als deinen Senator. Allerdings findet dieser sich nicht in Rom."
    "Das ist unschön.", murrte Corvus, deutete Vala aber dennoch weiterzusprechen, "Das müsste ich mir genauer überlegen.. unbekanntes Terrain, unbekannte Menschen, nicht mein Revier. Aber erzähl weiter, vielleicht überlege ich es mir noch... um wen geht es?"
    Vala, der den Meuchelmörder anbeißen spürte, lächelte nicht gerade verhalten als er den Namen preisgab: "Quintus Marius Turbo."

    Nichtsdestotrotz hast du dich bravurös im Gewitter der Ewiggestrigen geschlagen, Aquila.", konstatierte Vala mit beifälligem Lächeln, als der Jungspund ebenfalls das Tirocinium als lehrreiche Zeit beschrieb. Das fiel natürlich auch auf den Mentor zurück, und der war nunmal er.
    "Es war ohnehin ein Tag der an Kuriositäten nicht arm war.", kam Vala mit nachdenklicher Miene auf die Geschehnisse während der Kandidaturen der Decimi zu sprechen, "Meine Erfahrungen im Senat sind bekanntermaßen von noch begrenzter Dauer, aber was sich da abgespielt hat war doch... denkwürdig."

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    Er war sicherlich schon Wochen durch die Gegend geirrt, als der Hunger Alrik zum ersten Mal dazu trieb sich an Aas zu vergreifen.
    Er hatte sich nicht lange damit aufgehalten Ausschau nach seinem Vater zu halten, oder dessen Spur im Schnee nachzuverfolgen, sondern war einfach in die Richtung aufgebrochen die er für diejenige hielt in welcher die Heimat lag. Frischer Schnee war gefallen, was die Suche nach den Spuren seines Vaters ohnehin obsolet gemacht hätte, aber es ging dem Jungen erst einmal nur darum so schnell wie möglich fortzukommen von dem mit unheilvollen und düsteren Erinnerungen gefüllten Berg. Es hatte drei ganze Tage gedauert bis er endlich eine Hügelkuppe überquerte die den Berg auf Dauer aus seinem Sichtfeld ausschloss, und noch einmal vier bis er den braunen, toten Berg auch nichtmehr am Horizont erblicken konnte. Dass er nicht halb so schnell vorankam wie mit seinem Vater war ihm alleine schon dadurch klargeworden... und dass er sich bereits nach drei Tagen im Eis verlaufen hatte wurde klar, als er die nächste Wegmarke einfach nicht finden konnte. Zwei Tage später gingen ihm die Vorräte aus.
    Das stellte per se kein Problem dar, immerhin wurden sie in der Wildnis schon früh darauf abgerichtet zu jagen und sich das anzueignen, was Midgard ihnen zur Verfügung stellte. Aber das hier war Winter und somit die Zeit in der selbst gestandene Jäger jeden Tag auf wortwörtlich Herz und Nieren geprüft wurden. Das ging Alrik auf, als er sich vergebens versuchte mit einem Stein durch die dicke Eisschicht auf einem See zu arbeiten versuchte. An anderer Stelle war ein Durchkommen, allerdings musste er sich derart lange hinhocken und auf einen Fang warten, dass er später nicht umhin kam ein Feuer anzuzünden um sich aufzuwärmen.. auch auf die Gefahr hin, dass er entdeckt wurde. Am nächsten Tag stand Eichhörnchen auf dem Speiseplan.. wobei Alrik sich erst die Zeit ließ, das Vieh zu verfolgen bis es dessen Winterfutter aufgespürt hatte um dann den Lagermeister selbst zu braten. Dann gab es wiederrum nichts... und dann, als ein mickriger Fisch ihn nicht sättigen konnte, fing er an die Rinde von jungen Bäumen zu kauen während er sich dick in Felle und Pelze eingemummt durch das Eis arbeitete. Das Magenknurren wurde bald zu seinem steten Begleiter und es mutete schon fast als Hohn des Schicksals an, dass seine Jagdausbeute jeden Tag geringer wurde. Es war, als hätten die Nornen sich mit den Eisriesen zusammengetan um den Jungen tagein, tagaus zu prüfen. Nicht, dass Alrik Hunger nicht gewohnt war... immerhin hatten sie vor ihrer Einkehr in das Dorf des Herimann nicht selten gehungert und waren oft genug dem Wild hinterhergezogen wie die Vorväter aus den Geschichten der alten Giutendra. Das hier war allerdings etwas anderes.. und Alrik spürte wie ihn jeden Tag ein wenig der Kraft verließ, mit welcher er sich durch den Schnee zu schleppen imstande war. Bald schon zündete er jeden Abend ein Feuer an, einerseits um sich warm zu halten, andererseits weil er den Sorgen und Ängsten seines Vaters auf der Hinreise entsprechend sogar darauf HOFFTE entdeckt zu werden. Aber es kam niemand. Die Stille der winterlichen Nacht war so unheimlich, dass der Junge bald begann sich abends am Feuer selbst Geschichten zu erzählen.. wobei sich eine Melange aus den Erzählungen seiner Eltern aus dem Reich und denen seiner germanischen Heimat ergab, bis Odin sich selbst Europa packte und sie auf Thule absetzte, oder Thor die Titanen erschlug.
    Eines Tages fing er nicht ein mickriges Vieh, und selbst die Wurzeln die er aus dem harten Boden schlug mochten ihn nicht zu sättigen. Sein Bauch hatte schon einige Zeit aufgehört zu knurren und war mehr in ein stumpfes Schweigen verfallen das mehr schmerzte als jeder laute Protest.. und dann stolperte er über das Aas. Eigentlich hatte er es ja eigentlich auf die Krähen abgesehen, die ihn überhaupt erst hergelotst hatten, aber er war nicht schnell genug um sich eine von ihnen zu packen. Seinen Bogen konnte er schon seit Tagen nichtmehr derart spannen, dass der Pfeil weiter flog als dass es einem Tier gefährlich werden konnte. Die Krähen wichen mit ihrem blechernen Gekreisch und bedachten den Jungen aus für ihn unüberbrückbarer Entfernung der kahlen Baumkronen mit ihren Schmähungen.. und der Junge stand ratlos vor einem halb abgenagten Gerippe, das irgendwann mal ein Hase gewesen sein könnte... oder irgendwas anderes in der Art, so genau war das nicht mehr zu erkennen.
    Irgendwann brachte er es einfach über sich, der Hunger siegte über den Verstand, auch wenn er sich zumindest abnötigte zu warten bis er die Reste mit vor Frost tauben Fingern über das Feuer gehalten hatte, dass er sich in einer Windkuhle entzündet hatte. Alle Warnungen seiner Sippe in den Wind schlagend füllte der Junge sich den Bauch mit verdorrtem, halb verbranntem Fleisch... um kaum eine Stunde später mit Magenkrämpfen zusammenzubrechen und mit dem Leid des Unschuldigen alles wieder in den Schnee zu erbrechen. Sein ganzer Körper, so entkräftet und abgemagert er auch sein konnte, wehrte sich hier mit aller Macht gegen etwas, das ihm der Hunger hineingezwungen hatte, und in einer Mischung aus Würgen und heillosem Gewimmer brach der Junge im Schnee zusammen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, nein, es brüllte ihn förmlich an und die Welt mischte sich mit einem Stakkato aus allen möglichen Klängen die so auf diese Art und Weise nicht in den Wald gehörten.. mal ganz davon abgesehen, dass diese gerade anfing sich in besorgniserregendem Tempo zu drehen. Als noch Farben hinzukamen, die er schon fast schmecken konnte (eine gelungene Abwechslung zur bitteren Galle, die ihm immernoch Gesicht und Haare verschmierte), fragte sich der Junge schon, ob Hels Welt nicht eigentlich ein wenig düsterer hätte sein müssen.
    Und dann war sie da... Hel. In Form eines Mädchens, dessen Gesicht plötzlich in der sich immernoch recht turbulent drehenden Welt auftauchte. Hatte man sie ihm nicht immer als ältere Frau beschrieben? Und wieso machte er sich gerade jetzt Gedanken darum? Und dann wieder... sie war hübsch. Er streckte die Hand aus, doch wusste er weder wo diese sich gerade befand noch in welche Richtung sie sich bewegte. Alles tat weh, alles war falsch, alles drehte sich... und dann, als die Welt in sich zusammenfiel und ihn in einem Strudel in die Finsternis zog, war ihm klar wen er hier vor sich hatte: "Mutter.."


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    Nur zu dankbar nahm Vala die Möglichkeit wahr, seinem Patron in der Causa der Nicht-Unterstützung des älteren decimischen Kandidaten die Schuld in die Schuhe zu schieben... schließlich umging er damit doch eine unangenehme Diskussion warum er sich auch ohne der Order seines Patrons gegen ihn entschieden hätte. Also beließ er es einfach nur bei einem leidvollen Lächeln und folgte dem Themenwechsel auf seinen jungen Tiro: "Was auch immer zu dem beeindruckenden Wahlerfolg Aquilas geführt hat... sein Tirocinium bei mir war sicherlich nur ein Teil davon.", gab er sich souverän wie bescheiden, schließlich konnte er sich kaum vorstellen, dass sein Wort in Rom soviel Gewicht hatte, als dass es seinen Tiro an die Spitze der Wahlgewinner katapultierte. Nein, da musste es augenscheinlich auch andere Gründe dafür geben.. und Vala vermutete nicht zuletzt das offensichtlich immernoch funktionierende Netzwerk der Decimi dahinter, das es immerhin geschafft hatte auch den Älteren ins Konsulat zu befördern.


    "Aber ich kann nicht verhehlen, dass er sich während seines Tirociniums als lernwilliger und pflichteifriger junger Mann Roms hervorgetan hat. Das dürfte nicht nur mir aufgefallen sein.", schmunzelte Vala vollkommen neidlos, um schließlich mit einem kleinen Witz über sich selbst die Stimmung auszulockern: "Und dass er sich derart gut gegen gewisse Einfälle im Senat behaupten konnte.. ich würde gerne denken, dass er das von mir hätte, ja. Aber ob dem so ist?"

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer07.png Die beiden Gladiatoren ließen sich noch einmal bejubeln und gingen anschließend wenige Schritte voneinander entfernt in Position um auf die Eröffnung des Kampfes zu warten. Als dieser schließlich von Brocculus' Herrn freigegeben wurde, verschwendete dieser keine Zeit und stapfte mit schweren Schritten direkt auf seinen Gegner zu, das wieder das charakteristisch-dumpfe Stampfen gepaart mit dem Klirren der Rüstung erschallen ließ.
    Die Sehschlitze verengten die Welt in der die Rübe sich bewegte auf seinen Gegner und die dahinterliegende Wand der Arena, in der es außer dem eigenen Atem und dem Klirren und Scheuern der Rüstung keine Geräusche gab: der Jubel der Menschen verschwomm zu einem dumpfen Echo der Außenwelt, hier drin gab es nur ihn und die Aussicht auf einen Gegner, den er 'zu Brei schlagen sollte!' (O-Ton Lanista) aber 'bring ihn bloß nicht um!' (O-Ton Duccius).


    Als die Wand verschwand und nurnoch Tigranes durch die Sehschlitze zu erkennen war, holte Brocculus mit dem Hammer aus und ließ diesen in einem perfekten Halbkreis (Pi mal Radius) in die Richtung schwingen, in welcher er den freilich schön statisch dort rumstehenden Tigranes vermutete. Der Hammer sausend eine Bahn durch die Luft und kam nicht einmal in die Nähe des Opponenten, so dass er ungebremst durch die Luft glitt. Trotz der großen Fliehkraft des Hammers hatte Brocculus keine Mühe den Hammer am Ende des Halbkreises abzubremsen und ihn wieder in Habacht-Stellung zu fallen... wobei Tigranes aus seiner Sicht geraten war.


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    "Wie, den die andern nichtmal heben können?", fragte Vala irritiert nachdem er nach der Eröffnung des Kampfes zu seinem Sitz zurückkehrte, bis er einen Moment später realisierte was sein Tiro da eigentlich meinte: "Achsooooooooooo... hehe... ja... genau." Mit einem wissenden Schmunzeln griff er zur Seite und genehmigte sich noch einen Schluck Wasser als sein Gladiator gleich zum Angriff überging und einen weiten Schwinger in Richtung des Tigranes machte... der aber deutlich fehl ging.
    "Damit wäre dann das Repertoire an Angriffen des Brocculus auch erschöpft.", murrte Vala, der sich oft genug den Kopf zerbrochen hatte als er den Gladiator beim Training gesehen hatte.

    "Das ist es wohl...", nahm Vala das Lächeln der Tiberia auf und quittierte es mit einem ebenso souveränen eigenen, um gleich darauf klarzustellen, dass er den Frauen weitaus mehr Bedeutung beimaß als man es wohl gewohnt war, "...und wohl auch gerade deshalb ist Rom zu seiner Größe gekommen in der es jetzt alle anderen Reiche überstrahlt." Er konnte nicht verhehlen, dass ihm die Ansicht der Tiberia doch imponierte, sah er sich selbst ja als niemanden der Frauen zur Dekoration seines Lebenslauf in eine schön ausgeleuchtete Nische seines Lebens stellte. Genauer gesagt: Mauerblümchen hatten für ihn keinen Nutzen außerhalb des Betts, und er war definitiv nicht mächtig und unangreifbar genug, als dass er es sich leisten konnte alles alleine zu stemmen. Nein, er brauchte definitiv jemanden der ihm den Rücken freihielt und die Manuballista nachlud während er nach vorne feuerte... und ob die Tiberia sich dessen bewusst war oder nicht (was in Anbetracht ihres und seines Status wahrscheinlicher war): sie hatte sich gerade für eine noch genauere Betrachtung qualifiziert.
    Sowieso: flirtete sie gerade mit ihm? Und wieso musste Vala sich das tatsächlich fragen? Er war zu lange unter Soldaten gewesen und zu lange mit Frauen ins Bett gestiegen die sich ihm weitaus plumber angeboten hatten, als dass er subtiles Flirten nicht mehr erkannte? Ja, dem war wohl so... und so folgte sein Blick länger der grazilen Bewegung über den Rand des Glases, als wohl statthaft gewesen war. Und dann, als hätte sie gecheckt, dass er es eben nicht checkte, schlug sie ihm dann doch mit dem rosenroten Zaunpfahl direkt in die Fresse.
    "Eh...", zeigte sich der sonst so professionelle Herzensbrecher etwas aus der Contenance gebracht, und verlegte sich gleich erstmal wieder auf sicheres Gebiet um von dort einen für ihn doch ziemlich untypisch zaghaften Vorstoß zu wagen, "Ich habe nicht nur Großes vor, Tiberia... ich habe das Größte im Blick. Leider ist es mir noch nicht gegönnt gewesen, dazu die passende Partnerin zu finden." Was euphemistisch ausgedrückt war für: die, die er wollte, wollten ihn nicht... und die, die ihn wollten, brachten ihn auch nicht weiter.
    Und so wenig er sich vorstellen konnte, dass gerade die Tiberia ihn hier in Betracht zog, machte doch der leichte Biss auf die Unterlippe (eines DER effektiven Flirtkampfmittel der Frauen, die ob ihrer zerstörerischen Wirkung im männlichen Hirn verboten gehörten!) doch klar was hier gerade ablief. In Valas Kontrollzentrum schrillte deshalb mit etwas Verspätung dann doch das Alarmsignal für Flirtsituationen auf und alles rauschte in die Stationen um den Gegenangriff einzuleiten.
    "Und wie steht es um dich, Tiberia...", warf Vala seine Mimik in ein gewinnendes Schmunzeln, "Hat dein Bruder für dich schon eine Partie auserkoren, der du dann den Rücken freihalten darfst?"
    Natürlich würde die Antwort im Falle des Falles Valas im Hinterkopf gärende Pläne verkomplizieren... sie aber keineswegs zunichte machten. Er hatte seine Möglichkeiten und er würde sie nutzen.

    "Ich befürchte fast, dazu wirst du entweder jemanden umbringen müssen... oder richtig heiraten.", schmunzelte Vala ob des Interesses seines Tiros an der Aneignung beinselten Guts. Für ihn selbst war es ja mehr reiner Zufall und vor allem nicht wirklich auf seinem eigenen Willen gewachsen, dass er nun im Besitz der Rom am nahsten liegenden Insel war. Die Tatsache, dass er sich nach seiner Amtszeit dorthin zurückzog war einfach dem Problem geschuldet, dass er auf dem Festland nichts adäquates sein Eigen nennen konnte.. zumindest nicht südlich der Alpes.


    "Ja, allerdings, das habe ich...", führte Vala das Gespräch in Heiratsdingen fort, auch wenn er sich hierbei nicht allzu zuverlässig zeigte, "Es dürfte jedoch nach wie vor ein Problem sein die Dame davon zu überzeugen, dass ich die bestmögliche Partie bin die ihr zur Verfügung steht. Ich werde dahingehend wohl gewisse Maßnahmen ergreifen müssen um ihr das klarzumachen. Du kennst sie sogar, es ist..."
    Weiter kam er jedoch nicht, denn just in diesem Moment trat der benannte Onkel ein und unterbrach damit das Gespräch, das Vala ohnehin noch nicht spruchreif genug war, als dass er es großartig auswalzen wollte. Weshalb er sich nun zur Gänze dem älteren Senator zuwandte.


    "Dem ist wohl so und dennoch werde ich mich hütem, ihm genau das zu sagen.", nahm er die Entschuldigung mit einem Augenzwinkern auf und grüßte den Consul-in-spe mit einem adäquat-höflichen Lächeln: "Salve Decimus. Auch dir meinen Dank für diese Einladung... und auch dir meine Glückwünsche zur gewonnenen Wahl. Auch wenn ich mich selbst nicht zu jenen zähle, die deine Wahl unterstützt haben, so kann ich dir dennoch ruhigen Gewissens gutes Gelingen für deine Amtszeit wünschen." Vor allem, weil Rom gutes Gelingen umso nötiger hatte... und er selbst die Decimi als Brückenkopf in Rom brauchen würde, so er einmal nicht mehr in Rom war.

    Es dauerte eine Weile, bis Vala der Rückkehr der Priesterin gewahr wurde, und noch eine ganze Weile, bis er realisierte, dass sie ihm eine Tafel entgegenhielt. Der Spruch der Seherin, ganz anders als er es kannte, kam also in der Form von niedergeschriebenen Worten. Die Angst, die Körper und Geist immernoch in der Zange hielt, ließ die Verwunderung darüber auch nicht lange anhalten.. er schnappte sich die Tabula, raffte sich auf und betrachtete sie nur einen kurzen Moment lang. Dann hieß es für ihn: nichts wie weg. Ein mit einem verunsicherten Blick garniertes dankbares Nicken war alles, was er der Priesterin entgegen bringen konnte bevor er sich umwandte und davonstapfte.. ein Stapfen, dass sich nur alsbald in eine Art Flucht verwandelte je höher ihm die Angst und das Gefühl der Seherin im Nacken die Wirbelsäule hochkroch.


    Im Ort angekommen sattelte er sein Pferd und sah zu, dass er wegkam. Um die Tafel mehrere Wochen nicht anzurühren... es würde seine Weile dauern, bis er sie wieder zu Rate zog.

    "Man kann dir, oh Aurelia, nun kaum streiten, dass wir mit dir unsere Namen nicht teilten, drum sei's gesagt um der Ehre genüge zu tun... wir sind keine unbekannten Häscher des Hades, wir sind ehr'ne Männer denen die Dienste der Nacht ferner sind als die des Tages.", begann der Ritter wortgewältig seine Vorstellung zu lancieren, "Meiner armen Mutter Geist war meinem Vater nicht gewachsen, so dieser ihr davon gerannt und das Kind Lucius Faustus Aebutius Cipus genannt. Warte, sag nichts... denn dass du von mir gehört hat mein Wirken, mein Werken fern der Stadt und darum nicht verspricht's. Ich bin Procurator gewesen, drunt in Africa... und hoff nun auf einen Posten in der Kanzlei des Kaisers... binnen einem Jahr, so werd ich mir einen Namen machen, wer bist du, und was hast du zu lachen?", wandte er sich abschließend an den zweiten Beiständer, der bei den letzten Worten leises Lachen ausgebrochen war und schon fast mit mitleidigem Blick den Kopf schüttelte: "Aebutius, dein Reden macht mich Lachen, weil derer kleine, nichtige, gar unwichtige Sachen wie dein Selbst sie hier nun gerade nennt nun jeder zweite Pimpf in Rom als eigen kennt. Ich will dein Wirken hier nicht schmälern, noch dir den Lauf der deinen gleich vergälern.. doch wenn du hier sprichst mit einer Frau aus aurelischem Hause, so sollt man dies in deiner Lage tun wie zur Katz die Mause. Dein Name ist hier jetzt bekannt, doch hast du nicht der Dame Frage Antwort genannt. Drum lass ich mich dir nun zeigen wie es richtig geht.", wandte sich der Larcius mit offensichtlichem ausufernden Selbstbewusstsein an die Aurelia, "An einem solchen Abend, nach dieser Zeit der Not, muss nichts gelten und keine Konsequenz hier droht, wenn man nur darüber schweigt. Drum will ich es sein der dir hier zeigt, was man sich amüsieren kann, des Bacchus Opfer ist bald dran, und wird hier bald die Stimmung heben. Drum möcht ich werben, nicht um dein Leben, doch viel in kleinerer Manier, dich auch bitten, nur für diesen Abend, zu sein die meine Zier, die schwebt an meiner Seiten statt, und essen tut an Neid sich satt, der sowohl mir als dir auch gilt. Wenn du nur kommst, wenn du bist gewillt."
    "Ich muss hier nun doch protestieren..", wandte sich der Aebutius tief in seiner Ehre gekränkt dazwischen, "..und kann hier doch nicht tolerieren, dass du dich hier so rausposaunst, kein räudiger Kater derart besessen maunzt, wie deine Vanitas es hier offen und dreist auf meiner Kosten tut..."
    "Und schon kocht hier das eigene Blut,..", schaltete Vala sich ein, der seinem Tiro gedeutete hatte auf Abstand zu bleiben und zu lernen, bevor er sich in perfekter Beiläufigkeit zu der kleinen Gruppe gesellt hatte.. was kaum zu übersehen war, immerhin überragte er die beiden Männer um gut einen Kopf, "Aurelia, bei allem Respekt den man von dir als Frau von Rom haben kann, muss ich dich doch hier beschuldigen, dein Auftritt ist sicher nicht unschuldig hierdran. Und gleichsam muss ich dir für eben jenes huldigen, denn wer es wagt es, wer es tatsächlich nun verdenkt, dass die Natur dich früh mit derart einnehmender Grazie hat beschenkt?", sprach's, vollführte eine prä-mittelalterliche Verbeugung und hob mit für ihn doch recht untypischer Sanftmut und doch großer Zielstrebigkeit ihre Hand und hauchte ihr einen huldvollen Kuss darauf, "Und zu meiner eigenen Schande muss ich eingestehen, dass trotz aller vernünftigen Bande, in die mein Geist und meine Sinne sich sonst eingeschlagen sehen, mich dein Anblick doch durcheinander bringt.."
    "Hört was er hier nun für ein Liedchen singt..", murrte der Aebutius mit kaum verhohlener Verdrieslichkeit ob des hinzugekommenen Rivalen, und auch der vorhin noch selbstbewusst wirkende Larcius zeigte sich nicht mehr ganz von sich überzeugt als er mit betontem Sarkasmus ätzte: "Na, wen haben wir denn da? Den Duccius, den Held von Vicetia."

    Durch die Vertagung der Entscheidung mehr Zeit habend sich noch weiter den Kopf über seine Meinung und die taktische Position des Tiberius zu zerbrechen, erwartete Vala mit Spannung die Rede des Aspiranten... wenngleich er nicht damit rechnete, dass eben jener ebenso seine Meinung geändert hatte.
    Erklären konnte er sich den Meinungswandel bei dem Tiberius nicht und ebenso musste er sich eingestehen, dessen Motive nicht wirklich nachvollziehen zu können da die Rede ihm irgendwie nicht in den Kopf wollte. Aber vielleicht lag das nur an dem Schlaf, den Vala in letzter Zeit viel zu selten hatte.


    Anstelle jetzt also großartig darauf rumzureiten, dass ihm der Tiberius höchstpersönlich gerade Recht gegeben hatte, beließ Vala es einfach nur bei einem zustimmenden Nicken. Er hatte ja erreicht was er wollte, warum also großartig nachtreten?

    Es war eine der Touren, die Vala in in den letzten Wochen seines Aedilats machte, und auch eine jener Touren, die er bis zum Ende aufschob. Nicht, weil er sich vor Lupanaren ekelte... die hatte er im Zuge seines Aedilats oft genug besuchen dürfen und sich dabei mit wenig Mühe von den Avancen und 'Gefälligkeiten' der dort arbeitenden Bevölkerung zurückgehalten. Aber dieses Lupanar... nein, dorthin wollte er nicht. Aber irgendwie musste er, da seine Entscheidung hinsichtlich gewisser Dinge doch längst überfällig war.
    "Duccius!", rief die ältliche Dame, die wie immer im Eingangsbereich des Lupanars 'Wache' hielt und die Kunden empfing, "Es ist lange her, seit du uns das letzte Mal beehrt hast."
    "Ich war... indisponiert.", murrte Vala, der den Männern der Cohortes Urbanae draußen zu warten. Was er normalerweise nicht tat, denn abseits des obligatorischen Geschäftssinn brachten die Puff-Daddys in Rom selten den Hirnschmalz mit um zu checken, dass ein Aedil etwas war an dem man sich nicht vergriff. Und die Zeit des Bürgerkriegs hatte sie offensichtlich vorwitzig werden lassen, etwas, dessen Ende nicht jeder Zuhälter akzeptieren wollte.
    Hier allerdings war die Situation etwas anders. Vala würde den Schutz der Urbaner nicht brauchen, weil sie gegen das, was ihn hier erwartete ohnehin nicht schützen konnten: "Ich will zu Corvus."
    "Er erwartet dich bereits...", wies die alte Dame mit einem undeutbaren boshaften Lächeln den Gang entlang, der in einem schon fast obszön-theatralischen Halblicht den Weg tiefer in das Lupanar wies.
    "Na dann wollen wir mal..", murmelte Vala als wolle er sich selbst Mut zusprechen und vergaß dabei vollkommen seinen Tiro hinter sich als er den Gang entlangschritt.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer03.png Der Besitzer des Lupanars saß in seinem Officium, das er wohl kaum dazu nutzte das Geschäftliche des Betriebs zu verwalten, weder mit dem Rücken zu ihnen gewandt in einem luxuriösen Stuhl, weder streichelte er eine Katze, noch studierte er augenscheinlich Papiere. Er saß einfach da, auf einem schlichten Stuhl, hinter einem schlichten Schreibtisch in einem ohnehin schlicht eingerichteten Officium... und blickte dem eintretenden Aedil mit kalten Augen entgegen. Es folgte ein Moment unbehaglicher Stille, in welcher der Amatier den Duccier auf eine Art und Weise betrachtete die den Moment zwischen Katze und Maus als liebevoll erscheinen ließ. Es war nicht einmal so, als dass man sagen könnte die Temperatur im Raum wäre um mehrere Grad gefallen... denn sie bewegte sich schon von Anfang an nahe am Gefrierpunkt.
    Wieviel Zeit letztlich verstrich, in der Corvus und Vala sich gegenseitig anstarrten, konnte er irgendwann nicht mehr sagen, doch schließlich schluckte er den Kloß in seinem Hals herunter und entschied sich zur Offensive, indem er sich auf den Schemel vor dem Schreibtisch niederließ und den Amatier mit einem Blick fixierte von dem er hoffte, dass er unbeeindruckt aussah.
    "Ich habe Arbeit für dich.", sagte Vala schließlich überzeugter, als er sich fühlte. Immerhin standen da noch gewisse Dinge ungeklärt im Raum.
    "Ach, wirklich." , lehnte der Amatier sich mit perfekt-unbeeindruckter Mimik zurück und faltete theatralisch die Finger. Vala fragte sich, warum der Typ kein Politiker geworden war... aber wahrscheinlich lief die Profession doch auf's gleiche hinaus.

    Vala nickte nur beifällig, als der Tiberier eine Rückkehr von Ruhe und Ordnung in Rom prognostizierte, weil es dahingehend nicht viel zu sagen gab. Entweder kam sie, oder sie kam nicht.. und Vala würde sich mit beiden Situationen arrangieren müssen um seine Ziele zu erreichen.


    Als der Tiberier sich dann dem Decimus zuwandte und eine Problematik ansprach, der schon Vala mit Sorge ins Auge blickte, nutzte er die Gunst des Moments um sich selbst einen Apperetiv zukommen zu lassen. Dabei fiel sein Blick auf die Tiberia, die bisher stumm ihrem Gespräch beigewohnt hatte und offensichtlich zu den politischen Querelen des Caput Mundi nichts beizutragen hatte. Was Vala kaum verwunderte, war vordergründige Politik doch nicht das Metier der Frauen. Aber er machte sich da keine Illusionen, dass hintergründige Politik zu nicht unmaßgeblichen Teil durch die Frauen Roms bestimmt war. Wie war das noch? Hinter jedem starken Mann stand eine starke Frau... und es brauchte viele starke Männer, um ein Reich wie das römische im Lot zu halten.
    "Und du hast dir auf die Fahnen geschrieben, deinen Bruder in seinen Ambitionen zu unterstützen?", wandte sich Vala also nun an ostentative Dame des Hauses der Tiberii, "Nebst dem, was er sich unter anderem gerade hier in diesem Moment aufbaut, wird er auch viel von dem brauchen, das ihm nur das feine Netz der Frauen Roms bringen wird."

    "Nochmal anonyme Post, Aedil Duccius...", brachte einer der Zuarbeiter der Aedile eine Tabula zu Vala, als dieser sich schon auf Feierabend eingestellt hatte und sich die Toga zurechtzupfen ließ. Dass Rom voll von Denunzianten war, war ihm im Laufe seiner Amtszeit nicht nur einmal aufgefallen... was ihm einerseits seine Arbeit erleichterte, ihn andererseits auch nachdenklich stimmte.
    "Worum geht es dieses Mal?", fragte Vala, während er mit beiläufigem Interesse beobachtete wie ein Sklave das zustande brachte, was er nie verstehen würde. Warum war es wichtig, wie diese und jene Falte in der Toga geschlagen wurde.
    "Ein gewisser Faustus Domitius Massula bietet Getreide an, für das er keinen lizensierten Betrieb besitzt.", dozierte der Scriba, der uninteressierter kaum wirken könnte und demnach wohl nicht nur eine Amtszeit eines Aedils erlebt hatte.
    "Vergessen.", antwortete Vala prompt ohne mit der Wimper zu zucken, und provozierte damit eine skeptisch hochgezogene Augenbraue des Vorarbeiters. "Ich meine: delegiert das an die zuständigen Aedile in Mogontiacum.", womit es in den Einflussbereich seiner Familie kommen und damit ohnehin entfallen... oder sich zwischenzeitlich anders regeln würde.
    "Das Angebot ist nach unserer Recherche ohnehin nicht mehr auf dem Markt. Warum auch immer, es hat sich erledigt.", sprach der Scriba mit kritischem Blick und fuhr letztendes einfach fort: "Dann wäre da noch die Erwähnung eines Titus Decimus Varenus, der durch seinen in Ostia ansässigen Gewürzhandel Garum aus Carthago Nova vertreibt."
    "Und was soll daran so verwerflich sein?", hakte Vala nach, der einen doppelten Faltenwurf fasziniert beobachtete.
    "Laut unserem Informanten soll das ein Verstoß gegen Paragraph eins Absatz drei Nummer eins der Lex Mercatus sein.", dozierte der Scriba weiter.
    "Hmhmhm...", brummte Vala nachdenklich und strich sich durch den Bart, was ein genervtes Seufzen des Sklaven zur Folge hatte, der eine Falte neu werfen durfte, "Nein, der vertut sich da. Man kann einem Händler kaum vorwerfen, dass die Produktionsstätten seiner Waren woanders liegen als sein letztlicher Handel... sonst wäre er ja überflüssig und der Produzent könnte direkt verkaufen."
    "Das bedeutet?", hielt der Scriba inne.
    "Ignorieren. Weiter."
    "Das war es dann, Aedil."
    "Na, dann war dieser Schrieb nicht sehr ergiebig. Umso besser, dann können wir jetzt Feierabend machen.", sprach Vala, wedelte den Sklaven davon und machte sich auf und davon.