Beiträge von Titus Duccius Vala

    Mit jedem 'Argument' des Aureliers bekam Vala immer mehr den Eindruck, dass hier weitaus mehr im Argen lag als die Argumentation seines Gastgebers. Dass es hier kaum mehr um die Sache ging war relativ schnell deutlich geworden, als Lupus sich beharrlich weigerte sein fehlendes Sachwissen einzugestehen und das von Vala als solches anzunehmen... infolgedessen wurde die Sache immer abstruser und das Gespräch entwickelte sich zur Farce.


    "Noch einmal: die Kosten verschwinden, denn die Schola ist nicht nur ein reiner Instandhaltungsposten, sondern auch mit Salären für die Lehrenden verbunden.", machte Vala deutlich, ohne sich die Mühe zu machen explizit die Schwachstellen seines Gegenübers zu identifizieren, denn er wusste mittlerweile nur allzu gut was dann geschehen würde. "Und dem Reformkonzept liegt durchaus die Beibehaltung einer öffentlichen Bibliothek zugrunde, in welchem die von dir erwähnten Werke aufbewahrt werden. Nichtsdestotrotz nimmt diese einen Bruchteil des Gebäudekomplexes der Schola ein... und wenn man es genau nimmt: deiner Ausführung zufolge kann die Res Publica nahezu jede Kosteneinsparung vergessen, weil offensichtlich überall gewisse Aufwendungen explizit mit inbegriffen sind. Und auch wenn du es noch so laut beschreist... das ist einer der Vorteile der Reform, da kannst du dich winden und wenden soviel du willst. Ein weiterer ist die Stärkung des traditionellen Bildungswesens... und das sollte ein Römer einsehen können, auch ohne dass ein Mann mit peregrinen Vorfahren ihm das vorhalten muss."


    Irgendwie konnte Vala dem ganzen, so unsinnig diese Unterhaltung offensichtlich war, einen gewissen Humor nicht absprechen, und seine Mundwinkel wanderten in der Folge leicht nach oben. Dass es letztlich nur Zeitverschwendung war, der er sich hier hingab, konnte er zumindest damit begegnen, dass er den Aurelier und seine recht eigenwillige Wahrnehmung mit einer gewissen Belustigung begegnete.

    Hatte Vala sich vor Antritt seines Amtes noch eingebildet, es würde alles in geregelten Bahnen verlaufen und er würde sich an einem Tag die Garküchen vornehmen und am anderen halt die Verkehrssicherheit, schalt ihn die Realität schon bald darauf einen Narren und belehrte ihn eines viel besseren: ein römischer Magistrat machte alles auf einmal. Und sowieso: er würde als Aedil eine Stadt wie Rom nicht halb so effektiv kontrollieren können, könnte er dabei nicht auf die tatkräftige Unterstützung der Bevölkerung zählen. En detail: Denunziatoren mauserten sich bald zu Valas besten Freunden, denn sie zeigten ihm wo etwas im argen lag... so zumindest die Theorie. In der Praxis wurde er natürlich oft genug auf Dinge aufmerksam gemacht, die offensichtlich nach Diskreditierung der Konkurrenz stanken, dass selbst einem Taubstummen auffallen musste was im Busch war.. allerdings hatte er der ganzen Sache ein Ende gesetzt, indem er den Spieß genau umdrehte: wurde eine Taberna, eine Garküche oder ein Händler denunziert weil er angeblich schlechte Ware zu falschen Preisen oder in falschen Maßen anbot und stellte sich bei der spontanen Überprüfung durch Valas Helfershelfer die Denunzierung als falsch heraus, tauchte Vala wenig später selbst bei dem denunzierten Händler auf und pries in aller Öffentlichkeit seine Waren und sein Geschäft als den römischen Gesetzen mehr als nur genügend und fair. Das sprach sich rum, und die falschen Denunziationen nahmen schlagartig ab, wenn sie auch nicht zur Gänze verschwanden.


    Zu den weiteren Aufgaben eines Aedils, die Vala so wahrnehmen musste, gehörte auch die Aufsicht über den reibungslosen Verkehr in die Stadt und aus ihr hinaus. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es an den Toren selbst wenig zu tun gab, da man dort dermaßen auf dem Präsentierteller stand, dass weder Wachen noch Reisende es sich leisten konnten unangenehm aufzufallen. Was allerdings für die größten Probleme sorgte waren fahrende Händler und andere Gewerbetreibende, die jede sich bietende Chance wahrnahmen ihre Ware schon auf den Verkehrsstraßen anzubieten und dabei ständig für Staus sorgten. Aber nicht nur das fahrende Händlervolk war eine Belastung für den innerstädtischen Verkehr, auch die Bauwut seiner Bewohner belastete die Straßen Roms. Am heutigen Tage zum Beispiel durfte Vala sich um einen Holzverschlag auf einer Nebenstraße der Via Tusculana kümmern, der die Straße um ein Viertel verschmälerte. Schon am gestrigen Tage waren seine Helfershelfer hier gewesen und hatten den wilden Bau bemängelt, doch der Inhaber hatte sich standhaft geweigert das Teil abzureißen, in welchem eine neu hinzugezogene Familie ein winziges Zimmer bewohnte sowie ein Schuster tagein tagaus auf's Leder einschlug.
    "Mir ist vollkommen egal, was diese Hütte für dein Geschäft bedeutet, Mann...", wimmelte Vala den wütenden Schuster mit einer genervten Handbewegung ab, um sich wieder dem Inhaber der Insula dahinter zuzuwenden, "...und die Straße ist sicherlich nicht kaum von diesem Ding behelligt. Es verschmälert sie um ein ganzes Stück!"
    "Das wurde aber mit dem vorigen Aedil so ausgemacht! Ich habe eine Sondergebühr bezahlt!", empörte sich der dicke Inhaber, der mit einem von Schweiß und anderen Flüssigkeiten unleserlichen Wisch vor Valas Nase rumfuchtelte, "Vierhundert Sesterzen habe ich dafür bezahlt!"
    "Den Gesetzen ist es ebenso egal, dass du einem Betrüger auf den Leim gegangen bist, Patroculus..", frotzelte Vala und zeigte sich gänzlich unbeirrt, "Das Ding kommt weg. Und du kannst dich glücklisch schätzen, wenn ich das Ding nicht selbst abreißen, dich das bezahlen lasse und das Holz konfisziere!"
    "Betrüger?", empörte sich der dicke Mann und fuchtelte noch wilder mit dem Wisch vor Valas Nase herum, "Der Mann war gewählter Magistrat Roms! Hier! Das Siegel des Aedils, ganz klar zu sehen! Das Ding DARF hier stehen!"
    "Darf es nicht, und das ist mein letztes Wort! Wenn sich mein Vorgänger nicht an die Gesetze gehalten hat, ist es dafür umso mehr die meine Aufgabe es zu tun.", konterte Vala und fixierte den Mann ein letztes Mal mit seinem Blick: "Es ist deine Entscheidung... entweder lässt du das Ding abreißen, oder ich tue es."
    "Das ist... das ist...", schnaufte der Mann, gab aber schließlich klein bei, "Ich tue es."
    "Sehr schön.", lobte Vala den Mann und wandte sich um: "Ich schicke in zwei Tagen jemanden vorbei, der kontrolliert ob du dich auch daran hälst. Wenn dem nicht so ist, wird es teuer für dich..."
    "Sehr wohl, Aedilis Duccius.", fletschte der Mann seine Zähne und trat nach einem Hund.


    Ad
    Quintilia Valentina
    Casa Quintilia | Roma


    EDICTUM AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLXIII A.U.C.


    Bei einer Routinekontrolle der auf den Märkten der Märkte fielen die im Namen der Quintilia Valentina von einer Garküche angebotenen Hähnchen (Huhn a la Fronto) auf. Ein gesetzlich lizenziertes Gewerbe für den Vertrieb besagter Waren fehlt ihr allerdings. Dies stellt eine Verletzung des codex universalis, lex mercatus § 4, Abs. I. dar und wird mit eine Strafe in Höhe von insgesamt 185.97 Sesterzen geahndet. Sie ist überdies aufgefordert, die vorgenannten Angebote umgehend vom Markt zu nehmen, sowie die Strafsumme der Staatskasse II gutzuschreiben. Die Frist hierfür wird auf vierzehn Tage nach Zustellung dieses Dokumentes festgesetzt (03.09.).


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.


    Gezeichnet und verfügt durch:


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/unterschriftvalaroemtinte.png]


    ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLXIII A.U.C. (20.8.2013/110 n.Chr.)



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    EDICTUM AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLXIII A.U.C.


    Bei einer Routinekontrolle der auf den Märkten der Märkte fielen die in deinem Namen von einer Garküche angebotenen Hähnchen (Huhn a la Fronto) auf. Ein gesetzlich lizenziertes Gewerbe für den Vertrieb besagter Waren fehlt dir allerdings seit Schließung des betreffenden Betriebs (14.07.). Dies stellt eine Verletzung des codex universalis, lex mercatus § 4, Abs. I. dar und wird mit eine Strafe in Höhe von insgesamt 185.97 Sesterzen geahndet. Du wirst überdies aufgefordert, die vorgenannten Angebote umgehend vom Markt zu nehmen, sowie die Strafsumme der Staatskasse II gutzuschreiben. Die Frist hierfür wird auf vierzehn Tage nach Zustellung dieses Dokumentes festgesetzt (03.09.).


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.


    Gezeichnet und verfügt durch:


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/unterschriftvalaroemtinte.png]


    ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLXIII A.U.C. (20.8.2013/110 n.Chr.)



    Sim-Off:

    Ich gehe mal davon aus, dass es sich einfach um für den eigenen Konsum eingekaufte Waren geht, die dummerweise durch ein übersehenes altes Angebot wieder auf den Markt geworfen wurden. Einfach unter WiSim->'Angebote'->'Eigene Angebote' entfernen, und gut ist. Alle anderen Tabernenangebote dann eben auch löschen um sowas für die Zukunft zu vermeiden.

    Auch wenn er sich sicherlich besseres vorstellen konnte, als einer Theateraufführung beizuwohnen, tauchte Vala mitsamt Gefolge gen Ende der Begrüßung auf und ließ sich von einem Sklaven zu dem ihm zugedachten Platz geleiten. Die Verspätung hatte recht profane Gründe, immerhin hatte er in Rom gewisse Pflichten zu erfüllen und die nie schlafende Stadt wurde nicht müde ihn mit Arbeit zuzumüllen.. auch wenn er dankenswerterweise einen ganzen Haufen von Arbeiten delegieren konnte. Dennoch: er kam einfach erst kurz vor knapp am Theater in Ostia an, ließ sich ins innere führen und versuchte mit so würdevollem Ausdruck wie möglich die Verspätung zu kaschieren. Dass er als Senator und amtierender Magistrat in Rom in der ersten Reihe saß verstand sich seinem Stand entsprechend von selbst, war für ihn aber immernoch recht ungewohnt. Irgendwie war es ihm fast unangenehm eine Menge von Zuschauern hinter sich zu wissen die ihm auf den Hinterkopf starren konnten. In den letzten Jahren hatte er entweder auf die Hinterköpfe einer ganzen Arme gestarrt oder von Angesicht zu Angesicht mit der bewaffneten Meute kommuniziert. Allerdings würde er sich damit arrangieren müssen.
    Der Titel des Stücks rief in ihm, dem notorischen Kulturbanausen, nicht die geringste Erinnerung wach und auch die Aussicht auf ein solches Stück versetzte ihn nicht gerade in beste Stimmung: Hochkultur ging ihm gelinde gesagt vollkommen am Arsch vorbei. Er wusste um den Effekt, den es auf die Massen haben konnte und wie wichtig Spiele jeder Art für die Stabilität eines Regimes waren, was aber nicht bedeutete, dass sich ihm die hehre metaphysische Substanz von Theateraufführungen erschloss. Nein, Valas Pragmatismus ging soweit, dass er sich kaum für nichtgreifbare Unterhaltung begeistern konnte. Sowieso: die schönste Unterhaltung war für ihn immernoch der genussvoll stöhnende und vor lustvoller Anstrengung verschwitzte Körper einer Frau unter ihm.
    Das durfte er hier aber nicht erwarten.. hier ging es nur darum Präsenz zu zeigen und vor allem guten Willen gegenüber seinem eigenen Klienten, dem Vala anstelle eines größeren Grußes einfach anerkennend zunickte, um sich im folgenden dem Stück zuzuwenden und es einfach an sich vorbeirauschen ließ. Er hatte sich von Sirius vorher eine Zusammenfassung des Stücks geben lassen, damit er dennoch mitreden konnte falls die Langeweile seine Gedanken wandern ließ, und er bemerkte, dass hier verdammt viele Worte für die Tatsache verwendet wurden, dass ein Typ auf Reisen gegangen war und sich währenddessen ein Weib gekauft hatte, das er nun vor seinem Vater verstecken wollte.
    Der politische Profi, der Vala mittlerweile war, lachte er pflichtschuldig mit den anderen sobald es etwas zu lachen gab, nahm hier und da lächelnd einen geflüsterten Kommentar entgegen und parierte diese mit lustigen Nichtigkeiten um nicht vollkommen ahnungslos dazustehen... aber alles in allem war das hier nicht das seine.

    Der Horror, der Horror. Als wäre die allgemeine Stimmung schon nicht Grund genug für Valas Eingeweise sich zu einem schwarzen Loch ultrahoher Dichte in seinem Inneren zusammenzuballen aus dem nichts weiteres als Schmerz und Angst nach außen drang, machte ihn der Singsang vollkommen fertig. Ächzend trat er unwillkürlich einen Schritt nach hinten, dann zwei, dann drei.. ohne dass er großartig selbst Herr dieser Regungen gewesen wäre. Nein, langsam machte sich sein Körper selbstständig und sein Geist stellte sich an ihn mit stets unter einer dicken Schicht aus Angst versteckten Erinnerungen an einer längst vergangene Zeit zu erdrücken.
    Es war blanke Panik, die sich seiner hier bemächtigte und die unsteten Schritte zur rückwärtigen Flucht fanden auch dann kein Ende, als er schon lange mit dem Rücken an einer Wand angelangt war.. fast als wolle er mit dieser verschmelzen um zu kaltem, emotionslosen Stein zu werden. Singen... Geschrei... die Schatten... alles war wieder da. Und Vala war ein kleiner Junge, den die Angst verschluckte als wäre er nichts weiter als eine geröstete Kastanie. Der Horror. Der Horror.


    Wenn die Priesterin zurückkehren würde, würde sie den Tribunen der achten Legion, siegreich und ungeschlagen im Felde, als kleines Häufchen Elend am anderen Ende des Raums zusammengesunken und blank vor sich hinstarrend wiederfinden.

    "Ich kann nicht abstreiten ebenso mit Sorge auf diese Diskussion zu blicken, welche dich mit Spannung erfüllt, Consular...", gab Vala freimütig zu, "..immerhin sind es meine ersten Schritte als Senator." Auch wenn Vala von vorneherein versucht hatte alte Wogen zu glätten und Gräben zu schließen um einen Erfolg seiner politischem Ambitionen wahrscheinlicher zu machen.. indem er den Kontakt zu Vertretern der politischen Klasse gesucht hatte, die in all den Jahren zuvor eher an ihm vorübergangen waren. Vala war sich folglich von Anfang an im Klaren gewesen, dass er nicht wählerisch sein konnte wollte er Erfolg haben. Und eigentlich musste er das auch garnicht sein... die Günstlinge des Vescularius waren geflohen oder gefangen oder... wenigstens neutralisiert. Eigentlich beste Voraussetzungen, würden gewisse Überraschungen der letzten Tage nicht dezent vorsichtig machen.


    "Das zweite Projekt, weshalb ich hergekommen ist, ist dabei um einiges umfangreicher und schwerwiegender... und dementsprechend das Kronjuwel meiner bisherigen Laufbahn, so es mir gelingt.", begann Vala das zweite Anliegen vorzutragen, "Dabei handelt es sich um eine grundlegende Reform der Schola Atheniensis. Im Detail geht es dabei um eine weitgehende Einstellung der Lehrtätigkeiten der Schola und einer Reduzierung des Komplexes an sich. Die Vorteile dessen würden sich vor allem in einer Stärkung des traditionellen Bildungswesens im Imperium zeigen, andererseits auch die Staatskasse um gewisse unnötige Verantwortungen erleichtern."

    "Ich strebe zweierlei Projekte an, die ich dem Senat vorlegen möchte...", begann Vala seine politische Agenda offenzulegen, "..das eine kleineren, das andere größeren Ausmaßes. Lasst mich zuerst mit dem kleineren beginnen.. nach den Wirren des Bürgerkriegs und der willkürlichen Herrschaft des Vescularius ist das Vertrauen der Menschen in die Res Publica gestört, und ein Mittel dieses wiederherzustellen ist einerseits die versierte Erfüllung der Pflichten eines jeden Magistrats an, so wie ich es auch für mein Amt anstrebe, sollte ich gewählt werden, andererseits aber auch eine vehementere Kontrolle der Magistrate in Form von Rechenschaftsberichten gegenüber den nachfolgenden Konsuln. Ich erinnere mich selbst noch sehr gut an mein Vigintivirat, das vornehmlich daraus bestand die Verfehlungen und schlampige Arbeit meines Vorgängers aufzuarbeiten bevor ich mich überhaupt mit den Belangen meiner eigentlichen Amtszeit auseinandersetzen konnte. Es war meine Naivität damals und die vollkommen fehlenden Aufzeichnungen zu den Amtsgeschäften meines Vorgängers, welche mich davon abhielten ihn nach geltendem Recht für seine Verfehlungen zu belangen.. und gerade in diesen Tagen, in denen der Neuanfang Hoffnung spendet und gleichzeitig große Aufgaben zu bewältigen sind, ist eine verlässliche Arbeit und eine ebenso verlässliche Kontrolle dieser meines Erachtens nach unabdingbar. Deshalb beabsichtige ich, den Vorschlag einer verpflichtenden und grundlegenden Dokumentation über die Amtsgeschäfte eines Magistrats in den Senat einzubringen... und hoffe hierbei auf eure wohlwollende Unterstützung um der Res Publica zu neuer Stabilität zu verhelfen."

    "Eh.. ja..., nickte Vala und lächelte irritiert, immerhin hätte er nicht erwartet, dass der Kaiser sich mehr Standfestigkeit von seinen ehemaligen Gegnern erhoffte, und auch in den folgenden Worten sprach der Kaiser für Vala in Rätseln. Was dieser natürlich tunlichst vermied auf irgendeine Art und Weise auszudrücken... nein, Vala treudoof ahnungsvoll und schnappte nach dem angebotenen Köder des Themenwechsels wie ein verhungernder Lachs: "Marcus Iulius Proximus hält sich für den Verteidiger Roms und den Retter vieler Menschenleben...", konstatierte Vala, der über derart dreiste Realitätsverbiegung nur den Kopf schütteln konnte, "Als Mann ohne militärische Expertise nicht nur zum Tribun der Cohortes Urbanae erhoben, sondern auch mit effektivem Kommando bedacht ist er wohl Sinnbild der Personalpolitik des Usurpators, der jegliche Sachkenntnis mit der Besetzung der Personalie Decimus Serapio und Octavius Dragonum verbraucht zu haben schien. Eine gescheiterte Wahl ließ ihn zurück auf den Posten fliehen, ohne diesen vorher aufgegeben zu haben, was die ganze Sache ziemlich vertrackt erscheinen lässt. Einerseits fiel er bei einem mit vescularischen Günstlingen durchsetzten Senat durch, andererseits wurde er vom Usurpator mit der Organisation der Urbs betraut. Zudem war er wohl immer wieder Gast im Palatin.. hat sein Klientel zu Aelius Quarto aber nie aufgegeben. Noch komplizierter wird die Sache durch sein Verhalten bei der Belagerung Roms.. einerseits wollte er die Entscheidung der Belagerung in die Hände des Senats legen, was unserer Kapitulation vor dem Vescularier gleichgekommen wäre... zudem wurde beobachtet, wie er noch kurz vor der Öffnung der Tore bei den vescularischen Konsuln beobachtet wurde. Dann aber gingen, bekanntermaßen, die Tore auf und Iulius Proximus ergab sich und die Stadt überraschend dem Legaten Flaminius.", fasste Vala die Geschehnisse zusammen, um Luft zu holen und zu einem abschließenden Resümee der Causa zu kommen: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Marcus Iulius Proximus stets versucht hat, sich sozusagen zwischen die Stühle zu setzen ohne auf dem Boden zu landen, sich gegen und für beide Seiten gleichzeitig abzusichern und nicht zuletzt von beiden Seiten zu profitieren. Dass er dabei grundlegend gescheitert ist, ist wohl einer zweifelhaften taktischen und politischen Befähigung zuzuschreiben, aber diese ist hier nicht das Thema.
    Dass er letztlich die Tore geöffnet hat wird er jetzt natürlich nicht müde zur Transportation seines eigenen Mythos zu wiederholen, aber letztlich wäre die Öffnung der Tore nur eine Frage von Stunden gewesen... wir hatten nicht wenige Kontakte in der Stadt, die dies ebenso bewerkstelligt hätten."
    , beendete Vala das eher vernichtende Resümee über den wohl unglücklichsten und gleichzeitig ungeschicktesten Gegenspieler den sie im Bürgerkrieg gehabt haben. Seine eigene Meinung von dem Mann war nicht viel besser.. der Kerl hatte sich offensichtlich als Opportunist versucht und sogar noch am offensichtlichen Ende die Hosen vor einer konsequenten Entscheidung voll gehabt. Dilletant.

    "Explizit an dich, Aedil.", sprach einer der Scriba als er Vala die Post zusammenfasste, nachdem die 'Sprechstunde' der Aedile vorüber war und das restliche Volk langsam von den Ordnungskräften hier in der Basilica aus dem Saal gefegt wurde.
    "Von wem?", murmelte Vala während er ein anderes Schreiben, das ihm zuvor gereicht worden war, überflog.
    "Es gibt keinen Absender.. der Cursus Publicus hat dies abgegeben, es ist anonym.", antwortete der Scriba wahrheitsgemäß, und reichte dem Aedil die Wachstafel als dieser mit neugierigem Blick aufsah.
    "Anonym.. hmhmhmhm....", murrte Vala, kniff die Augen zusammen und nickte zufrieden als er begriff worum es sich drehte: "Ich LIEBE Denunziantentum... einfacher geht es kaum... hier, prüfe diese beiden Betriebe und komm dann auf mich zurück.", sprach Vala mit vergnügtem Gesichtsausdruck und schickte den Scriba von dannen, um währenddessen die verbleibende Post zu sondieren.. bis der Scriba wieder auftauchte: "Nun?"
    "Der erste Betrieb gehört einem Marcus Aemilius Classicus, Optio der Cohortes Urbanae... welcher schon seit Jahren bei den Urbanern ist und den Betrieb demzufolge illegal bewirtschaften ließ.", referierte der Scriba mit ausdruckslosem Gesicht, während Vala sich nachdenklich durch den Bart strich: "Ein Urbaner, der jahrelang unbehelligt einen illegalen Betrieb führt? Das klingt ja fast nach einem kleinen Skandal.."
    "Heute ist übrigens interessanterweise eine Anfrage reingekommen, eben diesen Betrieb aus unseren Listen zu streichen, da das Geschäft aufgegeben wurde.", fügte der Scriba mit betont betonungsloser Miene an.
    "NEIN?!", staunte Vala.
    "Doch.", bestätigte der Scriba.
    "NEIN!!!?", gab Vala erneut voll des Erstaunens von sich.
    "Doch.", bestätigte der Scriba stoisch.
    "War die Tabula gesiegelt?", hakte Vala nach, der befürchtete sein Denunziant wäre denunziert worden!
    "Natürlich nicht.", gab der Scriba zu verstehen, "Sie wurde nur mit einem Wachsklecks verschlossen, aber nicht gesiegelt."
    "Weh uns! Mir deucht, die Wände haben Ohren!", raffte Vala sich auf und blickte theatralisch misstrauisch um sich, "Mein Verräter ist verraten worden! Wo kann Recht geschehen, wenn solch Unrecht zum Recht durch Unrecht recht gemacht wird?"
    "Aedil, du sprichst wahr, aber so sage uns, was sollen wir jetzt tun?", blickte der Scriba Vala fragend an, während sich hinter ihm weitere Scribae versammelten und den Aedil mit fragenden Blicken bedachten.
    "Tapfere Männer der Griffel!", sprach Vala seine Scribae an, "Seid nicht verzagt, denn der urbanische Lump wird so nicht davonkommen!"
    "Und was mit dem hadrianischen?", sprach die Menge der Scribae im Chor.
    "Welchem?", verstand Vala nicht.
    "Dem Lump!", antwortete der Chor.
    "Ach, den! Gebt mir ein Edikt, so dass ich ihn davonfegen mag.. aber was mich umtreibt sind die finsteren Gefielde jenes, der den Wänden Ohren verleiht und in jeder Ritze des Mauerwerks seine Spione hat!", wetterte Vala mit erhobener Faust ins Nichts.
    "Ja, oh Aedil, vernichte ihn! Hinfort mit dem düsteren Treiben!", sang der Chor.
    "Doch dies, oh Schreiberknechte, kann nur geschehen durch eurer Hände helfendes Werk!", tönte Vala von der Empore herab.
    "Sprich, oh Aedil, und sage uns wie!", tönte der Chor der Scribae zurück.
    "Schließt seinen Betrieb, so wie er's verlangt.. aber findet heraus, was er durch diesen erlangt.. in den letzten Jahren wie gestern und heute! Das Gesetz wird nicht gekreuzt, noch gefoppt und gebogen! Der Betrüger wird so bald um seinen Betrug betrogen!", donnerte Vala inbrünstig.
    "So wie du sprichst, so wird es geschehen!", sang der Chor der Scribae.
    "Der urbanische Lump, der wird schon noch sehen.", konstatierte Vala mit entschlossenem Gesicht.
    "Und was, wenn er garnichts verdienet hat an seinem düsteren Werk?", fragte aus dem Chor heraus die piepsige Stimme eines sehr jungen Schreibers.
    "Dann, oh du kleiner schreibender Zwerg..", sang Vala mit erhobener Faust, "..darf der Schuft gehen. Das Recht ist gerecht, doch unbarmherzig selbst gegen die übelsten Schufte ist es nicht!"
    "So sei es auf der ganzen Welt...", tönte der Chor aus ganzen Kehlen.
    "Wie es euch gefällt.", schloss Vala, verneigte sich und trat ab.

    Auf dessen Worte hin schenkte Vala dem Germanicus einen langen Blick, der sehr deutlich machte was er von derlei Gebahren hielt. Der Kerl führte sich schon in den ersten Worten so auf, als gäbe es niemanden vor dem er sich zu rechtfertigen habe... dabei stand der Kerl noch ganz unten auf der Leiter der Equestres. Allerdings war er offensichtlich nicht der erste, der sich schon an einem Fingerhut an Macht besaufen konnte und dann im Vollrausch derartige Töne spuckte, und Vala hatte wenig Interesse daran den Mann sofort zu maßregeln... weshalb ihn erst einmal interessierte, was für wichtige Termine es denn gab, dass sie der Zitierung des direkten Vorgesetzten und Magistrats der Urbs tatsächlich den Rang ablaufen konnten: "Dringende Termine... soso.. welche wären, Procurator?"

    "Auch wenn ich die Bedeutung deiner Unterstützung in dieser Sache nicht herunterspielen möchte, Consular Purgitius: nein, du bist nicht der einzige Senator dem ich dies Anliegen darlege.", schmunzelte Vala verschmitzt, "Auch wenn das Stimmungsbild bisher recht... ambivalent... ausgefallen ist. Demzufolge wird jede Stimme zählen, die ich für dies Anliegen gewinnen kann. Oder für mein zweites, weshalb ich hergekommen bin, und welches ich gewissermaßen als Krönung meines Aedilats betrachte... so es mir gelingt."

    Als der Procurator sich einem der Scribae vorstellte, die im Eingangsbereich herumwuselten um die Schar der Besucher zu organisieren und bestenfalls zu lichten, nickte dieser nur und verschwand mit wichtigem Gesichtsausdruck in Richtung der kleinen hölzernen Erhebungen, auf welchen die Aedile ihre Stühle aufgestellt hatten und dort Hof hielten, und kam einen Moment später zurück um den Procurator mitzuteilen, dass er nicht warten brauche sondern sofort empfangen wurde.


    "Procurator Germanicus.", grüßte der plebeiische Aedil den Ankömmling ohne allzu begeistert zu wirken, eher im Gegenteil: sein Blick äußerte deutliche Missbilligung. "Wenn ich mich recht entsinne, habe ich dich bereits vor einigen Tagen herzitiert. Zu einem Tag, der beinahe ebenso lange her ist... was hat dich aufgehalten?"

    "Sozusagen, mein Kaiser. Zumindest hat er sie stark heruntergespielt..", referierte Vala auf Geheiß über den Octavier, "..sah er sich doch nur als kleines Rädchen im Stellwerk des vescularischen Regimes. Was von einem Klient des Vescularius und Vertreter der Anklage im Schauprozess gegen Marcus Lucianus von den Vinicii doch recht seltsam anmutet.. allerdings war seine Bereitschaft, sich durch Geldzahlungen und öffentliche Bekundungen aus der Bedrouille zu winden außerordentlich hoch... kurzum: ein vollendeter Opportunist, dem man keine große Loyalität zum Vescularier unterstellen kann... allerdings auch zu niemand anderem.", was die verwandschaftlichen Verhältnisse anging, fiel Vala einen Moment in nachdenkliches Schweigen bevor er antwortete, "Meiner Kenntnis nach sind die beiden derart fern miteinander verwandt, dass die Ecken sich im weit zweistelligen Bereich befinden, über die man eine solche Verwandtschaft konstruieren müsste. Also in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis."

    "Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Zeit in Aegyptus, ist sie doch nur wenige Jahre her, und ich kann nicht behaupten es dort als angenehm erlebt zu haben... allerdings bin ich von Klein auf auch andere Verhältnisse gewohnt, wie du dir sicherlich denken kannst und auch selbst erlebt hast.", grinste Vala schief, bevor er sich seinem Tiro zuwandte und ihm deutete ein wenig vorzutreten, "Dies ist Marcus Aquila von den Decimern, Enkel des Maximus Meridius. Er absolviert gerade sein Tirocinium Fori bei mir.. du weißt ja wie sowas abläuft, ich führe ihn halt rum und kleister ihn mit Arbeit zu, von der es im Moment mehr als genug gibt. Sag artig Hallo, Junge."

    "Selbstverständlich bin ich das, Senator..", fügte diensteifrig an ohne die Erleichterung über die vorsichtige Bekanntgabe der Unterstützung durch den Flavier verhehlen zu können, und schwenkte zu seinem politischen Programm der nächsten Monate, wobei er schon beim ersten Anliegen einen gewissen Eifer in der Stimme auflegte, da ihm trotz der seitdem vergangenen Zeit die Erinnerung an die Mühen mit seinem Vorgänger noch gut in Erinnerung geblieben sind, "..ich strebe, neben der zuverlässigen Erfüllung meiner Pflichten als Aedil, zwei Projekte im Senat an... das eine kleiner, das zweite größeren Ausmaßes. Das kleinere, wenn ich damit beginnen darf, dreht sich um eine verpflichtende Dokumentation der Tätigkeiten jedes Magistrats in Rom, eine Art detaillierteren Rechenschaftsbericht gegenüber den Nachfolgern... abseits der Res Gestae auf dem Forum. Eigene Erfahrungen haben mir gezeigt, dass dies vonnöten ist um eine Einarbeitung der Nachfolger zu erleichtern und diesen damit mehr Zeit für die Anliegen ihrer eigenen Amtszeit haben. Ich selbst, um nur mein Beispiel zu nennen, durfte als Vigintivir einen Großteil der nichtdokumentierten Arbeit oder eben nicht geschehenen Arbeit meines Vorgängers aufarbeiten, bevor ich mich um die Anliegen meiner eigenen Amtszeit kümmern konnte... ich möchte einerseits nachfolgenden Magistraten dies Schicksal ersparen, andererseits die Verfolgung derartiger Pflichtverletzungen erleichtern.."

    "Auf den Frieden., stimmte Vala in den Trinkspruch mit ein, nachdem er einen Moment gezögert hatte um die Reaktion des Konsulars abzuwarten, der sich zuvor ja schon nicht gerade euphorisch über den neuen Kaiser geäußert hatte, und Vala wollte die leise Zuversicht nicht durch zu euphorische Gesinnungsbekanntgaben zu trüben. Der Klecks des Weins, der sich vor seinen Füßen auf dem Boden verteilte nahm die Form einer Taube an... oder bildete er sich das nur ein? Wenn das kein Zeichen war... nein... es war nur ein Klecks. Mehr nicht. Gaaaanz sicher.


    "Ich werde es versuchen...", meinte Vala dann abschließend zur Kaiser-Aelier-Frage, "..allerdings halte ich es für wahrscheinlicher, dass die Tore sich euch gegenüber schneller öffnen als mir... ich bin immernoch ein Homo Novus, dein Vater ist dreimaliger Consular. Ich denke ich lehne mich nicht allzu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass sein Wort immernoch schwerer wiegt als meins.."


    Als das Thema gegessen war, schwenkte er auf sein ursprüngliches Anliegen zurück: "Wenn ich die Herren darüber hinaus mit ein paar Details meines politischen Programms für die nächsten Monate langweilen darf?"

    "Consular Vinicius..", grüßte Vala seinen Patron mit knappen Worten als dieser schließlich das Triclinium betrat, und verkniff sich ein längeres Starren auf den Stock, der bei ihrem letzten Zusammentreffen noch nicht dagewesen war. So war es mehr eine beiläufige Kenntnisnahme der neuen Umstände die Vala zeigte, auch wenn er in Worten erst einmal die üblichen Floskeln quittierte: "Sie waren just im Begriff genau das zu tun, bin ich doch gerade erst gekommen..", log er chalant und ohne mit der Wimper zu zucken, "..und vielen Dank für die Glückwünsche. Ich muss zugeben schon härtere Wahlkämpfe erlebt zu haben, und doch war es anstrengender als man glaubte.. ich lag nicht selten der Versuchung anheim, den Leuten einfach zu befehlen mich für die Wahl zu empfehlen. Es hat offensichtlich auch so gereicht.. aber genug von mir, du bist aus deinem Exil zurückgekehrt, wie schön. Ich habe mir schon ehrliche Sorgen gemacht, immerhin drang kein Laut von dir aus Mauretania.. manche glaubten dich schon tot im Sand der Wüste verdorrend."