Beiträge von Titus Duccius Vala

    Der von den Männer lang herbeigesehnte Marschbefehl für die achte Legion traf wenige Tage nach der Erhebung ihres Tribuns und Kommandanten zum Senator Roms ein, und sorgte damit für eine deutlich ausgelassene Stimmung in den Reihen der Männer. Hatte man sich schon vorher darauf vorbereitet die Castra zu verlassen, gönnte man den Männern noch einen Abend zum Draufmachen in der Stadt, bevor es am nächsten Morgen zurück gen Norden ging. Da Vala seine Männer nicht begleiten würde, nahm er sich vor deren Abmarsch noch den Moment einer Ansprache vor der komplett angetretenen Besatzung der Castra.
    Als er, schon nicht mehr Tribun, schon nicht mehr in den Stiefeln eines Soldaten sondern in den roten Schuhen eines Senators die hölzernen Stufen zur Rostra hinaufstieg empfing ihn oben ein Gefühl der Wehmut, immerhin hatte er mehrere Jahre mit den Männern verbracht und kannte viel zu viele von ihnen beim Namen.


    "Männer der glorreichen Octava Augusta..", begann er seine vorerst letzte Ansprache zu den Männern, "..der Feldzug gegen den Usurpator steht mit eurer Rückkehr in die Heimat Argentorates kurz vor seinem Ende. Vor seinem erfolgreichen Ende, Männer, denn der Usurpator ist tot und der legitime Nachfolger des Valerianus ist DANK EUCH nicht nur rechtmäßiger, sondern auch inthronisierter Princeps Roms. EUER EHEMALIGER LEGATUS IST NUN AUGUSTUS! WELCHE EHRE KÖNNTE EUCH NOCH ZUTEIL WERDEN, ALS DEN MANN, DEM IHR AUF JAHRE HINWEG TREU GEFOLGT SEID, AUF DEN THRON ZU HEBEN? Soldaten, ihr habt mit euch mit jedem Tropfen Blut und Schweiß Ehre verdient, und das wird euch niemand vergessen. NIEMAND! Die Schlagkraft und Stärke der achten Legion sucht ihresgleichen, und ihr seid Teil dieser Legion. Auch wenn ich euch nicht zurück nach Germania begleiten werden, denn meine Pflichten sind nun hier in Rom... der Kaiser braucht mich, so wie er einst euch brauchte.. und ich werde mein möglichstes tun eurem Vorbild hier in Rom nachzueifern. DENN AUCH ICH WERDE EUCH NICHT VERGESSEN, MÄNNER ARGENTORATES! Kehrt zurück zu euren Weibern und Kindern, ehrt die Toten die ihr Leben für den Princeps und Rom gegeben haben, und erinnert euch stets mit Stolz an das, was ihr aufzubauen geholfen habt! DER FRIEDEN NACH DEM KRIEGE IST EUCH ZU VERDANKEN, MÄNNER! VERGESST DAS NICHT!"
    Sprach's, verabschiedete sich noch einmal mit festem Handschlag bei den ihn umgebenden Offizieren der Legion, und verschwand unter dem Jubel seiner Soldaten mit angestrengt würdevoller Miene von der Rostra.. mit dem Wunsch im Hinterkopf, irgendwann wieder das Kommando über diese Männer haben zu können.. als 'richtiger' Legat der glorreichen Legio Octava Augusta.


    Wenige Stunden später war das Lager verwaist... und stand den Soldaten der Urbaner und Praetorianer wieder offen.

    "Ich werde schauen was ich tun kann, Decima.", antwortete Vala knapp, denn die Müdigkeit in seinen Gliedern forderte immer lauter nach Erholung, "Wenn du mich nun entschuldigst? Der Marschbefehl für die achte Legion kann jeden Tag eintreffen, deshalb wird der morgige besonders früh anfangen. Zudem werden die Cohortes Urbanae und die Praetorianer hier bald wieder einziehen wollen, und meine Männer wollen nach Hause. Ich werde dich also darüber in Kenntnis setzen, sobald ich neueres weiß."

    Sah vorher noch alles recht positiv aus, brachte ihn die eingeworfene Frage des jungen Aelius doch dezent aus der Fassung. Darauf, also auf diese Frage, hätte er vorbereitet sein sollen. War er aber nicht. Ganz im Gegenteil, er hatte sich nicht die geringsten Gedanken darüber gemacht was mit jenen geschah, die dem Herrschaftsanspruch des Cornelius gefährlich werden konnten... und das konnten die Aelier nach kurzer Überlegung durchaus. So schwieg Vala einen Moment auf die Frage und war sichtlich um Fassung bemüht, immerhin war die Frage doch sehr delikater Natur, die er ohne weiteres nicht beantworten konnte, immerhin hatte der Kaiser noch keine Stellungnahme zu dem Thema abgegeben... was dafür sprach, dass die Causa noch garnicht an ihn herangetragen worden war.


    "Nun...", zögerte Vala einen Moment, die richtigen Worte suchend, bevor er sich dazu entschied einfach Klartext zu reden, "...mit Verlaub, Aelius, die Frage ist falsch gestellt. Vorrangig für eure Sorgen dürfte vor allem sein, wie IHR zum Cornelius steht, und nicht anders herum. Du spielst sicherlich auf eure Verwandtschaft zum verblichenen Valerianus an, und da stellt sich eben vordergründig die Frage, wie ihr euch gegenüber dieser verhaltet. Der Cornelius ist, laut Testament des Valerianus und seiner breiten Machtbasis, die ihn den Krieg hat gewinnen lassen, unbestritten Princeps, und so ihr mir diesen Kommentar erlaubt, tätet ihr gut daran das auch dementsprechend öffentlichstmöglichst so zu akzeptieren. Denn noch einmal: der Cornelius ist Princeps, ohne Wenn und Aber. Die Rechnung die daraus folgt ist eine ganz einfache: Valerianus WAR Aelius und wurde durch die Adoption durch Divus Iulianus zum Ulpius, rechtlich gesehen ganz klare Sache. So wird der Cornelius das auch sehen, immerhin war Valerianus nicht der erste Kaiser der durch Adoption in die kaiserliche Familie gewechselt ist. Dementsprechend ist eure Rolle eigentlich klar wie Klosbrühe: der Consular Aelius ist vielleicht der leibliche Bruder des verstorbenen Kaisers, aber das macht ihn noch lange nicht zum Aspiraten auf den Thron.. und dementsprechend auch nicht zur Gefahr für den Cornelius. So bitter das klingen mag.. eure Verbindung zum Kaiserhaus ist mit dem Tod des Valerianus erloschen. Das Haus der Aelii ist ohne Zweifel immernoch ein einflussreiches und bedeutendes in der Res Publica, aber die Zeiten als Familie des Kaisers sind vorbei. So ihr dies akzeptiert habt ihr vor dem Cornelier wenig zu befürchten... solltet ihr allerdings daran festhalten, leiblich mit dem ehemaligen Kaiser verbandelt zu sein, nun... die Geschichte spricht für sich."
    Sprach Vala und meinte damit die in Scharen ausgeschalteten Konkurrenten eines Kaisers, der seine Machtbasis erst einmal sichern musste.. und das würde der neue Princeps sicherlich nicht auslassen können. Dass der Anspruch der Aelii auf den Thron quasi non-existent war, war für Vala klare Sache, allerdings schien die Frage des jungen Aelius darauf hinzudeuten, dass die Familia sich darüber keineswegs sicher war.. was für sie selbst viel gefährlicher war als der neue Princeps selbst, immerhin hatte der einen Haufen von Leuten deren Erfolg an ihn gekettet war... und Vala selbst zählte sich natürlich auch zu diesen.

    "Dann sind die nächsten Schritte klar... bring dein Duumvirat so zuende, dass man sich deines Namens mit Wohlwollen erinnert..", konstatierte Vala also den weiteren Verlauf, "Währenddessen kümmern wir uns um deine Erhebung in den Ritterstand und die Landfrage. Sobald das und deine Amtszeit erledigt sind, fassen wir ins Auge dich in einer der Gladiatorenschulen unter zu bringen... bis dahin würde ich dir empfehlen, dich entsprechend mit der Natur der Ludi und den Spielen in Rom generell vertraut zu machen. Gute und präzise Vorbereitung erleichtert das, was danach kommt."

    Procurator Annonae
    Portus Utriusque
    Ostia


    T. Duccius Vala Procuratori Annonae s.d.,


    ob der immernoch ausstehenden Ernennung eines Nachfolgers des unter dem Usurpator dienenden Praefectus Annonae obliegt es den Aedilen der Stadt Rom die Getreideversorgung derselben zu überwachen. Ich denke ich muss nicht darstellen wie dringlich die Sache ist, dementsprechend erwarte ich dich vorbereitet mit einem Haufen Informationen am morgigen Tag in der Basilica Iulia zu Rom zum Rapport.


    Vale bene,


    Wie geladen tauchte Vala zwei Tage später am Abend mitsamt der ihm mittlerweile so gut wie immer folgenden Bagage aus Sirius, den drei keltischen Haudraufs und seinem decimischen Tiro vor der Villa Vinicia auf und ließ sich durch ersteren nach dem Klopfen ankündigen: "Der Aedilis Plebis Titus Duccius Vala, der Einladung des Consulars Marcus Vinicius Hungaricus folgend, zum Abendessen." , ließ der Sklave mit dem schnoddrigen Ton des renitent Unbegeisterten verlauten.

    "Solltest du es auf eine Erhebung in den Ritterstand abgesehen haben, wie du es darlegst, Helvetius, ist vor allem eins wichtig: Kontinuität und Zielstrebigkeit. Es würde keinen guten Eindruck machen, solltest du von Posten zu Posten tingeln nur um irgendwie die Zeit bis zur Erhebung zu überbrücken. Da spreche ich auch für mich... ich erwarte von meinen Klienten eine genaue Vorstellung von dem, was ihnen möglich ist und was sie mit diesen Möglichkeiten anzufangen wünschen.", legte Vala dar wie er sich das selbst vorstellte. Seine eigene Laufbahn hatte ja, dank des Vesculariers, keinen Knick aber doch eine Delle erhalten, als er nach seiner Zeit in Aegyptus anstelle in den Senat 'zurück' in ein Militärtribunat rutschte... was immerhin noch Teil des Cursus Honorum war und somit keinen eigentlichen Knick darstellte. Würde der Helvetier aber zu einem Amt tingeln, das rein garnichts mit der Laufbahn eines Eques zu tun haben würde, wäre das schon ein denkwürdiges Zeichen.
    "Du scheinst in Ostia eine sichere Basis zu haben, wenn dich das Volk der Civitas in noch so jungen Jahren zum Duumvir gewählt hat. Vergeude das nicht, indem du Stationarii und Tabellarii zur Raison rufst. Dein nächstes Ziel ist klar gesteckt: der Director Ludi als erste Stufe einer ritterlichen Laufbahn. Und dann? Ich gehe davon aus als oberster Verwaltungsherr einer Civitas wird dich eine militärische Laufbahn im Cursus Honorum Equestris wohl kaum reizen.. noch deiner Art entsprechen.", schmunzelte Vala, der das Militärische zu einem seiner vier Steckenpferde zählte: Militär, Verwaltung, Wirtschaft, Recht. Dass er Klienten haben würde, die seine Steckenpferde nicht teilten, weil andere Dinge (wie zum Beispiel der Götterkult oder die Populärkultur) wichtiger erschienen, war ja kaum zu verhindern und somit kein Ausschlusskriterium.
    "Würdest du dich, nach dem Wechsel aus der Verwaltung hin zu den Spielen, eher weiter in dieser Richtung bewegen? Dann wäre beim Procurator Familiarium Gladiatorum erst einmal Schluss. Was... und das muss ich noch einmal in aller Deutlichkeit betonen, für mich nicht das geringste Problem darstellt. Ich erwarte von dir kein Geifern auf Posten und Karriere, sondern Zuverlässigkeit in dem was du tust... ob als einfacher Postbote oder als Curator in der kaiserlichen Kanzlei ist mir dabei vollkommen egal. Tue es richtig, oder lass es.. und verschwende nicht deine Lebenszeit mit Posten, die dir nicht entsprechen, das würde weder dir noch dem Posten gut tun."


    Dass der Mann nicht mit Helvetius Geminus verwandt war, war bedauerlich, immerhin hätte sich so die Grundstücksfrage zu Valas Vorteil recht problemlos lösen können. Was sie so allerdings nicht tat, und demnach erst einmal hintangestellt werden musste.
    "Ein Centurio der Vigiles und ein Duumvir Ostias.", schmunzelte Vala, da der Helvetius offensichtlich ebenso Homo Novus war wie er selbst... er allerdings als Ritter mit deutlich geringeren Komplikationen durch diesen Fakt rechnen durfte, "Du schickst dich also an, einer der Großen deiner Familia zu werden. Ich kann nicht leugnen, dass mir das imponiert..."

    "Konkrete militärische Informationen, wie zum Beispiel über die Truppenstärke des Marius Turbo nach der Niederlage des Laberius bei Vicetia oder der Korrespondenz zwischen diesem und dem Usurpator waren dem Praefectus Praetorio nicht zu entlocken... allerdings stellte sich mir hier die Frage, wenn er den Lügen des Vescularius auf den Leim gegangen ist, ob er nicht von diesem auch darüber hinausgehend irregeführt wurde. Mag beim Praefectus Praetorio seltsam anmuten... aber für gänzlich unwahrscheinlich halte ich es nicht.", holte Vala etwas weiter aus um das Ausbleiben jeglicher nützlicher Information irgendwie erklären zu können, "Sein eigentlicher Verbleib ist... dem letzten Stand nach... wohl für ihn selbst unklar. Wie gesagt, er hält uns für die Mörder des Valerianus, was seinen Idealen und seiner Vorstellung von Rom widersprechen würde, würde er sich uns anschließen. Das ist allerdings auch der einzige Knackpunkt in der ganzen Sache."

    "Dementsprechend sollte eine obligatorische Fixierung der Arbeiten am Ende letztlich keine große Mehrarbeit für die Magistrate darstellen, die ihre Arbeit gewissenhaft und zuverlässig erledigen.", führte Vala den Faden fort, "Dass sie allerdings dennoch unabdingbar ist, zeigt sich durch die doch immer wieder recht schludrige Arbeit gewisser Magistrate. Als Beispiel möchte ich hier meinen Vorgänger bei den Decimviri litibus iudicandis anführen, der durch die fehlende Dokumentation seiner Arbeit letztlich vollkommen offen ließ, ob er diese überhaupt erledigt hatte. Ich musste einen Großteil der Erbschaftsfälle aus dessen Amtszeit vollkommen neu aufrollen, überprüfen und korrigieren bevor ich mich mit Erbschaftsfällen aus meiner Amtszeit überhaupt nur annähernd befassen konnte. Eine Dokumentation seiner Arbeit, so sie überhaupt stattgefunden hat, hätte dies einiges einfacher gemacht... und auch eine rechtliche Feststellung des Schlendrians, wie es Usus ist."

    "Würde ich die ehrenwerten Senatoren dieses Hauses für Anhänger des Vescularius halten, so wäre ich wohl jetzt nicht hier.", lächelte Vala, und schenkte sich den Gedanken, dass sie es in dem Fall wohl auch nicht wären, "Um Beleidigungen war der Usurpator nie verlegen, wie auch um schlimmere Dinge nicht."
    Was letztlich ein Gemeinplatz war, aber wenn dieser taugte zarte Bande im Senat zu schließen, oder zumindest gewissen Animositäten vorzubeugen, so ging Vala nur allzu gerne darauf ein: "Dein Wohlwollen ehrt mich zutiefst, Consular Aelius, und ich werde es nicht vergessen.. Germanicus, letztlich können doch nur bessere Zeiten als zuvor kommen, waren sie doch düster für uns alle."

    "Das sieht doch vollkommen nutzlos aus!", tönte Vala eine Woche nach Antritt seines Amtes, als er sein Officium betrat und zu der Erkenntnis kam, dass er das eigentlich garnet brauchte. Als Aedil war er ohnehin einen Großteil der Zeit in der Stadt unterwegs und hatte als Officium seinen Schwarm Schreiber quasi ständig bei sich... und wenn er mal in die Basilica kam, dann nur um in einer der Hallen Bitt-, Antrags- und Hintansteller zu empfangen.
    Den Papierkram, den er hier zu erledigen hatte, konnte er genauso gut mit nach Hause nehmen... was er auch fortan tun würde. Er ließ also das Officium ausräumen und als Abstellkammer oder Archiv nutzen... was auch immer dem Hausverwalter der Basilica so in den Sinn kam.


    Antragsteller und anderes Volk würde der Aedil ab sofort nurnoch in der Exedra der Aedile empfangen.

    http://farm5.staticflickr.com/…56068076_47000e799e_n.jpg Nachdem Vala festgestellt hatte, dass ein Officium für einen Magistraten, der sowieso die meiste Zeit unterwegs war und/oder Leute am laufenden Band empfing, einfach nutzlos war, hatte er sich schnell mit seinem curulischen Amtskollegen abgesprochen und beschlossen die Officii auf Dauer zu schließen. Das Ganze lief zugunsten eines sehr viel offeneren und viel traditionelleren Systems ab, in welchem die Aedile sich zu bestimmten Zeiten in einer der Exedrae der Basilica Iulia einfanden und dort in einer Art von den Scribae dillegierten Massenempfang die Sorgen, Wünsche und schlichten Anträge der Bevölkerung erhörten.. oder eben nicht.
    Der Vorteil des Ganzen lag auf der Hand: alles ballte sich hier in diesem einen Saal, die Scriba arrangierten einen kontinuierlichen und dem sozialen Rang der Bittsteller entsprechenden Fluss der Besprechungen und die doch etwas unzeitgemäß anmutenden Officii wurden aufgelöst.
    So erklang nunmehr Tag für Tag das stete Gemurmel größerer Menschenmengen, wenn die Aedile mal wieder zum Empfang luden und die Bevölkerung sich den Geschäftsrelevanten Ballast von der Seele redeten... einander denunzierten, beklagten, verklagten oder auf Missstände aufmerksam machten.





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    Wollte man tatsächlich die Aufgaben eines Aedils auflisten, so würde man einiges zu tun haben.. und umso mehr, wollte man sie ausführen. Dementsprechend vielbeschäftigt war der nunmehr ernannte Aedil Plebis, Titus Duccius Vala, der nur einen Bruchteil der Tageszeit in der kleinen Halle verbrachte, in welcher der Aedil seinen Geschäften nachging und sich die Wünsche, Anforderungen und Bestrebungen der geschäftstüchtigen Römer anhörte. Die restliche Zeit, meißt bis in den späten Abend hinein, trieb er sich auf den verschiedenen Märkten der Stadt herum, inspizierte Waren und Maße, die Straßen der Stadt (vor allem an den Toren wo die größten Engpässe zu erwarten waren), prüfte die tausend Garküchen auf Brandsicherheit, die Brunnen auf Flusszuverlässigkeit und die Tempel... und natürlich die Bordelle.
    Und natürlich das Getreide... auf keinen Fall zu vergessen, immerhin war der alte Praefectus Annonae eingeknastet und noch kein neuer ernannt, weshalb der eigentlich ritterliche Kompetenzbereich nun an den Neusenator gegangen war. Vorerst.


    Am heutigen Tage hatte Vala sich die Garküchen der Stadt vorgenommen, und schleifte eine Traube von Schreibern (u.a. Sirius und seinen Tiro) mitsamt seinen Leibwächtern hinter sich her um den Menschen auf den Zahn zu fühlen die einerseits das Volk mit warmer Speise versorgten, andererseits die Stadt immer wieder an den Rand einer kollektiven Brandkatastrophe brachten. Dass man von Spontanität kaum sprechen konnte, wenn man als Senator und Magistrat Roms eine derartige Menschentraube hinter sich herzog, musste er sich damit zufrieden geben, den Garköchen so wenig Zeit wie möglich zur Vertuschung ihrer Mängel zu lassen. Wie zum Beispiel der alten Centu Cifreidshickn, die als erste am heutigen Tage in den Genuss einer Stippvisite Valas kam.


    "Salvete...", grüßte Vala unbekümmert in die Runde als sie die kleine Taberna im Erdgeschoss einer Insula erreichten, "...ich bin Titus Duccius Vala, Aedilis Plebis der Urbs, und ich würde gerne die Brandsicherheit dieser Taberna prüfen..."
    "HÄH?", nölte die alte Frau, die Vala verständnislos anblickte, "EIN HALBES HUHN FÜR VIER SESTERZEN! EIN GANZES FÜR SIEBEN!"
    "Ich will kein Huhn, ich will die Herde prüfen!", entgegnete Vala verdutzt.
    "ICH HAB KEINE GANZE HERDE! ES SIND SCHON VIELE HEUTE RAUS... ICH HAB NOCH SIEBEN STÜCK, DAS MACHT DANN FUFFZIG SESTERZEN!", rief die Alte, die Vala zahnlos anlächelte, da sie das Geschäft des Tages witterte.
    "ICH WILL KEINE HÜHNER! ICH WILL DIE FEUERSTELLE PRÜFEN! WEGEN DER SICHERHEIT!", brüllte Vala, nachdem ihm Sirius sehr unauffällig gedeutet hatte, dass die Alte wohl nicht gut hörte.
    "DU MUSST MICH DOCH NICHT SO ANSCHREIEN! DAS VERBITTE ICH MIR! WER BIST DU ÜBERHAUPT?", krakelte die Alte unbeirrt.
    "TITUS DUCCIUS VALA, AEDILIS PLEBIS DER STADT! ICH PRÜFE DIE BRANDSICHERHEIT!", rief Vala in das Ohr der Alten, die ihn nicht einmal eine Sekunde wutentbrannt anstarrte und ihm dann unvermittelt eine Backpfeife gab: "WENN DU DAS NOCHMAL MACHST, HOL ICH MEINEN SOHN! ALSO... WILLST DU JETZT EIN HALBES ODER EIN GANZES?"
    "Oh mann... das wird ein Tag.", ächzte Vala sich die Backe reibend.
    "Ich find ihn schon jetzt großartig..." , flötete Sirius mit einem seligen Grinsen im Gesicht.

    Imperiosus!


    Du Flachpfeife, sieh zu, dass du deine verdammten Lämmer und deine Wolle nicht mehr am helligten Tage auf dem Markt in Rom verschacherst, es ist eine halbe Ewigkeit her seit du deinen Schäfer nach Hel geschickt hast, also ist es entsprechend Zeit endlich das Angebot vom Markt zu nehmen.


    Sieh zu, dass du das bewerkstelligst, wenn ich das Angebot in zwei Tagen immernoch auf dem Markt sehe, setzt es was. Und ja, das wird teuer.


    Wie froh du dich doch schätzen kannst mich zu haben.


    V.


    P.S.: diese Tabula zerstört sich nach dem Lesen selbst.


    P.P.S.: das kostet dich mindestens ein Bier. Besser zwei.


    P.P.P.S.: doch eher drei.


    "Das sieht doch schonmal gänzlich anders aus...", murrte Vala als er zum ersten Mal sein Officium als Aedilis Plebis betrat und sich an das Kabuff erinnerte, das er noch als Quaestor oder gar Vigintivir während seiner Amtszeit behaust hatte. Sein Vorgänger (den er selbst im Carcer der Castra Praetoria beherbergt hatte) hatte wohl beim Fall der Stadt nicht die Zeit gefunden das Officium zu räumen, und so fand Vala noch einiges an persönlichen Habseligkeiten... unter anderem eine Totenmaske eines Ahnen des Mannes, welche Vala umgehend von einem Sklaven fort zur Sippschaft des Mannes bringen ließ. Da sich seine Amtszeit naturbedingt nur zu geringem Ausmaß in diesen vier Wänden abspielen würde sah Vala jetzt auch keine große Notwendigkeit sich hier besonders häuslich einzurichten, und so blieb nach dem Aufräumen nicht mehr als ein vergleichsweise kärglich eingerichtetes Officium in welchem er fortan zu bestimmten Zeiten Besuche entgegennehmen, Anträge abarbeiten und Strafen erlassen würde.

    Edikte

    S.d.A. - Stornierung des Angebots | A.d.B. - Auflösung des Betriebs | k.R. - keine Reaktion | VASG - Vorgang abgeschlossen, Strafe gezahlt



    Betriebseröffnungen



    Namensänderung Betriebe



    Besitzerwechsel Betriebe



    Eingetragene Angestellte



    Betriebsschließungen

    EGO, TITUS DUCCIUS VALA HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
    ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
    SOLLEMNITER IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA OFFICIO AEDILIS PLEBIS IMPERII ROMANI ACCEPTO,
    DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
    PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
    PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
    DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
    ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA OFFICIIS MUNERIS AEDILIS PLEBIS
    ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS AEDILIS PLEBIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.

    Das Brot war relativ schnell verteilt, was ob der derzeitigen Lage sicherlich alles andere als verwunderlich war.. die zu schüttelnden Hände gaben sich aber etwas mehr Zeit um weniger zu werden.. und als das Ende des Tages endlich in Sicht war nahm auch Vala sich den einen oder anderen Moment um etwas detaillierte Gespräche zu führen.
    "Ein Tiberius der Ahalae?", zog Vala eine Augenbraue hoch als er sich seinem Tiro zuwendete und zeigte sich alles andere als erbaut über diese Information, "Das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht.. Tiberius Durus war sicherlich kein Freund meiner Person, was letztlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Ein wohlwollender Spender einer anderen Sippe wäre mir da lieber gewesen... aber gut, was weißt du über die Solvenz des Mannes? Immerhin kann man davon ausgehen, dass der Vescularier Manius Durus und seine nähere Sippschaft enteignet und kräftig ausgequetscht haben wird."

    "Wie du dir sicherlich denken kannst, beschränken sich meine persönlichen Einblicke in die Amtsgeschäfte der Res Publica auf die der Vigintiviri, der Quaestores und der Tribuni... allerdings habe ich schon da größere Defizite kennengelernt, die eben durch eine solche Dokumentationspflicht ausgeglichen und verfolgbar würden.", sprach Vala nach einem Schluck und zog schließlich schmunzelnd die Schultern hoch, "Über die Amtsgeschäfte eines Aedils oder gar eines Praetors kann ich natürlich erst etwas berichten, so ich die Ämter selbst bekleidet habe... allerdings lebe ich in der Hoffnung, die Dokumentationspflicht schon vorher einführen zu können.. weshalb ich um Erfahrungen aus erster Hand natürlich nicht traurig wäre."


    M. Vinicius Hungaricus
    Villa Vinicia


    T. Duccius Vala patrono suo s.d.


    Mein Patron! Wie ich mich gefreut habe von dir zu lesen, habe ich doch nach den Jahren der Funkstille von und über dich das Schlimmste befürchtet... und sogar schon deinen Manen geopfert.


    Dass du, offensichtlich, wohlbehalten nach Rom zurückgekehrt bist lässt hoffen, und ich würde mich freuen einige persönliche Worte mit dir wechseln zu können. Bitte lass mich wissen wann es dir möglich wäre.


    Vale bene.