Beiträge von Titus Duccius Vala

    Es war gerade nicht so, als hätte der Statthalter der Provinz und Kommandeur der Legion nicht alle Hände voll zu tun gehabt. Das gegenseitige Kennenlernen fiel offensichtlich nicht wochenlang, sondern monatelang aus. Der erste Gerichtstag stand an und dann war da immer wieder auch die Legion, die Vala keinesfalls vernachlässigen wollte.
    Niemand war es, den er vernachlässigen wollte, was seinen Terminplan nicht gerade dünn und vor allem nicht mit Aussicht auf ein Ende ausfallen ließ. Just gerade hatte er wieder die eine oder andere Beförderung gesiegelt, ein Schreiben an die achte Legion in Argentorate abgeschlossen und sich die Querelen eines seiner Tribuni angehört, da bekam er beim Verlassen seines Officiums gerade noch mit, wie der Optio Tabelarii, der für die Rekrutierungen zuständig war, einen Haufen Zivilisten ins Sacellum führte. Auch wenn Vala einige Dinge im Kopf hatte musste er nicht lange überlegen um darauf zu kommen, was hier geschah und was für einen Moment das darstellte.
    Ein kurz zu seinem Leibsklaven Sirius genuscheltes "War' mal nen Moment." trieb diesem die Schweißperlen auf die Stirn und war genug um sich ein paar Minuten Zeit zu verschaffen um ein wenig Truppennähe zu zeigen und der Vereidigung von neuen Rekruten beizuwohnen. Das Stück Süßholz im Mundwinkel landete in einem bepflanzten Blumenkübel im Atrium bevor der Statthalter sich aufmachte der Gruppe zu folgen.
    Kurz nachdem also der Optio die Rekruten-to-be in das Sacellum geführt hatte, schritt ein in die für den Statthalter der Provinz typische Feldherrenkluft gekleideter Duccius gemächlichen Schrittes in das Sacellum und stellte sich hinter den Männern in den Hintergrund.. ohne tatsächlich zu erwarten, dass er hier unbemerkt bleiben würde.

    "In nicht unabsehbarer Zeit wird dein Gesicht zu den bekanntesten der Provinz gehören, was verdeckte Operationen für dich durchaus verkomplizieren dürfte.", schmunzelte Vala schräg und nickte grüßend, als zwei Tribuni an ihnen vorbei das Atrium der Principia durchquerten. "Allerdings dürfte deine Expertise in diesen Dingen tatsächlich von Nutzen sein, zumindest was die Aufklärung und Informationsbeschaffung diesseits des Limes angeht. Bei der anderen Seite werden wir uns sehr auf unsere Verbündeten und anderweitige Informationsquellen verlassen... müssen. Ich habe da schon etwas initiiert.", drückte der Statthalter sich etwas nebulös aus, immerhin war dieses Feld ihrer Aktivität noch nicht gänzlich für ihn erschlossen. Allerdings brachte seine eigene Geschichte da durchaus einige Ansätze mit sich die sich noch als nutzbringend würden erweisen können.


    "Meine Equites Singulares werden mich begleiten, sowie zwei Centurien meiner Pedites. Ich denke, das sollte reichen. Wir werden uns nur drei Tagesreisen vom Limes aufhalten.", warf der Duccius noch dazwischen, als ihm einfiel, dass er eine Frage des Praefectus nicht beantwortet hatte, "Zwar etwas früh, mit der gerade erst zusammengestellten Leibwache jenseits der Grenze Spazieren zu gehen, aber mei.. sind unsere Leben nicht ohnehin in den Händen der Götter?"

    "Unser Geltungsanspruch endet nicht mit dem Limes. Er stellt lediglich die letzte Linie dar.", erinnerte sich Vala an eine Lektion, die er in Aegyptus gelernt hatte. Der Grenzstein war lediglich die Markierung der Stelle, ab welcher man mit einer Null-Toleranz-Reaktion zu rechnen hatte. Mit dem Limes dürfte es sich folglich, da sehr viel befestigter, genauso verhalten, "Wir werden uns nicht dahinter verstecken und abwarten, dass die andere Seite abfackelt. Wir haben Bündnisse zu achten, die älter sind als wir beide zusammen."


    Als sein Klient ihm dann anbot, seine Expertise in Sachen Informatennetzwerk zu teilen, hob Vala nur überrascht die Augenbrauen: "Das klingt fast, als hättest du mir bisher verheimlicht Teil der Speculatores gewesen zu sein.", natürlich erwartete er nicht, dass sein Klient jedes Staatsgeheimnis mit ihm teilte (wobei Vala die letzten drei-vier-Jahre an der mittelbaren Spitze der Res Publica verbracht hatte), aber das überraschte ihn dann doch.

    Ich meine auch keine 1:1 Umsetzung, eine gewisse 'Degradierung' bei Neuanfang sollte durchaus drin sein. Allerdings halte ich die bloße Verleihung des Standes für zu wenig... da kann man sich auch einfach eine neue ID in einer familiären Bindung kreieren, die das schon mit sich bringt.


    Ich würde z.B. nicht böse sein, wenn man dem Spieler eines ehemaligen Aedilius oder Praetorius erlaubte, als Vollsenator im Range eines Quaestorius einzusteigen. Bei Rittern das entsprechende Äquivalent.

    "Bisher hat noch niemand gewagt, seine Irritation darüber zu zeigen, dass die Duccii nun auch ganz offiziell die Spitze der Provinz bekleiden.", legte Vala vor, was er eigentlich erwartet hatte. Natürlich hatten gewisse Klienten und andere Afilii der Familie sich überschwänglich erfreut und ehrerbietig ob der tatsächlich oder eingebildet gestiegenen Aufstiegschancen gezeigt, die meisten allerdings hatten nicht durchblicken lassen ob sie es nun gut oder schlecht fanden einem Sohn Wolfriks als gegenüberzustehen. Die Decima hatte dieses Problem nicht, immerhin war sie auf Einladung eben dieses Sohn Wolfriks nach Germania gekommen.


    "Und solange das so ist, wollen wir einige Projekte in Angriff nehmen und die Gunst der neutralen Stunde nutzen...",, bog Vala auf das Thema der decimischen Präsenz in Mogontiacum, "Wie du vielleicht mitbekommen hast, ist die von Callistus und mir geschaffene Lex Provincialis durch die Unterstützung des Kaisers durch den Senat gekommen. Ohne zu Murren. Wäre der Cornelier früher gestorben, wäre mir wohl so einiger Ärger erspart geblieben. Aber genug dessen: in der Lex Provincialis ließ ich festhalten, dass die Aufgabe der Provinzverwaltung eben auch die Verbreitung und Förderung römischer Kultur in der Provinz sei. Hier kommst du ins Spiel... ich möchte, dass du eine Institution aus dem Boden stampfst, die eben diese Aufgabe übernimmt."

    Wo hast du gelebt, dass du... auch wenn Vala keineswegs der perfekte Zuhörer war und das Geschnatter seiner Frau nur zu gerne zum Hintergrundrauschen denn als wirkliche Informationsquelle nahm, das hatte er nur zu deutlich mitbekommen.
    "Wenn du wüsstest.." , war jedoch alles, was er mit gekrauster Stirn antwortete, deutlich unwillig sich über seine persönliche Vergangenheit und die damit verbundenen Erfahrungen mit Behausungen zu äußern. Stattdessen ging er mit einem Schulterzucken auf die Vorschläge seiner Frau ein, die Regia zu einem für sie angemesseren Zustand zu bringen: "Oder abreißen."


    Bevor seine Frau darauf antworten konnte, kam jedoch ein Mann aus der Regia geeilt und ließ sie mit ehrerbietendem Gestus wissen, dass sich die in Mogontiacum weilenden Magistrate der Provinz zusammengefunden hatten, um sie zu begrüßen.
    "Na dann wollen wir mal.", nickte Vala und bot seiner Frau den Arm an, um sie in die Regia zu führen.

    "Interessant.", kommentierte Vala die Information seines Klienten knapp, dass man bereits einige Geflohene aufgegriffen hat, "Vor allem hinsichtlich der Frage, wieso deine Männer einfach so Geflohene mit über die Grenze genommen haben. Das ist sofort zu unterbinden... was ich jetzt ganz sicher nicht brauche ist der Ruf, als erste Maßnahme die Grenzen geöffnet zu haben. Das wäre ein gefundenes Fressen für jene in Rom, die mich immernoch gerne im Amphitheatrum Flavium enden sehen wollen. Jene, die bereits hier sind, kann man jedoch ausquetschen... ein wenig Druck kann da nicht schaden.", schloss er die Sache ab und pfuschte seinem Praefectus damit so wenig wie möglich ins Handwerk... sollte der selbst entscheiden, ob die Männer bestraft würden welche in einem moralisch sicherlich schmutzigen Handwerk zuviel Nächstenliebe gezeigt hatten.


    "Die Prätorianer? Sicherlich nicht.", schnappte Vala und zeigte sich kaum weniger als fest entschlossen. Seine verhärteten Gesichtszüge zeigten, dass er tatsächlich wenig begeistert von der Idee war, auch wenn er aus Erfahrungen der Staatsraison wusste, dass die Speculatores in den Provinzen ebenso aktiv waren wie in ihrem eigentlichen Aufgabengebiet: der Urbs.
    "Deine ehemalige Einheit in allen Ehren, aber wir können nicht jedes Mal nach Rom schreien wenn es komplizierter wird. Ein eigenes Netzwerk wird uns deutlich besser zu Pass kommen als jedes Mal auf Leute von außerhalb zu setzen.", ließ Vala durchblicken, dass er durchaus gewillt war die Provinz nach guter Tradition der Statthalter so autark wie nur irgend möglich zu führen.

    Um das IR nicht nur attraktiver für Neu- sondern auch für Wiedereinsteiger zu machen, ist mir eine Idee gekommen die ich mit euch diskutieren möchte.


    Viele Spieler haben es im IR weit gebracht und ihm dann aus dem einen oder anderen Grunde den Rücken gekehrt... oft genug war es so, dass der Charakter ausgespielt oder in eine Ecke manövriert aus der er nicht mehr hinaus kam.


    Ich würde es für durchaus vertretbar halten, wenn man Spielern, die mit einer ID schon eine gewisse Laufbahn beschritten haben, erlauben würde mit einer neuen ID höher einzusteigen und nicht wieder von ganz unten anzufangen.


    Nicht jeder hat Lust die gleiche Ochsentour noch einmal durchzuziehen und hat spielerisch eher ein Interesse daran, höhere Posten auszufüllen als ganz sich mit einem anderen Charakter bereits verdiente Meriten noch einmal zu verdienen.
    Eine solche ID neu einsteigen zu lassen könnte man dadurch schaffen, wie es bereits bei NSCs gehandhabt wird: Posten, die nicht zur bespielten Welt gehören und demnach auch nicht mit Graswurzel-IDs hätten kollidieren können.


    Soweit, so gut der erste Schnellschuss zum Thema.

    "Nein. Deshalb habe ich dich hergerufen..." , erwiderte Vala nach einem schmalen Lächeln auf die nonchalante Antwort seines Klienten, "..es erschien mir angebrachter, dir deinen ersten Befehl persönlich zu übergeben. Unsere Informationen sind recht dürftig, das soll sich ändern... und zwar schnell. Wir werden das auf drei Wegen angehen. Die Berittenen Einheiten sollen vermehrt innerhalb eines Tagesritts auf der anderen Seite des Limes Partouille reiten und damit Präsenz zeigen. Tausende Menschen und ganze Stämme siedeln an der Grenze, weil die Nähe zu Rom Frieden und Wohlstand verspricht. Wir werden zeigen, dass sie damit nicht falsch lagen.. lass deine Leute in die Dörfer reiten und sich zeigen. Der eine oder andere wird schon was ausspucken." , ging Vala auf seine genauen Pläne mit der Reiterei ein, bevor er mit allgemeineren Ideen fortfuhr, "Darüber hinaus werde ich unser Netz an Informanten im Hinterland intensivieren lassen... die aktuelle Lage, nicht zu wissen was drüben vor sich geht und warten zu müssen bis es an die Grenze schwappt ist inakzeptabel. Darüber hinaus werde ich den Mattiakern und den Nisterer einen Besuch abstatten, sobald ich die Verhältnisse hier in Mogontiacum gesondert habe."

    "Hmhmhm..." , brummte der Legat unvernehmlich auf den Kommentar des Iunius zu den Principia, die für ihn doch nur einen Zweck zu erfüllen hatte. Das repräsentative, die Darstellung von römisch-zivilisatorischer Überlegenheit für Gesandte und Gäste überließ er dann doch eher jenen, die einen klareren Blick für Ästhetik hatten. Vala gehörte definitiv nicht dazu... für ihn bestand eine erfolgreiche Legion in einer mit hohem Abschreckungspotential.


    "Schön zu hören." , quittierte er knapp das, was er erwartet hatte. Ein Kommando war kein Zuckerschlecken und Vala hätte keine Sekunde geglaubt, hätte der Iunius ihm von heiter Sonnenschein in der Castra Alae erzählt. Demzufolge nickte er nur und verfiel ohne eine Miene zu verziehen in leichtes Witzeln:
    "Sie sind nicht auf die Barrikaden gegangen, als das Kommando von einem Stadtrömer an jemanden übergeben wurde, dessen Vorfahren auf der anderen Seite des Rhenus lebten, wenn du das meinst. Ich verbuche das als erfolgreich."

    Vala war versucht, die Kinnlade fallen zu lassen, als der Soldat vor ihm tatsächlich nochmal salutierte. Als wäre er ein Idiot, der nicht mitbekam wenn man vor ihm Haltung annahm. Früher hätte er sich beleidigt gefühlt, doch lebenslanger Kontakt zu Idioten und Schwachsinnigen aller Coleur stumpfte dann doch ab.

    "Steh bequem."
    , wiederholte Vala sich also mit einem Seufzen, "Du bist Klient meines Vetters, Witjon, richtig?"

    http://www.kulueke.net/pics/ir…egio_principia_atrium.png Es war ein goldener Herbsttag, zu welchem der Statthalter den Praefectus der hiesigen Ala zu sich hat rufen lassen. Vala erinnerte sich genau, dass die Winter in seiner Heimat zwar nicht so dunkel waren wie die im sagenumwoben-eiserstarrten nördlichsten Norden, aber immernoch deutlich dunkler als jene in Rom und den südlichen Provinzen. Dementsprechend wollte er die wenigen Sonnenstunden, die ihnen der regenverhangene Herbst schenken, nicht in seinem Officium verbringen... egal wie komfortabel dieses eingerichtet war.


    "Iunius." , grüßte er den Kommandanten der hiesigen Reiterei, als dieser in das Atrium geführt wurde. Natürlich schwärmte um sie herum die übliche Geschäftigkeit der Principia, immerhin hatte hier der komplette Kommandostab seinen Sitz und dementsprechend war immer viel los, aber die Menschen hielten respektvoll Abstand und nutzten die Säulengänge eher denn das mit schwarzem Schiefer ausgelegte Zentrum des Atriums.
    "Danke für dein Kommen. Ich hoffe, du und deine Einheit konnten sich aneinander gewöhnen?"

    "Derlei hatte ich erwartet." , nickte Vala verstehend, als sein Vetter ihm die grobe Zusammenfassung der auf Halde liegenden Anliegen in der Provinzialverwaltung, das würden sicherlich ein paar geschäftige erste Tage werden.


    Die Sache mit der eher unvorteilhaften Partie, die der junge Helvetius für eine Verbindung mit Valas Sippe abgab, stieß offensichtlich auch hier auf taube Ohren. Wo Phelan sich in schon fast abergläubische Zeichenhörigkeit geflüchtet hatte, um der Verbindung doch noch etwas gutes abzugewinnen, zeigte Witjon sich hier offensichtlich satt und müde... was nach Valas Verständnis in die gleiche Liga an Gefahren für das Vorankommen ihrer Sippe lag.
    Allerdings erwartete er, nachdem bereits der Brautvater sich so unverständig gezeigt hatte, auch hier keine offenen Ohren vorzufinden was die realpolitischen Belange der Familienführung betraf. Dementsprechend bestand seine einzige Reaktion darin, auf die Vergänglichkeit von Erfolg hinzuweisen: "Wir werden nicht ewig leben, und wenn wir nicht aufpassen stirbt unser Erfolg mit uns. Der Weg nach unten geht immer leichter und vor allem schneller als der zur Spitze.. und andere warten nur auf eine Gelegenheit einen zu überholen. Wir arbeiten nicht nur für uns, wir arbeiten für die Zukunft unserer Sippe.. die Zeiten derer, die nicht mit dem Leben im römischen Reich klarkommen sind vorbei. Ein für allemal. Und wir müssen dafür kämpfen, dass sie nicht wiederkehren." , verpackte Vala hier in Blumen, was eine grundlegende Philosophie war: ausruhen konnte man sich im Grab, deshalb hieß es ja Ruhestätte. Hier und jetzt ging es darum, das erreichte zu sichern und weiterzumachen... und das beinhaltete eben: man heiratete nicht nach unten. Niemals.


    "Ich hatte einen Staat zu führen und dann meine Amtsübernahme zu sichern. Außerdem ist Lucia nicht besonders gut auf mich zu sprechen... ich bin mir sicher, ich wäre der schlechteste aller möglichen Kandidaten wenn es darum geht ihr die Heimat schmackhaft zu machen, in welche ich sie 'entführt' habe. Ich glaube, sie hat irgendwas in Richtung Troja erwartet." , zuckte Vala arglos mit den Schultern, machte er sich da doch keine Illusionen mehr. Die hatte Lucia ihm gründlich ausgetrieben.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer09.png Das Unternehmen des Typ-hochziehens-und-auf-die-Beine-Stellens nahm deutlich schneller ein Ende als vom Soldaten sicherlich geplant: Lintrad war immerhin gerade einmal halb so groß wie ein erwachsener Mann. Dementsprechend lehnte Lintrad nicht an dem Tisch, er stand auf ihm. Bzw. seine Füße berührten die Tischplatte, denn von stabilen Stehen konnte keine Rede sein. Auch stank der kleinwüchsige Mann nicht nur nach einer durchzechten Nacht, er stank nach drei durchzechten Nächten... dreier Männer.
    Erst das Wachschütteln provozierte eine Reaktion in dem kleinen Mann, die sich in einem guturalem Rülpser äußerte... und eine wortwörtlich grüne Wolke auf den Soldaten zutrieb.


    "Was'n?" , nölte der Mann und rieb sich missgestimmt und keineswegs erfreut über die Weckung mit seinem dreckigen Ärmel die Augen, "Hab'scho b'zahlt."

    "Die Initiierung unserer Ehe war nicht unkompliziert." , ließ Vala durchscheinen, dass das Verhältnis zwischen den Eheleuten an Spannungen nicht gerade arm war, "Es gibt Dinge, die meine Frau nicht hören will und es gibt Menschen, denen sie nicht zuhört. Zu zweiteren gehöre definitiv ich... wenn man bedenkt, dass sie sich beharrlich geweigert hat Rom zu verlassen als der patrizische Mob auf den Straßen randalierte und mir eine neue Diktatur vorwerfen wollte. Ich war nicht sooooo weit davon entfernt mit viel Stahl im Leib auf dem Forum Roms zu enden... aber Frau wollte was? Shoppen gehen, das wollte sie."


    Bedächtig nickte Vala, als seine Tante ihn nach seiner Tochter fragte: "Sie ist mittlerweile fast ein Jahr alt... Alrun heißt sie. Oder Aquilina, wie Lucia sie nennt. Duccia Aquilina. Kleines taffes Ding, ganz der Papa. Und laut wie die Mama. Strohblond... ich werd sie dir morgen gerne vorstellen."

    Es war das Atrium, in welchem Statthalter des Kaisers die Frau erwartete, mit der er größere Pläne verband. Anders als bei seiner eigenen Frau, die eher in politisch-überprovinzialer Liga spielte, war das Projekt, dass er mit der Decima verband durch und durch auf die Provinz bezogen. Dennoch konnte man ohne Übertreibung sagen, dass die Decima in seinen Vorstellungen von der Entwicklung der Provinz eine zentrale Rolle spielte.. und dementsprechend kein Spieler der zweiten Reihe war.


    Es war eine kleinere Gesandtschaft der Civitas Borbetomagus, die ihn mal wieder daran erinnerte, dass er seine Statthalterschaft im gesamtem Raum der Provinz sehen wollte und nicht auf Mogontiacum beschränkt. Dazu allerdings gab es hier einen ganzen Haufen Dinge zu regeln. Unter anderem eben das mit der Decima.


    "Danke für dein Kommen, Decima." , grüßte Vala die Frau, die er schon seit so verdammt langer Zeit kannte, dass ihm die Dauer unwirklich vorkommen wollte, "Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten? Wäre ich nicht Konsul gewesen, hätte ich wohl geglaubt die Leute rennen einem Statthalter die Bude ein... die zwei Sekunden zwischen den Terminen sind allerdings schon recht erfrischend. Man könnte fast glauben, es wäre Zeit für Urlaub." , schmunzelte der Statthalter schief und ließ seinem Gast von einem Sklaven das von ihr gewünschte Getränk bringen.

    Mit einem Becher Wein halb vorbereitet war auch Vala in das Schlafzimmer der Eheleute getreten (die offensichtlich nur ein einziges besaßen, offensichtlich hatte Runa sich hier gegen die römischen Sitten der getrennten Schlafzimmer durchgesetzt) und ärgerte sich nahezu augenblicklich nicht die Chuzpe besessen zu haben Phelan nach einem Becher und drei Würfel gefragt zu haben, um im Hintergrund des Akts nicht allzu sehr in Langeweile zu versauern. Gut: selbst praktiziert hatte er diese Sitte nie, allerdings hatten seine Mutter und sein Vater von Hochzeiten in der alten Casa erzählt, in denen eben genau das geschehen war.


    So also ohne Kurzweil ließ der Statthalter der Provinz sich neben seiner jungen Base nieder und verfiel so locker in den Sessel gefläzt in die gleiche Stille wie die junge Duccia. Das Würfelspiel schien einfach die beste Möglichkeit sich die Zeit zu vertreiben während es zwei Schritte entfernt zur Sache ging. Zwar kannten die Germanen, die zu großen Teilen mitsamt der kompletten Familie in einem einzigen großen Raum lebten und schliefen, so etwas wie Scham oder Zurückhaltung nicht (mitunter kam es durchaus im Beisein der schlafenden Familie zu mehr oder minder lauten Zeugungsakten), aber ein großes Bedürfnis danach die Penetration seiner Nichte detailgetreu zu verfolgen hatte er auch nicht gerade... er war schließlich kein Panda.


    Gespräche boten sich auch nicht an, immerhin ging der Akt erfahrungsgemäß immer dann am leichtesten, wenn das Paar vergessen konnte, dass die Zeugen überhaupt anwesend sein konnten. Die Reaktion der römischen Zeugenfraktion zeigte aber recht deutlich, dass die sich vorher offensichtlich nicht über die Spielregeln dieses Rituals informiert hatten. Vala verkniff sich eine mimische Quittung des Geredes und ließ den Blick durch den für den Moment geschmackvoll dekorierten Raum gleiten. Bis der Soldat, der offensichtlich der Bruder des Bräutigams war, tatsächlich zu singen begann.
    Dass die römische Armee nicht mit Feingeistern besetzt war, war keinem Offizier ein Geheimnis der die Welt der Offiziere und des Fußvolks nicht hermetisch zu trennen gedachte, aber hier wurde wieder einmal klar, woher der Mann stammte... und wie wenig er dies zu verhehlen gedachte.


    Ein Augenrollen war es dann auch, was Vala zeigte, als er sich der jungen Dagny zuwandte und eine unwillige Grimasse zog, bis ihm hinter dem Kopf der jungen Frau die Rettung des Moments ins Auge fiel.
    Es war eine Schale voll Sand, die mit einem dieser fernöstlichen Räucherdingsbums versehen für Duft sorgte. Vala feuchtete die Finger kurz an und drückte das glühende Stäbchen kurzerhand aus, nahm die Schale und schüttete sie wieder an seinen Platz zurückgekehrt auf den kleinen Beistelltisch zwischen sich und Dagny aus. Den Sand verteilte er so, dass eine großzügig mit Sand bedeckte Fläche auf dem Tisch entstand, in welcher er sogleich vier Linien zueinander zog, dass ein Rautenmuster entstand.
    Zwei weitere kleine Striche und ein Nicken folgten und die stille Herausforderung an seine junge Base war perfekt:


    _|_|_
    _|_|_
    _|_|X


    :D

    Der Soldat schien ihn offensichtlich nicht gehört zu haben... was Valas mytisch-machtvollen Auftritt ziemlich blöd ausschauen ließ. Allerdings war sich der Legat auch zu blöd, sich zu wiederholen und den Soldaten explizit aufzufordern.. weshalb er sich erst einmal einfach nur umwandte und den Mann mit erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen anzustarren.

    "Prost.", nuschelte der Statthalter, der sich damit abgefunden hatte diesem bedenklichen Ereignis nichts entgegensetzen zu können und einfach zu spät kam um schlimmeres zu verhindern. Also verlegte er sich auf die Annehmlichkeiten einer solchen Feier, was vor allem im Genuss des hiesigen Mets bestand. Der Met im Süden war deutlich süßer als der des Nordens, etwas woran er sich nie gewöhnen konnte. Der leicht herbe Geschmack des Getränks, das Phelan ihm in die Hand drückte war dagegen wie flüssiges Heimatgefühl. Großartig.


    Als das Gejohle begann, welches die 'Entführung' der Braut zum Schlafzimmer durch das geckernde Weibsvolk echote, zog Vala überrascht die Augenbrauen hoch: "Ihr habt den Helvetiern tatsächlich die Zeugen abtrotzen können? HAH!", lachte der Statthalter, ein Lachen das ihm schnell im Halse stecken blieb, als Phelan sich an ihn wandte und ihn 'bat' als Zeuge an der Sache teilzunehmen. Es war tatsächlich mehrere Jahrzehnte her, dass er als Zeuge an einer Hochzeitsnacht teilgenommen hatte... teilnehmen durfte. Heute, in offensichtlicher Anwesenheit einer römischen Familie, war das ganze doch etwas kurios. Vor allem, weil er nun seiner Frau erklären musste was hier vor sich ging.


    "Eh... bei vielen der Völker, die in Rom Germanen genannt werden...", begann Vala zaghaft zu erläutern, da ihm zuvor noch gleich von mehreren Seiten Rücksichtnahme seitens seiner Familie eingeprügelt worden war, "...ist es Brauch, die Hochzeitsnacht... unter... nun... also... den Vollzug unter Zeugen zu vollbringen, um die... Gültigkeit... der Ehe zu beweisen." Natürlich ein Männer-Urangst-Ding: man wusste ja nie, ob die Brut tatsächlich von einem stammte... und so sollte dies unter anderem sicher gestellt werden.


    Bevor seine Frau allerdings großartig reagieren konnte, stand schon ein junges rothaariges Ding vor ihm und stellte sich als Dagny vor. Dagny... Dagny... Dagny.
    Es dauerte einen Moment, bis Vala erkennend die Augen aufriss: "Dagny! Natürlich! Meine Güte... du bist groß geworden... und so... so... so Frau.", lachte Vala die junge Frau an, "Ich fühle mich steinalt, wenn ich dich so sehe... das letzte mal als ich dich sah warst du noch so klein.. vor dem Krieg.. oh mann.", erinnerte Vala sich an den einen Moment bei einem Fest vor den Toren Mogontiacums. Damals hatte das Mädchen noch auf den Schultern ihres Bruders gesessen. Mit verschmitztem Grinsen nahm Vala wie damals die Nase der jungen Frau zwischen die Finger und zog sie ab, um ihr den hervorschauenden Daumen zu präsentieren: "Schaust? Du fällst immernoch drauf rein. Nase, jemand? Günstig abzugeben."

    "Zeichen?!!" Mit wachsender Irritation lauschte Vala den Worten seines Vetters. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals mit diesem größere Gespräche über sein Verhältnis zu den Göttern gehabt oder dieses generell hier in Mogontiacum deutlich gemacht zu haben. Dass der Mann nun aber von 'Zeichen' sprach, die ihn überzeugt hätten, seine Tochter an den Helvetius zu verheiraten ließ Vala beinahe die flache Hand gegen seine Stirn pfeffern. War der Mann so verblendet, dass er es überhaupt nicht in Betracht zog die Zeichen so zu interpretieren, dass er seine Tochter NICHT an einen Mann ohne nennenswerten Rang und Macht verheiratete? Offensichtlich zog Phelan es nicht einmal in Betracht, sich in dieser Sache geirrt zu haben... was Vala bei soviel religiös bedinger Blindheit einen kalten Schauer über den Rücken jagte. War Phelan nicht in Rom gewesen? Hatte er nicht gesehen, wie tagtäglich in der Stadt aller Städte die Interpretation von Zeichen durch Geld verrückt, Opfergaben trotz offensichtlicher Mängel der Innereien als Angenommen deklariert wurden und Weissagungen durch bare Münze rein zufällig den Interessen des Auftraggebers entsprachen?
    Während Vala SOFORT zig Möglichkeiten in den Sinn kamen, wie die von Phelan aufgelisteten Zeichen lanciert hätten werden können, zeigte Phelan sich unverbrüchlich... was in zweierlei Hinsicht ein Problem für Vala darstellte. Einerseits erklärte es, wie es zu dieser für die Familie ganz offensichtlich vollkommen nutzlosen Hochzeit gekommen war. Andererseits musste Vala sich fragen, ob er seine Pläne hinsichtlich Phelan bei offensichtlicher religiöser Selbstvergessenheit überhaupt sinnvoll umsetzen konnte... und er sich mit einem Eifrer an seiner Seite nicht selbst ins Bein schoss.


    "Akzeptieren? Unmöglich." , machte Vala klar, dass er keinen Grund sah, eine für seine Familie derart unvorteilhafte Verbindung gutzuheißen, "Ich werde es allerdings dulden... solange, bis sich erweist, dass du mit deinen Erwartungen an den jungen Mann falsch lagst. Oder ich mit meinen Befürchtungen. Beides wäre mir recht." , zeigte er sich zumindest nicht ganz starköpfig bei der Bewertung der Verbindung, auch wenn er nichtsdestotrotz klarstellen musste: "Es wird dennoch der Nimbus kreiert, unsere Töchter seien leicht zu haben. Entweder wir präsentieren den Helvetius als von den Göttern auserkorenen perfekten Ehemann für Silvana, was vollkommen absurd erscheint, oder wir lassen durchscheinen, unsere Töchter mit Hinz und Kunz zu verheiraten. Aber du hast recht, es lässt sich nicht mehr ändern..." , zeigte Vala, dass die Sache durchaus größere Tragweite hatte als es Phelan offensichtlich klar war. Der Eklat, die Hochzeit jetzt abzusagen, hätte deutlich größeren Schaden angerichtet als die Verbindung zu einer Familie, die nach Valas Einschätzung eben NICHT viel für sie tun konnten, da seine Sippe eben nicht mehr in der Lokalliga spielte (eine Einschätzung, die offensichtlich nur er und seine Tante teilten).
    Wenn es gut lief, würde aus dem Helvetius etwas brauchbares.. und wenn es besser lief, fand man einen Grund die Ehe zu scheiden und Silvana an jemanden ranggleiches zu verheiraten, der nicht von einem kackenden Vogel behindert wurde.


    "Oh, ja, ist sie...", zeigte der Statthalter sich nicht ganz so sprunghaft, als sein Vetter plötzlich das Thema wechseln wollte, "Die Anbahnung der Ehe war nicht gerade glatt, und die Partie ist dank ihres Bruders nicht ganz so vorteilhaft wie ich gehofft habe, aber sie hat sich bis auf ein paar Aussetzer als ganz brauchbar erwiesen." , ließ Vala durchblicken, dass er Ehen generell eher nüchtern in ihrem Nutzen bewertete.