ZitatOriginal von Sextus Aurelius Lupus
[quote]Original von Marcus Iulius Proximus
Ich habe mir mal die Frechheit erlaubt, diese Diskussion in diesen Thread heraus zu zitieren, da sie mit Serapios ursprünglichem Anliegen nicht viel zu tun hat.
ZitatOriginal von Sextus Aurelius Lupus
[quote]Original von Marcus Iulius Proximus
Ich habe mir mal die Frechheit erlaubt, diese Diskussion in diesen Thread heraus zu zitieren, da sie mit Serapios ursprünglichem Anliegen nicht viel zu tun hat.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Marcus Iulius Proximus
Ich gebe meinen Vorrednern absolut recht. Das Spiel wurde durch die Bürgerkriegsstory durchaus spannender , aber ich frage mich seit geraumer Zeit:
Zum einen was passiert mit den Verlierern ? Wir haben auf jeder Seite engagierte Spieler, welche die jeweilge Seite "am Leben" halten. Nur was ist, wenn der Bürgerkriegspart dann mal ausgespielt ist? Dürfen dann die Spieler egal auf welcher Seite, sich von Ihren teilweise schon jahrelang (rL) existierenden Charakteren verabschieden, weil sie nicht so schlau waren sich ins Exil pp. zu begeben? -> das fände ich schade, da wird das IR durchaus den ein oder anderen jetzt noch motivierten Spieler verlieren.
Zum anderen soll ja offensichtlich die Palmaseite gewinnen, dann gibt aber bitte einen Rahmen vor in welchem sich alle bewegen können. Das kann ja auch per PN oder ähnlich geschehen und muss nicht öffentlich im Forum gepostet sein.
Meiner Auffassung nach dauert der Bürgerkrieg jetzt auch schon zu lange ! (Ist aber egal, da wir ja jetzt eh kurz vor dem Finale stehen)
Also liebe SL äussert Euch doch mal
Vale Proximus
ZitatOriginal von Sextus Aurelius Lupus
Ich wollte ja erst nichts schreiben, aber jetzt werf ich hier vielleicht auch doch mal einen Gedanken in den Raum, den alle, die hier sich fleißig über die ungerechte SL beklagen (die ja noch nichtmal was gemacht hat, außer den Spielern eine Kampagne zu schenken!), so vollkommen zu ignorieren scheinen:
Bei all dem Gejammer, dass die Anhänger Salinators verlieren könnten: Das fällt euch JETZT ein nach fast einem Jahr, das die Anhänger Palmas schon aktiv in der Verbannung verbringen müssen? Auch auf der Seite gibt es Charaktere, die "schon jahrelang" aufgebaut wurden und vorangetrieben wurden, die dann urplötzlich aller Ämter enthoben wurden, aus Rom fliehen mussten, an 3!!! Wahlen nicht teilnehmen konnten, ihre politische Karriere überhaupt vergessen können, bis das ganze vorbei ist (und wenn Palmas Seite verliert, was absolut im Bereich des möglichen ist, auch nie wieder mit diesen Charakteren eine solche haben können, sondern nur incognito in der Provinz irgendwo untertauchen können), und da - entschuldigt - jammert ihr ernsthaft darüber, dass es negative Konsequenzen für die Anhänger Salinators haben könnte, wenn dieser verliert?
Also mal ganz im ernst... das haben auch die Anhänger Palmas überlebt, wenn sie es überleben wollten, auf der Verliererseite zu stehen. Soviel Eigenengagement an seine Chars kann man schon erwarten, egal wie der Kampf ausgeht und was und wie die SL das geplant hat (oder auch nicht geplant hat). Sich da im Vorfeld zu beschweren, dass man ja verlieren könnte, finde ich wirklich unangebracht. Das hat auf Seiten von Palma in den vollen 11 Monaten kein einziger in dieser Art und Weise.
Ein bisschen Vertrauen in die SL und ebenso ein bisschen Eigenengagement, was das Fortbestehen der eigenen IDs angeht, kann man denke ich schon erwarten.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Marcus Iulius Proximus
@ Sextus Aurelius Lupus
Das soll wirklich kein Gejammer sein ! und Schiss den Krieg zu verlieren oder ähnliches habe ich auch nicht (ich beziehe es mal auf meinen ersten Post)
ansonsten hätte ich meine Id('s) schon längst ins Exil geschickt.
Ich sagte ja, das Spiel lebt von den Spielern, die eben nicht weg sind sondern den Bürgerkrieg aussimmen. Ich bleibe aber dennoch bei bei der Meinung, dass das ganze jetzt mal (langsam) im Showdown enden sollte.
und die Kampagne lebt ja nicht nur von der SL sondern von allen ID's die mitsimmen.
Meiner Meinung sollte aber schon irgendwie ein Drehbuch (gemeint als weitestens gesteckter Rahmen, nicht als genau vorgegebene Spielanleitung!) existieren, da ein Bürgerkrieg kein Familienkrach ist und, wie schon bei ein paar Id's geschehen, in Verbannung , Aburteilung und ähnlichem enden(kann).
Ich finde es auch weiterhin schade wenn das dann geschieht ohne das dass mit den Spielern abgesprochen ist oder ähnliches ( vielleicht per PN) dann geht nämlich egal auf welcher Seite ein Char den Bach runter, der eventuell schon Jahre existiert.
Das darf man doch ansprechen, ohne dann Gejammer nachgesagt zu bekommen, oder? Ich weiß ja nicht wie dass bei den aktuell in Verbannung befindlichen ID's gehandelt wurde ( deshalb die Forderung nach einem Drehbuch oder ähnlichem, wenigstens in solchen Fällen per PN)
Weiter finde ichs auch jetzt schon im Sinne des Gameplays schade, wenn Id's in der Verbannung schmoren egal auf welcher Seite sie stehen, da dann ausser Selbstgesprächen nicht mehr viel läuft und irgendwann die Spiellust leidet.
-> Na , dann ist's doch mal an der Zeit, dass wir es ansprechen, oder ?
-> Das habe ich und ich will auch keinesfalls das Engagement der SL irgendwie in Frage stellen. Das Spiel lebt von deren Engagement und das ist hoch honorabel !! Aber man wird doch vielleicht einen Punkt ansprechen dürfen, den man nicht gut findet, oder ?
und wie anfangs gesagt als Gejammer solltest Du es nicht auffassen, wenn ich kein Vertrauen in meine ID oder die SL hätte, wäre sie längst im Exil !
(Ich will auch hier keine grundsatzdiskussion lostreten)
und im übrigen schliesse ich mich dem letzten Satz meines Vorposters an.
In diesem Sinne
MIP
ZitatAlles anzeigenOriginal von Sextus Aurelius Lupus
Nein. Wenn ich ein Problem habe, kläre ich das direkt mit derjenigen Person (oder in dem Fall wäre es die SL gewesen), ohne das ganze IR da mit um Meinung zu bitten, indem ich das in einem SimOff-Thread breittrete. Das finde ich einen äußerst unguten Weg, sowas auszutragen. Zu zweit kann man über Sachen vernünftig diskutieren. So öffentlich finde ich das äußerst kontraproduktiv und destruktiv, und es würde mir in meinem Anliegen nicht im mindesten weiterhelfen.
Und Vala hat es schon schön zusammengefasst: Allen recht machen kann die SL es einem nicht. Du, Proximus, willst ein Drehbuch, Serapio will eben genau das nicht, sondern möglichst viel spielerische freiheit. Was soll die SL jetzt also machen?
Ich wollte überhaupt gar keinen Bürgerkrieg und bin trotzdem mitten drin und spiele auch da weiter. Mir kann es die SL da also auch eigentlich nciht recht machen. Vala sagt, er möchte auch wieder zurück zum Alltag.
Man kann es definitiv nicht allen recht machen. Das ist bei vielen verschiedenen Menschen schlicht unmöglich.
Lupus Antwort bezog sich weniger bis gar nicht auf deinen Post, Serapio, sondern auf den von Iulius Proximus.
Was deine Kritik am bisherigen Kampagnenverlauf angeht, kann ich das einerseits sehr gut nachvollziehen.. schließlich sind spielergestaltete Rahmen und Plots (so gut wie) immer vorgegebenen Settings vorzuziehen. Ich kann ebenso deine Zahnschmerzen verstehen, was gewisse NSC-Entwicklungen angeht...
Andererseits kann ich ebenso sehr gut nachvollziehen, warum die SL sich zu einer solchen 'einfachen' Lösung entschieden hat: die Kampagne dauert vielen Spielern schon lange viel zu lange an. Dass gewisse IDs, wie von Aurelius Lupus zuvor erwähnt, sich durch gewisse Frontenentscheidungen am Anfang und im Verlauf der Kampagne ins tagesspielerische Abseits geschossen haben, ist dabei nur eine der Facetten die dafür sorgen, dass es nicht wenige gibt die sich den Feldzug so schnell wie möglich vorüber wünschen... egal (bei einigen anscheinend auch nicht) mit welchem Ergebnis. Und das sind nicht wenige.
Dir raubt es den Spielspaß eine derart 'gelenkte' Kampagne mitverfolgen zu müssen... das ist ein Problem an der Sache. Anderen raubt es den Spielspaß, dass es ohne Druck überhaupt nicht voran geht (und DAS ist das Hauptproblem an reinen spielergesteuerten Plots: sie brauchen zwei Ewigkeiten und fünf Tage). Und wiederrum anderen raubt es im klassischen Widerstreit der SimOff-Interessen den Spielspaß wenn sie ihre eigenen nicht genügend berücksichtigt sehen.
Die SL hat was das angeht nen echt beschissenen Job... allen rechtmachen kann sie es da nicht.
Entscheidet man sich für weniger Lenkung macht das ein paar froh, andere wegen der damit zwangsläufig verbundenen Verzögerung ganz und gar nicht. Gehupft wie gesprungen.
Ich selbst finde die Situation auch als alles andere als Ideal... aber gehöre ebenso zu der Fraktion: ich hab den Kaffee auf, Augen zu und durch. Endlich wieder Alltag im IR... egal wie.
Sextus Gratidius Penula
http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/19.jpg Gratidius Penula wartete mit seiner kleinen Entourage gar nicht erst darauf, dass die Maßnahmen der Städte großartig Wirkung zeigten, immerhin zog es ihn zurück in den Norden und mit jeder Stunde die verstrich wurden die Gegend unweglicher und schließlich irgendwann unpassierbar.. und sein Auftrag hier war erfüllt. Wenn sie sich beeilten, konnten sich noch am Zusammenstoß der Heere teilnehmen, der unweigerlich kommen würde, jetzt wo Verona die einzige Option für einen Marsch in den Süden war.
Sextus Gratidius Penula
http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/19.jpg Dem Tribun der achten Legion schwirrte der Kopf. Er schmerzte gar, einerseits von den Informationen, die ihm noch vor wenigen Tagen eingetrichtert worden waren (vor allem vom Haruspex, diesem Aurelier, der wohl als Schnittstelle zu den etruskischen Anteilen in der Region fungierte).. und andererseits vom Verhandlungsmarathon, den er und seine wenigen Mannen (alleine schon dass er als Tribun abgestellt wurde zeugte schon von der Dringlichkeit des Anliegens... dafür hatte er nicht geringe Chancen das erste Treffen der Heere zu verpassen) in Adria mit den Adriaten selbst und den Spinae ausfechten mussten.
Jetzt, wo alles vorbei war hockte er draußen auf seinem Feld, rieb sich die Schläfen und verfolgte, wie die Ergebnisse der Verhandlungen in die Tat umgesetzt wurden.
[Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/graffiti/graffiti_schmaeh.png]
Kaiser KÖNIG
Potitus Vescularius
Salinator
Bezwinger der Rebellen
Strafer der Verräter
Bewahrer der Sitten
Patron aller Römer FETTES UNGEHEUERlebe hoch!
Dafür nicht so detailliert... *händereib*
Alrik zuckte nur mit den Schultern... was sollte er auch noch groß zu der Sache sagen? Er war kein Hellseher, hoffte allerdings, dass das größte innere Risiko ihres Heers sich beim Sichern von Gefolgschaft innerhalb seiner Legio genauso dumm anstellte wie bei deren Führung in einem Feldzug. Wetten würde er allerdings nicht darauf...
"Wenn wi erlik sinn, sid ju twee heel kleene fiskes." , gab Vala dann zu, und dies wohl vor allem sich selbst gegenüber. Seine direkten Einflussmöglichkeiten saßen gerade vor ihm: ein Optio und ein normaler Legionär. Peinlich gering, wenn man es genau nahm. Er musste sich eingestehen, dass er da nicht viel machen konnte sollte es tatsächlich zum Knall kommen. Außer...
"Wennet nu knallt, burs, dunn hollet ju Köppe unnen. Ju..." , deutete er auf Hadamar, "...wuil mi dine Mudder suns de Pelt över de Kopp treckt. Un ju..." , deutete er auf Sönke, "...wuil mi suns dine Mudder ook de Pelt över de Kopp treckt. Und beid twee sunt tings, weeke ik niet brook. Wenn et kracht, treckt ju Köpp in un' seit to, datt ju Land jewinnt. Besses kriecht to de Legio Octava."
Er leerte den Becher Bier und entschied sich gegen einen weiteren, immerhin wartete noch Arbeit auf ihn. Es wartete irgendwie IMMER Arbeit auf ihn.
"Jongens... Sönke, kumm her un help mi datt Ding antotrecken.." , raffte er sich auf und trat zu einer Kiste, um den ledernen Brustpanzer mit seinen Auszeichnungen über zu streifen und auf die Lederriemen zu deuten die er nicht selbst schließen konnte, "...aaaalso, Jongens... Köppe unnen holn, ik heb niet de ringest Tweivel dra, datt de Gloodies ju oi oppern wöd, just to keep his een Stan. Köppe unnen holn, datt is' ol."
Gerade noch hatte Vala den Eindruck gehabt, er hätte das hier alles unter Kontrolle... immerhin hatte er sich jahrelang theoretisch auf den Krieg vorbereitet, und nunmehr schon Jahre in der militärischen Praxis gelernt. Verwaltung, Führung, Manöver... alles dabei. Vala konnte stolz auf sich sein, die Führung der achten Legion und einen guten Teil der Organisation des Gesamtheeres bisher recht erfolgreich geleistet zu haben.
Doch das alles löste sich schlagartig in Luft auf, als der Meldereiter der ersten Legion in den Raum platzte, noch bevor die eigentliche Stabssitzung begonnen hatte, und von der Plünderung Pataviums durch die gegnerischen Truppen berichtete. Das Problem war nicht die Tat an sich, sondern die Tatsache, dass Vala in den Gesichtern einiger Offiziere nach der Schrecksekunde die unterschiedlichsten Reaktionen festmachen konnte... während er selbst reglos in absoluter Ahnungslosigkeit verharrte. Bei den einen Wut, bei den anderen Schrecken, bei wiederum anderen offen zur Schau getragene Gleichgültigkeit. Alles was Vala im Moment zustande brachte war ein Ausdruck mit schmalgezogenen Lippen und ernstem Blick.
Als der Sturm der Fragen auf den Meldereiter niederging, trat Vala unwillkürlich einen Schritt zurück und lehnte sich zu seinem Primus Pilus: "Natürlich wird Patavium geplündert.. wieso ist das ein Problem? Sowas geschieht halt im Kriege..." , raunte er diesem zu, wohlweißlich darauf bedacht die Ahnungslosigkeit so schnell wie möglich zu bekämpfen.
http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer11.png Was der junge Duccius, der trotz aller Anstrengungen immernoch Reste von Moos hinter den Ohren zu haben schien, von seinem Primus Pilus erntete war ein mehr als nur vorwurfsvoller Blick, und die zwischen den Zähnen hervorgepresste Antwort troff nur so von Spott: "Junge, das solltest du dir denken können."
"Kann ich aber nicht." , gab Vala zwischen ebenso zusammengepressten Zähnen zu, "Also.. was geht hier vor sich?"
Der Paccier hustete einmal unauffällig, was in Valas Ohren verdächtig nach einem versteckten Lachen klang, bevor er gepresst fortfuhr: "Auch wenn die Städte Venetiens schon seit mehr als dreihundert Jahren unter römischen Einfluss stehen: es ist immernoch ein Unterschied zu den Städten Latiums... aber: die Venetii gehörten zu den ältesten Bundgenossen Roms zur Zeit der Republik, Patavium selbst ist die älteste Stadt der Venetier. Das hat Symbolwert für alle anderen Städte, sicher nicht nur in Venetia. Wahrscheinlich für das ganze Reich"
"Heißt?" , fragte Vala geistreich nach, weil er das Gefühl hatte, die ganzen Informationen würden ihm zur nächsten Stufe verhelfen... aber den Fuß versetzen konnte er irgendwie immer noch nicht.
"Heißt kurzum: Laberius Maturus hat gerade die Sache des Cornelius Palma legitimiert." , stellte der Paccier mit Blick auf den einige Schritte entfernt stehenden Meldereiter zu, dem gerade ein Becher Wasser gereicht wurde nachdem der untergermanische Feldherr zur Ruhe befohlen hatte.
"Das ist doch gut..." , ging Vala auf, "..das treibt alle anderen Städte zu uns, oder nicht?"
"Nicht, wenn der Laberier einfach weiter an uns vorbei gen Süden marschiert und die Städte in Aemilia und Etruria einkassiert, bevor wir ihnen helfen und den Feind stellen können... und das..." , fuhr der Primus Pilus der achten Legion fort, den Rest konnte Vala sich allerdings mittlerweile denken: "...hängt davon ab, wie der Flaminier und der Annaeer sich jetzt entscheiden."
"Ganz genau das, Junge."
Kaum waren die versammelten Legiones komplett in Verona eingetroffen und hatten sich in dem gigantischen Feldlager niedergelassen, hatte es die ersten Besprechungen des kompletten Stabs gegeben... was innerhalb der nahegelegenen Stadtmauern stattgefunden hatte, weil kein Zeit groß genug war um die Stäbe von fünf Legionen und sechs Alen und Reiterkohorten unterzubringen. Die erste Besprechung beinhaltete vor allem die gegenseiten Stärkebezifferungen, Nachrichtenaustausch und das weitere Vorgehen... was vor allem darin bestand, dass man gar nicht weiter vorging. Der Feind kam von Osten, das war klar... nur wusste man nicht WANN er denn kam. Bis dahin wähnte man sich in einem strategisch einigermaßen brauchbaren Posten... und in einer Zwickmühle. Entschied man sich für den direkten Marsch auf Rom, drohte man zwischen der Stadt und dem Heer aus dem Osten bei ungewisser Versorgungslage aufgerieben zu werden. Marschierte man gen Osten, bewegte man sich auf ein Territorium das der Gegner besser kannte als man selbst... und hier in Norditalia hatten sie bekanntermaßen ja nicht nur eine Stadt auf ihrer Seite. Entsprechend günstig war dann auch die Versorgungslage für sie selbst. Mit Verona hatte man auch einen Punkt besetzt, der sich gut verteidigen ließ sollte der Gegner sofort die Konfrontation suchen.. und von dem man schnell reagieren konnte, suchte der Gegner die Vermeidung und den Weg an Verona vorbei gen Süden oder gen Norden. Kurzum: man kam an ihnen nicht vorbei.
Als dann aber die Nachricht über den Feind bei Aquileia ins Lager gebracht wurde, herrschte auf einmal wieder reges Treiben und der komplette Stab wurde erneut in die Curia Veronae gerufen. Dort hatte man sich geeinigt, den Feind kommen zu lassen.. immerhin war die Ausgangslage wie erwähnt bequem. Man verstärkte die Verteidigung, drillte, baute die Verteidigung weiter aus... und drillte noch mehr. Und dann stand der Feind auf einmal bei Patavium, keine drei Marschtage entfernt. Was den ganzen Stab noch einmal in die Curie beförderte...
Sechs Senatoren, mindestens ebensoviele Aspiranten auf den Senat, mindestens dreissig Ritter und noch einmal so viele schlichtbürgerliche Angehörige des Stabs, die ganzen Schreiber und sonstigen Anwesenden nicht einmal mitgerechnet, brachten die Curia durchaus an die Grenzen ihrer Kapazität.
Die in der Mitte des Raums dargelegte Karte war wohl nur für jene zu sehen, welche sich im innersten Zirkel befanden... also jene, die auch wirklich die Fäden in der Hand hielten. Unter ihnen Vala, der zu den Organisatoren des Kriegsrats gehörte. Und natürlich gewichtige Angehörige der städtischen Nobilitas, was bei einer maßgeblichen Stadt wie Verona schon so einige waren.
Während der Raum sich nach gutrömischer Sitte unendlich langsam füllte, ging Vala noch einmal die letzten Berichte mit dem ebenfalls damit beauftragten ritterlichen Offizier der achten Legion durch.. leises Gemurmel füllte den Raum, der wie irgendwie alle Sitzungssäle ihrer Zeit nach altem Holz, Rus und Schweiß roch. Es würde mehr als nur eine größere Öllampe brauchen um genug Licht ins Dunkel zu bringen, was sich die Sklaven allerdings auch gedacht hatten. Locker an den Tisch mit der Karte gelehnt und eine der neuen Münzen spielerisch zwischen den Finger wendendhörte Vala sich Ausführungen darüber an, was er schon längst wusste, aber geduldig auf Details wartete die ihm bisher entgangen waren.. oder doch etwas Neues ergaben. Der Feind war immerhin nur noch eine Marschwoche von ihnen entfernt... wenn er nicht Hackengas gab und das ganze in fünf oder gar vier Tagen schaffte. Es wurde kuschelig in Oberitalia, das war klar.
http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/08.jpg Wie gehabt in respektvoll weitem Abstand befanden sich einzelne Späher der Rebellen. Nachdem sich durch das Eintreffen des obergermanischen Heeres und der Legio die Zahl der berittenen Auxiliare und Legionsreiter mehr als verdoppelt hatte, bekamen Teile der obergermanischen und raetischen Reiter nach nun fast einem Monat beständiger Späharbeit über weite Strecken die Gelegenheit auch mal auszuspannen... wenn auch niemand wusste, für wie lange dies möglich war.
Entsprechend war es ein Verbund aus unterschiedlichen Einheiten die das feindliche Heer umkreisten und sicher stellten, dass man es nicht aus den Augen verlor. Bei der großen Nähe zu Verona, wo das große Heer der Rebellen lag, waren die Verbände auch größer, oft genug eine komplette oder gleich mehrere Turmae.. wer wusste schon ob es nicht doch schon irgendwo zu Scharmützeln kam.. und zu Versorgungszügen des Gegners die man bei Gelegenheit auseinanderklopfen konnte. Und irgendwo mussten auch Reiter der ersten Legion herumschwirren...
So nah heran, dass man mitbekommen konnte wie die Gefolgsleute Salinators mit Patavium umsprangen, traute man sich dann aber doch nur in kleinen Abordnungen von ein oder zwei Mann. Was diese schließlich zu erzählen hatten reichte ließ den Männern einen kalten Schauer über den Rücken laufen... derartige Gewalt an der Bevölkerung einer Stadt Italias (das zwar immernoch ein Flickenteppich unterschiedlicher kleiner Kulturen war, aber irgendwie doch als Kern des Reichs angesehen wurde) war für sie von ganz oben ausdrücklich verboten und unter Strafe gestellt worden. Und hier konnte man von den umgebenden Hügeln auch aus einiger Entfernung die Rauchsäulen sehen, die von den bei Plünderungen nicht unüblichen Brandsteckungen stammten. Das war nicht nur einem Mann unheimlich..
"Litatio.", murrte der Schlächter so leise, dass Vala erst dachte sich verhört zu haben und einen Moment lang nur ungläubig glotzte, was den Schlächter anließ Vala mit einem knappen aber Nicken und eindringlichem Blick näher zu sich heran zu holen um ihm nacheinander die Innereien des Haupttieres vorzuhalten, sie mit blutigen Fingern zu drehen und auf ihre Makellosigkeit hinzuweisen. Vala betrachtete die dargebotenen Eingeweide mit dem heiligen Ernst der Situation, allerdings hätte man ihm genauso gut Backsteine verschiedener Farbe vorhalten können, es hätte ihm genauso viel gesagt.
"Litatio.", wiederholte der Schlächter und nickte Vala nicht nur einmal aufmunternd zu, "Li-ta-tio."
Es dauerte einige Sekunden bis sich Valas Denkblockade löste, und er begriff worauf der Mann die ganze Zeit hinauswollte: es hatte geklappt! Wodan hatte ihr Opfer angenommen! Einen Moment wurde Vala recht schwindelig, weil die Anspannung sich auf einen Schlag zu lösen versuchte, doch er schaffte er nicht mehr als einmal leicht zur Seite zu wankn und sich dann wieder zu fassen. Er hatte es tatsächlich geschafft.
"LITATIO!!!", riss er die Arme hoch und verkündete das Gelingen und die Annahme des Opfers, woraufhin auch die mehreren Tausend Soldaten ihrer eigenen Anspannung spontan mit Jubelschreien Luft machten... offensichtlich weitaus weniger auf Contenance bedacht als er selbst.
Eine halbe Stunde später erfolgte das Epulum, die Speisung der Götter mit dem ihnen zugedachten Anteil am Fleisch der Opfertiere.. gefolgt von der streng nach sozialer Hierarchie aufgeteiltem Opfermahl und den Sportulae, die an die Soldaten verkauft wurden.
Als das obergermanische Heer bei Verona in das Lager eingezogen war, hatte die Heeresführung keine Zeit verschwendet und das stark bewachte Edelmetall ebenso stark bewacht in die Stadt geschafft, sämtliche verfügbaren Goldschmiede aus ihren Häusern geholt und in der größten verfügbaren Werkstatt eingepfercht und zur Arbeit 'überredet'. Edelmetall an sich war schön und gut... aber die Soldaten brauchten bare Münze.
Vala war kein Fachmann in der Materie, und so hatte er stumm beobachten dürfen wie die Diskussion vorangegangen war... bei der der einzige Konsens schon direkt am Anfang geschlossen wurde:
"Wir sollten den Princeps auf die Münzen pressen...", begann da einer.
"Welchen?"
"Den richtigen natürlich!"
"Soweit kommt es noch...", spottete ein anderer, "..wir rebellieren gegen den Vescularier, und drücken unseren Soldaten extra geprägte Münzen mit seinem Konterfei in die Hand..."
"Damit sie nicht vergessen wie er aussieht, wenn es daran geht ihm in den Arsch zu treten..."
"Sozusagen... Appius Cornelius Palma also...."
"Viel zu lang... muss eingekürzt werden...", wurde eingewandt.
"Wie üblich?"
"Wie üblich."
"Dazu den vollen Titel?", war eine der nächsten Fragen die zu klären waren.
"Imperator Caesar Augustus Appius Cornelius Palma, also.."
"Eher A Cornelius P Aug Imp Caesar", schlug einer vor, und erntete dafür zustimmendes Nicken von den anderen.
"Aber das ist er noch gar nicht....", wandte dann doch einer ein.
"Es darf kein Zweifel daran bleiben, dass er der rechtmäßige ist... und das unterschreiben wir mit unseren Münzen.", wieder zustimmendes Nicken.
"Und was auf die andere Seite?"
Stille und viele nachdenkliche Gesichter.
"Roma!", war der erste Vorschlag.
"Fortuna!"
"Mars!"
"Den Adler!"
"Jeder drückt den Adler in Münzen!"
"Victoria!!!"
"Ne, klar.. Victoria... wenn das mal kein innovatives Zeichen ist, dem sich der Feind nicht schon selbst hunderte Male bedient hat."
"Die Legiones."
"Wie, die Legiones?"
"Na, die Legiones halt... UNSERE. Also... die hier bei Verona."
"Das sind fünf Stück... ich dachte, wir wollten nur eine Vorlage nehmen?"
"Wollten wir?"
"Nein... SOLLTEN wir... wir haben nicht viel Zeit, und müssen so schnell wie möglich mit der Prägung der Vorlagen und dem Kopieren anfangen..."
"Wenn wir den einzelnen Legiones ihre eigenen Münzen geben, könnte das den Männern Zuversicht und Vertrauen geben."
"Motivation!"
"Aber wir haben doch keine Zeit!"
"Die sollten wir uns nehmen! Es wird den Männern viel bedeuten, da bin ich mir sicher."
"Ich mir auch."
"Jupp."
"Nicht doch eher die Legati?"
"Neeeeee.... nicht auf beiden Seiten Gesichter!"
"Vielleicht zusammen? Unseren Kaiser und die Legati?"
"Nein, zu klein... die Leute, vor allem unsere Soldaten, sollen den Mann erkennen können für den sie in die Schlacht ziehen..."
"Weiß überhaupt jemand, wie der aussieht?"
"Als ehemaliger Legat der achten Legion dürfte er einige haben, die sich an ihn erinnern können...", sagte jemand mit Seitenblick auf den Duccius, der nur abwehrend die Hände hob... sie mussten eigentlich wissen, dass er bisher wenige Monate als Tribun der achten Legion diente... allerdings sicherte er zu, sich schnell auf die Suche zu machen nach Leuten die den ehemaligen Legat beschreiben konnten, um sie zu den Goldschmieden zu schicken.
"Naja, allzu viel Zeit zum detaillierten Ausarbeiten werden wir ohnehin nicht haben... grobe Gesichtszüge werden reichen müssen..."
"Der Name wird den Rest erledigen... man wird wissen, dass er gemeint ist..."
"Und bei den Legiones?"
"Wie gehabt... die Legionssymbole und einfach die Legionsbezeichnung hinzu..."
"Achja... für die verschiedenen Münzen mehrere Motive?"
"Dafür haben wir nun wirklich keine Zeit!"
"Der Vorschlag müsste dann den Legati unterbreitet werden..."
"Und das schnell...."
"Bis dahin können wir ja schon einmal die Vorlagen mit dem Kaiser vorbereiten..."
"Wir kennen dessen Gesicht noch nicht einmal!"
"Na, dann wird's aber Zeit... haben wir Sklaven zur Verfügung?"
"Genug."
"Na dann... auf geht's!"
"Auf geht's!"
"Auf geht's!"
"Auf geht's!"
"Auf geht's!"
Da die Sache mit absoluter Priorität vorangetrieben wurde, konnten bereits am nächsten Tag die ersten Münzen an die Soldaten ausgegeben wurden... wobei man möglichst pingelig darauf achtete, dass man in den unteren und zahlenmäßig dominierenden Rängen anfing.
Das Ergebnis der nächtelangen Arbeit sah dann bei den Denares für die erste, zweite und achte Legion wie folgt aus:
[Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/plots/imperium_buergerkrieg_legionsmuenzenpalma.png]
Vala hasste diese Momente. Öffentlichkeit, kein Problem... vor eine ganze Legion zu treten und ihr irgendwas zu vermitteln, kein Problem, das hatte er schon zigmal hinter sich gebracht. Nur öffentliche Opfer waren da doch eine ganz andere Nummer.. und jetzt stand er hier, vor 'seiner' kompletten Legion auf einem Acker bei Como und machte wieder genau das, wobei er sich am unwohlsten fühlte: er brachte ein Opfer dar. Und nicht nur irgendwem.. nein, er brachte es Wodan dar. Also dem Boss... den die Römer Mercurius nannten. Was gewissermaßen ironisch war, denn für Mercur war der Sohn des Iuppiter, welcher von den Germanen mit Donar gleichgesetzt wurde... womit die Verwirrung komplett wurde, weil bei den Römern Vater und Sohn der Germanen Sohn und Vater waren.
Das alles war Vala im Moment relativ egal, immerhin ruhten die Blicke von etwas mehr als viertausend Mann auf ihm.. von den ganzen Opferhelfern mal abgesehen, die ihm ein Centurio zur Seite gestellt hatte der den ganzen Kram offensichtlich schon seit Ewigkeiten organisierte. Das Gedudel der Musikanten, die dafür sorgten, dass der komplette Opferbezirk mit nichts anderem als Lärm gefüllt wurde.. warum auch immer. Man hatte Vala durch das Opfer geführt wie ein Kind... erst die rituelle Reinigung (dabei hatte Vala seit Wochen keine Frau angerührt.. ein Skandal sondergleichen), dann das Verhüllen des Kopfes in dem er einen Teil seiner Toga über denselben zog. Dann der Eintritt in das improvisierte Heiligtum: ein großes Zelt mit einem ebenso improvisierten Ebenbild des Mercurius, das ebenso improvisiert aber sehr gründlich rituell gereinigt wurde... mit einem in Como requirierten Opferstein, vor dem Vala noch einigermaßen frei das Voropfer darbrachte, weil er derlei schon gewohnt war.
"Mercurius, Beschreiter aller Wege und Bote allen Göttlichens...", begann Vala feierlich und meinte eigentlich Wodan.. dementsprechend ernst war ihm auch die Sache: das hier war nicht irgendein Untergott der Römer... für ihn war das DER Gott der Germanen. Der einzige Grund, weshalb er Wodan nicht auch so ansprach waren die ihm beiwohnenden Offiziere seiner Legion, ebenso feierlich gekleidet und mit ernsten Mienen auf das Opfer achtend,
"Schutzherr aller Reisenden, höre uns an..."
Etwas Weihrauch wurde ihm gereicht, und er brauchte einen Moment bis man ihm mit einem Nicken in Richtung der aufgestellten Kohlebecken deutete, die Substanz zu verbrennen.. was Vala dann auch eiligst, mit improvisierter Würdevolligkeit tat.
"Wir bringen dir Weihrauch aus... wir bringen dir Weihrauch dar, edel und kostbar. Unser Geschenk für dich, Mercurius, der du wachst über alle Reisenden."
Und noch etwas wurde ihm gereicht: Münzen. Haufenweise Münzen. Mit dem Bildnis des Gottes (die Optiones waren ganze drei Stunden durch die Legion marschiert und hatten alles an Bronze eingesammelt was auch nur annähernd den Gott des Geldes zeigte) versehen sollten sie die monetäre Komponente des Opfers darstellen.. und bei tausenden Seelen kam auch einiges an Geld für das Opfer zusammen. Gezählt hatte allerdings niemand, es kam den meisten auch recht merkwürdig vor einem Gott die Kohle die man ihm darbrachte vorzuzählen. Das Gewicht hatte gereicht.. es waren insgesamt vier kleinere Säcke voll mit Münzen, die von vier seiner Centuriones nach vorne gebracht wurden und in die große Opferschale ausgeleert wurden... bedächtig langsam. Als Vala nach einiger Zeit der Gedanke kam, das Geklimper würde garnie aufhören, war es dann auch soweit: er konnte weitermachen.
"Münzen für dich, oh Mehrer des Wohlstands.. gesammelt von den Männern der achten Legion, für dich, oh Mercurius!"
Damit waren die Opfergaben des Voropfers beendet, und Vala konnte zur Sache kommen... was er sich noch einmal von einem seiner Gehilfen stumm bestätigten ließ: "Wodan, oh großer.. Mercurius! Wir bringen dir dieses Opfer dar um dir den Dank der achten Legion zu bezeugen, die unter deiner Führung die großen und ehrfurchtgebietenden Alpes durchquert haben.. und wohlbehalten in Italia angekommen sind. Unser Dank gilt dir dafür, dass die Wege durch Schlucht und über Klippe unsere Männer nicht verschlungen haben.. unsere Tritte nicht fehlgingen, und deine Wege uns sicher zum Ziel führten. Großer Mercurius, Schutzherr aller, die sich fern ihrer Heimat auf den Wegen des Reichs befinden, wir danken dir!", führte Vala die Beweggründe für dieses Opfer aus... auch wenn es nicht ganz korrekt war, immerhin hatte die achte Legion fast dreissig Mann aus dem einen oder anderen Grund in den Alpes verloren. Aber das wurde von Veteranen als Standard-Blutzoll für eine Massenüberquerung ihrer Art dargestellt, weshalb man sich durchaus glücklich schätzen konnte... und dankbar.
Nach diesem Voropfer schritt Vala bedächtig, gefolgt von seinem Stab, nach draußen um das Hauptopfer darzubringen.. immerhin zehn weiße Ziegenböcke, deren Hörner man festlich geschmückt hatte (aber nicht vergoldet, das gaben die Mittel der ohnehin arg angestrengten Kriegskasse einfach nicht her, und schon die Acquise der Böcke hatte beinahe zu Verwerfungen mit der Bevölkerung Comos geführt, die unter den 'Sympathieabgaben' zur Versorgung der Legionen nicht gerade an Frohmut gewonnen hatte). Angeführt wurde die Opfergruppe von einem besonders großen und prächtigen Tier, das Vala selbst aus seiner Spesenkasse beigesteuert hatte.
Nach der erneuten rituellen Reinigung der Tiere rief, nein brüllte einer der aushelfenden Centuriones die ohnehin schon mucksmäuschenstille Legion mit "FAVETE LINGIUS!" zur Ruhe, bevor Vala das drinnen gesagte noch einmal für die komplette Mannschaft mit lauter Stimme wiederholte:
"MERCURIUS, HÖRE UNS AN! DIR BRINGEN WIR, DIE MÄNNERN DER ACHTEN LEGION, DIESE BÖCKE ZUM OPFER DAR ALS DANK FÜR DIE SICHERE ÜBERQUERUNG DER ALPES! HÖRE UNSERE HOFFNUNG, AUCH FÜR DEN REST UNSERES WEGES IN DIESER BESCHWERLICHEN ZEIT DICH AN UNSERER SEITE ZU WISSEN!"
Mit steinerner Miene verfolgte Vala schließlich, wie der Cultrarius (schließlich sollte das Opfer einer Masse wie der Legion entsprechen) sich für das Opfer bereit machte, und er selbst eine Schüssel mit Wasser und dem Mallium Latum dargereicht bekam bevor die Tiere mit Mola Salsa bestrichen und schlussendlich von ihm mit einem Messer als Opfertiere weihte. Würden die verdammten Musikanten nicht sein Zwerchfell malträtieren, so hätte man wahrscheinlich eine Stecknadel fallen hören, aber so war alles nur mit jeder Menge Lärm überlagerte Würde.
Er verstand das 'Agone?' des Cultrarius wohl auch nur deshalb, weil er aus den Augenwinkeln diesen (eben nicht) fixierte und auch nur darauf wartete, dass es schließlich losging.. und als seinem "Age!" der erste Tod eines Opfertieres folgte, musste alles schnell gehen... die anderen wurden erst nervös, und waren schließlich kaum im Zaum zu halten als es immer mehr Artgenossen an den wortwörtlichen Kragen ging. Noch ein Punkt in dem großen Opfer, der nicht unbedingt reibungslos verlief.. und Vala suchte in den Gesichtern de rihn umgebenden Offiziere nach Anzeichen von Nervosität, konnte aber nicht das geringste entdecken... alles perfekte Schauspieler, elende Spießer.
Mit bangem Blick erwartete er dann auch das Urteil des Schlächters, der sich bereits daran machte die Innereien des Haupttieres zu untersuchen.
http://farm3.staticflickr.com/…09794309_ae766be63c_n.jpg ...beziehungsweise auf den ersten Meldereiter, der ihnen Kunde davon brachte, dass der Gegner auf mehr als drei Tagesmärsche an sie herangekommen war. War er bisher nicht, was den Soldaten des obergermanischen Heeres nach ihrer Ankunft und dem Gewaltmarsch von Como aus tatsächlich eine halbwegs mildegestimmte Heeresführung und damit auch einen halben Tag lang frei eingebracht hatte. Sprich: fast alle durften ausschlafen.. fast.
Zu denjenigen, die nicht ausschlafen durften gehörten die Geschützmannschaften, die zuerst in die wenigen Verona noch umgebenden Wälder geschickt wurden um für ein paar Handlanger Bäume auszusuchen, die im Eiltempo in Geschütze verwandelt werden sollten. Die untergermanischen Heere hatten natürlich ihre schon vor langer Zeit fertiggestellt und aufgebaut, und wahrscheinlich auch die der Prima.. für die der zweiten und achten Legion blieb nicht viel Zeit, weshalb man sich zuerst auf jene konzentrierte die schnell aufzubauen waren: die Scorpiones und kleinere Ballistae
Vala hatte sich die Zeit genommen, seine Aufzeichnungen fortzuführen die er bei der Besteigung der Alpen begonnen hatte, als es Tag für Tage nur im Schneckentempo vorangegangen war. Er selbst wusste gar nicht warum, aber irgendwo hatte er den Entschluss gefasst sich im aufgezwungenen Leerlauf auf das Examen Quartuum vorzubereiten.. ohne wirklich zu wissen, ob er das jemals würde absolvieren können. Wer wusste schon, ob er nicht in kurzer Zeit Blut atmend auf einem Acker bei Verona lag?
Dennoch hockte er nahebei, während die Männer der Geschützmannschaften einige Helfer beim Ausarbeiten der hölzernen Bestandteile der Geschütze anleiteten, um sie nachher selbst mit den auf Maultieren mitgeführten eisernen Komponenten zu verbinden, die Seile einzuspannen und natürlich das lange Justieren bis die Geschütze wirklich die Leistungen brachten die ihnen zugedacht war.
Natürlich schrieb er den ganzen Kram über die Sozialstruktur des römischen Reichs nicht selbst... immer hatte er einen Rattenschwanz aus zwei Schreibern dabei (irgendwelchen, Sirius war sich zu fein für derartiges) die seine gesprochenen Worte in Wachs bannten.
http://farm2.staticflickr.com/…00562574_7c8ddaa723_n.jpgNatürlich wurde er immer wieder unterbrochen, weil IMMER irgendjemand kam und irgendwas von ihm wollte.. aber die große Diskussion stand noch aus: was sollte man machen? Sollte man das strategisch eigentlich günstlich gelegene Lager bei Verona verlassen, das einerseits verhinderte, dass man einfach so an ihnen vorüber marschierte, andererseits dem Heer genug Bewegungsmöglichkeiten einräumte? Vala war kein Anhänger dieser These.. aber andererseits... warum nicht? Und warum? Das Abwägen brachte ihn immer wieder aus dem Konzept, und nicht zum ersten Mal winkte er barsch ab um den Schreibern zu deuten, dass sie die letzten paar Sätze ausradieren sollten...
Als ein Meldereiter auf ihn zugeprescht kam, während er den Männern dabei zusah wie sie ein ziemlich dickes und längliches Holzteil mit einem Hobel bearbeiteten, spannte sich bei ihm unwillkürlich alles an... genauso wie bei den letzten fünf Meldereitern, die ihn in den letzten Stunden aufgesucht hatten. Auch wenn Vala gerne so tat... selbst nach mehreren Jahren im Militär hatte er noch nicht die Ruhe inne, Nachrichten so zu nehmen wie sie kamen. Mit gezwungen kontrolliertem Blick erwartete er den ihm nahenden Reiter, und als dieser von seinem Pferd sprang und nicht allzu schnell auf ihn zugetreten kam spürte Vala wieder die blasse Hoffnung, dass der Feind ihm noch ein wenig Zeit geben würde bis es krachte... und auch dieses Mal wurde er nicht enttäuscht: es war lediglich die Mitteilung, dass die improvisierte Münzprägeanstalt, die sie in Verona errichtet hatten, nun ihre Arbeit aufnehmen konnten.
Das war wichtig... SEHR wichtig, denn so konnten sie den Männern noch vor der Schlacht ein wenig Motivation in Edelmetallform (mit besten Grüßen aus Lugdunum) in die Hände drücken.
Vala nickte nur knapp und entließ den Meldereiter, er würde sich später in der Münze zeigen um selbst zu beobachten wie alles vor sich ging.
Jetzt wollte er erst einmal das Kapitel über die Tribuni Angusticlavii zuende bringen.
Was auch immer Vala von den beiden erwartete, hatte Vala im vorneherein auch nicht gewusst... nur wusste er jetzt, dass sie ihm nicht gerecht wurden. Hadamar's Zurückhaltung ließ Vala einen Moment nachdenklich zurück, und die Reaktion Sönkes entlockte ihm schließlich nicht mehr als einen Augenblick ungläubigen Dreinschauens.. wie bei Loki war er auf die Idee gekommen, so ein einfacher Hund wie Sönke könnte ihm in der Sache dienlich sein?
Der Junge machte nicht im geringsten den Eindruck auch nur annähernd erfasst zu haben was Vala da gerade versucht hatte klarzustellen, und die obligatorische Frage folgte, ob er Sönke da überhaupt vertrauen konnte. Wenn er auch keine Zweifel an dessen Loyalität hatte, so musste er sich nun fragen ob der Kerl überhaupt geistig in der Lage war zu erfassen worum es ging.. und ob er nicht eher durch blankes Unverständnis viel mehr Schaden anrichten konnte.
"Do wirsch di no süms keele, wä do net schlünigs die Looscher oppspärrs, Hartwigssönig." , entschloss Vala sich impromptu doch dagegen den Kerl einfach rauszuwerfen, weil das, was er bisher nicht verstanden hatte so verbreitet noch größeren Schaden anrichten konnte... und da vertraute Vala dem Trottel dann sicherlich nicht, auch entsprechend die Klappe halten zu können.
Als er sich wieder Hadamar zuwandte mühte er sich etwas entspannter zu klingen, was ihm nicht ganz gelingen wollte... zu unentspannt war einfach die ganze Situation.
"Schort sacht: ik ben frou, wenn de Orelius wees, wou er een Schword het anzopacke. Un' in weeke Richt he tet to holln hat. Ik gloob, watt de Administratio anjeit, drüvt he better klarkum.. kum ik sacht heb: he is gröön wie een Morjenwies. Aba he lernt.. un' dat is heel watt anners, watt een vunne Glodius saaje kunt."
Ein Schluck Bier gab Hadamar die Gelegenheit über das gesagte nachzudenken... und Vala die Möglichkeit, Sönke noch einmal mit einem eindringlichen Blick aufzuspießen, nur um sicher zu gehen, dass der Kerl nicht noch einmal nur halb zuhörte.
"Ik gloob niet, datt de Orelius better iss. Ik gloob, datt he de leeger Piene vunn twee üweln iss.. un' wenn ju twee Pötte met Brackwaater hess, dann suups ju ut de Pott witte ju fresch hult hess, un' net de olle Pott witte ju scho kenns. De Glodius het scho vo de Zoch schnaaftich klarmaakt, datte niet to druwwen iss. Un' dösse Eendrock het si net viu ännert... um jenau to sin: jarnet. De Orelius wid inset, dormit de Glodius niet op dummet Breegenkniepen kummt.. dine Legad wies, kum he kline Licher wie Sönge tüschen kunn.. aber Kriech.. ne. De Kerl iss een Huushund.. keen Jachttier."
"Verdammte Axt... ich habe wirklich geglaubt, wir erreichen Verona nie..." , machte Vala seiner Erleichterung Luft, als er an der Spitze der Hauptkolonne der achten Legion (welche wieder an der Spitze des Heeres marschierte) die letzte Hügelkuppe erklomm welche die freie Sicht auf die nach antiken Maßstäben riesige Stadt verdeckt hatte. Anerkennend zog er die Luft ein, hatte er schon seine komplette angetretene Legion für ein beeindruckendes Schauspiel gehalten... um nach dem Erlebnis in Vindonissa den Eindruck von ZWEI angetretenen Legionen in der Rangfolge aufzuwerten.. so war DAS hier mit DREI Legionen noch eine ganze Spur beeindruckender... und es würde noch schlimmer, wenn die beiden Legiones und die drei Alen aus Germania Superior und Raetia hinzustoßen würden.
"Wieviele Mann wären das dann?" , fragte er rhetorisch einen der ritterlichen Tribuni, der nicht sofort verstand, dass Vala eigentlich keine Antwort wollte, und die Zahl mit 'Irgendwas um fünfundzwanzigtausend Mann, Tribun Duccius."
Dem vorwurfsvollen Blick des senatorischen Tribunen folgte ein schuldbewusster des ritterlichen, und bevor ihnen die erste Centurie in die Hacken marschierte gab Vala seinem Pferd locker zu verstehen, dass es weiter voran ging... den Hügel hinab, den Rest der Strecke an der Stadtmauer Veronas vorbei in das Lager der Anhänger des wahren Kaisers... oder wahlweise der Rebellen.
"Wir werden heute den Göttern opfern... gebt das an eure Cohortes weiter... wir werden ihnen dafür danken, dass wir scheinbar doch noch vor unseren Gegnern in Verona angekommen sind... wir werden ihnen danken... und sie darum bitten, die Bauern der Region nicht so störrisch zu stimmen. Würde ich es nicht schon wissen, WOLLTE ich es auch gar nicht wieviel fünfundzwanzigtausend Mann an einem Tag wegfressen können..." , gab Vala noch weiter bevor er anzog und sein Pferd neben der Straße eilig den Hügel hinuntergaloppieren zu lassen..
http://farm9.staticflickr.com/…13873980_1eebbc14b8_n.jpg ...trafen dann auch die ersten Späher des obergermanischen Heeres ein, am späten Abend gefolgt von der Vorhut... und einen ganzen Tag später wandte sich dann auch die ewig lange Kolonne des riesigen Heeres aus Germania Superiors durch die Hügellandschaft. Vom ersten Sichtkontakt bis zum letztlichen Erreichen des befestigen Tores vergingen dennoch einige Stunden.
Die Soldaten der Legio Dua und Legio Octava zusammen mit ihren Brüdern von den Auxiliaren machten alles andere als einen frischen Eindruck, die Alpenüberquerung hatte an Mensch, Material und vor allem Moral gekostet, und die eine Woche die sie gebraucht hatten um von Comum nach Verona zu marschieren hatte ob der gebotenen Eile (man wusste schließlich, dass der Feind von Osten nahte) wenig Gelegenheit zur Erholung gegeben. Dennoch bot der Anblick den Zivilisten der umgebenden Villae Rusticae und Vici erstaunliches: fast zehntausend Mann unter Waffen schoben sich hier durch die Landschaft auf ein Lager zu, das bereits fast fünfzehntausend Mann beherbergte. Schon vor zwei Tagen waren die Männer aus Obergermanien, die zur Beschaffung von Vorräten abkommandiert worden waren, mit Männern aus Untergermanien und Oberitalia zusammen, die dasselbe erledigen wollte.
Da ein antiker Heerzug kein einheitlicher Block war, der durch die Landschaft marschierte, sondern eher eine Wolke aus Militär mit festem Kern, war die Vereinigung der Teilheere zu einem großen Heer auch weniger ein Zusammensetzen von Bauklötzen als ein Ineinanderfließen von Massen die sich bei Verona schließlich zu einem waffenstarrenden wabernden und überall hin seine Arme ausstreckenden Ungetüm zusammentaten.
Von den umgebenden Hügeln gesehen war das Lager, dass vor zwei Wochen noch zu etwas mehr als einem Drittel gefüllt war und damit einen recht leeren Eindruck vermittelte, vor einer Woche von der Legio Prima ebenfalls mit weniger als einem Drittel und nun schließlich mit Soldaten aus Obergermanien zur Gänze gefüllt worden war eine Stadt, die die Bevölkerung Veronas etwa auf das anderthalbfache anwachsen ließ.
Die logistische Herausforderung nahm damit sicherlich nicht ab... und die Sorgen der Stadtväter würden mit dem Eintreffen der Truppe des Annaeus Modestus auch nicht gerade kleiner werden.
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Was auch immer sie hier taten, Alrik verstand es nicht. Erst waren sie knapp zwei Wochen lang durch's Nichts gewandert, hatten ihren sicheren Lagerplatz aufgegeben um der aufgehenden Sonne entgegenzuwandern, nur um schließlich auf einer für sein Empfinden atemberaubend großen Lichtung auf nicht gerade freundliche Zeitgenossen zu treffen.. und schließlich einen Tag später mit versammelter Mannschaft am Rande eines großen Moores zu stehen das den ersten Schnee des Jahres noch nicht verschluckt hatte. Alrik, zur Unbill seines Vaters an den Rockzipfel seiner Mutter geklammert, wandte immer wieder mal den Kopf um die zumeist ernst oder ängstlich dreinschauenden Menschen um sie herum zu mustern die ihm größtenteils unbekannt waren. Wie groß war diese Sippe eigentlich? Sehr groß, so wie er es einschätzte... fast einhundert Menschen ausschließlich derer, die Alrik mangels eigener Verwandtschaft seine Sippe nannte. Er konnte sich nicht daran erinnern jemals so viele Menschen gesehen zu haben..
Seine Mutter war es zum wiederholten Male, die seinen Blick wieder auf das für ihn vollkommen uninteressante Geschehen vor ihm zu lenken, was sie einfach tat indem sie seinen Kopf packte und wieder in die richtige Richtung drehte. Uninteressant war das, was wenige Schritte vor ihnen vor sich ging vor allem deshalb, weil er nicht im geringsten verstand was da eigentlich vor sich ging. Der Rich der großen Sippe stand dort, ebenso jemand den sein Vater als Goden bezeichnet hatte... und eine junge Pärchen, dass auf den Knien mit hinter dem Rücken verbundenen Händen kauerte. Alrik wusste, dass die Frau lange geweint hatte, weil ihre Augen so aussehen wie die seiner Mutter wenn diese eben genau dasselbe getan hatte. Der Mann ließ die ganze Zeit den Kopf hängen, so dass man nicht viel erkannte. Seine Mutter weinte oft genug aus für ihn nicht nachvollziehbaren Gründen... zum Beispiel wenn die Götter wieder eines seiner Geschwisterkinder zu sich nahmen bevor dieses seinen Namen bekamen (Alrik hatte seinen schon lange!). Oder wenn sich wieder eins ankündigte. Oder wenn sein Vater lange weg.. und noch mehr, wenn er länger weg war, als er ursprünglich angekündigt hatte. Was nicht selten vorkam.
Auch verstand er nicht, warum der Gode die Gerechtigkeit Wodans anrief um in einer bestimmten Sache das Urteil des Richs teilzuhaben... irgendwas mit Friggs Tugend, der sich jedes treue Weib der Sippe annehmen sollte.. und Hel. Hel.. deren Name alleine schon Alrik einen kalten Schauer über den Rücken jagte und ihn instinktiv näher an seine Mutter rücken ließ, die recht teilnahmslos eine Hand auf seinen Kopf legte und ihm durch die Locken strich.
"Was machen die da?" , fragte er zum gefühlt hundersten Male, doch wieder kam entweder keine Antwort oder nur eine zischende Aufforderung von hinten still zu sein. Wieder war es die alte Frau von vorhin, die ihn mit bösen Blick quasi auffressen wollte.. was Alrik noch ein Stück näher an seine Mutter rücken ließ, wenn das überhaupt möglich war.
Irgendwann endete die lange Litanei des Goden, der zuletzt mit hoch erhobenen Händen die Moorgeister heranrief, die quasi schon die ganze Zeit über dem Gebilde hingen, das wie so vielen anderen auch Alrik unheimlich war, weil es weder wirklich Wasser war... noch wirklich Land. Der Gode blickte schließlich den Rich auffordernd an, der sich vernehmbar räusperte und mit lauter Stimme von Frevel zu reden... von Verstoß gegen die Sitten der Ahnen und von Verbrechen gegen die Sippe, die sie alle schützte und die sie alle zu schützen hatten. Als Obherr seiner Sippe stünde es ihm zu bei einem Verbrechen wie die beiden jungen Leute sie begangen hätte genau dies zu ahnden um der Einheit durch die Gesetze ihres Stammes Rechnung zu tragen und das Ansehen zu verteidigen, dass seine Sippe unter den anderen Sippen im Stamme genoss.
Der Rich sagte.. nein, rief... all dies mit donnernder Stimme und deutlicher Anklage, aber er schaute dabei nicht das junge Pärchen an, sondern die anderen in seiner Sippe... und zu Alriks Verdacht oft seinen Vater.
Gerade wollte er noch einmal am Rock seiner Mutter ziehen um endlich zu erfahren, was das nun eigentlich zu bedeuten hatte, da donnerte der Rich auch schon ein Urteil in die Luft, welches das am Boden kauernde Paar nach Helheim verbannte. Verwirrt bekam Alrik gerade noch mit, wie die eine oder der andere überrascht nach Luft schnappte, dann ging alles ganz schnell: die Frau brach schluchzend zusammen und legte sich laut wehklagend auf den Boden, während der Mann den ohnehin schon hängen Kopf noch weiter sinken ließ und weiterhin still blieb. Zwei Männer traten nach einem Kopfnicken des Richs aus der Menge und rafften jeweils Mann und Frau nach oben, um sie mit stoischer Miene ins Moor zu schleifen. Die Klage der Frau wurde noch lauter als sie das kalte Wasser des Moors zu spüren bekam.. und als die Männer einige Schritte weit im Moor schließlich zum stehen kamen (was gar nicht so einfach aussah, weil sie durch das Gestrampel der Frau immer wieder nach links und rechts traten auf der vergeblichen Suche nach festem Stand) musste der Rich schon brüllen um für alle hörbar die Frau und den Mann aus der Gemeinschaft ihrer Sippe und ihres Stammes zu verbannen und sie für ihre Taten nach Helheim zu verbannen. Ein weiteres Nicken, und das Wehklagen der Frau endete abrupt als ihr der sie festhaltende Mann ein Messer über die Kehle zog.
Alrik realisierte einen Moment zu spät was da gerade vor sich ging, so perplex war er von den Unschuldsbeteuerungen der Frau, und so bekam er zwangsläufig noch mit, dass der Mann ebenso stumm und wortlos starb wie er während des Tribunals dagehockt hatte... den Blick, den der Totgeweihte dabei allerdings in den Augen trug würde er wohl sein Leben lang nicht vergessen... das war nicht der Blick eines Menschen.. das war der Blick eines Hundes, den man zu lange und zu oft geschlagen hatte. Jetzt verstand Alrik, wie Lebenswille aussah... weil jeder ihn in den Augen trug, jeder bis auf diesen einen Mann.
Die Frau hingegen zeigte eindeutigen Willen, sich nicht so leicht in ihr Schicksal zu fügen. Hatte sie vorher noch kräftig um sich getreten um dem starren Griff des Mannes zu entrinnen, und lautstark ihre Unschuld beteuert verklang ihr Lebenshauch in einem obszön lauten Gurgeln.. der Mann zog das Messer nicht über ihre Kehle, sondern DURCH sie hindurch.
Alrik hatte schon Menschen sterben sehen... der Tod war es nicht, der ihn hier derart schockte. Kranke, Alte, Verwundete... er hatte schon mehr als nur einmal in die Augen eines Sterbenden gesehen, wenn auch immer nur aus der Sicherheit des Rocks seiner Mutter hervor... aber das hier war anders. Der Kontrast zwischen den Sterbenden hätte eindringlicher nicht sein können.. und die Gewaltsamkeit ihres Todes nicht exemplarischer.
Als das Werk verrichtet war, wateten die beiden Männer aus dem Moor heraus und taten ganz so, als würde sie die durchnässten und mit Blut beschmierten Kleider nicht stören... die Körper der Hingerichteten ließen sie einfach im Moor treiben, wo sie grotesk mit dem Gesicht nach unten sanken und mit den auf dem Rücken verbundenen Händen inmitten der Moorgeister einen unwirklichen Eindruck vermittelten. Schließlich zerstreute sich die versammelte Sippe, und auch Alriks Eltern machten sich mit den anderen auf um zur Siedlung zurück zu kehren die gute drei Wegstunden vom Moor entfernt lag. Es dauerte eine gute Stunde, bis Alriks Geist sich aus der Umklammerung der Bilder lösen konnte, die sich soeben in sein Gedächtnis gebrannt hatten, und begann wieder einmal seine Eltern mit Fragen nach dem soeben geschehenen zu beharken... die wieder einmal diese mit sturem Schweigen abblockten, so wie es immer geschah wenn Alrik unbequeme Fragen stellte. Und wie immer (öfter) holte Alrik sich dafür seine Antworten woanders. Er ließ sich zurückfallen, was seinen Eltern nicht einmal auffiel, und trat neben Gundraban und Lintrad die bisher recht stumm den Weg zurück beschritten hatten.
"Gundraban! Lintrad!" , forderte Alrik die Aufmerksamkeit des kleinwüchsigen Mannes, den er bereits seit einem Jahr überragte, "Warum haben sie den Mann und die Frau zu Hel geschickt?"
"Die beiden haben gegen die Gesetze des Stammes verbrochen... sie waren Ehebrecher. Sie war verheiratet... sie wurden erwischt, und mussten bestraft werden. So wird mit Ehebrechern umgegangen.", versuchte Gundraban an einer Erklärung und versuchte dabei nicht allzu betroffen dreinzuschauen. Es war ihm zunehmend wichtig auch als Mann erkannt zu werden und sich ebenso unnachgiebig zu zeigen wie die stärksten Männer ihrer kleinen Gruppe... zu denen auch Alriks Vater gehörte, der allen ein Vorbild für Unnachgiebigkeit, Aufrichtigkeit und Stärke war.
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"Ach, Papperlapapp..." , schnalzte Lintrad verächtlich mit der Zunge und warf dem größeren Jungmann einen vorwurfsvollen Blick zu, "...wieso dem Jungen nicht einfach reines Bier einschenken, Gundraban?"
"Weil er noch ein Junge ist!", gab dieser mit halbherziger Empörung zurück, was Lintrad nur noch verächtlicher abwinken ließ: "Je schneller der Junge erkennt, wie die Welt um ihn herum funktioniert, desto größer ist seine Chance auch lange genug in dieser zu überleben.."
"Das ist die Aufgabe von Leif, nicht deine, Lintrad!", versuchte Gundraban es mal wieder Alrik vor den Weisheiten des Zwergs zu bewahren.
"Dazu sag ich lieber nichts..." , wich Lintrad dem Punkt aus, weil er sehr wohl wusste wie groß der Einfluss Leifs war... auf seinen Sohn, aber nicht zuletzt auch in der Sippe, die sein eigenes Überleben sicherte, "..aber dazu lass mich was sagen, Alrik: diese beiden Menschen sind nicht gestorben weil sie ein Verbrechen begangen haben."
"Warum das?" , blickte Alrik den Zwerg mit fragendem Blick an, nicht wenig verwirrt darüber jetzt genau das Gegenteil von dem zu hören was er gerade eben noch gehört und auch gesehen hatte!
"Jetzt bin ich auch gespannt, Lintrad... warum das?", gab Gundraban sich weitaus skeptischer.
"Der Mann war ein Gefangener aus einem der kurzen Züge Herimans gegen die letzten Sippen, die Modorok immernoch folgen.. ein Mund der zu füttern war, und den man sich eigentlich nur für den richtigen Moment aufsparte um ihm schließlich den Schädel zu spalten und ihn den Göttern zu opfern... oder einem Sklavenhändler zu verkaufen. Anscheinend hatte der Mann doch etwas größeren politischeren Nutzen für Heriman als ihm ein römischer Händler eingebracht hätte." , begann der Zwerg mit einem verdrieslichen Lächeln zu dozieren, was bei Gundraban und Alrik nur auf Unverständnis stieß: "Das macht keinen Sinn, Lintrad."
"Was war mit der Frau, Lintrad?"
"Eine Hörige aus einer niederen Muntsippe, die ohnehin zuviele Töchter hat... ich bin mir sicher, Heriman hat sie fürstlich für den Verlust belohnt. Das Mädchen war ebenso unschuldig wie sie offensichtlich entbehrlich war. Noch ein Maul weniger zu stopfen.. und ein adäquates Geschenk an die Geister, würde ich sagen." , fuhr Lintrad unbeeindruckt fort, "Viel mehr brachte ihm das allerdings in dieser Welt ein.. heute konnte Heriman auf sehr eindrückliche Art und Weise klarstellen, wie er mit Wortbruch und Verstoß gegen die Traditionen seines Stammes umspringt... das war ein eindeutiges Zeichen in Richtung deines Vaters, Alrik... und auch in deine Richtung."
"JETZT wird es wirklich bizarr, Lintrad.", versuchte Gundraban sich erneut darin den Reden des Zwergs einhalt zu gebieten, aber die Verwirrung und gleichzeitige Neugier in Alriks Blick ließ den Zwerg fortfahren: "Du wirst eine Tochter Herimans heiraten, Alrik, was als Wort zwischen seiner Sippe und unserer... beziehungsweise deiner gelten wird. Dass er sich eindeutige Hoffnungen hinsichtlich dieser Verbindung macht ist klar... und heute hat er sehr viel dafür springen lassen, klarzumachen, dass er auch alles dafür tun wird um diese Hoffnungen erfüllt zu sehen. Also, Alrik, sei gewarnt."
"Das ist vollkommen absurd, Lintrad, kannst du nicht endlich mal dein elendes Maul halten? Verstehst du eigentlich was du da gerade redest? Du warnst einen nicht einmal neunjährigen Jungen davor EHEBRUCH zu begehen!", empörte Gundraban sich immer mehr, "Er wird noch Jahre brauchen bis er die Wärme einer... SEINER Frau wird spüren können!"
"Was wirfst du mir da eigentlich für einen Quatsch vor? Ich warne Alrik nicht davor einer anderen Frau als seiner eigenen beizuwohnen, oder irgendwelche anderen Regeln zu brechen.." , witzelte Lintrad nun vergnügt, fischte sich eine Nuss aus einem kleinen Sack und zerbiss diese mit genüsslichem Blick bevor er Alrik in die Seite boxte und ihm schelmisch zuzwinkerte: "Ich warne Alrik davor, sich erwischen zu lassen."
http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/08.jpg Es hatte Wochen gedauert bis die Legion der Anhänger des Ursupators... also, des vescularischen Ursupators... nahe genug an Italia und den letztlichen Standort des untergermanischen Heeres herangekommen waren, um den Spähern des Flaminiers so etwas wie eine stete Nachrichtenleitung zu erlauben. Erst als die Reiter weniger als eine Woche brauchten, um Meldungen über den Standort, die Größe und Zusammensetzung des feindlichen Heeres nach Verona zu bringen trudelten die Meldungen auch öfter ein als nur alle paar Tage einmal... schließlich liefen sich die gleiche Anzahl an Spähern auf einer immer kürzeren Strecke öfter über den Weg als es vorher der Fall war.
Man hielt die Männer mit Informationen aus dem Westen extra am langen Arm: wenn sie gefangennommen werden SOLLTEN (was nicht allzu unwahrscheinlich war, auch wenn sich in den immer größer werdenden Rodungen Italias die Späher beider Parteien oft umschwirrten wie zwei Goldfische in der Adria), konnte man so wenigstens nicht genug aus ihnen herauspressen... eben weil sie nichts wussten. Andererseits war man nicht so blöd zu glauben, dass der Feind nicht ebenso intensive Aufklärung betrieb... die je näher er Verona kam auch immer detaillierter ausfiel. Aber auch hier, am östlichsten Rande Italias, machte sich bei den Spähern so langsam eine gewisse Nervosität bemerkbar... schließlich lagen die Truppen des Laberiers keine zehn Marschtage von Verona entfernt. So langsam wurde es eng in Norditalia...