Auch wenn die Stimmung alles andere als heiter war... immerhin war aus dem Praetorium durchgesickert, dass sich ein Heer von Osten her näherte.. die Männer der ersten Legion wurden von den vorgelagert stationierten kleinen Wachposten und Reitereisoldaten mit zuversichtlichem Jubel begrüßt. Bedeutete das doch immerhin: sie waren nicht allein.
Beiträge von Titus Duccius Vala
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"Euer Verlust.", stellte der Tribun knapp fest.. er hätte sich anstelle der Soldaten einen Grund aus den Fingern gesaugt der für plausible Verzögerung gesorgt hätte... und hätte sich dann die Annehmlichkeiten gegönnt.
"Dann meine besten Grüße an euren Legaten.. und an den Primus Pilus... wir werden uns ja wohl morgen selbst begrüßen können.", sprach's, winkte lässig mit einer Hand und entließ die Männer ihrer Wege zu reiten.
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Nein, ein Lanistus war der Annaeer definitiv nicht. Vala musste sich arg zusammenreißen um die Enttäuschung über die schwammige Antwort zu verhehlen, andererseits: was hatte er erwartet? Dreitausendfünfhundert Aurei waren genug um ebensoviele Menschen ein halbes Jahr lang durchzubringen... eine gewaltige Summe für einen einzelnen Mann.. und Vala fragte sich, wie groß die Versuchung für den Sempronier gewesen war einfach mit der Beute und seinen Reitern durchzubrennen. Dass der Mann trotzdem hier stand rechnete Vala ihm hoch an.. und stellte sich gleich noch einmal diesselbe Frage: würde er hier stehen, so ehrenhaft und pflichtversessen wie der Sempronier? Vielleicht... Vala machte sich keine Illusionen darüber, dass eine seiner maßgeblichen Triebfedern die Mehrung des eigenen und vor allem familiären Besitzes war. Allerdings war eine weitere Triebfeder die Mehrung der eigenen und familiären Macht, und da war es inopportun mit der Kasse einer Legion stiften zu gehen, wenn man früher oder später doch wieder in die breite Öffentlichkeit treten wollte. Also musste Vala den Reichtum auf halbwegs legalem Wege anhäufen.. und die Macht auf eben diesem Wege ausbauen, auf welchem sie waren: die- und denjenigen aus den Weg schaffen, der ihm imselben stand. Und wenn er dabei zehntausend Mann hinter sich stehen hatte: umso besser.
"Damit kämen wir wohl zum nächsten Thema..." , wechselte Vala schnell das Thema, um eine erneute Diskussion über Unwägbarkeiten und viele Vielleichts und Könntes zu vermeiden, die ihm schon auf den letzten Besprechungen den letzten Nerv geraubt hatten. Also blieb er beim ohne größere Probleme Vorhersehbarem: "Wir sind knapp drei Marschtage nördlich von Mediolanum.. in einem Tag dürften wir die Straße gen Osten nach Verona erreichen.. das kostet uns zwar den direkten Marsch auf Rom und die Möglichkeit Mediolanum zu etwas Unterstützung zu überreden... aber der taktische Vorteil eines vereinten Heeres von über zwanzigtausend Mann dürfte maßgeblich sein. Unsere Kundschafter berichten, dass sich die Truppe unter Laberius Maturus.. so heißt deren Feldherr übrigens... vor einigen Tagen Aquileia genähert hat. Wenn wir uns jetzt beeilen, dürften wir in fünf bis sechs Tagen in Verona sein... und der Gegner bestenfalls unbestimmt lange danach... voraussichtlich in etwa zeitgleich... im schlechtesten vor uns. Ich wollte Meldereiter aussenden, die den Flaminier bitten sich nicht auf einen Kampf einzulassen, solange wir nicht da sind... sondern sich in unsere Richtung zurück zu ziehen, so der Feind sich vor unserem Eintreffen nähert. Wahrscheinlich wird der Mann sich durch derart offensichtliches tierisch gegängelt fühlen... aber besser sowas einmal zu viel als einmal zu wenig erwähnt."
Er blickte den Legat weiter fragend an, gewisse Dinge musste der einfach entscheiden. Vala verstand sich als Hirte seiner Legion... aber die Weide, auf welcher die Herde grasen sollte, musste der Grundbesitzer auswählen. Wie auch immer der Feldherr sich entschied... sie würden in nicht einmal einer Woche Feindkontakt haben.
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Gewount heb ik mi niet dra..., zuckte Vala mit den Achseln und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, um gleich darauf zum Dünnbier zu greifen. Er hätte nie gedacht, dass man bei einem simplen Vergärungsprozess wie dem mit Getreide soviel anders machen kann... aber das Zeug südlich der Alpen schmeckte markant anders als das nördlich des Gebirges. Zum Abgewöhnen.
Opp de Berch watt de Fraas ook anners wern., entsann sich der Tribun, "Het no niet so klamm, datt sers de Legad het Puls fretten muttn, bat de Spieskard wes en heel Stuck schorter wern."
Während er den beiden Soldaten die Gelegenheit gab sich an dem für sie sicherlich außerordentlichen Mahl zu laben, musterte er die beiden Soldaten ausgiebig. Einen abgekämpten Eindruck machten die noch nicht.. allerdings war frisch auch etwas anderes. Seine eigenen Leute, die Vala jeden Tag sah, machten kaum einen anderen Eindruck.. es wurde Zeit, dass sie endlich zu den obergermanischen Truppen und zur Legio Prima stießen.. sobald Rom einmal belagert war, konnten die Männer wechselweise ausspannen."Jupp, het et.", kam Vala auf das letztendliche Thema zu sprechen, "Laat et mi sou erklorn, ju kricht e nieuwe Dribun. Het word as grün hinner die Lauscher as Morjengrass... bat ju kricht de Päns net fo nix.
Valas Blick war alles andere als ausdruckslos... mit leicht verzogenen Lippen und erhöhter Augenbraue konnte er nicht deutlicher machen, was er von der ganzen Situation hielt.
"De Legad het dacht, et kunnt niet schode, datt het Orelus unne Glaudius si jeinsitig oppe Fingers kieke..", fuhr er fort, um die Brisanz der Lage deutlich zu machen, "De olle Dribun is doot.. un de Legad druut de Glaudius niet wieter över de Weech as wi e ih schmiete kunn. Un mer hebe jeiwitt Twuivel, opp de Leid vonne Due sou ferlodig iss, kum het noudig wer fo a Kriech... aso kummt de Orelus. De Orelus is... eh...", suchte Vala nach dem richtigen Wort, schnippte ein paar Mal mit dem Finger bis es ihm einzufallen schien, ..e Frünn..
Fiel der Groschen? Zu erkennen gaben die beiden es nicht... es fiel Vala zumindest nicht auf... besonders der Marius schien ihm noch zu sehr in der Ehrfurcht vor dem Posten gefangen, den Vala innehatte.
"Niet e jute.. bat e Frünn..", wiederholte er sich noch einmal, um irgendwie klar zu stellen, dass der Aurelier sein Vertrauen genoss, "Un hou ik sacht heb, het is grün kum Klee.. watt mient, datte sei wou inne Laaje iss, ju oll inne Doot to schicken un to globen, datt et een heel jut Idee wesen wör... aber, un het is de heel streng Pint: ju Legad pakkt datt ook met Erföhrung. Un twee döösköppe sin' schlauä as wie een. Un' vo allm: de junge Dööskopp iss no am lerne, de olle niet. Watt for ju no heel hild iss, und no spitzt de Lauscher, Jongens... de Orelius unne Glaudius möjn sik eel niet luin. Un' ik gloob, watte Legad niet gloobt: das kunnt hehl watt een Stress gem. Aso, laat et mi so kürn: WENN et Stress jibt, doot ju joot daran, de Orelius too stösn. Het iss weeeeeet wenijer wollsachs ju ool to keeln. Un short sacht: de Glaudius het inne Luid net de besse Ston." -
Mitten in einem Bissen innehaltend war Vala die Verwirrung über den doch sehr gegensätzlichen Auftritt der beiden Soldaten klar anzusehen.. bis sie deutlicher Belustigung wich.
Heilsam, Miledes..., presste er hervor nachdem er den Bissen heruntergewürgt hatte, und schüttelte milde lächelnd den Kopf, "..watt maak ik nu med ju? De eene Döskopp kummt in mine Tent gelopt, as wars his een... unne annere speelt Pappkamerad.. Ein Schluck Bier aus einem einfachen Becher half dem Bissen nach unten, und schließlich winkte Vala immernoch mit Schalk in den Augen ab: "Dahlsetten, Männers... und taakt ju watt to etten, ik kunn de Fraas de ju kriecht..."
Sprach's, und schob die immernoch leicht dampfenden Schalen mit dem Essen auf die Seite des flachen Tischs, vor der die beiden Männer noch standen.. zusammen mit zwei Bechern für das Bier.
"Ik spa mi datt Kürn vonne Bergwandel, ik sei ja, datt ju joot überkummt seed... asu... ett, Männer....", forderte er sie ein weiteres Mal auf, bevor er gleich zum Punkt kam, "..Hadamar, erinner's do di no anne Sorge, di ik hebt umme Legio Due?" -
Der SimOff-Verwalter muss afaik der SL eine PN zukommen lassen, in der er darum bittet deiner ID die ModRechte im betreffenden Board zu verleihen.
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"Das war er...", murrte der Tribun und tat nicht allzu überrascht, immerhin hatte er selbst genau gewusst wie der Mann geheißen hatte, den er in Mogontiacum gesehen hatte. Ein kurzer Blick zu den im Hintergrund stehenden Wachen, und diese entspannten sich deutlich.
"Schön zu hören... euch noch einmal ein deutliches Willkommen hier.", gab der Tribun sich ebenfalls nun gelassener, "War das alles an Informationen, die ihr uns zutragen wolltest? Wenn ja, lasse ich dafür sorgen, dass ihr etwas zwischen die Kiefer bekommt bevor ihr euch wieder losmacht... wenn ihr eure Ärsche aber ein wenig entspannen wollt, bevor euch morgen der Dienst wieder treibt... Verona hat ganz annehmbare Thermae.. ihr solltet die Möglichkeit nutzen...", es könnte das letzte Mal sein, sprach der Tribun allerdings nicht aus. Sein Blick hingegen schon...
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Titus Sempronius Blaesus
http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/30.jpgMit jedem Tag, den die Männer der Ala Prima hatten auf Lebenszeichen aus dem Norden warten müssen war die Lage brenzlicher geworden. Erst vor drei Tagen hatte der Sempronier dem Druck seiner Leute stattgeben müssen und jedem ein Donum in Höhe eines dreifachen Monatssolds gegeben, um nicht eines Morgens mit offener Kehle (eben nicht mehr) aufzuwachen. Als es dann endlich hieß, aus dem Norden würde ein größeres Heer den See herunterkommen hatte er sofort mobilgemacht und seine Truppe dem Heer entgegenreiten lassen. Einen Tag später stießen sie nördlich von Mediolanum auf die Vorhut, und wenige Stunden später trafen sie auch gleich auf die Marschkolonne.. ein Anblick, der Blaesus die ganzen Alpen vom Herzen fallen ließ.
Wenig später ritt kam ihnen dann auch der mittlerweile unterrichtete Tribun der achten Legion entgegengeritten, dem man ebenfalls die Erleichterung ansehen konnte die Truppe des Semproniers einigermaßen intakt wieder zu sehen.
"Sempronius!" , rief Vala aus und hob mit sichtlich befreitem Gesichtsausdruck die Hand zum Gruße, "Bei den Göttern... was bin ich froh dich zu sehen."
"Das gilt ebenso für mich, Duccius...", lächelte der Reiterkommandant müde, "..wir hatten schon gedacht, die Alpes hätten euch gefressen. Was hat euch aufgehalten?"
"Schlechtes Wetter, schlechte Wege.. und ein paar Schergen Salinators.. man wird da oben anfällig für jeden Scheiss, das darfst du mir glauben. Zehn Leute reichen vollkommen aus ein fast zehntausend Mann starkes Heer einen Tag lang aufzuhalten." , berichtete Vala knapp, schaute dann neugierig am Sempronier vorbei, als würde er die Reiter hinter dem zählen, "Wie ich sehe ist deine Einheit vollständig... wart ihr erfolgreich?"
"Beinahe vollständig... wir hatten Verluste und auch Probleme.. aber nichts, was nicht in den Griff zu bekommen war. Ja, wir waren erfolgreich.", gab der Praefect zurück, der schon mit seiner Miene versuchte deutlich zu machen, dass sie nicht auf ein antikes Eldorado gestoßen waren.
"Dann gratuliere ich zu diesem erfolg, das wird uns weiterhelfen." , antwortete Vala und neigte sich über um den Sempronier freundschaftlich am Arm zu packen, "Ihr werdet allerdings warten müssen, bis der Marsch dieses Tages beendet ist... wir sind in Eile... habt ihr Nachricht aus dem Osten?"
"Der Flaminier steht in Verona, der Aurelier ist mit der Prima auf dem Weg dorthin. Sieht so aus, als würden wir uns genau dort treffen..."
"Genau so ist es..." , fasste Vala sich kurz, schlug dem Sempronier noch einmal auf die Schulter und grinste breit, "Es tut so verdammt gut euch zu sehen... gute Nachrichten sind genau das, was wir jetzt gebrauchen können. Wir werden in knapp zwei Stunden das Lager aufbauen, dann werdet ihr eure Last los, und ich werde den Legaten herbeiholen."Drei Stunden später waren der Sempronier und seine Männer um einige Aureii ärmer.. und im Prätorium selbst hatte man durch mehrere Wachzirkel eine Art Hochsicherheitstrakt gebildet, in dem von kundiger Sklavenhand das Edelmetall gezählt wurde, dass die Reiter in Lugdunum erbeutet hatten. Der annaeische Feldherr war ebenso anwesend wie der sempronische Praefect, einige andere... und natürlich Vala.
"Summa Summarum...", begann der oberste Rechnungsprüfer, "...wurden Aureium, Argentum, Aes und Aurichalcum im Wert von dreitausendfünfhundert Aurei erbeutet. Das meiste davon ist noch ungeprägtes Metall, aber das ließe sich in Verona schnell ändern."
"Dreitausendfünfhundert Aurei?" , ließ Vala sich die Menge auf der Zunge zergehen, und versuchte zu überschlagen wieviel das war. In seiner Zeit als quasi-Praefectus Castrorum hatte er sich ständig mit solchen Zahlen herumschlagen müssen.. aber durch die unüberschaubare Größe ihres Heeres wurde die ganze Sache deutlich komplizierter, "Das reicht kaum zwei Monate für das gesamte Heer.. genau genommen haben wir dieses Geld also schon vor drei Wochen aufgebraucht. Wenn Flaminius Cilo sich selbst eine Einnahmequelle aufgetan hat, stehen wir etwas besser da... aber so... nein, das sieht nicht gut aus."
Fragend blickte er den Annaeer an, auch wenn der kein Gold scheissen konnte... er war der Feldherr. -
..und das Pulverfass, welches dazu gehörte war die zweite Legion. Genau deshalb hatte Vala bereits kurz vor der Beförderung des aurelischen Tribuns zum aurelischen Tribun gewisse Männer der zweiten Legion zu sich beordern lassen. Nicht gleich die ganz hohen Tiere, weil das sofort nach Vereinnahmung gerochen hätte.. sondern Männer, zu denen er ohnehin Bindungen pflegte. Unter den Männern der Legio Due waren das sein Vetter Lucius Duccius Ferox, praktischerweise Optio des nicht einflusslosen Primus Pilus und damit selbst an nicht unerheblicher Position.. und der einfache Soldat Marcus Marius Madarus, der ein unscheinbares Licht in der zweiten Cohors war.. aber auch aus nichts konnte man mit viel Geschick etwas formen.
Während Vala auf die Männer wartete, gönnte er sich selbst eine kleine Mahlzeit aus dem üblichen Soldatenfraß plus Annehmlichkeiten wie gebratenes Schweinefleisch oder richtigem Bier.
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Als der Feldherr seinen Gedanken zum ersten Mal gegenüber Vala geäußert hatte, war dessen Reaktion bei aller Freundschaft zum Aurelier noch zurückhaltend kritisch ausgefallen. Zwar gab sich der Mann größte Mühe, seine Langeweile damit zu vertreiben in dem er seine fehlenden Kompetenzen in militärischen Dingen... er hatte erst vor wenigen Monaten damit angefangen. Zudem hatte der claudische Legat das Vorhaben ohnehin unmöglich gemacht, in dem er einen Niemand aus der eigenen Sippe auf den Posten gesetzt hatte... was Vala erspart hatte, die Kritik auch in größerem Kreise zu verbalisieren und Lupus damit offiziell vor's Schienbein zu treten.
Das war alles vor den Alpen gewesen... hier, kurz vor Mediolanum in einem Feldlager welches die Bezeichnung tatsächlich auch verdiente, sah die Situation zur Gänze anders aus. Vala war totmüde, und sehnte sich vor allem nach dem Ende des Krieges um endlich mal etwas wieder tun zu können: ordentlich ausschlafen.Entsprechend lustlos hatte Vala während der ganzen Besprechungen auf seinem Stuhl gehockt und nicht versucht einzuschlafen, während er automatisch zu dieser und jener Sache geantwortet hatte. Und jetzt das. Sie hatten lange darüber gebrütet, wobei es eigentlich nichts zu brüten gab.. die Sache war eigentlich glasklar. Die zweite Legion war einsatzbereit und hatte den Marsch über die Alpen auch nicht lädierter überstanden als die achte... aber das Problem lag auch nicht im Heer an sich, sondern am Kopf. Vala hatte dem Legaten seit der ersten Kommandositzung nicht mehr getraut, und das hatte sich seitdem auch nicht geändert. Ganz im Gegenteil: je rarer sich der Mann gemacht hatte, desto größer wurden die Sorgen ob der Verlässlichkeit der zweiten Legion. Als der claudische Tribun dann auch noch mitten in den Alpen unter mysteriösen Umständen das zeitliche gesegnet hatte, hatte der Legat schließlich seine alte Idee wieder auf den Tisch gebracht... und Vala war so mürbe gewesen, dass er seine Kritik heruntergeschluckt und einfach genickt hatte. Was konnte Lupus schon versauen, wenn die Führung der Legio Due sowieso ein illustrer Haufen an Inkompetenz war? Richtig... gar nichts... dazu würde die zweite Legion zu sehr in den Heereskomplex eingebunden sein, hätten sie erst einmal Verona und den Rest des Heeres erreicht. Und besser als eine unerfahrene inkompetenze Legionsführung, als eine erfahrene inkompetente Heeresführung... denn bei ersterer gab es viel Luft nach oben... bei zweiterer nur nach unten.
Als der Legat dem Aurelier schließlich die Ernennungsurkunde übergab raffte Vala sich hoch und versuchte einen der Situation angemessen würdigen Eindruck zu vermitteln. Ein Nicken der Anerkennung, mehr brauchte die Situation dann auch nicht... der Aurelier wurde gerade in ein Wespennest gesetzt, was man durchaus als Feuertaufe verstehen konnte. Er durfte sich mit einem Legaten rumschlagen, der von Anfang an keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Aurelier gemacht hatte... andererseits aber durch die Geschehnisse der letzten Monate alles andere als unangreifbar war. Dennoch lag der Geruch von noch nicht erfundenem Pulver in der Luft.. und Vala hatte keine Lust wie der Legat darauf zu warten, dass man von bereits entstandenen Problemen berichtete.. sondern sie vor der Entstehung noch verhinderte.
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http://farm1.staticflickr.com/14/17792685_d0ccac67ec_n.jpg Es hatte seine Zeit gedauert, bis die Legionen aus Obergermania es durch die Alpen geschafft haben. Die Verzögerungen hatten an der Substanz der Nerven vieler gezehrt, vor allem an der der Offiziere, aber letztendlich war das Ende der Alpenüberquerung in Sicht gekommen. Und das, obwohl man zuerst noch nicht allzu viel davon sehen konnte... immerhin ging es für das Heer immernoch im Schneckentempo auf mehrere Meilen gestreckt hoch und runter über Alpenpfade und dünne Straßen die schon einmal bessere Zeiten gesehen hatten.
Die Moral hatte deutlich gelitten, das konnte man den Männern ansehen, als sie sich über diese letzte Etappe kämpften, und da machte auch der Anblick des riesigen Larius Lacus wenig wieder wett. Der Marsch am schmalen aber unendlich langen See entlang brauchte alleine zwei Tage, und dies obwohl am See endlich mal so etwas wie eine vernünftige Straße angelegt worden war, die auch dazu taugte ein Heer angemessen schnell marschieren zu lassen. Bis die Truppe aus den Bergen runter an den See gekommen war dauerte es eben seine Weile.
Comum selbst verhieß erst einmal frische Vorräte, auch wenn ein Bergnest wie dieses kaum genug zu bieten hatte um ein derart großes Heer zu sättigen.. entsprechend kurz war auch der Aufenthalt hier.http://farm4.staticflickr.com/…76082302_bd77df8c73_m.jpg
Natürlich war Gallia Transpadana noch alles andere als ebenerdig.. auch diese Region war von Bergen dominiert. Allerdings waren diese bei weitem nicht mehr so hoch wie jene, die die Legionäre und Auxiliares vor Tagen hinter sich gebracht haben. Am wichtigsten dürfte den Männern wohl das Klima sein, das sich bereits am See spürbar verändert hatte und die Nächte nicht mehr so klirrend kalt ausfallen ließ wie noch in den Bergen... was sich auch auf die Stimmung der Soldaten auswirkte. Als die ersten Olivenbäume gesichtet wurden, war das für viele schon wie eine Verheißung vom warmen Süden.
Gleichzeitig machte der Eintritt in italisches Gebiet die Notwendigkeit von mehr Spähern deutlich.. schließlich war dies Feindesland. Möglichkeiten waren genug gegeben... je weiter sich die Truppe von Como in Richtung Mediolanums schob, desto häufer kamen weite Flächen vor die Marschlager ermöglichten die mehr als nur ein paar Dutzend Mann beherberten.
Generell ließ sich sagen: ja, der Marsch wurde angenehmer. Aber die Gefahr blieb.. auch wenn sie von natürlicher zu menschlicher Hand wechselte. -
Ganze Meilen hinter den zaghaft singenden Legionären der zweiten Legion kämpfte sich die achte Legion über die Pfade, die oft genug nur einzeln überschritten werden konnten. Natürlich gab es auf einer so wichtigen Route auch Pfade die von Karren befahren werden konnten, immerhin war der Handel von Italia nach Raetia auf diese Strecken angewiesen.. allerdings dauerte es auf diesen schon lange genug um eine Legion durch ein Nadelör zu qutschen, weshalb man sich entschied die kleineren Seitenpfade auch zu nehmen, die sich nicht selten auf der anderen Seite von kleineren Felsmassiven entlangwandten und ohnehin dünnen Heerzug auch noch teilten.
Vala hatte den ganzen Tag schon nicht im Sattel gehockt, sondern marschierte in einer Gruppe die sich aus Stabsdienern, Offizieren und deren Leibwächtern über die dünnen Pfade.. und wusste nichts mit den Bergen anzufangen. Schaute er hoch wurde ihm schwindelig von der Monumentalität des größten Gebirges Europas, schaute er nach unten wurde ihm schwindelig von der Höhe die der Pass mittlerweile erreicht hatte, und schaute er einfach nach vorne sah er einerseits die triste Monotonie des dünn ausgewalzten Heerzugs, andererseits die Weite des noch zu durchquerenden Gebirges... und dabei steckten sie mittendrin. Statt hinter einem umgangenen Berg endlich den blanken Horizont und die Ebenen Transpadanias zu erblicken tauchten nur noch mehr Berge auf.
Der Gedanke ließ Vala schmunzeln.. als er das erste mal vor gefühlten Ewigkeiten Transpadana durchquert hatte.. als junger Mann der aus dem hohen Norden nach Roma wollte um dort seine Laufbahn zum Senator aufzunehmen, hatte er Transpadania mit seinen grünen Hügeln noch als bergige Region betrachtet, fast wie zuhause in der grünen Hölle Germanias.. nur die ausladenden Wälder fehlten.
Jetzt allerdings war ihm klar, dass die Hügel Transpadanias und seiner nordischen Heimat Zwerge waren im Vergleich zu diesen steinernen Giganten, deren Spitzen sogar im Sommer schneebedeckt waren.Eines Morgens war Vala aus seinem Zelt gestapft und wäre vor Schreck beinahe auf dem Schnee ausgerutscht, der dünn auf dem Boden ihres kleinen Marschlagers verteilt war. Vollkommen irritiert hatte er sich eine Hand voller Schnee und Dreck genommen und sich sogar ein Stück der weißen Masse in den Mund gesteckt, nur um sicher zu gehen, dass er keiner Narretei anheim fiel.
Jetzt, Fuß vor Fuß setzend und den stumpfen Marschrhythmus der Legionäre teilend, wärmte Vala sich mit Gedanken an den Süden und an das was ihn dort erwartete, hatten sie Salinator und seine Truppen erst einmal geschlagen. Gerade in solchen Momenten versuchte er sich von den Fragen abzulenken, wie genau dies zu schaffen war.. allerdings hatte er die Erfahrung gemacht, dass das ganze Kopfzerbrechen ebenso schlauchte wie der Marsch durch die Berge.. und das vor allem weil er hier in den Bergen eben keine Antworten finden würde.
Als er doch wieder in diese gedanklichen Teufelskreise abzudriften drohte, riss ihn wie alle anderen ein gellender Schrei zurück in die Wirklichkeit. Auch wenn er nicht sehen konnte was genau geschah, am darauffolgenden Geschrei mehrerer Männer die einen Namen riefen ließ sich relativ klar erkennen worum es ging: wieder einmal hatte ein Soldat nicht darauf geachtet wo er hintrat. Die Neugier der anderen Männer, die sich an dem Hang entlang schoben ließ sie immer näher an den Rang des schmalen Weges treten, nur damit sie doch irgendwie einen Blick auf das werfen konnten was da einige Schritte vor ihnen geschah.
"ZURÜCK AN DIE VERDAMMTE WAND IHR HUNDE!!" , bellte Vala bevor es einer der anderen Offiziere machen konnte, "WOLLT IHR DIE NÄCHSTEN SEIN DIE SICH ALLE KNOCHEN BRECHEN? AN DIE WAND VERDAMMT NOCHMAL!!!" Von hinten konnte man einen Centurio hören wie er seinen Männern zubrüllte sich hinzuhocken und zu warten bis es weiterging, weiter vorne hörte man weiterhin das Geschrei der Männer deren Kamerad gerade abgestürzt war... oder noch dabei war, genau das zu tun.
"RUNTER MIT EUCH!!!", brüllte nun auch ein weiterer, und die Soldaten vor und hinter Vala gingen ebenfalls in die Knie, so dass Vala sehen konnte was weit vorne vor sich ging. Eine Gruppe von Legionären hielt sich gegenseitig fest und versuchte jemanden zu erreichen der einige Schritte weiter unten an der steilen Böschung hing. Vala konnte nicht genau erkennen wer es war oder woran er sich festhielt, dafür war es zu weit weg... viel mehr Sorgen als der Mann unten machten ihm allerdings die Legionäre weiter oben, die in rege Aktivität verfallen war.
"STOP!!!" , brüllte er herüber, nicht ganz sicher ob die Männer ihn überhaupt hörten , "SAGT DIESEN DUMMKÖPFEN, DASS SIE SICH NICHT RÜHREN SOLLEN!!"
Selbst im Hocken versuchten die vielen Männer zwischem ihm und der Gruppe doch noch einen Blick darauf zu erhaschen was vor sich ging, und Vala packte sich den Stock eines Centurionen und schlug damit auf den nächstbesten Helm, so dass dem Soldaten darunter die Ohren nur so klingelten.
"JETZT MACHT DIESEN DEPPEN KLAR, DASS SIE SICH NICHT ZU RÜHREN HABEN!" , brüllte er ein weiteres Mal, und jetzt endlich tat sich etwas, als Männer weiter vorne den Befehl per Laute-Post-Prinzip weiter nach vorne beförderten. Die Männer, deren Kamerad vollständig abzustürzen drohte folgten, wenn auch sehr widerwillig, und wichen zurück an die Wand... nicht allerdings ohne weiterhin laut nach ihrem Kameraden zu rufen.
"SEIL HERAN!!!", rief einer, und als Vala sich umwandte konnte er erkennen wie weiter hinter ihm etwas nach vorne gereicht wurde. Elend weit weg... elend langsam. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis Vala das Seil in die Hand gedrückt wurde und er es eilends nach vorne durchgab, aber kaum hatte er das getan erscholl ein weiterer Schrei und der Mann an der Böschung verschwand vollkommen aus der Sicht. Betretenes Schweigen machte sich breit, und bizarrerweise bemerkte Vala wie das Seil trotzdem weiter nach vorne gereicht wurde.. wohl weil niemand mit dem Seil verbleiben wollte, das zu spät kam um den Mann zu retten.
Bis auf das Gejammer der Kameraden des wortwörtlich gefallenen blieb die gesammte Kolonne still während der Alpenwind über sie herpfiff und die Stille der Männer der achten Legion damit nur auf's grausamste unterstrich.
"Scheisse.." , fluchte Vala schließlich laut um die Stille zu durchbrechen und schlug mit dem Stock auf den mitgeführten Topf eines der Soldaten, "LOS JETZT! WEITER GEHT'S, AUF MIT EUCH! GEDENKT DEM ARMEN HUND, ABER VERROTTET HIER NICHT AUF DIESEM PASS! WIR MÜSSEN WEITER!"
Kurz darauf brüllten Centuriones und deren Stellvertreter entlang des Passes weitere Befehle, die Männer erhoben sich wieder und der Trott begann von neuem.
"Wieviele sind das jetzt schon?" , fragte Vala einen der ritterlichen Tribuni, der direkt hinter ihm marschierte, ohne sich umzuwenden. Nach einer Weile des Schweigens hörte er ein mattes "Das ist der zweite heute.. gestern waren es drei. Insgesamt aber schon sieben."
"Die an kompletten Verlusten...?" , hakte Vala ohne Spur eines schlechten Gewissens nach, "Das geht ja sogar noch."
"...nein... nur diejenigen, die auf diesem Teil der Strecke abgestürzt sind."
"Scheisse." , fluchte Vala, denn er wusste, dass nichts so demoralisierend wirkte wie der Verlust von Männern ohne Schlacht, "Scheisse. Scheisse..... Scheisse." Den Rest des Marschtages steigerte Vala sich weiter... gewollt... in die Wut über diese unnötigen Verluste hinein, hieß sie sogar willkommen... denn sie hielt ihn davon ab wieder über unlösbares zu grübeln... und erinnerte ihn nicht daran, dass ihm selbst speiübel wurde wenn er in die Tiefe schaute. -
Der Leibwächter des Legaten stieg in der Achtung des Reitereisoldaten einige Stufen auf, als er sich als Parthia-Veteran zu erkennen gab... was er auch mit abschätzig vorgeschürzten Lippen und einem anerkennenden Nicken zeigte.
"Ihr werdet sicher frische Pferde brauchen, wenn ihr sofort wieder zurückwollt...", brummte der Mann und schickte gleichauf einen seiner Männer los um das zu organisieren, während er die kleine Gruppe der Primaner in das Herz der Zeltstadt führte und schließlich vor einem Zelt absetzte, das er nuschelnd als 'das des Tribunus Coruncanius' beschrieb, bevor er selbst eintrat um die Neuankömmlinge anzumelden. Erst hier mussten diejenigen, die hinein wollten ihre Waffen abgeben bevor sie auf den Tribunen trafen, der gerade beim Essen war und einen mit Schweinefleisch, Brot und Oliven gefüllten Teller leerte.
"Jaja, rühren...", winkte der Mann ab bevor die Männer der Prima die Gelegenheit bekamen zu salutieren, "..morgen also kommt der Rest von euch hier an. Schönschön.. Leibwache, eh? Wie geht es dem Centurio, den ich als Abgesandten eures Legaten in Mogontiacum gesehen habe? Marcus Iunius Cilinius war sein Name... und Centurio der vierten Centurie in der sechsten Cohors."
Sein Blick war unbekümmert interessiert während er sich eine weitere Olive in den Mund schob und auf Antwort wartete. -
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http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/15.jpg "Nicht, dass es mich und meine Männer wirklich betreffen würde...", grinste der Anführer der Truppe, die ohnehin nur in Entfernung vom Lager herumlungern würde um Besucher abzufangen, "..aber das hört sich nach nem Tag neuer Schanzarbeit an. Das Lager ist ohnehin schon so groß wie eine kleine Stadt... wenn ihr hinzu kommt, werden wir den ganzen Fluß leersaufen... aber kommt erstmal mit, wir bringen euch zu einem der Offiziere, damit ihr euer Sprüchlein auch jemandem aufsagen könnt, der danach die entsprechenden Befehle bellen kann.."
Sprach's, wandte sein Pferd und nickte die Straße hinab: "Hier geht's lang..."
Zwei Stunden würden folgen bis sie eine Turma Reiter passierten, die zu ihrer Ablösung in genau die entgegengesetzte Richtung marschierte... eine weitere Stunde später würden sie die ersten Wachposten passieren... und sechs Stunden später einen Hügel überqueren, hinter dem erstens die Stadt Verona hinter ihren Mauern lag.. und in geringer Entfernung zu ihr eine unwesentlich kleinere Stadt, die allerdings keine Mauern hatte."Da wären wir'...", brummte der Anführer vergnügt und streckte sich nach dem langem Ritt im Sattel, "...das ist das Lager des untergermanischen Heeres. Noch. Für eure Jungs haben wir den Platz dort drüben freigelassen.. für die Jungs aus Germania Superior jenen dort... wenn das gefüllt ist, dürfte Verona doppelt so groß sein wie zuvor."
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Danke euch!
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http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/15.jpg Es waren Männer der Ala Prima Sulpicia (der dritten Ala Prima im Heer, übrigens, soviel zur Zahlenfreude der alten Römer), die die Reiter entdeckten während sie auf einem kleinen Hügel in einem Zypressenhain inmitten weit gedehnter Getreidefelder eine Brotzeit zu sich nahmen.
Die vier Männer die Wache hatten zeigten erst wenig Muse sich der Neuankömmlinge überhaupt anzunehmen, immerhin war in den Köpfen der meisten Soldaten das Bündnis fix.. andererseits wusste man ja nie, also rafften sie sich auf, warfen sich in Schale und ritten den Hügel hinab um den Männern den Weg abzuschneiden, wobei einer der vier sich gleich auf machte um die Straße hinab die Hauptgruppe vom Auftauchen der Männer zu unterrichten. Die Lässigkeit fußte vor allem darauf, dass andere Alae vor allem in Richtung Osten auskundschafteten.. und der Gegner noch einige Zeit entfernt schien.Ein wenig mulmig war den Kavalleristen ja dennoch, als sie sich den Männern der Legio stellten, und man konnte ihrem Anführer die Anspannung deutlich ansehen als er die Hand hob: "Salvete equestres.. dies sind Männer der Ala Prima Sulpicia unter dem Kommando des Publius Sartus Gallus. Mit wem haben wir die Ehre?"
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Und deshalb feier auch schön, Magonidas.
[SIZE=5](Füße hoch, Flachwitz!)[/SIZE]Alles Gute!
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Als Vala sich noch in präsentable Form brachte, in dem er sich einen Schlag kalten Wassers ins Gesicht schlug (was immer er im Winter gewohnt war, der junge Rhenus bei Curia war so klar wie er kalt war, und das im Sommer!), eine Stange eigenen Wassers in einen Pott setzte und sich dann beim Ankleiden helfen ließ, riss Sirius die Türplane zur Seite und stapfte schlug mit den Armen auf sich ein um die Kälte aus den Gliedern zu vertreiben. Es brauchte einen Moment, bis Vala im Halbdunkel der Öllampen im Zelt bemerkte, dass Sirius etwas von ihm wollte.
"Na, was denn?" , gähnte er ungeduldig während er einem Sklaven dabei half den Lederpanzer festzuziehen.http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Es gibt ein Problem im Lager..." , druckste Sirius wie immer um schlechte Nachrichten herum, "..es scheint fast so, als hätten wir heute Nacht Besuch bekommen."
"Achso?" , riss Vala überrascht die Augen auf und hielt mitten in einem Knoten inne, "Inwiefern? Warum wurde noch kein Alarm gegeben? Gab es Verluste? Wieso weiß ich jetzt erst davon? Du da... den Becher Posca, bitte."
"Keine Verluste.. und Paccus hielt es nicht für notwendig, deshalb Alarm zu schlagen." , druckste Sirius weiter herum.
"Weshalb sollte man Alarm schlagen, wenn nicht wegen eines nächtlichen Angriffs?" , schnaubte Vala verärgert, bevor er sich mit einem Schluck des bitteren Posca den schalen Geschmack im Mund vertrieb.
"Es war ja kein Angriff..."
"Sondern? Jetzt rück endlich raus mit der Sprache..." , forderte Vala seinen Sklaven auf.
"Besser, du liest das selbst..." , zog Sirius ein Stück Papier hervor und drückte es seinem Herrn in die Hand. Just als dieser es in die Hand nahm erscholl das blecherne Quäken eines Cornicen der zum Alarm blies, und sowohl Herr wie Sklaven hielten inne um zu lauschen.
"Zu weit weg, das sind nicht meine... vielleicht die zweite." , dachte Vala laut nach, allerdings dauerte es nicht lange, bis ein weiterer Cornicen sehr viel näher Alarm gab, "DAS sind unsere. Großartig... erzähl mir was drauf steht, ich muss raus." , sprach Vala während er sich den Helm aufsetzte und hastig den Gürtel umwarf bevor er durch die Türplane nach draußen trat. Während Sirius ihm den Inhalt des Schreibens vorbrabbelte konnte Vala beobachten wie sein Lager sich binnen weniger Momente von einem verschlafenen Nest in einen Bienenstock verwandelte den man gerade ordentlich durchgeschüttelt hatte. Wenigstens das funktionierte reibungslos, auch wenn einigen seiner Männer der Schlaf noch deutlich in den Gliedern zu stecken schien.
"Wie war das jetzt?" , fragte Vala nach, als ihm gewahr wurde was sein Sklave ihm da gerade eigentlich erzählt hatte.http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer11.png "Irgendwelche Schweinehunde haben uns den Mist zu hunderten ins Lager getragen." , tauchte der Primus Pilus plötzlich neben ihm auf, einen der Zettel zerknüllt in der linken Faust steckend, "Wie auch immer die es geschafft haben.. wenn der Ursupator uns mit Papyrus zuscheissen kann, scheint es um seine Kasse nicht allzu schlecht zu stehen."
"Wieviele dieser Zettel sind es?" , hakte Vala nach und ließ sich von Sirius dessen Ausgabe reichen.
"Hunderte."
"Hunderte."
Vala reichte den Helm einem Sklaven, da er den doch nicht mehr brauchen würde und starrte einen Moment auf das Papier ohne wirklich hinzusehen: "Wieviele Leute haben wir in unserer Legion, die lesen können?"
Der Primus Pilus rieb sich am Kinn, und dachte einen Moment nach bevor er zu einer Antwort ansetzte: "Normalerweise etwa fünfhundert. In unserer Stärke wohl eher dreihundert."
"Dreihundert Mann." , wiederholte Vala gedankenverloren, bevor er sich zusammenriss und einen Sklaven herbeiwinkte, und ihm das Papier in die Hand drückte und ihn von dannen schickte: "Zum Legatus Annaeus, prontissimi. Erzähl ihm was hier los ist..." , dann wandte er sich wieder Sirius zu: "Wieviel kostet so ein Stück Papyrus in einer Stadt wie... sagen wie Mediolanum?"
"Pfffffff... woher soll ich das..." , begann Sirius schnaubend, wurde sich dann aber des Blicks seines Dominus gewahr und entschied sich heute doch mal lieber den braven Sklaven zu spielen, "Vier Sestercii, vielleicht fünf..."
"Gut. Paccus, lass die Männer eine halbe Stunde auf den Wällen stehen, dann zieh sie wieder ab. Und gebt bekannt, dass wir SECHS Sestercii für jeden dieser Lappen bieten." , begann Vala eine Reihe von Befehlen zu geben, "Bevor wir heuer das Lager abbrechen will ich noch zu den Männern sprechen, gebt das rund... achja.. und fünf Hiebe mit dem Stock für jeden, der beim Reden über diese Zettel erwischt wird."
"Aye." , brummte der Primus Pilus und trollte sich um die Befehle weiter zu geben.
"Und jetzt?" , seufzte Sirius theatralisch mit aufforderndem Blick.
"Das, was mir am meisten Spaß an der ganzen Sache macht..." , grollte Vala vor Ironie triefend, "...Präsenz zeigen. Mein Pferd, ein Königreich für mein Pferd!!" -
http://farm9.staticflickr.com/…33201756_aa27d46345_n.jpg Als es wenig später für das Heer weiterging, hatten sie noch zwei Tage Zeit sich auf die Ochsentour vorzubereiten. Von Curia ging es erst anderthalb Tagesmärsche westwärts durch das weite Tal, bis dieses sich gen Süden und Westen zweiteilte.. von dort aus würde es gen Süden weitergehen, und genau dort würde dann auch der knifflige Teil der Strecke beginnen: der Aufstieg in die Alpes.
Bis hierhin war die Straße noch weit genug gewesen um vier Mann nebeneinander über sie hermarschieren zu lassen, doch bald wurde klar, dass auch die berühmten römischen Ingenieure ihr Bauvorhaben den natürlichen Gegebenheiten anpassen mussten. Die Stellen, an denen sich die Straße derart verjüngte, dass die Männer einzeln die Stellen passieren mussten wurden immer mehr. Und das, obwohl man nicht einmal den ersten Berg in Angriff genommen hatte.. sondern das Tal einfach immer schmaler wurde.
Wenn die Gegend, die von Bächen in der Talsohle durchzogen und dichten Nadelwäldern bedeckt war, einen Blick nach oben zuließ, so offenbahrte sich den Männern die unnatürlich wirkende und vielgerühmte Baumgrenze: wie aus einem grünen Teppich ragten die felsigen Berge steil in den Himmel und engten das Sichtfeld gegen den freien Himmel in ehrfurchteinflößender Art und Weise ein.http://farm9.staticflickr.com/…33188310_e387c18cdc_n.jpg
Obwohl dies nicht einmal das steilste Tal der Alpes war, sondern eines, das einem Straßenverlauf am günstigen entgegenkam, waren die steinernen Abhänge so steil, dass die Sonne morgens später in das Tal hineinkroch, und abends früher hinter den felsigen Zinnen.So die dichten Wälder in der Talsohle den Soldaten einen längeren Blick auf die Baumgrenze erlaubten, konnten die Legionäre verschiedene Tiere der Alpen erkennen. Steinböcke und Gämse waren zahlenmäßig am häufigsten zu sehen und groß genug um aus der Ferne ausgemacht zu werden. Mit etwas Glück konnten sogar Luchse, oder gar ein Braunbär entdeckt werden.. obwohl diese Tiere die Straßen der Menschen möglichst mieden und nur sehr selten zu entdecken waren. Eher waren sie in der Nacht und am frühen Morgen zu hören, wenn sie sich auf die Jagd begaben. Das eine oder andere Mal konnte man am Himmel auch einen Steinadler oder einen Bartgeier ausmachen, die mit ihrer imposanten Erscheinung den Himmel beherrschten. Und auch den Schneehasen konnte man entdecken, obwohl er für die Legionäre kaum zu erkennen war, da er sich im Sommer ein braunes Fell zulegte, und nur im Winter weiß wie der Schnee war.
Das Marschtempo reduzierte sich mit jedem Tag drastisch.. kamen die Heere bei guter Marschgeschwindigkeit auf normalen Straßen noch fast dreissig moderne Kilometer weit, waren es beim Aufstieg bald nur zwanzig.. und mit jedem Tag schafften sie weniger Strecke, was vor allem der Gefährlichkeit der Wege geschuldet war: versperrte eine Felsnase den Weg, baute man (anders als auf dem modernen Bild zu sehen) einen hölzernen Steg drumherum. Auch wenn diese Stege regelmäßig gewartet wurden war es nicht ohne Risiko auf diesen herum zu laufen, denn zu einer Seite war blanker Fels und zur anderen Seite ein oft metertiefer Abgrund.. und natürlich: Holz war kein Stahl.
Es knarzte unerbittlich und wenig vertrauenserweckend wenn ein Mann den Fuß auf einen solchen Übergang setzte, und bei fast zehntausend Mann sah es nicht viel besser aus. Auf die Tiere wirkte das ganze noch viel verstörender: in nervenaufreibender Regelmäßigkeit bockte ein Maultier oder scheute ein Pferd.
All das sorgte dafür, dass der Heerzug eher mit der Geschwindigkeit einer Heerschnecke voran kam, und das obwohl man sich immernoch durch ein steiles Tal kämpfte.http://farm5.staticflickr.com/…90465367_ef00cda088_n.jpg Das campieren in dieser Gegend war ebenso aufwendig wie nicht gerade einfach zu bewältigen: zwar hatten Generationen von Menschen in gewissen Abständen größere Lichtungen in die dichten Wälder geschlagen, aber diese waren beiweitem nicht geeignet um eine Menschenmasse dieser Größe aufzunehmen. Sie boten allerdings spektakuläre Aussicht auf das, was dem Heer noch bevor stand: eine Woche nachdem das Heer Curia verlassen hatte, war es immer noch nicht am höchsten Punkt der Via angelangt. Immer wenn das Heer schnurstracks auf die steinernen Giganten zumarschierte, hatte man das Gefühl zu schrumpfen. Und wenn man einen der kleineren Berge hochmarschierte, um auf dessen Rücken den nächsthöheren anzugreifen, wandte sich das Heer aus den zahllosen S-Kurven der Via wie ein riesiger Wurm aus Stahl und Fleisch durch die Landschaft. Abends verwandelte sich der Wurm in eine unordentliche Anzahl an notdürftig befestigten Lagern... hunderte an der Zahl, da an etwas großes zusammenhängendes kaum zu denken war. Wenn das Heer mal das Glück hatte, sich einfach auf den auf flachere Berghänge geschlagenen Lichtungen längst unterworfener Alpenstämme niederzulassen, konnte man sich darauf einstellen, dass man danach tagelang wieder am Rande des Weges übernachten durfte.
http://farm6.staticflickr.com/…85088255_9200d80589_n.jpg War das Wetter unterhalb der Baumgrenze als launisch zu betrachten, entfaltete es seine ganze Wucht sobald das Heer einmal einen Fuß abseits des Waldwuchses gesetzt hatte. Vorher war man durch die dicht wachsenden Bäume einigermaßen vor dem reißenden Wind geschützt, der durch die Täler und über die Berge peitschte, und hatte sich nur mit dem Regen und der brennenden Sonne (das schloss sich keineswegs gegenseitig aus, sondern gab sich manchmal im minutentakt die Klinke in die Hand) herum zu schlagen.
Als der letzte Baum gewichen war, hatte das Heer wieder Platz in größeren Gruppen Lager zu errichten, so es die flacheren Teile der Berge zuließen.. allerdings waren die Soldaten auch quasi ungeschützt dem Wind ausgesetzt der mit einer Härte an den Männern riss, dass sie sich immer wieder schützend gegen die Felsen drücken mussten um nicht vom Wind in den Abgrund gezerrt zu werden. Die Warnungen mancher Offiziere nutzten.. aber nicht immer. Ein Maultiertreiber war der erste, der mit gellenden Schreien vom Wind in den Abgrund gezogen wurde und sich vor den Augen aller anderen beim Absturz sämtliche Knochen brach, bis er zur Mahnung aller anderen zig Meter tiefer liegen blieb. Bis sich der Kilometerlange Heereswurm an den verschiedenen Klippen und Schluchten vorbeigedrängt hatte, würden es insgesamt fast dreissig Mann sein, die die Alpes als Opfer fordern würden. Einige vom Wind ins Nichts gezerrt.. andere hatten einen falschen Fuß aufgesetzt und wurden direkt von den unerbittlichen Bergen betraft... wiederrum anderen wurde ihr Übermut vor ihren Kameraden zum Verhängnis.. und einer erfror bei der Wache in der Nacht, weil er schlichtweg die Willkür des Alpenwetters unterschätzt hatte:
Die hässlichste Fratze des Alpenwetters blieb den Soldaten nicht erspart. Eines Morgens wachten sie auf, und traten hinaus in eine Welt die von einer hauchdünnen Schicht Schnee bedeckt war. Zwar schmolz der, sobald die Sonne erst einmal genügend Kraft entwickelt hatte.. aber es blieb nicht aus, dass die Wachen sich des Nächtens gegen enorme Kälte, Eisregen und neuen Schnee wehren mussten.Zwei Tage nachdem sie die Baumgrenze hinter sich gelassen hatten, war die Krönung des Alpenaufstiegs in Sicht: der höchste Punkt der Via von Curia nach Comum.
Hatten die Soldaten die Aussicht UNTEN IM TAL schon als spektakulär empfunden, so tat sich ihnen mit jedem Schritt die steilen Pfade hinauf eine neue Welt auf. Die Berge waren natürlich immernoch gigantisch und ehrfurchtgebietend... und nicht zuletzt lebensgefährlich, wenn man beim Staunen nicht darauf achtete wo man hintrat. Aber man konnte förmlich sehen, wie man selber an Höhe gewann, weil gewisse Berge plötzlich auf Augenhöhe waren.. und nicht mehr über einem.
Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass der Ausblick auf einige der höchsten Berge nach wie vor majestätisch war. Egal wie hoch die Soldaten sich ackerten, die Bergspitzen wollten nicht weichen und blieben unverändert empor in den Himmel gereckt.
Zumindest dauerten die Tage jetzt länger, weil die Berge links und rechts und vorne und hinten nicht mehr ganz so hoch waren um die Sonne später erscheinen und früher verschwinden zu lassen. Besonders unheimlich wurde es für die Legionäre, als die ersten Wolken begannen UNTER ihnen herzuziehen und den Anblick noch unwirklicher machten als er ohnehin schon war. Es gab viel zu Staunen.. und doch hat wohl keiner der mehr als zehntausend Mann gewusst, dass dies hier noch zu den am einfachsten zu passierenden Teile der Alpes gehörte, und die RICHTIG hohen Berge sich weit hinter denen versteckten, die die Legionäre so ehrfürchtig begafften.[Blockierte Grafik: http://farm5.staticflickr.com/4154/4982741989_8ed4359f50_z.jpg]
Es war ein kleiner Wegstein, der den höchsten Punkt der Via markierte.. nichts besonderes, und viele Legionäre widmetem dem ganzen keine Aufmerksamkeit. Damit verpassten sie aber auch den Punkt, den sie so sehnlich herbeigewünscht hatten: ab jetzt ging es vor allem wieder abwärts.