Beiträge von Claudia Romana

    Der Regen hatte zugenommen, doch Romana ließ sich nicht abbringen von ihrer Überzeugung, sie musste jetzt und sofort zu den Germanicern. Nach dem, was sie in der Bibliothek herausgefunden hatte, musste sie sofor hin. Das war sie Serrana schuldig! Sie hasste sich selbst dafür, dass sie ihre Zweifel diesbezüglich nicht schon früher ausgeräumt hatte, doch nun musste sie es Serrana sagen! Unbedingt und ohne Verzug. Leise Flüche kamen über ihre Lippen, als sie über die vom Regen glitschig werdenden Pflastersteine lief, sich zwischen Fahrzeugen durchdrängelte, durch die Dunkelheit der einsetzenden Nacht hindurch, und versuchte, die Kapuze auf dem Kopf zu behalten, während Partenope, die kaum bei den langen Schritten ihrer Herrin mitkam, ihren Weg beleuchtete.


    Endlich war die Porta erreicht. Romana klopfte selber an, laut und deutlich, hoffend, man würde ihr alsbald aufmachen. Bei den Göttern, war sie durchnässt vom Regen! Doch das bekam sie gar nicht richtig mit, sie musste rein!

    “Ita tmia icac he ramasva vatieche…”, entzifferte Romana im Scheine der Kerzen – es wurde dunkel draußen, Regenwolken zogen auf, leise hörte man das herbstliche Nieseln außerhalb. Kein gutes Wetter, um draußen zu sein. Was also lag näher, als sich mit einer Kerze in die Bibliothek zu verkriechen?


    Mit ungutem Gefühl dachte Romana an die Haruspizin mit Serrana zurück. Es quälte sie das unbedingte Gefühl, etwas vergessen zu haben an der ganzen Sache. Dass sie die Häuser auf der Leber richtig eingeteilt hatte, daran hatte sie keine Zweifel... aber vielleicht hatte sie da einige grundlegendere Sachen in die falsche Kehle bekommen. Möglicherweise sagten die Götter einem gar nicht die Zukunft, sondern nur Omen? Romana konnte es sich nicht vorstellen, dass die Götter so fantasielos waren. Aber es blieb eine nagende Ungewissheit.


    So hatte sie sich einen Text gepackt – selbstredend den von Vestricius Spurinna, dem persönlichen Haruspex des göttlichen Iulius Caesar, über die Haruspizin. Und zwar in der etruskischen Version, der lateinischen wollte sie nicht mehr trauen, da die Übersetzung doch Subtiles verfälschen konnte.


    Romana dachte daran, wie sie Etruskisch gelernt hatte – bei ihrer Großmutter, in Clusium, über den Stuhl gebeugt, interessiert dem Gebrabbel der Mutter ihrer Mutter zuhörend. Damals war sie noch ein junges Mädchen gewesen mit einer rosa Schleife im Haar (in Romana drehte sich der Magen um, wenn sie an diese Schleife dachte) und komplett begeistert von der Idee, eine Geheimsprache nur zwischen ihr und ihrer geliebten Oma zu lernen. Jetzt war sie eine junge Frau, die sich auch noch das Griechische und das Altlateinische selber eingebläut hatte, und versuchte, ihr Etruskisch im Kopf zu behalten.


    “...unial astres... themia? THEMIA?“ Romanas Augen wurden weit. Nciht möglich, nicht möglich, dachte sie sich. Verdammt. Ach du... sie las weiter. “...riei velianas sal cluvienus turu...“ Ihr Gesicht wurde blaß. “Das kann doch nur bedeuten... Omen? Nur Omen? Keine... ich...“ Ihr Atem wurde schneller, als sie weiterlas, laut zu sich selber. “...ce munistas thuvas tameresca ilacve... tulerase nac avi i churvar… tesiameit. Tesiasmeit. Oh große Götter.” Sie schluckte, bevor sie das Kapitel zu Ende las. Es war nciht mehr lang, nur noch zwei Sätze.


    Anschließend rollte sie die Schriftrolle sorgfältig zusammen, packte sie dann mit ihren Händen und schlug sich damit auf den Kopf. “Ich bin DUMM!“, stellte sie fest. “Dumm, dumm, dumm, dumm!“ Bei jedem Dumm prügelte sie sich die Schriftrolle auf ihren Kopf hinauf. Mit einem tierhaften Aufschrei warf sie dann die Schriftrolle durch die Bibliothek. Mit einem dumpfen, holzigen Geräusch traf sie ein Regal, woraufhingleich 5 oder 6 Schriftrollen herabfielen. Romana war das egal – noch bevor sie klackernd am Boden aufkamen, stand sie schon. Das Chaos, dass sie angerichtet hatte, hinter sich lassend, ergriff sie die Kerze und eilte zu den Sklavenräumlichkeiten, zu ihrer Parthenope. Diese wurde hastig aufgescheucht und kleidete Romana schnell in eine Stola, eine Palla und ein Recinium, einen Damenumhang, ein. So angekleidet rannte Romana nach unten, gefolgt von ihrer Sklavin, durch die Straßen von Rom, zu den Germanicern.

    Romana hatte ihre Meinung über die Ordenstracht der Vestalinnen leicht revidiert. Sie hatte geglaubt, sie wäre immer auf der sicheren Seite, würde sie immer in wallenden Ordensgewändern einherschreiten, doch nachdem sie die ganze Taverne als auf ihres Bruders huckepack sitzende und rumgröhlende Vestalin verstört hatte, war sie nun wieder auf unauffälligere Kleidung umgeschwenkt. Sie brauchte ohnehin nichts, um ihre Präsenz hervorzuheben. Also hatte sie einfach nur einen weißen ärmellosen Peplos übergezogen und sonst nichts – dieses Kleidungsstück war nicht so aufwändig wie ein Chiton mit seinen zahllosen Schnallen, und der Überhang sah hübsch aus, bewahrte aber die Sittsamkeit.


    Einen Amictus hatte sie mitgenommen, den sie aber nicht brauchte, es war ziemlich warm, selbst noch für den langsam einsetzenden Herbst. Parthenope trug ihn, ihre treue epriotische Sklavin, die in Gedanken versunken ihrer Herrin nachschlurfte. Jetzt galt nur die Hoffnung, dass man sie hier nicht wieder erkannte!


    Als sie eintrat, half ihr enorm, dass sie so groß war – denn so erkannte sie im Nu Septima, welche sich gerade an einen Tisch hockte. Romana schritt, ohne sich weiter um Parthenope zu kümmern, durch die Reihe der Tische durch und kam vor Septima zu stehen. “Septima!“, rief sie erfreut aus, legte ihre Hände auf die Schultern ihrer Freundin, beugte sich herab und hauchte ihr zwei Küsschen auf beide Backen. Für jede ihrer Freundinnen hatte sie eine spezielle Grußform, dachte sie sich leicht amüsiert. “Salve! So lange habe ich dich nicht mehr gesehen!“

    Gibt es denn gar nichts mehr im Bereich Luxus als Angebot?


    Gibt es denn gar nichts mehr Kultisches, um den lila Balken zu füllen? Gar nichts? GAR NICHTS? Außer ein großes Bauprojekt, für eine arme Vestalin (wenn auch patrizisch) unerschwinglich?


    Rom steht vor dem Abgrund. Verrottete, götterlose Bande. Rein nichts für den lila Balken. Ich glaub’s ja nicht. :D

    Romana nickte ereifert. “Ja, die meine ich! Sag bloß nicht, dass das deine ist! Quintus, wie... sag mal, was für einen Krempel schaffst du dir da an! Die Gans ist absolut meschugge! Versteht kein Wort Latein, ist frech und begriffsstutzig und... heheheHE! Hiergeblieben!“ Die letzten Worte waren natürlich nicht an ihren Lieblingsvetter gerichtet, sondern an die Sklavin, die sich zu verzupfen suchte. “Wir reden über dich!“ Sie langte mit ihrem Arm aus und erfasste die Sklavin am Ärmel, so weit nämlich hatte sie sich sicher nicht davongeschlichen, dass Romanas außergewöhnlich lange Arme nicht zu ihr gereicht hätten.


    “Schau die mal an. Eine... eine Orientale! Was glaubst du, was die für Krankheiten hier einschleppt? Die hat doch sicher die Cholera. Woher kommt die denn eigentlich? Wer weiß, was die noch anstellt, womöglich ist sie eine blutrünstige Christin und meuchelt uns alle in der Nacht!“ Die Hand, die sie nicht dazu benutzte, um Morrigans Bewegungsfreiheit einzuschränken, wedelte sie aufgeregt in der Hand herum. “Das war doch hirnlos, Quintus! Hast wohl auch nur daran gedacht, was du nächtens so alles mit ihr anstellen kannst, hmm?“, fragte sie ein bisschen weniger agitiert als vorher. Romana war für eine Vestalin erstaunlich wenig prüde, für sie selber war aber Beischlaf natürlich kein Thema.

    Lartia Restituta


    ”Ich sag dir, Claudia… die ganze Nacht Feuerwache…” ”Du hättest ja nicht mitgehen müssen, Lartia!”, erwiderte Romana. “Bist du ganz sicher, dass du nicht zurück ins Atrium willst, um zu schlafen?“ Restituta schüttelte ihren Kopf. “Nein... nein... ich könnte eh nicht schlafen, Claudia... und du weißt doch, wie sehr ich Plautus mag!“ “So sehr, dass du bereit wärst, dich dafür vor Schlaflosigkeit umzubringen?“ “Es wird schon in Ordnung kommen!“, blockte Restituta ab. Romana zuckte die Schultern, was sonst konnte sie tun bei solcher Sturheit?


    Die beiden Vestalinnen waren zusammen ins Theatrum Marcelli gekommen, um sich die Aufführung des Stückes ganz genau anzusehen. Sie waren begleitet von ihren jeweiligen Liktoren und Hilfssklavinnen – bei Romana war das natürlich die treue Parthenope, die zwar wirklich lieb und nett war, aber fürchterlich gedankenabwesend. So weit, so gut. Doch das Dumme war nur: Restituta hatte in der Nacht zuvor Feuerwache gehabt, und so war sie momentan noch viel müder als sonst. Die Lartierin gähnte ganz ungeniert, als sie sich zur Ehrenloge hinbegaben. Dort war ein Platz für die Vestalinnen, abgehoben vom Publikum, wo sie sich stolz als jungfräuliche Töchter des Kaisers präsentieren konnten. Auch wenn man den Anblick der Lartierin, die blinzelte wie ein Uhu, kaum stolz nennen konnte.


    Die beiden fanden also auf der Ehrentribüne sich ein, begrüßten andere dort Anwesende, ohne sich zu ihnen zu gesellen, und fanden ihre Plätze, ganz rechts am Rand, wo sie in schwesterlicher Eintracht hinunterschauen konnten.


    “Sie da, es fängt an!“, machte Romana und stubste Restituta an, der schon halb die Augen zufielen. Sie war ja schon gespannt. “Mostellaria... hmm... Sklave, gewässerten Wein!“, befahl Restituta. Ein schwarzer Sklave, der in der Ehrenloge gratis (!) die Getränke ausschenkte, füllte den beiden jungen Frauen zwei Becher voll und reichte sie den zwei Patrizierinnen. Diese stießen miteinander an und linsten nach unten, als die Schau anfing.


    [SIZE=7]EDIT: Pure Kosmetik[/SIZE]

    Romana ging durchs Atrium. Sie suchte es zu verlassen. Und sie blieb stehen. Und blickte auf das gigantische Teil, welches gerade ein Sklave montiert zu haben schien. Die Vestalin las es und ließ ihre Schultern sacken. “Vati, du treibst mich noch ins Grab“, seufzte sie. “1000... 1000 Sesterzen... uff“, machte die von Natur aus sparsame Romana. Noch einmal las sie es, und ließ dann plötzlich ein Lächeln auf ihren Lippen erscheinen. “Wäre doch gelacht“, murmelte sie und wandte sich ab, entschlossen, dort auch aufzukreuzen. Wenn ihr Vater es sich schon in den Kopf gesetzt hatte, ihr Erbe zu verprassen, dann wollte sie auch eine Scheibe abbekommen!

    Zuerst dachte sich Romana wirklich, die Sklavin würde die Unverschämtheit begehen, ihren Anwesiungen nicht nachzukommen. Doch dann ging es wirklich. Romana hielt ihre rechte Hand, der es schon nach einer Ohrfeige gelustet hatte, im Zaum, und blickte wieder nach vorne – wo unversehens Lepidus hineinschneite. “Oh, Quintus! Salve! Wie geht es dir?“, fragte sie ihn, denn jeden Tag sah man sich auch nicht mehr, leider. “Spielen tue ich nichts... hast du eine Ahnung, wem dieses freche und dumme Gör da gehört? Die kann ja nicht einmal gescheit Latein!“, ereiferte sie sich und deutete anklagend auf die Sklavin, während sie Lepidus fragend anblickte.

    “Halthalthalt! Hiergeblieben!“, schimpfte Romana, als sie sah, wie die Sklavin zurückwich. Da wollte sich wohl jemand verzupfen? Nicht mit ihr! Dieses Luder würde so lange bei ihr bleiben, wie sie es wollte! Und nicht so lange, wie die sich dachte, sie konnte bleiben! „Ich will wissen, wem du gehörst! Ich will...“ Sie brach sich mitten im Satz ab und atmete tief aus. Immer mit der Ruhe, Romi, dachte sie sich. “Die Sprache nicht können, aber frech sein. So haben wir das gerne. Vielleicht sollte ich dir Latein mit der Reitgerte einbläuen“, murmelte sie. Romana würde das tatsächlich selber tun; wozu war man denn sonst Soldatenkind?


    Noch einmal atmete sie tief durch. “Morrigan“, machte sie im befehlerischen Tonfall, drehte sich um und winkte sie zu sich, während sie auf die Türe zum Atrium hinstrebte. Gewiss würde die Sklavin ihr folgen...


    ...oder?

    Wenn Romana die Sklavin erheiterte, zeigte sie es nicht. Womit sie sehr gut beraten war. Die Claudierin selber war ziemlich erfreut, dass wenigstens das Vorstellen geklappt hatte. “Morri-gan“, wiederholte sie langsam. Was für eine Sprache mochte das sein? Es klang keltisch – und pfui, Romana verachtete Kelten. Aber keltisch sah die Kleine eigentlich nicht aus. Im Gegenteil, Romana würde sie zu Syrien oder Ägypten stecken – zwei verachtenswerte Länder, aber immer noch besser als das Reich der blutrünstigen Parther, die Mesopotamien, Armenien, Medien und Persien unter ihrer Fuchtel hielten. Eine lateinische Frage aber, woher Morrigan sei, würde Romana aber sich nicht weiterbringen. Es war frustrierend. Kein Wort latein... also wirklich.


    Zuerst einmal wollte Romana aber feststellen, wer so schlecht investiert hatte. Scheel blickte sie die Sklavin an. “Dominus – Menecrates?“, radebrechte sie “Dominus – Gallus? Dominus – Brutus? Dominus – Lepidus?“ Aufmerksam blickte sie die Sklavin an, hoffend, ein Signal des Erkennens ausfindig zu machen.

    Ah, sie schien verstanden zu haben! Und schon rauschte sie hinfort. Romana seufzte und setzte sich wieder auf die Bank hin. Es dauerte nicht lange, da kam die Sklavin wieder, mit einem vollen Becher und einem Krug, die die Claudia vors Gesicht gehalten bekam. Romana linste neugierig hinein, und schüttelte ihren Kopf, als sie sah, dass es sich beim Inhalt nur um klares Wasser handelte. “Wein sagte ich! Wein... ach, gib her.“ Sie schnappte sich den Becher, den Krug fasste sie nicht einmal an – was wollte sie denn mit dem – und leerte ihn mit einem raschen Zug. Das Wasser schmeckte schal und fast schon ein wenig brackig, was sonst hatte sie erwartet bei Wasser? Sie konnte jetzt nur hoffen, dass sie davon keine Magenkrämpfe bekam.


    Als sie das Wasser geleert hatte, blickte sie wieder geradeaus in die Augen der Kameltreiberin oder Teppichklopferin oder was das auch immer war. “Wie heißt du denn?“, fragte sie und schnaubte in der selben Sekunde aus. Mit der Frau war ja kein gescheites Reden möglich! Mit der linken Hand deutete sie resigniert auf sich. “Romana.“ Dass sie eine Claudia war, war ohnehin klar, das musste sie nicht extra sagen. Dann deutete sie auf die Sklavin und blickte sie fragend an.

    Bei allen Göttern der Unterwelt, das Mädchen hier war so dumm, dass es Romana wunderte, dass nicht der Dunst aus ihren Ohren rausstaubte. Wieder fragte sie sich, wer die da gekauft hatte. Griechisch schien sie auch nicht zu können, sie hatte offenbar nur die Sprache an sich erkannt und aus der Wortmelodie sich den Zusammenhang erreimt. Also hatte sie offenbar den Grips für das! Aber viel darüber hinaus ging er nicht, wenn man sich einmal den überforderten Gesichtsausdruck anschaute. Das Schulterzucken sagte eines deutlich aus: ihr war es wurscht. Na warte, du Gurke, dachte sich die Claudia. Unwirsch schüttelte sie den Kopf; sie sprach wieder Latein, denn es hatte eh keinen Zweck. “Wein! Wein!“ Sie formte ihre Hand so, als hielte sie einen Becher in ihren Händen, führte die Hand zum Mund und kippte die Hand nach oben. “Gluckgluckgluck!“, machte sie gleichzeitig, wie um zu veranschaulichen, was sie meinte. Vermutlich verstand sie ohnehin nichts, was Romana sagte, diese nahöstliche Krätze!

    Romana ergriff unter viel Lachen seine Hand – ihr Bruder hatte auch schon über den Durst getrunken! Das kam halt davon, wenn man sich noch beeilen wollte, einen Krug zu leeren. Gemeinsam wankten die beiden angeheiterten Claudier hinaus, wo Flavus in die Hocke ging, um sie Huckepack zu nehmen. Romana kicherte und raffte ihr Kleid, dabei ihre Unterschenkel entblössend und sie um die Schultern ihres Bruders shclingend, als sie auf ihn hinaufstieg. Gut, dass ihre Kleidung sehr weit war, so fiel die Maße an Stoff von den Schultern ihres Bruders herunter – und gab nicht etwa Blicke preis auf Bereiche, die anständige Frauen der Öffentlichkeit vorenthalten zu strebten, wobei Romana schon zu betrunken war, als dass es sie noch groß gestört hätte.


    “Isch glaub nich, dass jemannnnn uns hier kennnnnt... komm, singwa n’Lieeeeeeeeeed...“ Sie lachte lauthals. Ihre klare, dunkle Altstimme ertönte, als sie mit leicht angeduselter Stimme Huckepack auf den Schultern ihres Bruders zu singen begann.


    "In taberna quando sumus,
    non curamus quid sit humus,
    sed ad ludum properamus,
    cui semper insudamus.
    quid agatur in taberna
    ubi nummus est pincerna,
    hoc est opus ut quaeratur;
    si quid loquar, audiatur."
    *


    Sim-Off:

    *Eigentlich aus dem Mittelalter. Hauptsache Latein. :D

    Romana schnaubte entnervt. Dieser Blick gefiel ihr überhaupt nicht? Wer war denn hier Sklavin und wer die Herrin? “Du kannst es noch tausendmal sagen, wenn du willst, ich verstehe dich trotzdem nicht! Iiiiiiiiich veeeeeersteeeeeeheeeee diiiiiich niiiiiiiicht!“, machte sie betont langsam, deutete dabei zu ihren Ohren und schüttelte den Kopf. Und mit sowas sollte man arbeiten! Beim Orcus!


    Die Claudia wollte schon aufgeben, nachdem sie es auf griechisch probiert hatte, doch dann kam eine Reaktion! Hatschi? Gesundheit, wollte Romana schon sagen, doch dann kam etwas, was mit Mühe und Not als nein zu interpretieren war. Halt, halt, halt. Zwar verneinte die Sklavin, dass sie griechisch konnte.. Aber auf eine Frage, die Romana auf griechisch gestellt hatte. Was logischerweise heißen musste – die Sklavin verstand zumindest ansatzweise griechisch! Zumindest die Wörter "sprechen" und "griechisch", was aber leicht gelernt war. Oder sie hatte die Frage einfach nur richtig erraten. Trotzdem klammerte sich Romana nun ans Griechische. “Ich will einen Becher Wein. Verstehst du mich? Oinos – Wein!“ Wertloses Gesindel, diese Dummerjane aus dem Osten, zum Tartarus jagen sollte man sie! “Wer bist du eigentlich? Und wem gehörst du?“


    Sim-Off:

    Zur Info: Kursiv ist bei mir immer eine Fremdsprache, hier also griechisch. ;)

    Romana kam die Art der Sklavin, auf sie zuzugehen, fast provozierend langsam vor. Gehorchte die gerade extra nicht? Versuchte die sie zu verarschen? Sie richtete sich noch gerader auf, als sie schon stand, und verschränkte ihre Arme. Es war genau zu dieser Sekunde, dass die Sklavin vor ihr stehen blieb und zu ihr aufschaute. Romana blinzelte verblüfft. “Ariwas?“, echote sie “Was soll denn das heißen?“ Was war das für eine Sprache? Vor allem der gutturale Laut an Anfang des einen Wortes entsetzte sie. Romana hatte noch nie persisch gehört, aber man hatte ihr erzählt, was für eine furchtbare Sprache es wäre. Dies bestätigte sich, obwohl Romana noch nicht einmal wusste, mit welcher Sprache sie zu tun hatte. So redeten doch nur Bekloppte, dachte sie sich irritiert und fixierte die junge Frau mit ihrem Blick von oben herab.


    “Ähm. Sprichst du griechisch?, versuchte sie auf Koinegriechisch mit der Sklavin zu kommunizieren. Das gab es doch nicht, dass eine Sklavin, wenn nicht latein, nicht griechisch sprach. Wer zum Henker hatte denn diesen wandelnden Schrott gekauft? Was für ein widerwärtiger Sklavenhändler verhöckerte eigentlich so einen Abfall wie diese Orientale da?

    Ja, eindeutig eine Sklavin, eine junge Frau. Romana hatte sie noch nie gesehen hier in der Villa Claudia. War sie neu? So, wie die aussah, gehörte sie vermutlich Lucius. Oder Galeo. Oder vielleicht Marcus oder Quintus. Einem der Jungs, die sich wohl einen Jux aus ihr machten. Die hatte wohl kaum ihr Vater angeschafft! So wie die schon aussah... irgendwas aus dem Süden, oder dem Osten. Romana mochte den Osten nicht. Es war die Geburtstätte von Krankheiten und Sekten, wobei zweiteres doch auch nur eine Krankheit war, wenn auch für die Seele. Die junge Claudia bemerkte, dass die Sklavin sie bemerkte. Aber das Gör tat nichts, begriffsstutzig zeigte sie nur auf sich selber und blickte sie unintelligent an. Romana seufzte. Wollte die Sklavin sie für dumm verkaufen? Dabei hasste sie es, nicht ernst genommen zu werden.
    “Ja, du! Komm her!“ Sie machte hektische Armbewegungen in ihre Richtung, die wohl international genug waren, um der Sklavin zu verdeutlichen, dass sie gemeint war. “Hast du Bohnen in den Ohren?“ Nochmal winkte sie sie her.

    Römer, sagte einst Vergil in seiner Aeneis, vergiss nicht, das Schicksal der Völker mit Macht zu lenken. Dem nicht genug, setzte er hinzu, dass Völker, die nicht bereit waren, sich diesem arroganten Machtanspruch widersetzten, vernichtet werden müssen. Denn Rom war eine perfekte Gesellschaft, und es war keine Frage, dass alle Völker sich der Pax Romana unterordnen sollten. Doch warum weigerten sich die Barbaren so sehr, sich von den Römern regieren zu lassen? Romana dachte über diese schwierige Frage nach, als sie bei einem ihrer Besuche in der Villa Claudia, die sie dann und wann machte, manchmal angekündigt oder auch nicht, vom Atrium in den Garten schritt. Ihr Vater war nicht zugegen, sodass sie sich einfach wieder den Garten anschauen wollte.


    Als sie damals Vestalin wurde, war der Garten öde und verlaust. Mittlerweile war er wieder halbwegs hergestellt worden, wenn man den Gerüchten glauben wollte, von einem Germanen. Parthenope, Romanas Sklavin, hatte die Claudiern schon am Eingang verlassen, um zu den Sklaven in der Küche zu gehen. Und so war Romana alleine, als sie durch den Garten lustwandelte. Man hatte ihn wieder schön hergerichtet. Hie und da waren noch Spuren von alten Unzulänglichkeiten zu sehen, aber insgesamt war Romana, selber Hobbygärtnerin, sehr zufrieden, als sie auf den Kieswegen in etwa zu der Mitte der Gärten schritt und sich dort auf eine Bank niederließ. Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf, lehnte sich zurück und genoss kurz den Frieden.


    Ihr war nach Wein. Etwas zu trinken, gegen die Trockenheit der Kehle. Sie stand auf, um jemanden zu entdecken – aufgrund ihrer Größe sah sie durchaus weit. In der Ferne, war da nicht jemand? Eine Sklavin, wie es schien. Romana holte etwas Luft und rief zu ihr hinüber: “He, du! Komm mal her!“


    Sim-Off:

    Reserviert