Kaum war die Claudierin, der Einladung aus dem Hause Tiberia folgend, bei der betreffenden Villa angekommen, öffnete auch schon ein Sklave ihr die Türe. Es ging bemerkenswert schnell und unkompliziert, was Romana sehr imponierte. Sie dachte kurz daran, was für einen Krampf etwaige Besucher der Villa Claudia mit Sharif erlebt hätten.
Sie konnte sich noch gut an die Villa Tiberia erinnern, auch wenn es schon einige Zeit her war, dass sie hier gewesen war. Damals hatte sie den jetzigen Consul gebeten, sich für ihren Eintritt bei den Vestalinnen stark zu machen. Was war sie für ein Nervenbündel gewesen. Mittlerweile jedoch hatte sich dies geändert. Romana war nun nicht mehr das schlaksige, tollpatschige Mädchen mit verworrenen Haaren und einer irgendwie zu großen Nase, welches mit nervöser Stimme Durus erzählt hatte von ihrer Begegnung mit Vesta. Nein, sie war nun eine selbstbewusste junge Frau, die ihre Bewegungskoordinationen nun bei Weitem besser unter Kontrolle hatte und ihr Haar jeden Morgen zu sorgfältigen Locken drehte.
Sie lächelte, als sie Septima sah. Diese überschäumende Gastfreundschaft fand sie so überwältigend, dass siegar nicht recht wusste, was sie erwidern sollte. „Salve, Septima! Es freut mich ebenfalls, danke, vielen Dank für deine Einladung!“ Romana war keine Freundin von diesen ganzen neumodischen Küsschen, die sicher von irgendwelchen Griechen oder Barbaren importiert worden war. Trotzdem, sie war vertraut damit, und beugte sich zu Septima herunter, um zwei hastige Küsschen auf ihre Backen zu platzieren, somit auch ihrer Freundin erlaubend, zwei Bussi auf ihre Wangen zu platzieren.
„Vielen Dank.“, wiederholte sie sich selber, als ihr ein Platz angeboten wurde. Sie ließ sich elegant auf der Kline nieder und ließ ihre Füße gezwungenermaßen über den Rand hinausbaumeln. Dies hatte sie schon so oft tun müssen, sodass sie es gewohnt war und auch wusste, es halbwegs lässig aussehen zu lassen.
„Der Consul kommt vielleicht?“, fragte Romana nach. Natürlich würde es sie sehr freuen, wenn Durus, auf den sie große Stücke hielt, auch hierher kommen würde, doch wenn es seine Zeit nicht erlaubte, verstand sie das selbstredend. Schließlich hatte man als Consul ohne Zweifel Wichtigeres zu tun, als mit Vestalinnenschülerinnen Smalltalk zu betreiben. „Nun, sicher.“, brachte sie ihr Verständnis für diese Angelegenheit zum Ausdruck.
„Mulsum wäre schön.“, beantwortete sie Septimas Frage mit einem dankbaren Lächeln. Sie mochte das Getränk, und fühlte sich jetzt auch alt genug, dem Alkohol ohne Scham zu frönen. „Sag, liebe Septima, wie ist es dir ergangen in der Zwischenzeit?“