Beiträge von Claudia Romana

    Sie strich sich durch die Haare und lächelte. „Das ist ganz, ganz wundervoll von dir. Ich würde so gerne wieder einmal Pflanzen setzen... oder einfach nur gießen... oder vielleicht schneiden... ich vermisse das wirklich, weißt du? Früher, in Clusium, habe ich den Garten beherrscht. Der Gärtner hat ordentlich gekuscht vor mir!“ Sie grinste stolz. Mit ihrer Körpergröße war es sogar bei Männern nicht schwer, Eindruck zu schinden. „Ich habe auch versucht, den garten in der Villa Claudia in Ordnung zu bringen, aber es sieht so aus, als würde dies jemand anderer machen müssen.“, seufzte sie. „Ich habe einen Gärtner gefunden, aber der war so etwas von schlecht – um nicht zu sagen grauenhaft – das kann man sich nicht vorstellen, er...“


    Und genau in diesem Moment wurde Occia von Romanas Redeschwall erlöst. Die junge Patrizierin nämlich reckte ihren Kopf und begann zu schnuppern. „Ich rieche Fleisch...“, meinte sie. „Ist es möglich, das unser Essen kommt? Und, ach ja, hast du etwas dagegen, wenn das Becken wieder hineingestellt wird? Ich meine, jetzt ist es schon eine Weile draußen, und der Raum hat jetzt die rechte Temperatur für mich erreicht.“, meinte sie.

    „Natürlich!“, meinte Romana. Sie hatte keine Ahnung, wieso sie so zerstreut war heute. Es musste der Restalkohol von gestern sein, wenn man es sich so anschaute. „Natürlich. Disciplina Etrusca. Haruspizin. Litatio.“, murmelte sie zu sich selber, um diese verwandten, dennoch unterschiedlichen Begriffe in unterschiedliche Kategorien zu rücken.


    „Ich freue mich schon sehr darauf, dies zu erlernen. Ich denke, es ist sicher ein sehr spannendes Gebiet.“ Sie hatte für sich selber schon eine gewisse Spezialisierung in die Disciplina Etrusca vorgesehen – sie wollte genau das können, was ein Haruspex konnte, egal, wieviel Arbeit ihr dies abnötigte.


    Sie blickte Occia groß an. „Wirklich? Schon frei – und eine Ernennung?“ Das ging aber schnell. „Vielen Dank! Das ist wirklich nett von dir!“ Sie dachte kurz nach. „In die Stadt gehe ich später noch, denke ich. Aber jetzt muss ich erst einmal ein wenig Schlaf nachholen.“, gab sie zu. „Aber danke für den Unterricht.“ Sie lächelte zurück, sehr erfreut über die direkt schwesterliche Liebe, die sie in Occias Augen erblickte. Alleine durch dieses Lächeln fühlte sie sich schon geborgen.


    „Also, dann. Vale.“ Sie unterdrückte ein Gähnen, während sie sich erhob, und, Occia noch einmal zulächelnd, das Zimmer verließ.

    „Baiae...“, echote Romana und dachte nach. „Genau, ja. Ich war schon dort. Vor Ewigkeiten war dies. Ich weiß nicht mehr, zu welchem Anlass. Möglicherweise waren es auch die Bäder. Ich war damals noch sehr klein, musst du wissen.“ Sie lächelte in sich hinein, bevor sie aufhorchte.


    „Du magst Gärten? Das ist ganz wundervoll – die Gärtnerei ist eine große Lieblingsbeschäftigung von mir. Ich liebe es, Landschaften in Ordnung zu bringen. Wilde Wälder sind mir ein Grausen. Geordnete Gärten liebe ich. Was denkst du davon?“, fragte sie Occia.


    „Wir, in unserer Villa, haben auch einen riesigen Garten. Odch bisher haben wir noch keinen guten Gärtner auftreiben können. Vielleicht hast du einen Ratschlag, den du mir geben kannst?“, fragte sie.

    „Paulus Ces... Caesannus, ja. Also, danke viele Male. Ich werde nach ihm suchen, wenn ich die Zeit habe.“, meinte sie. Die Dankbarkeit konnte man ihr anhören, ebenso wie die Entschlossenheit, den Kerl dereinst aufzusuchen. Denn sie selber war ja ein hoffnungsloser Fall, wenn es um das Auffinden von guten Handwerkern ging. Da kam so ein Ratschlag sehr gelegen. Sicherlich hatte der Gallier auch dementsprechende künstlerische Fähigkeiten. Nur sollte die Landschaft keine Waldlandschaft sein. Sie hatte eine Abneigung gegen Wälder, sie zeugten davon, dass sich der Mensch die Natur noch nicht komplett untergetan hatte, und waren somit ein Zeichen von fehlender Zivilisation. Zumindest, wenn es nach der hoch aufgeschossenen Claudierin ging.


    Die nächste Frage löste ein Lächeln bei ihr aus. „Nun, ich bin in Rom geboren. Meine Ahnen sind aus Rom. Und doch habe ich in Etrurien einige schöne Jahre verlebt, bei meinen Großeltern mütterlicherseits in Clusium. Für mich ist es einfach... ein Platz, an dem ich mich zurückziehen kann, wenn dunkle Wolken aufziehen, bis die Sonne wieder scheint. Ich weiß, das mag kitschig klingen. Aber ich liebe Etrurien. Für mich ist es der schönste Platz der Welt.“, gab sie zum Besten. „Und es ist einfach... ein Stück Heimat, welches ich in Rom nicht habe. In Etrurien habe ich auch den Entschluss gefasst, Vestalin zu werden...“ Sie war ein wenig scheu, noch immer, darüber, die exakten Umstände zu erklären. „Gibt es so einen Platz bei dir, den du besonders ins Herz geschlossen hast? Oder bist du eine echte Stadtrömerin?“, fragte sie Occia zurück.

    „Also... vorher...“, murmelte sie. Die Schmückung erfolgte vor dem ganzen Theater insgesamt. So war das also. Sie nickte nur und machte sich eine innerliche Notiz, während sie ihren Hocker in eine halbwehgs akzeptable Position brachte, ihn innerlich verfluchend. Wenn sie einmal sich ein Bein wegen dieses stupiden Möbels bräche, würde sie das nicht wundern. Ein neuer Stuhl musste her, genau.


    Das Gebet und die Schlachtung waren also seperate Teile des Opfers. Romana nickte nur, ein wenig beschämt, es nicht im Vorhinein gewusst zu haben. Aber was sollte sie tun? Sie war eben (noch) nicht eine professionelle Priesterin. Sie verlegte sich wieder darauf, was sie normalerweise tat – zuhören. Absorbieren.


    Die Frage, die nun kam, war unvermeidbar, und Romana beantwortete sie schnell. „Die Litatio.“, sagte sie. „Ein Haruspex untersucht, ob die Innereien, insbesondere die Leber, in Ordnung sind. Wenn alles passt, und keine Beulen oder Löcher zu sehen sind, kann die Litatio ausgerufen werden. Das bedeutet, dass die Götter das Opfer angenommen haben.“, beantwortete sie die Frage, so gut, wie sie es konnte.

    Andächtig hörte sie der Rede ihre Vaters zu, und lächelte ihm liebevoll zu, als er sie kurz anblickte. Es war eine gute Rede, dachte sie. Eine überzeugende Rede. Sie blickte kurz hinüber zu diversen Klienten, welche die einen oder anderen Sachen vorbereiteten, und dann empor in den Himmel, wo der Himmel sich strahlend blau weit erstreckte. Es war ein schöner Tag, ein guter Tag zum Opfern. Sie hatte auch registriert, dass ihr Vetter ihr Lächeln bemerkt hatte. Schön, dass er noch da war, der Familienzusammenhalt.


    Und deshalb sah sie auch den einen nicht an, den sie als größte Gefahr für jenen erachtete. Hätte sie gewusst, dass ihr Bruder plante, sie zu verheiraten, hätte sie aufgelacht. Er wusste wohl nicht, dass sie sich als Vestalin ihr ganzes Leben lang der Jungfräulichkeit verpflichtet hatte, tja, so leicht zieht das Leben an einem vorbei – selbst wenn man (gescheiterter) Priester war. Dereinst, wenn ihre Ausbildung abgeschlossen war, könnte er ihr auch nicht mehr vorhalten, dass seine Ausbildung zu Ende war.


    In diesem Augenblick befahl ihr vater allen, die Zunge zu hüten, was eher ein Ritual als eine wirkliche Aufforderung war. So verfolgten ihre Blicke ihren Vetter, als jener den Tempel betrat, während sie sich den Schleier ganz und gar über den Kopf schlug.

    Das Gewicht von Melina spürte Romana vollends nun auf ihrer Brust. Mit Müh und Not brachte sie ihr rechtes Bein wieder zu ihren linken hin und musste einige Schritte rückwärts tun, um nicht umzufallen.
    Sie grinste zurück. „Natürlich kann ich noch.“, meinte sie und grinste. „Und du?“ Mit einem Ruck warf sie sich nach vorne, zu Melina hin. Die beiden hatten in etwa die selbe Statur, doch Romana war ungleich größer als Melina, sodass sie auch mehr wog. Dies war ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

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    Original von Lucius Quintilius Valerian
    ...Claudia Romana, brauchst Du Hilfe?....


    Was für schöne Sachen es am Büffet gab. Die Claudierin lud ihren Teller wiederholt auf und verputzte im rasenden Tempo die Köstlichkeiten aus dem Hause Germanica. Verschiedenste Fleische gab es, sowie verschiedenstes Obst... und weiche Eier... Wachteleier... Luxus pur...
    Romana war mittlerweile schon so tüchtig am Essen, dass ihr die Frage des Quintiliers erst nach und nach ins Bewusstsein sickerte. „Oh, ähm, nein, danke.“, meinte sie ein wenig beschämt über ihre ungezügelte Fressorgie, die sie jetzt wirklich sein lassen sollte, und ließ den xten Spieß, von dem sie schon das Fleisch heruntergegessen hatte, sinken. „Nun... ich denke, dann wird es wohl der Garten sein.“, meinte sie zu ihm. Es war noch immer ein wenig seltsam, mit diesem Menschen ruhig zu reden. Denk an das Versprechen, das du Calvena gegeben hast, rief sie sich wieder ins Gedächtnis. Später würde sie eh mit ihm, zusammen mit Calvena, reden, und damit hoffentlich ein paar Sachen aus der Welt schaffen.
    Sie ächzte ein wenig, als sie sich aufraffte, was weniger mit ihrem Kopf als mit ihrem vollen Magen zu tun hatte. Als sie gerade stand, blickte sie an sich herunter und machte eine saure Miene, als sie sah, dass man ihr die tatsache, dass sie sich so dermaßen vollgeschlagen hatte, durchaus ansehen konnte. Ich muss mich zurücknehmen... unbedingt, dachte sie sich. „Also. Dann gehen wir in den Garten?“, fragte sie Valerian, dann „wir“ mit Müh und Not herausbringend. Bald würde er, wie es aussah, wohl der Ehemann ihrer besten Freundin sein.

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    Original von Quintus Germanicus Sedulus


    Romana verstand den Punkt natürlich, auch wenn ihr das Gefühl, ein Schwert in der Hand zu halten, nicht eben geläufig war. „Man braucht eben gute Lehrer. Wobei, ist es nicht so, dass man viel mehr lernt, wenn man ordentlich verdroschen wird, als wie wenn jemand mit seinem Fechtpartner umgeht, als wäre jener aus kostbarem Geschmeide? Blaue Flecken würde ich gerne in Kauf nehmen für Erfahrung. Wenn ich ein Mann wäre.“ Sie dachte kurz nach. „Nicht, dass ich selber gerne blaue Flecken hätte... äh... hmmm... du hast wohl recht. Ich sollte mich da wirklich raushalten, der Kampf ist eine Sache für Männer, und das ist wohl auch gut so.“ Eine großartige Feststellung, dachte sie sich sarkastisch.


    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein, gar nicht. Ich weiß, was du meinst, und der Wunsch, gegenüber den Göttern keine Fehler zu begehen, tut dir Ehre. Also, wenn du mich etwas fragen willst – scheu dich nicht, zu mir zurückzukommen.“, meinte sie. „Obwohl, wenn du dir sicher sein willst, solltest du zu einem Professionellen gehen. Vielleicht zur Obervestalin. Oder zu einem Pontifex, wie Tiberius Durus!“, meinte sie arglos mit einem Lächeln.


    Andere Fremdsprachen? Das war jetzt eine gute Frage. „Manchmal braucht man ein Gespür für das alte Lateinische aus den Zeiten, als Rom noch jung war. Manche Gebete sind aus den Zeiten. Sonst glaube ich es nicht. Natürlich, wenn man diese ganzen abstrusen fremdländischen Kulte ausschließt. Kannst du vielleicht Fremdsprachen?“, fragte sie Sedulus.


    Sie zuckte mit den Schultern. „Tja, so ist es eben. Die Barbaren hätten uns erobern sollen, wenn ihnen ihre Wälder so wichtig wären. Gibt es bei jenen nicht Bäume und Steine, die sie als Gottheiten verehren?“, fragte sie Sedulus.


    „Du solltest mal ein paar Sachen probieren, die du nicht immer bekommst. Römer schauen auf die Peregrini herab, aber ihr Essen lieben sie.“, fasste sie, wohl ein wenig selbstironisch, die hypokritische Lebensweise mancher Römer zusammen. „Vielleicht magst du es ja auch. Wenn du es probierst. Aber du hast eigentlich recht. Gutes altes deftiges römisches Essen ist mir da lieber. Geflügel mag ich sowieso. Und Schwein! Ich liebe Schweinsbraten, da gibt es ncihts besseres. Oder aber... Kalb. Hmmm...“, gab sie der Vorahnung auf unglaublichen Genuss Ausdruck. „Eine Ahnung habe ich leider nicht.“, musste sie zugeben, als ein aufmerksamer Sklave ihr vom Getränk nachschenkte. Das Sürfeln würde sie jetzt mal sein lassen... für die nächsten 2 Minuten oder so.

    „Nicht dafür? Wofür dann?“, entgegnete Romana etwas verwirrt, sie kam ein paar Sekunden nicht mit, bevor ihr kam, dass der Senator wohl so etwas wie „Bitte“ oder „Nichts zu danken“ gemeint haben mochte. „Ah, natürlich. Verzeihung.“ Gerade rechtzeitig nahm sie den roten Faden wieder auf.


    „Oh, schade. Es ist aber sicherlich gut für die körperliche Betätigung.“, meinte sie und zuckte die Achseln. Nun, sie war nicht Sedulus‘ persönliche Fitnessberaterin, also ging sie das nichts an.


    Sie lächelte, als er ihr ein Versprechen gab. „Wenn du Fragen hast, kannst du dich an mich wenden.“ Sie hielt inne. „Naja, was sage ich da, deine Nichte Calvena ist einfacher zu erreichen. Wie du siehst, du bist von Priesterinnen umringt. Scheue dich nicht, Fragen zu stellen, bevor du es riskierst, es vor den Göttern zu versaubeuteln.“, meinte sie, einen weiteren Schluck von dem alkoholischen getränk neben ihr trinkend


    Nun schien auch Sedulus den Faden verloren zu haben. Sie lächelte abermals. „Beides, Sedulus. Griechisch ist wichtig für den Ritus Graecus, das sind spezifische Opferrituale, und Etruskisch für die Disciplina Etrusca, die Leberschau und Zukunftsvorhersage. Wie die Namen es schon sagen.“, informierte Romana den Senator über ihre Trilingualität.


    Sie hörte dem zu, was Sedulus über Griechenland zu erzählen zu hatte, und nickte. „Das klingt nett.“, meinte sie. Mehr wollte sie jetzt auch nicht wissen, am Ende erpackte sie das Fernweh. Und das wäre sehr schlecht in ihrer Position. „Danke abermals.“, fügte sie hinzu, als er sein Angebot bestätigte. Sie würde vielleicht doch einmal die Obervestalin befragen.


    Sie legte den Kopf schräg. „Nun ja, ich habe einen nicht unbeträchtlichen Teil meines Lebens außerhalb von Rom verbracht. Von daher... tja... ich bin es gewöhnt, Rom nicht als das Einzige zu sehen, was es auf dieser Welt gibt.“, meinte sie. Sie nickte nur zu seinen Worten zu Wäldern, verlor aber kein Wort mehr darüber. Sie war kein Waldfreund.


    Viel lieber redete sie übers Essen. „Die solltest du probieren! Sie sind eine Delikatesse. Weißt du aber, was ich auch mag? Entenbraten. Vielleicht gibt es das heute. Fleisch mag ich insgesamt, manchmal mehr, als es mir gut tut...“ Sie tätschelte fast liebevoll auf ihren Bauch. Um Magersucht musste sie sich keine Gedanken machen, auch wenn sie nicht dick war. „Und der Nachtisch erst! Hmm, ich habe da eine sehr gute Ahnung, was das angeht. Und... Mensch, jetzt ist der Becher schon leer...“ Sie wies einen Sklaven an, ihr nachzuschenken. Jener tat dies dann auch.

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    Original von Quintus Germanicus Sedulus


    Sie lachte vergnügt. „Dann bedanke ich mich.“, grinste sie zu Sedulus hin. Gleichzeitig fragte sie sich, ob andere Frauen dies auch als Kompliment aufgefasst hätten... womöglich nicht... „Sag, bist du noch in Form?“, fragte sie ihn beiläufig.


    Romana blickte ihn an mit einem recht undeutbaren Blick, in dem wohl auch ein bisschen Vorwurf lag. „Nun, immerhin bist du ehrlich.“, meinte sie und lächelte. „Aber besonders in den höheren Senatsriegen sollte man imstande sein, religiöse Riten zu vollziehen. Also bringe dein Wissen vielleicht auf Vordermann, bevor du nach Höherem strebst.“, empfahl sie ihm.


    Seine Schmeichelei brachte sie aber wieder zu einem ein wenig verlegenem Grinsen. „Ach, mein Griechisch... na ja, was soll ich sagen... da ist mein Etruskisch besser.“ Herrje, klang sie jetzt angeberisch! „Ähm... ich meine, ich muss es im Atrium Vestae lernen, es ist Voraussetzung...“, fügte sie, irgendwie entschuldigend klingen, hinzu. „Aber wo warst du denn in Griechenland? Ich war noch niemals dort. Aber es würde mich interessieren.“, fragte sie nach.


    Als Sedulus seinen Vorschlag machte, lachte sie. „Das ist lieb von dir. Versuchen kannst du es ja, aber ich weiß nicht...“ Sie blickte zu Boden. „Vielleicht liegt es auch in meinem eigenen Interesse, wenn ich die Ausbildung nicht unterbreche... aber ich schätze dein Angebot wirklich, vielen Dank.“ Sie war einigermaßen unentschlossen, musste aber lächeln, als Sedulus sich zu ihr hinbeugte und ihr anvertraute, sie könne ihn auch so adressieren. Sie kicherte und biss ihre Zähne sogleich zusammen, sie musste sich ja anhören wie ein kleines Mädchen. „Danke, das ist sehr großmütig... Sedulus.“, gab sie ebenso leise zurück.


    Sie verwunderte sich ein wenig über Sedulus‘ Feststellung. „Denkst du wirklich? Das finde ich schade. Denn die Provinzen sind Roms Rückgrat. Ohne sie wäre Rom nichts. Man sollte über den Tellerrand schauen, einige Leute sollten das wirklich machen.“, meinte sie. Die letzten Worte aber ließen sie stutzen. „Ja, einige Familien bekommen gar nichts mehr auf die Reihe. Ich meine, zum beispiel von den Corneliern hat man lange nichts mehr gehört.“, meinte sie, als sie krampfhaft überlegte, was denn das letzte claudische Monument gewesen war. Auch schon eine Weile her.


    Ihre Gedanken wurden zu Bäumen umgeleitet. „Wälder sind ideale Schlupflöcher für Banditen und wilde Bären, und nur so lange schön, wie man sie von außen betrachtet, und nicht auf einer Waldstraße überfallen wird. Aber ich streite nicht ab, das sie nützlich sind, besonders an Berghängen,um Muren abzuhalten. Und natürlich sollte man Wälder aufrecht erhalten, um stets eine Quelle für Holz zu haben. Und ein Habitat für Wild, das man jagen kann.“, konstatierte sie, streng wirtschaftlich denkend.


    Sedulus machte keine schlechte Arbeit, als er sie galant zu ihrem Tisch geleitete, und ließ sich auch einiges auf den Teller hiefen. Leider nur ein paar Brocken, also hatte sie keine Ausrede, ihren Teller so voll zu bepacken, wie sie es immer gerne tat. „Ich freue mich schon auf die Siebenschläfer, ich habe schon ewig keinen mehr gegessen. Du auch?“, fragte sie, sich in seine Richtung wendend.

    Das arme Herz von Romana pochte noch immer ein wenig aufgeregt, als sie sich wieder gerade hinsetzte. Das hätte böse enden können, und sie war Occia mehr als nur dankbar, dass sie Romana nicht auslachte – was wohl nur recht und billig gewesen wäre. Sich innerlich einen Tollpatsch scheltend, nahm sie es aber befriedigt zur Kenntnis, dass ihre Antwort richtig gewesen war.


    „Nun, ich lasse diese Experimente lieber. Ich halte mich an die Mos Maiorum. Denn dies ist erwiesenermaßen der beste Weg von allen.“ Die stockkonservative, streng gläubige Patrizierin hörte man wieder einmal sehr gut heraus.


    Sie nickte, als Occia durch den Opferablauf ging. Das Hauptopfer, natürlich. „Geweiht werden die Opfertiere durch Wein und mola salsa. Und die symbolische geste, die das Tier zur Opferung bereit macht... das war... genau, das Opfermesser wird dem Opfertier vom Kopf zum Schwanz gestrichen.“ Komische Vorlieben hatten die Götter, aber sie würden es sicher am Besten wissen. „Und die Tiere werden auch noch geschmückt. Zum Beispiel mit Decken und Wollbinden. Und Vergoldung von Hörnern.“, fiel ihr noch ein, auch wenn es nicht hundertprozentig relevant war.


    „Ach, und wieder eine Frage. Das Opfer. Kommt dies, der Mos Maiorum zufolge, vor, nach oder während dem Gebet?“, wollte sie wissen.

    „Nun ja, wenn du es sagst...“ Romana war noch immer alles andere als überzeugt, und blickte zur Sklavin hin, die in der Türe erschien, als Occia mit den Fingern schnippte. Nun ja, sie war die Sklavin, und sie musste machen, was man ihr sagte. Und sie hätte es garantierter schlechter erwischen können. In Freiheit würde es ihr nie so gut gehen.


    Anstatt jedoch über Frieheit und Sklaverei innerlich zu philosophieren, wandte sich die Claudierin wieder Occia zu. „Hmm, also, mir geht es gut soweit. Sehr gut sogar. Danke der Nachfrage.“, meinte sie. Es war schon nett, dass Occia nachfragte – nun ja, eine floskelhafte Formalität, aber der klassische Beginn einer Konversation.


    Die nächste Frage war etwas weniger allgemein gehalten, und Romana nickte. „Ja, ich will noch immer den Raum etwas bemalt haben. Weiß angekieselte Wände haben etwas Erhabenes, aber in meinen Privaträumen will ich ein wenig Lebhaftigkeit haben. Ich weiß aber nicht, welche Motive schön wären... vielleicht... ja, vielleicht eine etrurische Landschaft. Dann würde ich mich gleich ein wenig... ja... heimischer fühlen. Hast du eigentlich den Namen und die Anschrift von deinem Maler herausgefunden?“, fragte sie.

    Romana war sehr erstaunt, wie leicht es ging, Melina nach vorne zu drücken. Obacht, das muss eine Falle sein, flüsterte eine Stimme in ihr ihr ein, und Romana reagierte gerade rechtzeitig. Die lange Patrizierin geriet ordentlich ins Wanken, doch mit einem Ausfallschritt mit ihrem rechten Fuß schaffte sie es, sich wieder einzubalanzieren. Das rechte Bein gesellte sich nun aber nicht zu dem linken wieder, wie man es sich vorstellen würde, sondern wurde mit einer flinken drehenden Bewegung in Melinas Kniehöhlen hineingerammt, während Romana ihr dabei einen kräftigen Schubs verpasste. Melina müsste einiges an Balance aufbringen, um daradurch nicht umzufallen.


    Sim-Off:

    Passt schon! Lass dir ruhig Zeit! ;)

    Ein wenig lehnte sie sich auf ihren Hocker zurück, stolz darüber, dass sie die Antwort gewusst hatte. Dabei hatte sie vergessen, dass er keine Lehne hatte, und sie wäre fast nach hinten geflogen. Mit einer rudernden Armbewegung mit dem rechten Arm, einer flatternden Bewegung gleich, behielt sie jedoch das Gleichgewicht und konnte wieder Occia lauschen.


    Also konnte man kein Fleisch opfern. Das sollte sie sich merken. Immer nur lebende Objekte sollten geopfert werden, wenn es Fleisch sein sollte. „Also würden die Götter Schinkenstreifen und ihnen geopferte Speckschwarten sofort und ohne Zögern abweisen?“, fragte sie nach, um ganz sicher zu sein. Sie wollte ja auch was lernen.


    „Aja.“, machte sie nur zur letzten Äußerung der Papirierin hin. Ihr selber würde es ja nicht im Traum einfallen, einer noch so niedrigen Gottheit ein krankes, krakeliges Tier zu opfern. Eine Frage kam, unvermeidbar, zu der Opferung selber. Romana dachte kurz nach. „Zuerst die Victimarii. Sie töten die Tiere und nehmen sie aus. Anschließend führen sie auch die profanatio durch. Die ministri sind generelle Handlanger beim Opfer. Dann gibt es die tibicines. Und die fidicines. Sie musizieren während der Opfer. Dann gibt es noch die Popae und die cultrarii, ihre Aufgabe ähnelt der der victimarii.“, meinte sie schlussendlich.


    Sim-Off:

    Ich auch nicht. Obwohl, von Speck- und Schinkenopferungen habe ich schon gehört, aber ich denke, das ist eher nordisch (keltisch/germanisch).
    Über Vesta gibt es wenig im Netz; wenn man etwas in Onkel Google eingibt, kommt das Bild von Goya, welches eine Opferung an Vesta darstellt, und sonst nur New-Age-Kram. Selbst Smith hält sich zurück. :( Wie dem auch sei, Nova Roma ist die einzige Quelle, die ich gefunden habe, die sich auf Fleischopferungen bezieht, im Gegensatz zur Opferung von lebendigen Tieren.

    „Oh... hmmm...“, entfleuchte es Romana, als sie dies hörte. Neu war dies nicht, doch hatte sie in Gedanken ihre Mentrix immer nur Occia genannt. „Natürlich, Papiria.“, meinte sie dann, und versuchte, einfach sich keine Gedanken darüber zu machen. Irgendwann würde dies automatisch gehen, mit der Namenssache.
    Die Papirierin reagierte auf Romanas Gespür für Wärme sofort mit einigen netten Worten, deren Sinn der junge Patrizierin aber verschlossen blieben. „Was hinausstellen?“, fragte sie. „Das Becken?“, fiel ihr dann ein. „Kann man das überhaupt?“ Es sah schon ziemlich unhandlich aus. Und dazu noch die Hitze... „Ich will niemanden Umstände machen.“, beteuerte Romana.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus


    Sie schwieg noch ein paar Sekunden, nachdem Sedulus sich ihren Wünschen an die Götter anschloss. Hernach versprach das Gespräch aber wieder heiterer zu werden. Auf Sedulus‘ Kommentar ihres Potentiales als Fechterin hin musste sie lachen. „Ich nehme das einmal als Kompliment auf.“, witzelte sie. Sie mit Schwert. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr gefiel ihr der Gedanke. Schließlich war sie ja die Enkelin des Claudius Restitutor!


    Als er zugab, nicht so viel mit der Religion am Hut zu haben, blickte sie kurz verwundert. Er als Senator? Aber sie tat den Gedanken ab. Sie würde die Letzte sein, die einen Senatoren wegen seines Glaubens kritisieren würde. Solange einmal, wie sie nur Schülerin war. „Nun, nicht jeder kann Priester sein.“, gab sie zurück mit ruhiger Stimme.


    Sie legte den Kopf schief, als er sie fragte, ob sie die Reiseberichte des großen Alexanders gelesen hatte. „Natürlich. Und noch viele andere Schriften. Mein Vater hatte großen Wert darauf gelegt, dass seine Kinder eine gute Ausbildung erhalten. Das beinhaltete auch einiges an Lesen. Wobei, mein Griechisch sollte ich wieder aufbessern.“, gab sie zu.


    Sie machte große Augen, als Sedulus ihr dieses Angebot machte. „Oh... Sedulus...“, brachte sie, ehrlich gerührt, nur hervor, bevor sie schluckte. Sie hatte ihn gerade genannt, wie ihn ein guter Freund nennen würde. „Verzeih. Senator.“, korrigierte sie sich. Vielleicht machte es Sedulus aber auch nichts aus, wenn sie ihn als solchen adressierte. „Dieses Angebot ist so nett, dass es mich... umhaut. Wirklich.“, meinte sie zu ihm, ein feines Lächeln auf den Lippen tragend. „Aber ich fürchte, die Obervestalin würde das nie gestatten. Sie ist eine große Befürworterin eines nahtlosen Unterrichts. Freie Abende herauszuhauen ist für mich schon so schwierig.“, meinte sie betrübt. Sie hätte es gerne getan, Germanien gesehen, aber das würde, solange ihre Ausbildung voranschritt, nicht gehen.


    Sie musste aber grinsen, als er die Taten seiner Gens beschrieb. „Sei bloß nicht zu bescheiden! Es gibt andere, die ziehen deine Gens hinunter, da musst du es nicht auch noch machen. Und ich meine, wir, die Claudier, würden auch niemals uns hinterm Busch halten mit unseren Leistungen.“, meinte sie. Dass es in letzter Zeit etwas still um die Claudier geworden war, konnte daran liegen, dass in letzter Zeit nichts Abenteuerliches geleistet worden war.


    Er erzählte von den Rodungen, und sie hörte zu. „Ja, natürlich kann man ein ganzes Land nicht entwalden... aber es sollte vorangetrieben werden. Ich meine, die Natur ist dazu da, bezwungen zu werden.“, erklärte sie Sedulus voller Ernst.


    Sie zuckte die Achseln, als Sedulus vage Erinnerungen an die Duccier hervorkramte. „Mal sehen, vielleicht rennt mir ja einer über den Weg.“ Die Frage war nur, ob ihr jemand über den Weg rennen würde, der dem claudisch-romanischen Fragenbombardement gewachsen wäre.


    Sie lächelte den Senator an. „Aber gerne doch.“ Und, bevor sie es sich versah, hatte sie sich bei ihm eingehakt. Wenn schon geleiten, dann richtig.


    Als sie sich auf ihren Platz gesetzt hatte, ließ sie ihren Blick über die wundervollen Speisen schweifen. Sie blickte nach hinten zu einem Sklaven. „Etwas Siebenschläfer auch für mich, bitte.“, wies sie ihn an. Während sie dabei zusah, wie er ihr ein wenig davon auf ihren Teller schnetzelte, blickte sie sich um. Sie wollte nicht anfangen zu essen, bevor nicht alle Platz genommen hatten.

    Romana überlegte kurz auf die Frage der Kleinen hin. „Ich denke nicht, dass irgendjemand etwas dagegen haben sollte. Du kannst auf jeden Fall kommen.“ Schließlich war das Atrium Vestae ja für alle offen. Bis auf den Tempel. Und es gab Beschränkungen für Männer, eh klar. Sonst sollte nichts dagegen sprechen, dass Sabina einmal vorbei schauen könnte. „Vielleicht will dich deine Base ja begleiten.“, setzte sie hinzu und zwinkerte zu Calvena hinüber. Doch genau in dem Moment wurde Sabina ins Bett gescheucht, von einem Mann, den sie nicht kannte, der sich aber so aufführte wie der Hausherr. Also war er es wahrscheinlich auch. „Gute Nacht!“, rief Romana Sabina zu, als diese, zusammen mit Calvenas Sklavin, die sie schon vorher kennen gelernt hatte, ins Heia-Nestchen abdampfte.


    Nun hatte Romana wohl ein wenig Ruhe, die sie dazu benutzte, hastig ein paar Brocken Essen vom Tisch wegzuklauben und sie auf ihrem Teller aufzustapeln. Was liebte sie doch Büffets! Valerian hatte sich auch schon gütlich getan. Er begann jetzt wohl mit Calvena herumzuschäkern, gleichsam wie Centho mit Calliphana. Romana hatte nur ihr Rindsfleischspießchen, welches sie betrübt, in die Luft haltend, anschaute. Ein Mann... ein ordentlicher Mann, das wäre etwas... jetzt war es zu spät. Hm, sah dieser dicke Spieß nicht ein wenig aus wie...? Romi, Romi, tadelte eine harsche Stimme in ihr, welche sie dazu veranlasste, schiefe Gedanken aus ihrem Kopf zu streichen und herzhaft in ihren Fleischspieß zu beißen. Der Geschmack des saftigen Fleisches beruhigte sie. Ja, sie schaltete quasi aus, ließ die Flut der Geschehnisse rund um sie an sich vorbei gehen, und verschlang ihr Essen.


    Irgendwann war ihr Teller leer. Sie blickte sich um. Hatte sich irgendetwas getan?